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"Praise the Lord" ist eine praktische Anleitung zu einem Leben als fröhlicher Christ: Mit Vertrauen im Herzen. Mit dem Lob Gottes auf den Lippen. Mit Hoffnung für die Kirche.
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Seitenzahl: 216
Veröffentlichungsjahr: 2021
Vorwort
Geschichten
Gott, warum Gott? (Prolog I)
Der große Gärtner (Prolog II)
Ovation
Des Meisters Sessel
Das alte Akkordeon
Mein Weihnachten
Der Obstgarten
Mein Apfelbaum
In vino veritas
Der Meterhecht
Die knallrote Schwimmweste
`n Fuffi
Born again to be free!
Unser Turm
Naturgewalt und Schöpfungsmacht
Gebete
Die frohe Botschaft von Jesus Christus (Basics I)
Gebet (Vater im Himmel – Ich komme zu Dir nach Hause.)
Gebet (Jesus Christus – Ich gebe Dir mein Leben.)
Gebet (Heiliger Geist – Komm und erfülle mich!)
Ein Brief an Jesus
Ein Lied vom neuen Leben in Christus
Mein Morgengebet
Mein Abendgebet
Frieden mit Gott (Basics II)
Gedanken (Ein bisschen Theologie)
Worship – Eine kleine theologische Einführung
Pia desideria - Ein offener Brief an meine Kirche
Pfingsten – Die Hoffnung auf Zukunft
Gott ist nichts unmöglich! – Ein paar biblische Ermutigungen
Nehemia
Daniel
Petrus
Jeremia
Maleachi
Simeon
Die Zukunft - Ein unbekanntes Land
Danksagung
Dieses Buch möchte eine Einladung und Anleitung sein zu einem Leben als fröhlicher Christ: Mit Vertrauen im Herzen. Mit dem Lob Gottes auf den Lippen. Mit Hoffnung für die Kirche. Es lädt Menschen ein, die „mehr“ möchten als nur einen „traditionellen“ Glauben und eine „traditionelle“ Form von (Landes-)Kirche. Es möchte Anstöße geben, einen dynamischen, alltagstragenden Glauben zu entwickeln und eine lebendige Kirche und Gemeinde „für heute und morgen“ zu gestalten. Gegründet in Gottes kraftvollem Wort. Gebunden an Jesus Christus. Offen für das Wirken seines erneuernden Heiligen Geistes.
Die Geschichten, Gebete und Gedanken dieses Buches sollen darum Einladung und Ermutigung sein, unseren Gott zu ehren, ihn zu loben und zu preisen mit dem, was wir sind und haben – in unserem Alltag und mit unserem ganzen Leben. Wir dürfen leben in einer freien und fröhlichen Haltung von Hingabe und Anbetung. Denn als Gottes geliebte Kinder, als Söhne und Töchter unseres himmlischen Vaters, als Freunde und Nachfolger unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus und Gefäße des Heiligen Geistes sind wir bestimmt zum „Lob seiner Herrlichkeit“.
Praise the Lord!
Die meist autobiografischen Geschichten mitten aus dem Leben versuchen, etwas von dem ganz praktisch, konkret und alltagstauglich einzufangen und widerzuspiegeln, was es heißen könnte, mit dem, was wir sind und haben, zum „Lob seiner Herrlichkeit“ bestimmt zu sein (Eph 1,12) und diese Bestimmung zwischen Geschenk und Herausforderung als frohe und freie Kinder Gottes zu leben. Sie möchten das Lob unseres großen und reichen, schönen und herrlichen wie heiligen Gottes sichtbar machen und zu einer tieferen Hingabe an ihn einladen und ermutigen.
„Gott breitet den Himmel aus und geht auf den Wogen des Meeres. Er macht den großen Wagen am Himmel und den Orion und das Siebengestirn und die Sterne des Südens“ – Die Bibel ist voll solcher Worte und Bekenntnisse wie diesem aus dem Buch Hiob (Hiob 9,8-9).
„Gott? Warum Gott?“ mag mancher aufgeklärte und „vernünftig denkende“ Zeitgenosse sagen. „Ich sah ihn noch nie auf dem Meer wandern und der Sternenhimmel braucht keinen täglichen Dirigenten jenseits der Naturgesetze.“
Ich möchte von meinem Freund Karl (Name geändert) erzählen. In den zurückliegenden 30 Jahren ist er mir zum echten Freund geworden. Wir haben zusammen gelacht. Wir haben zusammen geweint. Die Freundschaft hat nicht beim Geld aufgehört. Karl ist ein offener, liebenswerter und warmherziger Mensch. Wir würden sagen: Ein „guter“ Mensch ohne Arg. Vor allem aber ist er ein beinharter Realist und knochenharter Atheist. An einen Gott zu glauben, ist für ihn abwegig und fremd. Er deutet seine Welt konsequent ohne Gott. Sein Leben funktioniert auch ohne ihn. Ich habe hohen Respekt vor diesem Lebensentwurf. Denn er wird auch dann nicht weich, wenn es im Leben eng wird. Er fängt auch in Krankheit nicht an zu jammern und zu sagen: „Jetzt hilft Beten vielleicht doch!“ Manchmal ist er ein bisschen wehmütig über sein fortschreitendes Alter und die abnehmende Zahl seiner Tage. Aber das unterscheidet ihn sicher nicht grundsätzlich von einem Glaubenden, von einem Christen.
Wir können schweigend neben einander stehen und in den klaren Sternenhimmel schauen. Ich schaue nach oben, sehe die überwältigende Schönheit der Schöpfung. Erkenne den Schöpfer in seinem Werk. Staune, wie weise er alles geordnet hat. Für mich kann es keinen anderen Schluss geben. So komplex und kompliziert. So filigran und fantastisch vom Größten bis zum Kleinsten. Nein: Ich kann all das nicht denken ohne einen intelligenten Designer, einen großartigen Architekten, ohne diesen göttlichen Planer und grandiosen Visionär, der all das erdachte und in seiner Vollkommenheit wollte. Ich spüre, wie aus meinem Innern unwillkürlich ein Lied aufsteigt: „Du großer Gott, wenn ich die Welt betrachte, die du geschaffen durch dein Allmachtswort“. Meine Seele möchte einfach seinen Gott loben!
Auch Karl schaut nach oben, sieht in den sternenklaren Nachthimmel. Genießt den fantastischen Anblick, den Zauber der Nacht und die Magie des Universums. Es gibt diesen Raum in seinem Leben für das Staunen und die Romantik, denn auch er ist natürlich ein fühlender Mensch. Doch dass da „irgendwo hinter dem Sternenzelt ein gütiger Vater wohnen könnte“ – das kommt ihm nicht in den Sinn. Es zählen für ihn allein die Erkenntnisse der Naturwissenschaften mit ihren Naturgesetzen, die Prinzipien des Zufalls und der Evolution. Wir sehen beide dasselbe und erkennen doch jeder etwas grundlegend anderes. Weil ich inzwischen angefangen habe zu singen, stimmt auch er mit ein: „Drum jauchzt mein Herz, dir großer Herrscher zu. Wie groß bist du. Wie groß bist du.“ Er kennt dieses Lied. Natürlich. Er liebt dieses Lied seit vielen Jahren. Weil es ein schönes und anrührendes Stück Musik ist. Eine der großen und alten Hymnen seiner schwedischen Heimat: „O store Gud!“
Doch Karl lebt in einem tiefen Zwiespalt. Als Pastor bin ich für ihn per se ein notorischer Lügner. Er spricht das auch offen aus. Ich predige von Berufswegen und gegen Bezahlung etwas, das in seinen Augen einfach nicht wahr sein kann. Dennoch erlebt er mich als Mensch und Freund (und Christ?) offensichtlich so authentisch und glaubwürdig, dass er ohne zu Zögern öffentlich im Radio sagen kann, ich gehöre zu den drei Menschen (außerhalb seiner engsten Familie), denen er am meisten vertraut.
„Wie dumm muss man sein, an einen Gott zu glauben?“ ist seine These, die er dann selbst sofort mit einem Kopfschütteln quittiert. Für ihn lassen Verstand und Vernunft, Intellekt und Logik keinen anderen Schluss zu. Wohl wissend, dass meine mir von ihm zugeschriebene „Dummheit des Glaubens“ wohl eher eine „naive Dümmlichkeit“ sein müsse. Denn ich bin ja ein universitätsstudierter und doppelt examinierter Geisteswissenschaftler. Der sich aber offensichtlich weigert, den Verstand nur richtig zu gebrauchen. Dennoch fragt er mich und andere „überzeugte“ Christen immer wieder danach, warum wir denn glauben, was wir uns davon versprechen. Doch immer endet es mit einem Kopfschütteln. Manchmal lächelt er es dann weg. Manchmal verdüstert sich sein Gesicht aber auch für einen Augenblick.
Gibt es Menschen, die einfach nicht glauben können? – Ich kann darauf keine letzte Antwort geben. In meinen langen Berufsjahren als Pastor habe ich immer wieder Menschen getroffen, die nicht glauben wollten. Sie sagten, sie könnten nicht. Etwa aufgrund von Verletzungen oder Schicksalsschlägen. „Wenn Gott das so in meinem Leben oder in dieser Welt zulässt, dann kann ich nicht an ihn glauben!“ Doch die ehrliche Antwort würde heißen: „Dann will ich nicht an ihn glauben.“ Unser Wille spielt eine bestimmende Rolle. Wir glauben nur, was wir glauben wollen. Oft auch gegen die Faktenlage oder wider besseren Wissens. Wir folgen nicht immer den Regeln der Vernunft und der Logik. Einmal abgesehen davon, dass die Vernunft ohnehin eine „Hure“ (M. Luther) sein kann und kein absoluter Wert an sich ist. Sie ist immer nur ein Werkzeug! Wir erliegen nur zu gern der Versuchung, uns die Welt so zu denken, wie es uns entgegenkommt. Wer kann schon sagen, dass er gänzlich frei wäre von diesem „Pippi-Langstrumpf-Prinzip“!
Mir blutet manchmal das Herz, wenn ich auf Menschen wie meinen Freund Karl treffe. Die nicht glauben können oder nicht glauben wollen. Ich möchte so gern mit ihnen teilen, was der Glaube an Gott mir bedeutet, was Jesus mir für mein Leben gibt. Denn lange, bevor es den Berufsgläubigen und „Herrn Pastor“ gab, gab es den Menschen und Christen Michael Jastrow. Vor allem der möchte so gerne teilen, was das Vertrauen auf Jesus, den Christus, uns allen und jedem einzelnen geben kann. Die Erfahrung der Vaterliebe Gottes. Unser inneres Zuhause bei ihm. Die Erfahrung von Vergebung. Der warme Mantel der Gnade. Die Erfahrung eines tiefen Friedens. Meine Seele darf zur Ruhe kommen. Eine neue Freiheit zu leben. Eine Quelle der Lebensfreude, des Trostes, der Geborgenheit, die in uns aufbricht und die unser Leben begleitet. Ja, ich weiß: Wir Christen müssten erlöster aussehen und all dies viel fröhlicher leben! Diese Kritik lasse ich mir gefallen. Aber das muss kein Hinderungsgrund sein, nicht selbst auf die Suche zu gehen. Zu suchen und zu finden.
Gott lässt uns die Freiheit. Zu glauben oder nicht zu glauben. Wir sind keine fremdgesteuerten Marionetten. Wir sind ein echtes und freies Gegenüber seiner Liebe. Darum erzwingt er keinen Glauben, keinen Gehorsam, keine Anbetung. Er zwingt nicht. Er nötigt nicht. Er erpresst nicht. Gott lässt uns alle Freiheit, ihm zu vertrauen – oder eben auch nicht. Aber er möchte uns locken: „Wer sucht, der findet“ (Mt 7,7). In Jesus, dem Christus, will der lebendige Gott sich von uns finden lassen. Hier möchte er uns begegnen. Hier möchte er uns nahekommen. Als liebender Vater. Als versöhnender Christus. Als befreiender Heiliger Geist. Wer sich auf den Weg macht, dem wird er entgegenkommen. Dem wird er sich zu erkennen geben. Schon im Alten Testament findet sich Gottes leidenschaftliche Einladung, sein blutendes Herz (Jes 65,1): „Ich wäre (sogar) zu erreichen gewesen für die, die nicht nach mir fragten. Ich wäre zu finden gewesen (selbst) für die, die nicht nach mir suchten. Ich sagte zu Menschen, die meinen Namen nicht anriefen: Hier bin ich. Hier bin ich!“.
Was hindert dich zu glauben? Was hindert dich, Jesus zu vertrauen? – Wenn dich dein Verstand daran hindert, dann lockere den eisenharten Griff der Vernunft für einen Augenblick. Man stürzt nicht gleich in Dummheit ab! Aber man kann ein Stück Freiheit gewinnen, diese Welt aus einem neuen und anderen Blickwinkel zu sehen. Jenseits seiner bisherigen Urteile und Vorurteile. Ich bin überzeugt davon, dass wir auf Gott hin angelegt sind. Dass es in uns ein „Tiefenwissen“ und eine „Herzensahnung“ davon gibt, dass Gott unser ergänzendes Gegenüber und unser eigentliches Zuhause ist. Die Antwort auf alle Sehnsucht und Heimatlosigkeit. „Verlorenheit“ nennt die Bibel das. Dieses Wissen kann verschüttet sein. Vielleicht haben wir nicht nur Gott vergessen. Vielleicht haben wir sogar vergessen, dass wir Gott vergessen haben. Doch wie auch immer: Gott selbst ist auf der Suche nach uns. Lass dich von ihm finden! Gib ihm die Chance, sich dir zu zeigen!
In der Schule hatte ich einen klasse Naturwissenschaftler als Biolehrer. Er hat mir die Wahl zwischen Theologie und Biologie als Berufsperspektive nicht leichtgemacht. Ein toller Mensch – und man ahnt es schon – ein echter Atheist! Einmal gewährte er einem jungen Mann aus seiner Familie einige Tage „Asyl“, weil dieser sein Leben in Ruhe neu ordnen wollte. Dazu las er im Neuen Testament. Eine gute Wahl! Denn: „Als er eines Tages zum Frühstück herunterkam“, erzählte eben dieser Lehrer, „war er verändert. Man konnte es spüren: Wenn es Gott gibt, dann war er ihm begegnet, dann hatte er ihn gefunden.“
Ich liebe die Paradiesgeschichte von den ersten Seiten der Bibel. Ihre tiefen Bilder und bleibenden Wahrheiten (Gen 2 und 3). Sie erzählt von „Gott, dem großen Gärtner“. Lust- und liebevoll legt er seinen großen und genialen Schöpfungsgarten an. Den Garten „Eden“, den Garten der Freude, der Himmel und Erde paradiesisch vereint. In der Mitte der „Baum des Lebens“. Tag für Tag schafft er in diesem Garten etwas Neues, um es am Abend zu betrachten und zu sagen: Ja, es ist gut geworden. In aller Freiheit wird davon erzählt, wie Gott mit eigenen Händen in der feuchten Erde wühlt. Aus einem Lehmkloss den Menschen nach seinem Ebenbild als Mann und Frau gestaltet. Ihnen den Atem des Lebens einbläst. Am siebenten Tag, dem biblischen Sabbat und Ruhetag, blickt er voller Zufriedenheit auf seinen Garten und sagt: Nein, es ist nicht nur gut geworden. Ja, es ist sehr gut geworden (Gen 1,31).
Was immer du über das Gärtnern denkst oder möglicherweise am Gärtnern liebst: Man sagt, das Arbeiten und Sein im Garten habe eine entspannende, entschleunigende und ausgleichende Wirkung. Eine ursprüngliche und archaische, therapeutische und heilende Komponente. „Dumme rennen. Kluge warten. Weise gehen in den Garten.“ sagt ein geflügeltes Wort. Also: Glücklich ist der zu nennen, der einen Garten hat – einen Hausgarten, einen Kleingarten oder auch nur einen Stadtbalkon!
Ich bin gern im Garten. Ich gärtnere gern. Vor allem im Urlaub. Mit den Händen in der Erde zu wühlen. In unserem ursprünglichen Grundelement, aus dem wir einst kamen und zu dem wir einmal zurückkehren werden. Ich liebe es, zu säen und zu pflanzen. Zu schneiden und zu formen. Und natürlich zu ernten! Aber eines liebe ich noch mehr als die Arbeit selbst: Den Genuss des Fertigen. Die Freude am Schönen. Zu sehen, wie die Pflanzen wachsen. Zu schauen, wie Knospen sich öffnen und Blätter sich entfalten. Zu beobachten, wie die Bienen Nektar sammeln oder die Fische im Teich einfach nur herumspielen. Ja, ich freue mich, wenn die Gartenarbeit erledigt ist. Denn dann ist Zeit zu genießen. Zeit zur „Muße“.
Die Paradiesgeschichte erzählt davon, dass „Gott, der große Gärtner“ seinen Schöpfungsgarten weder aus purer Langeweile noch allein um seiner selbst willen anlegte. Dieser Garten sollte ein Ort der Begegnung sein. Heimat für den Menschen und Ort der Begegnung mit ihm: Gott, dem Schöpfer. Diese alten fantastischen Worte und Bilder der Bibel erzeugen bei mir immer wieder ein Stück Gänsehaut: „Am Abend, als es kühl geworden war, schritt Gott der Herr gegen den Tagewind einher durch den Garten und rief: Adam (Mensch), wo bist du?“ (Gen 3,8+9). Gott sucht seinen Garten auf. Auf der Suche nach dem Menschen, ihm zu begegnen, ihm nahe zu sein, Zeit mit ihm zu teilen. Die Bibel atmet das von der ersten Seite an: Die Sehnsucht Gottes nach uns. Seine Leidenschaft für uns. Wir Menschen: Das Gegenüber seiner schöpferischen Liebe – und dieser Liebe wert!
Eines Tages aber heißt es: „Als Adam hörte, dass Gott am Abend, als es kühl geworden war, gegen den Tagewind durch den Garten einherschritt, da versteckte er sich mit seiner Frau vor dem Angesicht Gottes, des Herrn.“ Zwischen gestern und heute war etwas geschehen. Du weißt schon: Die dumme Sache mit dem Apfel! (Oder welche Frucht es auch immer war.) Etwas war zerbrochen. Adam konnte Gott nicht mehr ins Gesicht sehen. Fühlte sich nackt und bloß, der offenen Begegnung mit Gott nicht mehr gewachsen. Ein gutes Versteck im dichten Gebüsch schien ihm sicherer.
Kannst du Gott ins Gesicht sehen, seinem Blick standhalten? – Ich erinnere mich an die Worte eines Menschen, die mir lange nachgegangen sind. Er sagte, von sich überzeugt: „Ich habe keinen Grund, mich vor Gott zu verstecken. Ich bin ein stolzer und aufrechter Mensch. Ich beuge mich vor niemandem. Ich werde mit erhobenem Haupt und gerade im Kreuz vor Gott treten und für mein Leben einstehen.“ – Ich bin mir nicht so sicher, ob das wirklich funktionieren wird. Wenn wir einmal „von Angesicht zu Angesicht“ in den Spiegel der Heiligkeit Gottes schauen werden, dann werden wir schnell erkennen, dass Gott wirklich „Gott, der Herr“ ist. Nicht nur irgendein Gegenüber auf Augenhöhe, vor dem ich die Muskeln spielen lassen oder mir selbst auf die Schulter klopfen könnte. So einfach wird es nicht sein.
Darum hat auch Gott es sich nicht so einfach gemacht. Wir wissen es und wir spüren es jeden Tag neu: Wir leben nicht mehr im Garten Eden. Vertrieben finden wir uns wieder in einer Welt voller Angst und Schmerz, in der wir uns nur allzu oft nackt und bloß, ohnmächtig und ausgeliefert fühlen. Diese Welt ist wahrlich kein Paradies, kein Himmel auf Erden. Immer zugleich Garten der Freude und des Leids. Doch Gott möchte uns zurückholen. In die Gemeinschaft mit ihm. In seine Nähe. In die Geborgenheit seiner Liebe. Darum hat auch er den Himmel verlassen. Ist uns in Jesus, dem Christus, quasi nachgereist. Mitten in die Verlorenheit dieser Welt hinein. Hat am Kreuz von Golgatha die Schuld und Sünde, die Rebellion und den Zerbruch der Gemeinschaft und der innigen Nähe gesühnt. Den Weg geöffnet, zu ihm zurückkehren zu können. „Den Himmel wolltest Du nur mit uns. Darum brachtest Du, Jesus, ihn her. Die Schuld war groß, die Liebe größer. Nichts trennt uns jemals von Dir.“, heißt es in dem Hillsong-Lied „What a beautiful name“, das ich nicht mehr aus Kopf und Herz bekomme. Denn das bedeutet nichts weniger als: Wer Jesus vertraut, hat die klare Option auf den Himmel, auf das kommende Paradies, auf den neuen Garten Eden.
Wo kann ich meinen Gott finden, ihm begegnen? Oder: Wo findet er mich? Gefährlich, gefährlich, wird mancher jetzt denken, wenn ich sage: In deinem Garten! In Bad Balkonien, Bad Meingarten oder Bad Kleingarten. Im großen Schöpfungsgarten, der Natur. In Feld, Wald und Flur. An Strand, Meer und Gebirge. Man kann unseren Gott dort treffen! Wir können uns auch jenseits von Kirchenmauern genau dort von ihm finden lassen. Seine Spuren und seine Stimme in der Schöpfung erkennen. Oh, ich liebe es, in aller „Herrgottsfrühe“ am Ufer eines Sees zu stehen, um durch die Nebelschwaden die aufgehende Sonne zu beobachten. Das berührt mich. Das veranlasst mich zum Loben und zum Singen. In solchen Augenblicken findet Gott mich. In solchen Momenten lasse ich mich von ihm finden.
Unsere Welt spiegelt immer noch etwas von der ursprünglichen Schönheit der Schöpfung und lustvollen Leidenschaft des großen Gärtners wieder. Aber sie ist zugleich geprägt und belastet von Schmerz und Zerbruch. Der Apfel hatte Folgen. Die Antwort darauf finden wir nicht da draußen in der Natur. Hoffnung und Heilung für unser Leben und diese Welt gehen allein von dem aus, der sich uns im geschriebenen Wort unseres Gottes zeigt: Jesus Christus.
Das Angebot, das Jesus uns macht, können wir nicht in der Natur finden oder aus der Schöpfung herauslesen: Gott möchte uns „Vater“ sein. Himmlischer Vater. Im Paradies war er „Gott, der Herr“, der „Schöpfer und große Gärtner“. Hier auf dieser Erde und mitten in unserem so schönen wie zerbrechlichen Leben möchte er uns „Vater“ sein. Das ist kein Titel. Das ist eine Beziehung. „Abba, lieber Vater“, dürfen wir sagen und beten. Welch ein Vorrecht! Was für eine Nähe! Welch ein Ausdruck und Spiegel seiner Liebe zu uns!
Dies war die größte Entdeckung meines Lebens. Die Antwort auf meine ganz persönliche Lebensfrage. Ich habe lange gebraucht, für mich zu entdecken, dass die Vaterliebe Gottes nicht nur ein leeres Wort oder eine abgegriffene Phrase ist, sondern eine erfahrbare, kraftvolle, lebensverändernde und heilende Realität.
Jesus lädt dich ein. Mit den Bildern der Paradiesgeschichte gesprochen: „Komm heraus aus den Verstecken deines Lebens!“ Du darfst dich Gott zeigen. Jesus wird vergeben und heilen, was dich von deinem Gott trennt. Der Apfel ist Geschichte! Er wird dir deine Angst und Scham nehmen, dich neu einkleiden als „Sohn und Tochter deines himmlischen Vaters“. Denn der heilige Gott möchte auch dir zum liebenden Vater werden. Mit dir in dieser vertrauten Nähe und innigen Beziehung leben. Nicht irgendwann einmal in ferner Zukunft. Er möchte es schon heute.
Das ist noch nicht der Himmel auf Erden. Das ist noch nicht das Paradies mitten in dieser Zeit. Aber es ist schon heute der himmlische Vorgeschmack auf das, was einmal als neuer „Garten Eden“ paradiesisch kommen wird. Denn auch am Ende aller Zeit steht nichts anderes als ein neugeschaffener, großer und fantastischer Garten Gottes (Offb 22, 1-2): Gott wohnt und regiert in der „Stadt des Friedens“. Von ihm selbst geht ein kristallklarer Strom des „Wasser des Lebens“ aus, an dessen Ufern üppige und heilende „Bäume des Lebens“ wachsen. Gott kann nicht aus seiner Haut: Er ist und bleibt „der große Gärtner“!
„Soli Deo Gloria“ so überschrieb einst Johann Sebastian Bach all seine Werke und ließ keinen Zweifel daran, wem Ruhm und Ehre, Ovationen, Beifall und Applaus seiner Musik gelten sollten. Als Sechzehnjähriger lernte ich das Gitarre spielen auf einer hellen Yamaha, einer durchaus brauchbaren Gitarre der unteren Mittelklasse. Schnell wurde ich im Wankendorfer Jugendchor eingesetzt oder spielte im Jugendkreis mit. Wir entdeckten den Lobpreis. Oft durfte ich ihn an den Jugendabenden, in unseren Lobpreisgottesdiensten und an den evangelistischen Abenden der Bibelwochen leiten. Eingeladen zum Abschlussgottesdienst eines Grundkurses wechselten wir irgendwann nach Neumünster und blieben dort. Treu erfüllte die Gitarre jahrelang ihren Dienst in den sonntäglichen Lobpreisgottesdiensten der großen Anscharkirche. Sie war sich nicht zu schade, immer herumgeschleppt zu werden, sich Blessuren einzuhandeln, manch begabtem oder unbegabtem Anfänger Unterricht zu geben, damit das Lob Gottes sich verbreiten konnte.
Ein kleiner Höhepunkt dieser Karriere war ein Regionaltreffen, an dem 650 Menschen eben auch zu dieser Gitarre sangen. Von hier nahm ich eine wichtige menschliche Erkenntnis und zugleich eine tiefe geistliche Wahrheit mit: Gott gebraucht das Schwache, Kleine und Geringe. Wo wir schwach werden, kann er durch uns stark sein. Es sind nicht nur unsere glänzenden und großartigen Möglichkeiten, auf die wir möglicherweise auch zu Recht stolz sind, die Gott zuerst und ausschließlich gebrauchen und in ein noch helleres Licht setzen möchte. Er fragt danach, ob wir ihm auch das Geringe und Begrenzte vertrauensvoll und mit Hingabe zur Verfügung stellen, das wir selbst vielleicht als kaum ausreichend ansehen, damit er es für sich gebrauchen kann. Das gefällt ihm! Das kann und will er nutzen, zu seiner Zeit an seinem Ort. (Wenn du allerdings spürst, dass du trotzdem auf Dauer nicht richtig ankommst, dann sei ehrlich zu dir selbst: Wahrscheinlich ist dies nicht Gottes Zeit oder Gottes Ort für dich.) Denn die Wahrheit war auch: Wir waren musikalisch sehr begrenzt und eigentlich Stümper. Der dortige A-Musiker lachte so manches Mal über uns. Er änderte seine Meinung erst viel später, als er ernsthaft erkrankte und einen anderen Blickwinkel bekam.
Gott ließ immer wieder genau aus diesem Wenigen und Kleinen einen herrlichen und himmlischen Lobpreis mit Momenten echter Anbetung wachsen. Es sind nicht unsere mangelnden Begabungen, die Gott begrenzen. Er kann die Grenzen erweitern. Gottes Geist ist eine neuschöpfende Kraft. Es ist vor allem unser Stolz, mit dem wir ihn begrenzen. Es ist unsere menschliche Hybris, Überheblichkeit und Eitelkeit, die uns oft selbst wie auch seinem Handeln durch uns im Wege steht. Übrigens, auch Feigheit oder Verweigerung kann eine Form dieses Stolzes sein! All das muss in unserem Leben bearbeitet und kleiner werden, soll Gott uns gebrauchen können. So erging es auch mir, als ich voller Stolz über die übervolle Kirche an jenem besagten Regionaltreffen trotz routiniert fehlendem Lampenfiebers doch beim ersten Lied einfach nicht den Ton finden konnte. Gott weiß schon, wie er mit mir umgehen muss, wie er es machen muss. Dennoch erfüllte sich an diesem Abend ein kleines prophetisches Versprechen, das er mir sechs Jahre zuvor in einem nächtlichen Bild gegeben hatte: Wir würden eine große Kirche mit Lobpreis füllen und Gottes Geist würde segnend dort sein.
Als es dann Zeit wurde für eine neue Gitarre, durfte es auch eine etwas Bessere sein. Sagen wir, eine richtig gute, eine Traumgitarre. Nachfolgerin wurde „die“ Kultgitarre der 70er und 80ger Jahre – eine echte amerikanische Ovation in einem Originalkoffer, schmales Griffbrett, Kunststoffkorpus mit unverkennbarem Schallloch und Hals, der Ton Phosphor-Bronze light. Sündhaft teuer. Überall und immer im Fernsehen zu sehen und seit Barclay-James-Harvests „Hymn“ (hier allerdings mit 12 Saiten) in jedermanns Ohr mit ihrem einzigartigen und unverwechselbaren Ton. Ich fasste einen Entschluss: Diese Gitarre sollte ausschließlich dem Lob Gottes gewidmet sein. Kein anderes Lied würde ich je auf ihr spielen wollen. So sollte es tatsächlich auch mehr als 25 Jahre lang kommen. Nicht jeder verstand das, die Konfirmanden und Jugendlichen am Lagerfeuer meckerten manchmal, wenn ich sie bat, es doch zu unterlassen, anderes Liedgut auf dieser Gitarre zu spielen. Der Ton dieser Gitarre gehörte eben einem anderen. Natürlich wurden gerne Ovationen, Beifall und Applaus entgegengenommen, etwa bei den Konzerten der Jugendband „Himmlische Dröhnung“. Doch der eigentliche Ruhm und die Ehre dahinter galten immer dem anderen, Jesus, dem Christus. Vor allem wenn die Gitarre wirklich zuerst und bewusst für ihn spielte, war die Musik oft besonders gut und gesegnet. Es fiel immer noch genug Anerkennung und Beifall für uns Musikanten ab. Gott gibt gern weiter an uns, wenn wir ihn die Nummer Eins sein lassen.
Zu meinem 50. Geburtstag bekam ich einen lang gehegten Wunsch erfüllt: eine schwarze Gitarre, wieder eine Yamaha. Quasi zur Einweihung des Instrumentes auf der Geburtstagsfeier wurde noch einmal die alte Band zusammengetrommelt. Wir sangen “I have made my decision and I have staked my claim. I will serve the Lord“. Auch diese Gitarre steht so ganz in der Tradition der beiden anderen. Sie macht nun direkt mit Jugendlichen zwar etwas weniger Musik, füllt aber hin und wieder noch die Kropper Dorfkirche. Sie möchte auch hier nichts anderes, als Menschen mit in das Lob und die Anbetung unseres großen und guten Gottes hineinzunehmen. Als Gegenstück zur Bibel hat auch sie ihren Platz in der anderen Hand des Predigers gefunden. Soli Deo Gloria.
"Wer soll ihn einmal bekommen?" war die große Frage. „Wer soll ihn einmal bekommen, wenn Vater nicht mehr ist?“, ihn, den großen Sessel, einen Stilsessel aus den 60iger Jahren, das Meisterstück des Polsterers. Stolz war er immer auf ihn gewesen. Gehütet hatte er ihn wie seinen Augapfel, am Zeichentisch entworfen, einem Tischler in Auftrag gegeben, ihn eigenhändig aufgebaut mit Naturfasern und mit einem langlebigen Stoff bezogen, beige in Streifen. Den schweren Stoff hatte er sorgsam gefaltet und kunstvoll gezogen mit Knöpfen. Wahrhaft ein Meisterstück.