PREDATOR: ARMADA - Tim Lebbon - E-Book

PREDATOR: ARMADA E-Book

Tim Lebbon

4,0

Beschreibung

Unaufhaltsam fallen unzählige Raumschiffe der gefürchteten Predatoren in den von Menschen kontrollierten Teil des Weltraums ein. Um der Bedrohung durch die Yautja, wie die Predatoren auch genannt werden, etwas entgegenzusetzen, schickt die Weyland-Yutani-Cooperation ihre Spezialeinheit ins Feld – die Colonial Marines. Aber der Preis, den sie dafür zahlen, ist hoch, denn die Predatoren sind überlegene Krieger, und jede neue Konfrontation fordert unzählige Opfer. Doch als sich Lt. Johnny Mains zusammen mit seinem Trupp Marines – den VoidLarks – dem Kampf stellt, stoßen sie auf einen Feind, der noch tödlicher ist, als man es sich hätte vorstellen können … PREDATOR: ARMADA ist der erste Teil der epischen RAGE WAR-Romantrilogie, in der die beiden kompromisslosesten Aliens der Filmgeschichte aufeinandertreffen. Das Universum wird nie wieder das alte sein. ★★★★★ »Wer Fan von einem oder beiden Franchises ist, wird seine helle Freude daran haben, Menschen, Predators und Aliens wieder im Kampf um die jeweils eigene Existenz vereint zu erleben.« - City of Films ★★★★★ »Ein rasanter, knallharter Roman, der den Ursprüngen gerecht wird.« - Impedimenta Magazine ★★★★★ »Tim Lebbon hat die Spannung und das Grauen aus den Filmen genau getroffen, mit vielen Begegnungen mit beiden Rassen, bevor es wirklich schlimm wird …« - Geek Dad ★★★★★ »Dies ist das actiongeladene Sci-Fi-Abenteuer, das die Fans verdient haben, auf der großen Leinwand zu sehen. Echte Geheimnisse und Spannung, gepaart mit brutaler Kriegsführung in der schwarzen Leere des Weltraums machen PREDATOR: ARMADA zu einem großartigen Eröffnungsbombardement im kommenden Krieg.« - Positiv Nerdy ★★★★★ »PREDATOR: ARMADA besitzt einen großartigen Spannungsaufbau, eine durchweg interessante Besetzung von Charakteren und eine gut geschriebene Geschichte mit überraschender Komplexität.« - Hey Poor Player

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RAGE WAR BUCH 1

ARMADA

TIM LEBBON

PREDATOR ™ : ARMADA

ISBN (gebundene Ausgabe): 978-3-95835-313-8

eISBN (E-Book-Version): 978-3-95835-314-5

This edition of Predator: Incursion, originally published in 2015, is published by arrangement with Titan Publishing Group Ltd.

This is a work of fiction. Names, characters, places, and incidents either are used fictitiously, and any resemblance to actual persons, living or dead, business establishments, events, or locales is entirely coincidental.

™ & © 2017 Twentieth Century Fox Film Corporation.

All rights reserved.

No part of this publication may be reproduced, stored in a retrieval system, or transmitted, in any form or by any means without the prior written permission of the publisher, nor be otherwise circulated in any form of binding or cover other than that in which it is published and without a similar condition being imposed on the subsequent purchaser.

Überarbeitete Ausgabe

Printed in Germany

Übersetzung: Peter Mehler

Lektorat: Johannes Laumann

Dieses Buch wurde nach Dudenempfehlung (Stand 2022) lektoriert.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

For Howard and Caspian

★★★★★ »Ein rasanter, knallharter Roman, der den Ursprüngen gerecht wird.« - Impedimenta Magazine

★★★★★ »Tim Lebbon hat die Spannung und das Grauen aus den Filmen genau getroffen, mit vielen Begegnungen mit beiden Rassen, bevor es wirklich schlimm wird …« - Geek Dad

★★★★★ »Dies ist das actiongeladene Sci-Fi-Abenteuer, das die Fans verdient haben, auf der großen Leinwand zu sehen. Echte Geheimnisse und Spannung, gepaart mit brutaler Kriegsführung in der schwarzen Leere des Weltraums machen Predator: Armada zu einem großartigen Eröffnungsbombardement im kommenden Krieg.« - Positiv Nerdy 

★★★★★ »Predator: Armada besitzt einen großartigen Spannungsaufbau, eine durchweg interessante Besetzung von Charakteren und eine gut geschriebene Geschichte mit überraschender Komplexität.« - Hey Poor Player

Inhalt

PROLOG: LILIYA

1 JOHNNY MAINS

2 ISA PALANT

3 ANGELA SVENLAP

4 JOHNNY MAINS

5 LUCY-ANNE

6 GERARD MARSHALL

7 LILIYA

8 LILIYA

9 ISA PALANT

10 JOHNNY MAINS

11 LILIYA

12 LILIYA

13 GERARD MARSHALL

14 AKOKO HALLEY

15 JOHNNY MAINS

16 GERARD MARSHALL

17 ISA PALANT

18 LILIYA

19 LILIYA

20 JOHNNY MAINS

21 ISA PALANT

22 LILIYA

23 AKOKO HALLEY

24 JOHNNY MAINS

25 ISA PALANT

26 JOHNNY MAINS

DANKSAGUNGEN

PROLOG

LILIYA

USS Evelyn-Tew (außer Dienst), Alpha Centurai, September 2351

Wie ein Metronom des Todes dröhnten die Geräusche schwer in ihrer Brust. Für einen kurzen, verrückten Moment hielt sie die Vibrationen für Musik, und ertappte sich dabei, wie sie unterbewusst ihren Rhythmus mit den Fingern auf dem Bettrahmen mit trommelte. Doch dann hörte sie die Schreie und das Chaos, das Blutvergießen und die Explosionen, und die Wahrheit wurde ihr bewusst. Dieses stampfende Pochen war der Herzschlag des Schiffes, das in seinen letzten Zügen lag. Ihr Plan hatte funktioniert, und war es an der Zeit, seine letzte Phase einzuleiten.

Nach allem, was Liliya wusste, konnte sie ohne Weiteres das letzte lebende Wesen an Bord der USS Evelyn-Tew sein.

Abgesehen von ihnen.

Unbewaffnet und allein arbeitete sie sich von den Schiffsquartieren zur Laborebene hinunter. Sie schlüpfte durch eine offene Tür, schloss sie hinter sich und versteckte sich in der Dunkelheit, als jemand oder etwas draußen vorbeischlich. Sie hörte das schwere Atmen und leise Fauchen. Nackte Angst machte sich in ihr breit. Länger als es vielleicht nötig gewesen wäre, blieb sie in ihrem Versteck und ertappte sich dabei, wie sie erneut ihre Befehle hinterfragte.

Sieh sie dir doch an. Sieh dir doch an, zu was sie in der Lage sind.

Eine der Kreaturen war in die Quartiere gelangt und hatte dort für Chaos gesorgt. Liliya hatte den Angriff mit anhören können – die erschrockenen Rufe, das heißere Fauchen der Kreatur, die Schüsse und die Schreie – und dann sah sie das Resultat der Attacke, als sie um die blutigen, aufgebrochenen Reste dessen herumlief, was einmal Menschen gewesen waren. Es waren wenigstens sieben Leichen, obwohl die Körper unter einer der Kojen so bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt waren, dass sich nicht mehr genau sagen ließ, wie viele hier gestorben waren.

Ich habe die Verriegelungen geöffnet, ich habe sie herausgelassen, und jetzt …

Aber es war nicht an ihr, Zweifel an ihren Befehlen zu hegen oder sie infrage zu stellen. Sie war aus einem bestimmten Grund hier. Sie hatte Wordsworth noch nie im Stich gelassen und würde auch jetzt nicht damit anfangen.

Es fühlte sich seltsam an, das verlassen wirkende Forschungsschiff zu durchqueren. Durch die Korridore, in denen normalerweise reger Betrieb herrschte, hallten weit entfernte Geräusche, und die Evelyn-Tew dröhnte und ächzte, während sie weiter beschleunigte. Liliya kannte den Kurs des Schiffes. Wann immer roter Alarm ausgelöst wurde, würde das Schiff automatisch in die nächstgelegene Sonne steuern. Und alles verbrennen.

Es durfte nicht riskiert werden, das etwas entkam.

Doch sie hatte alles verändert. In ihrem Kopf lief bereits der Countdown.

Sie erreichte einen Knotenpunkt, von dem drei Korridore abgingen, und spähte in jenen Gang hinein, den sie durchqueren musste, aber nicht wollte. Die Beleuchtung in dem Treppenaufgang flackerte und fiel schließlich aus. Das konnte eine Folge der Notfallprozeduren des Schiffes sein, vielleicht hatte es dort unten aber auch Schäden gegeben, als jemand versuchte, sich gegen die entflohenen Xenomorphs zu wehren. Liliya zögerte nur kurz, dann stieg sie die ersten Stufen hinab, die zu den unteren Decks führten.

Ich hätte es schon viel eher tun sollen, dachte sie. Sie war beinahe einhundert Tage auf diesem Forschungsschiff gewesen, und in dieser Zeit hatte sie sich als Teil der Crew eingelebt, hatte sich so unauffällig wie möglich verhalten, ihre Aufgaben gut, aber auch nicht zu gut erfüllt, und war zu jedermann freundlich gewesen, ohne sich Freunde zu machen. Je länger sie an Bord war, umso weniger Menschen nahmen Notiz von ihr. Genau diese Form von Unsichtbarkeit hatte sie gesucht.

Wenn sie ihre Mission eher erfüllt hätte, wäre sie nicht mehr auf der Evelyn-Tew gewesen, und vielleicht wäre dann auch nicht alles so schiefgelaufen. Die Rufe, die Schießereien, die Schreie, all das wäre womöglich nie passiert. Die Crew hätte entkommen können.

Vielleicht.

Doch wenn Xenomorphs im Spiel waren, schien das Chaos unausweichlich. Wann immer man mit ihnen experimentierte, ob an lebenden Exemplaren, Eiern oder Embryonen, nahm es ein böses Ende. Sie waren nicht dafür geschaffen, gefangen und studiert zu werden, und die Kreaturen hier an Bord, die man aus Proben von LV-178 erschaffen hatte, bildeten da keine Ausnahme. Es lag nicht in ihrer Natur, anderen zu gehorchen. Sie waren blutrünstige, gewalttätige Wesen. Und jeder Ort im Universum, an dem man auf sie stieß, schien unheilvoll und todbringend zu sein, ein Ort voller scharfer, schartiger Zähne.

Auch in der nächsten Ebene flackerten die Lichter und schienen sie heranzulocken. Eine matte, gläserne Form hing an einer der Wände. Ein Kommunikationsterminal. Sie wischte mit der Hand über den Bildschirm und eine schematische Darstellung des Schiffes erschien. Das Wort STATUS leuchtete auf. Liliya tippte die leuchtenden Buchstaben an und sah zu, wie sie erloschen. An ihrer Stelle erschien ein Warnhinweis.

Sie hielt den Atem an und las die Meldung noch einmal, obwohl das eigentlich nicht mehr nötig war. Sie verfügte über ein fotografisches Gedächtnis und ihr Erinnerungsvermögen war absolut. Das war der Grund gewesen, warum Wordsworth ausgerechnet sie für diese Aufgabe ausgewählt hatte. Andere wurden auf weitere Missionen innerhalb der Menschlichen Sphäre ausgeschickt, aber seinen Worten zufolge war es diese Mission, die am meisten zählte. Sie war von enormer Wichtigkeit. Was sie von der Evelyn-Tew mitnahm, würde darüber entscheiden, ob die Gründer triumphieren oder als unrühmliche, halb vergessene Fußnote der Geschichte enden würden.

Der Warnmeldung zufolge blieb ihr noch weit weniger Zeit, als sie befürchtet hatte. Das Schiff beschleunigte immer mehr und folgte einem Selbstzerstörungskurs, der es in weniger als einer Stunde mit Alpha Centauri kollidieren und verglühen lassen würde.

Liliya schloss die Augen und nahm ein paar tiefe Atemzüge.

Sie haben recht, dachte sie bei sich. Diese Kreaturen dürfen niemals …

Ein knisterndes Geräusch drang aus der Ferne heran, wie ein Klettverschluss, der aufgezogen wurde. Ein Ruf folgte ihm, doch die Worte waren unverständlich. Dann Schüsse und Schreie.

Liliya eilte zu den Treppenstufen in die nächste Ebene und begann, sie hinunterzusteigen. Ihre Schritte hinab waren vorsichtig, ihre Sinne geschärft, denn jede Bewegung und jedes Geräusch konnte Gefahr bedeuten. Sie hoffte nur, dass sie finden würde, weshalb sie hierher gekommen war. Jetzt, nachdem die Xenomorphs aus ihnen entkommen waren, stellten die Labors ironischerweise vielleicht sogar den sichersten Ort auf diesem Schiff dar.

Die Treppe mündete in einen kleinen Vorraum, von dem Korridore in mehrere Richtungen abzweigten. Irgendetwas Furchtbares musste hier passiert sein. Ein Körper saß aufrecht an eine Wand gelehnt. Sein Arm stand in einem unnatürlichen Winkel ab, und überall um ihn herum war Blut. Seine Waffe lag dicht neben ihm. Ein Gitterrost war aus dem Boden geschlagen worden, und aus dem Loch darunter schien die Dunkelheit in den Korridor zu kriechen.

Liliya ließ den Schauplatz schnell hinter sich, eine Geschichte, die sie nie erfahren würde. Ganz egal, ob es sich bei der Person um einen guten oder schlechten Menschen gehandelt hatte – sie hoffte, dass ihr ein schneller Tod vergönnt gewesen war.

Sie befand sich jetzt auf dem Forschungsdeck und nach einer weiteren Reihe von Türen erreichte sie den ersten Sicherheitsbereich. Ihre Hoffnung, dass die Türen aufgebrochen wurden oder bereits offen standen, wurde sofort zunichtegemacht. Aber darauf war sie vorbereitet. Während sie ein schmales Werkzeugetui aus ihrer Tasche zog, spürte sie einen dumpfen Schlag unter ihren Füßen, gefolgt von einem Dröhnen, das von weiter her zu kommen schien.

Das war eine Explosion. Sie blinzelte, neigte ihren Kopf zur Seite und lauschte angestrengt. Wenn sich eine Kettenreaktion ereignet haben sollte und das Schiff auseinanderzubrechen drohte, würde sie sich schnellstmöglich zum Landedeck oder den Rettungskapseln begeben müssen und ihre Mission wäre verloren.

Der Boden vibrierte ein wenig, doch das war alles. Das pochende Herz des Schiffes zeigte an, dass die Triebwerke weiterhin beschleunigten.

Was immer diese Explosion in der Ferne verursacht hatte, ging sie nichts an.

Zumindest jetzt noch nicht.

Sie kramte einen Decoder hervor und schloss ihn an den Verschlussmechanismus an. Während das Gerät damit beschäftigt war, die Kombination herauszufinden, zückte sie einige dünne Pinzetten und ein Lötmesser und machte sich daran, das erste der mechanischen Verriegelungssysteme zu öffnen. Die Mischung aus elektronischen Schlössern und althergebrachten Bolzenschlössern hatte ausgereicht, um Eindringlinge abzuhalten, aber Liliya war trainiert. Und sie war etwas Besonderes.

Nach weniger als einer Minute glitten die Türen auf und sie befand sich in der Hauptabteilung des Labors. Der gesamte Teil dieser Station war von einer gigantischen und verstärkten schützenden Struktur umgeben – eine Hülle innerhalb der Schiffshülle – mit eigenständig arbeitenden Systemen, die dafür konstruiert worden waren, zu verhindern, dass das, was sich darin befand, nach draußen gelangen konnte. Doch sie hatte eine Spur aus fehlerhaft arbeitenden Verschlusssystemen gelegt und die Xenomorphs hatten so einen Weg hinaus gefunden.

Sie erreichte eine der Luftschleusen, die ins Labor 3 führten, und spähte durch das dicke Diamantglas hinein. In den Labors herrschte Unordnung. Mehrere blutige und zerfetzte Leichen lagen zusammengesunken in einer Ecke und am hinteren Ende klaffte ein Loch in der Wand.

Labor 2 war angefüllt mit Rauch. Sie konnte wenig darin erkennen außer ein paar verschmierten Striemen blutiger Hände an der Innenseite der Fenster.

Zwischen Labor 2 und ihrem Ziel, Labor 1, befand sich der Hauptlagerraum, dessen Wände noch dicker und stärker gepanzert waren als die Außenhülle des Schiffes selbst. Nie hätte sie gewagt, sich hier drin an etwas zu schaffen zu machen. Hier wohnte der Tod. Und ironischerweise auch gleichzeitig die Quelle einer furchtbaren Lebensform.

Die Königin.

Liliya hatte sie ein einziges Mal zu Gesicht bekommen, und die Erinnerung daran hatte sie mit einer breiten Palette an Albträumen versorgt, die sie sich niemals auch nur hätte ausmalen können. Und selbst aus dieser Entfernung konnte sie spüren, wie sie eine Gänsehaut bekam und ihr das Blut in den Adern gefror.

Sie hastete an der nichtssagenden schweren Tür vorbei und spürte dahinter die Präsenz eines grässlichen Bewusstseins.

Ob sie weiß, was hier passiert? Ob sie versuchen wird, sich zu befreien, sich von ihrem Brutsack loszureißen?

Liliya schalt sich für ihre Gedanken. Sie musste sich konzentrieren, und ihre Mission galt nicht der Königin.

Labor 1 war ebenfalls abgeschottet, und sie musste erneut ihre Fähigkeiten im Schlösserknacken unter Beweis stellen. Als sich die Türen zischend öffneten, presste sie sich mit dem Rücken gegen die Wand und wartete auf das Kreischen und die Attacken.

Aber alles blieb still.

Sie huschte hinein und machte sich an die Arbeit.

In weniger als einer Minute hatte sie ein paar der Verteidigungsprotokolle umgangen, Zugang zum Hauptrechner erlangt und den Download aller Informationen eingeleitet, die sie suchte. Drei Minuten später waren alle Festplatten, Datenclouds und Quantenspeicher des Schiffes und darüber hinaus leer geräumt. Nun war Liliya die Einzige, die über jedes Detail der Forschungsarbeiten an Bord der Evelyn-Tew verfügte.

Die Gelehrten an Bord des Schiffes hatte herausragende Arbeit geleistet. In den letzten Jahren hatten sie mehr über die Xenomorphs in Erfahrung bringen können als in mehreren Jahrhunderten zuvor – und nun hatte sie dieses ganze Wissen gestohlen.

Es war eine schwere Last, die sie da trug, doch sie trug sie für Wordsworth … und alle anderen. Nun galt ihr ganzes Bestreben nur noch einem Ziel: ihrem Überleben.

Ihr Plan sah vor, eines der Schiffe auf dem Landedeck zu benutzen. Dort gab es mehrere Shuttles sowie ein stillgelegtes Schiff der Dreadnought-Klasse der Colonial Marines, das man scheinbar zu ihrem Schutz erworben hatte. Aber einige der unteren Decks standen in Flammen, und als sie sich dem Landedeck näherte, hörte sie Schüsse, Schreie und das unverwechselbare Kreischen der Xenomorphs.

Also entschloss sie sich, ihr Glück bei einer der Rettungskapseln zu versuchen.

Die USS Evelyn-Tew war ein außer Dienst gestellter Zerstörer der Colonial Marines, der mit einer Länge von über einer Meile und einer Breite von einer halben Meile für weitaus mehr Menschen konzipiert worden war, als die Crew, die sie nun beherbergte. Es gab blutige Hinweise darauf, dass die Xenomorphs einen großen Teil der wissenschaftlichen Besatzung dezimiert hatten, und sie konnte nur mutmaßen, dass anderen die Flucht geglückt war. Ihre Hoffnung bestand darin, zumindest eine letzte funktionierende Rettungskapsel vorzufinden, die sie benutzen konnte.

Zweihundert Yards und eine Ebene vom nächstgelegenen Rettungsdeck entfernt konnte sie sie schließlich hören. Flüstern. Kratzen. Hörte sie über den Gang hinter jener Ecke jagen, der sie sich näherte. Als die Deckenleuchten kurz aufflackerten, konnte sie sie auch sehen, unstete Umrisse, die im stroboskopartigen Licht der unregelmäßig an- und ausgehenden Lampen davonhuschten.

Liliya erstarrte und versuchte sich so wenig zu bewegen, wie ihr es möglich war. Zehn Schritte hinter ihr befand sich eine Tür, aber es gab keine Garantie dafür, dass sie sich öffnen würde. Fünfzig Schritte weiter war ein Schott. Wenn sie sich umdrehte und losrannte, würde sie es vielleicht schaffen – vielleicht aber auch nicht. Und selbst dann gab es keine Garantie, dass es ihr gelang, das Schott zu schließen, bevor die Kreaturen über sie herfallen würden.

Während sie unentschlossen zwinkerte und überlegte, was sie als Nächstes tun sollte, brachen die Schatten um die Ecke.

»Ich sagte doch, dass ich jemanden gehört habe«, sagte der Mann. Eine Frau war bei ihm. Er trug ein älteres Modell einer Puls-Rifle bei sich, und sie hielt in jeder Hand ein Messer. Beide wirkten völlig verängstigt.

»Du bist die aus der Kantine«, sagte die Frau. »Liliya, nicht wahr?«

»Das stimmt. Und du?«

»Ich bin Kath Roberts. Ingenieurin. Und das ist Dearing.« Seine Tätigkeit erwähnte sie nicht, und es interessierte Liliya auch nicht. Es war offensichtlich, dass keiner der beiden mit den Waffen, die sie bei sich trugen, umzugehen wusste, und die Panik in ihren Augen war kaum zu ertragen. Sie brauchten Hilfe … und Führung.

Die konnte Liliya ihnen nicht geben, aber sie konnten zusammenarbeiten und auf diese Weise vielleicht am Leben bleiben.

Du darfst nichts tun, was die Mission gefährdet. Die Stimme in ihrem Kopf war jene von Wordsworth, die Worte aber ihre eigenen, und sie sagten die Wahrheit. Sie werden eine Gefahr für deinen Auftrag darstellen. Sie wollen gerettet werden, aber das ist nicht das, was du willst. Sie wollen nicht einfach nur verschwinden.

»Ich muss ihnen helfen«, sagte sie leise zu sich selbst und sah, wie Dearing die Stirn runzelte. Wahrscheinlich hielt er sie für verrückt.

»Hast du eines von diesen Dingern gesehen?«, fragte Roberts.

»Nur eines. Es hat sich davon gemacht.«

»Es hat dich nicht gewittert?«, fragte Dearing.

Liliya zuckte mit den Schultern. »Können sie das?«

»Ja, wir glauben schon.« Er warf einen Blick zur Seite und dann den Weg zurück, den sie gekommen waren. »Wenn du wegen den Rettungsschiffen hier bist, dann kommst du zu spät.«

»Sind alle weg?«

»Von Deck C, ja. Dock A wurde bei einer Explosion zerstört, Dock B hat einen Riss in der Außenhülle und D liegt beinahe eine halbe Meile entfernt an achtern. Ich denke nicht, dass wir …«

Er schüttelte den Kopf.

»Ihr wisst, dass wir uns auf einem Selbstzerstörungskurs befinden, oder?«, fragte Liliya.

»Selbstzerstörung?« Roberts riss die Augen weit auf und ihr Gesicht wurde aschfahl.

»Das Schiff wird in eine Sonne fliegen«, sagte sie und fügte hinzu: »Kommt mit. Uns bleibt noch eine Chance.«

»Was für eine Chance?«, fragte Dearing, aber Liliya antwortete ihm nicht. Zum Teil, weil sie weder ihm noch Roberts vertraute und ihr Wissen von Vorteil sein konnte. Aber auch deshalb, weil sie nicht wusste, wie groß diese Chance überhaupt war.

Unterhalb der Quartiere der Offiziere befand sich ein kleines Deck mit Notfallfluchtkapseln. Sie waren auf jeweils eine Person ausgelegt. Sie hatte keine Ahnung, wie viele davon noch übrig sein würden.

Auf der Treppe fanden sie eine tote Frau.

Ihre Leiche lag quer über den Stufen ausgebreitet. Ihre Uniform wies sie als Schiffsoffizier der Crew des Flugdecks aus, aber darüber hinaus gab es wenig, was sie von den anderen Leichen unterschied, die Liliya gesehen hatte. Zerfetztes Fleisch, zerrissene Kleidung, zersplitterte Knochen – zumindest, was den Tod anging, machten die Xenomorphs keinen Unterschied.

Ich habe das alles verursacht.

Sie schob den Gedanken beiseite.

Vorsichtig trat sie über die blutige Leiche hinweg und versuchte, ihre Füße auf eine trockene Stelle auf den Stufen zu setzen. Doch von denen gab es nicht mehr viele. Die Frau war auf ihrem Weg hinunter zu den Fluchtkapseln überrascht worden, doch es ließ sich nicht erkennen, ob die Kreatur, die sie getötet hatte, danach weiter nach unten oder von unten hinauf geeilt war.

»Seid vorsichtig«, flüsterte sie Roberts und Dearing hinter sich zu. »Nicht ausrutschen.« Denn es gab einiges, auf dem man hätte ausrutschen können. Doch sie schafften es bis hinunter auf den Treppenabsatz, und dann befanden sie sich in einem schwach beleuchteten Aufenthaltsraum mit einigen gemütlichen Sesseln und einem Getränkeautomat in der Ecke. Die Beleuchtung entsprach einem gedämpften Tageslicht, welches einiges an Ressourcen kostete und daher nur den gehobeneren Bereichen des Schiffs vorbehalten war.

Roberts wartete auf Anweisungen. Dearing, der seine Puls-Rifle in einer Hand hielt, zuckte ratlos mit den Schultern.

»Wohin jetzt?«, fragte er.

Liliya rief sich den Grundriss des Schiffes und den Standort der Rettungskapseln ins Gedächtnis. Sie befanden sich eine Ebene tiefer, aber ganz in ihrer Nähe. Für eine Sekunde wandte sie sich von den anderen ab, lauschte angestrengt, nutzte all ihre Sinne und versuchte, eine mögliche Gefahr zu erspüren. Die Lebenserhaltungssysteme summten. Einige weit entfernte Erschütterungen, die hier unten aber deutlich schwacher zu spüren waren, ließen das Schiff erzittern, während die Triebwerke weiter mit Kurs auf den Stern beschleunigten. Schreie waren keine mehr zu hören, auch keine Schüsse oder fauchende Kreaturen. Doch das tröstete sie nicht.

Es bedeutete nur, dass alle anderen bereits tot waren.

»Kommt schon«, sagte sie. »Wir haben nicht mehr viel Zeit.«

Lass sie zurück, hörte sie Wordsworths Stimme sagen. Nur die Mission zählt.

Doch wenn sie diese zwei Menschen vor dem Tod bewahrte, würde das vielleicht einen kleinen Teil ihrer Seele retten.

Sie folgten ihr in die nächste Ebene hinab. Die Zugangsschleusen zu den Fluchtkapseln standen sperrangelweit offen und von den elektronischen Schlössern daneben war nur noch ein rauchendes Durcheinander übrig. Irgendjemand hatte sich bereits seinen Weg hinein freigeschossen.

»Oh nein«, keuchte Dearing.

»Vielleicht fehlen nicht alle«, sagte Liliya, dachte aber bereits weiter; überschlug die Zeit, die ihnen blieb, ihre Flugbahn, die Vorräte und die Leistungsfähigkeit der Lebenserhaltungssysteme. Sie wog die Möglichkeit, diese beiden Menschen und sich selbst zu retten, gegen den Auftrag ab, ihre Mission erfolgreich zu beenden. Ich bin so weit gekommen, dachte sie. Sie durfte sich jetzt nicht gehen lassen.

Sie erreichten einen kreisrunden Raum mit sieben Luken, von denen jede direkt in eine der Notfallkapseln führte. Der Zugang zu ihnen war bewusst einfach gehalten, um im Notfall schnell und leicht die Flucht ergreifen zu können.

»Scheiße«, flüsterte Roberts.

»Es ist nur noch eine übrig«, verkündete Dearing, und Liliya überlegte, ob er wusste, was das bedeutete. Sie drehte sich zu ihnen um. Dearing war bereits einen Schritt vor ihr zurückgewichen und hatte seine Waffe gehoben. Er richtete sie nicht direkt auf sie, aber war bereit, das jeden Augenblick zu tun.

»Die brauchst du nicht«, sagte sie und starrte ihn unvermittelt an. Für einen kurzen Moment hielt er inne. Dann wich er drei weitere Schritte vor ihr zurück, bis er mit dem Rücken gegen die weiche Wand neben dem Zugang zu der verbliebenen Rettungskapsel stieß. Hier unten in den Offiziersabteilen waren selbst die Wände auf dem Rettungsdeck verkleidet.

Wieder pulsierten die Triebwerke des Schiffes unter Liliyas Füßen, und sie fragte sich, ob die anderen es auch bemerkten. Wahrscheinlich nicht. Vieles von dem, was sie wahrnehmen konnte, fiel anderen kaum auf. Dearings beschleunigter Herzschlag beispielsweise, die Schweißperlen auf seiner Stirn und die sich weißlich verfärbenden Knöchel seiner Finger am Abzug der Puls-Rifle.

»Dearing …«, begann sie.

»Die sind nur für eine Person ausgelegt«, sagte er. Sein Blick huschte zwischen Liliya und Roberts hin und her, als versuchte er herauszufinden, wer von den beiden als erstes auf ihn losgehen würde.

»Es befinden sich noch ein Dutzend anderer Schiffe in diesem System«, sagte Roberts. »Es dürfte nur eine Sache von Tagen sein, bis man uns findet. Es wird vielleicht ein wenig kuschelig, aber wir würden zu dritt da hinein passen.«

Aber das ist nicht das, was ich will, dachte Liliya. Ich will nicht gefunden werden – außer von den Gründern. Sie hätte es besser wissen sollen, dass es keine gute Idee war, die beiden hierher zu bringen.

Dearing hob seine Waffe.

Liliya war vielleicht schnell, aber sicher nicht so schnell.

»Roberts hat recht«, sagte sie. »Es wird eng werden, der Start wird holprig sein, aber wir drei könnten darin tagelang überleben. Meinst du nicht, dass sie ihren Offizieren genug Essen und Wasser zur Verfügung stellen? Meinst du nicht, dass sie es ihnen darin ein wenig behaglich machen wollen?«

Dearing drehte den Kopf zur Seite und berührte eine Schaltfläche an der Wand. Die Aussicht auf seine unmittelbar bevorstehende Flucht ließ seine Augen vor Erregung hervortreten.

»Du kannst uns hier nicht sterben lassen!«, rief Roberts.

»Es gibt noch genügend andere Rettungskapseln«, antwortete er.

»Ja, aber die sind über eine halbe Meile entfernt!«, schrie sie.

»Ruhe«, meldete sich Liliya mit Nachdruck, aber es war bereits zu spät. Zwischen den beiden gab es eine Verbindung, die sie erst zu spät erkannt hatte, und Roberts nächste Bemerkung bestätigte ihre Vermutung.

»Bedeute ich dir denn gar nichts mehr?«, fragte sie.

Liliya trat einen Schritt nach vorn, als Dearing ein langes Gesicht machte. Er sah sie und schwenkte den Gewehrlauf in ihre Richtung.

Sie hörte ein kratzendes Geräusch, als eines dieser Dinger auf sie zukam. Es war ihnen gefolgt, hatte sich womöglich von ihren Stimmen leiten lassen. Sie hielt es für unwahrscheinlich, dass Dearing es ebenfalls schon gehört hatte. Ihr blieben nur noch wenige Augenblicke, um zu handeln, und in diesem Moment brach alles über ihr herein.

Die Risiken, die sie auf sich genommen hatte, um auf der Evelyn-Tew stationiert zu werden. Die Gefälligkeiten, die dafür nötig waren, und die Hebel, die Wordsworth und die anderen Gründer im Hintergrund in Bewegung setzen mussten.

Die Verantwortung, die ihr oblag. Die Wichtigkeit der Informationen, die sie nun bei sich trug.

Das Unglück und die Leben, die durch sie ausgelöscht wurden, als sie eigenhändig die Kreaturen freiließ.

Die Auswirkungen, die sich ergeben würden, wenn sie erfolglos blieb.

Jede Faser in ihr sträubte sich gegen das, was sie als Nächstes tat. Doch ihre Verbundenheit zu Wordsworth war stärker als ihre eigene Kraft, ihr Instinkt oder ihr moralisches Empfinden, dass sie im Laufe ihres Lebens entwickelt hatte. Er war ihrem Ziel stets uneingeschränkt ergeben gewesen.

Liliya trat hinter Roberts, packte sie unterhalb der Arme und stieß sie gegen Dearing.

Die Puls-Rifle krachte los. Durch die Frau fuhr ein ruckartiges Zucken, das sie zurückwarf. Liliya fing den Aufprall ab, stieß Roberts wieder von sich und sprang hinterher. Dearing taumelte gegen die Wand und die blutende, sterbende Frau prallte gegen ihn. Als sie auf den Boden glitt, sich dabei mit einer Hand verzweifelt an seiner Kleidung festzuklammern versuchte und eine blutige Spur auf seiner Brust hinterließ, riss er die Waffe zwischen ihr und sich hervor und zielte damit auf Liliya.

Sie schlug sie beiseite und irgendetwas in ihrer Hand brach. Das Gewehr fiel klappernd auf den Boden und schlitterte quer über das Deck, bis es vor der Tür, durch die sie hereingekommen waren, liegen blieb.

Dahinter bewegte sich ein Umriss, mit steifen Gliedmaßen und einem tiefen Zischen.

»Was zur Hölle?«, schrie Dearing. Aber er sah Liliya dabei nicht ins Gesicht. Sein Blick war mit weit aufgerissenen Augen auf ihren Rumpf gerichtet, und erst als sie an sich selbst heruntersah, spürte sie auch die Schmerzsignale in ihrem Körper.

Sie schrie auf, aber mehr aus Verzweiflung als vor Schmerz.

So durfte es nicht enden.

Das war nicht richtig. Das war nicht fair!

Sie presste sich die Hand auf ihre Wunde, doch das hielt kaum etwas von der weißen Flüssigkeit zurück, die daraus hervor und auf den Boden spritzte.

»Heilige Mutter Gottes«, entfuhr es Dearing.

Liliya nutzte seine Verwirrtheit zu ihrem Vorteil. Sie zog ihn mit ihrer freien Hand zur Seite, wofür sie all ihre verbliebene Kraft aufwenden musste. Er stolperte über die Leiche seiner Partnerin und fiel zu Boden, genau in dem Moment, als der Umriss den Türrahmen ausfüllte.

Sie sah nicht hin. Sie wusste, dass sie dafür nicht genügend Zeit hatte, und wenn sie am Leben bleiben wollte, musste sie jede Bewegung mit absoluter Präzision ausführen. Sie schritt über die Beine der toten Frau hinweg, drückte auf die Schaltfläche an der Wand, wartete einen ihr endlos erscheinenden Moment lang darauf, dass sich die Luke der Rettungskapsel spiralförmig öffnete, hielt sich an deren Rand fest und …

Dearing schrie.

Sie sah zu ihm – sie musste es sehen – und erblickte den Xenomorph, der rittlings auf dem liegenden Mann saß. Eine seiner Klauen bohrte sich durch die Schulter des Mannes, die andere hielt ihn auf den Boden gedrückt. Die Kreatur hatte sich zusammengekauert, beugte ihren langen, gebogenen Schädel zu ihrer zappelnden Beute hinunter, und als er wieder zu schreien begann, riss sie ihr Maul weit auf und zermalmte seinen Schädel zwischen ihren Zähnen.

Liliya schwang sich in die Rettungskapsel und hieb auf den Startknopf neben der Tür. Mit einem Ruck schloss sich die Luke. Irgendetwas schlug auf der anderen Seite dagegen, dann gellte ihr ein Brüllen in den Ohren, dass alles zu übertönen schien, während die Sicherungsbolzen der Rettungskapsel abgesprengt wurden und die Startdüsen zündeten.

Eigentlich hätte sie sich angeschnallt auf dem einzigen Sitz befinden müssen, um gegen die plötzliche und immense Beschleunigung geschützt zu sein. Stattdessen wurde Liliya gegen die geschlossene Luke gedrückt und gab sich schließlich den heiß glühenden Schmerzen hin.

Als sie das Bewusstsein verlor, hieß sie die erlösende Dunkelheit dankbar willkommen.

Blinzelnd schrak Liliya auf und die Realität brach auf sie ein. Ein schwaches Wimmern entrang sich ihrem Körper, jeder Atemzug wurde von einem schmerzerfüllten Stöhnen begleitet. Der Schmerz hatte sie zurückgebracht. Sie war allein. Roberts und Dearing waren tot.

»Nein«, rief sie.

Sie hatte ihren Tod zu verantworten, auch wenn sie nicht den Abzug gedrückt oder Dearings Kopf mit ihren eigenen Zähnen zertrümmert hatte.

»Nein!«, schrie sie noch einmal in die Enge der kleinen Rettungskapsel hinein, die ihre Worte sofort verschluckte, und sie wusste, dass sie das Richtige getan hatte. Ihr war keine andere Wahl geblieben. Nicht, wenn sie die Mission erfolgreich zu Ende bringen wollte.

Für ein paar Sekunden ging ein Rütteln durch die Kapsel, bevor die Schubdüsen erloschen. Schwerelos drückte sich Liliya von der Luke ab, hielt sich an dem Sitz fest, schwang sich herum und auf die Sitzfläche hinab und legte sich die Sicherheitsgurte um die Hüfte und über die Schultern. Ihr Blut waberte in die Luft, wo es sich zu kleinen, milchähnlichen Tropfen verband, die durch die Kapsel schwebten.

Sie spürte Schmerzen in ihrem Bauch, aber was sie noch viel mehr schmerzte, war der Gedanke daran, dass alles umsonst gewesen sein könnte. Als sie schließlich angeschnallt auf dem Sitz saß, versuchte, sie, ihre rasenden Gedanken zu besänftigen, indem sie ein Beruhigungsprogramm ablaufen ließ, dass die Höhen und Tiefen ihrer menschlichen Persönlichkeit ausglich. Eine Prozedur, die sie über alle Maßen hasste. Liliya war über fünfzig Jahre alt und hielt sich selbst für menschlich. Hilfsprotokolle auszulösen riss sie aus dieser angenehmen Wunschvorstellung. Und doch war es ein notwendiges Übel, damit sie die Schäden auswerten konnte – sowohl ihre eigenen, als auch, und weitaus wichtiger, die an den Informationen, die sie gestohlen hatte.

Sie startete die internen Diagnosen und konzentrierte sich schnell auf das Gebiet rund um ihre Wunde und den damit zusammenhängenden Komponenten. Es dauerte kaum mehr als eine Sekunde, sich zu versichern, dass ihre interne Festplatte unbeschädigt geblieben war. Ein Knochensplitter war durch den Treffer der Pulsladung aus Roberts Brustkorb getrieben worden. Er hatte sich in ihren Bauch gebohrt und war an der Seite wieder herausgekommen, hatte die lebenswichtigen internen Systeme verschont und die Porzellanverkleidung der inneren Festplatte nur ganz leicht angekratzt.

Obwohl für sie keine Notwendigkeit zum Atmen bestand, stieß Liliya ein erleichtertes Seufzen aus.

Auf dieser Festplatte war alles gespeichert. Nicht nur die Informationen, um die Wordsworth sie gebeten hatte, sondern alles, wofür die Evelyn-Tew konstruiert worden war. Alle Forschungsergebnisse. All die Stunden, Tage und Jahre der Analysen, Experimente, all die Erfolge und Misserfolge … die beinahe alles zunichtegemacht hätten.

Die Company hatte es weit gebracht. Ihre Forschungen an den Proben der Xenomorphs von LV-178 waren weiter gediehen, als man es sich hätte vorstellen können. Weiter als man gehofft hatte. Obwohl diese eigentümliche Spezies noch immer ein Mysterium blieb, enthielten die Daten auf Liliyas Festplatte mehr Informationen als alles, was die Menschheit bislang über sie in Erfahrung bringen konnte.

Bald schon würde die Evelyn-Tew mit Alpha Centurai kollidieren. Alles und jeder, der noch über einen Bruchteil dieser Informationen verfügen sollte, würde dann zerstört werden.

Liliya hatte sich bereits davon überzeugt, dass niemand, der in seiner Verzweiflung mit einer der Rettungskapseln geflohen war, eine Chance gehabt hatte, einen Teil der kostbaren Forschungsergebnisse mitzunehmen. Sie war im Besitz der letzten existierenden Kopie, und diese würde sie Wordsworth bringen.

Zuversichtlich, sich um ihre Verletzungen auch später noch kümmern zu können, wendete sie sich dem Computer der Rettungskapsel zu und überprüfte deren eingeschränkten Flugeigenschaften. Die Kapsel war darauf programmiert, in Katastrophenszenarien wie diesem den nächstgelegenen Planeten, Mond oder Asteroiden anzusteuern, aber sie überschrieb manuell die vorprogrammierte Route. Dreiundsiebzig Prozent des Treibstoffes waren noch übrig, und sie schätzte, dass sie das auf etwa halbe Lichtgeschwindigkeit beschleunigen müsste. Das genügte. Zu dem Zeitpunkt, an dem die ersten Rettungsschiffe eintrafen, würde sie sich bereits außerhalb ihrer Scanner befinden. Verloren in der unendlichen Weite.

Sie verfasste eine knappe codierte Nachricht an die Gründer und stellte sie so ein, dass ihre Übertragung in einem Intervall von zwanzig Stunden wiederholt wurde.

Wenn sie die Augen schloss, sah sie Roberts vor sich, die von dem Schuss zurückgeworfen wurde, oder Dearings, dessen Kopf von diesem Biest auseinandergerissen wurde. Der menschliche Teil von ihr – der stärkere Teil, und der, dem sie in all den Jahren stets den Vorzug gegeben hatte, hasste, was sie getan hatte. Doch egal wie menschlich sie sich auch fühlte, sie wusste, dass sie dafür konstruiert worden war, sehr lange zu leben.

So lange es nötig war.

Nachdem sie die Schäden in ihrem Bauch repariert und die Wunde wieder geschlossen hatte, zündete Liliya die Schubdüsen und lehnte sich zurück.

1

JOHNNY MAINS

Southgate Station 12, Forschungseinrichtung im Outer Rim, März 2692

Lieutenant Johnny Mains konnte sich an ihren Anblick nicht so recht gewöhnen. Die Yautja waren seltsam aussehende Kreaturen, ob nun lebendig oder tot. Auf den ersten Blick humanoid, gab es jedoch so viel an ihnen, das nichtmenschlich war, dass sie sich herkömmlicher Klassifizierungen entzogen.

Widerlicher Bastard, dachte er bei sich. Das beschrieb sie seiner Meinung nach gut genug.

»L-T«, sprach ihn Corporal Cotronis an. Sie stand hinter ihm, nahe genug, damit sich ihre Schultern berührten. Sie war noch immer außer Atem. Er sah die Blutspritzer auf ihrem kahl rasierten Schädel. Menschliches Blut. Noch etwas, an dessen Anblick er sich nicht gewöhnen konnte.

Mains hob eine Augenbraue, doch er konnte in ihren Augen sehen, dass ihr nicht nach Scherzen zumute war.

»Willis hat es nicht geschafft«, sagte sie und blinzelte ein paar Mal. Schweiß rann ihr in die Augen, und Tränen wieder heraus.

»Ist wahrscheinlich besser so«, sagte er leise. »So zugerichtet wie er war, hätte Brian sicher nicht weiterleben wollen.«

»Das darfst du nicht sagen«, antwortete Cotronis. Untereinander, wenn keine anderen VoidLarks in Hörweite waren, verzichteten beide auf formelle militärische Anreden und keiner von ihnen pochte auf seinen Rang. Sie waren schon zu lange hier draußen, um sich durch so etwas Lächerliches wie Dienstgrade hervortun zu müssen.

»Und ob ich das darf«, sagte Mains. »Ich kannte ihn schon eine Ewigkeit. Sogar noch länger als du.«

»Und Lizzie?«

Er hatte mit ansehen müssen, wie Private Lizzie Reynolds gefallen war, als sie es mit dem ersten der beiden Yautja aufgenommen hatten. Sie beschützte gerade einen Mann und zwei kleine Kinder und hatte ein paar gute Treffer mit ihrem Nano-Gewehr abgeben können, bevor der Außerirdische ihr den Kopf abriss.

»Sie starb tapfer«, sagte Mains. »Sie starb im Kampf.«

»Und was jetzt?«

Mains seufzte, dann kehrte er dem toten Yautja den Rücken zu. Sie würden ihn auf Eis legen und zusammen mit dem zurückschicken, was von der Crew der Station noch übrig war. Die Company bekam selten ein solch vollständiges Exemplar in die Hände, und über diese rätselhafte Rasse gab es noch eine Menge herauszufinden. Er kam nicht umhin, ihre kämpferischen Fähigkeiten zu bewundern. Aber genauso sehr hasste er sie auch. Willis und Reynolds waren nicht die ersten Soldaten, die er an die Yautja verloren hatte, aber sie waren die ersten VoidLarks, die im Gefecht getötet wurden.

»Durchkämmen wir einmal die Station«, sagte er. »Nimm dir Faulkner und Lieder und drehe draußen ein paar Runden. Sichere das Gelände. Ich werde mit Snowdon und McVicar das Innere der Basis absuchen.«

»In Ordnung.« Cotronis klang unsicher, beinahe labil.

»Sara?«

Sie sah ihn von der Seite an.

»Du hast gut gekämpft. Das haben wir alle. Wir haben zwei Soldaten verloren, aber auch zwei von denen erwischt. Du weißt, dass das bei diesen Bastarden ein guter Schnitt ist.«

»Ich wusste gar nicht, dass wir jetzt Strichlisten führen.«

Er streckte die Hand aus und drückte durch den Kampfanzug hindurch ihren Oberarm. Sie lächelte. Dann verschwand Cotronis, um die Truppe zusammenzutrommeln, und ließ Mains neben der Leiche des Yautja zurück.

Sein linkes Bein schien zu flackern und verschwand immer wieder für ein paar Sekunden. Der dritte Schuss aus Mains Lasergewehr hatte ihm die Hand abgetrennt, und aus dem Kontrollinstrument an seinem Unterarm stoben Funken. Sie hatten seine Waffensysteme deaktiviert – genau genommen war es Snowdon gewesen, der sich mit der Technik der Yautja besser als jeder andere von ihnen auskannte – aber die Tarnvorrichtung des toten Außerirdischen war noch immer aktiv, so als würde sie krampfhaft versuchen, ihren Meister dem Tod zu entreißen.

Mains stieß ihn mit seinem Stiefel an und die Fangzähne in seinem insektenartigen Kiefer klackerten über den Boden, als sein Kopf zur Seite fiel.

Die 5th Excursionist-Einheit, von Mains nach ihrem ersten Tag an einem der Sprungtore im Outer Rim VoidLarks getauft, patrouillierten seit etwas mehr als drei Standardjahren im Weltraum jenseits des Outer Rim. In all der Zeit hatten sie nur bei drei Gelegenheiten Kontakt mit anderen Menschen gehabt. Das war jetzt das dritte Mal … und bei Weitem das traumatischste Zusammentreffen.

Die genauen Opferzahlen unter den Wissenschaftlern der Southgate Station 12 und deren Stab mussten noch ermittelt werden, aber erste Berichte deuteten darauf hin, dass die beiden Yautja während der zwei Tage am Boden mindestens siebzehn von ihnen beobachtet, gejagt und schließlich getötet hatten. Zehn davon waren Indies, Söldner, die von den Befehlshabern der Station angeheuert wurden, um für ihre Sicherheit zu sorgen. Mains wusste, dass man noch mehr Leichen finden würde. Schließlich waren sie noch nicht auf eines der Nester der Yautja gestoßen.

Wenn sie das taten, dann würden sie dort ihre Trophäen vorfinden.

Und doch hätten es noch so viele mehr sein können. Die Forschungsstation wurde von etwa einhundert Menschen bewohnt, und beinahe achtzig von ihnen hatten sich in der Kantine versammelt, bewacht von dem Commander und den verbliebenen Indies. Völlig unter Schock, traumatisiert, und ohne wirklich zu wissen, was vorgefallen war, oder warum, bereitete man sie auf ihre Evakuierung tiefer in die Menschliche Sphäre hinein vor. Wohin genau wusste Mains nicht, und es interessierte ihn auch nicht. Von hier wegzukommen war alles, was zählte. Dieser Ort war jetzt vergiftet, und obwohl es im allgemeinen nicht Weyland-Yutanis Art war, wertvolle Ressourcen ungenutzt zurückzulassen, würde die Southgate Station 12 wohl für einige Zeit unbewohnt bleiben.

Mains sah nach dem Status seines Kampfanzuges. Er hatte keine Schäden davongetragen. Der Ladezustand seiner Laserpistole war niedrig. Munition und Energiestatus seiner Com-Rifle lagen bei achtzig Prozent und an seinem Rücken spürte er das beruhigende Gewicht seiner Schrotflinte. Die Waffe war eine vollständig restaurierte Antiquität, aber sie hatte ihm vor zehn Jahren auf Addison Prime den Hintern gerettet, als man seine Einheit gegen ein abtrünniges Platoon von Marines losschickte. Damals war er noch ein Corporal, und es war sein erstes Feuergefecht gegen andere trainierte Soldaten gewesen. Er hatte sich wacker geschlagen, aber als die CSU seines Anzugs den Geist aufgab und sich damit alle seine Waffen abschalteten, war es die Schrotflinte, die ihm das Leben rettete.

»L-T?« Die Stimme drang aus dem Kommunikationsimplantat in seinem Ohr.

»Ja, Snowdon.«

»Sir, der Befehlshaber der Basis möchte mit Ihnen sprechen. Er verlangt, darüber in Kenntnis gesetzt zu werden, wie es mit ihnen weitergehen wird, Sir.«

Mains lächelte. Er konnte die nervöse Anspannung und den Humor in Snowdons Stimme hören. Sie war eine gute Kämpferin und eine erfahrene Soldatin, aber sie ließ sich nichts gefallen. Besonders nicht von denen, deren Schutz gerade zwei ihrer Freunde das Leben gekostet hatte.

»Sagen Sie ihm doch, dass er mich als Nächstes am Arsch lecken kann.«

Snowdon prustete los. »Okay, also machen wir die Basis dicht?«

»Ja, das sollten wir. Sag ihm, er soll die Abriegelung der Station einleiten. Was auch immer die hier treiben, die Station soll in … sagen wir einem Tag soweit sein, dass sie von hier verschwinden können.«

»Verstanden, Sir. Und wir verlassen sie kurz nach ihnen ebenfalls?«

Mains nahm den Blick von der Leiche des Yautja, den Einschusslöchern in der Wand und den Schmauchspuren der Lasergeschosse an der Decke, und sah sich um. Er befand sich in einer großen Wohneinheit, die für eine einzelne Familie konzipiert war, bestehend aus einem Schlafbereich, einem Esszimmer und einem Aufenthaltsbereich mit einem Holo-Schirm, Spielekonsolen, deren Stand der Technik einigen technischen Geräten auf seinem Schiff ebenbürtig war, und gemütlichen Sesseln.

Die Umgebungskontrollen sorgten für angenehme Temperaturen und durch das gedämpfte Licht wirkte es beinahe behaglich. Wie Zuhause, wenn auch das Zuhause von jemand anderes.

Diese Wohneinheit war beinahe so groß wie der gesamte Aufenthaltsraum an Bord ihres Schiffes, der Ochse, und auch der Rest der Basis war ähnlich luxuriös ausgestattet, mit eigens angebauter Nahrung in einem Gewächshaus und einer Freizeitanlage, zu der ein Swimmingpool und ein Fitnessstudio gehörten. Er konnte nachvollziehen, dass man sich hier gern noch etwas länger aufhalten würde. Er konnte es nachvollziehen … und hasste es. Mains Aufmerksamkeit ließ bereits nach, seine Alarmbereitschaft schwand, und die Versuchung, sich für unbestimmte Zeit entspannen zu können, war überaus groß.

»Du weißt, dass wir das müssen«, erklärte er Snowdon. »Das war eine ungewöhnliche Attacke, und ich will so schnell wie möglich wieder auf die Station. Die Yautja bereiten sich vielleicht auf etwas vor. Etwas Größeres.«

»Die haben noch nie etwas Größeres als das hier durchgezogen«, sagte Snowdon. Sie senkte die Stimme ein wenig. Er konnte hören, wie sich im Hintergrund die verängstigten Überlebenden unterhielten. »Komm schon, L-T, nur ein Tag, nachdem sich die Zivilunken hier verpisst haben. Ein bisschen Schwimmen, was Gutes essen und ein wenig die Füße hochlegen.«

»Das würde dir gefallen, nicht wahr? Mir beim Nacktbaden zusehen.«

»Das weißt du doch, L-T.«

»Sag dem Commander, er soll bleiben, wo er ist. Ich komme runter und rede mit ihm. Du und McVicar, ihr riegelt den Rest der Station ab. Platziert Überwachungsdrohnen und sorgt dafür, dass wir hier vorerst sicher sind.«

»Ja, Sir! Schon unterwegs, Sir!«

»Und wenn du noch da unten bist, wenn ich ankomme, trete ich dir in den Arsch.«

»Du und welche Armee gleich noch mal, Sir?«

Mains grinste. Er mochte Snowdon. Er mochte alle von seinen VoidLarks – sie waren wie eine Familie, Freunde, und deshalb waren sie auch so gut in dem, was sie taten. Nur wenige Menschen hielten es so lange ohne nennenswerten Kontakt mit anderen aus. Alle Excursionists waren aus dem gleichen Holz geschnitzt, aber Mains hielt sein fünftes Platoon, die VoidLarks, natürlich für die beste Truppe von allen.

Den herben Verlust von zwei ihrer Familienmitglieder würde sie erst in den nächsten Tagen so richtig spüren.

»Sie werden uns nicht begleiten?«

»Nicht ohne einen triftigen Grund«, antwortete Mains.

»Ohne einen triftigen Grund? Wie wäre es mit dreiundzwanzig Leichen? Ist das kein triftiger Grund für Sie?«

Mains ließ seinen Blick über die fassungslosen Gesichter der Überlebenden in der Kantine schweifen. Männer und Frauen, mit Tränen in den Augen oder starr vor sich hin brütend. Menschen, die noch vor Angst zitterten oder immer noch nicht fassen konnten, was hier passiert war. Unter ihnen befanden sich auch einige Kinder. Die einen drückten sich fest an ihre Eltern, ein paar andere saßen stumm nebeneinander. Viele von ihnen waren zu Waisen geworden. Mains fühlte mit ihnen.

Ein paar der Indies hatten ebenfalls überlebt, und ohne ihre Waffen machten sie nun so gar nicht mehr den Eindruck, als hätten sie die Lage unter Kontrolle. Sie traf keine Schuld an dem Massaker, aber Mains brachte es trotzdem nicht über sich, mit ihnen zu sprechen. Wären sie besser ausgebildet und ausgestattet gewesen und hätten die Gefahren ernster genommen, die sie hier draußen am Rande des Outer Rim erwarten würden, hätten sie womöglich effektiver Widerstand leisten können. Womöglich. Aber nun war es eben geschehen.

»Könnten wir die Unterhaltung vielleicht an einem anderen Ort fortsetzen, Commander Niveau?«

Niveau funkelte ihn an, aber seine Drohgebärden und seine Wut dienten nur dazu, seine unglaubliche Angst zu verbergen. Er hatte das Kommando über diese Forschungsstation. Mit dem Schrecken, der sie heimsuchte, hatte niemand gerechnet.

»Aber … es sind wenigstens siebzig Tage bis zum Sprungtor … und unser Orbit trägt uns stetig weiter davon weg.«

»Dann sollten Sie umso eher aufbrechen«, antwortete Mains gleichgültig. »Können wir in Ihr Büro gehen? Bitte? Ihre Leute müssen sich ausruhen, etwas essen, Kräfte für die Reise sammeln. Den Rest können wir unter uns besprechen.«

»Herrgott noch mal!«, brüllte Niveau. Er zitterte, doch anstatt vor Zorn rot anzulaufen, bekam seine Haut einen aschfahlen, geisterhaften Ton. »Sie sind hier, um uns …«

Mains drehte dem Commander den Rücken zu und wandte sich den Überlebenden zu, die in der Kantine verteilt waren und ohnehin an seinen Worten hingen. Er und seine Einheit waren hierher gekommen, um sie zu retten, und nun warteten sie darauf, was als Nächstes passieren würde.

Niveau verstummte und Mains hörte das Knarzen eines Plastikstuhls, auf den er sich fallen ließ.

»Sechs Stunden«, begann er. »So viel Zeit bleibt Ihnen noch, um die Station herunterzufahren. Sammeln Sie alle Daten und Informationen zusammen, die Sie mitnehmen müssen. Packen Sie Ihre persönlichen Sachen zusammen. Was die Flugmannschaft angeht, die Vorab-Checks ihres Apollo-Transporters beginnen in dreißig Minuten.«

Dann nickte er mit dem Kopf in Richtung der Indies. »Sie sammeln die Toten ein. Stecken Sie alle in Leichensäcke, und bringen Sie sie an Bord der Apollo. Zeigen Sie dabei den gleichen Respekt, den Sie auch Ihren eigenen Leute entgegenbringen würden. Meine Leute kümmern sich um die Leichen der Yautja. Sie werden ihre Reise zusammen mit Ihnen antreten.«

Sein letzter Satz schien einigen nicht zu behagen, aber Mains spürte, dass die Wissenschaftler und die Besatzung ihm vertrauten. Das war gut, das war richtig so – aber um es zu gewinnen, hatte er ihrem Befehlshaber die kalte Schulter zeigen und ihn übergehen müssen.

Bevor er sie auf die Reise schickte, würde er das wieder geraderücken müssen.

Nirgendwo steht geschrieben, dass ich auch den Politiker geben muss, dachte er und drehte sich wieder zu Commander Niveau um.

»In Ihr Büro?«, fragte Mains, obwohl es nicht als Frage gemeint war.

Der Raum war karg und funktional gestaltet, ohne luxuriösen Pomp. An der Wand hing ein Holo-Schirm, über den eine Reihe von Daten huschten, als sie das Büro betraten. Für Mains ergaben sie keinen Sinn. Niveau betrachtete die Anzeigen für einen Moment, dann murmelte er einen Befehl und schaltete den Schirm ab. Er setzte sich auf seinen Stuhl hinter seinem Schreibtisch und wandte sich ihm zu.

»Diese Vorstellung eben …«

»Brian Willis war siebenunddreißig Jahre alt«, sagte Mains. »Er war ein Private und wurde mehrere Male für eine Beförderung bei den Colonial Marines übergangen. Wegen seiner angeblich aufsässigen Art, wie es hieß. Er diente in der 17th Spaceborne, als ich ihn rekrutierte. Die Einheit trugt den Spitznamen BloodDoves, und Willis passte irgendwie nicht so richtig hinein. Er war nicht aufsässig, nur neugierig. Er mochte keinen … Trott. Mit Befehlen hatte er keine Probleme, aber ihn interessierte immer, was hinter dem nächsten Außenposten lag, der nächsten Bergbaukolonie, der nächsten Forschungsstation auf einem Asteroiden. Er wollte mehr, also schloss er sich mir an. Ließ seine Frau zurück, die sein Fernweh nie wirklich nachvollziehen konnte. Sie hat die Erde nie verlassen, also können Sie sich vorstellen, wie unterschiedlich die beiden waren.« Mains wusste, dass das für sie alle galt. Wer so weit hier draußen, am äußersten Ende der sich immer weiter ausdehnenden Menschlichen Sphäre arbeitete, brauchte dafür eine gewisse Grundeinstellung.

»Er starb bei dem Versuch, einen Yautja von einem Raum wegzulocken, in dem ein paar Indies einen ihrer Wissenschaftler und dessen Familie beschützten. Wäre der Yautja dort eingedrungen und hätte seine Waffen scharfgemacht, hätte es das Leben aller darin gekostet. Das Ganze wäre wahrscheinlich auch sehr schnell gegangen, denn im Eifer der Jagd töten sie ihre Beute für gewöhnlich so effizient wie möglich. Aber wir wissen auch, dass einige von ihnen durchaus sadistisch veranlagt sein können. Vielleicht hätte er sich also etwas Zeit damit gelassen.«

»Sie haben Ihren Standpunkt deutlich gemacht«, sagte Niveau.

»Noch nicht ganz. Nicht, bevor ich Ihnen nicht noch etwas über Lizzie Reynolds erzählt habe. Sie war noch sehr jung. Tatsächlich war das ihr erster Einsatz außerhalb des Sol-Systems. Die ersten Jahre trug sie das Barett der Marines auf der Charon Station. General Bassett persönlich erkannte das Potenzial, das in ihr schlummerte. Sie war eine Einzelgängerin, die sich in kleinen Einheiten am wohlsten fühlte. Das mag sich wie ein Widerspruch anhören, ist es aber nicht. Lizzie war jemand, die stets nach vorn sah, die bis an ihre Grenzen gehen wollte, und sie erwähnte kein einziges Mal, dass sie wieder nach Hause wollte. Niemals. Soweit es Lizzie betraf, hätten wir ewig durch das Outer Rim patrouillieren können. Wir machen hier unseren Job, Niveau. Lizzie wusste das, und sie starb in Erfüllung ihrer Pflicht.«

Niveau nickte andächtig, seine Augen füllten sich mit Tränen. Er zitterte immer noch. Mit etwas Pech würde er noch zittern, nachdem er geduscht hatte, etwas aß, sich auszog und für die zehnwöchige Reise in seiner Kälteschlafkapsel bis zum Sprungtor vorbereitet wurde.

Er hat ebenfalls Leute verloren, rief sich Mains ins Gedächtnis zurück. Sogar weitaus mehr als er.

»Es tut mir leid«, sagte Niveau. »Es tut mir leid wegen Ihrer Verluste.«

»Ja … und ich bedauere Ihre.«

Niveau starrte ihn eine Zeit lang an, als müsse er sich darauf vorbereiteten, etwas anderes zu sagen. Dann zog er eine Kontrolltafel über den Tisch zu sich heran, wischte über die Oberfläche und hielt sie so, dass er die Anzeige betrachten konnte, die aus dessen Holo-Schirm wuchs.

»Unser Status«, sagte er. »Meine Leute arbeiten schnell. Hier, sehen Sie, die blauen Bereiche sind bereits heruntergefahren.«

Mains ließ sich in einen der gepolsterten Stühle fallen. Er hätte in diesem Moment alles für einen Drink gegeben. Aber die Unruhe in ihm wuchs, der Drang, die Station zu verlassen. Er musste mit seinen Leuten sprechen, und zwar bald. Aufzeichnungen vergleichen, Gedanken austauschen. Und mehr als alles andere musste er eine Nachricht an das Hauptquartier der Excursionists schicken und ihre Meinung zu all dem einholen.

Die VoidLarks hatten seit etwas mehr als einem Jahr eine Yautja-Kolonie außerhalb des Outer Rim observiert. Es war ein riesiges künstliches Schiff, mehrere Meilen lang, das im Orbit um einen Stern in einem der zahllosen unerforschten Systeme jenseits der Menschlichen Sphäre kreiste. Doch er war felsenfest davon überzeugt, dass die beiden Yautja, die diese Einrichtung hier angegriffen hatten, nicht von dort stammten.

»Es ist gut, dass Ihre Leute so effizient arbeiten«, sagte Mains. »Wir müssen sie beschäftigen. Ihnen bleibt später noch genug Zeit, ihre Toten zu betrauern. Aber im Moment ist mir nur wichtig, sie alle von hier wegzuschaffen.«

»Ich lebe jetzt seit sieben Jahren hier«, sagte Niveau. »Wir leisten hier eine wichtige Arbeit. Genetik, Medizin, wir nutzen Bakterien, die wir etwas unterhalb der Oberfläche dieses Asteroiden gefunden haben. Das hier ist nur einer von fünf bekannten Orten, von dem wir wissen, dass diese existieren. Aber … ich hätte mir nie träumen lassen, dass so etwas passieren könnte. Niemals.«

»So ist das im Weltraum. Man ist nirgendwo sicher. Wenn man nicht von etwas umgebracht wird, das man kennt, stirbt man an etwas Unbekanntem.«

»Das sind ja großartige Aussichten«, murmelte Niveau.

Mains zuckte mit den Achseln.

»Also, warum können Sie uns nicht begleiten? Als Eskorte?«, fragte Niveau. In seiner Stimme schwang ein leises Zittern mit. Seine Angst war nicht gespielt. Die unendliche Leere des Weltalls erschien ihm auf einmal viel größer und dunkler als zuvor. Er war zu sesshaft geworden an diesem Ort, dessen Annehmlichkeiten von der gleichgültigen, unendlichen Schwärze um sie herum ablenkten.

»Weil wir ebenfalls eine wichtige Arbeit zu verrichten haben«, sagte Mains. Er deutete auf den leeren Holo-Schirm. »Sie verstehen das sicher. Sie wissen doch, was wir Excursionists tun, nicht wahr?«

»Natürlich. Sie patrouillieren durch das Outer Rim. Sie eskortieren Titan-Schiffe auf ihrem Flug an Orte jenseits der Sphäre, um dort neue Sprungtore zu errichten.«

»Richtig, das ist der leichtere Teil, aber die Ausweitung unseres Wirkungsbereiches ist nicht ganz einfach. Seit dem letzten Jahr, und vielleicht auch schon etwas länger, haben meine VoidLarks ein Auge auf eine riesige Yautja-Kolonie, die diesen Sektor durchquerte und sich nun in einem System einige Lichtjahre hinter der Sphäre herumtreibt. Sie scheint inaktiv zu sein, erfüllt scheinbar auch keinen Zweck und galt bislang nicht als Bedrohung. Trotz allem ist aber das eigentlich unser Job. Wir sind nicht einfach nur ein Eskort-Service für Titan-Schiffe. Wohin auch immer der Mensch in der Galaxie seine Fühler ausstreckt, sind wir die erste Verteidigungslinie. Dort draußen, hinter den von uns Menschen erforschten Gegenden des Weltraums, sorgen wir dafür, dass wir dort auch sicher sind.«

»Kamen diese Yautja von dort?«

»Ich glaube nicht. Wir hätten mitbekommen, wenn sie ihre Schiffe ausgesandt hätten.«

»Aber trotzdem sind sie hergekommen.«

»Ihr Notruf wurde von einer anderen Einheit an uns weitergereicht. Sie hatten Glück, dass wir uns gerade auf einer Nachschubroute befanden und diejenigen waren, die am schnellsten bei Ihnen sein konnten. Anderenfalls …« Mains hob die Hände und zuckte mit den Schultern.

»… hätten sie uns alle umgebracht«, beendete Niveau den Satz.

»Nicht unbedingt. Es gibt Berichte, dass sie Gefangene nehmen, wenn sie größere Siedlungen angreifen.«

»Wofür?«

Mains richtete sich ächzend auf. Seine Knie knackten. Er hatte zu viel Zeit im Weltraum und in längeren Phasen der Schwerelosigkeit an Bord der Ochse verbracht, wenn es verräterische Energiesignaturen zu vermeiden galt.

»Keine Ahnung, aber es wird Ihnen sicher nicht gefallen, da können Sie drauf wetten.«

»Deshalb müssen Sie also auf Ihren Posten zurückkehren und dieses Habitat beschatten.«

»Ganz besonders nach dem, was hier vorgefallen ist.«

Niveau nickte. Es missfiel ihm, aber er verstand. Mains respektierte ihn dafür.

»Alles wird gut werden. Es sind siebzig Tage mit Ihrer Apollo bis zum Sprungtor, und ihre Söldner können für die Zeit im Einsatz bleiben und nach dem Rechten sehen. Oh, und die Dinge, die ich Ihnen über das Habitat der Yautja erzählt habe, unterliegen natürlich der Geheimhaltung.«

»Natürlich.«

Niveau erhob sich aus seinem Stuhl und streckte Mains die Hand entgegen. Mains ergriff und schüttelte sie. »Ich danke Ihnen.«

»Dafür sind wir hier.« Nur dass Willis nicht mehr hier war. Und Reynolds ebenso wenig. Mains sah ihre Gesichter vor sich, das leichte Schmunzeln von Willis, das stets etwas zu verbergen schien, und Reynolds glühenden Enthusiasmus. Das erste Mal, seit er mit seinen VoidLarks die Basis der Excursionists auf Tyszka Star verlassen hatte, würde er eine offizielle Beisetzung anberaumen müssen.

Als er das Büro verließ, meldete sich sein Kommunikationsimplantat.

»L-T?« Das war Faulkner. Der Ruf kam von ihrem Schiff, der Ochse.

»Hier.«

»Ich habe ein Subraumsignal von der 13th Excursionists-Einheit aufgefangen. Sie sind auf einer verlassenen Station auf einem Asteroiden auf die Yautja gestoßen, siebzehn Lichtjahre hinter dem äußeren Rand des Rims.«

»Die SpaceSurfers«, sagte Mains.

»Genau, Goldens Einheit. Was soll ich antworten?«

Mains schloss die Tür hinter sich und blieb in dem stillen Korridor stehen. Hier war es friedlich, die Luft gefiltert und leicht aromatisiert, und an einem anderen Ort, weit entfernt, starben in diesem Moment vielleicht alte Freunde von ihm. Es fühlte sich falsch an, hier zu sein.

»Bestätige den Empfang des Signals, aber lass sie wissen, dass wir ihnen nicht helfen können.«

»Wir müssen zurück auf unseren Posten«, sagte Faulkner.

»Öffne einen Kanal«, sagte Mains. Und dann konnten alle VoidLarks ihn hören. Es war Zeit, weiterzuziehen.

Für Johnny Mains waren Weltraum-Bestattungen schon immer ein seltsamer, aber gleichsam wunderschöner Anblick gewesen. Eine Stunde, nachdem sie von der Southgate Station 12 aufgebrochen waren, stand er vor dem Rest seiner Crew und traf die letzten Vorkehrungen, zwei seiner Freunde der Unendlichkeit zu überantworten.

Da weder Willis noch Reynolds religiöse Überzeugungen geteilt hatten, fiel die Rede kurz und knapp aus. Er verlor über jeden von ihnen ein paar Worte, beschrieb ein paar ihrer hervorstechendsten Wesensmerkmale und wie tapfer sie ihr Leben gelassen hatten, und erzählte dann über jeden von ihnen noch eine kleine Anekdote, die ein Lächeln über die grimmigen Gesichter huschen ließ. Danach wandten sich alle dem Holo-Schirm auf dem Gemeinschaftsdeck zu und Mains murmelte ein paar Befehle an den Schiffscomputer.

»Frodo, öffne die Schleusen.«

Ein leises Zischen war alles, was sie hörten, dann wurden Reynolds und Willis hinaus ins All gesaugt, wo sie langsam von der Ochse davontrieben. Es schien, als würden sie beide gemeinsam diese Reise antreten, obwohl es unausweichlich war, dass selbst die kleinste Abweichung in ihrer Flugbahn sie immer weiter auseinandertreiben würde.

Es war das Verständnis von Zeit, welches diesen Anblick für Mains so anmutig und rätselhaft zugleich machte. Die beiden Körper, die die Welt der Lebenden verlassen hatten, traten ihre ewige Reise durch den Weltraum an. Bei jeder dieser Beisetzungen, deren Zeuge er gewesen war, hatte man stets dafür Sorge getragen, dass die Leichensäcke von der Erde weggeschossen wurden. Jeder Moment ihrer Reise würde sie also an einen neuen und noch unbekannten Ort führen, und das war, ganz gleich, ob die Verstorbenen oder ihre Hinterbliebenen an so etwas wie die Seele, Gott oder ein Leben nach dem Tode glaubten, ein tiefgründiger und irgendwie beruhigender Gedanke.

Die Toten waren nicht mehr in der Lage, diese Reise bewusst zu erleben, aber zumindest konnten sie auf diese Art weiter ihre Mission erfüllen und der gleichen Sache wie all jene Männer und Frauen dienen, der sich einem Leben jenseits des Nachthimmels verschrieben hatten: Zu reisen, Neues zu entdecken und ein Teil dessen zu werden, was sich dort draußen verbarg.

»Ich frage mich immer, ob man sie eines Tages finden wird«, sagte Cotronis. So wie alle anderen trug auch sie noch ihren Kampfanzug und hatte sich geweigert, Reynolds Blut von ihrem kahlen Kopf zu waschen – nicht, bis die Beisetzung offiziell vorbei war.

»Wie sollte sie jemand finden?«, fragte McVicar. Er war kein Mann vieler Worte. Groß und gelegentlich etwas ruppig. Mains wusste, dass er und Reynolds eine kleine Romanze miteinander hatten. Eine unkomplizierte Beziehung, hin und wieder etwas Sex. Ein Excursionist zeigte nur selten tiefergehende Gefühle, zumindest nach außen, was der unmittelbaren Nähe zu den Kameraden geschuldet war. Doch wer konnte sagen, was sich unter der Oberfläche verbarg?

»Nein, ich meinte … später.« Cotronis fuhr sich mit der Hand über ihren stoppeligen Schädel und hielt inne, als sie das getrocknete Blut berührte. »Viel später. In einer Million Jahren. Zehn Millionen. In einer Milliarde Jahren, wenn die Menschheit längst zu Staub zerfallen ist, werden sie immer noch durchs All treiben. Weit entfernt von den weitesten Ausläufern, die die Menschliche Sphäre erreicht haben mag, bevor wir uns selbst vernichtet haben oder jemand anderes uns vernichtete.«