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Priester werden verehrt als Männer Gottes, gleichzeitig als Relikte einer untergehenden Welt verachtet. Ihre Lebensform wird - auch innerkirchlich - kritisiert. Angesichts von Banalisierung durch die Reduktion auf Verwaltung und Strukturen und gleichzeitiger theologischer Verklärung geht es um rechte Unterscheidung und um Veränderungen. Als Praktiker in Sachen Priesterausbildung und in jesuitischer Tradition entwickeln die Autoren Perspektiven: Sie skizzieren Wege, wie die Kirche als Ganze priesterlich wird und wie "geistliche Menschen als menschliche Geistliche" überzeugender Priester sein können.
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Seitenzahl: 95
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Medard Kehl – Stephan Ch. KesslerPriesterlich werdenAnspruch für Laien und Kleriker
Ignatianische Impulse
Herausgegeben von Stefan Kiechle SJ und Willi Lambert SJ, Band 43
Ignatianische Impulse gründen in der Spiritualität des Ignatius von Loyola. Diese wird heute von vielen Menschen neu entdeckt.
Ignatianische Impulse greifen aktuelle und existentielle Fragen wie auch umstrittene Themen auf. Weltoffen und konkret, lebensnah und nach vorne gerichtet, gut lesbar und persönlich anregend sprechen sie suchende Menschen an und helfen ihnen, das alltägliche Leben spirituell zu deuten und zu gestalten.
Ignatianische Impulse werden begleitet durch den Jesuitenorden, der von Ignatius gegründet wurde. Ihre Themen orientieren sich an dem, was Jesuiten heute als ihre Leitlinien gewählt haben: Christlicher Glaube – soziale Gerechtigkeit – interreligiöser Dialog – moderne Kultur.
Medard KehlStephan Ch. Kessler
Anspruch fürLaien und Kleriker
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.
© 2010 Echter Verlag GmbH, Würzburgwww.echter-verlag.deUmschlag: Roberto MeranerDruck und Bindung: CPI – Clausen & Bosse, LeckISBN 978-3-429-03220-3
Ein Wort zuvor
STEPHAN CH. KESSLER
Das Priesterliche in der Kirche – ein Plädoyer
1. Sich vor Augen stellen, was ist – eine Betrachtung des Priesterlichen
Positive Bestandsaufnahme – nur einer ist Priester
Das Volk Gottes – eine königliche Priesterschaft
Priester – Zeichen für Christus
2. Schauen, was sich zeigt – Reibepunkte des Priesterlichen
Rollenunsicherheit – klerikal oder priesterlich
Priestermangel wird Gemeindemangel
Zölibat – die Spannung zwischen Geschenk und Dilemma
Seelsorge angesichts der Herausforderungen durch sexualisierte Gewalt
3. Erwägen, was dran ist – Aspekte einer priesterlicher Existenz heute
Warnung vor einem Mangel an Bildung – Plädoyer für theologische Kompetenz
Priester als Menschen des Segnens
Ethos braucht Ästhetik – Überhöhung des Priesterlichen bei gleichzeitiger Banalisierung
Kultkompetenz versus moderner Performer: Plädoyer für geistliche Vernunft
Nachahmung Jesu als Imperativ – Neue Heiligkeit aus der Taufe
MEDARD KEHL
Priestersein im Kontext neuer »pastoraler Räume« und im Konzert mit anderen pastoral Verantwortlichen
1. Ekklesiologische Überlegungen zum Konzept größerer »pastoraler Räume«
Kirche als »universales Heilssakrament« neu erfahrbar werden lassen
Kirche im Wandel von der »Pfarrfamilie« zur »Familie Gottes« vor Ort
Zentrum und Fläche
2. Rolle und Seelsorgestil des Priesters als leitender Pfarrer
Leitender Priester in einer größeren Einheit
Abschied vom Wunsch nach pastoraler Omnipräsenz
Hirtendienst an den Mitverantwortlichen in der Pastoral
Mut zur Auswahl in der Seelsorge
Dem priesterlichen Dienst eine klare Mitte geben
3. Die besondere seelsorgliche Kompetenz der Pastoralreferentinnen und -referenten
Die lebenshermeneutische Kompetenz
Theologische Lehrer auf der Ebene eines größeren pastoralen Raumes
4. Diakone und Gemeindereferentinnen und -referenten
5. Die Zukunft ehrenamtlicher Dienste
6. Kirche – »das Schiff im Sturm«
MEDARD KEHL UND STEPHAN CH. KESSLER
Anregungen zur priesterlichen Lebenspraxis
Zwölf Punkte der Aufmerksamkeit
Fünf Prioritäten
Kriterien des priesterlichen Dienstes
Zum Weiterlesen: Thematische Literaturauswahl
Anmerkungen
Gemäß antiker Spruchweisheit haben Bücher ihre Schicksale: Manchmal besitzen sie schon eine kleine Geschichte, noch bevor der erste Buchstabe geschrieben ist.1 Frühstücksgespräche in dem von Papst Benedikt XVI. ausgerufenen Jahr des Priesters (2009–2010) waren die Initialzündung für das Entstehen dieses Bandes. Beide Autoren leben und arbeiten in Frankfurt Sankt Georgen an einem theologischen Lernort für Laien und Priester. Deshalb kann die Situation der kirchlichen Dienste und Ämter bereits bei einer morgendlichen Konversation auf natürliche Weise Thema werden. Darüber hinaus verbindet beide Autoren die Mitgliedschaft in einem Orden, dessen Dreh- und Angelpunkt die Seelsorge und die qualifizierte Ausbildung dazu ist. »Ayudar las almas – den Menschen helfen« lautet das Ideal, das Ignatius von Loyola (1491–1556) der Gesellschaft Jesu ins Stammbuch geschrieben hat. Aus dieser seelsorglichen Motivation betreibt der Orden seit den Tagen seiner Gründung theologische Forschung und übernimmt Verantwortung in der Ausbildung von Frauen und Männern in der Seelsorge. Im deutschen Sprachraum befinden sich die jesuitischen Zentren überdiözesaner Weltpriester- und Seelsorgeausbildung in Frankfurt, Innsbruck und Rom.2 Tradition und Erfahrung, verbunden mit der Reflexion unserer Praxis der Ausbildung von Seelsorgern haben uns beide veranlasst, ein Plädoyer für das Priesterliche in der Kirche vorzulegen. Priester werden verehrt und verachtet. In der Kirche gelten sie als Männer Gottes, außerhalb werden sie als Relikte einer untergehenden Welt wahrgenommen. Das priesterliche Lebensideal wird von inneren und äußeren Krisen erschüttert. Die notwendigen Veränderungen der Seelsorge bringen die Kirchenleitungen in Versuchung, das geistliche Amt durch Reduktion auf Verwaltung und Strukturen zu banalisieren. Auf der anderen Seite ist gleichzeitig eine theologisch nicht immer gedeckte Fixierung auf das Weiheamt zu beobachten.
Dieses Buch möchte die Wirklichkeit des Priesterlichen nüchtern in den Blick nehmen. Angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen sollen realistische Entwicklungslinien aufgezeigt werden, wie die Kirche als Ganze priesterlicher werden kann bzw. muss. Denn priesterlicher Dienst ist kein Standesprivileg, sondern eine wesentliche Dimension der Kirche. Dieser Dienst wird in Gemeinsamkeit mit allen Getauften und in gleichzeitiger Unterschiedenheit in Bezug auf den spezifischen Auftrag ausgeübt. In einer ersten Annäherung sollen Möglichkeiten eines Profils des Priestertums heute aufgezeigt werden. Im zweiten Teil wird die sich verändernde Rolle des priesterlichen Dienstes im Konzert mit den pastoralen Verantwortungsträgern und im Kontext der größeren pastoralen Räume dargestellt.
Die Fortsetzung der Frühstücksgespräche in schriftlicher Form möchte anstoßen und zum kreativen Umgang mit der Verheißung des Glaubens ermutigen, dass Christus sein »ganzes Volk … mit der Würde seines königlichen Priestertums« ausgezeichnet hat (Präfation der Chrisammesse). Es geht uns darum aufzuzeigen, wie die Kirche als Ganze priesterlich werden muss, damit »geistliche Menschen« als »menschliche Geistliche«3 überzeugender in ihr leben und ihren Dienst tun können.
Frankfurt am Main, Sankt Georgen, im Frühjahr 2010
Medard Kehl SJ
Stephan Ch. Kessler SJ
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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