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Wenn eine Prinzessin "ritterlich" gegen einen Drachen kämpft und ein Gespenst einlädt, auf der Schlossburg zu wohnen, ist eines klar: Es wird spannend und lustig zugleich. Nicht nur Susabella, sondern auch das Gespenst Niklas Nieswurz ist immer für eine Überraschung gut! Ein lustiges Vorlesebuch für Kinder ab 6 Jahren
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Seitenzahl: 86
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Teil 1
Vom Königreich, vom Schloss und einem Drachen – und wie dann alles anders kam
1. Entrüstete Ritter in rostigen Rüstungen
2. Warum Ritterinnen und Ritter keine Grillwürstchen sein wollen
3. Warum man nicht zu schnell trinken sollte
oder
Warum Drachen das Maul nicht so voll nehmen sollten
Teil 2
Von Schlossgespenstern, Geisterstunden und einer Prinzessin, die selbst gerne herumgeistert
4. Wenn einer Prinzessin in ihrem Schloss etwas fehlt
5. Wenn eine Prinzessin eine Anzeige im Königlichen Anzeiger aufgibt
oder
Nicht jede Anzeige zeigt auch etwas an!
6. Wer gruselt sich denn schon vor einem Gespenst mit Dauerschnupfen?
7. Von einem Gespenst, das einzieht, um das Gruseln zu lehren?
8. Gespensterschnupfen ist nicht ansteckend. Aber er
kann
ansteckend sein!
9. Ein Gespenst, ein Friseur und eine „schreckliche“ Kling-Klang-Frisur
oder
Schreck lass nach!
10. Von Gemälden, von Medizin und von einem Apotheker mit Stinkefüßen
11. Wenn Gespenster tanzen
oder
Man sollte ein Nachtgespenst auch bei Tag niemals unterschätzen!
Vom Königreich, vom Schloss und einem Drachen– und wie dann alles anders kam
Wenn du eines Tages einmal durch die Welt wanderst und an fünf sehr, sehr, sehr hohe, schneebedeckte Berge kommst, über die noch niemand geklettert oder geflogen ist, dann hast du es entdeckt: das Königreich Niegefundien. Oder vielmehr seine Grenzen. Es liegt nämlich so versteckt hinter diesen Bergen, dass kein Mensch davon weiß, und niemand ist bisher aus diesem Königreich in die übrige Welt gelangt, um den Menschen von Niegefundien zu erzählen. Bis heute, also erzähle es niemandem weiter, damit es ein Geheimnis bleibt und Niegefundien nie gefunden wird!
Die Menschen in dem Land zwischen den Bergen sind ganz glücklich darüber, dass sie ihre Ruhe haben. Sie haben alles, was sie brauchen, und vor allem haben sie einen guten König und eine gute Königin. Und eine überaus kluge Prinzessin, die Prinzessin Susabella.
König Widupert I und seine Frau Königin Sigulinde leben zusammen mit ihrer Tochter natürlich in einem Schloss. Genauer gesagt, in einer Schlossburg, einer Mischung aus Schloss und Burg.
Sie liegt auf einem großen Hügel genau in der Mitte des Landes – der König hat das selbst einmal ausgerechnet, er rechnet nämlich für sein Leben gern! Sie hat vier hohe, dicke Türme, eine Mauer mit Zinnen sowie drei mittlere und zwei kleine Türmchen mit spitzen Dächern. Auf den Dächern der größeren Türme wehen Tag und Nacht Fahnen in Gold und Weiß, damit alle rundherum im Land wissen, dass die Königsfamilie zu Hause ist. Und die Schlossburg selbst hat so viele Zimmer, Räume und Kammern, dass König Widupert sich bis heute immer wieder einmal darin verirrt oder einen Raum entdeckt, in dem er vorher noch nie war.
Die Menschen dort sind also glücklich und alles könnte wirklich, wirklich schön und friedlich sein – doch dann passierte etwas.
Es war an einem Freitagmorgen nach dem Frühstück. König Widupert I hatte eben angefangen, zu regieren, als im Gang das Geräusch vieler eiliger Füße zu hören war. Als kurz darauf die Tür einfach aufgerissen wurde, hätte er fast seine Kaffeetasse fallen gelassen. König Widupert trank gerne mal eine Tasse Kaffee beim Regieren. Er behauptete immer, dass er dann besser nachdenken könne.
„Was in aller Welt ist denn hier los? Wisst ihr nicht, dass man erst anklopft?“, rief er quer durch den Saal. Dann stellte er rasch seine Tasse auf dem kleinen Tisch neben dem Thron ab, weil sich gleich vier Wachen auf einmal durch die Tür quetschten, natürlich prompt übereinander herpurzelten und auf den Nasen landeten.
Prinzessin Susabella hatte sich gerade erst hinter den Thron ihres Vaters geschlichen, um ihm heimlich ein bisschen beim Regieren zuzuhören. Nun streckte sie neugierig ihre Nase hinter der Rückenlehne des Throns hervor.
„König Widupert, es ist furchtbar! Entsetzlich! Haarsträubend!“, riefen sie wild durcheinander, ruderten mit Armen und Beinen und verhedderten sich so natürlich nur noch mehr ineinander.
Königin Sigulinde, die schnell herbeigeeilt und fast in Ohnmacht gefallen wäre, befahl ihnen, sich erst einmal zu entknoten, ordentlich hinzustellen und dann der Reihe nach zu erzählen.
Die vier Wachen gehorchten. Sie rappelten sich wieder auf und berichteten gleich darauf wie befohlen in aller Eile die neuesten Neuigkeiten.
„Es wurde ein riesiger, furchtbarer, entsetzlicher, haarsträubender Drache gesichtet! Er soll grün und ein bisschen schwarz und rot sein und vom höchsten Gipfel des Drachenbuckels kommen. Und was das Schlimmste ist: Er ist auf dem Weg hierher!“
„Soso, vom Drachenbuckel“, erwiderte der König, nachdem er sich vom ersten Schreck erholt hatte, und kratzte sich an der Nasenspitze und am Kinn mit dem kleinen Bart. Das tat er immer, wenn er nachdachte.
Der Drachenbuckel war – wie ihr euch jetzt sicher denken könnt – einer der fünf Berge, die sich um sein Königreich herum erhoben. Jetzt ahnte Prinzessin Susabella hinter dem Thron natürlich auch, woher der Berg seinen Namen hatte.
„Dann haben wir jetzt den Beweis: Die Geschichten, dass er alle 300 Jahre wiederkommt, um unser schönes Königreich mit seinem Feuer zu bedrohen, stimmen. Aber da ich sicher bin, dass ich mich nicht verrechnet habe, ist er ein Jahr zu früh“, fuhr König Widupert fort. Er rechnete wirklich gerne! Er erhob sich und befahl, dass sofort all seine Ritterinnen, Ritter und Knappen ihre Rüstungen anziehen und ihre Schwerter suchen sollten.
„Auch wenn der Drache sich verrechnet hat und zu früh kommt, werden wir ihn auf den Türmen und Mauern empfangen! Wir geben niemals auf und deshalb hat er sich gleich noch einmal verrechnet!“
„Zu Befehl!“, riefen die vier Wachen und rannten davon, diesmal ohne übereinander zu stolpern.
Ehe Prinzessin Susabella aber noch hinter dem Thron herausspringen und etwas hätte sagen können, waren sie alle schon verschwunden. Sogar ihre Mutter, Königin Sigulinde, war in ihrem langen Kleid davongeeilt.
Susabella schüttelte nur den Kopf und schlüpfte rasch in den Geheimgang hinter dem Thron, um vom Thronsaal direkt hinunter in den Hof zu gelangen. Und was sie dort sah, war genau das, was sie befürchtet hatte: Seit ewig langer Zeit hatte keiner mehr seine Rüstung getragen. Weil sie sie im friedlichen Niegefundien ganz einfach nicht brauchten. Sie alle waren deshalb total verrostet, genau wie ihre Schwerter und Helme.
Als sie nun in den Hof kamen, quietschten und knarzten die Rüstungen so laut, dass die Burgmauern zitterten. Kein Wunder, dass alle versuchten, sich die Ohren zuzuhalten – was natürlich schwierig war, denn wegen der Helme über den Köpfen konnten die Ritterinnen und Ritter das gar nicht. Also befahl König Widupert erst einmal, dass sofort alle da stehenbleiben sollen, wo sie gerade standen. (Er musste es dreimal rufen, bevor sie ihn überhaupt hörten, so laut war das Quietschen und Scheppern!)
„So geht das doch nicht! Wie sollen wir so schnell alle Rüstungen entrosten und ölen? Das dauert ja Tage!“, jammerte Königin Sigulinde und raufte sich die Lockenfrisur. „Wenn der Drache kommt und euch sieht, fällt er höchstens vor lauter Lachen vom Himmel.“ Sie tippte sich an die Nasenspitze – das tat sie immer, wenn sie nachdachte oder eine Idee hatte – und zuckte dann die Schultern. „Aber vielleicht bricht er sich dabei ja ein Bein und muss wieder nach Hause humpeln. Oder das laute Quietschen beschert ihm schlimme Kopf- und Ohrenschmerzen. Dann hätten wir wieder 300 Jahre lang Ruhe.“
Prinzessin Susabella schüttelte erneut nur den Kopf. Schnell zwängte sie sich zwischen all den rostigen Rüstungen durch, bis sie neben dem König angekommen war.
„So schnell bricht ein Drache sich nicht die Beine und abgesehen davon könnte er noch immer fliegen. Und er macht selbst sicher so einen Krach, dass ihn das Quietschen nicht kümmert“, begann sie. „Aber dass wir euch alle schnell entrosten und ölen müssen, steht fest.“
„Und was schlägst du vor?“, fragte der König.
„Ich habe da schon eine Idee. Wir machen Folgendes ...“
Mit einem Tropfen Öl geht’s doch gleich wie geschmiert!
Der König nickte, nachdem er Prinzessin Susabellas Vorschläge angehört hatte, und es dauerte höchstens zehn Minuten, bis der Befehl ausgeführt war. Vielleicht waren es auch elf Minuten, denn ausnahmsweise schaute der König nicht auf seine Taschenuhr.
Die Diener hatten in aller Eile zwei große, dicke Baumstämme herbeigetragen und aufrecht auf Drehscheiben gesetzt. Währenddessen wurden alle Bürsten und Besen aus dem gesamten Schloss eingesammelt und rund um die Baumstämme herum festgenagelt: breite Besen, schmale Besen, kleine und große Besen, Bürsten mit harten und weichen Borsten, Schrubber, Handfeger, Haarbürsten, Zahnbürsten – sogar die von der Königin! – Spül- und Schuhbürsten. Nur die Klobürsten durften nicht mit dazu. Hier verzog sogar Prinzessin Susabella das Gesicht und schickte den Diener wieder weg. In die letzte Lücke kam dann noch die kleine goldene Bürste, mit der der König immer seinen Kinnbart bürstete.
Als Nächstes verbanden sie die Drehscheiben mit einem Seil, das rundherum gelegt wurde. Ein weiteres Seil wurde von einer der Scheiben zu einem Fahrrad geführt, das sie eilig auf einen Ständer geschraubt hatten. Und als sie fertig waren, war allen sofort klar, wie das Ganze funktionieren sollte. Es sah nämlich aus wie zwei dicht nebeneinanderstehende Bürstenwalzen, die sich drehen würden, sobald jemand in die Pedalen des Fahrrads trat. Zwischen den Bürstenwalzen war gerade genug Platz, dass die Ritter und Ritterinnen in ihren Rüstungen hindurchpassten. Die Bürsten würden in Nullkommanichts rundherum sämtlichen Rost herunterbürsten. Und als nun auch die letzten Diener angerannt kamen und sämtliches Öl – sogar das Salatöl aus der Schlossküche – und all die vielen Parfümzerstäuber der Königin brachten, konnte es losgehen.
Das Parfüm war schnell ausgegossen. Der Schlosshof roch danach zwar ziemlich duftig nach Rosen, Veilchen, Stiefmütterchen und noch vielen anderen Blumen, aber mit Wäscheklammern auf der Nase, die die Waschfrau schnell herbeibrachte, war es durchaus auszuhalten. Innerhalb weniger Augenblicke waren die Sprühfläschchen mit Öl gefüllt und als nun die Königin Sigulinde anfing, so fest wie nur möglich in die Pedale des Fahrrads zu treten, kam die Sache in Schwung.
Ein Ritter nach dem anderen quetschte sich zwischen den sich drehenden Büstenwalzen hindurch. Der Rost der Rüstungen flog und staubte nur so durch die Gegend und Prinzessin Susabella und der neue Küchenjunge Kunibert, die sich hinter der Rostschrubbanlage postiert hatten, sprühten Öl auf die blanken Rüstungen, was das Zeug hielt!