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"ICH HABE GETAN, WOZU ALLEN VOR MIR DER MUT FEHLTE! WAS ES MIR EINGEBRACHT HAT? MÖGLICHKEITEN! UNGEAHNTE MÖGLICHKEITEN UND ZEIT OHNE ENDE, EINFÄLTIGES DING!" Julias holpriger Antritt als Traumwächterin geht zunehmend holprig weiter und die Notlage der Shepards ragt wie eine unüberwindbare Hürde vor ihr auf. Auch läuft weder in ihrem Privatleben noch in der noch frischen Beziehung zu Preston alles glatt. Zu allem Überfluss muss sie feststellen, dass Brent, der Bruder ihrer besten Freundin Ally, sich verändert hat. Nicht nur, dass er in sie verliebt ist und aus seiner Eifersucht keinen Hehl macht, er lässt auch keinen Zweifel an seinem Misstrauen den drei Shepards gegenüber aufkommen. Aus gutem Grund, wie Julia zu ihrem Entsetzen feststellen muss, denn die Zwillingsgeborene und der Löwe haben etwas gemeinsam ... Und Mailin? Noch immer wartet ihr "Echo" jenseits der Traumgrenze auf ihre Chance, während Julia verzweifelt versucht, eine dauerhafte Lösung und Erlösung für Preston, Jared und Laverna zu finden. Was, wenn Brent ihr in jeder denkbaren Hinsicht in die Quere kommt?
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Seitenzahl: 718
Veröffentlichungsjahr: 2025
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„QUIS CUSTODIET IPSOS CUSTODES?“ („WER BEWACHT DIE WÄCHTER?“)
JUVENAL, 58 - 140, RÖM. SATIRIKER UND SITTENRICHTER
Eins
Zwei
Drei
Vier
Fünf
Sechs
Sieben
Acht
Neun
Zehn
Elf
Zwölf
Dreizehn
Vierzehn
Fünfzehn
Epilog
DUBLIN, IRLAND, IM SOMMER 1776
Sie durften nicht zum Schiff, sondern mussten sich auf Geheiß ihres Vaters bereits am Vortag von Eimear verabschieden. Zusammen mit ihrem neuen Mann und dessen beiden Kindern würde diese schon früh am nächsten Morgen lossegeln. Zum Festland. Nach Hamburg.
Mailin konnte mit diesem Städtenamen nichts anfangen. Ebenso wenig mit dem Begriff Festland, schließlich war Land immer fest. Auch mit Großmutters Ehemann wusste sie nichts anzufangen. Er war ein ernster, stiller Mann mit hellblonden Haaren und einem Vollbart gleicher Färbung, wie Eimear verwitwet. Er arbeitete, wie diese erzählt hatte, in einer Brauerei. Mit diesem Wort konnte sie etwas verbinden, denn immer, wenn ihr Vater am Abend betrunken nach Hause kam, begrüßte ihre Mutter ihn vorwurfsvoll mit den gleichen Worten: „Du stinkst wie eine ganze Brauerei!“ Danach wartete Mailin immer verängstigt, ob er wütend werden und Mutter schlagen oder nur herumbrüllen und nach dem Essen auf dem Bett nebenan einschlafen würde.
Nicht selten jedoch gab ihre Mutter ihr dann auch ihren kleinen Bruder an die Hand und schickte sie zusammen mit Nola zur Nachbarin. Oder noch für eine Weile zum Spielen nach draußen. Und hinterher rochen auch ihre Kleider für gewöhnlich ein wenig nach Brauerei.
Nur stank Eimears neuer Mann nie so! Überhaupt schien er reinlicher. Und klüger. Gebildet. Das war ihr schon bei seinem ersten Besuch aufgefallen. Seine Worte klangen allerdings eigenartig, ein wenig undeutlich manchmal. Längst nicht so undeutlich jedoch wie Vaters Lallen, wenn er betrunken war. Nach wenigenTagen hatte Großmutter zudem angefangen, Worte in einer fremden Sprache zu sprechen. Deutsch. Johanns Sprache. Zusätzlich zu denen, die sie ohnehin schon beherrschte. Französisch war eine davon, das wusste sie.
Dann hatten Großmutter und er geheiratet.
Und jetzt, keine drei Wochen nach der Hochzeit, würde sie fortgehen. Dabei war Eimear die Einzige, die sich immer Zeit genommen hatte für sie. So auch an diesem Nachmittag, als sie sich wie verabredet verabschieden wollte. Sie war in ihr kleines Häuschen gekommen und hatte ihre Tochter, Mailins Mutter, am Arm gefasst und vom Herd weggezogen. Mailin war daraufhin unbemerkt nach draußen gehuscht und hatte sich leise unter das offene Fenster geschlichen. Dort hörte sie nun, wie ihre Mutter sich deshalb beschwerte.
„Ich bin im Begriff, dieses Land zu verlassen, und will mich von dir verabschieden, also setz dich! Er wird schon nicht verhungern, wenn er sein Essen mal eine halbe Stunde später bekommt! Oder erwartet dich dann wieder eine Tracht Prügel?“
Die Antwort ging leider in dem lauten Gebell eines Nachbarhundes unter und ungeduldig wartete sie, dass er endlich aufhören würde. Es dauerte jedoch ein paar Minuten, bis der entnervte Besitzer ihn zur Ruhe brachte.
Der Großteil von Mutters und Eimears Unterhaltung im Anschluss daran hatte jedoch keinen Sinn für Mailin ergeben, schließlich war sie kaum sieben Jahre alt. Aber sie hatte ein gutes Gedächtnis für Worte und würde einfach später darüber nachdenken. Oder wenn sie älter war oder jemanden fragen konnte. Oder wenn sie irgendwo etwas Ähnliches aufschnappen würde und dann nachträglich ihre eigenen Erklärungen finden konnte. Wann immer ihr niemand Auskunft erteilen wollte, verfuhr sie so – und das kam sehr oft vor. Sie hatte rasch gelernt, auf diese Weise selbst den Sinn hinter Entscheidungen und Worten, die die Erwachsenen für gewöhnlich unter sich ausmachten oder für sich behielten, zu erschließen.
Also drückte sie sich auch jetzt mit dem Rücken dicht an die Hauswand unter dem Fenster und lauschte, damit ihr nichts entging. Und dann wurde sie ganz still und leise, um weder Mutter noch Großmutter auf sich aufmerksam zu machen. Großmutter hatte erstaunlich gute Ohren.
„Wo ist Mailin?“, hörte sie, als der Hund endlich aufgehört hatte zu bellen.
„Was weiß ich?! Vermutlich streunt sie wieder einmal irgendwo herum, anstatt ihre Arbeit zu erledigen oder auf ihre Geschwister aufzupassen.“
„Noch so etwas, das du gerne auf sie abwälzt, richtig? Oder schickst du sie jetzt schon regelmäßig alle drei aus dem Haus, damit sie ihrem betrunkenen Vater nicht vorzeitig über den Weg laufen?“
„Was willst du, Mutter? Ich dachte, du bist gekommen, um dich zu verabschieden! Fasse dich kurz, ich habe zu tun.“
„Wie du meinst. In aller Kürze also: Ich möchte, dass sie mich begleitet. Ich möchte, dass du mir Mailin überlässt.“
Ihre Mutter lachte hart auf und schnaubte dann.
„Was denkst du, wird er dazu sagen? Abgesehen davon bin ich wieder schwanger und auf ihre Hilfe im Haus angewiesen. Sie ist die Älteste, Nola ist zu ungeschickt und Duncan noch viel zu klein, um irgendwem eine Hilfe zu sein.“
„Du bist schon wieder … Wie kannst du nur?! Er ist ein Taugenichts, das habe ich schon immer gewusst! Sieh dich um! Wann immer er trotz seiner Trinkerei eine Arbeit bekommt und länger als ein paar Wochen behält, gibt er seinen kargen Lohn für billigen Fusel aus, anstatt euch etwas Anständiges zum Essen zu kaufen oder Stoff für Kleidung. Nicht mal ein paar notwendige Reparaturen am Haus nimmt er vor!
Du bist zu allem Überfluss unentwegt schwanger und wenn du so weitermachst, wirst du nicht ein einziges Wurm mehr bis zum Ende der Schwangerschaft austragen! Wie viele Kinder hast du seit Duncan schon verloren? Zwei? Drei? Du bist meine Tochter, aber ich habe dich nicht dazu erzogen …“
„Hör auf damit!“, schrie ihre Mutter laut. Mailin unter dem Fenster zuckte heftig zusammen und verursachte dadurch ein leises Geräusch. Glücklicherweise bekamen die beiden Frauen es nicht mit.
„Ich habe ihn geheiratet, weil ich ihn liebe und er mich! Und wenn alles gutgeht, bekommt er bald eine feste Arbeit …“
„Das hat er schon vor fünf Jahren gesagt und bis heute wurde nichts daraus. Und seitdem trinkt er“, unterbrach Eimear sie kalt. „Du vergeudest dein Leben und das Leben deiner Kinder, insbesondere das von Mailin!“
Wieder lachte ihre Mutter.
„Ach ja, deine Ammenmärchen! Ich vergeude insbesondere ihr Leben! Alleine deshalb, weil sie im Mai geboren wurde.“
„Allerdings! Sie ist eine Zwillingsgeborene und genau deshalb wartet auf sie eine große Aufgabe. Hier jedoch …“ Es entstand eine kurze Pause und Mailin hielt gespannt den Atem an. „Hier wird sie verkümmern und vor die Hunde gehen. Was soll sie hier lernen? Doch nur, wie man eine Ruine von Haus sauber hält, sich von seinem Mann abwechselnd verprügeln und schwängern lässt und dass Frauen allgemein keine Bedeutung zukommt. Du bist deinem Mann nicht nur untertan, du bist seine Sklavin und wirst seine Sklavin bleiben, bis du eines Tages tot umfällst oder im Kindbett ...“
„Und du glaubst, daran etwas ändern zu können? Indem du es nur oft genug wiederholst?“, wurde sie unterbrochen. „Du hast diese Flausen schon mir in den Kopf gesetzt, als ich noch klein war, und nichts davon traf zu! Die Wirklichkeit sieht anders aus!
Unser Platz ist nun mal im Haus und bei den Kindern. Hier bei mir lernt sie wenigstens das wahre Leben kennen und wie sie sich durchbeißen kann, bei dir würde sie nur lauter Unsinn in den Kopf gesetzt bekommen.“
„Das ist kein Unsinn, das weißt du genau! Ich habe es dir oft genug erklärt …“
„Ja, ja! Aufgabe! Wächterin! Mailin ist meine Tochter und sie bleibt bei mir! Gott, und all das nur, weil ich deiner Meinung nach drei Wochen zu früh geboren wurde! Weißt du, dass mir das mein Leben lang nachhing? Jedes Mal, wenn du mir diese Geschichten erzählt hast, bekam ich es wieder zu hören – als ob ich etwas dafür könnte!
Du willst ein Kind nach deinen Wünschen? Was hindert dich daran, noch einmal eines in die Welt zu setzen, Mutter? Du wolltest doch unbedingt noch einmal heira...“
Ein lautes, vernehmliches Klatschen unterbrach diesen Satz und Mailin riss die Augen weit auf. Hatte Großmutter ihre Mutter etwa geohrfeigt? Genau so hörte es sich an!
„Rede nie wieder so mit mir, ist das klar? Ich bin noch immer deine Mutter und verlange Respekt von dir!
Was ich will? Ich will Mailin eine Zukunft ermöglichen und ein Leben, in der sie die Ehe mit einem Mann nicht als ständiges Joch erlebt. Es ging nie um ein ‚Kind nach meinen Wünschen‘, denn auch du warst ein Wunschkind, auch wenn du mir nicht glaubst.“
Ein höhnisches Lachen ertönte. Dann ein Seufzen von Eimear, bevor diese in gemäßigterem Tonfall endete: „Die Zeit, in der ich Kinder gebären konnte, ist zudem vorüber.“
Mailin überschlug hastig das Gehörte. Großmutter wurde bald schon fünfzig Jahre alt. Sie hatte einmal gehört, dass man fünfmal bis zehn zählen musste, um auf diese Zahl zu kommen; auf diese Weise hatte sie sich das Zählen bis hundert beigebracht. Vor wenigen Tagen erst hatte sie fünfmal zehn Kieselsteine gesammelt und aufgereiht. Eimear musste demnach sehr alt sein, denn Mailins sieben Steine und die zwanzig und acht ihrer Mutter waren viel weniger.
„Weiß er das? Kennt dein Johann dein wahres Alter? Ist er nicht um beinahe zehn Jahre jünger als du und hofft auf weitere Bälger?“, ertönte es da spöttisch.
Bei Mutter klang dieser Name immer etwas seltsam, eher wie Joe-henn. Eimear sprach es Jo-hann aus.
„Es reicht! Jedes Wort ist vergebens, ich hätte es wissen müssen. Du bist zu bedauern, doch noch viel mehr deine Kinder, denn sie sind unschuldig an alldem.
Unseren Abschied hätte ich mir anders und versöhnlicher gewünscht, doch auch das ist deine Entscheidung. Von deinem Ehemann werde ich mich nicht verabschieden; es wäre ohnehin kaum möglich, ihn um diese Uhrzeit in nüchternem und zurechnungsfähigem Zustand zu erwischen.
Dem kleinen Duncan und Nola habe ich bereits Lebewohl gesagt, ich fand sie wie erwartet drüben bei deiner Nachbarin, wo sie sich wohler zu fühlen scheinen als bei ihrer eigenen Mutter.
Dir kann ich nur viel Glück wünschen und dass du bald Witwe wirst! Es wäre eine Erlösung für dich und die Kinder, wenn du anschließend einen Mann wie meinen Johann finden würdest! Bleibt nur noch Mailin …“
Der Topfdeckel klapperte und kurz blieb alles still, bevor zuletzt noch einmal Eimear das Wort ergriff.
„Tu einmal das Richtige für sie, überlass sie meiner Obhut! Ich werde für sie sorgen und sie aufziehen! Nola wird dir ebenfalls helfen können, du musst sie nur ein wenig mehr anleiten. Sie ist anders als Mailin und wird sicher einmal ihre Erfüllung als Frau und Mutter finden. Mailins Weg ist ein anderer, lass sie mit mir gehen!“, bat sie, diesmal sehr eindringlich und flehend.
Das darauffolgende erneute Schweigen wurde laut und je mehr Mailin ihre Ohren anstrengte, desto lauter wurde es. Sie wünschte sich einmal mehr, sehen zu können, was da drinnen vorging. Jetzt schreckte sie erneut zusammen, weniger wegen der Lautstärke als vielmehr wegen des hasserfüllten Tonfalls ihrer Mutter.
„Du wolltest unbedingt, dass ich diese Tochter bekomme! Jetzt habe ich diese Tochter und jetzt gehört sie zu mir, verstanden?
Und jetzt geh! Verlass mein Haus, verlass Irland und geh mit deinem Johann, aber ohne Mailin!“
Wieder folgten einige Augenblicke der Stille, dann ertönte ein Schnauben.
„Dein letztes Wort? Möge Gott dir verzeihen, ich kann es nicht! Ich werde sie also suchen und mich von ihr verabschieden. Wir werden uns kaum noch einmal wiedersehen, deshalb möchte ich, dass du mir etwas versprichst.“
„Was?“, knurrte ihre Mutter wütend. „Was kannst du noch von mir wollen?“
„Ich bin deine Mutter!“, hob Eimear die Stimme. „Und als solche bitte … nein, verlange ich von dir, dass du Mailin das weitergibst, was ich dir über diese Aufgabe erzählt habe, sobald sie etwas älter und verständiger, spätestens jedoch, sobald sie sechzehn ist! Schwöre es mir!“
„Diesen ganzen Schwindel …“
„Schwöre!“, brüllte Großmutter noch lauter als ihre Mutter zuvor und Mailin konnte diesmal nur mit Mühe ein ängstliches Wimmern unterdrücken. Noch nie hatte sie gehört, dass Eimear ihre Stimme derart erhoben hatte! „Schwöre bei allen Heiligen und bei deiner unsterblichen Seele, schwöre!“
„Ja! Ja, verdammt, ich schwöre! Genügt dir das endlich? Mailin war dir schon immer wichtiger als ich, Mutter!“, kam es zischend. „Nicht umsonst sollst du das jedoch damals von mir verlangt haben und wenn aus ihr nur wegen dieser Ammenmärchen etwas Gottloses wird, soll es auf dich zurückfallen, hörst du? Ich schwöre also, dass ich ihr erzählen werde, was du mir erzählt hast! Und jetzt verschwinde! Ich verzichte sehr bereitwillig darauf, dich jemals im Leben noch einmal wiederzusehen! Verabschiede dich meinetwegen noch von ihr, aber dann schick sie zu mir. Ihr Vater wird sicher bald nach Hause kommen.“
Da sie nicht sehen konnte, was zwischen ihnen noch vorging, sah sie jetzt zu, dass sie sich davonstahl. So leise wie möglich und immer an der Hauswand entlang, bis sie die Ecke erreicht hatte und um sie herum ungesehen verschwinden konnte. So konnte sie sich den Anschein geben, geradewegs von der Nachbarin zu kommen.
Zu spät fiel ihr wieder ein, dass Eimear vorhin erst bei dieser gewesen war und sie zusammen mit Duncan und Nola dort hätte vorfinden müssen. Doch als sie ihre Großmutter jetzt mit weit ausgreifenden, energischen Schritten näherkommen sah, ahnte sie, dass diese viel zu aufgebracht war, um darüber nachzudenken.
Als Eimear sie bemerkte, glättete sich ihre verärgerte Miene, auch wenn ihre grünen Augen immer noch wütend funkelten.
„Mailin! Dich habe ich gesucht. Komm mit, da hinüber. Ich muss mit dir reden, ungestört.“
Es fiel ihr schwer, so zu tun, als ob sie nicht eben noch gelauscht und den Grund für ihre Wut erfahren hätte. So ließ sie sich einfach bereitwillig und wortlos von ihr an der Hand davonziehen in den Schatten eines Baumes, der unweit der Häuser an der zurzeit ausnahmsweise staubigen statt von den häufigen Regenfällen eher schlammigen Straße stand. Dort ließen sie sich nieder und Mailin überlegte einmal mehr, weshalb Eimear nicht wie andere Frauen ihres Alters schon viele Falten und weitaus grauere Haare hatte. Ihr eigener Schopf war genauso rot wie der ihrer Großmutter und die hatte höchstens hier und da ein einzelnes graues Haar in ihrem dichten, dicken Lockenkopf, den sie so wie jetzt meistens zu einem festen Knoten im Nacken zusammengebunden hatte.
„Morgen gehst du fort!“, warf sie ihr vor und erntete ein unglückliches Lächeln.
„Ja, morgen gehe ich fort.“
„Warum? Kann Johann nicht hierbleiben mit dir? Er kann in deinem Haus wohnen. Wenn es sein muss.“
Jetzt lachte sie leise und strich ihr eine Locke hinter das Ohr, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatte.
„Johann hat jetzt wieder eine Arbeit in Hamburg, Mailin. Eine gute Arbeit, bei der er gutes Geld verdient. Er ist dort geboren und seine Familie lebt dort. Und ich bin seine Frau, ich werde mit ihm gehen.
Er ist ein lieber Mann, der auf mich aufpassen und mich gut behandeln wird. Anders als dein Vater deine Mutter. … Das sollte ich wohl nicht sagen“, murmelte sie, dann aber trat ein entschlossener Ausdruck auf ihr Gesicht. „Oder vielleicht doch! Hör zu, Mailin: Wenn du erwachsen bist, such dir deinen Mann genau aus! Seinen Mann zu lieben ist schön und gut und richtig, aber manchmal genügt es nicht. Überlege dir gut, was du … möchtest und … was du nicht möchtest, verstehst du? Und dann erst suche dir jemanden, der dazu passt! Vergiss das nie! Männer sollten ihre Frauen achten, denn sie sind ihnen ebenbürtig, nicht selten sogar überlegen in der einen oder anderen Hinsicht.“
Das klang so ganz anders als das, was sie zu Hause erlebte und was Mutter immer predigte! Wie sehr Eimear sich doch von Mutter unterschied! Lag es daran, dass ihr erster Mann so früh gestorben war und sie lange alleine gelebt hatte? Sie hatte ihrem jüngsten Bruder, Mailins Onkel, am anderen Ende von Dublin den Haushalt geführt und irgendwie – sie wusste nicht genau, wie – mit ihrem Talent für fremde Sprachen eigenes Geld verdient. Dolmetschen hatte sie es genannt und mehr, als dass dies ein anderes Wort für Übersetzen war, wusste Mailin nicht über diese Arbeit.
Eimear hatte auf diese Weise jedenfalls für sich selbst sorgen können und immer in ihrem eigenen, kleinen Haus gewohnt. Auch noch, nachdem ihr Onkel endlich geheiratet hatte und sie nicht mehr brauchte. Und jetzt war da Johann mit seinen beiden Kindern. Und wenn Eimear selbst keine Kinder mehr bekommen konnte … War sie deshalb so anders?
„Was ist dann mit den Frauen, die zu Haus und Kindern gehören?“, fragte sie unbedacht und setzte schnell nach: „Ich will nicht, dass du gehst, ich will dich behalten!“
Eimear runzelte die Stirn.
„Ich muss gehen, Mailin! Und man kann Menschen nicht behalten, denn sie gehören einem nicht.“
„Das glaube ich nicht“, schob sie die Unterlippe vor. „Ich habe schon oft gehört, dass Vater jemandem gehört.“
Und der hatte es auch schon oft zu Mutter gesagt.
„Was hast du gehört? Wem soll er gehören?“
„Immer dem, für den er gerade arbeitet“, zuckte sie die Schultern, als ob es eine unabänderliche Wahrheit wäre.
Eimear seufzte und schloss die Augen.
„Es gibt noch viel zu viel, was du nicht verstehst! Du bist noch zu jung und ich wünschte …“
„Ich würde mit dir gehen! Mutter braucht nichts davon zu wissen, ich kann mich heute Nacht rausschleichen! Vater mag mich sowieso nicht und er merkt nichts, wenn er erst schläft. Und Nola und Duncan … Ich würde auch bei Johanns Kindern schlafen.“ Sie brach ab, als ihre Großmutter sie ruckartig am Arm fasste.
„Du hast gelauscht!“, stellte sie streng fest.
Mailin schwieg. Zu leugnen hatte keinen Zweck, das wusste sie längst. Sie würde das heimliche Lauschen dennoch nicht aufgeben, auch wenn Großmutter sie jetzt wie Mutter oder Vater übers Knie legen würde. Es war der einzige Weg, um die wichtigen Dinge zu erfahren.
Aber zu ihrer Verwunderung geschah nichts. Eimear runzelte zwar erneut die Stirn, aber der Ärger verschwand sofort wieder und machte Sorge Platz.
„Glaub mir, ich würde dich zu mir nehmen, wenn ich könnte! Aber sie ist deine Mutter und ich würde großen Ärger bekommen, wenn ich dich einfach mitnähme! Doch ich sage dir etwas: Ich werde dafür sorgen, dass du, sobald du erwachsen geworden bist, zu mir nach Hamburg kommst, wenn es sein muss zusammen mit Duncan; mit deinem Vater als Vorbild wird aus ihm sonst … Lassen wir das.
Ich werde dich holen kommen, Mailin, das verspreche ich, hörst du? Bis dahin musst du es hier jedoch noch aushalten. Ich werde jeden Tag an dich denken und für dich beten. Und noch etwas: Ich habe dem Pfarrer Geld dagelassen, damit er dir Lesen und Schreiben beibringt. Und wenn du fleißig lernst auch ein wenig Rechnen. Du musst allerdings alles drei üben, auch wenn die Unterrichtsstunden vorbei sind! Geh am Sonntag nach der Messe das erste Mal zu ihm, ich habe dich ihm schon angekündigt. Weder deine Mutter noch dein Vater können etwas dagegen haben, dass du dir ein wenig Bildung aneignest.“
„Mutter könnte es mir beibringen“, wagte sie einzuwenden. „Sie muss Vater alles vorlesen.“
Wenn es denn etwas zu lesen gab – was in Arbeiterfamilien allgemein und in ihrer Umgebung speziell selten genug vorkam. Mutter las dann nicht so schön und fließend wie sonntags der Pfarrer aus der Bibel, aber dennoch so, dass man es verstehen konnte. Ihr Vater hingegen konnte nur einige wenige Worte entziffern, schreiben dagegen höchstens seinen Namen und den seiner Kinder. Wenn überhaupt!
Eimear seufzte – und Mailin begriff sofort, dass sie selbst dafür würde sorgen müssen, es zu lernen und es einmal besser zu können als ihre Mutter.
„So leid es mir tut, das zu sagen, aber deine Mutter wird sich weder die Zeit nehmen, noch hatte sie jemals die Geduld, selbst etwas zu lernen, geschweige denn, zu lehren! Und das als Beinahe-Zwilling!“, grollte ihre Großmutter wie zur Bestätigung.
„Wieso ist es so wichtig, als Zwilling geboren zu sein?“, wollte sie wissen. Sie kannte die Tierkreiszeichen, Eimear hatte sie ihr erklärt und so oft wiederholen lassen, bis sie sie auswendig konnte. In der richtigen Reihenfolge. Und so lange sie noch die Gelegenheit hatte, Fragen zu stellen, wollte sie dies ausnutzen.
Bei diesem Gedanken fühlte sie wieder diesen Stich in ihrer Brust, weil Eimear morgen nicht mehr da sein würde. Doch nun verspürte sie auch eine langsam größer werdende Wut. Auf Eimear, weil diese einfach fortging, auf Mutter, weil sie sie nicht mitgehen ließ und vor allem auf Vater, weil sie in ihm schon jetzt den Urheber allen Übels vermutete. Eimears Bemerkungen über ihn waren sogar für sie unmissverständlich gewesen und sie selbst hatte schließlich Augen im Kopf und Ohren, denen wenig entging.
Die grünen Augen ihrer Großmutter funkelten erneut.
„Vergiss nie, dass es ein Privileg ist! Das bedeutet, dass es etwas Besonderes ist, als Mädchen unter diesem Sternzeichen geboren zu sein. Zumindest in unserer Familie. Wenn du später selbst einmal Kinder haben wirst, solltest du anstreben, dass auch sie unter diesem Sternzeichen geboren werden – und ich wünsche dir viele Töchter!“
„Mädchen sind zu nichts nutze außer zum Kochen, Putzen und Kinderkriegen!“, stand sie wieder auf und klopfte automatisch den Staub von ihrem Kleid. „Das sagt Vater immer. Mutter solle ihm lieber noch einen Jungen gebären.“
Sie erschrak, als sie auf diese Worte hin mit einem heftigen Ruck herumgerissen wurde, der sie fast wieder von den Füßen holte.
„Jetzt hör mir gut zu, Mailin: Du bist nicht weniger wert als jeder Junge und jeder Mann! Auf dich wartet zudem eine große Aufgabe, wenn du erst groß bist! Deine Mutter will das nicht glauben, aber das darf dich niemals davon abhalten, selbst alles dafür zu tun, dieser Aufgabe gerecht zu werden. Es wird nicht leicht werden, gerade für dich, aber du darfst dich nicht entmutigen lassen und musst stark bleiben.“
„Wieso wird es schwer werden für mich? Was für eine Aufgabe? Wieso sagst du mir nicht, was das ist? Und wenn es so schwer ist: Was passiert, wenn ich das nicht kann?“
Auch Eimear erhob sich jetzt halb, aber nur, um vor ihr auf die Knie zu gehen, sie an beiden Schultern festhalten und ihr direkt in die Augen sehen zu können.
„Es wird deshalb schwer werden für dich, weil dir hier die Voraussetzungen fehlen, darauf vorbereitet zu werden. Und bei Gott, ich wünschte, es wäre anders! Es wird verlockend sein für jemanden, der stets so benachteiligt war …“, meinte sie besorgt. „Und welche Aufgabe? Du bist noch zu jung, um das zu verstehen, aber es wird sich dir erschließen, wenn es so weit ist. Ich habe darüber hinaus deine Mutter schwören lassen, dir alles zu erzählen…wie du ja sehr wohl weißt, da du gelauscht hast!
Spätestens wenn du erwachsen bist und sie dich gehen lassen muss, wirst du zu mir kommen und ich werde den Rest übernehmen.“
Sie machte sich aus Eimears Händen los und schnaubte.
„Und wenn Vater und Mutter es mir trotzdem verbieten? Oder wenn es mir wie Siobhan ergeht? Sie ist von ihrem Vater schon mit fünfzehn Jahren an den verwitweten Hufschmied verheiratet worden, weil sie ihm zu aufsässig war. Oder wenn sonst etwas passiert oder wir fortgehen müssen von hier, weil Vater woanders eine Arbeit bekommt? Was, wenn Mutter ihr Wort nicht hält? Irgendetwas geht immer schief!“
„Nichts wird passieren, Kind, und niemand wird dich hindern oder gegen deinen Willen verheiraten! Sobald du alt genug bist, liegt es in meiner Macht ... Nun, auch dafür ist es zu früh. Ich schwöre dir also, dass du alles erfährst, und sei es durch eine alte, wohldurchdachte Vorsichtsmaßnahme!“
„Was denn alles? Was für eine Vorsichts...“
„Nein, genug der Fragen! Für all das bist du noch viel zu jung“, unterbrach Eimear sie und seufzte lange und tief.
„Und wenn du diese Aufgabe nicht erfüllen kannst, fragst du? So darfst du niemals denken! Merke dir folgende Worte: Obwohl das Wort Aufgabe bedeutet, dass einem etwas aufgegeben, ein Auftrag erteilt wird, so steckt doch auch die Gabe darin. Gib also niemals auf, jede Aufgabe ist nur so groß wie die Gabe, die dazugehört!“
„Das verstehe ich nicht.“
Sie lächelte, erhob sich von den Knien und klopfte ebenfalls den Staub von ihrem Rock.
„Noch nicht! Doch du wirst es verstehen, sobald es an der Zeit ist. Sobald deine Mutter dir alles erzählt.“
Sie sah Eimear an diesem Tag zum letzten Mal. Ihr Schiff, das sie zusammen mit Johann am nächsten Tag nach Hamburg bringen sollte, sank etwa drei Stunden von seinem Ziel entfernt in einem plötzlich aufkommenden Unwetter in schwerer See; ein Unglück, das niemand überlebt hatte. Als diese Nachricht sie erreichte, weinte Mailin sich zum ersten und letzten Mal in ihrem Leben leise eine ganze Nacht lang die Augen aus. Trost fand und suchte sie bei niemandem.
Der alte Pfarrer erwies sich in der Folgezeit zwar als geduldiger wenn auch strenger Lehrer, aber schon nach acht Wochen stand Mailins Mutter auf der Schwelle zum Pfarrhaus, Duncan an der Hand, den Bauch bereits sichtlich gerundet. Sie bestand darauf, dass Mailin mit ihr nach Hause kommen und ihr helfen solle, und ließ stattdessen deren fünfjährigen Bruder dort. Er solle eine Weile im Lesen und Schreiben unterrichtet werden. Wenigstens so lange, wie das dafür bestimmte Geld ihrer verstorbenen Mutter, Gott hab sie selig, noch ausreiche. Dann könne er auch ihn wieder nach Hause schicken. Offenbar nur zu bereitwillig nickte der Pfarrer dazu und Mailin musste folgen. Die brodelnde Wut, die sie darüber empfand, verschloss sie tief in ihrem Inneren.
Wenige Tage darauf verlor ihre Mutter das Kind und nur Monate später starb sie bei einer weiteren Fehlgeburt. Ein zweiter Sohn laut der Hebamme, die sie tot in ihrem Bett vorfand. Erst nachdem ihr sturzbetrunkener, tobender Vater endlich am Tisch eingeschlafen war, hatte eine von blauen Flecken übersäte Mailin sie holen können. Ihr Vater hatte sie beide nur wenige Stunden vorher verprügelt, weil das Essen, das sie ihm auf den Tisch gestellt hatten, zu heiß gewesen war und er sich den Mund verbrannt hatte. Und niemand klagte ihn seines Verhaltens ... nein, seines Verbrechens an.
Mailins achter Geburtstag war eine Woche später. Sie begann ihn wie jeden weiteren Tag in den folgenden acht Jahren: Sie holte ihren kleinen Bruder und ihre gerade mal ein Jahr jüngere Schwester aus dem Bett und weckte später, nachdem der Porridge ein wenig abgekühlt war, ihren Vater noch rechtzeitig, damit dieser pünktlich zur Arbeit kam. Sofern er denn eine hatte.
Sie lernte dank der Nachbarin schnell, den gesamten Haushalt alleine zu führen und sparsam zu wirtschaften, während nun auch ihre Geschwister einer Arbeit nachgehen mussten. Sie begehrte niemals auf. Sie schwieg zu allem und gehorchte fraglos, gleich was ihr Vater von ihr verlangte.
Ihren grünen, durchdringenden Augen entging in diesen Jahren jedoch nicht die geringste Kleinigkeit und je älter sie wurde, desto unheimlicher weil stiller wurde sie. Ein stiller, geräuschloser Schatten. Die meisten Leute fingen an, unbewusst einen Bogen um sie zu machen, und selbst ihr Vater richtete mit der Zeit kaum mehr ein Wort an sie, sofern es nicht ein knapper Befehl war.
Lediglich Duncan, der ihr, sobald ihr Vater eingeschlafen war, heimlich beibrachte, was er beim Pfarrer gelernt hatte, bemerkte, dass sie nicht bloß aufmerksam zusah und zuhörte wie andere. Wo sie auch ging und stand, sie merkte sich jedes Wort, das fiel, jedes Gebaren, vor allem das ihrer Dienstherren, jede Lektion, jedes Ereignis nahezu minutiös. Sie saugte jegliches Wissen und Können in sich auf, bewahrte es, ahmte es nach, übte, verfeinerte und kombinierte es und lechzte doch ständig nach mehr. Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat. Ein Umstand, der ihn innerlich entzweite: Auf der einen Seite war er mit fortschreitendem Alter zunehmend fasziniert von ihrer bemerkenswerten Auffassungsgabe und suchte beständig ihre Nähe, auf der anderen Seite begann auch er, ihre Art zu fürchten.
An ihrem sechzehnten Geburtstag trat eine weitere Veränderung ein, diesmal wie aus heiterem Himmel. Kurz vor Mitternacht wurde sie wach und konnte trotz aller Müdigkeit nicht wieder einschlafen. Sie lauschte auf die Geräusche, die von nebenan von ihrem seit einem Jahr verkrüppelten Vater kamen, doch der schnarchte nur vor sich hin. Durch die dünne, stellenweise schon fadenscheinige Decke, die ihren und Nolas Teil des Zimmers von dem ihres Bruders trennte, drang ebenfalls nur deren leises Atmen.
Seltsam getrieben stand sie auf, schlang sich ihre Decke um die Schultern und schlich nach draußen. Die Nächte waren nach wie vor kühl, aber das war egal. Was auch immer sie nach draußen zog, war wichtiger.
...
Als Duncan sie am Morgen in einem Winkel hinter dem Haus fand, war sie unterkühlt und offenbar ohnmächtig, aber ansonsten unversehrt. Doch in ihren grünen Augen lag ein unheimliches Funkeln, das er sich nicht erklären konnte und das von da an nicht mehr verschwand. Ebenso wie ihr verändertes weil plötzlich ungemein selbstsicheres Auftreten.
Dies alles sowie den Umstand, dass sein Vater von diesem Tag an jede Nacht schreiend aufwachte und ihn und Nola damit aus dem Schlaf riss, hätte er vermutlich irgendwann abgetan und hinter sich gelassen. Doch dass Mailin jedes Mal mit einem kleinen, glücklichen und gleichzeitig hämischen Lächeln auf den Lippen friedlich weiterschlief, öffnete in seinem Inneren einem Gefühl Tür und Tor, das ihn von da an begleiten sollte: Grauen. Ihn graute vor seiner Schwester.
Ein Jahr später zogen sie auf Mailins Betreiben aus Dublin fort und aufs Land in einen kleinen Ort, in dem niemand sie kannte oder von der früheren Trinkerei ihres Vaters wusste. Dieser bewies trotz seiner Behinderung durch sein steifes Bein ein gewisses handwerkliches Geschick. Da er überdies – ebenfalls seit Mailins sechzehntem Geburtstag – keinen Tropfen Alkohol mehr anrührte, stellte der Pfarrer der Gemeinde ihn für alle anfallenden Arbeiten rund um das Gotteshaus, das Pfarrhaus und den Garten an.
Ein weiteres Jahr später heiratete Nola, kaum siebzehn Jahre alt, in ebendieser Kirche einen Mann aus dem Nachbarort. Ihr Vater, in den letzten beiden Jahren schlohweiß geworden, faselte nur etwas vor sich hin, als es darum ging, ob er damit einverstanden sei. Der noch junge Pfarrer, der dank eines glücklichen Zufalls schon bald Duncans musikalisches Talent entdeckt hatte, es seither förderte und zudem die längst aufgegebenen Unterrichtsstunden fortsetzte, traute Nola. Bereits zehn Monate später taufte er ihren ersten Sohn.
Und Anfang September des gleichen Jahres stand eines Abends – es regnete gerade wolkenbruchartig – Mailin in der Tür zum Pfarrhaus und bat ihn, tropfnass wie sie war, um eine kurze Unterredung. Eine Unterredung, die Folgen tragen sollte.
„Ihr Name soll Edna sein. Alles andere ist mir egal, du kannst sie erziehen, wie du für richtig hältst. Nachdem sie zu früh geboren wurde, wird sie meine Aufgabe nicht übernehmen können. Sie könnte alles jedoch einmal weitergeben – wenn es an der Zeit ist.“
Nola schnaubte und nahm ihrer Schwester schnell das kleine zappelnde Bündel aus den Händen.
„Dann kannst du mir ja jetzt wohl auch verraten, wie ich das alles meinem Mann, den Nachbarn und der Hebamme erklären soll, oder? Zwillinge! Seit wann liegt eine volle Woche zwischen den Geburten von Zwillingen? Mein Bauch hätte riesig sein müssen!“
„Nicht mal ganze sechs Tage, Nola, keine volle Woche. Und um deinen Mann kümmere ich mich“, lächelte Mailin finster. „Was deine Nachbarn angeht: Die waren bislang nicht mal hier, um sich dein Kind anzusehen. Du genießt schließlich einigen Luxus bei deinem Mann und liegst noch immer im Kindbett, während sie wahrhaftig anderes zu tun haben, als sich ein fremdes Balg anzusehen. Sie haben alle selbst eine genügende Anzahl davon. Mein Ansinnen sollte dich also vor keinerlei Probleme stellen.“
Ihre Schwester wurde noch bleicher als ohnehin schon, dann erschienen rote Flecken auf ihren Wangen. Ärger, der nun auch ihre Miene verzog.
„Luxus! Es war eine schwere Geburt, von der ich mich erholen muss, das Kind lag verkehrt herum und die Hebamme kam fast zu spät! Es hätte uns beide beinahe das Leben gekostet!“
Für den Bruchteil einer Sekunde huschte so etwas wie Mitgefühl über Mailins Gesicht, aber dann winkte sie schon wieder ab.
„Abgesehen davon ist keiner der beiden Schreihälse besonders groß, sie könnten also in deinen Bauch gepasst haben.“
„Wieso wundert es mich nicht, dass du das mit den Nachbarn weißt?“, schnappte sie zurück und klopfte dem unruhigen Neugeborenen sanft den Rücken, was dieses sofort ruhiger werden ließ.
„Ich halte meine Augen offen, Nola! Für den jetzt leider eingetretenen Fall, dass meine Tochter zu früh zur Welt kommen oder möglicherweise doch ein Junge sein würde, musste ich Vorkehrungen treffen. Die Hebamme erwies sich übrigens als bestechlich. Sie hat auf Edna aufgepasst, während ich noch einmal bei Vater war, um mich endgültig zu verabschieden.“
„Bestechlich? Womit hast du sie bestochen? Oder sollte ich fragen, womit du sie erpresst hast?“
„Nicht doch! Ich weiß schließlich um den Wert einer erfahrenen, verschwiegenen Wehfrau wie Brigid und würde einer solchen niemals Zwang antun. Nein, ich habe den Weg in Kauf genommen, um ein wenig Geld aus des Pfarrers privatem Beutel und dem Opferstock mitgehen zu lassen. Brigid freut sich, dass sie jetzt nicht nur ihren üblichen Lohn erhalten hat, sondern sich zusätzlich ein paar gute, neue Schuhe, Wolle für ein warmes Schultertuch und Stoff für ein gutes Kleid leisten kann. Sicher bleibt sogar noch etwas übrig und dem Pfarrer tut es gut, wieder mal zu fasten.“
„Du hast den Pfarrer bestohlen?“, hörte Nola sofort auf, das winzige Mädchen in ihrem Arm zu betrachten und zu hätscheln.
„Ist doch nicht mehr als richtig, dass der Vater einen kleinen Beitrag leistet, damit seine Tochter heil und gesund zur Welt kommt, oder?“, kicherte Mailin. „Er hat sich damit doch nur von seiner Sünde, den Zölibat gebrochen zu haben, freigekauft und gleichzeitig die Hebamme großzügig bezahlt. Ein geringer Obolus wenn man bedenkt, dass er fortan keine Verpflichtungen mehr hat und ein ruhiges Gewissen obendrein. Es sei denn, du möchtest ihn über seine Vaterschaft aufklären.“
Nola wechselte erneut die Farbe von Blass zu Rot und musterte das kleine Gesichtchen, dem glücklicherweise jede Ähnlichkeit mit dem englischen Pfarrer mit den dunkelbraunen Haaren und Augen fehlte.
„Pfarrer Benedict ist Ednas Vater? Großer Gott, du machst nicht mal vor der Kirche halt, nicht wahr?“
Mailin beugte sich vor und ignorierte das Ziehen in ihrem Unterleib. Der Weg zum Nachbarort und zurück war weit gewesen, sie hatte vergebens nach einem Pferdefuhrwerk Ausschau gehalten, das sie hätte mitnehmen können. Dennoch und trotz der anstrengenden Geburt fühlte sie sich kräftiger denn je.
„Wieso sollte ich?“, zischte sie mit schmalen Augen. „Hat die Kirche jemals haltgemacht vor mir oder für mich? Nein! Hat irgendein Mann jemals haltgemacht vor mir oder für mich? Nein, kein einziger! Ich muss sie mir schon seit Jahren vom Leib halten und obwohl mir das nicht schwerfällt, hasse ich sie doch dafür, wie sie mich anstarren! Glaubst du denn tatsächlich, dass Pfarrer Benedict anders ist? Weil er ein Priestergewand trägt? Wach auf, Nola! Darunter sieht er aus wie alle anderen Mannsbilder.“
„Sie sind nicht alle wie Vater! Wann hörst du endlich auf damit, in jedem Mann das zu sehen, was …“
„Ach, halt den Mund, du hast ja keine Ahnung! Ich werde es Vater nie vergessen, dass er mich in meinem Zustand aus dem Haus geworfen hat. Meinem Haus und vor den Augen und Ohren aller Nachbarn, einschließlich Pfarrer Benedict! Er hat sich nur vor Zeugen Manns genug gefühlt, mir die Stirn zu bieten, doch das wird er noch bereuen. Hat überdies irgendjemand Einspruch erhoben oder sich für mich verwendet? Nein, nicht mal der ach so heilige Pfarrer, der ständig Barmherzigkeit predigt!
Vater läge längst in einem kalten Grab, wenn ich nicht wäre und ihn von der Trinkerei abgehalten hätte. Ich habe das gleiche Verdienst daran, was wir uns in all den Jahren und vor allem hier nach unserem Neuanfang erwirtschaftet haben. Aber er ist ein Mann und mein Vater und ist damit automatisch im Recht! Und muss ich dich daran erinnern, was er Mutter angetan hat? Er hat sie buchstäblich zu Tode geprügelt und obgleich jeder wusste, wie er sie behandelt hat, kam er damit durch. Weil er ein Mann ist und niemand nach einer Frau kräht, die bei einer Fehlgeburt stirbt. Ungeheuerlich!
Aber nie wieder! Nie wieder werde ich mich einem Mann beugen, auch ihm nicht! Er ist alt, nur zu bald wird er nicht mehr sein und die Zeit bis dahin werde ich ihm schwer machen, das versichere ich dir.“
„Schwer machen? Was, wenn Pfarrer Benedict ihm den Diebstahl anhängt? Vater geht dort ein und aus!“, unterbrach Nola sie hart.
„Das hoffe und bezweckte ich! Weshalb hätte ich sonst mit meiner Strafe so lange warten sollen? Es geschähe ihm recht und wäre zumindest ein wenig ausgleichende Gerechtigkeit, wenn er ausnahmsweise für etwas bestraft würde, wofür er nichts kann!“
Nola erschauderte und bettete vorsichtig Mailins Tochter vor sich auf der Decke. Dann erst sah sie ihre Schwester wieder an.
„Das kann ich mir nicht mehr länger anhören, Mailin. Auch ich hasse Vater für das, was er getan hat. Ich habe es nicht vergessen, aber ich lasse diesen Hass nicht mein ganzes Leben bestimmen. Du hingegen kannst nicht mehr anders, scheint mir, und es ist lange genug so gegangen.
Wir haben dir während der letzten Monate deiner Schwangerschaft großzügig Obdach gewährt, aber jetzt …“
„Ihr habt mir widerwillig gestattet, mich in der kleinen Scheune einzurichten!“, korrigierte sie scharf. „Dort, wo mich niemand sehen würde und mit der Maßgabe, meine Nase nicht zur Tür herauszustrecken! Ich fühlte mich wie eine Gefangene und konnte nur nachts ab und zu ins Freie, um frische Luft atmen zu können.“
„Zu deinem Schutz und zum Schutz deiner Tochter! Du bist unverheiratet schwanger geworden – soll dir und ihr das ein Leben lang nachhängen? Deshalb bist du doch zu mir gekommen! Wäre ich nicht selbst schwanger gewesen, hätte ich eine Schwangerschaft vortäuschen müssen. Nichts davon hätten wir tun müssen, du bist so undankbar!“
„Undankbar? Du ahnst ja nicht mal, wie es wäre, wenn ich euch nicht dankbar wäre!“, knurrte sie. „Ihr habt mir ständig das Gefühl gegeben, mir ein großzügiges Almosen zukommen zu lassen, nicht das Gefühl, dass ich deine Schwester bin.
Aber egal. Damit, dass du Edna bei dir aufnimmst und großziehst, machst du alles wieder wett und ich werde schweigen. Etwas, was ich gelernt habe, wahrhaftig!
Sollte ich noch eine weitere Tochter haben, die zur richtigen Zeit geboren wird, wirst du es erfahren und Edna bleibt eure Tochter. Andernfalls werde ich sie an ihrem sechzehnten Geburtstag persönlich über alles aufklären und mit mir nehmen.
Falls mir jedoch etwas zustoßen sollte oder ich sie erst später holen komme, wirst du ihr an ihrem sechzehnten Geburtstag alles erzählen, was ich dir in den letzten Wochen erzählt habe. Und das wirst du mir schwören! Edna ist nicht meine Nachfolgerin und ich muss sicherstellen, dass sie von dem Erbe erfährt, das sie weitergeben könnte; mir als Zwillingsgeborener und Erbin dieser Aufgabe konnte Eimear es im Traum übermitteln, sie jedoch würde sonst ahnungslos bleiben. Schon das Wissen um diese Aufgabe und das mögliche Erbe muss bewahrt bleiben in unserer Familie, damit es wieder Zwillingsgeborene geben wird.“
„Ich soll deiner Tochter all diesen abergläubischen Unfug erzählen? Bei der Heiligen Jungfrau Maria, niemals!“, bekreuzigte Nola sich hastig.
„Oh doch, sei dir dessen gewiss! Erinnere dich daran, wie Vater damals nach meinem sechzehnten Geburtstag wochenlang nachts schreiend aufwachte – seitdem hat er nie wieder die Hand gegen eines seiner Kinder gehoben oder auch nur einen Tropfen Alkohol angerührt. Das alles ist alleine mein Verdienst! Meine Geschichten sind kein Unfug, sie sind wahr! Und um dir dies zu beweisen, prophezeie ich dir etwas: Schon in wenigen Tagen wird dich dein Mann anflehen, aller Welt zu erzählen, dass Edna eure Tochter ist. Es wird sicher nur ein paar Nächte brauchen.“
Nola war totenbleich geworden.
„Das wirst du nicht …“
„Ich würde noch viel mehr!“, unterbrach sie sie kalt. „Aber keine Angst, sobald ich dieses Ziel erreicht habe, werde ich verschwinden. Sobald ich mich von meiner Niederkunft erholt habe, werde ich Duncan holen und zusammen mit ihm weggehen.“
„Duncan! Mailin, nicht! Er liebt seine Arbeit!“
„Er liebt auch seine Schwester und er wird seine Arbeit auch woanders lieben. Ich als unverheiratete Frau jedoch kann nirgendwo hingehen ohne irgendeinen Mann an meiner Seite“, zischte sie.
„Du wirst dafür bezahlen! Eines Tages wirst du dafür bezahlen, das prophezeie ich dir! Und ich prophezeie dir noch etwas: Du wirst niemals einen Mann finden! Weißt du, wieso? Weil du nicht lieben kannst! Du kannst nur hassen und alles, woran du denkst, ist Rache und wie du deine eigenen Interessen schützen und durchsetzen kannst. Aber genau das wird eines Tages auf dich zurückfallen.“
„Ich fürchte mich jetzt schon!“, lachte sie auf, erhob sich und spürte, wie die Schmerzen im Unterleib bereits weniger wurden.
Ein Gefühl des Triumphes machte sich in ihr breit. Sie hatte recht und Nola hatte keine Ahnung! War da anfangs noch das Gefühl aufgekeimt, mit Edna einen Teil von sich herzugeben, zu verlieren, so hatte sich dies schon letzte Nacht verflüchtigt und etwas viel Größerem und Besserem Platz gemacht: Unmittelbar nach der Geburt, bei der sie ihr Kind nicht nur körperlich, sondern auch gefühlsmäßig weggegeben hatte, hatte sie im ersten, erschöpften Schlaf auch erstmals die Pforte etwas weiter aufgestoßen und etwas von sich durchgeschoben, hergegeben. Zögerlich zwar, aber bewusst und gezielt. Und etwas anderes, Fremdes mitgenommen, fast noch zögerlicher …
Doch schon jetzt erfuhr sie die Belohnung. Und wenn sie sich nicht irrte, dann würde schon in wenigen Tagen niemand mehr feststellen können, dass sie jemals ein Kind geboren hatte.
Ob sie jenen Teil von sich dann zurückholen sollte? Sie betrachtete ein wenig mitleidig ihre Schwester, die, obwohl ein Jahr jünger, dunkle Ringe unter den Augen hatte und sicher noch lange die Nachwirkungen der schweren Geburt spüren würde, bei der sie viel Blut verloren hatte. Sie würde früh grau werden, egal wie sehr ihr Mann sie nach den Geburten zu schonen versuchte.
Aber sie, Mailin, wollte wie ihre Großmutter Eimear sein, die sich lange Jahre ihre Schönheit hatte erhalten können! Nein, sie würde diesen Teil von sich einfach eine Weile auf der anderen Seite belassen, das … andere Etwas weiterhin in sich tragen und erst einmal sehen, was passieren würde.
NAHE PARISHVILLE, GEGENWART
Grannys Geburtstag war in mehrerlei Hinsicht ein Erlebnis. Zunächst, weil sie tatsächlich mit rosig gefärbten Wangen Dr. Walker eingeladen und damit ihren Freundinnen Hazel und Iris schon im Vorfeld Anlass für neuen und ergiebigen Klatsch gegeben hatte. Dann, weil auch die Shepards eingeladen und vollzählig erschienen waren und nicht zuletzt auch, weil weit mehr Leute auftauchten als ursprünglich geplant. Etwas, das sie ihren Freundinnen zu verdanken hatte. Sie habe schon ihren Siebzigsten nicht gefeiert und jetzt müsse sie eben eine Schaufel Kohlen nachlegen.
Gemeinsam hatten sie ohne Grannys Wissen dafür gesorgt, dass schon am Vortag mehrere Helfer erschienen und auf der Wiese hinter dem Haus einen kleinen Tanzboden aufbauten. Granny fiel aus allen Wolken und telefonierte eine halbe Stunde herum, bis sie die Urheber ermittelt und persönlich erreicht hatte. Und von ihnen überstimmt wurde.
Als dann am Nachmittag Hazel und Iris auftauchten, zusammen mit Jay und Dr. Walker Lichterketten und Lampions aufhängten sowie Stromkabel für eine kleine Musikanlage verlegten, gab sie es auf. Und sie wäre nicht meine wundervolle Granny, wenn sie sich nicht von diesem Augenblick an mit Feuereifer in die Vorbereitungen gestürzt hätte.
Preston und Jared liefen zur Höchstform auf, als sie nach dem Aufstellen der organisierten Tische und Stühle vor und neben der Tanzfläche mit der Dekoration begannen. Sogar Laverna, die in den letzten zwei, drei Wochen zwar nach wie vor abweisend und schweigsam, aber wenigstens in gewissem Rahmen höflich geblieben war, werkelte gemeinsam mit mir und Granny den ganzen Tag in der Küche. Zusätzlich baute sie am frühen Abend, kaum dass die ersten Gäste eintrudelten, gemeinsam mit Hazel, Iris und mir im Schatten der Bäume ein durchaus reichhaltiges kaltes Buffet auf.
Zuletzt waren da über dreißig Personen, die verpflegt und unterhalten werden wollten. Jared und Preston trugen rasch zwei weitere Tische herbei und stahlen von den anderen Tischen ein wenig Dekoration, um auch sie passend zu schmücken. Um die Musik kümmerte sich Jay, während der rotgesichtige Chester meiner strahlenden Grandma immer wieder verlegene und schmachtende Blicke zuwarf. Er schien sich wie ein unsichtbarer Schatten an ihre Fersen heften zu wollen.
Ich seufzte, unschlüssig, ob ich mich weiter darüber amüsieren oder ihn bemitleiden sollte.
Glücklicherweise lenkte Ally mich ab. Sie war soeben zusammen mit Bill und – zu ihrem überaus offen zur Schau getragenen, gespielten Leidwesen – Brent im Schlepptau erschienen, eine monströse Schüssel Salat balancierend. Granny war bei der Durchsicht der Gästeliste, die Iris ihr in die Hand gedrückt hatte, der Ansicht gewesen, dass „welker Salat von anno 1830“ nur aufgepeppt werden könne, indem man „junges Gemüse“ untermische. Dann hatte sie etwas gemurmelt von „Ich gewöhne mir schon Chesters Lebensmitteljargon an, das muss aufhören!“, und gemeint, sie könne es jedenfalls nicht verantworten, wenn die Shepards und ich uns ausnahmslos Geschichten von Hüftprothesen, Mittelchen gegen Altersflecken und den Vor- und Nachteilen von Gebissreinigern anhören müssten. Ally und Co. landeten zusätzlich auf der Liste und wurden kurzfristig eher herzitiert als eingeladen.
„Wow, danke!“, nahm ich Ally die randvolle Schüssel ab und stellte sie sofort auf eine vorhin erst frei gewordene Stelle auf dem Buffet. „Schön, dass ihr gekommen seid!“
„Gerne. Ich wollte schon immer mal erleben, wie deine coole Granny mit ihren Freundinnen abrockt!“, nickte sie grinsend in Hazels Richtung, als diese zu einem Lied aus den Achtzigern mit den Hüften zu wippen begann und leise mitsang.
„Da haben sich auch ein paar ungeladene Gäste untergeschmuggelt. Wenn das so weitergeht, kriegen wir die trotz eurer Hilfe nicht alle satt. Granny hat mit allerhöchstens zwanzig Leuten gerechnet nach dem, was Iris aufgelistet und sie noch zusätzlich angefügt hat. Wo die anderen auf einmal alle herkommen … So viel zu Hazels und Iris‘ Organisationstalent!“
Sie mussten entsprechende Bemerkungen in ihren jeweiligen Freundeskreisen fallen gelassen haben, denn ich erkannte zumindest ein paar von ihren und Grannys alten Freunden wieder, zum Teil nicht aus dieser Gegend. Den Altersdurchschnitt mit Ally, Bill und Brent zusätzlich zu den Shepards ein wenig nach unten zu regulieren, war jedenfalls gründlich danebengegangen.
„Mach dir keine Gedanken“, hörte ich Prestons Stimme hinter mir und drehte mich um. „Jared ist eben losgezogen und organisiert Nachschub. Hallo, du musst Ally sein“, reichte er ihr die Hand, die Ally verwundert anstarrte, als wisse sie nichts mit dieser Geste anzufangen. Dann aber ergriff sie sie schulterzuckend und grinste schief.
„Ähm … ja. Entschuldigt“, warf ich ein. „Also, das sind Ally, ihr Freund Bill und ihr Bruder Brent und das ist Preston und das da vorne bei den Getränken seine Schwester Laverna.“
„Hi! Endlich kriege ich dich mal zu sehen, Julia macht ja ein ziemliches Geheimnis aus dir. Mach den Mund zu, Brent, das sieht dämlich aus!“, stieß sie ihren Bruder in die Seite. Dieser hatte erst mir, dann Preston, der jetzt besitzergreifend einen Arm um meine Mitte legte, stirnrunzelnd einen grimmigen Blick zugeworfen.
„Halt lieber für einmal dein dämliches Mundwerk!“, schnappte er jetzt und nickte Preston finster zu, um mich sofort mit einem waidwunden Blick zu bedenken.
„Es ist toll, dass ihr Grannys Einladung gefolgt und gekommen seid! Danke! Ich hole sie gleich mal her, sie ist schließlich heute die Hauptperson“, lächelte ich schnell. Sofort schien sich seine Stimmung wieder ein wenig zu heben, auch wenn er weiterhin misstrauische Blicke hinter Preston herschickte, der sich an meiner Stelle sofort darum kümmerte, Granny aus einem Grüppchen loszueisen. Ein Grüppchen, an dem auch Chester klebte.
„Preston wer?“, grummelte Brent sofort.
„Preston Shepard. Er und seine Geschwister wohnen noch nicht lange hier“, gab ich kurz Auskunft in der Hoffnung, dass er nicht weiterfragen würde.
„Hier!?“, hakte er jedoch nach, halb Frage, halb Echo.
„In der Nähe von Plattsburgh. Sie haben … Sie machen hier Urlaub und haben ein Cottage gemietet.“
Ally verdrehte die Augen und zog Bill mit sich, Granny entgegen.
„Urlaub, aha. Und woher kennst du sie?“, folgte Brent mir unbeirrt in die Küche, nahm mir dabei das volle Tablett mit den benutzten Gläsern ab, um es hineinzutragen und sie nach einem kurzen, neugierigen Rundblick gleich auch für mich in die Spülmaschine zu räumen.
„Zufall würde ich sagen.“
Ich überlegte. Er würde nicht der Einzige bleiben, der etwas über sie erfahren wollte und da Josephine Dollart, Grannys Erzfeindin, Jareds Ähnlichkeit mit seinem Alias Jared Freeman schon aufgefallen war …
„Prestons Bruder war kürzlich im Fernsehen zu sehen und weil er einem von Grannys Jugendfreunden so ähnlich sah, hat sie erfolgreich Nachforschungen angestellt. Beim Sender. Meine Granny hat sich in Bestechung geübt, um an Informationen zu gelangen.“
Wieso nicht einen Teil der Schuld auf Grandma abwälzen?
„Mit dem Ergebnis, dass sie jetzt alle hier sind?“, hob er die Augenbrauen und platzierte zusammen mit mir frische Gläser auf den leeren Tabletts. Ich seufzte lautlos, marschierte ans Eisfach, klopfte neue Eiswürfel aus einem der Behälter in eine Glasschale und stellte sie dazu.
„Mit dem Ergebnis, dass sich eine Verwandtschaft mit dem Jugendfreund herausstellte, er sich ihr vorgestellt hat und seinen Bruder und seine Schwester gleich mit.“
Nicht mal gelogen, wenn man davon absah, dass dies nur ein Teil der Geschichte war. Ich hatte gekonnt ausgelassen, wer mit wem verwandt war und wer wen vorgestellt hatte. Und wann. Und über wen. Und vor allem wie!
Es klingelte an der Haustür und ich war froh, seinen immer noch misstrauischen, anklagenden Augen für einen Moment ausweichen zu können. Ally hatte anscheinend doch recht: Es war schwer, ihm und seinen Fragen zu entkommen!
Überrascht erkannte ich Conrad, Nicoles Schwager durch das Fenster und riss rasch die Tür auf. Auch er balancierte zwei riesige Schüsseln mit Salat und Fleischbällchen auf den Händen und grinste mich breit an.
„Hi! Die soll ich vorbeibringen mit einem Gruß von Mum an deine Grandma. Sie sagt, sie habe nicht die leckeren Salate und den Auflauf vergessen und wünscht alles Liebe zum…äh…Einundsiebzigsten?“
„Richtig! Wie hast du geklingelt mit den Dingern in den Händen? Komm doch rein … Wo sind die anderen?“
Nicole und Ron waren ebenfalls eingeladen, auch wenn in ihrem Fall von vornherein offengeblieben war, ob sie kommen konnten.
„Zu Hause. Und im Krankenhaus. Es geht los.“
Ich hatte ihm eine Schüssel abgenommen und wollte schon vorausgehen, wandte mich jetzt jedoch noch einmal um.
„Jetzt? Heute? Endlich!“
„Kann man wohl sagen! Dass eine Schwangere so rund werden kann!“, verdrehte er die Augen, nickte dem in der Küchentür stehenden Brent kurz grinsend zu und schob sich dann einfach an mir und ihm vorbei. „Dad wollte schon die Dusche wieder rausreißen und um mindestens einen halben Quadratmeter vergrößern!“, lästerte er.
„Nicole?“, fragte Brent und ich nickte.
„Das sind doch jetzt sicher zwei Wochen über die errechnete Zeit, oder?“, wollte ich wissen und sah Conrad fragend an.
„Nicht ganz, fast. Sie war schon total verzweifelt!“, grinste er, stellte die Schüssel auf den einzigen freien Platz neben der Spüle und wollte sofort wieder los.
„Warte! Willst du nicht wenigstens eine Kleinigkeit essen und trinken?“
„Und mir das Theater zu Hause entgehen lassen? Bestimmt nicht! Mom ist mitgefahren und Dad hat seitdem schon einen tiefen Trampelpfad in den Boden zwischen Wohnzimmer und Küche gelaufen. Solange er sich in diesem Zustand befindet, kriege ich bestimmt eine Taschengelderhöhung aus ihm rausgeleiert oder dass ich seinen Wagen öfter nutzen kann. Oder beides! Na ja, ehrlich gesagt, hätte ich auch nicht gedacht, dass die ganze Aufregung auf mich abfärben würde. Dabei werde ich nur Onkel! Muss wohl ansteckend sein.“
„Was ist ansteckend?“, fragte Granny von der Hintertür aus, durch die sie gerade von Preston geschoben wurde. Ein großer, roter Weinfleck breitete sich auf ihrem weißen Rock aus. „Chester“, meinte sie nur auf meinen fragenden Blick und zuckte die Schultern.
„Hey, herzlichen Glückwunsch, Mrs. Blair! Scheint ja eine tolle Party zu werden!“, deutete Conrad grinsend nach draußen und wurde mit einem breiten Lächeln belohnt.
„Danke dir! Wie du siehst, kann ich mich schon jetzt nicht mehr benehmen. Dabei ist es noch früh am Abend. Warte ab, bis ich auf den Tischen tanze!“
„Tabledance von Ihnen? Ich bleibe!“
Er lachte und ich schüttelte ein weiteres Mal den Kopf, den Weinfleck beäugend.
„Hm…Wie wäre es stattdessen mit der leichten, hellblauen Hose?“
„Ich soll eine Hose anziehen an meinem Geburtstag? Kommt nicht infrage!“, empörte sie sich. „Abgesehen davon regt Hazel sich schon die ganze Zeit über so hinreißend darüber auf, dass ich ganz in Weiß herumrenne wie eine Braut! Wie könnte ich sie also enttäuschen?! Ich hatte gehofft, du leihst mir deinen weißen Rock, wenn ich dir verspreche, für den Rest des Abends einen großen Bogen um Chester zu machen.“
„Einverstanden“, grinste ich. „Aber das wird dir schwerfallen, er hängt an dir wie eine Büroklammer am Magneten.“
„Wohl eher wie eine Reißzwecke an der Wand! Er ist echt anhänglich heute“, seufzte sie. „Jemand sollte ihm also beide Hände hinter dem Rücken zusammenbinden. Oder noch besser ihn komplett an einen Baumstamm fesseln und mit Tomahawks in Schach halten. Gibt es eigentlich auch Kurse in Tomahawk- und Messerwerfen? Es gibt ja schließlich auch welche für Bumerangwerfen und Bogenschießen. … Was ist also ansteckend? Doch sicher wir, die rothaarigen Blair-Frauen und unser Temperament!“, grinste sie zu Preston hoch.
Dessen warmer Blick traf jedoch mich und hielt meinen für einen Augenblick fest.
„Richtig. Geradezu infektiös!“
Ich fühlte, wie ich rot wurde und schnaubte.
„Okay, ich bin eine Krankheit! Ich hole den Rock und bringe ihn dir in dein Schlafzimmer, Granny.“
Brents Blick bei diesem kurzen Wortwechsel entging mir keineswegs, aber ich flüchtete ein weiteres Mal, als Conrad Grandma jetzt die letzten Neuigkeiten über Nicole berichtete.
Als ich kurz darauf ihr Schlafzimmer betrat und ihr meinen wadenlangen Sommerrock reichte, grinste sie schon wieder.
„Konkurrenz belebt das Geschäft, nicht?“
„Konkurrenz? Was meinst du?…Hier, hoffentlich ist er dir nicht zu weit.“
„Wird schon, allenfalls ein paar Zentimeter zu lang. Zündstoff für Hazel, ich sehe noch ein bisschen mehr nach Braut aus. … Ich rede von Brent! Der Junge hat sich ganz schön herausgemacht, seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe, aus ihm ist ein richtiges Sahneschnittchen geworden! Sollte er sich in dich verguckt haben?“
Ich lehnte wartend am Schrank und verdrehte die Augen, als sie mir einen amüsierten Blick zuwarf.
„Unterschätz ihn nicht, Liebes! Wenn ich mich richtig erinnere, ist er im August geboren und Löwe wie ich! Und wie wir ja jetzt dank Laverna alle wissen, haben Löwen ihren eigenen Kopf! Er wird achtzehn?“
„Das wissen wir nicht erst seit Laverna, das wissen wir, seit wir dich kennen“, brummelte ich. „Und nein, er wird sechzehn.“
Sie wirkte ehrlich überrascht, lächelte dann jedoch und versetzte: „Ein gewaltiger Unterschied!“
„Kann man wohl sagen! Ich bin neunzehn!“
Sie seufzte, drehte sich vor dem bodentiefen Spiegel und wirkte mit einem Mal unsicher.
„Ist alles in Ordnung? Der Rock steht dir gut und die Länge ist okay! Oder wird dir das da draußen zu viel? Wir können sie auch alle rauswerfen!“
„So ein Quatsch! Solange euch die Arbeit nicht zu viel wird … Da sind ein paar Gesichter aufgekreuzt, die ich lange nicht gesehen habe. Und was die so alles erzählen! Daraus könnte ich ein Drehbuch für eine eigene Daily-Soap verfassen! Offen gestanden habe ich mich schon lange nicht mehr so amüsiert und ich frage mich, weshalb ich das nicht letztes Jahr schon gemacht habe!“
„Weil du etwas Besonderes bist und nicht jede ihren Einundsiebzigsten so groß feiert?“, grinste ich.
Ihr Lächeln fiel jedoch ein wenig gezwungen aus und jetzt stieß ich mich vom Schrank ab und trat näher.
„Granny? Was ist los?“
Sollte ihr Alter ihr doch zu schaffen machen, auch wenn es nur eine Zahl war? Das sähe ihr gar nicht ähnlich!
Als ob sie meine Gedanken erraten hätte, verzog sie den Mund und meinte:
„Einundsiebzig! Ich habe nie in Erwägung gezogen … Ich meine … Na ja, er ist mal eben erst fünfundsechzig und möchte gerne noch wenigstens zwei Jahre lang seine Praxis für seine Stammpatienten weiterführen …“
„Dr. Walker!“, erkannte ich erstaunt. „Und deshalb machst du dir Gedanken? Es ist doch völlig egal … Ach Granny! Hat er deshalb in den letzten drei Wochen ständig hier angerufen und sich nach mir erkundigt? Angeblich!“
„Woher soll ich das wissen?!“, versetzte sie stirnrunzelnd. „Dieser Mann ist mir ein Rätsel! Er hat nie etwas angedeutet, in all den Jahren nicht. Und im Moment steht er da draußen und kann seine Augen offenbar nicht von Iris lassen.“
„Granny, du bist ja eifersüchtig! Dass ich das noch erleben darf“, grinste ich breit.
„Lass deine dummen Bemerkungen, jemand könnte dich hören!“, grollte sie und entfernte eine nicht existente Fluse von meinem Rock.
Ob sie sich auf die Shepards und ihre guten Ohren bezog?
„Ich habe Brent übrigens erzählt, dass ich sie über dich und deine Nachforschungen kennengelernt habe. Das mit der Ähnlichkeit zwischen Jared und Jared. Bei dieser Geschichte sollten wir bleiben, egal, wer fragt.“
„Komisch, dass du bei diesem Thema auf sie kommst“, lächelte sie, sah noch einmal an sich herab und nickte dann. „Ist vielleicht ein klein wenig lockerer als gewohnt um die Taille und etwas länger als bei dir, aber das passt schon. Notfalls rettet mich eine Sicherheitsnadel oder doppelseitiges Klebeband. Können wir?“
„Wann immer du bereit bist!“, schnappte ich mir ihren Rock, um ihn gleich in kaltem Wasser einzuweichen. „Und Granny? Erinnere dich an deine eigenen Worte: Wieso schleppst du nicht mal jemanden ab, wenn ich nicht da bin und euch überraschen könnte? Wieso also nicht Dr. Walker, wenn er dir gefällt? Geh mal ein bisschen ran, zeig Bauchnabel, üb Schleiertanz! Oder bedrohe ihn mit Tomahawks, wenn er Iris nicht in Ruhe lässt! Der Altersunterschied zählt nicht, nur ein jüngerer Mann kann mit dir mithalten.“
Ich wich gekonnt ihrer Hand aus, die mir einen Klaps geben wollte, und kicherte noch leise, als ich wieder in die Küche kam, wo Preston und Brent sich gegenseitig zu belauern schienen. Seufzend schwenkte ich sofort ab in den Wäscheraum nebenan und ließ eine Schüssel mit Wasser volllaufen, in die ich dann den hoffentlich noch zu rettenden Rock stopfte.
„Ein Cottage am Lake Ozonia, aha“, hörte ich Brent nebenan. „Und wie lange gedenkt ihr dort noch Urlaub zu machen?“
„Oh, bezahlt ist es mittlerweile bis Ende Oktober. Was dann wird, werden wir sehen.“
Mein Herz tat einen Hüpfer. Ende Oktober!
„Ihr könnt so lange blaumachen? Ist ja beneidenswert! Was macht ihr denn so?“
Fast hätte ich die Schüssel fallengelassen. Ich konnte sie so eben noch festhalten und heil auf der Waschmaschine abstellen.
„Ehrlich gesagt, verprassen wir gerade unser Erbe!“
Ich konnte Prestons Stimme das Lächeln förmlich anhören.
„Klingt ja wahnsinnig beeindruckend! Ich glaube allerdings nicht, dass Julia auf Protzer und Prasser steht!“, ging er zum Angriff über.
„Da könntest du recht haben. Nun, was mich betrifft, habe ich schon mal erwogen, mein angefangenes und aus privaten Gründen abgebrochenes Studium wieder aufzunehmen. Irgendwann.“
Sein Medizinstudium? Vorsicht, Preston! Brent war durchaus in der Lage, nachzuforschen, ob er irgendwann irgendwo immatrikuliert war!
Schnell wischte ich meine Hände an der Hose ab, dachte zu spät daran, dass jetzt Wasserflecken auf dem hellbeigen dünnen Stoff zu sehen sein würden, und huschte ein wenig zu schnell zurück in die Küche.
„Hi, bin wieder da! Könnte mir jemand dabei helfen, die … Oh, sind schon draußen! Wie steht es mit Getränken? Haben wir noch ausreichend Gläser?“
„Alles läuft, Julia“, lächelte Preston beruhigend. „Lavernas und Jared haben alles im Griff, er ist zurück und kümmert sich.“
„Okay“, murmelte ich und warf einen raschen Blick aus dem Fenster. Offenbar machte er sich gerade selbst mit Ally und Bill bekannt. Gut. Noch etwas, was ich nicht in die Hand nehmen musste.
„Dein Bruder? Du hast dich nicht von hier weggerührt! Woher weißt du, dass er …“, holte Brent mich aus dieser Überlegung und wurde unterbrochen.
„Hast du den Jeep nicht gehört? Ich schon, er gehört Jared.“
„Jeep? Bei der Musik und dem lauten Ge... ähm … den lauten Unterhaltungen hast du ein Auto gehört, das vor dem Haus anhielt?“
„Jepp. Ich habe gute Ohren. Und ich habe Jared eben durch die offene Tür gesehen, er hat die mitgebrachten Getränke abgestellt und sammelt schon wieder Gläser ein“, deutete er nach draußen.
Brent stieß sich vom Schrank ab und wandte sich um, um ebenfalls einen Blick in den Garten zu werfen. „Der Dunkelhaarige bei deiner Schwester“, grollte er und fuhr in einer sicherlich unbewussten Geste mit der Hand über seine blonden, zurzeit kurzen Haare.
Hoffentlich kam er jetzt nicht auf die Idee, sie sich zu färben!
„Er kommt mir bekannt vor.“
Oh nein, nicht auch das noch!
„Im Fernsehen, sagtest du? Ist er jemand, den man kennen sollte oder was?“