Pumamädchen - Nicole Erler - E-Book

Pumamädchen E-Book

Nicole Erler

0,0
4,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2020
Beschreibung

Eine junge Frau zieht sich für drei Tage in die chilenischen Berge zurück, um wieder mehr zu sich selbst zu kommen. Während sie in der Natur die ersehnte Stille findet, liest sie in einem Buch über die Ureinwohner der Gegend - Indianer aus dem Volk der Chiquillanes, die vor rund 500 Jahren dort gelebt haben. Sie erfährt wie die Schamanin des Stammes den Tod vieler neugeborener Mädchen verhindert und ihnen ermöglicht eine ganz eigene Lebensweise zu entwickeln. Die Legende der Pumamädchen beeinflusst schließlich auch den Entwicklungsprozess der jungen Frau...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 37

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Pumamädchen

PumamädchenWichtige ZitateStammesregeln der PumamädchenImpressum

Pumamädchen

1

Im Gegenlicht sah ich den steilen Berg vor mir liegen. Blinzelnd hob ich meine Hand an die Stirn, um meine Augen vor den brennenden Sonnenstrahlen zu schützen. Ich atmete tief aus. Mein Rucksack wurde mir schon jetzt zu schwer, und dabei stand ich noch ganz am Anfang meines Vorhabens. Zweifel kamen in mir auf, ob ich wirklich drei Tage und Nächte lang allein in einer unbekannten Wildnis verbringen wollte. Wie war ich nur auf diese Idee gekommen? Ich bemerkte, wie sich meine Stirn runzelte. Trotzdem begann ich einen Fuß nach dem anderen den Hang hinaufzusetzen.

Die Vegetation wurde schon nach wenigen Höhenmetern karger. Die sandfarbenen Felsen lagen nackt im Sonnenlicht. Der kleine Pfad, dem ich folgte, war staubig. Fast unentwegt schaute ich zu Boden, um zwischen hervorstehendem Gestein und losem Geröll nicht zu stolpern. Hin und wieder blieb ich stehen, um mich umzusehen. Das Tal veränderte sich mit jedem Meter. Immer wieder nahm es andere Gesichter an. Ich schnaufte mit meinem Gepäck auf dem Rücken. Das Zelt, mein Schlafsack, warme Kleidung, der kleine Gaskocher, Geschirr, das Essen, Wasser, es hatte sich allerhand angesammelt. Dazu das Pfefferspray gegen wilde Tiere, Sonnenschutz, eine kleine Erste Hilfe Tasche. Nicht zu vergessen, das Büchlein über die Geschichte der Ureinwohner dieser Gegend, das ich in meinem Hotel aus der kleinen Bibliothek mitgenommen hatte. Ich würde erst bei meiner Rückkehr wissen, was aus dieser Sammlung hilfreich und was überflüssig war.

Vom Tal her vernahm ich noch weit entfernt den Verkehr der Straße und ein paar Vogelstimmen. Der Wind wurde nun immer stärker. Ich genoss den angenehmen kühlen Luftzug. Irgendwie erreichte ich den Gipfel, so dass ich das sehen konnte, was bisher im Verborgenen lag: Das Hinterland. Ein weitläufiges Gebirge erstreckte sich vor meinen Augen. Es war atemberaubend schön. Kleine grüne Täler wechselten sich mit schroffen kilometerhohen Bergrücken ab. In der Ferne schätzte ich den höchsten Berg auf 5.000 Höhenmeter. Der Gipfel war auch jetzt im Hochsommer noch mit Schnee bedeckt.

Ich schaute umher, um im Grünen eine kleine Ebene zu finden, auf der ich mein Lager aufschlagen konnte. Meine Schritte bahnten sich schon bald durch niedriges Gebüsch, denn der Pfad verlief wieder bergab. Das Freiheitsgefühl, das ich auf dem Gipfel hatte, wechselte nun in eine Beklommenheit. Die Berge um mich herum schüchterten mich ein. Trotzdem ging ich immer weiter. Nach zwei Stunden hatte ich endlich genug: Vom Laufen, vom Tragen und von noch mehr Abstand zur Zivilisation nehmen. Ich blickte mich entschlossen um, hier und jetzt meinen Platz zu finden. Mein Rucksack lag schon auf dem Boden, als ich links von mir eine kleine ebene Fläche entdeckte. Der perfekte Untergrund für mein Zelt. Zwar konnte ich es auf dem kargen Boden nicht mit den Haken befestigen, doch meine Sachen würden es so beschweren, dass es nicht wegrutschen konnte. Gesagt, getan. Nach nur ein paar Minuten stand mein kleines Häuschen. Einige Momente später lagen Luftmatratze, Schlafsack, Kleidung und der restliche Inhalt des Rucksacks im Zeltinnenraum. Fertig. Jetzt musste ich nur noch innerlich ankommen.

2

Ich setzte mich vor mein Zelt. Mein Blick schweifte umher. Der Wind hatte sich gelegt und Stille umgab mich. War es nicht das, was ich gesucht hatte? Natur, Stille, Verbindung. Abschalten vom Alltag, Ankommen bei mir selbst. Es konnte losgehen.

Die vergangenen Monate war es drunter und drüber gegangen. An meiner Arbeitsstelle hatte ich zahlreiche Konflikte mit meiner Vorgesetzten gehabt. Schon wenn ich morgens das Institut betrat, zog sich mir das Herz zusammen. Dann noch die ständigen Diskussionen mit meinem Freund. Es war so anstrengend. Hatte ich tagsüber die Auseinandersetzungen mit meiner Chefin überstanden, ging es abends zu Hause weiter. Mein Körper war ständig verspannt. Ich konnte kaum durchschlafen, weil mich immer wieder Gedanken auf der Suche nach Auswegen aus dieser Situation aufweckten. Doch ich fand sie nicht, die Auswege.

Also hatte ich für eine Woche ein Hotelzimmer in den Bergen gebucht, um ein bisschen Abstand zu finden. Und schließlich hatte ich sogar diesen abenteuerlichen Ausflug geplant. Da ich mich von nichts und niemandem ablenken lassen wollte, war ein Rückzug in die Natur die logische Folge. Und hier war ich nun.

Mit all diesen Gedanken im Kopf bemerkte ich meine tiefe Erschöpfung. Ich hatte das Gefühl, nicht einmal mehr mein Abendbrot zu mir nehmen zu können. Ich schloss den Reißverschluss des Zeltes, kroch in meinen Schlafsack und schlief ein.