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Wie Putins neue Superwaffe Europa verändern könnte
Prophezeiung - Geostrategie - Realität
Dieses Buch rüttelt auf: Bestsellerautor Stephan Berndt enthüllt das bislang verdrängte Szenario eines kommenden Krieges - mit einer Waffe, die Küstenstädte mehrerer Länder gleichzeitig auslöschen könnte. Putins Tsunami-Bombe ist ein politisch brisantes Sachbuch, das sich liest wie ein Thriller - nur, dass alles allzu real ist.
Wenn Fakten und Prophezeiungen zusammenfinden
In seinem neuesten Werk vereint Stephan Berndt geopolitische Analyse mit historischen Quellen, geheimen militärischen Informationen - und jahrzehntealten hellseherischen Vorhersagen. Im Mittelpunkt: die russische »Poseidon«-Waffe - ein nuklear bestückter Torpedo, der gigantische Tsunamis auslösen kann. Eine Waffe, die so zerstörerisch ist, dass sie das Kräftegleichgewicht zwischen Russland und Europa auf beängstigende Weise verschiebt.
Berndt stellt unbequeme Fragen: Warum rüstet Europa blind auf? Warum schweigen die Medien zu der real existierenden Superwaffe? Und was, wenn Putin gar nicht blufft?
Alois Irlmaier und Anton Johansson: Wird halb England versenkt und werden Hannover und Köln zu neuen Hafenstädten?
Mit messerscharfer Argumentation zeigt Berndt, wie gefährlich naiv westliche Regierungen agieren - und wie wenig vorbereitet wir auf eine mögliche Eskalation sind. Dabei stützt er sich nicht nur auf offizielle Quellen, sondern auch auf Aussagen von Insidern, Militärs und Politikern. Und: Er verknüpft die heutige Lage mit prophetischen Visionen, die erschreckend präzise unsere Gegenwart beschreiben.
Putins Tsunami-Bombe ist kein Buch für schwache Nerven - aber für alle, die wirklich verstehen wollen, was uns in Europa in den nächsten Jahren bevorstehen könnte.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
1. Auflage November 2025
Copyright © 2025 bei
Kopp Verlag, Bertha-Benz-Straße 10, D-72108 Rottenburg
Alle Rechte vorbehalten
Satz und Layout: Mohn Media Mohndruck GmbH, Gütersloh
Umschlaggestaltung: Carolin Sienz
Titelabbildung: © photoibo/Shutterstock.com
ISBN E-Book 978-3-98992-145-0
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
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Stephan Berndt
Putins Tsunami-Bombe
Was uns droht, wenn wir keinen Frieden mit Russland hinbekommen
Kopp Verlag
Den Mindset …
… für die Maus
Nach über 3 Jahren Krieg in der Ukraine ist man sich in Europa inzwischen sicher:
Russland bedroht Europa.
Russland ist unser Feind.
Deshalb rüstet Europa auf. Deshalb tut Europa nichts Substanzielles für einen Frieden in der Ukraine und nichts Substanzielles für einen Frieden mit Russland. Statt die militärische Niederlage der Ukraine anzuerkennen, wird der Krieg in die Länge gezogen. So der Eindruck, den viele Menschen haben.
London, Paris, Berlin, Brüssel & Co. wollen keinen Frieden. Sie wollen den Sieg über Russland.
Den Mindset der westlichen Eliten gegenüber Russland hat im Februar 2025 der deutsche Außenminister Johann Wadephul ein paar Monate vor Antritt seines Außenministerpostens in einem vertraulichen Gespräch ausgeplaudert. Gegenüber den russischen Komikern oder »Prankstern« Vovan und Lexus, die sich als Mitarbeiter von Wolodymyr Selenskyj ausgaben, sagte er: 1
Russland wird immer ein Feind undeine Gefahr für unsere europäische Sicherheit sein.2
Rein formal betrachtet, bedient Wadephul damit die gerade von der deutschen Politik seit den 1950er-Jahren – also seit 70 Jahren – als überwunden geglaubte Kategorie des Erbfeindes oder Erzfeindes – Stichwort Frankreich.
Von Ursula von der Leyen, der aktuellen Präsidentin der Europäischen Kommission, gibt es – nur um ein weiteres Beispiel zu nennen – eine entsprechende Aussage vom 7. Mai 2025. Vor dem Europäischen Parlament sagte sie:
Es gibt immer noch Stimmen, die sagen, wir sollten den Hahn für russisches Gas und Öl wieder öffnen. Das wäre ein Fehler von historischem Ausmaß. Und das werden wir niemals zulassen.3
Was meint die Dame mit »niemals«? 20, 50, 100 Jahre?
Jetzt, Ende August 2025, da Russland in der Ukraine zu siegen scheint, heißt es: »Siegt Putin in der Ukraine, bekommt er Hunger auf mehr. Dann ist das Baltikum dran.«
Der aus deutschen Talkshows bekannte Militärexperte und Professor für internationale Politik, Carlo Masala, hat zu dem fiktiven Szenario »Russland marschiert ins Baltikum ein« (konkret in Estland) ein ganzes Buch geschrieben mit dem Titel Wenn Russland gewinnt. Ein Szenario (erschienen 26. März 2025). Darin skizziert Masala Osteuropa nach dem Sieg Russlands in der Ukraine. Aktuell (11. Mai 2025) steht Masalas Buch bei Amazon auf Verkaufsrang #244. Auf dem Cover klebt ein oranger Aufkleber: »Spiegel-Bestseller«.
Kaum einer aber fragt im öffentlichen Raum beziehungsweise in der Mainstream-Mediensphäre nach der Plausibilität eines russischen Angriffs auf das Baltikum. Dabei hat das Baltikum insgesamt für Russland keinen besonderen strategischen Wert, sieht man einmal vom Suwałki-Korridor zur Versorgung Kaliningrads ab. Nur: Der Suwałki-Korridor liegt rund 500 Kilometer von dem Ort Narwa im Osten Estlands entfernt, wo es nach Masalas Fiktion losgehen soll.
Europa rüstet also mit aller Macht auf. Das geht zwar nicht von jetzt auf gleich, aber irgendwann kommt die europäische Aufrüstungsmaschine schon in die Gänge. Bis 2030 will die Europäische Union dazu bisher nie gekannte Geldmittel »mobilisieren« – bis zu 800 Milliarden Euro. Deutschland peilt inzwischen einen Wehretat von 5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) an. 2035 will man so weit sein. Das wären bezogen auf 2024 mit einem BIP von 4300 Milliarden satte 215 Milliarden jährlich für die Verteidigung. Zum Vergleich: 2021 waren es noch rund 47 Milliarden; 215 Milliarden sind fast das Viereinhalbfache. Europa rafft sich militärisch auf, als erwarte es in wenigen Jahren einen großen Krieg mit Russland.
In den letzten beiden Jahren hat man immer wieder von Jahreszahlen wie 2028 oder 2029 gehört. Angeblich ist der Feind im Osten 2028/2029 bereit, Europa anzugreifen.
Entsprechende Jahreszahlen wurden dem deutschen Volk sogar per Tagesschau eingetrichtert, so von keinem Geringeren als Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius am 18. Dezember 2023 im ZDF-heute-journal. Die Moderatorin Dunja Hayali fragte ihn:
Biden, der US-Präsident, hat nun vor einem Angriff auf NATO-Gebiet gewarnt. Rechnen denn auch Sie wirklich damit, dass Putin NATO-Gebiet angreifen könnte?
Darauf Boris Pistorius mit ernster staatstragender Miene:
Nicht heute und nicht morgen, und hoffentlich passiert es nie. Aber alle Militärexperten gehen davon aus, auch nach den Erfahrungen aus der Vergangenheit, dass Russland zwischen5 und 8 Jahre[also bis 2028–2031]braucht, um wieder auf einen Rüstungsstand zu kommen, von dem sie glauben könnten, das bringt sie in den Stand anzugreifen, oder ein NATO-Land anzugreifen und zu attackieren.
Bitte was? Wer bitte sollen »alle Militärexperten« sein? Da hätte ich doch gerne konkrete Namen. Jede Wette: Unter den »Militärexperten« werden auch ein paar sein, bei denen es Fragen hinsichtlich ihrer Analysefähigkeiten gibt. »Alle Militärexperten« dürfte auch deshalb nicht stimmen, weil es überall in Europa andersdenkende Militärexperten geben dürfte, insbesondere, wenn diese pensioniert sind und karrieremäßíg nichts mehr zu befürchten haben. »Alle Militärexperten« kann überhaupt nicht stimmen, bestenfalls »viele« oder »die meisten«. »Alle Militärexperten« ist nie und nimmer die Wahrheit.
Ansonsten: Die entscheidenden Informationen, wie zum Beispiel die Stärke der russischen Rüstungswirtschaft, kommen dabei auch gar nicht aus Kreisen der Militärs, sondern aus Geheimdienstkreisen. Hier geht es also um keine Militär-Analyse, sondern um eine Geheimdienst-Analyse. Auch das eine gravierende Unstimmigkeit.
Was also soll das? Hält der Bundesverteidigungsminister die ZDF-heute-journal-Zuschauer für dumm? Zu dieser Aussage Pistorius’ wäre noch einiges zu sagen. An dieser Stelle sei nur angemerkt, dass jetzt, da Sie dieses Buch in Händen halten, seit obiger Aussage mindestens 2 Jahre verstrichen sind. In Anlehnung an Herrn Pistorius sprechen wir also nicht mehr von 5–8 Jahren, sondern nur noch von höchstens 3–6. Die Zeit wird allmählich knapp. Sollten Sie an einen privaten Bunker denken, müssten Sie so langsam in die Puschen kommen, sonst finden Sie demnächst keine Spezialfirma mehr, die bis Ende 2027 noch freie Kapazitäten und Termine hat.
Es heißt: Wenn Europa nicht ganz schnell aufrüstet, droht ein großer europäischer Krieg. Vielleicht schon 2029. »Aufrüstung gegen Krieg.« So die Parole. So die Idee. Deshalb müssen wir – auch und insbesondere wir Deutschen – Opfer bringen. Dabei ist die Wiedereinführung der Wehrpflicht nur ein Aspekt. Jeder ahnt: Diese Aufrüstung wird am Ende richtig teuer, und am Ende zahlt es der kleine Mann; entweder indirekt über Sparmaßnahmen im Sozialbereich oder über höhere Steuern oder eben beides.
Absurderweise ergreifen die Europäer angesichts dieser erklärten und massenmedial in der Breite kommunizierten russischen Bedrohung keine substanzielle diplomatische Initiative, um ein Wettrüsten mit Russland frühzeitig zu stoppen. Von »vertrauensbildenden Maßnahmen« kein Wort, ja keine Silbe. Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz bekundete sogar am Vormittag des 9. Juli 2025 in einer Rede im Deutschen Bundestag mit Blick auf Russland:
Ich will es Ihnen noch etwas deutlicher sagen: Die Mittel der Diplomatie sind ausgeschöpft, wenn ein verbrecherisches Regime [Putin] mit militärischer Gewalt das Existenzrecht eines ganzen Landes offen infrage stellt [stimmt das?] und sich auf den Weg macht, die politische Freiheitsordnung des ganzen europäischen Kontinents zu zerstören[übertreibt Merz?]. Die von mir geführte Bundesregierung wird alles in ihrer Macht Stehende tun, um genau das zu verhindern.4
Die Feststellung oder Behauptung, die Mittel der Diplomatie seien »ausgeschöpft«, dürfte sich weltweit in einer ganzen Reihe von Kriegserklärungen in irgendwelchen verstaubten Archiven aus den letzten Jahrhunderten wiederfinden.
Ist die Diplomatie am Ende, sprechen die Waffen. Nicht immer, aber ziemlich oft. Das weiß jeder Diplomat und jeder Politiker, fast möchte man sagen »jedes Kind«. Nun wollte Kanzler Merz am 9. Juli 2025 Russland sicherlich nicht den Krieg erklären, aber im übertragenen Sinn schaltete er die Diplomatie aus, zog den Stecker und überließ »Deutschland seinem Schicksal«.
Ja, das »Regime« in Moskau mag verbrecherisch sein. Aber die Liste verbrecherischer Regime, mit denen die USA und Europa nach 1945 zusammengearbeitet haben, ist auch ziemlich lang. Worum geht es also? Kann man nicht mit Putin, oder will man nicht? Und wenn, warum?
Abgesehen von vereinzelten Querköpfen wie dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán und dem slowakischen Ministerpräsident Robert Fico gibt es in ganz Europa (bisher) keinen einzigen Politiker und keine einzige Politikerin mit wirklichem Einfluss und genügend Rückhalt, der/die sich wirklich für Frieden einsetzt.
Einerseits geben die Europäer vor, sie würden mit vielen Wenn und Aber doch irgendwie Frieden in der Ukraine wollen, andererseits malen sie ohne Unterlass und fast schon mit Begeisterung das Bild eines Wladimir Putin, dem man auf gar keinen Fall trauen darf und kann. So sprach eben auch Friedrich Merz am 9. Juli 2025 in seiner Rede von einem »verbrecherischen Regime«. Putin, der Verbrecher. Putin – so das kommunizierte Bild – ist im Grunde schlicht und einfach böse. Dieses Bild ist banal, es ist unsachlich und plump. Aber am Ende ist genau das die Botschaft:
Wir wollen Frieden – aber nicht mit Putin, der ist böse.
Europa spricht mit gespaltener Zunge. Einerseits sagt es, es will Frieden, andererseits heißt es, mit den Russen geht es nicht. Putin ist nicht zu trauen. Denn: Wenn Putin die Ukraine erst einmal im Sack hat, krallt er sich das Baltikum. Und wer weiß was noch so alles. Wenn Putin NATO-Territorium angreift, ist das praktisch der dritte Weltkrieg. Jeder weiß das. Ja, theoretisch könnte von irgendwoher noch ein genialer Diplomat auftauchen, der noch im letzten Moment den dritten Weltkrieg verhindert. … Aber glauben Sie das? Glauben Sie, dass da quasi aus dem Nichts ein neuer Gorbatschow erscheint; ein Mann, der den großen Frieden ermöglicht?
In den 1990er-Jahren hatten die Russen noch Vertrauen in den Westen, ja sie glaubten an den Westen. Das ist längst vorbei. Gorbatschow hatte im übertragenen Sinn Erfolg, weil auch die Russen den amerikanischen Traum wollten. Das ist vorbei. Aus die Maus. Das Vorbild Westen ist passé. Schlimmer noch: Der Russe misstraut dem Westen. Und so könnten in Moskau durchaus auch ein paar kriegswütige Generäle gegen Putin putschen. Schon jetzt gibt es in Russland genug Stimmen, die Putin für zu weich und zögerlich halten.
Fakt ist: Europa rüstet jetzt auf. Und wenn das Europa der EU mit seinen rund 450 Millionen Einwohnern erst einmal richtig in die Gänge kommt, nähert sich irgendwann auch der Zeitpunkt, zu dem Russland mit seinen rund 140 Millionen Einwohnern nicht mehr hinterherkommt. Das Spiel des Wettrüstens ist aus Zeiten des Kalten Krieges bestens bekannt. Das Wettrüsten gewinnt derjenige mit der stärkeren Wirtschaft.
Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk hat diesen Aspekt des Wettrüstens am 6. März 2025 auf der Plattform X (ehemals Twitter) vor Beginn des EU-Gipfels in Brüssel ganz offen in die Welt gepostet:
Der Krieg [in der Ukraine], die geopolitische Unsicherheit und das von Putin begonnene neue Wettrüsten lässt Europa keine andere Wahl. Europa muss zu diesem Wettrüsten bereit sein, und Russland wird es verlieren, so wie die Sowjetunion vor 40 Jahren.Von heute an wird Europa sich schneller und klüger rüsten als Russland.5
Und es ist ja auch nicht so schwierig, das zu begreifen. 450 Millionen Europäer gegen 140 Millionen Russen? Wie soll das langfristig ausgehen? Großes Rätselraten. Und bei den Europäern sind die 68 Millionen Briten noch gar nicht mitgezählt. Ganz zu schweigen von den USA (340 Millionen), die nach Ende der Trump-Regentschaft wieder auf den antirussischen Kurs zurückwechseln könnten.
Sicher gibt es noch ein paar Unbekannte in der Rechnung. Bei Waffen zählt nicht nur deren Anzahl, sondern auch deren Qualität, Effizienz und Überlegenheit in der Kampfkraft. Die Moral und Kampferfahrung der Truppe ist auch ein wichtiger Faktor.
Ob und welcher der Streithähne da noch eine Wunderwaffe in petto hat – ob nun Russland oder die NATO –, das weiß keiner. Und es ist sinnlos, darüber zu spekulieren. Solche Dinge unterliegen der höchsten Geheimhaltungsstufe.
Die Rolle Chinas ist auch unklar. Theoretisch könnte es mit Taiwan einen Krieg anzetteln, um Russland in Europa zu entlasten. Möglich aber auch, dass China auf eine Niederlage Russlands setzt, um sich dann ein großes Stück Sibirien einzuverleiben. Russland dürfte sich also nicht zu sehr auf China verlassen und bemüht sein, den Krieg in Europa im Wesentlichen aus eigener Kraft zu gewinnen. Ohne China wären wir dann wieder beim Verhältnis von 520 Millionen Europäern zu rund 140 Millionen Russen.
Na, was sagt da Ihr Bauchgefühl?
Was also wird Russland tun? Wird es angesichts der absehbar drohenden Niederlage im neuen Wettrüsten mit Europa kapitulieren? – Ein Wettrüsten, dessen Ende und dessen Sieger nebenbei bemerkt noch absehbarer wären als im zurückliegenden Kalten Krieg, als die UdSSR noch rund 290 Millionen Einwohner hatte, zuzüglich der Bevölkerung der DDR, Polens, Ungarns und so fort.
Machen wir im Zusammenhang mit dem Thema »Russland totrüsten« einen kurzen Schwenk zu einem Interview, das die Deutsche Welleim Mai 2025 (hochgeladen am 22. Mai) mit dem deutschen Generalleutnant a. D. Jürgen-Joachim von Sandrart geführt hat. Die Interviewerin fragte:
Es heißt ja, 2029 soll Putin bereits in der Lage sein, das Baltikum angreifen zu können. Manch einer geht sogar davon aus, das könnte früher geschehen,da ja auch US-Präsident Donald Trump die NATO für nicht mehr ganz so wichtig hält. Wie bewerten Sie diese Prognosen? Das, was Sie jetzt gerade gesagt haben: 2029, das wären ja jetzt noch 4 Jahre, also es könnte durchaus auch früher geschehen. Wie bewerten Sie diese Prognosen?6
Eine interessante Frage, bedenkt man, dass Boris Pistorius’ ZDF-heute-journal-Prognose vom 18. Dezember 2023 mit den »5–8 Jahren« (2028–2031), die Russland braucht, bis es zu einem größeren Angriff auf NATO-Gebiet fähig ist, noch aus der Amtszeit Joe Bidens stammt. Im Dezember 2023 glaubte keiner im offiziellen Berlin an einen Sieg von Donald Trump. Dieser wurde erst im November 2024 gewählt. Boris Pistorius und »alle seine Militärexperten« dürften bei ihrer 2028-bis-2031-Prognose also davon ausgegangen sein, dass die USA die Europäer gegen Russland unterstützen. Seit Donald Trump steht dies jedoch ziemlich in den Sternen. Aktuell (Mai bis August 2025) gilt Trump in Europa vielen eher als Freund Russlands denn als Freund Europas. Der Generalleutnant erwiderte also auf die Frage nach einem möglichen Angriff Russlands noch vor 2029:
Zunächst mal zu denjenigen, die das für eine rein akademische Betrachtung [halten]. […] Ab 2029 höre ich ja auch, und ich habe das ja auch kundgetan. Das leite ich aus folgender Erkenntnis ab: Russland weiß ganz genau, dass, wenn der Westen sein gesamtes Potenzial auf Konflikt und Krieg ausrichtet, […] wenn diese Maßnahmen zur Wirkung kommen, […] dann schließt sich das Window of Opportunity [Zeitfenster der Gelegenheit] für Russland. Das heißt, Russland weiß ganz genau, dass es überhaupt nur einen Erfolg haben wird, wenn es sein Anfangsmomentum nutzt[also seinen aktuellen Vorsprung im Output der Rüstungsindustrie]. Und das Anfangsmomentum definiert sich auf der Zeitachse von heute bis 2029 oder 2030. Denn all die Dinge, die wir derzeit auflegen, wirken sich [erst] ab 2029–2030 aus. […] Wir sollten uns über die Zeitbis [betont]2029 klar werden, und, dass ich da nicht alleine stehe, verweise ich zum Beispiel auf ein Gespräch, dass ich im Mai letzten Jahres in Estland geführt habe, in Tallin, mit verantwortlichen Politikern und den dortigen Militärs, unddie haben mir ganz klar gesagt […], … [hier deutsche Übersetzung]: ›Wir halten die nächsten 24–36 Monate [also bis Mai 2027] für den gefährlichsten Zeitraum.‹7 , 8
Die Russen wissen, dass ihnen die Zeit davonläuft. Der Westen weiß, dass die Russen das wissen. Und die Russen wissen, dass der Westen weiß, dass sie das wissen.
Was also werden die Russen tun?
Werden sie hoffen, dass Europa wirtschaftlich und innenpolitisch frühzeitig kollabiert, bevor in Europa die große Rüstungsmaschine so richtig angelaufen ist? Hoffen die Russen, dass die Europäer sehr bald über die Teufel in den Details ihres bombastischen Aufrüstungsplans stolpern? Hoffen die Russen darauf, dass den Europäern die Aufrüstung irgendwann zu teuer wird, weil Trump nicht mitzieht? Kurz: Hoffen die Russen – warum auch immer –, dass den großen Aufrüstungsworten der Europäer letztlich keine großen Taten folgen werden?
Mag sein, dass der durchschnittliche Russe und auch einige Politiker in Moskau dies tun. Im Kreml jedoch wird man sich nicht auf solche Hoffnungen verlassen. Man wird sich vielmehr auf sämtliche Szenarien vorbereiten, und eines dieser Szenarien ist nun einmal, dass Russland beim Wettrüsten irgendwann nicht mehr mithalten kann. Das ist ja schon in den 1980er-Jahren passiert. Was dann?
Was, wenn es jetzt tatsächlich einen gnadenlosen Rüstungswettlauf gibt? Dann blieben Russland mittelfristig nur noch die Alternativen, entweder zu kapitulieren, also einen Regimewechsel zu akzeptieren und damit die Übernahme Russlands durch internationale Konzerne, oder aber Europa frühzeitig militärisch anzugreifen; Europa angreifen, solange Russland noch über eine deutlich stärkere Armee verfügt, sprich »sein Anfangsmomentum nutzt«. All das natürlich unter der Annahme, dass der Krieg irgendwie unterhalb der atomaren Schwelle gehalten werden kann. Entsprechende militärstrategische Konzepte für eine Art dritten Weltkrieg ohne oder doch wenigstens mit relativ wenigen Atomwaffen gibt es durchaus, mehr dazu weiter unten.
Nochmals: Wenn Europa jetzt im großen Stil und ohne Kompromiss aufrüstet, steht Russland vor der Wahl: Kapitulation oder frühzeitiger Angriff. Das ist nicht schwierig zu verstehen. Russland wird aus seiner Sicht bedroht, also braucht es ein Bedrohungsmanagement. Ziel dieses Bedrohungsmanagements wird langfristig die Beseitigung der Bedrohung sein: Die Bedrohung ist das militärische Potenzial der NATO in Osteuropa. Dieses Potenzial muss aus russischer Sicht drastisch reduziert werden. Entweder über Verhandlungen oder durch Krieg. Wie auch immer, diese NATO-Waffen müssen wieder weg.
Ja, theoretisch wäre eine Situation denkbar, in der Russland und Europa – obwohl beide hochgerüstet sind – längere Zeit friedlich koexistieren. Das würde aber nur gut gehen, wenn das Wettrüsten an einem bestimmten Punkt eingefroren worden ist. Die eigentliche Bedrohung für Russland ist ein immer weiterlaufendes Wettrüsten und eine konstant hohe Ressourcenvernichtung, nicht so sehr die Anzahl der Waffen zu einem bestimmten Zeitpunkt.
So oder so – im Friedensfall braucht es am Ende eine Art Deal zwischen Europa und Russland. Das wiederum setzt ein Mindestmaß an Vertrauen voraus.
Wäre eine solche Gleichheit in der militärischen Kampfkraft zwischen Russland und Europa erreicht – sagen wir 2030 –, wäre Russland zwar in militärischer Hinsicht halbwegs neutralisiert, gleichzeitig aber hätten sich in den westlichen Gesellschaften der Einfluss und die Macht des militärisch-industriellen Komplexes erhöht. Es wäre folglich nicht ganz auszuschließen, dass der militärisch-industrielle Komplex irgendwann zum Taktgeber der europäischen Politik wird, ja die strategischen Ziele der EU mitbestimmt. In jedem Fall erscheint es ziemlich naiv, von mehr und »besseren« Waffen eine sicherere Welt zu erhoffen. Das Problem sind nicht die Waffen, das Problem sind jene, die über den Einsatz dieser Waffen entscheiden.
Wir fragen uns: Wenn die Europäer dann irgendwann »endlich stark genug sind«, wer garantiert uns eigentlich, dass sie dann nicht über die Stränge schlagen?
Je stärker Militär und Geheimdienste, desto größer ihr Einfluss auf die Politik. Am Ende weiß keiner, was ihnen so alles einfällt. Mögen die Europäer in der Anfangsphase der Aufrüstung noch bekunden, sich nur verteidigen zu wollen, so könnten sie später – quasi vor militärischer Kraft nur so strotzend – dazu übergehen, Russlands Einflusssphäre weiter scheibchenweise zurückzuschneiden. Oder aber: Sollten Europa und Russland zwar hochgerüstet sein, sich aber im Gleichgewicht befinden, könnte Europa Russland jederzeit weiter unter Druck setzen, einfach indem es mit einer noch größeren Aufrüstung droht.
Den Russen stellt sich also die Frage, ob die ganze Aufrüstung der NATO in Wahrheit nur dazu dient, Russland wirtschaftlich auszuzehren, zu schwächen und am Ende das ganze politische System in Russland auszuhebeln und eventuell Russland sogar als Staat komplett zu zerschlagen.
Gelangt der Kreml zu der Überzeugung, dass dem so ist – dass Europa nicht nur ein Scheitern des Putin-Regimes will, sondern auch eine dauerhafte strategische Schwächung Russlands, Europa also aus russischer Sicht in letzter Konsequenz schlicht böswillig ist – und Russland nicht bereit ist, zu kapitulieren, folgt daraus, dass Russland den Angriff auf Westeuropa vorbereitet und dann irgendwann überraschend militärisch zuschlägt. Denn auf den Vorteil des Überraschungsmomentes wird man in Moskau nicht verzichten wollen.
Rein aus technisch-sachlicher Sicht ist eine solche Reaktion Russlands leicht nachvollziehbar. Wenn die Russen sich nicht totrüsten lassen und kapitulieren wollen, greifen sie an. As simple as that.
Rein aus technisch-sachlicher Sicht. Auf emotionaler Ebene sagt sich der heutige Durchschnittsdeutsche: »Die Russen sind nicht so blöd, einen dritten Weltkrieg anzuzetteln. Weil, dann fallen ja bald die Atombomben, und dann ist ja alles aus. Auch für die Russen.« Also beruhigt sich der Durchschnittsdeutsche wieder. Alles gut. Denn: »So blöd ist auch der Russe nicht.«
Die Sache ist nur die, dass in dem Gesamtszenario nicht der Moment der entscheidende ist, wo der dritte Weltkrieg mit den ersten russischen Panzerangriffen in Polen oder im Baltikum quasi offiziell beginnt, sondern der Moment, wo der bisher noch konventionelle Krieg zu einem Atomkrieg ausufert beziehungsweise zu einem Krieg mit Massenvernichtungswaffen.
Erst mit dem Einsatz von Massenvernichtungswaffen explodieren die Opferzahlen sowohl auf dem Gefechtsfeld als auch unter der Zivilbevölkerung. Wenn man so will: Erst hier beginnt der eigentliche dritte Weltkrieg. Und dass es so weit eskaliert, ist lange noch nicht gesagt, wenn russische Panzer in NATO-Territorium eindringen. Da gibt es die unterschiedlichsten Szenarien. Durchaus denkbar, dass in den ersten Wochen des dritten Weltkrieges noch gar keine Atomwaffen eingesetzt werden. Also könnten es die Russen riskieren.
Seit langer Zeit, schon aus Zeiten des Kalten Krieges, gibt es die Annahme, dass die USA wegen eines kleineren Konfliktes an der NATO-Ostgrenze nicht bereit sein könnten, gleich auch »Washington für Warschau zu opfern«. Auch Carlo Masalas Buch Wenn Russland gewinnt folgt dieser Idee: einem Verrat der USA an Europa.
Wenn die Russen noch unter konventionellen Kampfbedingungen bis zum Rhein und zur Nordsee vorgestoßen sind – und das könnte in weniger als einer Woche der Fall sein –, könnten die dann stark in der Defensive befindlichen Europäer vor der Wahl stehen, entweder Verhandlungen mit Russland aufzunehmen oder eine weitere Eskalation zu riskieren – dann mit Atombomben oder anderen Massenvernichtungswaffen.
Natürlich wird so mancher Leser an dieser Stelle einwenden, der sehr langsame Vorstoß Russlands in der Ukraine beweise die Schwäche der russischen Armee. Das ist durchaus ein Argument. Ein Gegenargument lautet allerdings, dass es ein jahrtausendealtes Prinzip der Kriegsführung ist, Schwäche vorzutäuschen. Gaukelt Russland in der Ukraine den Europäern also nur vor, es sei für größere Militäroperationen zu schwach?
Konventionell-militärisch in Europa einzufallen, bedeutet noch nicht automatisch einen umfassenden Atomkrieg anzuzetteln, vor allem, wenn die USA sich heraushalten. All die konventionellen Waffen von NATO und Warschauer Pakt im Kalten Krieg belegen, dass man auf beiden Seiten grundsätzlich mit der Möglichkeit gerechnet hat, dass der Krieg konventionell beginnt und sich in dieser Form eine gewisse Zeit hinzieht, und eben nicht automatisch zu einem atomaren Desaster wird; ein Desaster, das dem Weltuntergang gleichkäme. Vereinfacht gesagt: Russland greift zunächst konventionell an, und greift ab einem bestimmten Zeitpunkt zum Telefon und fragt in Brüssel an, ob die andere Seite inzwischen zu Verhandlungen bereit ist oder ob man jetzt tatsächlich gemeinsam in ein atomares Armageddon abrutschen will?
So oder so – der für Deutschland derzeit vielleicht alles entscheidende Faktor ist der weitverbreitete Glaube und die Überzeugung, dass Russland nicht zum Äußersten schreiten wird, also einem Angriff auf Europa, der schnell im Atomkrieg enden könnte. Folglich leben die Europäer in dem Glauben, dass sie unbehelligt von irgendwelchen »Nebenwirkungen« auf Seiten Russlands ungestört mit aller Kraft weiter aufrüsten können.
Motto: Putin blufft.
Man beginnt in ganz großem Stil aufzurüsten, verschwendet aber keinerlei Gedanken daran, was Putin und die Kremlgang so alles anstellen könnten, wenn sie erkennen, dass sie das Wettrüsten todsicher verlieren. Frage also: Was macht Putin, wenn er erkennt, dass er das Spiel verliert?
Die politische Klasse Europas beginnt ein Wettrüstungsspiel mit allergrößten Risiken. Das Volk jedoch wird nicht befragt, und die etablierten Massenmedien klären das Volk auch nicht auf. Insbesondere das Thema eines drohenden Atomkrieges wird konsequent weggeschwiegen, obwohl die Damen und Herren in den Redaktionen der Print- und Onlinemedien alle wissen, was sich da möglicherweise zusammenbraut. Und Bunker für die Zivilbevölkerung gibt es eh nicht. Auch hier fragt niemand nach. Ein sehr guter Indikator für die Gemütslage der Deutschen. Sie sehen keine Gefahr oder wollen sie nicht sehen.
So weit – so schlecht.
Was bei dieser Irrfahrt Richtung Krieg auch keiner wissen will: In den 80 Jahren seit Hiroshima und Nagasaki waren die Rüstungstechniker in West und Ost sehr fleißig und haben Atomwaffen entwickelt, von denen heutzutage praktisch keiner etwas weiß. Und das aus »gutem« Grund. Denn wüssten die Menschen in Europa, dass diese Waffen existieren, würden sie zu Zigtausenden auf die Straße gehen und für Frieden demonstrieren. Und sie würden keine der Parteien mehr wählen, die beabsichtigen, Putin »auf die Knie zu zwingen.«
Der Waffentyp, den ich hier meine, ist natürlich »Putins Tsunami-Bombe«. Vereinfacht gesagt, könnte diese Bombe nicht nur auf einen Schlag eine ganze Stadt vernichten, sondern gleich ganze Küstenabschnitte über mehrere 100 Kilometer mit mehreren Dutzend Städten! Der waffentechnische Trick besteht darin, dass man die Gewalt der Bombe auf gigantische Wassermassen überträgt und so riesige Tsunamis erzeugt, die tief ins Landesinnere eindringen.
Klingt unglaublich. Klar. Andererseits überrascht es nicht wirklich, denn nach 80 Jahren Forschung im Bereich der Atomwaffen war eigentlich zu erwarten, dass irgendwann Waffenvarianten auftauchen, die alles Bisherige in den Schatten stellen; Atombomben à la Hiroshima sowieso, aber auch Wasserstoffbomben mit tausendfacher Sprengkraft im Vergleich zu Hiroshima. Tatsächlich sprechen wir bei Putins Tsunami-Bombe von einer Waffe, die rund die 7000-fache Vernichtungskraft verglichen mit der Hiroshima-Bombe haben könnte (oder noch mehr). Noch einmal zum Mitschreiben: die siebentausendfache Vernichtungskraft!
Zudem wäre diese Tsunami-Bombe unauffindbar, da nicht besonders groß und überall am Meeresgrund zu verstecken. Und die ausgelöste Welle könnte sowieso nichts aufhalten. Eine Waffe also, gegen die waffentechnisch bisher keiner irgendetwas ausrichten kann. Diese Waffe lässt sich nicht mit Raketen abfangen, und gegen die von ihr verursachte weitflächige Überflutung gäbe es keinerlei Vorkehrungen.
Das einzig Sinnvolle, was man tun könnte, wäre, sich frühzeitig für Frieden einzusetzen. Stattdessen sagt man dem Volk: »Putin blufft. Der wird diese Waffe nicht einsetzen.«
Alles ziemlich unglaublich. Noch unglaublicher ist, dass ein solches von einer Atombombe verursachtes Küstenüberflutungsszenario bereits um das Jahr 1950von dem bayerischen Hellseher Alois Irlmaier vorausgesagt und diese Prophezeiung seinerzeit veröffentlicht wurde und dass es Visionen eines norwegischen Hellsehers namens Anton Johansson aus dem Jahr 1907 gibt, die sich mit denen Irlmaiers decken.
All das ist so unglaublich und so unfassbar, dass bei einigen Lesern reflexartig die Vermutung aufpoppen könnte, alles basiere letztlich auf Lügen, überzogenen Interpretationen, quasi auf »falschen Zahlen«. So ist dieses Buch auch eine Suche nach der Wahrheit.
Für mich als gebürtigen Hamburger ist es auch eine Herzensangelegenheit. Es ist eine Warnung an euch, liebe Nordlichter – eine Warnung, was euch schlimmstenfalls droht, wenn die Dilettanten in Berlin und Brüssel es komplett vermasseln.
Am frühen Morgen des 6. August 1945 näherte sich ein US-amerikanischer Langstreckenbomber vom Typ B-29 dem japanischen Luftraum. Mit an Bord jene Atombombe, die nur Stunden später über Hiroshima detonieren sollte.
Gegen 8:15 Uhr Ortszeit befand sich die B-29 über dem Ziel. Die Bombe mit Spitznamen Little Boy wurde ausgeklinkt und stürzte in die Tiefe. Um exakt 8:15:17 Uhr erfolgte die Detonation in 580 Metern Höhe über der Stadt. Auf der Stelle wurden über 70 000 Menschen getötet. 9
3 Tage später, am 9. August, erfolgte der nächste atomare Angriff auf Japan, diesmal auf die Stadt Nagasaki. Resultat: 140 000 Tote; unmittelbar beim Angriff gestorben oder später an den Folgen der Strahlenbelastung.
Weitere 6 Tage danach, am 15. August 1945, gab Kaiser Hirohito in einer landesweiten Rundfunkansprache die bedingungslose Kapitulation Japans bekannt. Am 2. September 1945 unterzeichnet das Kaiserreich Japan die Kapitulationsurkunde. Damit fand der Zweite Weltkrieg auch im Pazifikraum sein Ende. Zwischen Hiroshima und der Bekanntgabe der Kapitulation lagen ganze 9 Tage.
Am 1. Juli 1946, nur 10 Monate nach der Kapitulation Japans, fangen die USA dann plötzlich damit an, Tausende Seemeilen von Japan entfernt irgendwo im Südpazifik weitere Atombomben zu zünden. Warum das?
Nun, dabei geht es nicht wie im Fall Hiroshimas und Nagasakis um den Angriff auf ein Landziel oder das Üben eines solchen Angriffs, sondern man testet, welche Auswirkungen Atombomben auf Schiffe und Flotten beziehungsweise ganz allgemein auf die Seekriegsführung haben könnten.
Dazu nutzen die USA eine kleine Insel im Südpazifik fernab der Schifffahrtsrouten und Durchzugsgebiete von Speisefischen: das Bikini-Atoll. Ein Atoll ist im Idealfall eine ringförmige Insel, in deren Mitte sich ein großer See beziehungsweise eine Lagune befindet, die auch einige 10 Meter tief sein kann. Ein Atoll ist im Prinzip eine Badewanne, auch wenn der Inselring hin und wieder durchbrochen sein mag. Der Inselring von Bikini (quasi der Badewannenrand) hat eine Breite von circa 1–3 Kilometern, und der etwa elliptische Ring ist in der längsten Ausdehnung rund 40 Kilometer breit.
Der Plan war, die Lagune mit ausgemusterten Kriegsschiffen vollzustopfen und die Atombomben (im Rahmen von insgesamt zwei Tests) über und unter den Schiffen zur Explosion zu bringen. Dabei zeigte sich, dass Kriegsschiffe Atomexplosionen, vor allem deren Druckwelle und Hitzestrahlung, überraschend gut überstehen, vorausgesetzt, sie sind nicht zu dicht am eigentlichen Explosionsort (Ground Zero).
Allerdings gab es dabei ein Problem: 1946 waren die amerikanischen Atombomben hinsichtlich der Sprengkraft noch ziemlich klein. Ein paar Jahre später gab es Atombomben, deren Sprengkraft schon 500-mal so groß war (etwa 1952 der Atombombentest Ivy Mike mit rund 10 000 000 Tonnen TNT-Äquivalent 10 Sprengkraft gegenüber 23 000 Tonnen 1946 in Bikini). Da wurde es dann irgendwann in einem Atoll zu klein; vor allem erhöhte sich die Gefahr, dass irgendwelche Schadstoffe in die umliegende See gelangten. Irgendwann waren die Bomben einfach zu groß.
Es fällt auf, dass die Amerikaner keine 12 Monate nach der Kapitulation Japans im Südpazifik plötzlich Atombomben hochjagen und untersuchen, wie sich Atombomben in der Seekriegsführung auswirken. Die USA sind zu diesem Zeitpunkt unbestritten Weltmacht Nummer 1. Diese Weltmacht beruht unter anderem auf der Seemacht der USA. Die Feinde der USA, bisher die Deutschen und Japaner, waren und sind durch Ozeane von Amerika getrennt. Zur Überwindung der Ozeane brauchen die USA eine starke Kriegsmarine und eine starke Luftwaffe sowie die dazugehörige effektive Industrie im Heimatland. Über all das verfügen die USA.
Eine Achillesferse dieser Welt- und Seemacht USA waren und sind die Ozeane und die Verteidigung der eigenen Schiffe. Schon Hitler hatte versucht, mit U-Booten die Nachschublinien zwischen den USA und England zu unterbrechen, scheiterte aber letztlich.
Die Tests im Bikini-Atoll waren also dringend notwendig, um herauszufinden, ob russische Atombomben, mit denen in wenigen Jahren zu rechnen war, die amerikanische Seeherrschaft und damit den Status der USA als unangefochtene Weltmacht Nummer 1 beenden könnten.
Der Gedanke, mit Atombomben Schiffe zu bekämpfen, liegt ansonsten sehr nahe. Aus Sicht der Militärs sind Atombomben einfach nur Bomben mit einem extremen Wirkungsradius. Mit Atombomben kann man also in einem bestimmten Seegebiet pro Bombe einfach viel mehr Schiffe versenken.
Die USA mussten also herausfinden, ob Atombomben eine existenzielle Bedrohung für ihre gesamte Marine darstellen und damit auch für ihr ganzes nigelnagelneues Supermachtsweltreich.
Folglich zog man in der Lagune des Bikini-Atolls, seit 1914 in japanischem Besitz, 1944 im Pazifikkrieg von den USA erobert, eine ganze Armada von Schiffen zusammen, 93 an der Zahl; darunter – so Wikipedia – »vier ausgemusterte amerikanische Schlachtschiffe, zwei Flugzeugträger, zwei Kreuzer, elf Zerstörer, acht U-Boote, verschiedene Transport- und Landungsschiffe, sowie zwei ehemalige japanische Schiffe, das Schlachtschiff Nagato und der Kreuzer Sakawa, und ein ehemaliges deutsches Schlachtschiff, die Prinz Eugen.«
Dann wurde die erste Atombombe in 158 Metern über der Lagune zur Detonation gebracht (Able-Test mit 23 000 Tonnen Sprengkraft), und man sah sich an, was von den Schiffen noch übrig war. Das war erstaunlich viel, vorausgesetzt, das betreffende Schiff war nicht zu dicht am Ground Zero.
Beim zweiten Test, dem sogenannten Baker-Test, ebenfalls mit 23 000 Tonnen Sprengkraft, dessen Explosion 27 Meter unter Wasser erfolgte und bei dem deshalb mit einer gewissen Welle gerechnet werden konnte, gab es dem entsprechenden Bericht (siehe Seite 69, »Bikini-Tests: der offizielle Bericht«) zufolge keine besonders große, weitreichende Flutwelle.
Eine große, weitreichende Flutwelle konnte aber auch gar nicht entstehen, da beim Baker-Test die Atombombe in nur wenigen 10 Metern Wassertiefe detonierte (beim Able-Test gar im Himmel darüber). Fazit: Die Erzeugung wirklich großer Flutwellen konnte dort seinerzeit gar nicht getestet werden, da die damals verwendeten Atombomben viel zu schwach waren und die Lagune zu flach. Spätere Atombomben waren wie schon erwähnt 500-mal so stark – ja sogar noch stärker.
Wir merken uns: Bei den Bikini-Tests gab es keine große Flutwelle, zudem waren die Atombomben hinsichtlich der Sprengkraft sehr klein.
Soweit mir bekannt ist, finden sich offiziell keine Dokumente, die beweisen, dass die NATO-Staaten an der Erzeugung von Flutwellen mit Atombomben geforscht haben. Mir sind keine westlichen Quellen bekannt, die Aussagen über die Höhe einer entsprechenden Flutwelle machen noch darüber, wie weit eine entsprechende Welle ins Landesinnere eindringen kann – zwei grundlegende Parameter für jede Tsunami-Welle: die Höhe und die Eindringtiefe.
Man kann aber davon ausgehen, dass die UdSSR zum Thema »Tsunami-Bombe« geforscht hat, schließlich war die Möglichkeit verlockend, die US-Marine mit Flutwellen zu versenken und so der US-amerikanischen Militärmaschine das Rückgrat zu brechen.
Der entscheidende Faktor bei einer solchen Tsunami-Bombe ist natürlich ihre Sprengkraft – also nimmt man dazu eine Wasserstoffbombe, die ihrerseits erst mit einer Atombombe gezündet wird und deren Sprengkraft theoretisch unbegrenzt ist. Die größte jemals zur Detonation gebrachte Wasserstoffbombe war die russische Zar-Bombe mit angeblich 57 000 000 Tonnen 11 (57 Megatonnen) TNT-Äquivalent; im Vergleich dazu die Hiroshima-Bombe mit etwa 14 000 Tonnen TNT-Äquivalent, also gerade einmal 0,014 Megatonnen. Die Zar-Bombe von 1961 war damit rund 4000-mal so stark wie die Hiroshima-Bombe. Und 57 Megatonnen sind noch lange nicht das Ende der Fahnenstange.
Wie schon angesprochen: Flutwellen solch gigantischen Ausmaßes kann man nicht im offenen Ozean testen, allein schon wegen der Gefährdung der zivilen Schifffahrt. Diese wirklich großen Bomben-Tsunamis wurden also nie unter realen Bedingungen getestet, es gibt keine Fotos davon, keine Berichte, keiner weiß davon. Es ist so, als gäbe es diese Waffen überhaupt nicht, auch wenn die UdSSR sie gegen die Seemacht USA eigentlich dringend gebraucht hätte.
Es gibt diese Waffen nicht. Ein Hirngespinst.
So weit der Stand bis zum 11. November 2015.
Am 11. November 2015 fand in Sotschi an der russischen Schwarzmeerküste ein hochrangiges Treffen statt unter Leitung von Präsident Wladimir Putin mit Generälen und Vertretern der russischen Rüstungsindustrie. Thema des Treffens: »Durchführung staatlicher Rüstungsaufträge«.
Bevor es richtig losging, ließ man noch ein paar Medienvertreter in den Raum, wobei ein Kameramann einem General ein paar Sekunden lang über die Schulter filmte, wie dieser ein größeres Informationsblatt über ein neues geheimes russisches Torpedowaffensystem studierte, mit anschaulichen Grafiken und gut lesbarem Text.
Exakt diese Aufnahmen gingen dann ein paar Stunden später über das russische Staatsfernsehen Rossija 1. Das Ganze wurde von offizieller Seite als Panne deklariert, aber keiner wollte die eigentlichen Informationen über den Torpedo relativieren oder abstreiten. Putins Sprecher Dmitri Peskow bestätigte die Sache sogar indirekt, indem er später kommentierte: »Es stimmt, dass geheime Daten auf die Aufnahmen gelangt sind, deshalb wurden sie anschließend gelöscht.«
Kurz: Putin und seine Mannen wollten die Sache mit dem Torpedowaffensystem an die große Glocke hängen. Diese Sache sollte die Runde machen. Und das tat sie dann auch: Einen Tag später nahm sich die britische BBC der Sache an und brachte einen längeren Artikel mit der Überschrift:
Russland enthüllt riesigen Atomtorpedo durch staatliches TV-»Leck«12
Das »Leck« hatte die BBC in Anführungszeichen gesetzt, da auch die Briten den Russen die Sache mit der undichten Stelle nicht so richtig abgekauft hatten. Im Artikel hieß es dann:
Der Kreml erklärt, geheime Pläne für einen russischen Langstrecken-Atomtorpedo – genannt »Status-6« – hätten nicht in den russischen Fernsehnachrichten erscheinen dürfen. Das Leck entstand während eines Berichts des staatlichen Ersten Kanals über ein Treffen von Präsident Wladimir Putin mit Militärchefs in Sotschi. Ein General wurde dabei beobachtet, wie er ein Diagramm des »verheerenden« Torpedosystems studierte.
Von einem U-Boot aus gestartet, würde es »große Gebiete radioaktiver Kontamination« verursachen, heißt es in dem Dokument.13
Abb. 1: Bild aus dem Rossija-1-Bericht vom 11. November 2015
Eigentlich hätte hier inzwischen auch ein Hinweis auf die Flutwelle kommen müssen. Wenn schon, dann würde die Menschen schließlich durch den Tsunami zu Tode kommen. Der eigentliche Killer wäre die Welle, nicht die Radioaktivität. Schauen wir mal, wie lange die BBC braucht, bis sie die Sache mit der Flutwelle bringt.
Das »ozeanische Mehrzwecksystem Status-6« soll »wichtige Wirtschaftsanlagen des Feindes in Küstengebieten zerstören und garantiert verheerende Schäden auf dem Territorium des Landes verursachen, indem esgroße Gebiete radioaktiv verseucht und sie für lange Zeit für militärische, wirtschaftliche oder sonstige Aktivitäten unbrauchbar macht«, heißt es in dem Dokument. […]14
Immer noch nichts zur Todeswelle.
Das US-Verteidigungsministerium erklärte, den Bericht gesehen zu haben, wollte sich aber nicht weiter dazu äußern. »Wir kennen das Videomaterial, verlassen uns aber hinsichtlich seiner Echtheit auf die Einschätzung der russischen Marine«, sagte ein Pentagon-Sprecher der BBC.
Die russische Regierungszeitung Rossijskaja Gazeta berichtete jedoch später über äußere Details der Waffe, ohne das Diagramm zu zeigen, und spekulierte über einen hochradioaktiven Kobaltsprengkopf. Das Leck könnte also kein Zufall gewesen sein. […]15
So weit ist schon einmal interessant, dass sich die BBC nicht bemüht, die Sache mit dem Torpedo zu relativieren oder irgendwie als russischen Propagandaunfug abzutun.
Im weiteren Artikel geht die BBC dann auf das von den Russen behauptete Ausmaß der radioaktiven Verseuchung ein; sicherlich ein wichtiger Aspekt, aber am Ende eine Ablenkung vom Wesentlichen, da die eigentlich tödliche Wirkung des Torpedos von der Tsunami-Welle ausging und nicht von der Radioaktivität. Die Menschen würden überwiegend ertrinken, nicht den Strahlentod sterben.
Auf dem Diagramm wird die Reichweite des riesigen Torpedos mit »bis zu 10 000 km« und die Operationstiefe mit »bis zu 1000 m« Tiefe angegeben.
Entwickelt wurde er von Rubin, einem U-Boot-Konstruktionsbüro in St. Petersburg.
Er sollte offenbar von Atom-U-Booten der Serien 09852 »Belgorod« und 09851 »Chabarowsk« gestartet werden.
Die Rossijskaja Gazeta bezeichnete den Torpedo als ein »robotergestütztes Mini-U-Boot« mit einer Geschwindigkeit von 100 Knoten (185 km/h), das »alle akustischen Ortungsgeräte und andere Fallen umgehen« würde. […]
Ein solcher Torpedo wurde bereits in den 1950er-Jahren, während des Kalten Krieges, vom Atomphysiker Andrei Sacharow – später ein berühmter Dissident und Friedensaktivist – ins Auge gefasst.
Ein 100-Megatonnen-Sprengkopf könnte die US-Küste mit einem gewaltigen Tsunami und intensiver Strahlung verwüsten.16
Endlich kommt der Hinweis auf den Megatsunami, allerdings noch ohne weitere Details. Die folgen ein paar Zeilen später.
Die sowjetische »Zar-Bombe« war mit 58 Megatonnen der größte jemals gezündete Atomsprengkopf. […]
Kurz bevor das Torpedodiagramm im staatlichen Fernsehbericht erschien, hörte man Putin den Generälen mitteilen, dass die USA und ihre NATO-Verbündeten den Aufbau eines globalen Raketenabwehrsystems vorantreiben und dabei »unsere Bedenken und Kooperationsangebote leider ignorieren«.
Er sagte, das westliche Verteidigungsprojekt sei »ein Versuch, die bestehende Parität bei strategischen Atomwaffen zu untergraben und im Wesentlichen das gesamte System der globalen und regionalen Stabilität zu erschüttern«. […]
Russische Militärexperten erklärten gegenüber dem russischen Dienst der BBC:
Ein Sprengkopf von bis zu 100 Megatonnen könnte einen Tsunami von bis zu 500 Meter Höhe erzeugen, der alles Lebende 1500 Kilometer tief in US-Territorium auslöscht – Konstantin Siwkow, Russische Geopolitische Akademie […]17
Mit dieser Hammerinformation von 100 Megatonnen, 500 Metern Wellenhöhe und 1500 Kilometern Eindringtiefe schließt der Artikel ab – sieht man einmal ab von zwei weiteren angefügten, vergleichsweise bedeutungslosen Informationen russischer Militärexperten.
Abb. 2: Screenshot der BBC-Seite, 17. Dezember 2018
Hier noch einmal die drei entscheidenden Faktoren:
die 100 Megatonnen TNT-Äquivalent Sprengkraft. Das ist rund 7000-mal (in Worten siebentausendmal) so stark wie die Hiroshima-Bombe; 18
die Eindringtiefe der Flutwelle ins Landesinnere von 1500 Kiolometern. Zum Vergleich: Das entspräche grob der Entfernung von der Elbmündung an der Nordseeküste bis in die Ukraine!
die Wellenhöhe von 500 Metern.
Fragt sich, was davon ist technisch gesehen realistisch und was davon ist russische Angstpropaganda?
Punkt 3, die 500 Meter hohe Welle, können wir schon einmal vergessen, da es eigentlich egal ist, ob eine Welle, die 1500 Kilometer ins Landesinnere eindringt, dieses Land nun mit einer 500, 100 oder 30 Meter hohen Welle komplett verwüstet und ertränkt. Entscheidend ist die Eindringtiefe der Welle.
Die Eindringtiefe von 1500 Kilometern wiederum hängt letztlich von der Stärke der Bombe ab. Frage: Sind Wasserstoffbomben mit 100 Megatonnen Sprengkraft überhaupt technisch-physikalisch möglich? Antwort: Ja, allerdings. Oben wurde schon die russische Zar-Bombe von 1961 mit 57 Megatonnen erwähnt. Ursprünglich sollte die Zar-Bombe 100 Megatonnen stark sein, aber dann sahen die russischen Entwickler davon ab. 19 Grundsätzlich gilt: Wasserstoffbomben sind in ihrer Sprengkraft theoretisch unbegrenzt. Eine Wasserstoffbombe ist eine Fusionsbombe, das heißt, sie wird mit einer Atombombe gezündet, und der eigentliche »Sprengstoff« ist Wasserstoff, der so stark erhitzt wird, dass es zur Kernfusion kommt. Um die Sprengkraft einer Wasserstoffbombe zu steigern, muss man im Prinzip nur die Menge des Wasserstoffs erhöhen.
Das bedeutet: Die von dem Russen Konstantin Siwkow angegebenen 100 Megatonnen liegen absolut im Bereich des Möglichen. In der frühen Planungsphase der Zar-Bombe hatte man sogar eine Gigatonne (= 1000 Megatonnen) Sprengkraft in Betracht gezogen. Da sprechen wir dann von einer Sprengkraft über 70 000-mal so stark wie Hiroshima – siebzigtausendmal so stark.
Nächster Punkt: Könnte ein solcher 100-Megatonnen-Torpedo vielleicht letztlich doch Spinnerei sein, da diese Bombe viel zu groß wäre für einen Torpedo? Antwort: Nein! Die Zar-Bombe mit 57 Megatonnen hatte laut Wikipedia einen Durchmesser von nur rund 2 Metern, 2,10 Meter um genau zu sein. Der Torpedo wäre kaum dicker (siehe Bericht von future-zone.at vom 27. Juni 2023, Seite 125). Wir halten fest: Einen 100-Megatonnen-Sprengsatz in einen etwas größeren Torpedo einzubauen, dürfte kein Problem sein.
Sicherheitshalber sollten wir uns in Sachen Sprengkraft von Wasserstoffbomben jedoch noch etwas schlauer machen, und zwar bei Fachleuten, die es wirklich wissen müssen. Werfen wir dazu einen Blick in das für diese Fragestellung weltweit wohl am besten geeignete Fachmagazin, nämlich dem Bulletin of the Atomic Scientists aus den USA. In einem Artikel von Alex Wellerstein vom 29. Oktober 2021 lesen wir unter der Überschrift:
Von Kilotonnen über Megatonnen bis hin zu Gigatonnen
[…]Dabei ist anzumerken, dass die Idee, Wasserstoffbomben mit Sprengkraft im Bereich von mehreren Hundert Megatonnen zu bauen, in den späten 1950er-Jahren alles andere als ungewöhnlich war. Im Vergleich zu den Gigatonnen-Ambitionen eines der Erfinder der Wasserstoffbombe wirkte sie eher harmlos. Die Zerstörungskraft einer Gigatonnen-Bombe ist schwer zu beziffern, da bei solchen Sprengkräften viele traditionelle Berechnungsgesetze nicht mehr greifen (die Bombe sprengt quasi ein Loch in die Atmosphäre). Eine Studie aus dem Jahr 1963 deutete jedoch darauf hin, dass eine 10 000-Megatonnen-Waffe [10 Gigatonnen], wenn sie 45 Kilometer über der Erdoberfläche detoniert, ein Gebiet von 800 Kilometern Durchmesser in Brand setzen könnte. Das entspricht etwa der Größe Frankreichs.20
Im Fall der 10 Gigatonnen sprechen wir von einer Bombe, die rund 700 000-mal – in Worten siebenhundertausendmal – so stark sein könnte wie die Hiroshima-Bombe (14 000 Tonnen TNT). So oder so – die 100-Megatonnen-Bombe aus dem BBC-Bericht scheint absolut realistisch, technisch machbar und nicht zu groß für einen Torpedo. Ja, es könnten auch 200 oder 300 Megatonnen sein. Und auch damit wäre man immer noch nicht am Ende der Fahnenstange.
Zum Vergleich (Sprengkraft in TNT-Äquivalent):
Sprengkraft in 1000 Tonnen
Typ
14
Hiroshima
100 000
Tsunami-Bombe (laut BBC)
10 000 000
10-Gigatonnen-Bombe (laut Bulletin of the Atomic Scientists)
Insofern erscheinen etwaige Diskussionen, ob die 1500 Kilometer Eindringtiefe bei 100 Megatonnen übertrieben sind und uns Konstantin Siwkow einen russischen Bären aufgebunden hat, eher sinnlos. Und der Vollständigkeit halber: Nicht nur die UdSSR forschte seinerzeit an solchen Super-Atomwaffen, sondern auch die USA. Im Bulletin heißt es an anderer Stelle:
Die Kennedy-Regierung machte keinen Hehl daraus, dass sie in der Lage war, eine 50-Megatonnen-Bombe zu bauen. Wie bereits erwähnt, hatten die Vereinigten Staaten schon seit Langem Waffen imSprengkraftbereich von 10 bis 100 Megatonnen im Auge und sogar die Entwicklung von Waffen im Gigatonnen-Bereich in Erwägung gezogen.21
So viel zur Frage: Reicht die Sprengkraft?
Und was ist mit den 1500 Kilometern Eindringtiefe? Nun, selbst wenn die Bombe 100 Megatonnen Sprengkraft hätte, gelänge eine solche Eindringtiefe nur, wenn die Bombe in großer Meerestiefe explodierte. Eine große Welle braucht viel Wasser, und das bekommt man nur in großer Tiefe. Und: Atombomben lassen sich durchaus in großer Tiefe zünden, der Poseidon-Torpedo hat ja angeblich eine Operationstiefe von 1000 Metern. Das wäre also alles machbar.
Nächster Punkt: Die 1500 Kilometer Eindringtiefe beziehen sich sicher auf eine eher flache Landschaft ohne Mittel- und Hochgebirge. Über entsprechende wissenschaftlich fundierte Simulationen zur Flutwellenausbreitung von Bomben-Tsunamis ist mir allerdings nichts bekannt, und gäbe es sie irgendwo im Westen, würden sie sicherlich nicht veröffentlicht.
Angesichts einer denkbaren Sprengkraft von mehr als 7000-mal Hiroshima (100 Megatonnen) – oder gar 70 000-mal (1 Gigatonne) – erschiene es mir letztlich ziemlich voreilig, die Möglichkeit einer Eindringtiefe von bis zu 1500 Kilometer kategorisch anzuzweifeln.
Ja, mag sein: Vielleicht wäre die Eindringtiefe bei 100 Megatonnen nur 500 oder 300 Kilometer. Im Falle Europas beziehungsweise der Niederlande und Norddeutschlands wäre das jedoch kein Trost.
Damit sind wir dann beim nächsten Punkt:
Als ich im Jahre 2015 auf obigen BBC-Artikel stieß, war ich vor allem deshalb elektrisiert, weil ich ja jene Voraussage des bekannten bayerischen Hellsehers Alois Irlmaier aus den 1950er-Jahren kannte, wonach im »dritten Weltkrieg« 22 eine mit einer Atombombe erzeugte Flutwelle bis Berlinreicht. Berlin liegt rund 300 Kilometer von der Nordseeküste entfernt.
Das betreffende Irlmaier-Zitat mit der Welle bis Berlin wurde 1959 veröffentlicht. 23 Irlmaier hatte sich aber bereits im Dezember 1949 auf das entsprechende Überflutungsszenario bezogen, was seinerzeit auch abgedruckt wurde (Traunsteiner Nachrichten, 3. Dezember 1949, Seite 9, allerdings ohne Berlin zu erwähnen). Vermutlich 1947/1948 hat Irlmaier dieses Überflutungsszenario auch gegenüber Konstantin von Bayern, einem Mitglied des ehemaligen bayerischen Königshauses, angesprochen. Und auch schon in einer Irlmaier-Quelle von angeblich Oktober 1945, also noch vor den Bikini-Experimenten 1946, findet sich ein Hinweis auf das Tsunami-Ereignis.
