Pützchens Mord - Inge Lempke - E-Book

Pützchens Mord E-Book

Inge Lempke

4,3

Beschreibung

Auf Pützchens Markt wird eine ältere Frau ermordet aufgefunden. Bald folgen weitere Morde in Bonn. Anfangs scheint keinerlei Verbindung zwischen den Fällen zu bestehen. Dann stoßen die Kommissare Andreas Montenar und Sascha Piel auf eine Spur: auf eine Tragödie, die das Leben mehr als einer Familie für immer verändert hat, und auf einen schrecklichen Racheplan...

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Als Laura die Augen aufschlug, war es dunkel um sie her.

Wo war sie? Sie konnte sich nicht erinnern. Was war passiert? Auch daran konnte sie sich nicht erinnern. Es war nicht nur draußen dunkel, sondern auch in ihr.

Ihr war nicht einmal ganz klar, in welcher Position sie sich befand: Lag sie, stand sie, saß sie? Doch, sie lag, irgendwie zur Hälfte, aber ihre Beine spürte sie kaum.

Einen Moment lauschte sie... es war vollkommen still um sie her. Still und kalt.

War sie allein? Sie hatte das Gefühl, dass etwas auf ihr lag, etwas Warmes, Schweres, das sich nicht bewegte. Sie versuchte den Kopf zu drehen. Das tat weh. Also ließ sie es. Auch ihr linker Arm war irgendwie... eingeklemmt?

Den rechten Arm spürte sie nicht. Aber dann spürte sie etwas anderes. Es war eigenartig... etwas schien zwischen ihren Beinen aus ihr herauszulaufen, es lief immer weiter, hörte nicht auf... und sie wurde immer schläfriger und ruhiger, und ein seltsames Gefühl nahm ganz von ihr Besitz: Alles war gut so, wie es war, alles war friedvoll und sinnvoll, ja, alles war gut so, wie es war...

Kapitel 1

Bonn, Pützchens Markt

Sonntag, 5. September 21.15 Uhr

Angelikas Gondel kam eben am höchsten Punkt des Riesenrads an: Was für ein Ausblick! Überhaupt – was für ein Abend! Sie konnte sich nicht erinnern, dass in den letzten 60 Jahren jemals Anfang September solche Temperaturen geherrscht hatten!

Angelika genoss den Ausblick: Das rechtsrheinische Bonn lag ihr zu Füßen und natürlich die riesige Kirmes, die vor bunten Leuchtreklamen und blitzenden Lichtern nur so funkelte. Fast war auch der Rhein zu sehen, zumindest konnte man seinen Verlauf anhand von Brücken, Post-Tower und Drachenfels erahnen.

Der Abendhimmel färbte sich allmählich von Dunkeltürkis zu Nachtblau. Das Riesenrad drehte sich langsam weiter, wieder hinab auf die Erde zu, hinab und hinein in den schier ohrenbetäubenden Lärmpegel Dutzender Fahrgeschäfte. Gewaltige Menschenmengen schoben sich durch die Gassen zwischen den Buden.

Als das Riesenrad den untersten Punkt passierte, stieg Angelika der herrliche Duft von gebrannten Mandeln in die Nase. Im Gegensatz zu Gudrun, die rechts neben ihr in der Gondel saß, konnte sie es sich leisten, eine ganze Tüte davon zu verdrücken. Gudrun nämlich platzte aus allen Nähten. Gott, wie die Frau wieder aussah: Sie hatte sich in ein schwarzes, ärmelloses Kleid mit kleinen, weißen Blümchen gezwängt und versprühte den Charme der berühmten Leberwurst in der Pelle!

Auf Angelikas linker Seite saß Gisela: dünn, hager, knochig. Natürlich hatte ihr rosa Blüschen Ausschnitt, damit nur jeder ihre hervorstehenden Schlüsselbeine bewundern durfte! Nein, mit diesen beiden Damen konnte man sich wirklich nur auf Pützchens Markt sehen lassen. In der Welt jenseits der Kirmes traf sich Angelika lieber mit einer ganz anderen Sorte von Freundinnen: mit kultivierten Frauen, die ihr fast das Wasser reichen konnten.

Und wieder schwang sich die Gondel hinauf in den Himmel, und für ein paar Sekunden fühlte sich Angelika wie die Herrscherin über ganz Bonn. Ihr Blick wanderte über den großen Platz unter ihr und blieb eine Weile an einer mit Lichtern übersäten Riesenschaukel hängen: Am unteren Ende saßen die Fahrgäste wie in einem Suppenteller. Ihr Blick glitt weiter über die Menge… es gab viele Schaukeln auf der Kirmes, natürlich alle total überdimensioniert. Warum schaukelten die Menschen nur so gerne? Erinnerungen an die Kindheit?

Die zweite, gut vertretene Fahrgeschäftgattung war das Karussell. Es gab solche, die sich, wie es sich gehörte, am Boden drehten, und viele andere, die ihre Gäste in Gondeln an krakenartigen Armen durch die Luft wirbelten, aber die Krönung war ein schlanker Turm, an dem sich ein Kettenkarussell in luftige Höhen schraubte. Du lieber Himmel – da wurde einem ja schon vom Zugucken schwindlig!

Schnell schaute Angelika woanders hin. Direkt auf Gisela, die plötzlich, wie jedes Jahr, mit dem Finger nach unten zeigend ausrief: „Ich seh unser Haus… da!“

Angelika sprach Gisela einen IQ von höchstens 75 zu und bezweifelte gleichzeitig (wobei sie sich ein Grinsen kaum verkneifen konnte), dass Gisela überhaupt wusste, was ein IQ war.

Und auch Gudrun (IQ 85) machte ihr Haus am Rande von Pützchens Markt aus, und Angelika (IQ bei mindestens 130) spielte mit und heuchelte großes Entzücken darüber, ihr Haus entdeckt zu haben.

Ein paar Minuten später war die teure Riesenrad-Fahrt zu Ende, und Angelika und ihre „Freundinnen“ tauchten ein in die Menge der sich vorwärtsschiebenden Männer, Frauen, Kinder, Kinderwagen und sogar Hunden. Das Mitführen der Vierbeiner auf Pützchens Markt war garantiert verboten und fiel definitiv unter Tierquälerei, regte sich Angelika lautstark auf und stieß besonders bei Gisela auf Zustimmung, die hatte nämlich Angst vor Hunden.

Zu dritt drängten sie sich an Kinderkarussells vorbei, an Auto-Scooter und Geisterbahn, an Losbuden, an Schieß- und Wurfbuden und an schwindelerregenden Variationen von Achterbahnen und Rutschen. Nie im Leben würde sich Angelika in eins dieser neumodischen Karussells setzen! Nein, sie blieb bei Riesenrad und gebrannten Mandeln. Und die kaufte sie sich jetzt an einem Stand mit Unmengen von Lebkuchenherzen, glasierten Äpfeln, Zuckerwatte und anderem Süßkram. Die Zahnärzte der Stadt rieben sich sicher schon die Hände.

Ein paar Buden weiter zog sich Gisela zehn Lose, von denen nicht eins gewann. Gudrun bestand wie jedes Jahr darauf, Achterbahn zu fahren, und wie jedes Jahr musste sie allein fahren. Voll wohligen Grauens schauten Angelika und Gisela zu, wie Gudrun durch die Kurven und in schrecklichen Winkeln nach unten raste.

Wie üblich ging es Gudrun nach der Fahrt nicht gut, und so versuchten sie, einen Sitzplatz im Biergarten zu ergattern. Sie genehmigten sich ein Pils, und kontrollierten zum wiederholten Mal ihre um den Bauch geschnallten Taschen, in denen sie Geld, Ausweis und Hausschlüssel bei sich trugen. Angelika hatte noch Papiertaschentücher eingesteckt, Gudrun Hustenbonbons und Gisela ihren Organspendeausweis – für den Fall, dass sie vom Riesenrad fiel oder von der Menge totgetrampelt wurde.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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