Rosenmordtag in Dottendorf - Inge Lempke - E-Book

Rosenmordtag in Dottendorf E-Book

Inge Lempke

4,9

Beschreibung

Am Rosenmontag wird auf dem Quirinus-Platz eine Frau aus dem Hinterhalt erschossen. Sie soll nicht das einzige Opfer bleiben. Die Situation droht zu eskalieren, als der Heckenschütze in einem anonymen Brief ankündigt, alle Einwohner von Bonn töten zu wollen. Unter Zeitdruck ermitteln die Kommissare Andreas Montenar und Sascha Piel im Umfeld der Getöteten. Endlich führt eine Spur in die Vergangenheit zweier Opfer. Montenar und Piel haben bald zwei Verdächtige - doch nichts ist, wie es scheint. Als dann noch einer der Verdächtigen auf ungeklärte Art ums Leben kommt, beginnt die Suche von vorne.

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Impressum

Math. Lempertz GmbH

Hauptstr. 354

53639 Königswinter

Tel.: 02223/ 90 00 36

Fax: 02223/ 90 00 38

[email protected]

www.edition-lempertz.de

Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, das Buch oder Teile daraus zu vervielfältigen oder auf Datenträger aufzuzeichnen.

1. Auflage – Februar 2014

© 2014 Mathias Lempertz GmbH

Text: Inge Lempke

Titelbild © Fotolia

Umschlaggestaltung: Ralph Handmann

Lektorat: Philipp Gierenstein

ISBN: 978-3-943883-67-1

Die Autorin Inge Lempke wurde 1954 in Bonn-Oberkassel geboren und studierte bis zur Geburt ihrer Tochter Physik an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn.

Im Laufe der Jahre schrieb sie zahlreiche Horrorgeschichten und unheimliche Erzählungen, aber heute hat sie sich auf Kriminalromane, deren Handlungen in Bonn und Umgebung spielen, spezialisiert.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Weitere e-books in der Edition Lempertz

Bonn-Dottendorf / Montag, 11. Februar17.00 Uhr

Edeltraud schreckte hoch. War sie doch wieder eingedöst! Wie spät war es?

Schon fünf. Lohnte es sich überhaupt noch, in die Stadt zu fahren? Ja, nach dem einsamen Wochenende musste sie endlich wieder unter Leute! Unter normale Leute – die Karnevalszüge waren hoffentlich vorbei! Betrunkene Verkleidete mochte sie nicht, mit denen hatte sie keine guten Erfahrungen gemacht! Aber wahrscheinlich machten sie immer noch die Straßen unsicher. Trotzdem, sie musste raus aus der Wohnung.

Edeltraud drückte sich aus dem Fernsehsessel hoch, schön langsam, damit ihr nicht schwindlig wurde, damit ihr der Rücken nicht zu weh tat und die Knie nicht zu sehr schmerzten. Altwerden war schon eine Zumutung. Endlich hatte man jede Menge Erfahrung, Menschenkenntnis und Wissen angesammelt, da ließ einen der eigene Körper im Stich.

Edeltraud ging in den Flur und hielt sich dort mit einer Hand an der Kommode fest, während sie die warmen, pelzgefütterten Pantoffeln auszog und in die blauen Stiefeletten stieg, die sie sich zu Weihnachten gekauft hatte. Dann noch eben auf Toilette, und ihr schien, dass auch die Erledigung eines so banalen Bedürfnisses immer länger dauerte.

Anschließend kämmte sie sich vor dem Spiegel die schneeweiße Dauerwelle, fixierte sie ordentlich mit Haarspray, wobei sie jedes Mal husten musste, weil das Zeug ihre Lungen reizte.

Zurück im Flur nahm sie den dunkelblauen Wollmantel vom Bügel, zog ihn über und knöpfte ihn sorgfältig zu, als sie merkte, dass sie das Halstuch vergessen hatte! Also öffnete sie die oberen Knöpfe wieder, drapierte das Tuch um ihren Hals, schloss die Knöpfe und setzte sich einen alten Hut auf den Kopf. Denn ihre Haare waren selbstverständlich auch nicht mehr so voll wie früher. An manchen Stellen schimmerte schon die Kopfhaut durch.

Andererseits war sie dankbar dafür, dass sie noch so gut laufen konnte, dass sie noch so gut denken und sich noch so gut erinnern konnte, dass sie bisher keine ernsthafte Krankheit gehabt hatte und dass ihr sogar der schwarze Humor erhalten geblieben war.

Freu dich auf die leckere Marzipantorte mit einer Tasse Kaffee, die du dir gleich gönnen wirst! Jawohl, positiv sein, das Leben genießen, solange es noch ging!

Edeltraud griff sich ihre dunkelblaue Handtasche, verließ die Wohnung, schloss sie ab und trat durch die Haustür direkt auf den Bürgersteig. Der war weitgehend vom Schnee frei geräumt, nur an der Hauswand und in der Gosse lagen noch schwärzliche, vereiste Schneereste herum.

Trotzdem prüfte sie vorsichtig mit dem Fuß nach, ob es nicht doch glatt war auf dem Gehsteig. Die Sonne war untergegangen, die Dämmerung setzte allmählich ein, da konnte der Boden gefrieren. Aber das schien heute nicht der Fall zu sein. Und so bewegte sich Edeltraud mit kleinen Schritten nach links auf die Endhaltestelle der Linien 61/62 zu, die sich am Quirinus-Platz befand.

Quirinus-Platz / Hausdorffstraße17.35 Uhr

Alex saß auf der Metallbank der Haltestelle und fror, als hätte er nichts am Leib als seine Unterhose. Vielleicht sollte er mal Geld in Jacke und Schuhe investieren statt in PC-Spiele! Ach was, Eiseskälte war in Bonn so selten wie Föhn in der Antarktis! Alex stand auf und stapfte, um sich aufzuwärmen, ein paar Mal den Gehsteig auf und ab.

Die Karnevalisten hatten sich gut angepasst: Auf der anderen Seite spazierte singend eine Gruppe aus Bären, Mönchen, Clowns, Indianern und Fantasiefiguren in Richtung Innenstadt. Von rechts hingegen stöckelte in überkniehohen Stiefeln eine üppige Blondine auf die Haltestelle zu, mit extrem hellblauen Augen, über denen sich dünn und schwarz etwas zu hoch gemalte Augenbrauen wölbten. Natürlich trug sie ultraenge Jeans zu den Stiefeln und eine leuchtend türkisfarbene Jacke mit Pelzimitatkragen. Ihr braunrot geschminkter Mund kaute eifrig auf einem Kaugummi herum, während ihr Blick zu einem gelangweilten bis leicht aggressiven Ausdruck tendierte.

Alex machte sich im Geiste Notizen – er übte nämlich Beobachten.

Von links näherte sich gerade das Gegenmodell zur Blondine: eine kleine, alte, magere Frau, die gerade mit unsicheren Schrittchen die Straße überquerte, in dunkelblauen Schuhen, Wollmantel, Hut, Handschuhen, Tasche. Der Henkel der Tasche klemmte in der Armbeuge, der Gang war ein wenig vornüber gebeugt.

Alex hatte erwartet, dass die Frau, kaum an der Haltestelle angekommen, sich sofort setzen würde, aber sie blieb ein paar Meter von ihm entfernt fast an der Ecke zum Quirinusplatz stehen. Sie hatte etwas Stählern-Asketisches an sich. Gerade lächelte sie ihm freundlich zu.

Reflexartig lächelte Alex zurück, schaute dann aber sofort woanders hin. Gott noch mal – er konnte die Leute doch nicht so anstarren! Nein, aber die Umgebung: Schräg gegenüber gab es ein Friseurgeschäft, daneben eine lange Mauer mit einer Art Park dahinter. Weiter links eine Kirche.

Von dort wanderte sein Blick zu ein paar Jugendlichen mit bunten, luftschlangengeschmückten Hüten auf dem Kopf, die lachend, rauchend und Bier trinkend in der Nähe standen und teils schwer mit ihren Smartphones beschäftigt waren; zu einer frischgebackenen Mutter mit dunkelviolettem Kinderwagen (er nahm sich vor, ihr in die Straßenbahn zu helfen, wenn sie denn endlich eintrudelte!); noch einmal zurück zu der stark geschminkten Blondine, die seinen Blick bemerkt hatte und jetzt demonstrativ verächtlich in eine andere Richtung guckte.

Na warte nur! Du kriegst eine Rolle in meinem ersten Roman, und zwar eine ganz fiese! Dich mach ich zur habgierigen Nutte, die ermordet wird!, schwor sich Alex und schaute wieder zu der alten, kleinen, krummen Frau hinüber, die immer noch am gleichen Fleck stand wie vorhin.

War ihr Gesicht nicht hundert Mal interessanter als das der Blonden, das aussah wie ein Dutzend andere, genauso geschminkte Puppengesichter? Gut, das Alter machte Gesichter faltig, machte sie manchmal voller, manchmal hohlwangig, aber auf jeden Fall machte es sie einzigartig und unverwechselbar. Allerdings konnten auch Schönheitsoperationen Gesichter einzigartig machen – einzigartig gruselig.

Alex schaute hinauf in den Himmel. In den letzten Minuten war es deutlich dunkler geworden; es sah nach Schnee aus. Schnee in Bonn war eher ein Ereignis und führte oft zum völligen Zusammenbruch aller Verkehrssysteme. Aber Alex mochte Schnee. Und da rieselten auch schon die ersten Flocken lautlos aus dem dunkelgrauen Dämmerhimmel und breiteten innerhalb von Minuten eine hauchdünne, weiße Schicht über Dächer und Asphalt. Und genauso schnell schien die Welt stiller zu werden, geradezu friedvoll.

Und wo blieb die Bahn? Hatte eine Schneeflocke die Schienen blockiert?

Alex wollte sich eben wieder auf die Bank setzen, als er ein fernes, gedämpftes Quietschen hörte. Na endlich. Die Blondine stakste in ihren hochhackigen Stiefeln ein paar Meter von ihm weg, die Jugendlichen warfen ihre Zigaretten auf den Boden, die alte Frau rührte sich nicht, sondern schaute mit unverbindlichem Lächeln der Bahn entgegen, die gerade weiter unten in der Straße auftauchte. Sie kam rasch näher und hielt an der Haltestelle gegenüber, wo alle Leute ausstiegen, darunter eine Gruppe kostümierter Karnevalsfreunde sowie ein paar Kinder mit prallen Plastiktüten, wahrscheinlich gefüllt mit Süßigkeiten vom Kölner Rosenmontagszug.

Die Bahn fuhr, wieder quietschend, um die Kurve auf den Quirinus-Platz, wo sie auf dem Schienenkreis der Endstation für gewöhnlich ein paar Minuten abgestellt wurde, damit sich der Fahrer eine kurze Zigaretten- und/oder Kaffeepause gönnen konnte.

Sie war kaum aus Alex’ Blickfeld verschwunden, als etwas geschah, mit dem niemand gerechnet hatte. Alex hörte einen nicht sehr lauten, scharfen, kurzen Knall, und die Frau in Dunkelblau kippte, wie vom Schlag getroffen, um; sackte in die Knie und fiel auf den Rücken; lag da und bewegte keinen Finger mehr; ließ sich widerstandslos vom Schnee bedecken, während aus dem Loch in ihrer Stirn ein kleines bisschen Blut rann.

Alex’ Verstand flüsterte: Das ist nicht wahr. Du spinnst! Oder bist du eingeschlafen?

Nein, die anderen Leute guckten genauso ungläubig, starrten die Frau sekundenlang an – und dann gab es zwei unterschiedliche Reaktionen: Die einen gingen hinter allen möglichen Dingen in Deckung, während die anderen, wie die Blondine und einer der Jugendlichen, die Beine in die Hand nahmen und davonrannten.

Alex war hinter den Mülleimer gesprungen, duckte sich und war sich plötzlich bewusst, dass das dünne Blech sicher keine Kugel abhalten würde. Ganz abgesehen davon, dass er gar nicht genau wusste, aus welcher Richtung der Schuss gekommen war. Vielleicht hatte der Schütze längst den Standort gewechselt!

Alex begann zu schwitzen, sein Herz raste, ein Rauschen füllte seine Ohren. Aber es fiel kein zweiter Schuss. Falls es denn überhaupt ein Schuss gewesen war. Vorsichtig kam Alex aus seiner Deckung und fragte sich erneut, ob er noch alle Tassen im Schrank habe: Seit wann wurden in Bonn in aller Öffentlichkeit alte Frauen erschossen?!

Während die Straßenbahn bis fast zur Straßenecke vorfuhr und dort anhielt, näherte sich Alex zusammen mit einer spindeldürren Jugendlichen mit zweifarbigen Haaren unter dem schwarzen Hexenhut der am Boden liegenden Person und beugte sich ein wenig vor: Über dem rechten Auge prangte eindeutig und unverwechselbar ein Einschussloch!

Alex wandte sich um und winkte dem Bahnfahrer zu, dass er aussteigen und sich das Unfassbare ansehen solle. Der Mann schien zu verstehen, stieg aus der Bahn und eilte herbei, ein stämmiger Mittvierziger in blauer Hose und grauem Rollkragenpullover.

Sein Gesicht wurde weiß wie der kürzlich gefallene Schnee, als er die tote Frau auf dem Pflaster liegen sah, aus einem Meter Entfernung, denn näher schien er nicht herankommen zu wollen, er drehte gleich wieder um, setzte sich in seine Fahrerkabine und verständigte die Polizei.

Bonn, Polizeipräsidium17.15Uhr

„Soll ich die Heizung aufdrehen?“, fragte Sascha, als Andreas ins Auto stieg.

„Nein, danke“, lehnte Andreas ab. Erst vor zwei Wochen hatte er sich eine neue Winterjacke geleistet; ein dickes, braunes Kleidungsstück mit erfreulich vielen Taschen, in denen man alles Mögliche verstauen konnte. „Du heizt den Innenraum mit deiner Anwesenheit schon genug auf.“

Sascha warf ihm einen indignierten Blick zu und fuhr los. Auf der Südbrücke fand er die Sprache wieder. „Stress mit Muttern?“, fragte er knapp.

„Nein, wieso? Mir geht’s wunderbar.“ Andreas schaute zum Fenster hinaus auf den Rhein, der dunkel dahinfloss unter einem bleigrauen Himmel, aus dem Schneeflocken herab tanzten. Der Grund für seine Gereiztheit lag in der Tatsache (wie er vor ca. zehn Minuten erkannt hatte), dass er zu einem Tatort fuhr, an dem er mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Spurensucherin Renate traf. Denn mit Renate hatte er seit Weihnachten ein kleines Problem.

Die Frau hatte ihm damals ein hübsch verpacktes Geschenk mitgegeben, das sich, als er es zu Hause ausgewickelt hatte, als 24er-Pack-ung Kondome herausstellte. Dazu eine Karte: Die kannst du doch sicher immer gebrauchen.

Dieses Geschenk ordnete Andreas als Unverschämtheit ein und revanchierte sich. Als sie sich nach Weihnachten das erste Mal wieder über den Weg liefen, drückte er ihr sein Geschenk in die Hand – eine Dose Diätpulver, mit dem Hinweis: Das kannst du doch auch sicher immer gebrauchen!

Beunruhigenderweise hatte sie sich furchtbar darüber amüsiert und ihn stets freundlich begrüßt, wenn sie sich begegnet waren. Andreas wusste nicht, was er davon halten sollte, und jetzt war er gereizt – wahrscheinlich machte sich die Frau hinter seinem Rücken über ihn lustig. Sicher lachte bereits das halbe Präsidium über seinen eigenartigen Umgang mit dem anderen Geschlecht. Ach was! Schluss damit! Das klang ja ganz nach Paranoia Stufe I!

Andreas schaute sich die Gegend an – aber plötzlich fiel ihm die nächste Begegnung mit Renate ein: zwei Wochen nach Weihnachten im Schlafzimmer einer älteren, toten Frau, die, wie sich später ergab, nicht an Fremdeinwirkung, sondern an Selbsttötung verstorben war. Jedenfalls hatte Renate vor dem Bett gestanden, auf die mit weit aufgerissenem Mund daliegende Tote herabgeblickt und mit einem Mal gefragt: „Sag mal Andreas, weißt du eigentlich, wie’s deiner Sabine geht?“

Andreas blieben zunächst die Worte weg, während sein Gehirn nach einer passenden Antwort suchte. Dann gewann die Vernunft die Oberhand und ermahnte ihn, jetzt nichts Unüberlegtes zu sagen.

Also schwieg er einfach und grübelte abends auf seinem Sofa darüber nach, warum ihn Renate derart provozierte und was dagegen zu tun sei.

War sie eifersüchtig auf Sabine, mit der er seit über einem Jahr nicht mehr zusammen war? Hatte sie die Idee, er verbrauche jede Woche eine andere Frau? Wie kam sie nur darauf? Ach ja, er erinnerte sich: Letzten September hatte er ihr auf eine dumme Frage eine dumme Antwort gegeben! Oder ging es doch nur darum, ihn auf sich aufmerksam zu machen? Mit solchen Methoden? Wo sie doch nach eigenen Angaben nur von ihm in Ruhe gelassen werden wollte?! Und wo er sie doch kein einziges Mal angebaggert hatte! Was also wollte die Frau von ihm?! War sie krank?!

Andreas hielt sich am Griff über der Tür fest, als Sascha noch energischer als üblich in die Kurve hinter der Südbrücke ging, und nahm sich vor, bei der nächsten Begegnung mit Renate vollkommen souverän, sachlich und freundlich zu bleiben – er würde auf keine Provokation mehr eingehen!

„Was genau ist eigentlich passiert?“, fragte plötzlich Sascha in mildem Ton, und Andreas wusste einen Moment nicht, wovon er redete.

„Was ist?“

„Na, unser Einsatz. Wir fahren nach Dottendorf, erinnerst du dich?“

„Angeblich ist da eine alte Frau auf offener Straße erschossen worden.“

Sascha schüttelte den Kopf. „Das gehört sich aber nicht. Wer kommt denn auf solche Ideen?“

„Vielleicht die Erben?“

„Okay, konzentrieren wir uns auf die Erben“, schlug Sascha vor und begann, Andreas den Inhalt eines Films zu erzählen, den er am Wochenende mit Annika im Kino gesehen hatte und der mit Erben überhaupt nichts zu tun hatte.

Anfangs hörte Andreas noch zu, aber irgendwann verlor er den Faden und das Interesse und war froh, als sie endlich am Tatort ankamen. Ausnahmsweise waren sie, außer zwei Streifen- und einem Notarztwagen, die ersten dort.

Die Kollegen hatten einen Teil der Hausdorffstraße zur Hälfte abgesperrt. Schneeflocken wirbelten durch die Luft und durch das blau zuckende Licht der Streifenwagen. Eine hell erleuchtete Straßenbahn stand keine zwanzig Meter vom Tatort entfernt, neben der sich mehrere Menschen versammelt hatten. Und immer mehr Schaulustige tauchten an den Absperrungen auf. Sie bekamen aber auch ein gruseliges Schauspiel geboten.

„Ruf in der Zentrale an und sag denen, wir brauchen hier schnellstens ein Zelt“, wandte sich Andreas an Sascha, hob das Absperrband hoch, näherte sich dem Körper, der auf dem Boden lag und allmählich vom Schnee begraben wurde, und schaute auf die alte Frau hinab. „Wir dürfen die Leiche noch nicht wegbringen lassen, vielleicht kann jemand aus ihrer Position die genaue Stelle bestimmen, von der aus geschossen wurde.“

Sascha nickte und telefonierte. Währenddessen ging Andreas zu den Leuten neben der Straßenbahn hinüber, zeigte seinen Ausweis vor und fragte nach, wer wann was gesehen hatte. Die meisten, unter ihnen ein paar Jugendliche mit bunten Hüten und Bierflaschen in den Händen, schüttelten den Kopf, dann meldete sich ein junger Mann im Jeansparka, ein Student namens Alex Klinger, und gab an, er habe der Frau am nächsten gestanden, als der Schuss fiel. Er meinte sogar, sich erinnern zu können, wohin in jener Sekunde ihr Gesicht schaute – nämlich in Richtung Kirche.

Die Frage war nun: Hatte jemand aus einem Auto oder von einem Gebäude aus auf die Frau geschossen?

Eine Frage für die Experten, denn niemand hatte den Schützen gesehen; weitere Zeugen gab es bisher auch nicht. Sascha machte sich Notizen und Andreas ließ seinen Blick einmal rund um die Haltestelle wandern. Der Schuss konnte zumindest nicht von hinten gekommen sein: Eine ganze Reihe Wohnhäuser inklusive einer Bäckerei schieden daher als Versteck des Schützen aus, ein Großteil des Quirinusplatzes, der ja um die Ecke lag, auch.

Blieben, zwei, drei Häuser auf der anderen Straßenseite, ein langer Parkabschnitt, die Kirche oder vielleicht ein vorbeifahrendes Auto übrig. Allerdings bezweifelte Andreas, dass jemand aus einem fahrenden Wagen heraus einem Menschen so präzise in den Kopf schießen konnte, und außerdem hätte dieser Jemand von den wartenden Fahrgästen gesehen werden müssen.

„Sascha, rufst du bitte noch mal die Zentrale an? Wir brauchen ein paar Leute hier, am besten mit Hund, die die Gebäude, den Park und die Kirche da drüben der Reihe nach durchsuchen.“ Andreas deutete in die Richtung, aus der der Schuss aller Wahrscheinlichkeit nach gekommen war.

Dann begab er sich zurück zu der toten Frau, streifte Handschuhe über, ging in die Hocke und griff nach der dunkelblauen Handtasche, deren Riemen immer noch an ihrem Arm hingen. In der Tasche fand er unter anderem ein Portemonnaie mit Personalausweis auf den Namen Edeltraud May. Sie war 81 und wohnte keine fünf Minuten vom Ort ihrer Ermordung entfernt in der Dottendorfer Straße.

Als sich Andreas wieder aufrichtete, eilten eben Peer, Renate, Wilfried und ein Ballistikexperte durch die Absperrung auf die Leiche zu. Außerdem traf ein Mannschaftswagen mit sechs Leuten und einem Hund ein, die die Umgebung auf Anweisung des Ballistikexperten durchkämmen sollten.

Renate wirkte ein bisschen unförmig in dem weißen Overall, den sie über ihre Winterklamotten gezogen hatte. Das lange, blonde Haar verschwand unter der Kapuze. Andreas nickte ihr ernst zu und wollte sich eben davonstehlen. Sascha konnte ihr schließlich genauso gut berichten, was er wusste.

Aber plötzlich stand sie dicht neben ihm, roch viel zu stark nach blumigem Parfüm und raunte ihm zu: „Na, was machen die Kondome?“

Andreas, der doch eigentlich souverän hatte bleiben wollen, zischte leise zurück: „Sind schon alle aufgebraucht!“

„Klar“, gab sie zurück, und in diesem einen Wort hörte man förmlich das spöttische Lächeln, das in ihrem Gesicht kleben musste.

Denn natürlich sah er sie nicht an, sondern wandte sich mit den Worten „Sascha, lass uns mal zur Wohnung der May gehen. Vielleicht wartet da ein Ehemann auf sie“, an seinen Kollegen.

Und so begaben sie sich durch jetzt nur noch vereinzelt herabschwebende Schneeflocken zur Adresse von Edeltraud May in die Dottendorfer Straße. Es handelte sich um ein Zwei-Familien-Haus, May lebte in der unteren Wohnung. Aber dort öffnete niemand.

„Wir hätten vielleicht mal in Hand- oder Manteltasche der May nach einem Hausschlüssel suchen sollen!“, murrte Sascha.

Andreas ärgerte sich. Natürlich hätten sie das tun sollen! Das war alles Renates Schuld!

Da in einem der oberen Fenster Licht brannte, betätigte Sascha einfach die andere Klingel, auf der G. Haffner stand. Der Türöffner summte und kurz darauf kamen sie im ersten Stock an, wo sie mit einem gebrüllten „Mama, da sind zwei Männer!“ empfangen wurden.

Ein sieben- oder achtjähriges Mädchen mit blonden Haaren floh zurück in die Wohnung, und stattdessen tauchte die Mutter in der Tür auf, eine nicht gerade schlanke Frau mit schwarzen, kurzen Haaren und schwarzen Kunstfellpantoffeln an den Füßen.

Bevor Frau Haffner in Panik verfallen konnte (eigentlich wirkte sie eher, als würde sie jeden Moment ein Messer zücken), wiesen sich Andreas und Sascha aus und berichteten, was Edeltraud May widerfahren war.

Das wollte die Haffner nun doch nicht glauben, ließ sich die Dienstnummern geben und rief persönlich im Polizeipräsidium an, um sich die Angaben über die beiden Kommissare bestätigen zu lassen. Inzwischen traute sich auch das Mädchen wieder näher und lugte neugierig hinter der wohlgerundeten Hüfte der Mutter hervor.

„Können Sie uns was über Frau May erzählen? Hat sie einen Mann oder Kinder?“, fragte Andreas Frau Haffner, die sie anscheinend nicht in ihre Wohnung bitten wollte.

„Nee, die wohnt alleine da unten. Soweit ich weiß, war die nie verheiratet, und Kinder hat die auch nicht.“ Die Haffner verschränkte die Arme über ihrem mächtigen Bauch im schwarzen Pullover. „Ich glaube, die hat auch keine Geschwister oder so, überhaupt keine Verwandtschaft. Vielleicht ein paar Freundinnen, die müssen Sie mal fragen.“

„Machen wir“, versicherte Andreas. „Haben Sie zufällig einen Schlüssel für die Wohnung unten?“

„Klar.“ Haffner verschwand in ihrer Diele, kehrte kurz darauf mit einem Schlüssel zurück und machte Anstalten, mit nach unten zu gehen.

Andreas hielt die Hand auf. „Darf ich den Schlüssel haben? Frau Mays Wohnung gehört jetzt mit zum Tatort. Da können Sie nicht rein.“

Die Haffner guckte enttäuscht, händigte ihm aber den Schlüssel aus, und zwei Minuten später standen Sascha und Andreas im Wohnzimmer von Frau May und verschafften sich einen ersten Eindruck.

Schon der Flur war schwer passierbar gewesen, weil mit Kleinmöbeln und Kleinkram voll gestellt, und dieser Trend setzte sich im nächsten Zimmer fort. Eine gediegene Schrankwand, eine weiß-beige gemusterte Couchgarnitur und ein Esstisch mit vier Stühlen teilten sich den Raum, dazwischen noch ein Ohrensessel, Stehlampen, Beistelltischchen, Grünpflanzen.

Dennoch war alles ordentlich und gepflegt; auch die ca. 500 Bilder, die an den Wänden hingen, sahen aus wie frisch geputzt. Andererseits wirkte nichts von den Sachen neu oder besonders teuer. Anscheinend war May keine vermögende Frau gewesen, was immerhin ein Tatmotiv hätte sein können. Aber vielleicht gehörte sie ja zu den Menschen, die wenig ausgaben und alles auf ihren Sparbüchern horteten.

„Dann suchen wir mal nach Bankunterlagen und einem Testament“, regte Andreas an und ging ins Schlafzimmer, das genauso überbordend dekoriert war wie alle übrigen Räume. Im Kleiderschrank, unter einem Stapel Handtücher, fanden sie zwei Sparbücher: eins mit € 2195 und das andere mit € 586,93.

„Dafür ermordet ja wohl hoffentlich keiner eine alte Frau!“, äußerte Sascha, während er unters Bett schaute, wo auch nichts versteckt war.

Zurück im Wohnzimmer wurde der Schrank durchsucht. Dort fand sich ein Ordner mit Kontoauszügen, aus denen hervorging, dass Edeltraud May jeden Monat 1400 € Rente überwiesen wurde, von der natürlich Miete, Nebenkosten usw. abgebucht wurden, und dass sie jeden Monat eine Summe von € 600 abhob.

„Ich finde, das ist viel, dafür dass die Frau hier ja nicht gerade im Luxus gelebt hat. Was hat sie bloß mit dem Geld gemacht?“, wunderte sich Andreas.

Daraufhin fiel Sascha aus allen Wolken. „Du findest € 600 viel? Was gibst du denn im Monat aus? € 26,50? Vielleicht hat die Frau gerne gut gegessen oder sich einen Urlaub in wärmeren Ländern zusammengespart. Oder sie hat ihr Geld in Dekorationskrempel investiert, oder sie –“

„Ist ja gut!“, fiel ihm Andreas ins Wort. „Lass uns weitersuchen, es muss doch irgendwelche Angehörigen geben.“

Eine Stunde später waren sie nicht viel klüger, nahmen aber unter anderem das Telefonbüchlein aus einer Schublade mit, um am nächsten Tag sämtliche notierten Nummern anzurufen.

„Können wir jetzt endlich nach Hause fahren? Es ist gleich sieben, und ich möchte gern noch was von meinem Sohn haben“, vermeldete Sascha und hatte die Autoschlüssel schon in der Hand.

„Klar. Heute können wir sowieso nichts mehr tun.“

Bonn-Röttgen15.00 Uhr

Dampf stieg aus der Kaffeetasse, die auf dem Schreibtisch stand, an dem Heiko saß und ein Konzept für seine Rede ausarbeitete. Immerhin waren ihm schon die Themen „Schuldenabbau“, „Bessere Nutzung erneuerbarer Energien“, „Ausbau der Fahrradwege“ und „Mehr Geld für die Bildung“ eingefallen.

Aber er brauchte unbedingt noch ein Thema – etwas Neues, Originelles, etwas, das auf jeden Fall Wählerstimmen brachte: zunächst Stimmen seiner Parteifreunde, die er mit seiner Rede vom Stuhl hauen wollte, die ihn aufgrund dieser Rede zum Bürgermeisterkandidaten küren sollten, und dann natürlich die Stimmen des Volkes, das ihn an die Spitze der Stadt wählen sollte!

Apropos Stadt: Als zukünftiger Bürgermeister wäre es vielleicht nicht von Nachteil, etwas Nettes über die Stadt zu sagen. Also schrieb er noch „Lobeshymne auf Bonn“ in sein Konzept. So, und jetzt noch irgendetwas nie Dagewesenes!

Sinnend schaute Heiko durch das Fenster in den Garten, wo nur noch die Tannen grün waren, während die anderen Bäume und Büsche ihre kahlen, schwarzen Äste in die eisige Luft reckten. Trostlos. Vielleicht sollte er in seiner Rede die Abschaffung des Winters in Bonn fordern. Ja, originell.

Er sah auf die Uhr, die leise auf dem modernen Sideboard tickte: Wenn Leonie nach Hause kam, war es mit der Ruhe vorbei.

Heiko lehnte sich in seinem ledernen Bürostuhl zurück, verschränkte die Hände hinterm Kopf, schloss die Augen und ließ die Gedanken frei umherschweifen, auf der Suche nach einer genialen Idee – aber die schien sich vor ihm zu verstecken. Stattdessen wanderten seine Gedanken kurz in die Vergangenheit zu seinem Vater, dem er schon noch zeigen würde, zu was er fähig war, was er alles erreichen konnte, wenn er nur wollte … und dann kamen die Gedanken wieder bei Leonie an, die ihm in letzter Zeit wirklich Sorgen bereitete. Die Frau war langsam reif für den Psychiater! Das durfte er natürlich nicht ansprechen.

Plötzlich rief jemand: „Heiko, Schatz, wo bist du?“ Mit der angedeuteten Hysterie in der Stimme, die ihm schon öfters aufgefallen war.

Heiko rief „Im Arbeitszimmer!“ und drehte sich mit dem Stuhl in Richtung Tür.

Zwei Sekunden später stürmte Leonie herein, in voller Montur. Sie sah aus, als käme sie geradewegs von einer Antarktis-Expedition zurück: eingehüllt in eine dicke, weiße Daunenjacke, die weiße Mütze mit dem Norwegermuster noch auf dem Kopf, an den Füßen voluminöse Stiefel. Seit sie krank war, fror sie angeblich ununterbrochen.

„Hallo, wie war der Spaziergang?“, erkundigte sich Heiko, obwohl er sich die Antwort bereits denken konnte.

„Kalt“, behauptete Leonie und nahm die Mütze vom Kopf.

„Kalt? So wie du angezogen bist, könntest du tagelang auf dem Mond überleben – wo es wirklich kalt ist!“

Mit verdächtig reglosem Gesicht schaute sie ihn an. „Ach ja, du würdest ja gerne mich und meine bescheuerten Neurosen auf den Mond schießen.“

Mist, Eigentor. „Hör mal, Leonie, ich hab mich hundertmal dafür entschuldigt, dass mir das –als ich gerade sehr gestresst war! – rausgerutscht ist! Jetzt lass aber auch mal gut sein!“ Heiko ermahnte sich, nicht wieder wütend zu werden. „Hast du wenigstens unterwegs deine Gedanken ordnen können?“

Sie sah an ihm vorbei. „Nein, ich kann mich heute ganz schlecht konzentrieren.“

Klar, die Ärmste. „Wann musst du denn wieder zum Arzt?“

„Morgen um vier. Da ist ein neuer Radiologe in der Innenstadt, der sollte eigentlich auf dem neuesten Stand sein!“

„Und wenn auch er nichts findet?“

Auf Leonies schmalem Gesicht tauchte Verärgerung auf, aber sie schaute Heiko immer noch nicht an. Sie schüttelte nur stumm den Kopf und verließ das Zimmer.

Heiko wunderte sich – das war ja eine kurze Vorstellung gewesen! Normalerweise zählte sie auf seine Frage hin stets alle Symptome auf, die seit ihrer „Verstrahlung“ aufgetreten waren, und warf ihm dann seine positive Einstellung zu Atomkraftwerken an den Kopf, mit der er ja nun keinen Blumentopf mehr gewinnen könne. In den letzten Wochen hatte er sie zu keiner Parteiveranstaltung mehr mitgenommen.

Heiko schaute auf die Uhr: 15.45. In einer Stunde musste er losfahren, er hatte sich zum Probetraining in einem Fitness-Studio angemeldet.

Eine Viertelstunde später hörte er Leonie rufen: „Kommst du? Ich hab Kaffee gemacht, wir haben doch noch Kuchen von gestern!“

Warum nicht, er sollte sich vor dem sicher anstrengenden Training ordentlich stärken! Leonie saß bereits am gedeckten Küchentisch, in einer dicken, beigen Strickjacke, obwohl in der Küche mindestens 22° herrschten. Sie hatte ihr dunkelbraunes, krauses Haar zu einem Zöpfchen zusammengefasst und sah sehr blass aus.

Heiko setzte sich zu ihr, nahm sich Kaffee und ein Stück Butterkuchen und wartete auf ihren Angriff.

„Und – was hast du heute gemacht?“, fragte Leonie und teilte mit der Gabel ein Stück Kuchen ab.

„An meiner Rede gearbeitet.“

„Und was kommt drin vor? Das Übliche? Schulden, Bildung, Fahrradwege?“ Eine gewisse Verächtlichkeit in ihrer Stimme war nicht zu überhören.

„Ganz genau! Weil das wichtige Themen für die Stadt sind!“

„Das weiß ich auch.“ Sie nippte an ihrer Kaffeetasse. „Aber ich finde es schon reichlich verlogen, dass ein Fahrradhasser wie du so tut, als liege ihm das Wohl der Fahrradfahrer am Herzen!“

„Es geht hier um das Wohl der Stadt, nicht um meine persönlichen Vorlieben oder Abneigungen!“

„Ja, klar.“ Leonie schüttelte den Kopf und sah auf ihren Teller, während sie weitersprach. „Wenn deine Wähler wüssten, was du denen so alles erzählst – die würden sich wundern!“

Das hatte sie in den letzten Monaten schon öfters gesagt. Und Heiko war vorsichtiger geworden mit dem, was er vom Stapel ließ. Schweigend aß er den Kuchen auf und spülte mit den letzten Schlucken nach, als Leonie noch etwas loswerden musste.

„Ich weiß, ich bin manchmal gemein zu dir. Aber das liegt nur daran, dass es mich verletzt, wenn du mir nicht glaubst!“

Ach so, es ging wieder um „die Krankheit“. Vielleicht sollte er einfach mitspielen. Er gab sich nachdenklich.

„Du hast ja irgendwie Recht, Schatz. Aber weißt du, die Sache ist auch sehr schwer nachvollziehbar. Du warst ja nicht allein in diesem Forschungsdings, und außer dir scheinen alle gesund zu sein.“

„Ach ja, meinst du?“ In ihren großen, ungeschminkten, blauen Augen zeigte sich ein triumphierender Blick. „Ich hab ein paar Schüler gefragt, die dabei waren, und die erzählten mir was von Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen! Ich bereite jetzt einen Fragebogen vor, den will ich nächste Woche in der Klasse verteilen, und dann werden wir ja sehen, was dabei rauskommt!“

Um Himmelswillen, nun zog sie auch noch die Kinder mit hinein! Und die Eltern! Heiko blieb äußerlich ruhig und behauptete: „Gute Idee. Ich kann dir bei den Fragen helfen, wenn du willst.“

Zunächst guckte sie skeptisch, dann erschien ein Lächeln auf ihrem Gesicht, das er schon lange nicht mehr gesehen hatte: ein mädchenhaft scheues, äußerst bezauberndes Lächeln.

Leonie stand auf und eilte davon, um ihren Fragebogen zu holen.

Kapitel 2

Bonn, PolizeipräsidiumDienstag, 12. Februar7.45 Uhr

Als Sascha das Büro betrat, war Andreas schon anwesend und blätterte in einem Ordner. Lag es am Licht, oder war Andreas‘ Haar in den letzten Monaten tatsächlich deutlich grauer geworden?

„Morgen“, grüßte Sascha. „Ich hab schon Frühsport gemacht: zehn Minuten Eis-von-der-Scheibe-kratzen!“

„Morgen. Tut dir aber gut, du siehst blendend aus.“

„Danke.“ Das Kompliment konnte er auf keinen Fall zurückgeben – eigentlich sah Andreas sogar ein wenig verwildert aus. Die längeren Haare, das magere, schlecht rasierte Gesicht, der komische, graue Rollkragenpullover – da fehlte vielleicht doch die Frau im Haus.

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