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„Nicolaj ist tot.“ Diese Worte nehmen Edgy den Lebensmut. Wäre da nicht ihr Baby, alles, was ihr von Nic bleibt. Als Sullivan ihr auch das wegnehmen will, sieht sie rot. Ohne Rücksicht auf Verluste kämpft sie um das Kleine und erlebt dabei nicht nur eine Überraschung.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Title Page
IMPRESSUM
RACHE
Epilog
Die Autorin
Nicky DeMelly
EDGY
RACHE
Edgy # 4
Vampirnovelle
Ashera Verlag
IMPRESSUM
Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wären rein zufällig.
In dieser Serie bereits erschienen:
EDGY – Im Visier der Blutmafia
EDGY – Höhle des Grauens
EDGY – Déjà-vu
EDGY – Rache
Copyright © 2025 dieser Ausgabe by Ashera Verlag
Ashera Verlag GbR
Hochwaldstr. 38
51580 Reichshof
www.ashera-verlag.net
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder andere Verwertungen – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Verlags.
Covergrafik: Pixabay
Szenentrenner: Pixabay
Redaktion: Alisha Bionda
Lektorat & Satz: TTT
Vermittelt über die Agentur Ashera
(www.agentur-ashera.net)
»Nicolaj ist tot.«
Ein Schauer lässt meinen Körper erbeben und spült sämtliche Gefühle mit sich fort, hinterlässt eine tiefe Leere. Ich starre Sullivan an, sprachlos. Weiß nicht mal, was ich denken soll.
Nicolaj ist tot.
Die Bedeutung dieser drei simplen Worte will sich mir nicht erschließen. Aneinandergereihte Buchstaben, die durch meinen Kopf schwirren und keinen Sinn ergeben. Nic ist ein Hybrid, er kann nicht einfach so sterben.
Oder?
Das Vampiroberhaupt erwidert meinen Blick analysierend, sicher wartet es auf einen Zusammenbruch meinerseits. Aber da regt sich nichts. Wobei – doch. Das Baby in mir tritt plötzlich wild um sich. Als könne es die grausamen Worte verstehen. Oder es bekommt Gefühle von mir mit, die mir selbst verborgen bleiben.
Wie gern würde ich meinen kugelrunden Bauch streicheln, dem Wunderzwerg darin sagen, dass alles gut werden wird. Dass sein Dad verflucht nochmal nicht tot sein kann!
Die plötzliche Wut in mir tut gut. Ob es daran liegt, dass mich Sullivan eiskalt angelogen hat – anders kann es nicht sein – oder an den Fesseln, die mich dran hindern, mein ungeborenes Kind zu streicheln, ist zweitrangig. Vielleicht ist es auch der zermürbende Dauerschmerz durch den Obsidian an den Ketten um meine abgespreizten Arme und Beine, der sich seit nunmehr drei Monaten durch meine Haut brennt. Vor allem aber kotzen mich die benetzten Metallschlingen um meinen Bauch an, wovon das Kleine garantiert auch etwas mitbekommt. Es hat noch nicht mal das Licht dieser beschissenen Welt erblickt und schon muss es leiden.
Das darf nicht sein!
Doch so sehr ich es mir wünsche – ich kann es nicht ändern. Versage bereits in meiner Fürsorgepflicht, ehe ich mein Kind auch nur im Arm halten kann. Aus dem Wunder meiner Schwangerschaft ist binnen kürzester Zeit ein Albtraum geworden. Wobei ich bete, dass das unschuldige kleine Wesen in mir es nicht ausbaden muss. Ich weiß es besser. Sullivan wird an ihm genauso seine kranken Versuche durchführen, wie er es bei Nic und Julian jahrelang gemacht hat. Denn eine natürliche Fortpflanzung unter Vampiren gibt es eigentlich nicht. Für eine Antwort zu diesem Thema hat mich dieses Arschloch bereits halb auseinandergenommen, alles Mögliche mit mir angestellt. Ich mag gar nicht daran zurückdenken. Auf jeden Fall verstehe ich nun, warum Nic ist, wie er ist. Oder war.
Mir fehlt die Kraft, über diese Behauptung nachzudenken. Jetzt zählt nur das Kleine in mir, und dafür werde ich kämpfen. Denn sollte Sullivan die Wahrheit sagen, ist es alles, was mir von Nic bleibt.
Der Gedanke lässt Tränen in mir aufsteigen, die ich mit aller Macht herunterschlucke. Niemals wird der Wichser mich weinen sehen. Das hat er bisher nicht geschafft und das wird sich auch nicht ändern. Das schwöre ich bei meiner Liebe zu Nic. Wenn dieses Schwein ihn wirklich umgebracht hat, werde ich ihn rächen. Danach werde ich mein Kind nehmen und auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Sullivan hat genug zerstört. Mein Baby bekommt er nicht. Dafür werde ich sorgen.
Gedankenverloren drehe ich den Kopf zur Seite. Blicke an den Gitterstäben mir gegenüber vorbei bis auf die glattgeschliffenen Wände, die mich eher an ein Schlachthaus erinnern als an die eigentliche, simple Höhle im Berg. Von der Menge an Blut, die hier allein in den letzten Monaten geflossen ist, passt es auch.
Unwillkürlich muss ich an Julian denken. Ob wenigstens er noch lebt? Selbst wenn. Ihn werde ich garantiert nie wiedersehen. Schließlich hat er Nic und auch mir den Hintern gerettet. Fast. Dafür wurde er sicher bestraft, wobei der Tod eher eine Erlösung für ihn sein dürfte. Was Sullivan bewusst ist. Also wird Julian vermutlich vor sich hinvegetieren, unfähig, sich zu äußern oder rühren, aber alles haarklein mitbekommen. Jeden Kommentar, jeden Schmerz, jede Demütigung. Die Hölle auf Erden. Allein die Vorstellung quetscht meine Eingeweide zu einem Klumpen zusammen. Das hat er nicht verdient.
Vielleicht sollte ich froh sein, wenn Nic wirklich tot ist. Denn so ein Leben wünsche ich nicht mal Sullivan. Wobei – doch. Bei dem Arsch habe ich damit keinerlei Probleme. Er hat es nicht anders verdient.
Mit möglichst gleichgültiger Miene mustere ich ihn. Wie er da steht, großgewachsen, muskulös. Ein fast tausendjähriges Model. Zwischen meinen gefesselten, nackten Beinen. Er hat alle Macht über mich, kann mit mir anstellen, was er will. Genau wie mit dem Baby. Dieser Punkt macht mir Angst, alles andere kann mich nicht mehr schocken. Sicher gibt es nicht viel, was er mir in den letzten Monaten nicht schon angetan hat. Mir fällt jedenfalls nichts mehr ein, aber wie Julian damals bereits sagte – Sullivan ist nicht nur sadistisch, sondern leider auch äußerst kreativ.
Jetzt wendet er sich kommentarlos ab. Verlässt meine Zelle und verschwindet in der Richtung, die er immer nimmt. Sicher in sein Büro. Oder Schlafraum, vielleicht Villa, mir egal. Hauptsache weg. Dass er mich über die Kamera beobachten wird, interessiert mich nicht. Daran habe ich mich inzwischen gewöhnt und es bisher geschafft, ihm kein allzu spannendes Kino zu bieten. Denke ich zumindest. Auf jeden Fall habe ich nicht vor, das zu ändern.
Mit geschlossenen Augen konzentriere ich mich auf den Zwerg in meinem Bauch, Nics Vermächtnis und alles, wofür es sich noch zu kämpfen lohnt. In Gedanken rede ich mit ihm, verspreche ihm, immer für ihn da zu sein. Alles in meiner Macht Stehende zu tun, ihm ein möglichst glückliches Leben zu schenken, auch wenn es nicht einfach wird. Wichtig ist nur, dass wir zusammen sind. Dann kann uns niemand mehr fertigmachen.
Ich setze meinen ganzen Willen und Glauben in diesen Gedanken. Gemeinsam bekommen wir das alles hin. Irgendwie.
Sullivan ist nicht lange weg, als Amber hereinspaziert. Die Vampirin, der wir das alles hier zu verdanken haben. Die Nic und mich auf eine miese Tour hierhergelockt und es dem Wichser so erst ermöglicht hat, uns zu schnappen. Und vielleicht sogar, Nic umzubringen.
Eisige Wut erfüllt mich. Es kostet mich alle Kraft, sie zurückzudrängen. In meiner Fantasie erlebt sie genau das, was ich und mit Sicherheit auch Nic haben erleiden müssen, und zwar im Schnelldurchlauf. Selten habe ich die Ketten um meinen Körper derart verflucht wie jetzt.
»Na, Superhybridin? Wie geht’s dir?«
Gott, wie gern würde ich ihr dieses falsche Grinsen aus der Visage prügeln. »Bis gerade noch bestens, danke der Nachfrage. Was willst du?«
»Ich werde nach dem Baby sehen. Und tasten, ob der Muttermund schon geöffnet ist.«
»Ach, hast du Medizin studiert? Denn ohne Ahnung kannst du dich ganz schnell hier verpissen!«
Leise lacht sie auf. »Hab ich nicht. Aber Sullivan hat mich genau unterwiesen, auf was ich zu achten habe. Also, mach dir keine Sorgen.«
»Ich bin gerade mal im vierten Monat, was willst du da mit dem Muttermund?«
Sie mustert mich. »Ist dir deine dicke Pocke noch nicht aufgefallen? Ich sehe ein, dass die beim dummen Herumliegen nicht stört, aber das Baby wächst verdammt schnell. Also wirst du entweder bald platzen, oder die Geburt steht kurz bevor. Ich tippe auf Letzteres. Und jetzt nerv mich nicht, ich muss mich konzentrieren.«
Mir liegen die schlimmsten Beleidigungen auf der Zunge, mein gesamtes Inneres scheint sich auf links zu krempeln. Diese verfluchte Mistschlange darf mich nicht anfassen und schon gar nicht in die Nähe meines Babys kommen!
Aber ich kann nichts dagegen tun. Die Genugtuung, sie das lediglich mit Worten spüren lassen zu können, gönne ich ihr nicht. Also presse ich die Lippen aufeinander und schließe die Augen. Versuche, mich zu entspannen, um es nicht noch unangenehmer zu machen.
Grob, aber immerhin nicht schmerzhaft, tastet sie meinen Bauch ab. Ich konzentriere mich auf den Zwerg in mir. Er ist erstaunlich ruhig, nur hin und wieder kommen sachte Bewegungen. Gut so. Die Schlampe soll nicht merken, dass er da ist.
»Die Zeit ist tatsächlich fast um«, sagt sie. »Ich würde sagen, du genießt die Zweisamkeit, solange es in dir steckt. Denn nach der Geburt wird es nicht länger bei dir sein.«
Mir ist klar, dass ich diese Provokation ignorieren muss, aber das kann ich nicht. Mit einem Aufschrei stemme ich mich gegen die Ketten, der obsidianbedingte Schmerz nimmt neue Ausmaße an, was mich rasend macht. »Niemand fasst mein Kind an! Niemand!«
Amber lacht leise auf. »Als ob du das verhindern könntest. Aber entspann dich. Ich werde mich gut darum kümmern. Werde ihm eine bessere Mutter sein, als du es jemals sein könntest.«
»Du widerwärtiges Stück Scheiße! Den Teufel wirst du! Es ist mein Baby, ich werde immer seine Mom sein! Und dafür werde ich kämpfen, also mach dich auf was gefasst, du gottverdammtes Miststück!«
Ihr Lachen wird lauter. »Ja, träum du ruhig weiter. Ich werde mal nachsehen, ob ich es schon bald in meine Arme schließen kann.«
Sie schickt sich an, meinen Muttermund zu ertasten, was mich rasend macht. Sie hat da unten verflucht nochmal nichts zu suchen! Sie …
