Rachlust - Elsebeth Egholm - E-Book
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Elsebeth Egholm

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Beschreibung

Blutige Rache für geschändete Seelen.

Zwei nahezu gleichzeitige Bombenanschläge im Herzen von Århus geben Rätsel auf. Nur knapp entgehen Dicte Svendsen und ihre beste Freundin dem Attentat. War es wirklich gegen die umstrittene Bürgermeisterkandidatin der Stadt gerichtet? Erneut sieht sich die Journalistin in einen Mordfall verwickelt, der schon bald machtvolle Interessen offenlegt. Noch dazu führen die ersten Ermittlungen zu Svendsens erst kürzlich aus der Haft entlassenen Sohn und in eine Vergangenheit, mit der sie eigentlich gehofft hatte, abgeschlossen zu haben ...

„Dänemarks ungekrönte Krimikönigin.“ Jydske Vestkysten.
„Egholm hat ein Näschen für psychologisch spannende Themen.“ Politiken.
„Egholm weiß, wie man fesselnde Stories schreibt.“ Ekstra Bladet.

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Seitenzahl: 623

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Elsebeth Egholm

Rachlust

Dicte Svendsen ermittelt

Kriminalroman

Aus dem Dänischen von Kerstin Schöps

Impressum

Die Originalausgabe mit dem Titel „Vold og magt“

erschien 2009 bei Politikens Forlag, Kopenhagen.

ISBN E-Pub 978-3-8412-0322-9

ISBN PDF 978-3-8412-2322-7

ISBN Printausgabe 978-3-7466-2767-0

Aufbau Digital Januar 2012,

veröffentlicht im Aufbau Verlag, Berlin, Dezember 2011

© Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin

Die deutsche Erstausgabe erschien 2011 bei Aufbau

Taschenbuch, einer Marke der Aufbau Verlag GmbH & Co. KG

© Elsebeth Egholm und JP/Politkens Forlagshus A/S, Kopenhagen 2009

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlages zulässig. Das gilt insbesondere für Übersetzungen, die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das öffentliche Zugänglichmachen z.B. über das Internet.

Umschlaggestaltung capa, Anke Fesel

unter Verwendung zweier Motive von bobsairport,

Chris Keller

Konvertierung Koch, Neff & Volckmar GmbH,

KN digital – die digitale Verlagsauslieferung, Stuttgart

www.aufbau-verlag.de

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Inhaltsübersicht

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Informationen zur Autorin

Impressum

Inhaltsübersicht

KAPITEL 1

KAPITEL 2

KAPITEL 3

KAPITEL 4

KAPITEL 5

KAPITEL 6

KAPITEL 7

KAPITEL 8

KAPITEL 9

KAPITEL 10

KAPITEL 11

KAPITEL 12

KAPITEL 13

KAPITEL 14

KAPITEL 15

KAPITEL 16

KAPITEL 17

KAPITEL 18

KAPITEL 19

KAPITEL 20

KAPITEL 21

KAPITEL 22

KAPITEL 23

KAPITEL 24

KAPITEL 25

KAPITEL 26

KAPITEL 27

KAPITEL 28

KAPITEL 29

KAPITEL 30

KAPITEL 31

KAPITEL 32

KAPITEL 33

KAPITEL 34

KAPITEL 35

KAPITEL 36

KAPITEL 37

KAPITEL 38

KAPITEL 39

KAPITEL 40

KAPITEL 41

KAPITEL 42

KAPITEL 43

KAPITEL 44

KAPITEL 45

KAPITEL 46

KAPITEL 47

KAPITEL 48

KAPITEL 49

KAPITEL 50

KAPITEL 51

KAPITEL 52

KAPITEL 53

KAPITEL 54

KAPITEL 55

KAPITEL 56

KAPITEL 57

KAPITEL 58

KAPITEL 59

KAPITEL 60

KAPITEL 61

KAPITEL 62

KAPITEL 63

KAPITEL 64

KAPITEL 65

KAPITEL 66

KAPITEL 67

KAPITEL 68

KAPITEL 69

KAPITEL 70

KAPITEL 71

KAPITEL 72

KAPITEL 73

KAPITEL 74

KAPITEL 75

KAPITEL 76

KAPITEL 77

KAPITEL 78

KAPITEL 79

KAPITEL 80

KAPITEL 81

KAPITEL 82

Leseprobe: Der Menschensammler

KAPITEL 1

KAPITEL 1

»Ich bin schwanger.«

Ida Marie ließ die Bombe platzen, nachdem Dicte den ersten Schluck Kaffee genommen hatte. Die Geräusche im Sallings Café wurden in den Hintergrund gedrängt, während sich die Gedanken in ihrem Kopf überschlugen. Sie musste an Wagner denken und hatte Mitleid mit ihm. Sie bekam ein schlechtes Gewissen deswegen, aber dachte: Ein Glück, bin ich es nicht – und das alles in der einen Sekunde, bis sie aufrichtige Freude empfand. Die beiden hatten sich ein Kind gewünscht, zumindest hatte sich Ida Marie eines gewünscht.

»Herzlichen Glückwunsch? Weiß er es schon?«

Ida Marie lächelte.

»Nein, noch nicht. Ich wollte den richtigen Zeitpunkt abwarten.«

Dicte zwang sich zu einem Lächeln, das nur ein billiger Abklatsch von Ida Maries Strahlen war. Ida Maries Mann John Wagner war Polizist, sechsundfünfzig Jahre alt, und hatte zwei Kinder aus erster Ehe. Ida Marie hatte den sechsjährigen Martin mit in die Ehe gebracht. Sie war jetzt fünfundvierzig, nur ein Jahr jünger als Dicte. Dass die dafür Energie hatten!

»Was ist mit dem Alter?«

Am liebsten hätte sie sich die Zunge abgebissen, dass sie dieses Thema angesprochen hatte, aber Ida Marie missverstand ihre Frage, vielleicht auch mit Absicht.

»Ich weiß schon. Es ist ein Risiko, und ich werde natürlich ein großes Screening und eine Fruchtwasserpunktion machen lassen.«

Sogar aus diesen Worten war ihre Freude herauszuhören. Dicte konnte förmlich sehen, wie das Glück Ida Maries Gesicht zum Strahlen brachte, aus ihren Augen und jeder Pore strömte. Sie leuchtete und wirkte unsterblich in einer Menschenmenge, die ausgesprochen normal und vergänglich aussah. Ein unwillkommener und überwältigender Anflug von Neid überfiel sie: Wie konnte man so himmelhoch jauchzend und unbekümmert sein, mit einem solchen Gottvertrauen in die Zukunft ausgestattet, dass man bereit war, neues Leben zu schaffen. Glücklich zu sein.

Ihr wurde bewusst, dass kein anderes Wort in ihr so ein Schamgefühl auslöste, wie »Glück« es tat, und als würde sie der blendenden Sonne ausweichen müssen, wandte sie den Kopf von Ida Marie ab und sah hinaus in die Fußgängerzone. Der Spätsommer lockte die Menschen auf die Straßen. Ihr fiel ein Mann mit Inlineskates auf, der einen Buggy vor sich herschob. Er überholte gerade einen anderen Passanten, der es offensichtlich auch eilig hatte und schnellen Schrittes zur Kreuzung hetzte. Er sah arabisch aus, hatte kurzes schwarzes Haar, einen halblangen Bart und trug einen schwarzen Jogginganzug, der viel zu warm schien für die Jahreszeit. Zumindest schwitzte er sehr, aber vielleicht war sein Rucksack auch besonders schwer. Er sah aus, als würde er damit eine längere Reise antreten. Zwei Jugendliche in Leggings und Minikleid drehten sich nach ihm um.

»Wir müssen natürlich darüber sprechen, wie wir uns verhalten, wenn etwas mit dem Baby nicht stimmt!«, sagte Ida Marie.

Sie ließ diese Möglichkeit oder vielmehr das Undenkbare dieser Möglichkeit zwischen ihnen in der Luft hängen. Eigentlich müsste Anne hier sitzen und sich mit Ida Marie unterhalten, dachte Dicte. Anne hätte als Hebamme genau gewusst, wie sie ihre Freundin gleichzeitig beruhigen und unterstützen konnte. Sie selbst spürte nur eine Panik in sich aufsteigen beim bloßen Gedanken an ein Kind. Ein gesundes war schon anstrengend genug – aber eines mit einer Behinderung?

Sie sah Ida Marie an und fand, dass dieses Glück ihrer Freundin Immunität verlieh. Deshalb stellte sich nach den anfänglichen Schrecksekunden auch die Gewissheit ein, dass die Katastrophe nicht eintreffen werde. Es würde einfach nichts schiefgehen. Das traf immer nur die anderen. Nicht einen selbst oder enge Freunde. War das nicht sowieso die Hauptregel, die das Leben erst erträglich machte?

Ida Marie warf einen Blick auf ihre Uhr.

»Ich muss los. Bist du dir sicher, dass du nicht mitkommen willst?«

Dicte schüttelte den Kopf.

»Die Lady war bis heute in Kopenhagen, deshalb konnte ich das Interview nicht verschieben.«

»Wer war das noch gleich?«

Ida Marie interessierte sich nicht besonders für Lokalpolitik.

»Francesca Olsen. Bürgermeisterkandidatin. Grüß mir die Sonne. Vielleicht wäre euer Urlaub der richtige Zeitpunkt?«

Ida erhob sich und gab Dicte einen Kuss.

»Ja, vielleicht. Aber ich sage es ihm bestimmt noch vor Spanien.«

John Wagner und sie wollten die Herbstferien zusammen mit den Kindern in Malaga verbringen, Dicte und Bo hatten Griechenland ins Auge gefasst. Gegen alle guten Ratschläge, Hautkrebs zu vermeiden, hatten sich Dicte und Ida Marie entschlossen, vorher ein bisschen Sonne im Solarium zu tanken, damit sie sich nicht schon am ersten Ferientag verbrannten.

»Viel Spaß beim Schwitzen!«

Ida Marie warf sich ihre Tasche über die Schulter und verschwand im Kaufhausgewirr. Dicte hatte den Eindruck, dass sie ganz leicht aussah, als würde sie schweben. Sie blieb noch einen Augenblick am Tisch sitzen und ging ein letztes Mal die Fragen an Francesca Olsen durch. Die genoss in der Bevölkerung von Århus mittlerweile eine Art Heldenstatus, nachdem sie eine junge Frau vor einer Vergewaltigung in einem der düsteren Stadtteile bewahrt und dem Täter drei gebrochene Rippen beschert hatte. War Francesca Olsen so eine Art Batwoman von Århus? Die Frage war natürlich ein bisschen reißerisch und oberflächlich, aber ein guter Aufhänger, um mit ihr darüber zu sprechen, was sie als neues, konservatives Stadtoberhaupt in die Wege leiten würde, um die Kriminalität zu bekämpfen. Als Leiterin der Kriminalredaktion in der Zeitschrift Avisen und zuständige Redakteurin für die Sonderbeilage Krimizone beschloss sie, sich auf diesen Aspekt der Kandidatur zu konzentrieren.

Zehn Minuten hatte sie dort gesessen, etwa fünfzehn Kernfragen ausgearbeitet und ein paar Artikel über Francesca Olsen gelesen. Sie war die ehrgeizige Tochter eines italienischen Gastwirtes und vor so vielen Jahren die Miss Århus gewesen, dass sich niemand mehr daran erinnern konnte. Der Vater hatte die Familie verlassen und war nach Italien zurückgekehrt, als Francesca Olsen zehn Jahre alt war. Später hatte sie dann den Mädchennamen ihrer Mutter angenommen und sich von dem italienischen di Marco zugunsten des etwas prosaischen Olsen verabschiedet.

Dann überprüfte sie in ihrem Kalender zum zweiten Mal den vereinbarten Interviewtermin – Donnerstag, den 11. September um halb vier. Sie hatte gerade den Arm gehoben, um den letzten Schluck Kaffee zu trinken, als ein ohrenbetäubender Donner ihr fast die Tasse aus der Hand geschlagen hätte. An den Nachbartischen brach Panik aus.

»Laaauf!«

»Bloß raus hier!«

»Nein, nicht da lang. HIER lang …«

Hinterher konnte sie nicht mehr sagen, was zuerst gekommen war. Die Druckwelle, die in Schüben kommenden Stöße, die bebenden Mauern, die klirrenden Fenster, die tanzenden Tassen und Teller auf den Tischen und die Passanten auf der Straße, die sich in eine Menschenmasse verwandelten, die in ein- und dieselbe Richtung drängte. Oder die Detonation, der alles übertönende Donner, wie die Tonspur für einen Film über den Weltuntergang. Vielleicht hatte sich das auch alles gleichzeitig ereignet. Staunend verfolgte sie das Geschehen, setzte ihre Kaffeetasse ab, während ihr ein zartes »Huch« entwich, sie spürte es eher, als dass sie es hören konnte, denn in dem Lärm und in der sich ausbreitenden Panik versank jedes andere Geräusch: Die Leute stießen ihre Stühle um, flohen in die Fußgängerzone und schlossen sich der Menschenmasse an, die vom Zentrum der Explosion floh. Die meisten griffen nach ihren Taschen, ließen aber ihre Jacken hängen; sie stürzten davon mit Kleinkindern an den Händen, weinend und schreiend. Bomben. Terroranschlag. Es war eben nicht irgendein beliebiger Tag im Jahr.

Sie empfand nichts. Sie wunderte sich nur über die Reaktionen um sie herum und darüber, dass sie als Einzige sitzen geblieben war. Schließlich stand sie auf, nahm ihre Jacke, steckte Stift und Notizblock in die Tasche, drängte sich hinaus in die Menschenmenge und versuchte, sich gegen den Strom zu bewegen. Das war nicht einfach. Sie wurde auch von dem Lemming-Reflex erfasst, der sie zwingen wollte, umzudrehen und den anderen zu folgen. Da sah sie die Staubwolke, die ihr von der Østergade entgegenkam, ihre Beine trugen sie immer näher und näher an den Ort des Geschehens, während sie versuchte, die schlimmsten Befürchtungen mit den Worten zu besänftigten: Das ist alles nicht wahr. Das passiert doch anderen, nicht mir. Das DARF einfach nicht wahr sein.

Sie packte den Mantelärmel eines Passanten, der seine Aktenmappe fest unter den Arm geklemmt hatte und sich mit beherrschtem Gesichtsausdruck vom Unfallort entfernte. Seine Haare und Schultern waren mit weißem Staub bedeckt.

»Wo ist die Explosion gewesen?«

Kein Was und kein Warum. Das Was war augenscheinlich, und das Warum hatte im Moment keine Bedeutung.

Der Mann schüttelte den Kopf und sah aus, als wunderte er sich über das menschliche Vermögen, Dinge zu zerstören:

»Das war ein Solarium«, sagte er, als würde er es selbst nicht glauben können. »Die haben tatsächlich ein Solarium in die Luft gesprengt. In der Hauptgeschäftszeit. Das gesamte Gebäude ist dabei fast eingestürzt.«

Sie hatte seinen Arm festgehalten, jetzt ließ sie ihn los. Rannte los, kämpfte sich gegen den Strom, näher und immer näher an die Staubwolke heran. Die Straße war von weißem Staub bedeckt, sie stolperte über Steinbrocken und andere Gegenstände, die von der Druckwelle los- und mitgerissen worden waren: ein gelbes Sonderangebotsschild, ein Kleiderständer, bis zur Unkenntlichkeit verbogen, Fahrräder, die über den Boden geschlittert waren, und vereinzelte Kleidungsstücke auf zerbrochenen Bügeln. Begleitet wurde dieses Chaos von einem Chor aus Autoalarmanlagen. Und dann lag das Gebäude vor ihr, mit seiner aufgerissenen Fassade: ein großes, hohles und dunkles Loch, aus dem Stichflammen emporschossen, klaffte dort, wo sie noch vor einer Woche kichernd zusammen mit Ida Marie gelegen hatte, weil sie sich wie Hotdogs gefühlt hatten. Ida Marie mit den Meerjungfrauenhaaren und Augen so blau wie eine Lagune. Die unsterbliche Ida Marie, die gerade noch strahlend und glücklich vor ihr gesessen und ihr Geheimnis preisgegeben hatte.

»Ida Marie. Ida Marie. IDA MARIE!!«

Ihre Lippen formten den Namen, und ihre Lungen schrien ihn heraus, während ihre Beine sie immer näher zum Höllenschlund in der Fassade trugen, und so hatte jedes ihrer Körperteile eine Aufgabe zu erfüllen. Sie konnte kaum etwas sehen, der Staub und alles andere verklebten ihr die Augenlider, sie spürte auch ihren Körper nicht, der sich vorwärtskämpfte und über Haufen von dampfenden Steinbrocken stieg, bis sie nicht mehr weiterkam, weil jemand sie aufhielt und fest an sich drückte.

»Du kannst da nicht rein, bist du verrückt?«

Sie erkannte die Stimme und wusste doch nicht, wer da sprach. Sie hörte die sich nähernden Sirenen. Der Mann zog sie vom Gebäude fort.

»Es könnte noch weitere Explosionen geben«, sagte er.

»Bo?«

»Hattest du heute nicht eine Verabredung im Solarium?«

Sie spürte etwas Hartes an ihrer Brust. Es war die Kamera, die um seinen Hals hing. Er war selbstverständlich sofort von den Redaktionsräumen in der Frederiksgade losgerannt, als er die Explosion gehört hatte. Die lagen nur drei Straßen entfernt. Bo, der Bombenhagel aus Bagdad und anderen Kriegsregionen der Welt gewohnt war.

»Ich habe abgesagt.«

»Du zitterst ja.«

Er zitterte auch, aber sie sagte nichts.

»Ida Marie …«

Sie wollte sich aus seinem Griff befreien, aber es gelang ihr nicht, er hielt sie fest, und sie hasste ihn dafür, legte wimmernd ihren Kopf gegen seine Brust, aber er gab sie nicht frei.

»Du musst das den Feuerwehrleuten überlassen«, sagte er, als der erste Löschzug in die Straße einbog. »Es könnte noch weitere Explosionen geben«, wiederholte er und flüsterte in ihr Haar: »Ich dachte, du bist da drin. Ich dachte verflucht noch mal, dass du da drin bist.«

Sie legte den Kopf in den Nacken und sah zu ihm hoch. So blass hatte sie ihn noch nie gesehen.

Sie wollte was sagen, aber bevor sie die Lippen öffnen konnte, erschütterte Explosion Nummer zwei die Straße, und Bo warf sie zu Boden und sich schützend darüber.

KAPITEL 2

Der Bus schlängelte sich durch die Landschaft, das viele Grün flog ihm entgegen. Er hatte davon geträumt. Er hatte sich vorgestellt, wie es sein würde, an der frischen Luft zu sein und die Farben zu sehen: die Hügel, die Wiesen, die Wälder.

Er hatte sich aber auch gefragt, ob es vielleicht zu viel sein würde. Dass er so viel Grün gar nicht aushalten und die Natur ein klaustrophobisches Gefühl in ihm auslösen würde.

Er lächelte, aber nur nach innen. Er hatte gelernt, nur nach innen zu lächeln.

Aber es war nicht zu viel für ihn. Er konnte gar nicht genug davon bekommen und wartete ungeduldig auf den Moment, es alles wieder ganz in Besitz zu nehmen. Das Wetter kümmerte ihn nicht. Er würde schon klarkommen. Er war immer klargekommen.

Der Bus bog von der Landstraße auf eine Seitenstraße ab. Sie fuhren durch kleinere Ortschaften, einige Fahrgäste stiegen aus, andere stiegen ein. Sie nickten ihm zu, als würden sie ihn kennen. Aber das taten sie nicht, oder aber sie hatten ein hervorragendes Gedächtnis.

Nach etwa fünf Kilometern stand er auf und warf sich seinen vollbepackten Rucksack über die Schulter, ging vor zum Busfahrer und bat, ihn am Kiesweg hinter der großen Eiche abzusetzen. Der Fahrer nickte. So war es hier schon immer gewesen, der Bus hielt auch ohne Haltestelle.

Er nickte dem Fahrer zu, stieg aus und sah dem Bus hinterher, bis er nicht mehr zu sehen war. Dann warf er sich den Rucksack über, lief den Kiesweg hinunter und setzte seinen Weg in den Wald fort, der sich wie eine dunkelgrüne Welle an den Horizont schmiegte.

Er hatte vom Himmel und den Hügeln geträumt, aber am meisten vom Wald. Dort, wo er herkam, hatten sich seine Sinne geschärft. Er hörte jedes noch so kleine Geräusch, und alle Düfte bombardierten seinen Geruchssinn. Im Graben neben dem Weg war Leben, die letzten Wespen des Spätsommers und Sommervögel mit müden Flügeln. Die Felder hatten sich von der Ernte erholt und waren wieder grün, der Boden war feucht nach einem Sommer, der typisch dänisch gewesen war, regnerisch und darum auch irgendwie nicht besonders befriedigend. Auf diese Weise, fand er, hielt der dänische Sommer immer ein Versprechen zurück, mit dem er dann zu einer späteren Gelegenheit wieder etwas gutmachen konnte. Wie jetzt zum Beispiel.

Er freute sich darüber, dass die Götter heute aus dem Vollen schöpften und die Landschaft vor ihm von der Sonne flimmerte und die Blätter in der leichten Brise raschelten. Morgen wäre ihm das alles nicht so wichtig. Der Herbst würde bald kommen, mit kürzeren Tagen und mehr Regen und dunklen Wolken. Einige Blätter verloren schon die Farben und bekamen braune Schatten. Das war in Ordnung. Aber heute war sein Tag.

Nach fünf Kilometern hatte er die Lichtung erreicht. Hinter einer Anhöhe verbarg sich ein kleiner Waldsee, an dem jahrelang eine Fuchsfamilie ihren Bau gehabt hatte. Sein Wasser sah nach wie vor ziemlich klar aus, der See wurde von einem kleinen Bach gespeist, der durch den Wald lief und in weiter Ferne in den großen See, ins Meer mündete. Man konnte das Wasser natürlich nicht trinken, aber er könnte sich zum Internat hochschleichen und den Wasserhahn anzapfen, der draußen am Gebäude angebracht war. Das bereitete ihm keine Sorgen. Und in dem Bach konnte er zumindest sich und seine Kleidung waschen.

Er nahm den Rucksack ab, setzte sich auf einen Baumstumpf und sehnte sich in diesem Moment nach einer Zigarette. Aber stattdessen holte er eine Packung Salzlakritze aus einer Seitentasche des Rucksacks. Eine Weile saß er so und kaute, dann griff er nach seiner Wasserflasche und gönnte sich einen Schluck. Er würde sie später auffüllen gehen.

Dann packte er sein Zelt aus und begann es aufzubauen. Er rollte seine selfinflating Isomatte aus, legte den Schlafsack darüber und rüstete seine Schlafstätte sowohl mit einem wasserabweisenden Überzug als auch mit einem seidenen Innenschlafsack aus, den er selbst genäht hatte. Je mehr Schichten, desto besser.

Nach ein paar Minuten Bedenkzeit aber schleppte er die Isomatte samt Schlafsäcken nach draußen in den Schutz der Bäume. Er sah sich um. Kein Mensch war weit und breit zu sehen oder zu hören. Nur die Vögel gaben Laute von sich, und ab und zu brach ein Ast unter dem Gewicht eines Waldtieres.

Er legte sich auf den Schlafsack und ignorierte die Insekten und die Stiche, die ihm am nächsten Tag blühen würden. Die Ereignisse der letzten Tage verschmolzen langsam zu einem Theaterstück, das auf einer weit entfernten Bühne zur Aufführung kam, die ihn aber nichts mehr anging. Es war erst früh am Nachmittag. Trotzdem fiel er sofort in einen tiefen Schlaf, mit dem Abbild des Himmels und der Bäume auf seiner Netzhaut, die über ihm zu einer Decke strebten, die es nicht gab.

KAPITEL 3

Francesca Olsen sank aufs Sofa und ließ ihren Blick durchs Wohnzimmer gleiten. Hier sah fast nichts mehr so aus wie zuvor.

Sie erinnerte sich an den Moment, als sie den Schlüssel ins Schloss gesteckt und ihr Haus nach der Rückkehr aus Kopenhagen betreten hatte. Verspätet und außer Atem, weil sie vergessen hatte, die Verspätung einzukalkulieren, zu der es aufgrund der gängigen Gleisarbeiten auf der Strecke gekommen war, dieses Mal auf Fünen. Sie war in ein Taxi gesprungen, wohl wissend, dass sie dennoch zwanzig Minuten zu spät zum Interview kommen würde. Es war nicht ihre Art, zu spät zu kommen. Sie war sonst immer pünktlich.

Außerdem war sie sehr gut organisiert und in der Lage, sich sehr schnell einen Überblick zu verschaffen. Aber gerade jetzt versagte ihr diese Fähigkeit den Dienst. Zuerst hatte sie der leere Carport stutzig gemacht, in dem eigentlich ihr Wagen stehen sollte. Und als sie so dasaß und auf das Chaos um sie herum starrte, hatte sie keine Ahnung, wo sie anfangen sollte. Darum blieb sie sitzen und begann nach einer Weile, mit dem Oberkörper langsam vor und zurück zu schaukeln. Genau wie er, Jonas, kam ihr in den Sinn. Sie wünschte sich, dass sie damit aufhören könnte, aber die Bewegung war das Einzige, was half, und in diesem Augenblick konnte sie ihn endlich verstehen. Dieses Verhalten, das sie immer verwundert und mitunter auch stark irritiert hatte, war seine Methode gewesen, das Leben auszuhalten.

Diese Erkenntnis war fast nicht zu ertragen, sie zog die Beine hoch und krümmte sich zusammen, während die Tränen liefen. Minutenlang wurde ihr Körper von ihrem Schluchzen geschüttelt, Bilder flogen vorbei, und sie konnte nicht begreifen, wo diese Ohnmacht und das Schamgefühl herkamen. Es war doch nur ein Einbruch. Konnte so etwas diese Reaktion in ihr auslösen? Gehörte da so wenig dazu?

Es dauerte eine halbe Stunde, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Sie fragte sich, wo die Journalistin blieb, aber offensichtlich war auch sie verhindert worden. Dicte Svendsen. Sie war ein bekanntes Gesicht und gehörte zu jenen Journalisten, von denen es beinahe eine Ehre war, interviewt zu werden. Svendsen hatte einen guten Ruf, trotzdem konnte so etwas immer schiefgehen, und sie musste vorsichtig sein und versuchen, das Interview zu ihrem eigenen Vorteil zu nutzen. Dicte Svendsen war Kriminalreporterin, mit großem K. Aber ihr wurde auch ein großes soziales Engagement nachgesagt, sie beide müssten sich also eigentlich einiges zu sagen haben.

Aber warum war sie noch nicht da?

Sie griff nach ihrer Tasche auf dem Boden und holte ihr Handy heraus. Vielleicht hatte die Journalistin ihr eine Nachricht hinterlassen? Sie hatte ein paar SMS erhalten, jedoch keine von Dicte Svendsen. Deshalb rief sie bei der Polizei an, landete aber zunächst in der Zentrale und wurde erst nach vielen Umwegen, eine Sekunde bevor sie auflegen wollte, mit dem wachhabenden Beamten verbunden. Zu diesem Zeitpunkt war ihr schwindelig vor Wut. Sie brüllte der Person am anderen Ende der Leitung praktisch ins Ohr, dass sie eine vom Volk gewählte Politikerin und ziemlich sicher sei, dass sie Opfer eines politischen Anschlags hatte werden sollen. Sie wollte den Beamten ordentlich aufrütteln.

»Sind bei ihnen Bomben explodiert?«, wollte der Wachhabende wissen.

»Bomben?«

Sie sah sich unsicher im Wohnzimmer um.

»Das könnte man in gewisser Weise sagen, ja«, befand sie. »Es sieht aus, als hätte jemand eine Handgranate in mein Wohnzimmer geworfen. Und mein Auto steht nicht mehr im Carport.«

»Wir kommen umgehend zu Ihnen«, sagte die Stimme im Hörer. »Verändern Sie bitte nichts. Wie war noch die Adresse?«

Nachdem sie aufgelegt hatte, ging sie ins Badezimmer und spritzte sich Wasser ins Gesicht. Sie starrte ihr Spiegelbild an und sah eine Frau mittleren Alters mit Panik im Blick. Schwarze und graue Haarsträhnen klebten auf ihrer Stirn, trotz des olivfarbenen Teints sah man, wie blass sie war, die Falten wirkten tiefer, und ihre Augen hatten die Farbe von Schlamm angenommen. Wovor hatte sie solche Angst? Sie war schließlich nicht die einzige Politikerin, der so etwas geschah. In einigen Fällen taucht die Polizei gar nicht erst auf, weil die Beamten überlastet und die Ressourcen zu begrenzt waren, sagten die Zuständigen. Sie selbst vertrat die Ansicht, dass die Ressourcen falsch eingesetzt wurden. Vor nicht allzu langer Zeit hatte zum Beispiel ein Ehepaar vergeblich um Hilfe gebeten, als die Party ihrer Tochter von einer Schlägergang heimgesucht wurde. Die Polizei kam erst gar nicht. Bürger zu sein war plötzlich zu einem Drahtseilakt ohne Sicherheitsnetz geworden. Das war eines ihrer Kernthemen. Die Gemeinde sollte ein Ort sein, an dem man sich sicher fühlt. Die Menschen sollten wieder vertrauen können, dass ihre Probleme ernst genommen und gelöst wurden: dass sie ohne Angst auf die Straße gehen, sich ihre Kinder in der Stadt bewegen konnten, ohne überfallen und beraubt zu werden; dass die unruhestiftenden Elemente und die Menschen, die keinen Respekt vor Mein und Dein hatten, unter Beobachtung gestellt und möglichst aus dem Straßenbild entfernt wurden. Aber nicht nur das. Der Wunsch nach Sicherheit sollte auch die Familie einbeziehen. Sie wollte den Fokus auf die häusliche Gewalt gegen Frauen und Kinder setzen. Ihre Partei unterstützte zwar nicht die Forderung nach verstärktem Kindesentzug und Zwangsentfernung aus den Familien, aber sie wich da vom Kurs ab. Es herrschte zu viel Unvermögen dort draußen in der Welt. Eltern, die nicht in der Lage waren, ihre Kinder angemessen zu versorgen; Männer, die das Konzept von Gleichwürdigkeit nicht begriffen und Frau und Kinder schlugen; Menschen, die einander missbrauchten, weil sie nicht anders konnten, und Gewalt, die weitervererbt wurde. Diese Teufelskreise mussten endlich durchbrochen werden.

Erinnerungen aus ihrem eigenen Leben tauchten auf. Sie wollte sie nicht sehen, aber hässlich und aufdringlich riefen sie ihr die bekannte Botschaft zu: Vielleicht konnte sie jetzt das für andere Menschen tun, wozu sie damals nicht in der Lage gewesen war, weder für sich noch für andere Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung.

Ihre Mundwinkel begannen zu zittern, und sie beugte schnell den Kopf übers Waschbecken und spritzte sich noch mehr Wasser ins Gesicht. Es war auch nicht nur der eine Aspekt. Es war nicht nur politisch. In letzter Zeit war etwas anderes an die Oberfläche geschwappt. Es hatte begonnen, auf sich aufmerksam zu machen, obwohl sie so lange versucht hatte, es zu unterdrücken. Vielleicht lag es daran, dass sich der 23. September näherte. In diesem Jahr jährte es sich zum 15. Mal. Ein Jubiläum, auf das sie gerne verzichtet hätte.

Sie ging in ihr Arbeitszimmer. Mechanisch setzte sie sich an den Schreibtisch und schaltete den Computer ein. Gleichzeitig wunderte sie sich darüber, dass er noch da stand. Genau genommen, wurde ihr in diesem Moment bewusst, fehlte gar nichts, außer ihrem Auto. Sie hatten weder den Flachbildschirm, die Bang&Olufsen- Stereoanlage, die PH-Lampen, die Arne-Jacobsen-Stühle oder die wenigen Gemälde von Wert mitgenommen. Sie besaß keinen wertvollen Schmuck außer dem, den sie am Körper trug: die Perlenkette, die Georg-Jensen-Armbanduhr und den Diamantring, den sie von William geschenkt bekommen hatte. Ihr fiel nichts ein, was die Einbrecher hätten mitnehmen können und was sich nicht nach wie vor an Ort und Stelle befand.

Der Bildschirm zog sie in seinen Bann. Sie hatte eine Reihe von E-Mails bekommen, aber ein Blick auf die Absender zeigte ihr, dass die meisten warten konnten. Sie scrollte durch die Liste und hielt bei der letzten inne. Ihr Puls schnellte in die Höhe. Der Absender hieß Jubi15. Sie schnappte nach Luft. Das konnte unmöglich ein Zufall sein. Sie sollte die Mail am besten gleich in den Papierkorb verfrachten und hatte sich eigentlich auch dafür entschieden, als ihr Finger ganz automatisch die Maus betätigte, die die Nachricht öffnete.

»Es hat gerade erst begonnen«, stand da.

KAPITEL 4

Dicte hörte die Sirenen immer näher kommen, das Geräusch drohte ihr fast das Trommelfell zu sprengen. Bo verminderte endlich den Druck auf ihren Körper, und ihre Atmung beruhigte sich allmählich. Abrupt wurde ihr Bodenkontakt zu dem rauen Asphalt beendet.

»Alles okay?«

Bo stand auf und half ihr hoch. In unmittelbarer Nähe standen andere verschreckte Fußgänger, die sich alle langsam vom Schock der zweiten Detonation erholten und sich ängstlich ansahen: Würde es weitere geben? Handys fingen an zu klingeln, Kurznachrichten trafen mit lautem Piepen ein, und das Stimmengewirr schwoll an. Der Chor der Autoalarmanlagen gellte nach wie vor von allen Seiten, wie in einem Dolby-Surround-System.

Wie automatisch bürstete sie sich den Staub von der Jacke und sah sich das Ausmaß der Zerstörung an. Das Gebäude, in dem sich das Solarium befunden hatte, war vollkommen verwüstet: das Erdgeschoss nur noch ein großes Loch, aus dem Flammen schlugen. Die Explosion hatte Teile des ersten Stocks weggerissen, man konnte in ein Badezimmer sehen und in ein anderes, das aussah wie eine Küche. Andere Teile der Wohnung, wahrscheinlich das Wohnzimmer, waren eingestürzt und hatten das Solarium unter sich begraben. Als hätte ein Riese mit einem Puppenhaus gespielt und aus Spaß die einzelnen Stockwerke auseinandergenommen.

Das Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite war eingerüstet, zwei Handwerker in Overalls und Sicherheitsschuhen standen nebeneinander und unterhielten sich.

Dicte blinzelte den Staub aus den Augen und beobachtete, wie zwei Löschzüge und ein Einsatzwagen in der Straße hielten und Feuerwehrleute aus den Wagen sprangen. Sie begannen, die Neugierigen zurückzudrängen, und hatten in kürzester Zeit die Schläuche ausgerollt und einsatzbereit, um Wasser in das Chaos zu schießen, während der Rauch in dicken Schwaden herausquoll.

»Sie können da unmöglich rein«, murmelte Bo, der angefangen hatte zu fotografieren. »Es wäre aber besser, von innen zu löschen.«

Sie verstand, was er damit sagen wollte. Es war viel zu gefährlich, Feuerwehrmänner mit Rauchschutzgeräten in das Haus zu schicken. Das dreigeschossige Gebäude konnte jeden Augenblick einstürzen.

Kurze Zeit später traf die Polizei ein, ebenfalls mit zwei Streifenwagen. Dicte erkannte auch John Wagners schwarzen Passat, der dahinter hielt. Zusammen mit Jan Hansen stieg er aus dem Wagen.

»Er weiß Bescheid!«

Die Worte verließen ihre Lippen nahezu im gleichen Moment, als sie ihn aus dem Auto und zu den Überresten des Solariums stürzen sah. Niemand hielt ihn zurück, als er anfing, Steinbrocken beiseitezuschieben, Jan Hansen ihm dicht auf den Fersen. Aber sie kamen nicht weit, Flammen und hohe Temperaturen zwangen sie, zurückzuweichen. Dann kam ein Feuerwehrmann auf sie zu und verscheuchte sie, wild gestikulierend und mit einer Stimme in einem höheren Dezibelbereich. Wagner brüllte zurück und fuchtelte ebenfalls mit den Armen, während Jan Hansen seine Hand auf den Arm seines Chefs legte und sich zwischen ihn und das kollabierte Gebäude stellte. Er sprach ruhig, aber eindringlich auf Wagner ein, der den Kopf schüttelte, immer und immer wieder.

Bo drückte Dicte fest an sich.

»Verdammt noch mal«, zischte er. »Sie sollten ihn von hier wegschaffen. Er sollte gar nicht hier sein.«

Ida Marie. Dicte strengte ihre Augen an, konnte aber in all dem Staub nichts sehen. Eine starke Übelkeit überfiel sie, und sie brach auf dem Bürgersteig zusammen. Bo stützte sie und hielt ihr die Haare weg, während sie sich übergab.

»Das wird schon wieder«, flüsterte er in ihr Ohr. »Das wird schon wieder.«

Alles kam ihr wie eine Ewigkeit vor, sie wurden alle an den Rand geschoben, Absperrungen wurden aufgestellt, und die Menge zerstreute sich langsam. Eine absurde Form von Normalität löste die noch vor kurzem verbreitete Panik ab, einige begannen sogar, Angebotsschilder und umgestürzte Fahrräder aufzuheben und die Straße aufzuräumen. Die Luft zitterte vor Anspannung, aber auch vor Erleichterung, dass es jetzt vorbei war und die Welt in etwa noch so aussah wie vorher: Die Sonne schien, hoch oben am Himmel zog ein Flugzeug vorbei und zeichnete einen weißen Strich ins Blau, ein paar Tauben ließen sich neben einem herrenlosen Sandwich nieder.

»Dicte …«

Die Stimme kam von hinten. Besorgt, aber trotzdem hell und mit diesem schwedischen Singsang, der so überhaupt nicht zu Tragödien und eingestürzten Gebäuden passte. Sie drehte sich um und sah Ida Marie mit unsicheren Schritten und einer Einkaufstüte auf sie zukommen. Das blonde Haar umrahmte ihr ovales Gesicht, keine einzige Schramme war an ihr zu sehen.

»Verdammte Hacke.«

Dicte flüsterte die Worte und breitete dabei die Arme aus, als sie John Wagner aus dem Augenwinkel sah: grau im Gesicht, ins Sonnenlicht blinzelnd und in einer Tweedjacke voller Staub und Ruß. Es sah aus, als hätte er jede Orientierung verloren. Da drehte er sich zu ihr um und entdeckte Ida Marie. Dicte ließ die Arme wieder sinken. Das Glück war eine starke Kraft, aber es war nicht ihr Glück. Zum zweiten Mal an diesem Tag wandte sie den Blick ab, weil sie damit konfrontiert wurde. Trotzdem hätte sie die Szene genau beschreiben können, nur aufgrund der wenigen Details, die sie zu sehen bekommen hatte: Die Regungen in seinem Gesicht, den Zug um seinen Mund und das Leuchten in seinen Augen; seine Körpersprache, die sich im Bruchteil einer Sekunde von am Boden zerstört in strahlend verwandelte. Sie sah Ida Maries feminine Lieblichkeit vor sich, wie sie ihm auf halbem Weg mit flatterndem Kleid und in Sandalen entgegenlief, Symbole der Unschuld inmitten eines Kriegsschauplatzes voller Schuld und Grauen. Sie sah die Umarmungen und ahnte die Worte, die nicht gesagt werden würden, weil es dafür keine gab.

Sie begrüßte die Ablenkung, als das Handy in ihrer Tasche zu klingeln begann. Die Redaktion rief an.

»Ja?«

»Wo bist du?«, fragte Davidsen.

Zuerst suchte sie nach Worten, aber dann gelang es ihr, ihm kurz die Situation zu schildern.

»Okay«, erwiderte er. »Die zweite Explosion war eine Autobombe im Parkhaus vom Einkaufscenter Magasin. Ich habe Holger hingeschickt.«

Plötzlich war sie wieder in der Lage, logisch und zusammenhängend zu denken, und das starke Verlangen danach, den Überblick zu behalten, lenkte ihre Handlungen. Ida Marie lebte. Alles würde wieder gut werden.

»Was wissen wir?«

»Nicht viel«, musste Davidsen einräumen. »Wir wissen auch noch nicht, ob jemand verletzt oder gar getötet worden ist. Die Bombe ist im Keller explodiert, sie war vor einer tragenden Wand angebracht. Das hat den Schaden gemindert, aber die Autos sind wie Projektile durch die Tiefgarage geschossen.«

Davidsen klang erregt. »Holger hat mir gesagt, dass das eine Stockwerk im Parkhaus wahrscheinlich in sich zusammengestürzt wäre, wenn die Bombe weiter oben angebracht worden wäre.«

Eine eingestürzte Etage im Parkhaus vom Magasin. Sie sah es förmlich vor sich, und es war kein schöner Anblick: Menschen, in ihren Autos eingeklemmt, zerquetscht von tonnenschwerem Beton. Vielleicht hatte die Stadt einen Schutzengel gehabt.

»Bo ist schon hier«, sagte sie ihrem Kollegen. »Ihr solltet noch einen zweiten Fotografen besorgen.«

Sie beobachtete Bo, wie er am Absperrband entlangtanzte und versuchte, den besten Winkel zu finden. »Wir sollten überhaupt versuchen, mehr Kollegen zu aktivieren, auch Journalisten.«

»Das müssen aber freie sein«, warf Davidsen ein. »Das Budget …«

Sie unterbrach ihn:

»Ich klär das mit Kaiser ab, mach dir keine Sorgen. Besorg du die Extraleute. Wir müssen das von verschiedenen Seiten her aufziehen. Wir müssen die Augenzeugen interviewen und uns an die Lokalpolitiker heften und am besten auch hören, was in Christiansborg gesagt wird.«

Sie konnte hören, dass er Luft holte, um etwas zu sagen, aber sie überrollte ihn einfach, bis obenhin vollgepumpt mit Adrenalin.

»Du kümmerst dich um die lokalen Politiker und ihre Meinungen, die in Kopenhagen kümmern sich um Christiansborg. Holger und Cecilie schreiben die Reportagen, und ich spreche mit der Polizei.«

Sie holte tief Luft und fuhr gehetzt fort: »Wir brauchen auch einen Artikel über das Solarium. Ist nicht vor kurzem auch eins in Kopenhagen in die Luft gesprengt worden? Und frag einen Psychologen, wie man mit so einem Schock umgeht.«

Sie legte auf, bevor Davidsen zum Protest ansetzen konnte. Er hatte sich noch nicht daran gewöhnt, dass sie die Redaktionschefin war und sie Themen und Probleme ganz anders in Angriff nahm, als er es selbst machen würde.

Laute Rufe im Inneren des Gebäudes erregten ihre Aufmerksamkeit.

»Was ist? Was passiert da?«

Einer der Handwerker auf dem Gerüst nickte hinüber zu den Trümmern.

»Das hörte sich an, als hätten sie jemanden gefunden. Ich hoffe nicht, dass sie das ist …«

»Wer?«

»Das Mädchen von drüben. Sie ist behindert«, antwortete der Mann, der sehr sympathisch aussah. Ihr bedeutete es gerade sehr viel, in ein paar freundliche Augen zu sehen.

Er hatte recht gehabt. Die Feuerwehrleute hatten einen Toten gefunden. Das Gerücht breitete sich so schnell aus wie Strom im Wasser, als die Männer sich auf eine bestimmte Stelle in dem schwarzen, klaffenden Loch konzentrierten. Dort, im Auge des Orkans, war alles vernichtet worden. Wenn sich ein Mensch dort aufgehalten hatte, war das sein sicherer Tod gewesen.

KAPITEL 5

Am Wochenende blieben nie viele Schüler im Internat. Ein Teil von ihnen fuhr nach Hause zu ihren Eltern. Andere verbrachten den Samstag und Sonntag bei ihren neu gewonnenen Freunden. Was bedeutete, dass es ein Leichtes war, sich an einem frühen Samstagmorgen unbeobachtet den Hügel hinunter- und zum Schulgelände zu schleichen.

Er sah auf die Uhr. Es war 5:43, im Wald war es ganz still, während er sich mit dem Rucksack über der Schulter auf den Weg machte. Den Schlafsack und seine Ausrüstung hatte er wieder zusammengepackt und unter ein paar Zweigen versteckt, damit kein zufällig vorbeikommender Spaziergänger bemerken konnte, dass jemand hier die Nacht verbracht hatte. Aber der Müll war ein Problem. Er hatte sich schließlich dazu entschieden, ihn zu vergraben, hatte aber auch überlegt, dass es wohl nichts ausmachen würde, wenn er ab und zu eine kleine Abfalltüte mitnehmen und sie in die Müllcontainer der Schule werfen würde. Es war äußerst unwahrscheinlich, dass irgendjemand den Schulabfall durchwühlen und beim Anblick von leeren Kaffeepackungen und Tütensuppen Verdacht schöpfen würde.

Er ging im Kopf noch einmal seinen Plan durch. Er benötigte nicht viele, dafür aber elementare Dinge. Er kehrte auch nicht ganz ohne Vorbehalte zu dem Backsteinhaus und den etwas helleren, barackenähnlichen Gebäuden zurück, die etwas nonchalant zwischen den Bäumen standen. Aber es war nun einmal das Praktischste, und manchmal hatte das Wort praktisch eine magische Wirkung, die den Zweifel der Vergangenheit beiseitezuschieben vermochte, um Platz für die Gegenwart zu machen.

Er kam zu der Stelle, an der das Terrain abzufallen begann, und betrachtete einen Augenblick den Morgennebel, der sich langsam aus der Mulde hob. Von dort aus konnte er die beiden Sorten von Wald gut sehen, die sich hinunter in die Senke erstreckten: satter Buchenwald auf der einen und dunkler Nadelwald auf der anderen Seite. So stand er eine Weile und philosophierte darüber, welchen Wald er bevorzugte. Das Dunkle zog ihn aus verständlichen Gründen stark an. Im Dunklen konnte man sich besser verstecken, und die Nadelbäume verloren ihre Blätter nie, sondern trugen ihr Kleid tagaus, tagein. Aber auch das Helle zog ihn an. Der Buchenwald war wie ein grünes Meer, und er spielte mit einer Unmenge an Farbnuancen von Neongrün bis hin zu der Farbe der Tür und des Fensterrahmens, auf den er die letzten vier Jahre gestarrt hatte. Der Nadelwald war starr, dachte er. Er konnte einen gefangen halten, so dass man ihm nicht entfliehen konnte.

Er bevorzugte das Helle.

Es dauerte etwa eine halbe Stunde, das Schulgelände zu erreichen, und nicht mehr als zehn Minuten, um sich einen Überblick zu verschaffen. Es war nicht schwer, die Tür zum Küchentrakt aufzubekommen. Er fand ein paar Wasserkanister, die er an dem Wasserhahn draußen auffüllte. Er nahm sich auch etwas zu essen mit, wenn er schon einmal in der Küche war. Die Würstchen und der Schinken waren verführerisch, aber wichtiger waren Haferflocken, Brot, Tee, Kaffee, Zucker und Milch. Und dann steckte er sich noch eine Packung Buchweizengrütze ein.

Er aß so viele Würstchen und Brotscheiben, wie er konnte, und erlaubte sich sogar ein paar Kleckser Senf und Ketchup auf einem Stück Pappe, bevor er den Abfall in den Mülleimer warf. Dann warf er sich den Rucksack wieder über und machte sich an den Aufstieg.

Während er über Baumstümpfe und Wurzeln kraxelte und die Anstrengung in seinen Beinen spürte, tauchten die Erinnerungen an seinen Hund und die gemeinsamen Spaziergänge durch den Wald auf. Das waren die glücklichsten Augenblicke in seinem Leben, die Spaziergänge mit Thor. Die glücklichsten Augenblicke! Ihm war klar, dass dies eventuell mehr darüber aussagte, wie erbärmlich sein Leben bisher gewesen war. Die meisten Menschen würden eine andere Erinnerung nennen: Ferien mit der Familie, die Geburt eines Kindes, ein Wiedersehen nach langer Trennung. Er erinnerte sich an einen Hund.

Mit dieser Erinnerung kamen aber auch andere, während er so weiterstapfte. Und obwohl er mit schnellen Schritten ging und sie auch nicht willkommen geheißen hatte, tauchten sie auf.

Er musste an den Schuss denken. Er konnte den Anblick des Hundes genau vor sich sehen, der auf ihn zugelaufen kam und kurz vor seinen Füßen plötzlich umfiel, während seine Beine weiterliefen, nur in der Luft und ohne festen Boden unter den Pfoten. Er erinnerte sich an den Ausdruck in seinen Augen, diese Traurigkeit und doch Ergebenheit, die sich mit Erstaunen mischten. Er erinnerte sich auch an den Moment, als das Leben aus seinen Augen wich, als hätte jemand das Licht ausgeschaltet.

Ihm wurde bewusst, dass der Hund das einzige Lebewesen gewesen war, das er jemals geliebt hatte.

KAPITEL 6

»Gibt es was Neues?«

Bo stellte sich hinter sie und massierte ihr den Nacken. Der Computerbildschirm verschwamm vor ihren Augen.

»Kein Ton, schon seit Stunden.«

»Sollten wir dann nicht das Wochenende einläuten?«

Seine Stimme klang hell, nur zwei Tage nach dem Drama in der Østergade und im Kaufhaus Magasin. Alle Mitarbeiter der Redaktion hatten seit den Explosionen durchgeschuftet, alle verfügbaren Informationen überprüft und in der Freitagsausgabe veröffentlicht, wenn sie nicht in Form von Fotos und Artikeln in der Hauptredaktion in Kopenhagen in der Warteschleife verblieben, um auf den Aufstellern der Tageszeitungen an den Kiosken zu erscheinen. Bo liebte das. Ihn zogen Krieg und Chaos an, das wusste sie. Darum war er auch in der Lage, in den Krisengebieten der Welt Fotos zu machen, die ihm ab und an renommierte Preise und begeisterte Bemerkungen internationaler Jurymitglieder einbrachten.

Sie reckte den Kopf weiter nach hinten. Es war ein langer Samstag gewesen, sie genoss, wie seine Finger mit ihren Haaren spielten. Bo zog auch die menschliche Kontaktbereitschaft an, die Krisen und Krieg entstehen ließen, und nicht zum ersten Mal spekulierte sie darüber, ob ihn die Schüsse und die Zerstörung in der Fremde schon einmal in die Arme von anderen Frauen getrieben hatten. So wie auch die Explosion in der Innenstadt sie einander wieder nähergebracht hatte. Sie musste an die beiden vergangenen Nächte denken und errötete. Nicht wegen der Dinge, die sie gemacht hatten, sondern vielmehr weil es in der Vergangenheit so selten vorgekommen war und sie sich nicht erinnern konnten, wann sie sich das letzte Mal so nah gewesen waren.

»Ich war gerade in der Østergade«, sagte er. »Die haben das Mauerwerk abgestützt. Jetzt können die doch mit der Untersuchung anfangen, oder?«

Sie nickte, den Kopf noch zwischen seinen Händen gefangen. Sie war selbst dorthin gegangen und hatte sich ein Bild von der Lage gemacht. Die Männer vom Katastrophenschutz hatten begonnen, die Decken der Stockwerke abzustützen. Sie fragte sich, wie man in dem Gebäude noch Spuren sichern können sollte, nach so einer gewaltigen Explosion, dem verheerenden Brand und den Mengen an Wasser, die bei den Löscharbeiten benutzt worden waren. Beinahe unmöglich. Fraglich war überdies, wann die Presse wohl genauere Informationen erhalten würde.

Bo las ihre Gedanken.

»Es wird nicht leicht, da noch etwas Verwertbares zu finden. Das schwimmt ja alles in Wasser und Asche.«

»Aber wenigstens habe sie die Leiche geborgen.«

Sie setzte sich auf, als seine Finger die Massage ihres Nackens beendeten. Sie musste an den Rechtsmediziner denken, der allen Einsturzgefahren zum Trotz mit der Sicherung des Fundortes begonnen hatte. Die Leiche war zugedeckt, als die Bergungsleute sie auf der Bahre in den Leichenwagen trugen, der dann leise die Straße hinunterfuhr.

»Das hättest du sein können.«

»Das hätte Ida Marie sein können.«

Sie blinzelte, um die Erinnerung zu verscheuchen, und der Bildschirm tauchte wieder scharf und in Farbe vor ihr auf. Sie hatte gerade den Artikel fertiggeschrieben, nach dem Kaiser lautstark verlangt hatte. Es hatte sich nämlich herausgestellt, dass das Auto, in dem die zweite Bombe platziert gewesen war, nicht irgendjemandem gehört hatte: Es war der Wagen der Bürgermeisterkandidatin Francesca Olsen, den man aus ihrer Garage in Skåde gestohlen hatte. Diese Information hatte sie als kurze Meldung mit dem zusätzlichen Vermerk erreicht, dass am Dienstagnachmittag eine Pressekonferenz dazu im Polizeipräsidium stattfinden werde.

»Hast du Frau Olsen noch immer nicht erreicht?«

»Nee. Ich habe nur ein kurzes Statement von ihrem Fraktionsvorsitzenden bekommen, dass sie übers Wochenende verreist sei und erst am Montag zurückkehren würde.«

Sie las den Artikel erneut durch. Die Überschrift war eine, wie sie selbst fand, ganz originelle Alliteration: »Bombe bringt Benzinkutsche der Bürgermeisterkandidatin zum Bersten«. Es würde die Frontseite der Morgenzeitung schmücken, aber aus irgendeinem Grund blieb der gewohnte Adrenalinkick aus. Der war ersetzt durch eine anhaltende Übelkeit, nachdem sie Zeugin des Kriegszustands auf der Straße und der Bergung der Leiche geworden war. Die Frau hatte im ersten Stock gewohnt und war bei der Explosion durch die Decke ins Erdgeschoss gestürzt und auf der Stelle tot gewesen.

»Warum findet die Pressekonferenz erst am Dienstag statt?«, fragte Bo.

»Wegen der Obduktion. Die fangen bestimmt erst Montagmorgen damit an!«

»Wahrscheinlich arbeiten nur Journalisten am Wochenende«, stellte er fest.

Dicte drückte auf Senden und schrieb danach der Redaktionssekretärin eine kurze Notiz, dass ihr Artikel jetzt vorliege.

»Vonseiten der Polizei gibt es keine Eile, die Obduktion zu beschleunigen, und außerdem entstehen zusätzliche Kosten, wenn sie am Wochenende die Kollegen anrücken lassen. Außerdem gibt die Todesursache keine Rätsel auf.«

Sie fuhren nach Hause, aber die Unruhe in ihr wollte nicht nachlassen. Es gab so viele Fragen, und sie wagte nicht, alle Gedanken zu Ende zu denken. Sie klammerte sich daran fest, dass Ida Marie und sie noch am Leben waren, und an der Tatsache, dass alles so viel schlimmer hätte ausgehen können. Im Solarium hätten – neben ihnen – Kunden gewesen sein können, und auch in der Tiefgarage hätte es Opfer geben können. Mit Leichtigkeit hätte dieser Donnerstag zum schwärzesten Donnerstag in der Geschichte der Stadt werden können.

Als sie zu Hause ankamen, schloss sie sich im Badezimmer ein. Lange blieb sie vor dem Spiegel stehen und sah sich an. Der Anblick gefiel ihr ganz und gar nicht. Dann öffnete sie den Arzneischrank und fand ihren vertrauten Rettungsanker. Sie hasste sich, als sie den Deckel von dem kleinen Glas abschraubte und eine Tablette auf ihre Handfläche klopfte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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