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Unser Körper ist ein intelligenter, selbstheilender Organismus und in jeder unserer Zellen steckt eine unendliche Fülle von Energie. Diese Energie können wir nutzen, um einen optimalen Zustand der Gesundheit und des Wohlbefindens zu erreichen - sowohl körperlich als auch geistig. Ayurveda ist ein uraltes System der Heilkunde, das auf dem Urvertrauen in die zellulare Intelligenz beruht. Je besser wir unseren eigenen Körper kennen und seine Sprache verstehen lernen, desto mehr sind wir in der Lage, seine natürlichen Selbstheilungskräfte zu aktivieren. In diesem Buch werden ayurvedische Prinzipien und Methoden auf einfache und leicht verständliche Weise erklärt, so dass wir die individuellen Bedürfnisse unseres Körpers erkennen und seine Heilungsprozesse unterstützen können. Mit einem Vorwort von Dr. Rajvinder Kaur.
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Veröffentlichungsjahr: 2023
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Publikation darf ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Autors in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln, einschließlich Fotokopien, Aufzeichnungen oder anderen elektronischen oder mechanischen Mitteln, vervielfältigt, verteilt oder übertragen werden, mit Ausnahme von kurzen Zitaten in Rezensionen und bestimmten anderen nicht kommerziellen Verwendungen, die durch das Urheberrecht erlaubt sind. Genehmigungsanfragen richten Sie bitte per E-Mail an den Autor unter [email protected].
Ich hoffe, dass ich den Leser mit diesem Buch inspirieren kann, seinen Körper so zu lieben, wie er ist und ihn als weisen Verbündeten anzuerkennen, der uns auf unserem Lebensweg nicht nur begleitet, sondern auch zu Glück und Wohlbefinden führen kann, wenn wir ihm nur zuhören.
Es ist jedoch nicht meine Absicht, dass die gegebenen Ratschläge als Ersatz für die Inanspruchnahme ärztlicher Hilfe oder die Einnahme verschriebener Medikamente angesehen werden. Ich bitte die Leser also, immer den Rat eines Arztes einzuholen, bevor Änderungen an einer bestehenden Gesundheitsroutine oder verschriebenen Medikamenten vorgenommen werden.
Danksagung
Vorwort
Einführung
Teil 1: Was ist Ayurveda?
Samkhya
Die Gunas – Grundqualitäten der Natur
Der Tanz des Verlangens
Mahat – die kosmische Intelligenz
Ayurveda und moderne Medizin
Eine holistische Wissenschaft
Die fünf Elemente
Die Doshas
Teil 2: Das Leben ist ein Verdauungsprozess
Das Mikrobiom
Agni – das Feuer in uns
Ojas – der Nektar des Lebens
Ama – toxische Stagnation
Srotamsi – im Fluss bleiben
Die Gunas des menschlichen Geistes
Der Tanz des Lebens
Der Körper als Botschafter der Seele
Teil 3: Ayurveda Praxis, Rezepte und Tips
Radikale Selbstliebe
Dosha-Quiz
Agni Deepana – das Feuer zum Lodern bringen
Kräuter und Gewürze
Ama Pachana – die innere Reinigung
Kitchari – Heilung aus der Schüssel
Kitchari – Die Zutaten
Das Rezept
Die Kitchari Kur zuhause
Was ist zu beachten?
In Harmonie mit der Natur
Jahreszeitliche Rhythmen
Dinacharya – Tageszeitliche Rhythmen
Die Energie der Nahrung
Individuelle Ernährung
Preenana
Rasa – das Tor zur Verdauung
Lavana – Salziger Geschmack
Dosha-gerechte Ernährung
Lebensmittel harmonisch kombinieren
Manas Agni – die mentale Verdauung
Die Säulen des Glücks
Die Lebenszyklen
Ayurvedische Hausmittel
Rezepte
Was sonst noch hilft
Radikale Selbstliebe
Quellen
Referenzen
Bücher
Endnoten
SAMADOSHA SAMAGNISCHA SAMADHATU MALAKRIYA PRASANNA ATMENINDRIYA MANAHA SWASTHYA ITYABHIDHYATE
»Jemand, dessen Dosha, Agni und Dhatus im Gleichgewicht sind, der alle Abfallprodukte ordnungsgemäß ausscheidet und dessen wahres, authentisches Selbst, die Sinne und der Geist sich in einem harmonischen und zufriedenen Zustand befinden, ist ein wirklich gesunder Mensch.«
(Ayurvedische Definition von Gesundheit, Sushrut Samhita, Kapitel 15, Shloka 10)
Ich habe dieses Buch in erster Linie für meine eigenen Klienten und Schüler geschrieben, damit sie die Ratschläge, die ich ihnen gebe, besser verstehen können, aber auch, weil ich glaube, dass es in Zeiten wie diesen wichtiger denn je ist, selbst Verantwortung für unsere Gesundheit zu übernehmen. Es gibt so viel, was wir tun können, um Krankheiten vorzubeugen und ein glücklicheres, ausgeglicheneres Leben im Einklang mit der Natur zu führen. Dies ist natürlich nicht als medizinischer Ratschlag gedacht oder als Ersatz für den Besuch eines Arztes. Es soll lediglich als unterstützende Maßnahme helfen, sodass ihr euch befähigt fühlen könnt, auf euer eigenes »Bauchgefühl« zu hören und eurem Körper mehr zu vertrauen und ihn so zu lieben wie er ist – denn er ist wirklich perfekt.
Ich möchte auch meinen eigenen Lehrern dafür danken, dass sie mich befähigt haben, meine Beziehung zu meinem eigenen Körper zu vertiefen, und mich immer darin bestärkt haben, anderen mit meinem Wissen zu helfen:
Doug Hyde von Satmya Killaloe
www.satmya.ie
Dr. Deepika Rodrigo und Dr. Wathsala Wijesinghe vom Ayurveda Institute UK
www.ayurvedainstitute.co.uk
Auch meiner eigenen Ayurvedischen Ärztin und Freundin Dr. Rajvinder Kaur, die das Vorwort zu diesem Buch geschrieben hat und deren kontinuierliche Unterstützung ich sehr schätze.
Dr. Rajvinder Kaur BAMS erwarb ihren Bachelor-Abschluss in ayurvedischer Medizin und Chirurgie am Shri Krishna Government Ayurvedic College im indischen Bundesstaat Haryana. Es handelt sich dabei um einen sechsjährigen Studiengang, der alle Aspekte der ayurvedischen Medizin abdeckt. Seit 2007 arbeitet sie als ayurvedische Therapeutin in Irland. Einzelheiten finden Sie unter www.ayurveda.ie.
Von Rajvinder Kaur
Die ayurvedische Definition von Ayurveda als »Wissen vom Leben« bietet uns einen wunderbaren Einblick in unsere Gesundheit.
Für eine gute Gesundheit brauchen wir ein starkes Verdauungssystem und ein reibungsloses Funktionieren aller Teile des Körpers.
Ayurveda ist ein altbewährtes, auf direkter Erfahrung basierendes Gesundheitssystem. Es hat seinen Ursprung in Indien und ist von der Weltgesundheitsorganisation vollständig anerkannt. Es wird in ganz Indien und in vielen anderen Ländern praktiziert und etabliert sich auch im Westen immer mehr.
Ayurveda ist ein auf Vorbeugung basierendes Modell, das bei chronischen Erkrankungen sehr erfolgreich ist. Es ist ein sehr sanfter Ansatz, der auf die individuelle Konstitution eines jeden Menschen abgestimmt ist. Im Ayurveda geht es um die Heilung des gesamten Menschen und nicht nur um die Behebung der Symptome. Es lehrt uns, wie wir unseren Geist und Körper nähren können, indem wir unsere innere Natur verstehen und uns mit der Kraft der Natur um uns herum verbinden. In der heutigen Zeit werden wir mit einer Vielzahl von Möglichkeiten bombardiert. Ayurveda konzentriert sich auf die Ernährung, den Lebensstil und pflanzliche Präparate sowie verschiedene Heiltherapien und Yoga-Empfehlungen, die auf die gesundheitlichen Bedürfnisse des Einzelnen abgestimmt sind.
Sandra ist eine wunderbare Freundin und ein liebenswerter Mensch. Sie hat das Wissen des Ayurveda so wunderbar vereinfacht, dass es für alle leicht zu verstehen ist. Sie hat ihre eigene Heilungserfahrung aus ayurvedischer Sicht geteilt, was für andere inspirierend ist.
Laut Ayurveda ist Gesundheit nicht nur das Fehlen körperlicher Symptome, sondern auch das Gleichgewicht des körperlichen, geistigen, emotionalen, ökologischen und spirituellen Wohlbefindens eines Menschen. Es hilft, über die Hindernisse des Lebens hinwegzusehen und sich auf Selbstliebe, Selbstfürsorge und die Bedeutung der bedingungslosen Liebe zu konzentrieren, um das eigene maximale Potenzial zu erreichen und die vier wichtigsten Errungenschaften (Dharma, Artha, Kama, Moksha – worauf wir später noch eingehen werden, Anmerkung von S.H.) und Ziele des menschlichen Lebens zu erfüllen.
Gesundheit ist der größte Reichtum, den man haben kann. Wenn wir diese Prinzipien verstehen, wird es sehr einfach, sie in unser Leben zu integrieren.
Zunächst einmal lernen wir die Zusammensetzung unseres Körpers in Form von Vata, Pitta und Kapha zu verstehen. Dann erschließt sich uns, wie die Natur in uns und außerhalb des Körpers in Form von zirkadischen Rhythmen funktioniert. Wenn wir dies erst einmal begreifen, dann verstehen wir auch die Nahrung besser, denn wir sind, was wir essen – oder noch besser, wir sind, was wir verdauen. Wenn wir unseren Körper entsprechend unserem Körpertyp mit Prana (Lebensenergie) versorgen, halten wir viele Krankheiten in Schach, und wenn es ein Ungleichgewicht gibt, können wir es relativ leicht wieder ausgleichen.
Durch einfache Rituale wie Selbstmassage halten wir unseren Geist und unseren Körper in Harmonie. Einfache Entgiftungsrituale zum Wechsel der Jahreszeiten verleihen uns Vitalität und verjüngen unsere Physiologie. Tägliche und jahreszeitliche gesundheitsfördernde Rituale sind eine wunderbare Art zu leben. Ayurveda lehrt uns, im Einklang mit der Natur zu leben und das Leben ganz bewusst zu genießen, indem wir uns mit unserer Umgebung verbinden.
Viele meiner Patienten finden den Zusammenhang zwischen den jahreszeitlichen Veränderungen und den Veränderungen in ihrem eigenen Körper faszinierend. Es macht absolut Sinn, dass das, was im Außen geschieht, sich im Inneren widerspiegelt und dass das Verständnis dieser Umweltveränderungen uns hilft, im Leben effektiver zu arbeiten.
Ayurveda gibt uns die Verantwortung für unsere eigene Gesundheit und hilft uns, ein Leben voller Gesundheit und Glück zu führen. Wir können dies erreichen, indem wir die Quelle der Heilung, die in uns liegt, berühren und lernen, wie wir uns mit ihr verbinden können, um immer glücklich zu sein. Wie die Bhagavad Gita sagt:
»Auf dieser Reise des Lebens ist der Körper der Wagen, der Geist ist das Antriebsinstrument und die Intelligenz ist der Fahrer, der durch die fünf Sinne agiert. Du bist der Passagier.«
Durch das Wissen des Ayurveda lernt unsere Intelligenz, wie man den Wagen geschickt lenkt und alles in Harmonie hält.
Durch die Lektüre dieses Buches werdet ihr viel Wissen erlangen und genügend praktische Methoden erlernen, um euch selbst gesund zu halten.
Falls jemand aber an einem ernsthaften Gesundheitsproblem arbeiten möchte, sollte er oder sie dazu unbedingt eine gut ausgebildete Ayurveda Therapeutin oder Ärztin konsultieren.
Vaidya Rajvinder Kaur (B.A.M.S.)
Im Mai 1992 machte ich zusammen mit einem Freund eine Motorrad-Spritztour durch Berlin. Auf dem Nachhauseweg war es bereits dunkel. In der Nähe einer Kreuzung mitten in der Stadt tauchten plötzlich zwei Kinder aus dem Nichts auf und rannten über die Straße, sodass mein Freund gezwungen war, schnell auszuweichen.
Wir prallten mit voller Wucht gegen einen Laternenpfahl, wodurch ich 40 Meter weit über die Straße geschleudert wurde – jedenfalls wurde es mir später so erzählt. Ich erlitt verschiedene lebensbedrohliche Verletzungen, unter anderem eine Pfählungsverletzung im Unterleibsbereich sowie etliche Knochenbrüche. Mein Freund starb noch in derselben Nacht im Krankenhaus.
Ich wurde sofort operiert, um meinen Blutverlust zu beheben, und verbrachte zwei Wochen lang mit hohen Morphiumdosen auf der Notfallstation. Dann wurde ich für den Rest des Sommers auf eine allgemeine Station des Krankenhauses verlegt.
Gruppen von Studenten beobachteten damals meinen Körper und es wurden sogar Fotos von meinen Verletzungen für die medizinischen Bücher gemacht.
Mir wurde ein künstlicher Darmausgang gelegt und die Ärzte sagten, dass ich für den Rest meines Lebens damit leben müsse.
Einige meiner Zähne waren auch ausgeschlagen, aber ich erinnere mich noch, wie ich meine Besucher durch die Morphium-Wolken hindurch angrinste und mich seltsam lebendig fühlte.
Eine Gruppe guter Freunde hatte mich damals fast täglich besucht. Sie brachten Instrumente mit und schoben mein Bett nach draußen in den Krankenhausgarten. Da saßen wir dann zusammen unter den Trauerweiden im Berliner Urban-Krankenhaus (Vivantes Klinikum Am Urban) und machten Musik. Zahnlos sang ich Lieder, begleitet von Gitarren, Trommeln und einem Saxophon. Meine Freunde färbten mir die Haare mit Henna und erzählten mir Geschichten von der Außenwelt. Ich erinnere mich an diese Zeit als etwas ganz Besonderes – eine wundervolle, irgendwie sogar magische Zeit. Im Sommer begann ich langsam wieder zu laufen. Da ich damals noch sehr jung und rastlos war, verließ ich das Krankenhaus gegen den Rat des Arztes. Der Einladung eines Freundes folgend, ließ ich meine Krücken zurück und reiste einige Wochen lang durch Europa.
Meine Wirbelsäule und mein Kreuzbein waren schwer beschädigt, aber mit der Unterstützung meiner Freunde humpelte ich durch Südfrankreich, trank Wein an sonnigen Flussufern und lernte bei einem Zirkusfestival in Spanien im Sitzen zu jonglieren.
Sechs Monate später wurde mein künstlicher Darmausgang entfernt.
Die Ärzte machten wieder Fotos von mir, diesmal, weil meine Verletzungen so erstaunlich gut geheilt waren, viel besser, als sie alle gedacht hätten.
Bald darauf begann ich, Theater zu studieren, und nahm Unterricht in Stepptanz, Bauchtanz und Flamenco.
Heute habe ich außer ein paar Narben und einer leichten Steifheit in der linken Hüfte keine bleibenden Schäden.
Mein Körper hat sich vollständig geheilt.
Warum? Weil er dazu programmiert ist.
Wir alle sind selbstheilende Organismen.
Diese Erfahrung war für mich von entscheidender Bedeutung. Sie lehrte mich, einen gesunden Respekt vor meinem eigenen Leben zu haben. Von diesem Zeitpunkt an begann ich, meinen Körper – und den menschlichen Körper im Allgemeinen – mit anderen Augen zu sehen.
Ich erkannte, dass es sich dabei nicht nur um eine Maschine oder ein Werkzeug handelt, die bzw. das uns durch das Leben bewegt und hin und wieder repariert werden muss, sondern, dass es in Wirklichkeit ein lebendiger Organismus ist, ein Ausdruck unseres tiefsten Bewusstseins, einer höheren Intelligenz, deren einziges Ziel es ist, uns gesund zu erhalten, damit wir unsere einzigartige Bestimmung erfüllen können.
Ich habe gelernt, dass ich meinen Körper so lieben muss, wie ich meine Kinder liebe – bedingungslos und radikal. Er soll meine Priorität im Leben sein.
Der Körper ist ein Selbstheilungsorganismus.
Er hat die unglaubliche Fähigkeit, die Schäden, die er täglich erleidet, wieder zu reparieren. Ganz gleich, ob es sich um eine unfallbedingte Verletzung oder ein Trauma handelt oder um einen anderen Schaden, den wir ihm selbst durch unsere Ernährung und unseren Lebensstil zufügen – der Körper wird alles in seiner Macht Stehende tun, um zu einem Zustand der Gesundheit und des Gleichgewichts zurückzukehren. Wir müssen ihm nur vertrauen.
Alles, was wir tun müssen, ist, die Ursache der Schädigung zu stoppen und die Entwicklung der Schädigung so weit zu verlangsamen, dass die Heilungsmechanismen in der Lage sind, den Rückstand aufzuholen.
Wenn wir nur ein wenig mehr auf unseren Körper hören würden, wenn wir lernen würden, die subtilen Botschaften zu lesen, die er uns ständig gibt, und wenn wir ihn als den guten Freund behandeln würden, der er wirklich ist, könnten wir ein erfüllteres Leben mit viel weniger Leid führen.
In diesem Buch werde ich versuchen, euch die grundlegenden Werkzeuge in die Hand zu geben, die ihr braucht, um wieder zu lernen, auf die Botschaften des Körpers zu hören und sie zu verstehen.
Ich erkläre euch, warum die Pflege unserer Verdauung der Schlüssel zu unserer Gesundheit ist und wie wir alle lernen können, vielen Störungen und Krankheiten vorzubeugen und sie sogar rückgängig zu machen, indem wir einfach unsere Ernährung umstellen.
Der menschliche Körper ist ein perfekter, intelligenter, göttlicher Organismus, der unermüdlich daran arbeitet, uns gesund, ausgeglichen und lebendig zu erhalten, damit wir ein glückliches und erfülltes Leben führen können.
Wenn wir das verstanden haben, können wir anfangen, mit der ihm inliegenden Intelligenz zu arbeiten, statt gegen sie. Wir können beginnen, unseren Körper wieder zu lieben.
Im Sanskrit bedeutet Ayu Leben und Veda bedeutet Wissen oder Wissenschaft.
Ayurveda ist also die Wissenschaft vom Leben. Aber es ist mehr als nur Biologie. Es ist eine ganzheitliche Weisheit – eine uralte Gebrauchsanweisung, die uns genau sagt, wie wir ein freudiges, lebendiges, langes und krankheitsfreies Leben führen können.
Es handelt sich um ein bewährtes medizinisches und gesundheitliches System, das auf dem uralten Wissen der vedischen Schriften beruht, deren umfangreiche und vielfältige Weisheit heute noch genauso gültig und wirksam ist wie vor über 5000 Jahren. Es gibt uns Hinweise darauf, wie wir Krankheiten vorbeugen, unsere Vitalität, Immunität und unser Wohlbefinden verbessern und viele chronische Krankheiten und Störungen lindern und sogar rückgängig machen können.
Es ist eine Wissenschaft, die ohne Hochleistungsmikroskope, Messgeräte oder Computer auskommt und dennoch außergewöhnlich genau ist, und zwar durch die Schärfung der körpereigenen Messinstrumente: unserer Sinne.
Durch unsere unmittelbare Wahrnehmung des Geschmacks, des Lichts und der Farben, des Klangs, der Berührung und des Geruchs sowie durch unser eigenes Bewusstsein und unsere Intuition können wir eine echte Beziehung zu unserer zellularen Intelligenz entwickeln, die auf direkter Erfahrung beruht.
Und jeder von uns kann es lernen.
Ayurveda bietet uns eine ursprüngliche und dennoch neue Sichtweise, durch die wir eine komplexe Welt ganz einfach verstehen können.
Ayurveda basiert auf den Prinzipien des Samkhya. Dies ist ein Zweig der vedischen Philosophie, der die Entwicklung von allem, was existiert, von dem reinen Bewusstsein und der potenziellen Energie bis hin zu seinen manifestierten Formen – Atome, Moleküle und organische Materie – beschreibt:
Im Gegensatz zu unserer westlichen Schulwissenschaft, die bisher glaubte, dass das Bewusstsein aus der Materie (dem zentralen Nervensystem zum Beispiel) entsteht, sieht man im Ayurveda das Bewusstsein als Ursprung von allem, was existiert. Allerdings kann das Bewusstsein selbst nur dann existieren, wenn es etwas hat, dessen es sich bewusst sein kann … Dies ist das Prinzip der Dualität, das sich überall widerspiegelt: Männlich und weiblich, Bewusstsein und Körper, Intelligenz und Intuition gehören untrennbar zusammen. Die ayurvedischen Begriffe dafür sind Purusha und Prakriti. Diese Dualität spiegelt sich in allem, was existiert wider, von der Anziehung der positiven und negativen Teilchen im Reich der Atome und Moleküle, bis hin zur Anziehung zwischen dem weiblichen und dem männlichen Geschlecht (oder den weiblichen und männlichen Anteilen in uns). Diese Anziehungskraft ist die Basis allen Lebens.
In der Samkhya Philosophie wird diese grundsätzliche Dualität als das göttliche männliche und weibliche Prinzip beschrieben, wobei das Männliche hier für das reine Bewusstsein steht (Purusha), das Weibliche für Materie (Prakriti).
Prakriti ist die Matrix des Kosmos, die atomaren Teilchen, die allem, was existiert, zugrunde liegen, und Purusha ist die Intelligenz, die sie bewegt.
Nur wenn beide zusammenkommen, entsteht Leben und individuelles Bewusstsein.
Dies wird in den vedischen Mythologien mit ihrer reichen archetypischen Symbolik wunderbar beschrieben: Shiva und Shakti, das göttliche Liebespaar, in ihren vielen Formen und Ausdrucksweisen, Brahma, der Gott der Entstehung, der von seiner eigenen weiblichen Energie umkreist wird, die sich dann in allen Formen der Natur manifestiert, und Vishnu, der Gott des Lebens und des Bewusstseins, der zuerst schlafend auf einer zusammengerollten Schlange im Ozean der Potenzialität träumt, bevor er dann mit der Göttin Lakshmi zusammen die Natur im Gleichgewicht erhält.
Diese drei göttlichen Paare sind Sinnbilder, die für die drei grundlegendsten aller Eigenschaften stehen.
Anfang des 20. Jahrhunderts hat Einstein die Relativitätstheorie entdeckt und publiziert. Diese Theorie beinhaltet, dass Energie in Relation steht zu Masse und Lichtgeschwindigkeit.
Diese drei Grundlagen – Energie, Masse und Licht – sind die Grundlagen des Lebens. Prakriti – die gesamte Natur – besteht auf allen Ebenen aus diesen drei Bestandteilen und wir können deren Eigenschaften überall in uns und um uns herum erkennen:
Rajas
Rajas – die dynamische, feurige Qualität von Energie, Kraft und Motivation kann in dem Wachstum einer Pflanze oder dem Streben von Tieren oder Menschen nach Überleben, Fortpflanzung und Entwicklung beobachtet werden. Es ist die Energie des Frühlings, des Wachstums, des Wollens, des Lernens und der Wärme. Bewegung erzeugt diese Energie und da alles Leben ständig in Bewegung ist, ist dies die Energie, die in unserem Leben überwiegt.
Tamas
Tamas – die Qualität der Masse, der Trägheit, ist beobachtbar im Verfall der Pflanzen und in ihrer Rückkehr in den Boden. Auch in unserem eigenen, schlafenden, ruhenden Geist findet sie sich wider. Es ist die Energie von Herbst und Winter, von Erde und tiefem, dichtem Boden, von Stabilität und Ruhe aber auch von Kraft und Schwere.
Sattva
Sattva – die Qualität des Lichtes und der Ausdehnung, der Erleuchtung und der Leichtigkeit, wie man sie in der Blütezeit der Pflanze, die ihren Duft und ihre Schönheit verströmt, oder in der Frucht, wenn sie vollkommen reif und süß ist, beobachten kann. Sie findet sich auch in unserem eigenen sich ausdehnenden Bewusstsein, in unserer Kreativität, in der Leuchtkraft unseres Geistes, der wie der Mond in der Dunkelheit strahlt.
Diese Qualitäten existieren in allem, selbst in den kleinsten Partikeln der Materie, sind aber nicht immer aktiv. In ihrem rein potenziellen, inaktiven Zustand sind sie im vollkommenen Gleichgewicht. In diesem Zustand, vor der Entstehung jeglichen Lebens, gibt es nichts, was gebraucht wird, also gibt es auch keinen Grund zur Aktivität. Aber sobald dieses Gleichgewicht gestört wird, durch einen Wunsch, ein Verlangen, ein Bedürfnis, kommen sie in Bewegung und beginnen den rhythmischen Tanz des Lebens.
Dieses Verlangen wird Erweckt, wenn das männliche Prinzip mit dem weiblichen verschmilzt. Wenn das Bewusstsein mit der Materie verschmilzt und zu lebendiger Energie wird, wird es sich über sich selbst bewusst.
In fast allen Kulturen der Welt gibt es Entstehungsmythen, die diese Evolution in reichen, symbolischen Bildern beschreiben. Auch in der Geschichte von Adam und Eva ist dieses Prinzip enthalten: Adam (Purusha) und Eva (Prakriti) werden von der Dualität (der Schlange) beeinflusst und werden sich dadurch ihrer selbst bewusst. Erst dann entsteht das individuelle Bewusstsein und damit das Ego.
Die Gunas beginnen ihren Tanz des Lebens:
Wenn eines von ihnen reduziert wird, erhebt sich das andere, wenn eines dominant wird, zieht sich das andere zurück.
Wir spüren diese Wirkung selbst jeden Moment: Wenn uns heiss wird, dann kühlt sich unser Körper durch Schwitzen ab, wenn wir uns überarbeitet haben werden wir müde, usw.
Jede einzelne unserer Zellen arbeitet so ständig daran, sich selbst im Gleichgewicht zu halten.
Wann auch immer es ein Defizit gibt, entsteht ein Verlangen dieses Auszugleichen. Das ist das Grundprinzip jeder Evolution.
Wie zum Beispiel die Meerestiere, die eines Tages durch eine Naturkatastrophe ein Defizit an Nahrung erlebten. Durch das so entstehende Verlangen bewegten sie sich immer näher auf seichtere Gebiete zu. Dort, durch den Druck auf den Boden, erstarkten die Flossen, bis sie irgendwann einmal stark genug waren, um auf dem Land vorwärts zu kommen. Je mehr diese von der Evolution geformten Tiere dann in das Landesinnere eindrangen, desto stärker wuchsen die Muskeln und desto länger formten sich die Knochen, bis sie zu Beinen wurden. Der Körper passt sich also die inneren Bedürfnisse an, die äußere Form folgt immer einem inneren Verlangen.
Aus dieser Perspektive ist das Leben wirklich ein ständiger Tanz von Kausalität – von Aktion und Reaktion – mit dem ständigen Ziel, einen Zustand des Gleichgewichts zu erreichen. Es ist ein Tanz des Verlangens, ein Bedürfnis nach Harmonie.
Samkhya Philosophie beschreibt so die uns angeborene, kosmische Intelligenz, die in der molekularen Matrix existiert und der Natur im gesamten Universum zugrunde liegt – die Kraft, die uns zu diesem Zustand des Gleichgewichts bewegt. So wie unser Herz weiß, wie es zu schlagen hat, unsere Zellen wissen, wie sie Energie produzieren können, weiß auch unsere Haut, wenn sie einmal verletzt wurde, wie sie sich selbst heilen kann. Die Erde weiß, wie sie die Sonne umkreist, Elektronen wissen, wie sie den Atomkern umkreisen. Die Kraft, die diesen kosmischen Tanz in Bewegung hält, wird nur durch die sich anziehenden Gegensätze gesteuert.
Nur das Bedürfnis nach Vereinigung der Dualitäten und nach einem Zustand des Gleichgewichts der Gunas hält unsere biologischen Funktionen in Gang.
Die Anziehung der polaren Gegensätze – Bewusstsein und Natur, Purusha und Prakriti, Shiva und Shakti, männlich und weiblich, positive und negative Energien – bildet den Urantrieb allen Lebens.
Und ist diese Anziehungskraft, diese Sehnsucht zweier gegensätzlicher intelligenter Kräfte, miteinander zu verschmelzen und eins zu werden, nichts anderes als Liebe?
Ich denke, dass die Liebe die grundlegende Kraft ist, die uns und das gesamte Universum in Bewegung setzt.
Auch in unseren Körpern lebt diese kosmische Kraft der Liebe. Jede einzelne Zelle arbeitet unermüdlich, um ihren Zweck zu erfüllen, und dieser Zweck ist niemals darauf beschränkt, nur sich selbst zu dienen. In unseren Körperzellen gibt es kein Ego. Nur Liebe und die intelligente Kraft der Natur. Eine kosmische Intelligenz, die für das Wohl des Ganzen arbeitet.
Unser Körper belügt uns auch niemals – er sagt uns immer nur die Wahrheit darüber, wer wir wirklich sind, darüber, wohin wir gehen sollten, und darüber, was wir wirklich brauchen. Und er hat auch seine ganz eigene Sprache, mit der er kommuniziert. Wenn wir sie nur verstehen könnten …
Unsere moderne Medizin hat uns so viel gegeben.
Wir verfügen über Technologien, die uns ermöglichen, mikroskopisch kleine Organismen zu sehen, Körperzellen zu beobachten und winzige Moleküle zu erkennen. Wir verfügen über ausgefeilte Operationsmethoden, wirksame Medikamente, die fast jedes schmerzhafte oder lebensbedrohliche Symptom unterdrücken können, und Impfstoffe, die halfen, viele Krankheiten so gut wie auszurotten.
Es besteht kein Zweifel, dass unsere modernen Methoden funktionieren, leider fordern sie aber auch einen hohen Preis.
Nebenwirkungen von Medikamenten sind weit verbreitet und laut einer Studie von 2018 sogar die dritthäufigste Todesursache in den USA.1