Raketenstart-Rückruf - Sonja Meiburg - E-Book

Raketenstart-Rückruf E-Book

Sonja Meiburg

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Beschreibung

Der Rückruf ist das wichtigste Signal im Zusammenleben mit unseren Hunden, aber auch dasjenige, was oft am wenigsten funktioniert. Sonja Meiburg führt mit ihrem Buch Hund und Halter gemeinsam zum Erfolg. Ihr Rückruf-Training ist in das sogenannte Markertraining integriert, eine sehr erfolgreiche und gleichzeitig sanfte Methode der Hundeerziehung. Mittels positiver Bestärkung und exakt getimtem Lob lernen Hunde motiviert und angstfrei das gewünschte Verhalten. Dieses Rückruf-Training macht Hund und Mensch gleichermaßen Spaß und sorgt dafür, dass ein vertrauensvolles Miteinander entsteht – respektvoll, fair und auf Augenhöhe.

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Seitenzahl: 223

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Dieses E-Book ist die digitale Umsetzung der Printausgabe, die unter demselben Titel bei KOSMOS erschienen ist. Da es bei E-Books aufgrund der variablen Leseeinstellungen keine Seitenzahlen gibt, können Seitenverweise der Printausgabe hier nicht verwendet werden. Stattdessen können Sie über die integrierte Volltextsuche alle Querverweise und inhaltlichen Bezüge schnell komfortabel herstellen.

Einleitung

© Anna Auerbach/Kosmos

Anruf in der Hundeschule. Eine Halterin klagt ihr Leid: „Und dann kam da der Hase auf einmal über den Weg gesprintet. Fiffi war sofort weg! Da konnte ich mit der Leberwurst winken, das war ihm völlig egal. Leberwurst, weißte? Mit Leberwurst! Eine halbe Stunde lang habe ich gesucht und gepfiffen, bis er endlich zurückgekommen ist. Seitdem habe ich ihn an der Schleppleine.“

Hase da – Hund weg. Kennste, oder? Sonst würdest du dieses Buch vermutlich nicht lesen.

Der Rückruf ist so ziemlich das wichtigste Signal im Zusammenleben mit unseren Hunden. Wenn ich meine Kursteilnehmer frage, was ihnen wichtig ist, höre ich ganz oft: „Och, er soll gar nicht viel können. Ein wenig Sitz und Platz. Aber er muss kommen, wenn ich ihn rufe.“ Ob ich meinen Vierbeiner rufe, weil er unbedingt den Nachbarn begrüßen möchte, der sich schon letzte Woche über die Pfotenabdrücke auf seiner Jogginghose beschwert hat. Ob ich ihn rufe, weil die suizidal veranlagte Nachbarskatze unbedingt zum Hundeschmusen vorbeischauen möchte. Ob ich ihn rufe, weil er seinen Kumpel am anderen Ende der viel befahrenen Straße gesehen hat und freudig ein kleines Spiel-Date vereinbaren möchte. Ob ich ihn rufe, weil ich merke, dass er eine halb gare, weggeworfene Pizza am Wegesrand entdeckt hat. Es gibt kaum ein Signal, das ich so häufig benötige wie den Rückruf. Er ist lebensnotwendig, praktisch und funktioniert häufig nicht so, wie Frauchen und Herrchen es gerne hätten.

Dabei ist Rückruftraining gar nicht so schwierig. Alles, was du brauchst, ist ein richtig guter Plan und etwas Zeit, um deinen Plan in die Realität umzusetzen. Sprich: Training!

„Training“ bedeutet, dass es keinen Rückrufknopf gibt. Es ist ein Weg. Ein Weg, der Spaß macht. Dir und deinem Hund.

Optimal wäre es natürlich, wenn du bereits mit einem Welpen in dieses Training einsteigst, weil dein Babyhund meist noch nicht die Erfahrung gemacht hat, dass Hasenjagen schöner ist als das Zurückkommen zu dir. Aber keine Panik: Dieses Übungsprogramm kannst du genauso gut durchführen, wenn dein Hund schon älter und bereits hasenerfahrener ist. Auch dann kann er den Rückruf noch einmal (oder überhaupt einmal) neu erlernen und auch noch Spaß dabei haben.

Probier’s aus und berichte!

© Anna Auerbach/Kosmos

Sonja Meiburg mit Mio

RÜCKRUFTRAINING—WAS NICHT KLAPPT

© Anna Auerbach/Kosmos

Warum ist das nur so verdammt schwierig?

„Immer, wenn er kommt, kriegt er von mir ein Leckerli. Ich verstehe nicht, warum er nicht kommt, wenn ich ihn rufe, sobald sein Hundekumpel uns begegnet.“ Ist das wirklich schwer zu verstehen?

© Anna Auerbach/Kosmos

WARUM KLAPPT ES NICHT? Gründe für einen vermasselten Rückruf sind vielfältig.

Stell dir doch mal so eine typische Rückrufsituation vor. Fiffis bester Freund Enno kommt mit seinem Frauchen um die Ecke. Dein Hund freut sich wie Bolle, tobt gleich hin und beginnt, auf der Wiese Räuber und Gendarm mit Enno zu spielen. Währenddessen stehst du am Rand und ratschst ein wenig mit Ennos Frauchen. Nach ein paar Minuten möchtest du wieder nach Hause gehen, weil in der Zwischenzeit die Waschmaschine mit der Wäsche fertig sein dürfte. Du rufst Fiffi, der sich aber kaum von seinem Best Buddy lösen kann. Du rufst immer und immer wieder. Schließlich kommt Fiffi sogar. Und was passiert dann? Er wird angeleint, bekommt eventuell noch ein Stückchen Trockenfutter und ihr geht weg vom Hundekumpel. Was lernt Fiffi daraus? „Beim Kumpel ist’s schöner und beim nächsten Mal lass ich mir noch ein wenig mehr Zeit, bevor die Spielverderberin mich einfangen kann.“

© Anna Auerbach/Kosmos

© Anna Auerbach/Kosmos

Trockenfutterkrümelchen: „Hundespiel ist schöner“

Wenn Rückruf etwas Doofes bedeutet

Situationen, in denen es für deinen Hund etwas Doofes bedeutet, wenn er deinem Ruf folgt, kommen im Alltag häufig vor. Eigentlich sogar andauernd.

Du rufst, wenn er aus dem spannenden Garten ins langweilige Haus kommen soll. Du rufst, wenn er die Katze in Ruhe lassen und zu dir kommen soll. Du rufst beim Spaziergang, bevor du ihn anleinst und wieder nach Hause gehst. Du rufst, wenn er an einer Stelle ganz intensiv schnüffeln möchte, es dir aber langsam zu langweilig wird. Für deinen Hund bedeutet dein Rufen sehr häufig, dass er etwas, was ihm gerade Spaß macht, unterbrechen soll. Und für was? Für ein Kopftätscheln oder ein Stückchen Futter?

DAS HUNDEHIRN ENTSCHEIDET

Wenn dein Hund die Wahl hat, und die hat er immer, wenn er ohne Leine unterwegs ist, tut er das, was sich für ihn gut anfühlt. Dafür kann er nichts. Daran ist sei Gehirn schuld. Das entscheidet, was sich gut anfühlt und was nicht, und reagiert entsprechend. Wenn es sich für deinen Hund besser anfühlt, zum besten Hundefreund zu laufen, als zu dir zu kommen, dann wird er das tun. Wenn es sich besser anfühlt, dem Hasen hinterherzurennen, als zu dir zu kommen, dann wird er das tun. Er ist ohne Leine, also kann er es sich aussuchen.

Rennen und Hetzen macht den meisten Hunden viel mehr Spaß, als sich von dir ein Stückchen Trockenfutter abzuholen.

SCHRECK- UND SCHMERZREIZE SIND KONTRAPRODUKTIV

Ich kann gut nachvollziehen, dass es dich wahnsinnig ärgert, wenn dein Hund nicht kommt, wenn du ihn rufst. Das ist gefährlich und manchmal auch ein wenig peinlich, wenn andere Leute das mitkriegen. Und wenn etwas gefährlich oder auch nur ein wenig unangenehm ist, reagieren wir Menschen darauf nicht selten aus Angst oder Frust heraus mit Aggression. Das heißt, du rennst schimpfend hinter deinem Hund her, um ihn dazu zu bringen, dass er freudig zu dir gelaufen kommt. Manche Menschen schmeißen auch die Leine oder eine Kette hinter ihrem Hund her.

Mal ehrlich: Wenn du dein Hund wärst und es würde jemand laut schimpfend und drohend auf dich zukommen … Würdest du dich ihm dann freudig annähern wollen? Und wenn du deinen Hund dann endlich in Griffweite hast, wirfst du dich auch noch auf ihn, um ihn zu erwischen, reißt am Halsband oder am Geschirr, drückst ihn vielleicht noch auf den Boden, ärgerst dich lautstark, weil es so lange gedauert hat, bis er gekommen ist, und leinst ihn wütend an. Und was lernt dein Hund? „Wenn die Olle so sauer ist, wird es richtig doof. Da halte ich lieber Abstand.“ Dein Hund ist doch nicht doof. Du erinnerst dich an die Sache mit dem Gehirn? Wenn er das Gefühl hat, dass ihn etwas Unangenehmes erwartet, wird er das Unangenehme möglichst lange herauszögern wollen. Das kennst du ganz sicher vom letzten Zahnarzttermin oder der schon lange fälligen Steuererklärung.

© Anna Auerbach/Kosmos

Anleinen bedeutet: Der Spaß ist vorbei.

© Anna Auerbach/Kosmos

So wird das nichts!

Die Sache mit der Bindung

Es ist übrigens nicht immer einfach eine Frage der Bindung, ob dein Hund kommt, wenn du ihn rufst, oder ob er nicht kommt. Bindung ist ganz häufig eine leere Worthülse, die der Hundehalter meist ganz einfach übersetzt mit: „Ist mein Hund gehorsam, hat er eine gute Bindung zu mir.“

Manchmal denkt er auch: „Wenn mein Hund nicht jagen geht, bin ich ihm wichtiger und das ist ein Zeichen für eine gute Bindung.“ Achtung, Überraschung: Genau das Gegenteil kann auch der Fall sein. Wenn dein Hund jagen geht, dann hat er das Vertrauen zu dir, dass du auch noch da bist, wenn er wiederkommt. Das ist eine gute Bindung, denn sie basiert auf dem Vertrauen deines Hundes dir gegenüber! Es gibt Hunde, die sich nie trauen, sich von ihrem Menschen zu entfernen, weil sie kein Vertrauen in ihren Menschen haben und sich nicht darauf verlassen können, dass der Mensch noch da ist, wenn sie ihre Umwelt mal etwas genauer unter die Lupe nehmen und sich zum Beispiel an einer interessanten Schnüffelstelle festschnuppern. Es geistert leider immer noch in den Hundehalterköpfen herum, dass man sich, wenn der Hund nicht auf das Rufen reagiert, hinter einem Baum verstecken soll, damit sich der Hund so richtig erschreckt und danach möglichst nicht mehr von der Seite des Halters weicht. Das ist eher keine gute Idee.

© Anna Auerbach/Kosmos

Gute Bindung braucht Vertrauen.

Aus zwei Gründen:

Einen Hund mit einer guten Bindung und einem gesunden Selbstbewusstsein wird das Verstecken nicht weiter stören. Er weiß, dass du ihn nie im Stich lassen würdest und dass er sich auf dich verlassen kann. Er rechnet auf jeden Fall damit, dass er dich wiederfindet. Irgendwann hat er auch raus, dass er dich einfach mit seiner Nase wiederfinden kann. Spätestens dann hat sich das Verstecken von selbst erledigt, weil sich dein Hund davon dann nicht mehr beeindrucken lässt und erst einmal gut gelaunt seinen Geschäften nachgeht, bevor er dich irgendwann fröhlich suchen kommt.

Hunde, die sehr ängstlich und umweltunsicher sind, kann man mit dem Verstecken sehr stark aus dem Konzept bringen und sehr stark verunsichern. Diese Hunde haben oft keine gute Bindung, denn sie haben kein großes Vertrauen in den Menschen. Wenn du so einen Hund plötzlich alleine lässt, kann es sein, dass er in Panik gerät und davonläuft und dann nicht mehr ansprechbar ist. Dieses Spiel mit der Angst des Hundes kann sehr heftig nach hinten losgehen und sich sogar auf Trennungsstress daheim auswirken, sodass dein Hund sogar Schwierigkeiten bekommen kann, allein zu Hause zu bleiben. Es kann sein, dass er sich dann gar nicht mehr von dir wegtraut und dich überhaupt nicht aus den Augen lässt, weil er Angst hat, dass er dann wieder in diese Paniksituation gerät. Du kannst dir vielleicht vorstellen, wie unentspannt so ein Spaziergang für deinen Hund ist, auch wenn er für dich nach außen hin vielleicht total brav und unterwürfig wirkt.

© Anna Auerbach/Kosmos

Verstecken hilft nicht!

Die Lebensumstände

Hast du einen Hund, der eine absolut coole Socke ist, bedeutet das auch oft, dass der Rückruf ziemlich gut funktioniert, weil sein Körper und sein Gehirn entspannt sind und er nicht auf jeden Pups, der um ihn herum passiert, reagieren muss. Umgekehrt bedeutet das, dass es Hunde gibt (und das sind durchaus recht viele), die so aufgeregt sind, dass sie auf jedes vom Baum fallende Blatt reagieren. Hast du einen Hund, der sehr hibbelig ist, dann fällt es ihm häufig schwer, auf den Rückruf und auch auf andere Signale zuverlässig zu reagieren, weil sein Gehirn ständig mit anderen Dingen beschäftigt ist.

Das ist natürlich eine Frage der Veranlagung, aber auch der Lebensumstände. Hast du so einen Fusselkopp bei dir daheim, kann es durchaus Sinn machen, dass du ein paar Sachen überprüfst.

Zum einen: Schläft dein Hund genug?

Ein Welpe braucht 20 – 22 Stunden Ruhe am Tag, ein erwachsener Hund gerne immer noch 16 – 18 Stunden. „Ruhe“ bedeutet nicht notwendigerweise „Tiefschlaf“, sondern einfach nur entspanntes Dasein. Diese Ruhe bekommt der Hund nicht, wenn er ständig von A nach B geschleppt wird. Wenn er vormittags mit Frauchen eine Zwei-Stunden-Runde drehen, ab dem Mittag als Kinderbespaßung herhalten und nachmittags mit Herrchen joggen gehen muss. Am besten folgt dann abends noch die Stunde Gehorsamstraining samt Spielrunde auf dem Hundeplatz. Und wann bitte schön hat der Hund dann die Ruhe, um sich zu erholen und das Hirn und den Körper mal wieder etwas entspannen zu lassen? Sei mal ganz ehrlich zu dir selbst und schreib genau auf, wann dein Hund über Tag wirklich ruht. Manchmal klärt sich unruhiges Verhalten auf diese Weise sehr schnell auf. Ein halbwegs geregelter Tagesablauf und besonders ein absolut ungestörter Ruheplatz sind ein Muss für jeden Hund.

© Anna Auerbach/Kosmos

Ausreichend Schlaf ist wichtig.

Zum Zweiten: Die Ernährung

„Du bist, was du isst“ ist nicht nur für uns Menschen wichtig, sondern auch für deinen Hund. Wenn du merkst, dass dein Hund sehr unruhig ist, solltest du auch mal seine Ernährung überprüfen. Erhält er genügend Kohlenhydrate? Bekommt er vielleicht etwas, was er nicht verträgt und wird deswegen hibbelig? Bekommt er nur einmal am Tag etwas zu fressen, sodass sein Blutzuckerspiegel stark schwankt? Wenn du dir überlegst, wie du drauf bist, wenn du nur ein großes Frühstück hattest und dann bis zum späten Nachmittag nichts mehr zu futtern bekommst, kannst du dir vielleicht vorstellen, dass es deinem Hund ähnlich geht. Ich bin jedenfalls nicht besonders geduldig, wenn ich Kohldampf habe. Gerade wenn sich dein Hund draußen ständig etwas Fressbares sucht und sich davon nicht gut abrufen lässt, könnte ein häufigeres Füttern schon einiges am Verhalten zum Guten verändern. Futter und Füttern ist eine sehr individuelle Sache beim Hund, genau wie beim Menschen. Probiere einfach über mehrere Wochen oder sogar Monate hinweg aus, was deinem Hund guttut. Wenn du dir unsicher bist, wende dich an eine Ernährungsberatung.

© Anna Auerbach/Kosmos

Überprüfe die Ernährung deines Hundes!

Zum Dritten: Körperliche Beschwerden

Es ist gar nicht selten, dass Hunde nicht gut ansprechbar oder ziemlich überdreht sind (und damit auch nicht gut auf den Rückruf reagieren), wenn sie körperliche Beschwerden haben. Bauchweh, Kopfweh, Muskelschmerzen, Allergien, … Wenn es deinem Hund nicht gut geht, leidet sein Gehorsam. Das ist ganz normal und verständlich. Überlege mal, wie es dir ginge, wenn du dich mit einer Erkältung durch den Tag schleppst und alle zwei Minuten kommt jemand und will was von dir. Die Eltern unter uns kennen das … Nicht jedes körperliche Unwohlsein macht sich gleich deutlich bemerkbar. Wenn du das Gefühl hast, dass dein Hund manchmal einfach nicht so wirklich ansprechbar ist, lass ihn tierärztlich durchchecken, am besten in Zusammenarbeit mit einem Trainer/einer Trainerin. Gerade Hundetrainer/innen haben häufig ein gutes Gespür dafür, ob ein Verhalten körperlich bedingt ist und können Tipps geben, was beim Tierarzt abgecheckt werden sollte.

Hast du das alles abgecheckt und optimiert, kannst du ins Training einsteigen. Mach dir einen Plan! Und dann geht’s los!

WAS DU BRAUCHST

Das richtige Equipment

Ein passendes Signal

Passende Belohnungen

Einen Ablenkungsfahrplan

Einen guten Übungsaufbau

Und du musst wissen, was du tun musst, wenn dein Hund mal nicht auf dein Signal reagiert.

Systematisches Training Fehlanzeige

Und zu guter Letzt kommt noch dazu, dass die meisten Halter den Rückruf „irgendwie“ aufbauen. Im besten Fall wird der Rückruf ab und zu mal im Wohnzimmer und beim Spaziergang geübt und der Hund wird mit einem Stückchen Trockenfutter belohnt.

Und dann soll es funktionieren, wenn der Hase davonläuft? Obwohl du mit deinem Hund bisher nicht einmal geübt hast, sich von so was wie einem rollenden Ball abrufen zu lassen? Träum weiter. Und wenn der Rückruf so ein ganz klein wenig funktioniert, rufen ganz viele Leute ihren Hund nur noch dann, wenn sie den Rückruf wirklich brauchen. Also beim Hasen, bei anderen Hunden, wenn interessante Menschen kommen und so weiter. So wird der Rückruf zum perfekten Alarmsignal für deinen Hund. Wenn du rufst, weiß Fiffi ganz genau, dass es jetzt in dieser Sekunde etwas Interessantes zum Entdecken gibt und schaut sich erst mal um, bevor er kommt oder auch nicht. Und wenn er nicht kommt, lernt er gleich dazu: „Frauchen schlägt Alarm, also renn ich mal los“, und er merkt, dass er auf dein Rufen gar nicht folgen muss, denn du bist eh machtlos, sobald an deinem Hund keine Leine mehr hängt. 

© Anna Auerbach/Kosmos

Keine Leine dran – los geht’s!

Zusammengefasst heißt das:

Wenn du rufst, heißt das für deinen Hund oft, dass etwas, was er toll findet, ein Ende hat. Belohnt wird er, wenn überhaupt, mit Dingen, die er nicht immer wirklich mag. Zwischendurch fühlt es sich für ihn richtig doof an, wenn er zu dir kommt, weil du ihn bedrohst, beschimpfst und /oder ihm wehtust. Und er weiß genau: Wenn du rufst, geht irgendwo anders als bei dir richtig die Post ab. Kein Wunder, dass der Rückruf nicht so wirklich gut funktioniert, oder? Es gibt keinen eingebauten Rückrufknopf für deinen Hund, sondern er kommt dann, wenn es sich gut anfühlt.

DAS RICHTIGEEQUIPMENT

© Anna Auerbach/Kosmos

Vorbereitung ist alles!

Bevor du mit deinem Rückruftraining beginnst, solltest du dich versichern, dass du alles bereitliegen hast, was du brauchst. Investiere vor deinem Training ein wenig Zeit, um dir über das passende Equipment ein paar Gedanken zu machen.

© Anna Auerbach/Kosmos

Equipment

Lange Leine und Pfeife

© Anna Auerbach/Kosmos

Es wäre, vorsichtig ausgedrückt, „etwas“ kontraproduktiv, wenn du zum Beispiel eine Schleppleine verwendest, die du nicht richtig fassen kannst und die dir deine Finger halb absäbelt, sobald dein Hund ein Reh sieht und du versuchst, ihn mit der Leine zu stoppen. Das Handling mit der Schleippleine muss geübt werden, wenn man nicht sich selbst oder seine Begleiter damit einwickeln möchte.

Nutze Equipment, das bequem, sinnvoll und gut zu verwenden ist. Außerdem darf es dir natürlich auch gefallen. Suche dir Hilfsmittel, die du im Alltag gern in die Hand nimmst und mit denen du auch gern arbeitest. Nur Dinge, die du magst, wirst du auch benutzen.

WAS DU BRAUCHST

Ein passendes Brustgeschirr

Eine Schleppleine, falls notwendig, ein Ruckdämpfer oder Handschuhe

Optional: eine Pfeife

Optional: Clicker/Markerwort

Ein passendes Brustgeschirr

„Mein Hund trägt aber nur Halsband.“ Ja, mag sein, aber nicht an der Schleppleine. Stell dir vor, du hast eine Zehn-Meter-Schleppleine in der Hand. Das andere Ende ist am Halsband deines Hundes befestigt.

© Anna Auerbach/Kosmos

Ein Brustgeschirr ist einem Halsband vorzuziehen

Dein Hund befindet sich auf Schleppleinenlänge hinter dir, plötzlich springt vor dir ein Hase auf und dein Hund startet durch. Er vergisst, dass er an der Leine ist und hat eine Sprintstrecke von 20 Metern (zehn Meter hinter dir bis zehn Meter vor dir), bis die Kanonenkugel ungebremst in die Leine knallt. Kannst du dir vorstellen, welche Kräfte da auf den Hundehals wirken? Also wenn du nicht in Gefahr laufen möchtest, deinen Hund zu köpfen oder ihm das Genick zu brechen, verwendest du an der Schleppleine besser ein gut sitzendes Brustgeschirr. So verhinderst du, dass sich dein Hund verletzt.

Welches Geschirr für deinen Hund geeignet ist, ist sehr individuell und von Hund zu Hund total unterschiedlich. Die richtige Passform eines Geschirrs hängt sehr vom Körperbau deines Hundes ab. Mittlerweile gibt es aber so viele unterschiedliche Modelle aus allen möglichen und unmöglichen Materialien, dass auch für deinen Hund sicher etwas dabei ist,  was ihm passt und in dem er sich wohlfühlt.

Wenn dein Hund ein Geschirr noch nicht kennt und du merkst, dass er das ungewohnt bis unheimlich findet, kannst du ihn langsam daran gewöhnen, indem du das Anziehen des Geschirrs mit sehr positiven Dingen wie Futter, Ballspiel, dem Spaziergang verknüpfst. Manche Hunde finden es gruselig, wenn ihnen etwas über den Kopf gezogen wird. Dafür gibt es Geschirre, die am Halsgurt einen Verschluss haben, sodass das Geschirr am Hals wie ein Halsband geschlossen werden kann und nicht über den Kopf gezogen werden muss.

Sollte dein Vierbeiner zu den seltenen Kandidaten gehören, die außer einem Halsband absolut nichts am Körper tragen können und die sich mit Geschirr trotz sorgfältiger Gewöhnung keinen Millimeter bewegen können, musst du leider ein Halsband (mit Ruckdämpfer) verwenden. Wenn das der Fall ist, fallen alle Schleppleinen-Übungen für dich raus. Es ist einfach zu gefährlich. Übe dann mit deinem unangeleinten Hund auf sicherem, eingezäuntem Gelände und gib dir bitte ganz besonders viel Mühe im Aufbau mit den passenden Belohnungen und dem Ablenkungsfahrplan, sodass dein Rückruf im Training wirklich immer sitzt und dein Hund dein Rufen nicht einfach überhört. Oder du investierst doch noch etwas Zeit und versuchst ganz intensiv, systematisch und gezielt, für deinen Hund ein angenehmes Geschirr zu finden und ihn daran zu gewöhnen.

Schleppleine, Ruckdämpfer, Handschuhe

Schleppleine, Ruckdämpfer und Handschuhe gehören alle in dieselbe Kategorie: „Sichern ohne Brandwunden und Bandscheibenprobleme“. Eine Schleppleine brauchst du, damit dein Hund deinen Rückruf nicht einfach überhören kann.

© Anna Auerbach/Kosmos

Sichere deinen Hund beim Spaziergang.

Es nützt wenig, wenn du im Training oder auch im Alltag immer und immer wieder rufst, dein Hund im Freilauf ist und nicht genügend Motivation hat, um zu dir zu kommen. Ist er im Freilauf, kann er sich aussuchen, ob er auf dein Rufen reagieren möchte oder nicht. Und wenn er nicht reagiert, ist das ein dickes Minus auf dem Rückrufkonto. Wenn dein Hund das unerwünschte Verhalten (sprich: den Rückruf ignorieren) immer und immer wieder einüben kann, brauchst du umso länger, bis dein Rückruf funktioniert. Daher: Solange dein Training noch nicht richtig sitzt, ist dein Hund beim Spaziergang entweder auf einem sicheren, eingezäunten Gelände, auf dem Freilauf möglich ist, oder an der Schleppleine.

Achte darauf, dass du eine Schleppleine verwendest, die vom Gewicht, der Länge und der Griffigkeit her zu dir und deinem Hund passt. Je kleiner dein Hund ist, umso leichter sollte die Schleppleine sein, damit ihn die Leine nicht mehr stört als notwendig und damit er von einer zu schweren Leine keine einseitigen Belastungen davonträgt. Die Länge hängt von dem ab, was du halten kannst. Hast du einen großen, sehr schnellen Hund, können zehn Meter schon zu viel sein, weil dich dein Hund von den Beinen holt, wenn er in die Leine kracht. Ist dein Hund etwas langsamer und/oder etwas kleiner, darf die Schleppe auch länger sein. Probiere verschiedene Längen aus. Wenn du mit kürzeren Längen vertraut bist, kannst du das Training oder den Spaziergang auch mal mit längeren Leinen wagen.

Um es für dich und deinen Hund angenehmer zu machen, empfehle ich, an der Schleppleine einen Ruckdämpfer zu verwenden, der entweder an dein Leinenende oder zwischen Geschirr und Schleppleine gehängt wird. Ein Ruckdämpfer ist so etwas wie ein festes, aber elastisches Stück Leine. Er gibt etwas nach, wenn dein Hund in das Leinenende rennt, sodass weder der Vierbeiner noch du einen plötzlichen Ruck verspüren. So bleiben deine Bandscheiben heile, wenn dein Hund mal in die Leine springt.

GUT ZU HALTEN!

Achte auch darauf, dass du die Schleppleine gut halten kannst. Manche Menschen kommen mit einer etwas dickeren, runden Schleppleine gut zurecht, manche Menschen mögen lieber Schleppleinen, die breiter und flacher sind. Ganz dünne Leinen sind häufig mehr ein Ärgernis als eine Hilfe. Sie verknoten extrem schnell, die Knoten lassen sich kaum noch lösen und die dünnen Leinen schneiden schnell in die Handflächen, wenn man versucht, sie zu greifen, während der Hund sich bewegt. Probiere am besten mehrere Leinen aus. Nimm sie in die Hand, zieh mal dran oder lass dran ziehen und spüre, ob es sich für dich angenehm anfühlt. Handschuhe mit einer Innenseite aus rutschfestem Kunststoff, zum Beispiel aus dem Fahrradbedarf, helfen dir, die Schleppleine besser zu halten, ohne dass du Brandwunden oder hängen gebliebene Tannennadeln oder Holzsplitter in der Haut durch das Gleiten der Schleppleine in den Handinnenflächen befürchten musst. Mit den Handschuhen lassen sich Schleppleinen auch oft besser greifen und halten. Probier einfach aus, was sich für dich am angenehmsten anfühlt.

© Anna Auerbach/Kosmos

Ruckdämpfer für heile Bandscheiben.

© Anna Auerbach/Kosmos

So hältst du die Schleppleine sicher in der Hand!

KNOTEN SCHNELL LÖSEN!

Das Problem ist, dass dort, wo die Knoten sind, die Reißlast deiner Leine stark verringert ist. Der Knoten schleift am Boden und die Leine wird dort brüchig. Das kann dazu führen, dass sie reißt, wenn dein Hund in die Leine springt. Achte also darauf, dass sich möglichst keine Knoten in deiner Leine bilden. Das gleiche Problem hast du, wenn du deine Schleppleine draußen aufbewahrst. Wenn die Leine der Witterung ausgesetzt wird, wird sie häufig schnell brüchig und kann dann ebenfalls reißen. Pflege dein Equipment gut.

Die Schleppleine dient im Training dazu, dass dein Hund dein Rufen nicht einfach überhören und ungestört zum Objekt seiner Begierde kommen kann. Im Laufe des Trainings wird sie nach und nach immer mehr abgebaut, aber gerade zu Beginn gehört sie unbedingt an den Hund. Auch später ist sie ein nützlicher Helfer in Situationen, in denen du deinem Hund vielleicht noch nicht so ganz über den Weg traust.

Kleiner Tipp

Löse eventuelle Knoten, die beim täglichen Gebrauch schon mal passieren können, möglichst schnell, am besten noch während des Spaziergangs. Hat sich ein Knoten mal richtig festgezogen, ist er kaum noch zu lösen.

Optional: Pfeife

Ich dachte immer, ich brauche keine Pfeife, um meine Hunde zu rufen. Meine Stimme ist lauter und trägt weiter als jede Pfeife …so lange sie funktioniert. Das ging so lange gut, bis ich einmal richtig heiser war und ich meine Hunde auf einmal nicht mehr wie gewohnt rufen konnte.

© Anna Auerbach/Kosmos

Eine Hundepfeife trägt oft weiter als die Stimme.

Seitdem übe ich den Rückruf sowohl mit einer Pfeife als auch mit der Stimme. Eine Pfeife brauchst du auf jeden Fall, wenn deiner Stimme ein wenig der Wumms fehlt. Natürlich üben wir mit unseren Hunden so, dass sie auch auf ganz leise Signale reagieren. Wenn dein Hund aber bei einem Spaziergang frei läuft, mehr als 50 Meter von dir entfernt und ganz vertieft in ein Mäuseloch ist und dabei vielleicht noch Wind weht, kann es gut sein, dass er ein gehauchtes „Hier“ gar nicht wahrnimmt. Wenn du zu den Menschen gehörst, die Schwierigkeiten haben, laut und deutlich zu rufen, dann nutze besser eine Pfeife.

Suche dir eine, deren Ton du magst und der dir nicht gleich Tinnitus verursacht, wenn du volle Kanne reinpustest. Es soll laut sein, aber es muss nicht schrill sein. Die sogenannten „Ultraschallpfeifen“ halte ich für ungeeignet, da du die Lautstärke und Intensität nur schwer einschätzen und/oder einstellen kannst. Deswegen weißt du nie so genau, wie viel Ton wirklich bei deinem Hund ankommt. Nimm besser eine Pfeife, die du auch selbst hören kannst.

Und noch ein Tipp

Übe das Pfeifen immer erst einmal ohne Hund!

Achte darauf, dass deine Pfeife eine Öse besitzt, an die du ein Band knoten kannst, das du dir um den Hals hängst. Eine Pfeife in der Hosentasche baumelt zwar weniger herum, ist aber im Notfall erst viel zu spät greifbar. Während eines Spaziergangs solltest du deine Pfeife immer griffbereit haben.

Wenn du nicht so viel Routine im Pfeifen hast, kann es gut sein, dass deine ersten Versuche eher einem asthmatisch keuchenden Eichhörnchen als einem durchdringenden Pfiff ähneln. Manche Leute stecken die Pfeife bei den ersten Versuchen und in der ersten Trainingshektik zu tief in den Mund, sodass sie das Loch vor dem Mundstück verdecken. Dann wird’s natürlich nichts mit dem Pfiff, da die Luft ungehindert durch die Pfeife strömen muss. Damit das nicht passiert, während dein Hund neben dir steht und du versuchst, ihm beizubringen, dass dein Rohrkrepierer eine Bedeutung hat, empfehle ich ganz dringend, die wichtigsten Pfiffe (lang gezogener Pfiff und Intervallpfiff) erst einmal zu üben, ohne dass dein Hund in Hörweite ist.

Optional: Clicker/Markerwort

Vom Knackfrosch hast du bestimmt schon einmal gehört. Der Clicker ist ein kleines Gerät, das ein Knackgeräusch macht. Das Geräusch sagt dem Hund: „Gut gemacht! Jetzt gleich folgt eine Belohnung!“

© Anna Auerbach/Kosmos

Der Clicker hilft beim richtigen Timing.

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