Rätsel und Mysterien der Eifel - Ulrich Magin - E-Book

Rätsel und Mysterien der Eifel E-Book

Ulrich Magin

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Beschreibung

Die Eifel steckt voller Geheimnisse: Da erzählt man sich von brüllenden Maaren, versunkenen Städten und geheimen Regierungsbunkern, wundert sich über ungewöhnliche Gesteinsformationen oder nächtliche Leuchterscheinungen. Manch einer will gar UFOs, Kugelblitze oder Phantomkatzen gesehen haben! Ulrich Magin hat recherchiert und geht anhand von Augenzeugenberichten und rätselhaften Funden den Bruchstellen auf den Grund, an denen unsere gewohnte Alltagswelt jäh ins Unheimliche abgleiten kann. Aber während einige der Eifel-Rätsel sich zumindest theoretisch erklären lassen, bleiben andere wohl für immer ein Mysterium…

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Rätsel & Mysterien der Eifel

Ulrich Magin

Inhalt

Einleitung

I. Mysteriöse Orte

1. Wo man die Schwerkraft leicht nimmt… kuriose und geheimnisumwitterte Bauwerke und Orte

2. Unergründliche Maare – Sagen und Erscheinungen in den Himmelsaugen der Eifel

Maar, Krater, Caldera

Exkurs

3. Feuerphänomene– wie unruhig ist die Erde unter der Eifel?

4. Von verborgenen Stollen, geheimgehaltenen Bunkern und eisigen Kellern – geheimnisvolle Welten unter der Erde

5. Vom Bomber, der nicht zu finden war, zu verschwundenen Menschen – Gibt es ein Bermuda-Dreieck in der Eifel?

II. Geheimnis­volle Erscheinungen

6. Das Grabtuch Christi und die Vision von der Jungfrau Maria – Mirakel und Erscheinungen der religiösen Art.

7. Poltergeister und Gespenster – Spuk in der Eifel

8. Die Fliegende Spinne von Eschweiler und kleine Graue bei Trier – außerirdische Besucher oder Fehldeutungen?

9. Kugelblitze und Geisterlichter – ungewöhnliche und un­heimliche Leuchterscheinungen

10. Eismeteoriten, Luftbilder und Himmelsknalle – faszinierende und unheim­liche Naturphänomene

III. Unbekannte Tiere

11. Aale an Land und Kröten im Stein – Zoologische Rätsel und Wunder der Tierwelt

12. Wölfe, Werwölfe, Panther, Pumas und Geisterkatzen – unheimliche Freunde auf vier Pfoten

13. Yetis, Seeschlangen und Drachen – Monster und Ungetüme

IV. Verborgene Vergangenheit

14. Atlantis in der Eifel und Kosmonauten der Vorzeit – die phantastische Archäologie der Eifel

15. Ururmenschen, Menhire, Dolmen, Leys und Totenwege – Archäologische Anomalien in Eifel und Ardennen

16. Wo liegt Karl der Große begraben? – Geheimnisse der Geschichte

Wetzrillen, Schälchen und Näpfchen in der Eifel

Exkurs

17. Leichenfabriken, Nieren- und Katzendiebe – Verschwörungen und Fake News

Anmerkungen

Dank

Widmung

für meine Ehefrau Susanne,

Begleiterin auf vielen Reisen,

und für meine Eltern

Alfons und Magda Magin,

in Liebe.

Einleitung

»Das Einhorn zählt nicht zu den Haustieren, man findet es nur schwer, es lässt sich kaum einordnen. Es ist nicht wie das Pferd oder der Stier, wie der Wolf oder der Hirsch. Deshalb könnten wir vor einem Einhorn stehen, ohne es zu erkennen. Wir wissen, dass ein Tier mit einer Mähne ein Pferd ist und ein Tier mit Hörnern ein Stier. Aber wir wissen nicht, was ein Einhorn ist.«1

(chinesischer Autor im 9. Jahrhundert)

Rätsel und Geheimnisse der Eifel? Gibt es die überhaupt?

Das erste Rätsel ist bereits das Wort Eifel. Niemand weiß, was es bedeutet. Vielleicht bezieht sich ein gallo-römischer Weihestein für die Muttergottheiten Matronis Afliabus, der 1829 in Köln entdeckt wurde, bereits auf die »Matronen der Eifel«. Sonst bezeichneten die Römer den Gebirgszug als Ardennen. Aktenkundig ist das Wort ganz sicher zum ersten Mal anno 762 als pago eflinse, das »Land Eifel«.2 Sophie Lange führt 2001 im Jahrbuch des Kreises Euskirchen über ein halbes Dutzend Deutungen auf, keine so ganz zufriedenstellend, manche arg weit hergeholt (so aus dem Englischen highfield). Am ehesten geht der Begriff Eifel wohl auf keltische und indoeuropäische Worte für Wasser wie apa oder aqua zurück.

Heute nennen wir Eifel die gebirgige Hochebene zwischen Köln und Koblenz, Trier und Aachen. Sie ist seit der Antike ein wenig dicht besiedeltes Land mit großen Städten an der Peripherie. In diesen wurde Weltgeschichte geschrieben. Agrippina, die Mutter Neros, stammte aus Köln, die Heilige Helena und ihr Sohn Konstantin aus Trier. Eines der großen Gedichte der klassischen Antike, die Mosella des Ausonius, beschreibt in einer Art Reiseführer die Schönheit und die landwirtschaftlichen Produkte der Mosel (für den Römer waren beide dasselbe).

Neben Trier, immerhin einst Hauptstadt des gewaltigen römischen Imperiums, spielte Aachen als einer der Lieblingsorte Karls des Großen, der nach der Antike als erster ein halb Europa umspannendes Reich gründete, eine bedeutende Rolle. Da ist es eigentlich kein Wunder, dass aus der gesamten Region, auch durch wichtige mittelalterliche Klöster wie Kornelimünster und Prüm, Chroniken und Nachrichten aus fast 2000 Jahren vorliegen.

Zu der aufregenden Geschichte kommt in der Eifel eine abenteuerliche Geologie: Hier finden wir die Orte des jüngsten Vulkanismus in Deutschland. Davon zeugen noch der Laacher Vulkan, dessen letzter Ausbruch etwa 10930 v. Chr. erfolgte. Diese Katastrophe erschütterte ganz Europa. Noch jünger ist das Ulmener Maar, dessen Explosion auf die Zeit von 8890 bis 8590 v. Chr. datiert wird. Zudem sind die Vulkane der Eifel noch nicht erloschen, sondern ruhen nur. Davon zeugen für Deutschland exotische Phänomene wie Geysire, deren bekanntester der Geysir von Andernach und der Brubbel bei Wallenborn sind. Und es gibt tatsächlich Hinweise, die auf Vulkanausbrüche noch in jüngster Zeit hindeuten…

In diesem Buch finden Sie Rätsel, also wissenschaftliche Probleme, die unerklärt bleiben, die man aber zumindest theoretisch lösen kann, wie etwa die Lage versunkener Städte, oder Geheimnisse, die niemand wissen durfte, zum Beispiel die Standorte geheimer Regierungsbunker, sowie echte und wahrhafte Mysterien, also Themen, die an die Grenzen unseres Wissens und Glaubens stoßen, weil sie scheinbar übernatürlich oder doch unfassbar sind – UFOs, Geister und Gespenster, Ungeheuer und Phantomkatzen.

So erkundet dieses Buch, wie man eine Region auch wahrnehmen kann, jenseits der ausgetretenen Touristenrouten und weit jenseits der Alltagserfahrung. Es geht also um Dinge, die echten Menschen zugestoßen sind – oder von denen sie zumindest behaupten, sie seien ihnen zugestoßen. Nicht jeder Augenzeugenbericht, der eine Geisterbegegnung schildert, ist erfunden – es muss aber auch nicht jeder stimmen! Ich selbst denke, dass das Spektrum der hier aufgeführten Erlebnisse von Schwindeln über Selbsttäuschungen hin zu wahrlich schwer zu erklärenden, persönlichen Erfahrungen reicht.

Das Buch soll helfen, eine uralte Kulturlandschaft auf ganz neue Art und Weise zu erleben, nämlich an den Bruchstellen, an denen unsere gewohnte Alltagswirklichkeit jäh ins Ungewöhnliche, Unheimliche, ja Angsteinflößende übergehen kann.

Dabei muss nichts geglaubt werden. Eine unheimliche Geschichte bleibt unheimlich, auch wenn es sich um eine Fiktion handelt. Und doch … Vielleicht ist sie ja wahr! Übrigens: Kenne ich eine Erklärung für ein Phänomen, sage ich das geradeheraus. Ansonsten sollen diese Erlebnisse so stehen, wie sie gemeldet worden sind. Als subjektive Blicke hinter die gewohnte Oberfläche unserer Alltagswirklichkeit.

Und wer weiß: Vielleicht sichten auch Sie beim nächsten Urlaub am Maar aus den Augenwinkeln einen Wassermann, der kurz über die Seeoberfläche lugt, aber längst schon wieder untergetaucht ist, wenn Sie genauer hinsehen…

1Jorge Luis Borges: El libro des los seres imaginarios. Barcelona: Editorial Bruguera 1980, S. 198–199

2Judith Mies und Kurt Derungs: Magische Eifel. Grenchen bei Solothurn: Amalia 2012, S. 124

Teil I

Mysteriöse Orte

1

Wo man die Schwerkraft leicht nimmt… kuriose und geheimnisumwitterte Bauwerke und Orte

Indiana Jones hat schon in der Eifel geforscht – das »Schloss Brunwald« im Film Indiana Jones und der letzte Kreuzzug von 1989 ist, zumindest bei den Außenaufnahmen, Schloss Bürresheim bei Mayen. Bürresheim ist nicht das einzige kuriose Eifelschloss: So viele Fenster wie das Jahr Tage, so viele Zimmer wie das Jahr Wochen und so viele Türme wie das Jahr Monate hat, weise das Wasserschloss Merode am Fuß der Rureifel bei Düren auf, meint der Volksmund (und irrt sich). Schloss Kobern, die einzige Wasserburg des Mosellands, stand 1971 genau auf der Route der geplanten Bundesstraße 416, zum Ausweichen war durch eine nahe Bahnlinie und das ohnehin schmale Moseltal kein Platz. Also entschieden sich die Planer zu einer ziemlich rustikalen Lösung, die heute den Denkmalschützern wohl die Zornesröte ins Gesicht treiben würde: Sie bauten einen Straßentunnel quer durch die Burganlage aus dem 12. Jahrhundert. Und nun ist Schloss Kobern der einzige historische Bau mit Autoverkehr und Überholverbot im Innern!

Römervilla mit Autobahnanschluss (Raststätte Moselblick). (Foto: Ulrich Magin)

Nicht nur Schlösser haben es hier in sich, auch Kirchen und Kapellen: Auf dem Turm der Stadtkirche Monschau sitzt kein Kreuz, kein Hahn, sondern … ein goldener Wetterschwan. In Buchen in der Schnee-Eifel hat eine Kapelle die Form eines Buchenblatts. Bei der Pfarrkirche St. Clemens in der Innenstadt von Mayen, 1296 erstmals erwähnt, sitzt auf einem Turm eine wie ein Korkenzieher gedrehte Haube, zudem schief, weil – so die Sage – der Teufel daran gezogen habe. Einen ähnlich verdrehten Turm gibt es auch im nahe gelegenen St. Pankratius in Kaisersesch. In Roth an der Our wurde anno 1228 eine Templerkommende gegründet, die nach der Auflösung des Ordens an die Johanniter fiel. Welche Geheimnisse verbarg der von Verschwörungstheorien umwehte Orden dort? Vermutlich keine, beruht doch das meiste, was Sensationsautoren über die Tempelritter verlauten lassen, auf Falschdarstellung und Kolportage. Apropos Falschdarstellung: Der Eifelort Hengasch, Schauplatz der erfolgreichen ARD-Krimireihe Mord mit Aussicht, ist natürlich fiktiv, aber die Drehorte liegen gar nicht in der Eifel, sondern im Oberbergischen, in den Gemeinden Marienheide-Gimborn, Ründeroth, Oberstaat und Oberberg. Die Eifel sieht, so scheint es, für Filmemacher nicht genug nach Eifel aus. Dabei gibt es, die Auflistung zeigt das überdeutlich, mehr als genug schrullige Orte: eine ausgegrabene römische Villa mitten auf der Autobahn (in der Zubringerschleife zur Raststätte Moselblick an der A 61) oder den Sternenpark Nationalpark Eifel, einen der wenigen Orte hierzulande, in denen man die Milchstraße mit eigenen Augen sehen kann. Und die Ahr … entspringt in einem Fachwerkhaus in Blankenheim!1

Was hätte George Lucas’ Meisterarchäologe in der Eifel aufspüren können? Schließlich gibt es neben diesen eher skurrilen auch jede Menge echter und vorgeblich geheimnisvoller Orte in der Eifel!

Schwerelos in Schleiden

Existiert auf einer Bundesstraße in der Eifel keine Schwerkraft mehr? So kann man es zumindest vielerorts lesen und – auf Videoclips im Internet – auch sehen: zwischen Schleiden und Schöneseiffen sollen auf zwei Abschnitten der B 258 Gegenstände bergauf rollen! 200 Meter vor dem Ortsausgang Schleiden in Richtung Monschau, gegenüber einem Campingplatz, steige die Straße 500 m lang an. Lege man auf dieses Stück eine schwere Metallkugel, dann rolle sie nicht, wie zu erwarten wäre, bergab, sondern ganz im Gegenteil den Berg hinauf! Solche »Magnetberge« gibt es in Italien, aber anlässlich einer TV-Sendung über Mysterien präsentierte Rainer Holbe in den 1990er-Jahren das Eifeler Beispiel. Viele Mysteryjäger machten sich auf und waren erstaunt. So wie Viktor Farkas. Unter allen Gravitationsanomalien der Welt schieße Schleiden den Vogel ab, »wo auf einem Fahrbahnstück nahe des Ortsausgangs nur an bestimmten Tagen Flaschen den Berg hinauf rollen oder verschüttetes Wasser nach oben fließt.«2

Allerdings: Stimmen diese sensationellen Erzählungen wirklich? »Magnetberg, Magie oder Mumpitz?«, fragte der Trierische Volkfreund Anfang 2014. Und fand einen Grund, warum PKWs wie von Geisterhand gezogen einen Berg hinaufrollten, Wasser in die falsche Richtung floss und Bälle und Flaschen der Schwerkraft widerstanden. Ähnliche »Magnetberge« hatten nämlich die italienischen Physiker Paola Bressan, Luigi Garlaschelli und Monica Barracano von den Universitäten in Padua und Pavia untersucht. Sie fanden heraus: »Mystery Spots treten meist in bergigen Gegenden auf. Allen gemein ist: Der Besucher kann an den vermeintlich magischen Orten keine Horizontlinie finden. Nicht die Physik ist irritiert, sondern der Mensch. Ohne optischen Bezugspunkt kann das Gehirn räumliche Strukturen nicht mehr korrekt deuten und gibt das fehlgeleitete Signal: Es geht bergauf.« Das zeigten die Wissenschaftler mit einem zweieinhalb Meter langen und einem Meter breiten Guckkasten: »Innen befanden sich verschiedene verstellbare Holzbretter. Ihre Neigungen stellten die räumlichen Bedingungen von Straßen an verschiedenen Mystery Spots nach. Studenten mussten dann durch ein Loch in die Kisten schauen und angeben, welches Brett abschüssig, steigend oder eben ist. Die Versuchsergebnisse waren eindeutig: Je nachdem, wie die Bretter eingestellt wurden, nahmen die Probanden die Neigungen falsch wahr. Es zeigte sich, dass der wichtigste Orientierungspunkt der sichtbare Horizont ist. Fehlt er, versucht das Gehirn, die Situation zu interpretieren und kommt zu falschen Ergebnissen.«

Es geht in Schleiden also nicht bergauf, sondern bergab – und die rollende Kugel gehorcht den Gesetzen der Physik.3

Die Mumie in der Kirche

Nicht viele deutsche Orte haben echte einheimische Mumien zu bieten. Zu den wenigen gehört Sinzig mit dem »Ledermännchen« in der katholischen Pfarrkirche St. Peter. Geheimnisumwoben war die Mumie vor allem zur Zeit ihrer Auffindung, als sich zahllose Legenden um sie zu ranken begannen. Heute ist ihr Rätsel in großen Teilen geklärt.

In der spätromanischen Sinziger Pfarrkirche St. Peter wird die Mumie des »Vogts« aufbewahrt. (Foto: Doris Antony, Berlin, wikimedia)

Bei dem Toten handelt es sich um Johann Wilhelm von Holbach, den Vogt der jülichen Herzöge in Sinzig und Remagen. Er starb am 10. März 1691 und wurde in der Maria-Magdalenen-Kapelle zu Sinzig bestattet (1815 abgebrochen). Ein Hochwasser riss den Sarg im Jahr 1700 aus der Kapelle. Schon damals scheint niemand mehr gewusst zu haben, wer der Tote war, man stellte aber fest, dass der Leichnam unverwest geblieben war, und diese Unversehrtheit war weder auf Konservierung noch auf Balsam oder Salben zurückzuführen. Anfangs scheint man mit der Leiche, schnoddrig »Ledermännchen« oder »lederner Lappes« genannt, nicht besonders pietätvoll umgegangen zu sein. Man führte ihn sogar auf Fastnachtsumzügen durch das Dorf.4

Um die Mumie wurde »erst im 18. Jahrhundert die Legende gesponnen […], es sei das ein Heiliger des Mittelalters«. Die Legenden meinten, der Unverweste sei ein Einsiedler aus Altenahr gewesen oder sogar der Schlossvogt der hl. Helena, jedenfalls aber ein »Heiliger«.

Die Volkslegenden, die die Kirche nie unterstützte, zogen bald Geschäftemacher an. Am 2. August 1797 stellte der Pfarrer von Sinzig eine Quittung über die Entnahme der Leiche aus, ein Herr Keil nahm dann den »Heiligen« und zeigte ihn, »wie sich aus Aufzeichnungen eines Kölner Augustiners ergibt, […] auf dem Weg nach Köln Bürgern und Bauern gegen eine Gebühr […] ›mit dem ohne Zweifel trügerischen Vorgeben, das Geld sei für die Armen‹.«5

Von Köln gelangte die Mumie nach Paris, das sich im Taumel der Revolution befand. Erst 1815 kehrte der »heilige Vogt« nach Sinzig zurück. In den 1970er-Jahren konnte man mit der recht präzisen C14-Methode das Alter recht genau auf 310 Jahre vor Messung, plus/minus 40 Jahre, also auf die Zeit von 1630 bis 1710 bestimmen. (4)

Warum verweste der »Sinziger Vogt« nicht? Eine Lösung bot im 19. Jahrhundert die populäre Zeitschrift Die Gartenlaube, allerdings im Brustton des antikatholischen Impetus, der dieser staatstragenden preußischen Postille eigen war: Die Kirche in Sinzig »liegt […] auf der Spitze eines Hügels und besaß früher eine nunmehr verschüttete Unterkirche, welche dem einen oder andern der benachbarten adeligen Geschlechter als Begräbnißstätte diente. Durch die angebrachten Oeffnungen fand lebhafter Luftzug statt, welcher die allmähliche Austrocknung der Leichen verursachte. Als weiteres begünstigendes Moment trat noch hinzu, daß der Untergrund des Hügels aus porösem, trockenem Gestein besteht, das durch Absorption von Feuchtigkeit den Vertrocknungsproceß beschleunigen half. Eine Bestätigung der Annahme, daß die Mumie mit solchem Gestein in Berührung gekommen, ergab die chemische Analyse einiger der Haut anhaftenden Partikelchen einer grauweißen Masse, welche sich als kohlensaurer Kalk von tuffsteinartiger Structur herausstellte.

Bis zu welchem Grade die Austrocknung fortgeschritten ist, ist aus der Thatsache ersichtlich, daß die ganze Mumie nur ein Gewicht von dreizehneinhalb Pfund aufweist. […] Ob damit wohl die Wundergläubigkeit der Menge etwas erschüttert werden wird?«6

Derzeit vermerkt ein Eintrag in der Ahrweiler-Wiki im Internet etwas vorsichtiger und zurückhaltender: »Warum die Leiche nicht verweste, sondern als Mumie erhalten blieb, kann heute niemand genau sagen.« Es ist also noch nicht jedes Rätsel gelöst bei dieser Eifel-Mumie.

Wie soll man respektvoll mit der Leiche umgehen, die zum Spektakel geworden ist? Der Mann sollte im 21. Jahrhundert eine würdige Grablegung für die Ewigkeit bekommen. Schließlich wurde die Mumie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dreimal an einen anderen Ort in der Kirche verbracht. In einer Kirche darf ein Toter jedoch nur ruhen, wenn er ein Geistlicher war, darauf bestand das Bistum. Das traf auf den Vogt nicht zu. Dennoch hatten sich der Pfarrverwaltungsrat, der Pfarrgemeinderat und der Kirchbauverein 2013 auf eine Beisetzung innerhalb der Pfarrkirche geeinigt. Auf der Jahreshauptversammlung des Sinziger Kirchbauvereins im November 2015 argumentierte Stefan Pauly mit einem schriftlichen Versprechen des Sinziger Priesters Dr. Christian Vetter, Holbach könne in der Kirche bestattet werden.7

Am 28. Mai 2017 wurde Johann Wilhelm von Holbach in einer neuen, vom Bistumsarchitekten Thomas von der Stein entworfenen Grablege mit gläsernem Deckel zur Ruhe gebettet und das Grab in einer Pontifikalvesper von Weihbischof Jörg Michael Peters eingesegnet.8

Heilige Quellen

Die britische Volkskundlerin Janet Bord betonte in einem Buch über »heilige Quellen«, wie wenig wir, die wir jederzeit nur an einem Wasserhahn zu drehen brauchen, noch zu schätzen wissen, dass uns das lebensspendende Nass zur Verfügung steht. Früher war das anders, da konnte ein Sommer ohne Regen einen Ausfall der Ernte bedeuten und hundertfachen Tod, musste man Wasser noch mühsam mit einem Eimer aus dem Brunnen ziehen. Viele Quellen, nicht nur jene, die wir heute nach wissenschaftlichen Analysen für heilkräftig halten, wurden in Ehren gehalten, und manche waren als »heilige Quellen« Orte der Wallfahrt, an denen sich Heilwunder ereignet haben sollen. Diese Quellen und Brunnen sind von Legenden und Sagen umwoben, viele lohnen noch heute einen Besuch. Leider sind viele andere längst vergessen.

Die St.-Willibrord-Quelle in der Krypta der Echternacher Basilika.(Foto: Palauenc05, wikimedia)

Die bekannteste heilige Quelle der Eifelregion ist der Willibrordusbrunnen unter der Basilika von Echternach in Luxemburg. Viele Forscher gehen davon aus, dass diese Quelle schon vor der Christianisierung heilig war, und dass man deshalb eine Kirche über ihr errichtete. »Als unsere Vorfahren das Christentum annahmen, wurde die Quellenverehrung mehrmals streng verboten. Da aber das Volk nach wie vor an dem alten Brauche hing, gab die Kirche dem Wasser eine neue christliche Weihe und verstärkte so die alte Verehrung zum Nutzen von Mensch und Tier«, wie der Bonner Heimatforscher J. Dietz 1932 schrieb. Dem hl. Missionar sind u. a. auch Quellen bei Ederen, Welchenberg, Lommersweiler, Weinsheim und Daleiden gewidmet; viele soll er erzeugt haben, als er seinen Wanderstab in die Erde steckte. Zu all diesen Brunnen kamen Mütter, deren Kopf mit Schorf bedeckt war, und wuschen die kranken Stellen unter Gebeten. »Es sollen sogar in neuerer Zeit Heilungen vorgekommen sein«, merkt Dietz an.

Dem heiligen Quirinus, einem Märtyrer, den der Dialekt zu St. Grein abkürzt, sind ebenfalls mehrere Quellen geweiht, etwa die Heilquelle St. Quirin im Luxemburger Petrustal. Der Quirinusbrunnen wird alljährlich am 4. Sonntag nach Ostern gesegnet, sein Wasser soll gegen Kropfleiden, Geschwüre und Blattern, die sogenannten St.-Greins-Blattern, helfen. In der nördlichen Eifel wird der Heilige als Helfer gegen Pferdekrankheiten angerufen. In Zülpich befindet sich hinter der Kirche St. Peter der alte Quirinusbrunnen, dessen Wasser zum Festtage des Heiligen, am 30. April, geweiht wird. Eine im 17. Jahrhundert aus Siegburg nach Zülpich gebrachte Reliquie wird in einen Eimer mit Wasser getunkt, das danach an die Bauern der Umgebung zum Schutz ihrer Pferde verteilt wird. Auch in Sistig und in Melaten bei Aachen tränkte man früher die Pferde mit Quirinuswasser.

Der St.-Helena-Brunnen bei Euren soll entstanden sein, als die Heilige, die Mutter des römischen Kaisers Konstantin, einen Stab in die Erde senkte. Oder – das ist die Alternativversion – als Kinder nahe am Ort des verfallenen Kaiserinnenpalastes an einer Waldquelle eine Jungfrau mit güldener Krone sitzen sahen, die ihnen zulächelte. »Erschrocken liefen diese fort und erzählten es ihren Eltern. Und nun strömte das ganze Dorf zu dem Brunnen und sah die Jungfrau im Wasser. Da sagten die Alten: Das ist St. Helena! Darauf schleppten sie Steine von den Trümmern des Palastes herbei und erbauten in der Nähe des Borns eine schöne Brunnenfassung. Als das Werk fertig war und man das Wasser dorthin führte, kehrte es immer zu seiner alten Stelle zurück. Erst als eine Prozession dreimal um den Brunnenkranz gezogen war und der Pfarrer ihn gesegnet hatte, blieb das Wasser dort.«

Die St.-Edeltrudis-Kapelle bei Niederöfflingen neben der hl. Quelle. (Foto: Winfried Neidhöfer, wikimedia)

Der St.-Edeltrudis-Brunnen im Osten von Niederöfflingen im Landkreis Bernkastel-Wittlich entstand zu der Zeit, als die hl. Edeltrudis, die Tochter des Königs von Ostangeln, dort mit ihren Gefährtinnen und dem hl. Wilfried in Gottesfurcht in der Waldeinsamkeit lebte. Als es eines Tages an Wasser mangelte, stieß Wilfried seinen Stab in den Boden und ließ die Quelle sprudeln. »Das Wunder wurde bekannt. Durch die Jahrhunderte wallten am Feste der heiligen (23. Juni) die Bewohner der Umgegend zu dem heiligen Born. Wer kranke Augen hatte, wusch sie unter Gebet, und mancher ward geheilt.« Wenn Edeltrudis mit Gefährtinnen und einem Heiligen zusammenlebte und sich das Wunder rasch herumsprach, kann es mit der Einsamkeit allerdings nicht zu weit her gewesen sein!

Auch der St.-Goars-Born bei Hetzerath entstand, als dieser Heilige seinen Stab in den Boden senkte. Er wurde allerdings, weil er verleumdet worden war, gefangen zum Bischof von Trier geführt und vollbrachte das Wunder nur, weil die ihn begleitenden Soldaten unter Durst litten.

Weitere heilige Quellen sind u. a. der hl. Born bei Schweich, der St.-Severus-Born bei Münstermaifeld, die heilige Quelle bei Füssenich und der Lucerus- oder Ludgerusborn in Mackenbach bei Malmedy, dessen Wasser Augenkrankheiten heilen soll.9

Seen und Flüsse, die verschwinden und auftauchen

Es ist keine besonders geheimnisvolle Erscheinung, wenn ein Stausee abgelassen wird – wie der Rursee im Januar 2017, als Wanderer dort spazieren gehen konnten, wo sonst Segelboote unterwegs sind,10 oder als der Stausee des Luxemburger Naturparks Obersauer abgelassen wurde und die Ruinen des darin versunkenen Dorfes wieder zum Vorschein kamen.11

Schon ungewöhnlicher ist es, wenn ein mächtiger Strom wie die Mosel austrocknet. Am 8. September 1198 lieferten sich die Truppen von König Philipp von Schwaben und Kaiser Otto IV. eine Schlacht im ausgetrockneten Bett der Mosel!12 Und im August 1881 lag der Fluss bei Trier fast ohne Wasser da: »Die Mosel ist jetzt so niedrig, daß der Brückenpegel nur noch eine Höhe von 0.08 Meter (3 Zoll) zeigt, ein Wasserstand, wie er seit 1875 nicht mehr vorgekommen. Der Moselarm bei Britanien ist der ›Trier. Ztg.‹ zufolge nahezu vollständig ausgetrocknet und gleicht nur mehr einem Platz, auf dem sich nach einem Regen verschiedene Wassertümpel gebildet haben.«13

Der Sommer 1881 war außerordentlich heiß und ließ natürlich auch kleinere Bäche verdunsten:

»Die ›Saar- und Mosel-Zeitung‹ erzählt, wie ein Bach verschwindet! Der durch den Bann Sirzenich und Pallien fließende Gillenbach, welcher in den letzten Jahren binnen 24 Stunden noch ca. 41,000 Liter Wasser in einen Wasserfall hinabführte, und noch am Nachmittage des 15. d. lief, war am Abend des 16. gegen 6 Uhr verschwunden. Das durch den ungemein heißen Sonnenschein erwärmte Bachbett hatte auf einer Strecke von einigen hundert Schritten alles Wasser absorbiert. In mehreren Tümpeln sah man Schlangen. Ueberhaupt gewahrte man in den letzten Wochen ungemein viele Schlangen im Busenthal, Sirzenichthal und dem Gillenbach. Unter dem Wasserfall im Busenthal konnte man gleichzeitig mehrere Ringelnattern im Wasser sehen.«14

Es geht aber auch andersherum: Ein neuer See entsteht. Das meldeten spanische Zeitungen im Winter 1927: »In den Bergen der Eifel kann man derzeit ein außergewöhnliches Schauspiel betrachten – dort bildet sich ein neuer See. In unmittelbarer Nähe des Laacher Sees befindet sich ein weites Tal mit Tonboden, das bisher als Rinderweide diente. Nun aber wird es nach und nach durch das allmähliche und ununterbrochene Wirken mehrerer unterirdischer Quellen überflutet. Der Wasserfluss wächst ständig und der neue See kann bereits von Booten überquert werden. Geologen glauben, dass es sich nicht um ein vorübergehendes Phänomen handelt, sondern in der Tat um die Bildung eines neuen Sees.«15

Der wachsende Wasserfall von Dreimühlen. (Foto: Superbass, wikimedia)

Hier irrten sie sich: Von dem See ist heute keine Spur mehr erhalten, leider konnte ich auch keine zeitgenössischen deutschen Quellen finden. Permanent erhalten ist hingegen der Wasserfall von Nohn in der Kalkeifel. Seit fast 10 000 Jahren treten Bäche aus Karsthöhlen aus, fließen zusammen und setzen beim Hinabstürzen Sinter ab. Dadurch hat sich eine 300 m lange und 100 m breite Sinterbank gebildet. Der gelöste Kalk »versteinert« sogar Laub und Tiere, die ins Wasser geraten, wie Ph. Wirtgen bereits 1864 wusste:

»Auf der Höhe […] liegt das Dorf Nohn, auf der westlichen Seite der grosse Dreimühlener Wald; eine grosse Ablagerung von Kalktuff bildet wilde Felsmassen. Auf einem dieser Felsen liegen in stiller Einsamkeit die spärlichen Trümmer der Burg Dreimühlen […]. Neben diesen Ruinen stürzt ein aus dem Walde kommender Bach über zwanzig Fuss senkrecht über die Felsen und bildet einen sehr hübschen Wasserfall, einen Staubbach im Kleinen. Sein kalkhaltiges Wasser inkrustirt Moose, Zweige und Insekten.«16

Auch wenn es bei diesen Rätseln »natürlich« zugeht, wirken sie dennoch geheimnisvoll.

Der Brohldamm-See

Den größten aller verschwundenen Eifelseen gab es vor 12 900 Jahren, als der Laacher Vulkan ausbrach. Eine seiner Bimslawinen blockierte bei Brohl den Rhein und dämmte ihn. Bis zu 27 Meter tief war der resultierende See, und sein Südende lag beim heutigen Mannheim, der Damm staute das Rheinwasser sogar 60 Kilometer tief ins Moseltal hinein! Insgesamt 2,55 Kubikkilometer enthielt dieser See, der sich in wohl nur zwei Wochen bildete. Als der Druck des Wassers gegen den erkalteten pyroklastischen Strom nach mehreren Wochen zu stark wurde, brach der Monsterdamm, eine über zehn Meter hohe Flutwelle raste durchs Rheintal. Der Seespiegel senkte sich innerhalb weniger Minuten um 15 Meter. Jetzt leerte sich der See, überschwemmte jedoch kurzfristig die gesamte Region bis Köln und toste ganz sicher weiter bis nach Holland. Ablagerungen dieser Flut findet man heute noch auf den höher gelegenen Flussauen.17 Damals lebten bereits Menschen in der Region; sollten einige davon überlebt haben, müssen sie ihren Kindern Märchen erzählt haben von dem großen Donner und der Sintflut, die ihre Dörfer wegspülte. Und heute? »Wir möchten hier nicht in Alarmismus verfallen«, schreibt der Vulkanologe Hans-Ulrich Schmincke, »aber eine potenzielle Bedrohung besteht und muss bei längerfristigen Projekten und solchen mit hohem Gefährdungspotenzial berücksichtigt werden.«

Der sinkende Berg

Als die Vulkanschlote noch Lava spuckten, gab es in der Eifel »wachsende Berge«. Aus jüngster Zeit wird jedoch ein anderes kurioses geologisches Phänomen gemeldet, der »sinkende Berg«.

Er liegt zwischen Blankenheim und Ahrhütte, am ehemaligen Kloster Vellerhof, heute ein Seniorenheim. Der Volksmund nennt die Gegend zwischen dem Hof und dem Weiler Dollendorf den »sinkenden Berg«. 1951 wurde berichtet, dass man früher von dem einen Ort den anderen nicht sehen konnte. Dann habe sich der auf 448 Meter über dem Meer vom Geologischen Institut amtlich vermessene Hügel langsam und kontinuierlich immer weiter gesenkt. »Die Senkung macht sich dadurch bemerkbar, daß mit einem Male die Spitze des Dollendorfer Kirchturms über dem Kamm erschien, zuerst von Veller Hof aus bemerkt werden konnte und schließlich sogar von der tiefer gelegenen Ahrstraße aus. […] Nach dem jüngsten Erdbeben laufen immer mehr Berichte von Augenzeugen ein, die behaupten, daß der Berg sich zusehends senke. Manche sprechen von einer Senkung bis zu 10 m. Tatsache ist, daß der Dollendorfer Kirchturm auf weite Entfernung hin schon wieder um ein weiteres Stück sichtbar geworden ist. Von vielen Stellen, wo er bisher nicht gesichtet werden konnte, ist mit einem Mal eine gute Sicht auf seine Spitze und sogar das Dach vorhanden.« Ursache der Senkung sei der karstige Untergrund. Selbst der Lampertzbach, der das neben dem sinkenden Berg liegende Tal durchfließt, verschwinde immer wieder im Boden. »Ein Zeichen dafür, daß [er] sich einen Weg bahnt unter dem Berg hindurch, sind die auch bei trockener Witterung sichtbaren ›Hungerpützen‹ diesseits des Berges, die auf rätselhafte Weise mit Wasser gespeist werden. Da das kalkhaltige Gestein des Berges sehr wasserdurchlässig ist, liegt die Vermutung sehr nahe, daß das durch den Berg sickernde Wasser in diesem gleich den Gewässern im jugoslawischen Karst sogenannte Dolinen oder Aushöhlungen geschaffen hat, die oft riesige Ausmaße annehmen können. Durch diese Höhlungen nun erklärt man sich, auch in Fachkreisen, das ständige Sinken des Berges.«18

…und ein aus einem Erdspalt wachsender Berg

In einer Chronik des Karthäuserklosters Vogelsang bei Jülich wird von einem eigenartigen Naturphänomen berichtet. Im November 1755 ereignete sich das große und katastrophale Erdbeben von Lissabon, das in ganz Europa, bis nach Norwegen und Schottland, gespürt wurde. Im Laufe der Nachbeben wurde auch die Eifel immer wieder erschüttert.

»Am 18. Februar [1756], morgens um die achte Stunde, war ein äusserst heftiges Erdbeben, Stossen und Schwanken, infolgedessen in einem am Bergabhang liegenden Walde des Herzogs, eine halbe Stunde von Hürtgen in der Pfarrei Lendersdorf, die Erde sich spaltete und ein Hügel entstand; eine Eiche, über zwei Fuss stark, und viele grosse Sträucher mit Massen anhängender Erde wurden sammt allen Wurzeln hinausgeschleudert. Der Erdschlund war an 400 Schritt lang und 40 Schritt breit. Gleichzeitig geschah es auch, dass die näher gelegenen Ortschaften Nideggen, Frentz, Rötgen, das Kloster Wenau, die Pfarrkirchen in Eschweiler, Lamersdorf und anderswo sehr beschädigt wurden, viele Thürme senkrecht und quer laufende Risse bekamen und Einsturz drohten. Von dieser ersten Erderschütterung an traten bis zum 15. November 1756 fast täglich ähnliche Ereignisse, nur in geringerer Stärke ein.«19

Das Rodder Maar – ein Meteoritenkrater?

Das Rodder Maar. (Foto: Ulrich Magin)

»Auf dem Plateau nördlich von Oberzissen liegt offen und flach auf plastischem Thon das Rodder Maar in einer Hohe von 643 F[uß] über dem Meer, ein See von geringem Umfange und geringer Tiefe; zahlreiche wilde Pflanzenarten finden sich im Wasser und an dem Ufer. Das umliegende Land, eine trockene Haide, ist jedoch arm an Cultur und Vegetation. Vor einiger Zeit ist in dem Maare Blutegelzucht betrieben worden, woher noch das Haus auf seiner Südostseite.«20

Der 1858 beschriebene See, besser Teich, trocknete später aus und bildete kaum mehr als eine 350 mal 250 Meter große, flache und sumpfige Senke, die sich manchmal mit Wasser füllte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das »Maar« endgültig trockengelegt und mit Fichten aufgeforstet. In jüngster Zeit erst wurde die Kuhle erneut mit Wasser gefüllt und renaturiert. Heute ist das »Maar« wieder ein Gewässer, ein mit Schilfgürtel umgebenes Paradies für Wasservögel. Geologen haben festgestellt, dass die Senke ein mit Lössablagerungen in einer Dicke von zehn Metern gefüllter Krater ist, darunter liegt zertrümmertes Devongestein. Erstaunlicherweise gibt es keinerlei Anzeigen auf vulkanische Aktivitäten. »… es ist möglich, dass diese Senke durch den Einschlag eines Meteoriten geschaffen wurde. Es bedarf allerdings noch weiterer Untersuchungen, um das zu bestätigen«, schreibt deshalb der Geologische Führer zur Region.21

Simulacra

Frühere Kulturen verehrten natürlich entstandene Bilder in Fels oder Berg, die Menschen glichen, als heilig. Man kennt dafür das Wort Simulacrum, abgeleitet aus dem lateinischen simulo (»Bild, Abbild, Spiegelbild, Traumbild, Götzenbild, Trugbild«). Simulacra sind, so schreibt John Michell, »schwer fassbar, äußerst mystisch und für Künstler von unwiderstehlicher Anziehungskraft«.22

Es gibt mehrere Beispiele in der Eifel, und sicherlich noch einige, von denen ich nichts erfahren habe. Am Falchertsborn am Weinfelder Maar (Totenmaar) wächst »ein schwerer, gewachsener Stein in Gestalt und Größe eines Pferdekopfes aus dem Boden«, den die Sage als versteinertes Pferd des Grafen der im See versunkenen Burg deutet.23

Die Bunte Kuh im Ahrtal. (Foto: Ulrich Magin)

Am bekanntesten ist wohl die Bunte Kuh im Ahrtal. »Noch mehr verengt sich das Thal; mächtige zerklüftete, fast senkrechte Grauwackenwände treten uns entgegen; der Rest einer bedeutenden Schichte des Gesteins hängt über uns, fast erdrückend in das Thal herein. Dieser Fels heisst ›bunte Kuh‹, ein Name, für den bis jetzt keine genügende Herleitung zu finden ist.«24 Der Fels sieht nicht unbedingt wie ein Rindvieh aus, und tatsächlich findet Michael Zender fünf unterschiedliche Herleitungen des Namens, darunter Verballhornungen des Französischen.25

Und doch blickt sie ins Tal wie eine gutmütige Hüterin der rebenbestandenen Hänge.

1Schwan Monschau: Evangelische Stadtkirche Monschau, Prospekt, um 2015; Mayen: Kunstführer Aachen und die Eifel. Hamburg: HB Verlag 1992, S. 4; Templer in Roh an der Our: Kunstführer Aachen und die Eifel, S. 73; Judith Mies und Kurt Derungs: Magische Eifel. Grenchen bei Solothurn: Amalia 2012, S. 68; Ahrquelle: Hans-Peter Pracht: Das ist die Eifel. Rheinbach: Regionalia 2016, S. 211

2Rainer Holbe und Elmar Gruber: Magie, Madonnen und Mirakel. München: Knaur 1987, S. 17; Viktor Farkas: Rätselhafte Wirklichkeiten; Willi Schillings: Ufos im Dreiländereck. Eupen: Grenz-Echo-Verlag 1993; http://www.seniorentreff.de/diskussion/threads7/thread568.php; Videoclip: https://www.youtube.com/watch?v=SzXOZXOSXL4

3Frank Auffenberg: Magnetberg, Magie oder Mumpitz? Trierischer Volkfreund, 29. Januar 2014

4Marion Röbkes: Esoterischer Reiseführer Rheinland-Pfalz Saarland. Aitrang: Windpferd 1988, S. 113ff.; Johann Wilhelm von Holbach, auf https://www.aw-wiki.de/index.php/Johann_Wilhelm_von_Holbach

5Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, Band 176, 1974, S. 101

6Die Gartenlaube, Heft 15, 1881, S. 247–250

7Sinziger Kirchbauverein plant Grablegung. Sinzig Aktuell, 23. November 2015

8Bernd Linnarz: Weihbischof Jörg Michael Peters segnet Grablege. General-Anzeiger, Bonn, 30. Mai 2017

9J. Dietz: Heilige Quellen im Eifelland. Eifelvereinsblatt, 9/10. 1932, S. 131–132

10Ebbe im Rursee: Zu Fuß über die »Düse« am »Kap Eschauel«. Aachener Zeitung, 5. Januar 2017

11Das versunkene Dorf. Trierischer Volkfreund, 7. Juli 2006

12Werner Schäfke: Der Rhein von Mainz bis Köln. Köln: DuMont 1985, S. 150

13Bonner Zeitung, 14. August 1881, S. 876

14Bensberger-Gladbacher Anzeiger, 23. Juli 1881, S. 2

15Formación De Un Nuevo Lago. La Vanguardia, Barcelona, 2. Dezember 1927, S. 5

16Dr. Ph. Wirtgen: Die Eifel in Bildern und Darstellungen: Natur, Geschichte, Sage. Bonn: A. Henry 1864, S. 69

17Cornelia Park und Hans-Ulrich Schmincke: Apokalypse im Rheintal. Spektrum der Wissenschaft, Februar 2009, S. 78–87

18Eine rätselhafte Erscheinung in unserer Eifelheimat. Volksblatt, 7. April 1951, zitiert nach: http://rheinische-kreisbahn.de/woeng/artikel/sinkender_berg.html

19Aus einer Chronik des Karthäuserklosters Vogelsang bei Jülich. Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein inbesondere das Alte Erzbistum Köln. Band 61. L. Röhrscheid 1895, S. 91–92

20Chr. von Stramberg: Das Rheinufer von Cobelenz bis Bonn. Denkwürdiger und nützlicher rheinischer Antiquarius: Welcher die wichtigsten und angenehmsten geographischen, historischen und politischen Merkwürdigkeiten des ganzen Rheinstroms, von seinem Ausfluß in das Meer bis zu seinem Ursprunge, darstellt, Band 5. Coblenz: Hergt, 1858, S. 233

21Wilhelm Meyer: Geologischer Führer zum Geo-Pfad »Vulkanpark Brohltal/Laacher See«, 2007, S. 63

22John Michell: Simulacra. London: Thames and Hudson 1979, S. 8

23Mies (wie Anm. 1), S. 108

24Dr. Ph. Wirtgen: Das Ahrthal, Band 2. Bonn: A. Henri 1866, S. 133

25Michael Zender: Wie die »bunte Kuh« an der Ahr zu ihrem Namen kam. Eifel-Kalender 1927, S. 33f.

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Unergründliche Maare – Sagen und Erscheinungen in den Himmelsaugen der Eifel

Die Maare der Eifel, die »blauen Spiegel« der Sonne, wie Tourismusbroschüren sie nennen, stecken voller Rätsel und Geheimnisse, Mythen und Legenden. Der Volksmund munkelt von unterirdischen Verbindungen zwischen den Maaren und sogar mit dem Meer, will wissen, dass sie unergründlich sind oder sich gegen eine Vermessung wehren, spricht hinter vorgehaltener Hand von seltsamen Geräuschen, Lichterscheinungen und gar Beobachtungen von Ungeheuern …

Unheimlicher Laacher See

Der Laacher See ist eigentlich kein Maar (die Folge einer unterirdischen Wasserverdampfung), sondern ein eingestürzter Vulkanberg, eine sogenannte Caldera. Heute sieht es da, wo vor gerade mal 10 000 Jahren die Hölle ausbrach, friedlich aus.

Das erste Rätsel, kein übernatürliches, sondern ein historisches, liegt darin, ob die berühmte Ordensfrau Hildegard von Bingen vom Laacher See wusste und ihn in ihren Schriften erwähnte. Denn Hildegard spricht so von einem »See«, der vom Meer hervorgebracht wird: »Vom Meer herüber kommen verschiedene Fischarten in den See, die wegen der Salzhaftigkeit des sandigen Grundes sich gesund entwickeln und fett werden.« Welches Gewässer meinte sie?

Idyll am Laacher See. (Foto: Ulrich Magin)

Die Experten sind sich uneins. Einige schlugen die Zuiderzee in Holland vor, andere den Bodensee, wie Peter Riethe in seinen Studien zum naturkundlichen Werk Hildegards von Bingen1 erklärt. »Er soll seinen Ursprung vom Meere und Salzgehalt haben«, meinte Hermann Fischer. »Aber Hildegards Horizont ist ja so eng! Es kann also nur der ihrer Heimat nächstgelegenste See in Betracht kommen, der Laacher See, der heute noch in der Eifel schlechthin ›der See‹ heißt.«2 »Die Angaben Hildegards sprechen in der Tat für das größte ›Maar‹ im Vulkangebiet der östlichen Eifel, wie auch die Nähe zur Stadt Andernach, die Hildegard anlässlich ihrer Rheinfahrt nach 1160 besuchte«, pflichtet Peter Riethe bei.3 Handelt es sich hier um einen frühen Hinweis auf die Vorstellung, manche Seen der Eifel stünden in Verbindung zum Ozean? Oder ist es eine Textstelle, die vielmehr auf die biblische Geografie Bezug nimmt, auf das salzige Tote Meer, das nach den hebräischen Propheten eines Tages wieder süßes Wasser haben wird?

Eine andere Geschichte, die man bei vielen Gewässern und Meeresbuchten findet, wird auch vom Laacher See erzählt – dass dort nämlich ein Schloss versunken sei. »An der Stelle, wo jetzt in waldumkränztem Bergkessel der Laacher See liegt, stand in grauer Vorzeit eine stattliche Veste. Da aber ihre Bewohner ein ruchloses Leben führten, wurden sie mit der Veste von der Erde verschlungen und den tiefen Abgrund füllten Gewässer aus. Deßhalb vermag auch kein Vogel über den See zu fliegen, ohne seinen Tod zu finden. – Wie Andere erzählen, stand hier ein Kloster, welchem der unsittliche Wandel seiner Bewohner den Untergang brachte. Darum tönt’s denn auch mitternächtlich aus dem See herauf wie Chorgesang.«4 Der Naturforscher Philipp Wirtgen wollte in dieser Sage noch 1864 eine Art Erinnerung an den vulkanischen Ursprung des Sees erkennen: »Ganz besonders auffallend aber ist es, dass die Sage von einem ungeheuren Naturereignisse sich auf die verschiedenste Weise wiederholt, obgleich eine historische oder traditionelle Kunde davon doch niemals stattgefunden haben kann.«

Er liefert sogar einen »Augenzeugenbericht« von der geheimnisvollen Stadt am Seegrund: »Zum Beweise, dass die Sache ihre Richtigkeit habe, erzählt man sich, die Mönche hätten einst zwei Taucher aus Holland kommen lassen, um Bericht zu erhalten über das Tiefunterste des See’s. Sie stiegen hinab. Der Eine kam bald wieder, und versicherte, Nichts gesehen zu haben. Der Andre aber blieb aus. Um zu erfahren, wohin dieser gekommen, tauchte der Erste noch einmal unter und kam dann nach einiger Zeit mit seinem Gefährten auf die Oberfläche, von dem er erzählte, er habe ihn in tiefe Verwunderung versunken, in dem Schallloche eines Glockenturmes sitzen gefunden. Schnell habe er ihn ergriffen und mit hinauf gerissen. Der Andere aber berichtete mit Entzücken von der prächtigen Stadt, die er in der Tiefe gesehen, von den grossen Palästen und Kirchen, von den Bewohnern, die sich auf der Strasse bewegt. Aber um keinen Preis sind die Taucher zu bewegen gewesen, noch einmal hinab zu steigen.«5

Wo eine versunkene Stadt, dort ist auch ein Drache, der sie bewacht. Im Kapitel über Ungeheuer wird die Rede sein vom Riesenhecht im Ulmener Maar – doch der soll aus dem Laacher See gekommen sein! Zugang erhielt er über die unterirdischen Wassergänge, die den See mit den anderen Maaren, dem Rhein und dem Meer verbinden. Denn eigentlich ist der Laacher See »bodenlos«. »Man berichtet [im Februar 1838], daß der Laacher See bei Andernach bereits seit 14 Tagen mit einer Eisdecke überzogen ist. Dieß ist um so merkwürdiger, als es seit 1784 noch kein einziges Mal geschehen ist. (Der See ist so tief, daß Messungen in der Mitte desselben mit 200 Klaftern noch keinen Grund erreichten.) Die Bewohner der Umgegend kommen schaarenweise, um sich dieses schönen Schauspiels zu freuen.«6

»Der See steht in wunderbarer Verbindung mit anderen entfernten Punkten, erzählt ferner die Sage«, wie Philipp Wirtgen 1864 zu berichten weiß. »Eine Partie Häcksel für den Anfang zum Versenken gepackt, wurde einst in den See gelassen und kam am Binger Loche wieder zum Vorschein. Derselbe Versuch wurde auch, mit ganz gleichem Erfolge, rückwärts gemacht. Wie man das Häcksel am Binger Loche in die Tiefe des Rheines gebracht, das vermag Niemand zu erklären; dass es aber auf der Oberfläche des See’s wieder zu Tage gekommen, daran zweifelt das Volk nicht. Der grosse Hecht im Uelmener Maare in der Eifel, […] der bei wichtigen Ereignissen, die dem Grafengeschlechte von Uelmen bevorstanden, dort erschien, hatte seinen eigentlichen Aufenthalt im Laacher See und wechselte nur seinen Wohnplatz bei solcher Veranlassung. Im Burggraben des auf einem 2000 Fuss hohen Kegel liegenden Schlosses Aremberg befindet sich ein kleiner Weiher von unergründlicher Tiefe. Einst gingen einem Kutscher des Grafen, so erzählte mir ein alter Bewohner von Aremberg, die Pferde mit dem Wagen durch, geriethen in den Weiher, und wurden nicht wieder gesehen. Erst nach Jahr und Tag kamen sie im Laacher See wieder zum Vorschein.«

Dass der See selten zufriert, wurde schon gesagt. Wie andere Eingänge zur Hölle duldet auch er keinen Vogel über sich: »Von den Sagen über die natürlichen Verhältnisse des See’s haben wir bereits der beiden erwähnt, dass der See 3000 Quellen habe und dass kein Vogel über ihn hinfliegen könne, ohne hinab zu stürzen. Es gehört aber noch dazu, dass der See selten und dann nur im März zufriere, wobei sich stets ein heftiges Krachen vernehmen lasse.«7

Die anderen Maare

Das geheimnisvolle Totenmaar. (Foto: Ulrich Magin)

Auch vom Weinfelder oder Totenmaar wird die Geschichte vom versunkenen Schloss erzählt: »Wo jetzt das Weinfelder Maar, da stand einst ein Schloß, welches ein Graf mit Frau, Kind und Dienerschaft bewohnte. Des Grafen Frau aber war den Armen sehr unhold und trat das Brod lieber mit Füßen, als daß sie es Hungrigen reichte. Eines Tages, es war im Winter, ritt der Graf, von einem Diener begleitet, aus; er bemerkte nicht ferne von dem Schlosse, daß ihm seine Handschuhe fehlten. Der Diener sollte daher zum Schlosse zurückreiten und dieselben holen. Aber wie fand er da Alles verändert! – Das Schloß war verschwunden und an die Stelle, wo dasselbe gestanden, war ein Gewässer von unergründlicher Tiefe getreten. Alle, welche sich in dem Schlosse befanden, Frau und Dienerschaft, hatten ihren Untergang gefunden; nur des Grafen Kind, ein Säugling, schwamm wohlerhalten in seiner Wiege auf dem See dem Ufer zu. […] Auch sagt man, wenn der Himmel hell sei und kein Lüftchen den Wasserspiegel des See’s in Bewegung setze, könne man die Mauern des Schlosses in der Tiefe wahrnehmen. In der Kirche aber, welche am Rande dieses Gewässers einsam steht, soll noch nie eine Spinne oder ein Gewebe derselben gefunden worden sein, weil der Ort ein gar heiliger sei.«8

Das Totenmaar soll, wie das Pulvermaar, eine Art Wetterorakel sein: »Auch beobachtet der Landmann im Frühjahre den Wasserstand des See’s, wie das auch beim ›Pulvermaar‹ der Fall ist, wo dann ein hoher Wasserstand für eine Vorbedeutung eines nicht gesegneten, ein niederer Wasserstand hingegen als eine Vorbedeutung eines gesegneten, fruchtbaren Jahres angesehen wird.«9 Natürlich soll auch das Pulvermaar bodenlos sein: »Das Pulvermaar bey Gillenfeld, völlig kreise rund, 6500" im Umfang, 288" tief, und unergründlich an manchen Stellen; ohne Abfluß, von Lava und vulkanischem Sande umgeben, eins der schönsten von Allen.«10

Gemündener, Weinfelder und Schalkenmehrener Maar bei Daun. (Foto: Martin Schildgen, wikimedia)

Die Seen stehen in Verbindung zueinander: »Der Mäuseberg bei Daun umschließt die drei Seen: Weinfelder-, Schalkenmehrener- und Gemündener Maar genannt. […] Von den drei Seen oder Maaren, welche in dem Mäuseberge liegen, ist der Weinfelder der größte und schönste. Er ist vollkommen kreisrund, und ringsum von einem ziemlich steil abfallenden Ufer umgeben, welches den Spiegel des See’s wie ein Wall umschließt.

Dieser See liegt beinahe auf der größten Höhe und, so zu sagen, in dem Herz des Berges; die beiden übrigen See’n an den entgegengesetzten Enden des Berges, doch in ungleicher Entfernung von dem Weinfelder-See; ihm zunächst das Schalkenmehrener-Maar an dem südlichen Abhange des Berges und dicht neben dem Dorfe Schalkenmehren; das Gemündener Maar in einer Entfernung von acht Minuten, an dem nordwestlichen Abhange des Mäuseberges in der Nähe des Dorfes Gemünd.

Das Weinfelder-Maar liegt bei weitem höher, als die beiden andern, deren Wasserspiegel ohngefahr in einem gleichen Niveau seyn dürfte.

Die große Nähe, worin sich das Weinfelder mit dem Schalkenmehrener-Maar befindet, mag wohl die unter dem Volke allgemein verbreitete, mit allen hydrostatischen Gesetzen im Widerspruch stehende Meinung veranlaßt haben, es finde zwischen diesen beiden See’n eine Communication Statt. […]

Man erzählt allgemein von einem Versuch, welchen der Schalkenmehrener-Müller vorläufig einmal gemacht habe, vermittelst eines von dem Schalkenmehrener-Maar nach dem Weinfelder-Maar getriebenen Stollens, das Wasser des letztern seiner Mühle zuzuführen. Das Wasser soll auch wirklich, nachdem es zuerst gewaltsam hervorgedrungen und das Niveau des Wasserspiegels bis auf einen gewissen Stand gesunken war, lange Zeit durch den Stollen ab- und dem Schalkenmehrener-Maar zugeflossen seyn. Späterhin ist der Stollen, welcher wahrscheinlich zum größten Theil, durch den wenig zusammenhaltenden Sand getrieben war, zu Bruch gegangen, und man gewahrt kaum noch eine Spur davon. […] Die Sagen, daß das Weinfelder-Maar einigen Salzgehalt habe, und daß das Wasser im Schalkenmehrener-Maar fortwährend und abwechselnd etwas falle und steige, sind durchaus grundlos.«11

An den Maaren spukt es. Am Totenmaar hat der nach der Verurteilung Jesu ziellos umherirrende Pontius Pilatus Selbstmord begangen, als er sich im Maar ertränkte.12 Dass dort der Richter und Henker Jesu spuke, wird auch vom Pilatusberg über Luzern am Vierwaldstätter See erzählt. Die Sage zeigt, wie unheimlich den Menschen der See gewesen sein muss.

Das »Brüllen« der Eifelmaare