2,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 2,99 €
Ich bin eine goldfarbene Ratte aus königlichem Geschlecht. Einer alten Prophezeiung nach bin ich ein verwunschener Prinz. Weil ich mich langweile, mache ich mich auf die Suche nach der Prinzessin, die mich erlösen soll. Dabei gerate ich in ein Unwetter und werde in einen Kanal gespült. Da ich an den glatten Wänden nicht hochklettern kann, bin ich kurz vor dem Ertrinken. Zum Glück kommt das kleine Mädchen Raja vorbei und rettet mich. Allerdings erst, nachdem ich ihr versprochen habe, sie zur Prinzessin zu machen. Seitdem lebe ich in dieser verrückten Großfamilie. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, alle zurechtzubiegen und erlöst zu werden. In diesem amüsanten Kinderbuch geht es um Freundschaft, Familie und Zusammenhalt. Es lässt sich flüssig lesen und eignet sich gut zum Vorlesen und für Leseanfänger. Illustrationen von Krisi Sz.-Pöhls lockern den Text auf.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2016
Inhaltsverzeichnis
Ratte Prinz
Die Rettung
Zusammenstoß mit einem Marder
Abenteuer im Malstudio
Der leckere Kuchen
Wassereinbruch
Telefonat
Farbratte zugelaufen
Annette Paul
Krisi Sz.-Pöhls
Annette Paul
mit Illustrationen von Krisi Sz.-Pöhls
Impressum
Annette Paul
c/o Papyrus Autoren-Club,
R.O.M. Logicware GmbH
Pettenkoferstr. 16-18
10247 Berlin.
Copyright © 2016 Annette Paul
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat: Erika Kühn
Cover: © Krisi SZ.-Pöhls
Ich bin eine kleine Ratte. Nein, keine normale Ratte, die in der Kanalisation lebt, sondern eine Goldratte aus der königlichen Familie. Wir leben in einem alten Schloss und ernähren uns von Lebensmitteln aus der fürstlichen Speisekammer und frischem Obst und Gemüse aus dem Garten.
Aber ich bin etwas Besonderes. Schon als ich klein war, erzählte meine Mutter mir von der alten Weissagung: „Eines Tages wird ein Prinz aus der königlichen Familie von einer Menschenprinzessin gerettet werden. Zum Dank bleibt er bei ihr und dient ihr treu. Sobald ihre Liebe groß genug ist, verwandelt er sich in einen Menschen und heiratet seine Prinzessin. Bis zu ihrem Lebensende leben sie glücklich in einem Schloss.“
Wenn wir allein waren, flüsterte meine Mutter mir zu: „Der auserwählte Prinz soll auf seiner Pobacke ein Muttermal haben. Du hast dieses Mal. Eines Tages wirst du ein mächtiger Menschenkönig werden.“
Stundenlang verbrachte ich als kleine Ratte damit, meine Pobacke mit dem Muttermal zu betrachten.
Weil mich in letzter Zeit das gewohnte Leben in der Großfamilie langweilt, beschließe ich, auf Wanderschaft zu gehen. Vielleicht entdecke ich die Prinzessin. Fröhlich singend ziehe ich los. Erst durch den Schlosspark, dann über die Wiesen und Felder. Immer weiter laufe ich. Die Sonne scheint, am Wegrand blühen bunte Blumen und die Welt ist herrlich. Jetzt brauche ich nur noch meine Prinzessin zu finden. Ich bin ganz zuversichtlich, dass die Vorhersage eintritt.
Am Abend lande ich in einer Scheune. Erfreulicherweise lagern hier Getreidesäcke und ich fresse mich satt. Wer weiß, wann ich wieder so einen gut gedeckten Tisch finde.
Kaum bin ich am nächsten Tag aufgebrochen, gewittert es. Es regnet nicht nur ein bisschen, nein, es schüttet wie aus Kübeln. Es blitzt und donnert gewaltig. Schnell schlüpfe ich unter einen umgestürzten Baum am Wegrand. Das Wasser steigt immer höher und mein Unterstand läuft voll. Auch der Weg ist inzwischen überflutet.
Ich schaue mich nach einem geschützteren Platz um. Hier ist es mir zu ungemütlich. Ein Stückchen hangabwärts ist ein Stall. Dort kann ich in Ruhe das Unwetter abwarten. Vielleicht finde ich sogar etwas zu fressen.
Schnell husche ich über den Weg. Das Wasser reicht mir bis zum Bauch. Nicht so schlimm, ich schwimme wie ein Weltmeister. In der Mitte der Straße ragt nur mein Kopf heraus, also paddle ich gelassen weiter. Die Strömung wird immer stärker. Wahre Sturzbäche überschwemmen alles. Im Straßengraben reißt mich die starke Strömung fort. Ich finde keinen Grund unter den Füßen. In einer Affengeschwindigkeit werde ich mit Schlamm, Dreck und Treibgut weggespült. Obwohl ich mit aller Kraft arbeite, schaffe ich es nicht, aus der Strömung herauszukommen. Mir bleibt nichts weiter übrig, als den Kopf über Wasser zu halten und auf eine gute Gelegenheit zu warten. Doch die ergibt sich nicht.
Wie ein Korken schleudere ich in eine Röhre hinein und stürze anschließend in einem Wasserfall hinab. Als ich unten wieder auftauche, bin ich ganz benommen. Erst nach einer Weile bemerke ich, dass der Sog nachgelassen hat. Ich bin in einem Kanal gelandet. Ich schwimme an den Rand, doch der hat überall nur glatte Wände. Es gibt keine Stelle, an der meine Krallen Halt finden. Und so schwimme ich herum, ohne einen Ausweg zu entdecken. Ich tauche und suche unter Wasser einen Abfluss, aber auch den gibt es nicht. Ich bin gefangen. Nicht einmal ein Stückchen Holz entdecke ich, auf das ich hinaufklettern könnte.
Erst paddele ich noch ganz entspannt herum. So ausgiebig habe ich lange nicht mehr gebadet. Mit der Zeit aber werden meine Beine müde. Stundenlang schwimme ich herum. Ich friere und meine Muskeln schmerzen. Schließlich wird es dunkel. Meine Kraft lässt nach und ich verzweifle immer mehr.
Endlich höre ich Schritte näherkommen. Das muss ein kleiner Mensch sein, so leicht wie sie klingen. Tatsächlich bleibt ein Kind am Rand des Kanals stehen. Soll ich um Hilfe rufen? Wird es mir helfen? Mein Herz klopft. Da ich nichts zu verlieren habe, rufe ich ganz laut: „Hilfe, ich ertrinke.“
Das Kind bleibt stehen.
„Ich komme hier nicht allein heraus.“
Das Kind dreht sich suchend um, entdeckt mich aber nicht.
„Ich bin im Kanal gefangen.“
„Hallo! Ist hier jemand?“ Das Kind dreht sich um, dann läuft es ein Stückchen am Kanal entlang.
„Lege bitte einen Ast von der Kante ins Wasser, dann kann ich hochklettern“, schreie ich, schon ganz verzweifelt. Hoffentlich macht es das, was ich sage.
Jetzt kniet es sich am Rand hin und schaut ins Wasser.
„Genau, hier unten“, rufe ich.
Das Mädchen lacht. „Du kannst sprechen?“
„Hilfe! Rette mich! Ich bin ein verwunschener Prinz, zum Dank werde ich dich heiraten und zu meiner Königin machen.“
Endlich schaut sich das Kind suchend um. Kann es sich nicht beeilen? Sonst ertrinke ich, bevor es einen Ast hinunterwirft. Schließlich wickelt es seinen Schal ab und hält ihn zu mir hinunter.
Ich schwimme hin und klettere mit letzter Kraft hinauf. Erschöpft sitze ich mit klopfendem Herzen und atmet tief ein und aus, bis ich endlich wieder sprechen kann. „Danke!“ Eigentlich will ich weghuschen, doch die Kleine ist schneller. Sie schließt ihre Hand und hält mich gefangen.
„Hau nicht einfach ab.“
„Tu ich gar nicht“, verteidige ich mich. Wer weiß, was sie mit mir vorhat.
„Du hast mir versprochen, dass ich Königin werde, wenn ich dich rette. Jetzt musst du dein Versprechen einhalten.“
Ich seufze. Vielleicht hat mein Bruder doch recht, wenn er meint, ich würde immer zu viel erzählen.
„Versprochen ist versprochen!“
Ich nicke ergeben.
„Ich nehme dich mit. Du siehst hübsch aus. Gar nicht wie eine Ratte, die im Dreck lebt.“
Ich hebe empört meinen Kopf hoch. „Ich lebe nicht im Dreck, sondern im Schloss. Ich stamme aus der königlichen Familie.“
„Sag ich doch.“ Die Kleine stopft mich in ihre Tasche. Und da sie trocken und warm und ganz gemütlich ist, beschließe ich, erst einmal zu bleiben. Außerdem habe ich mein Wort gegeben. Vielleicht hat die kleine Retterin eine große Schwester, die mich erlöst und meine Königin wird.
Die Kleine setzt sich in Bewegung und hopst nach Hause. Am Anfang schlägt mir ihr Gehüpfe etwas auf den Magen. Nach einer Weile läuft sie zum Glück gleichmäßiger und ich werde regelrecht in den Schlaf gewiegt.
Irgendwann greift mich die kleine Hand und zieht mich aus der Tasche heraus. Ich schaue mich um. Wir befinden uns in einem kleinen Holzhäuschen.
„Bist du wirklich ein verzauberter Prinz?“, fragt das Kind und setzt mich auf ein Regalbrett.
„Ja, könnte ich sonst sprechen?“ Ich richte mich zu meiner vollen Größe auf. Die Blumentöpfe hinter mir überragen mich allerdings.
„Was hast du vor?“ Sie wühlt in einer Schublade und zieht Stofffetzen heraus.
„Eigentlich wollte ich verreisen, die Welt kennenlernen und meine Prinzessin suchen. Aber dann riss mich das Wasser mit.“
„Und jetzt?“ Sie schaut sich um. Dann greift sie nach einer Plastikkiste und kippt den Inhalt einfach auf den Fußboden.
„Jetzt bleibe ich erst einmal bei dir, das habe ich dir versprochen.“ Zur Bekräftigung streiche ich meine Schnurrhaare mit den Pfoten glatt.
„Das ist gut. Du kannst hier schlafen. Ich bringe dir nachher etwas zu essen.“ Sie huscht hinaus und schließt die Tür hinter sich. Muss sie mich denn einsperren?
Obwohl mein Magen knurrt und ich mich über sie ärgere, rolle ich mich in der Kiste zwischen den Lappen zusammen. Weich gebettet schlafe ich gleich darauf ein.
Ich wache auf, weil die Tür knarrt. Vorsichtig spähe ich unter den Lumpen, in die ich mich verkrochen habe, hinaus. Aber es ist nur das Mädchen, das mich gerettet hat. Sie legt mir einen Apfel hin.
„Mehr hast du nicht?“, frage ich enttäuscht. Einen Apfel kann ich mir im Garten auch selbst besorgen.
„Bist du immer so wählerisch?“
So ein schnippisches kleines Ding. Hoffentlich ist ihre ältere Schwester netter. Wenn sie überhaupt eine Schwester hat. Wenn nicht, mache ich mich sofort wieder auf die Suche nach meiner Prinzessin.
Um ihr einen Gefallen zu tun, fresse ich. Dabei merke ich, wie hungrig ich bin. Mein Magen knurrt ganz laut. Ein paar Körner wären mir jetzt allerdings lieber.
„Ich muss zum Abendessen, gute Nacht.“ Sie streichelt mich. Ich ducke mich, bleibe aber still hocken, weil ich sie nicht verärgern will.
Sie geht, bevor ich sie fragen kann, ob es hier Katzen gibt. Das finde ich nicht nett. Sie hätte wenigstens etwas weiter denken können.
In der Nacht höre ich prompt Geräusche und gerate in Panik.