Rauhnächte und die Kraft der Runen - Antara Reimann - E-Book

Rauhnächte und die Kraft der Runen E-Book

Antara Reimann

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Beschreibung

Orakel, mystische RITUALE, Visionen … sie prägen die Rauhnächte, jene sagenumwobenen Nächte der Rückschau und des Ausblicks zwischen den Jahren, die als die bedeutsamste Orakelzeit des Jahres gelten. Von alters her werden auch die Runen befragt, denn als weise Impulsgeber ermöglichen sie tiefe Einblicke in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Dieses Buch stellt die einzigartige Verbindung zweier uralter Traditionen vor und lässt Sie diese mystische Zeit ganz neu erleben. Rufen Sie die geheimnisvollen Runenkräfte in Ihr Leben, kreieren Sie kraftvolle Altäre, und erhalten Sie in magischen Meditationen tiefe Einblicke in die Entwicklungen, die das kommende Jahr bestimmen werden. Öffnen Sie sich für alte Rituale wie das Legen eines Schutzkreises, oder reinigen Sie Ihre Wohnräume mit dem erdig duftenden Rauch von Kräutern, Harzen und Hölzern. Mit dem Gestalten eines eigenen Runensets oder dem Ziehen einer Monatsrune weben Sie die Runenkräfte in Ihre persönliche Rauhnachtzeit. Erleben Sie die alten Bräuche auf ganz neue Weise.

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Seitenzahl: 179

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Die Ratschläge in diesem Buch sind sorgfältig erwogen und geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für kompetenten medizinischen Rat, sondern dienen der Begleitung und der Anregung der Selbstheilungskräfte. Alle Angaben in diesem Buch erfolgen daher ohne Gewährleistung oder Garantie seitens der Autoren oder des Verlages. Eine Haftung der Autoren bzw. des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.

ISBN 978-3-8434-6434-5

Antara Reimann & Peter Eckel: Rauhnächte und die Kraft der Runen Alte Bräuche in einer modernen Zeit © 2020 Schirner Verlag, Darmstadt

Umschlag: Elena Lebsack, Schirner, unter Verwendung von # 221369557 (© Fanfo), # 1656725896 (© FotoHelin), # 1645713397 (© Soul of Phoenix), # 1013725786 (© Kirasolly) und # 333340043 (© Pixasquare), www.shutterstock.com

Print-Layout: Elena Lebsack, Schirner

Lektorat: Natalie Köhler & Bastian Rittinghaus, Schirner

E-Book-Erstellung: Zeilenwert GmbH, Rudolstadt, Germany

www.schirner.com

1. E-Book-Auflage 2020

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Vorwort

Wie unterstützt dich dieses Buch?

Was sind die Rauhnächte?

Deine persönliche Einstimmung auf die Rauhnächte

Was sind Runen?

Runen – Scheiben, Karten oder Stäbe?

Der Runenbeutel

Ziehung der Runen

Die Runen der Rauhnächte

Die Monatsrune

Was ist ein Ritual?

Der Altar

Das Räuchern und die Räuchermischungen

Möglichkeiten des Räucherns

Das Räuchergut

Alternativen zum Räuchern

1. Rauhnacht: Ahnen, Wurzeln, Herkunft

Rune OTHALA

Rune URUZ

Meditation »Erkenne deine Stärken«

2. Rauhnacht: Verbindung zu der Höchsten Quelle

Rune DAGAZ

Rune KENAZ

Meditation »Horche/schaue genau hin. Was hörst/siehst du?«

3. Rauhnacht: Die Power deines Herzens

Rune TIWAZ

Rune ANSUZ

Ritual »Welche Sehnsucht trägst du in dir?«

4. Rauhnacht: Wandlung und Entwicklung

Rune HAGALAZ

Rune NAUDHIZ

Ritual »Wandle Altes in Neues, Schweres in Freudvolles«

5. Rauhnacht: Herzensverbindungen

Rune GEBO

Rune EHWAZ

Ritual »Sage Ja zu deinen Herzensverbindungen«

6. Rauhnacht: Reflexion und neue Entscheidungen

Rune LAGUZ

Rune PERTHRO

Ritual »Verbinde dich mit deinem Lebensfluss«

7. Rauhnacht: Zeit für dich

Rune BERKANA

Rune SOWILO

Ritual »Folge dem Ruf deiner Seele«

8. Rauhnacht: Neubeginn, Übergang, Schwelle

Rune EIHWAZ

Rune THURISAZ

Ritual »Begegne dem Neuen«

9. Rauhnacht: Schutz und Grenzen

Rune ISA

Rune ALGIZ

Ritual »Errichte deinen heiligen Schutzraum«

10. Rauhnacht: Vertrauen auf das Neue

Rune INGWAZ

Rune MANNAZ

Ritual »Lerne, zu vertrauen«

11. Rauhnacht: Fülle und Vollendung

Rune RAIDHO

Rune FEHU

Ritual »Fülle und Vollendung«

12. Rauhnacht: Segen und Dank

Rune WUNJO

Rune JERA

Ritual »Segne dein Leben«

13. Rauhnacht: Der Heilige Gral in dir

Odins Rune

Meditation »Lasse dein Licht leuchten«

Resümee

Materialliste

Danksagung …

von Antara Reimann

von Peter Eckel

Über die Autorin

Über den Autor

Register nach Runennamen

Bildnachweis

Widmung

Wenn zwei Herzen eine Sprache sprechen, dann öffnen sich die Tore in andere Welten. Wenn vier Augen in dieselbe Richtung blicken, erkennen sie die Vielfalt der Schöpfung.

Wir widmen dieses Buch allen Menschen, die sich ebenfalls auf den Weg gemacht haben, die alten Traditionen mit neuem Leben zu füllen. Mögen Lebendigkeit und Erfüllung in die Welt hinausfließen.

Vorwort

»Welche Kräfte begleiten und beraten uns während der Schaffensphase dieses Buches?«, fragten wir die Runen zur Einstimmung, bevor wir zu schreiben begannen. Es zeigte sich die Rune OTHALA, die Kraft der Ahnen und der Traditionen. Welch ein treffender Begleiter, wenn es um die alten Riten und Gebräuche geht!

Am Ende des Jahres, wenn der Kreis sich schließt, haben die meisten Menschen die Ruhe für einen Jahresrückblick. Es ist die Zeit der Rauhnächte, jener 12 besonderen Nächte zwischen den Jahren, in der die Arbeit vielerorts ruht – eine Tradition, deren Wurzeln weit in die Vergangenheit zurückreichen. Das Überleben unserer Vorfahren hing stark von der richtigen Vorbereitung auf die kalte Jahreszeit ab. Von den ersten Frühlingsmonaten an bis in den späten Herbst kümmerten sie sich um das Sammeln und Anhäufen von Lebensmitteln, mit denen sie satt und sicher über den Winter kamen. Die Reparatur der Werkzeuge war zu Beginn der Rauhnächte beendet. Als letzte Handlung im tiefen Winter wurde die Zeit genutzt, um Resümee zu ziehen, Innenschau zu halten und einen Vorausblick auf das kommende Jahr und mögliche neue Projekte zu erhalten.

Die Überlieferung besagt, dass sich zwischen den Jahren kein Rad drehen soll. Der Göttervater Odin selbst, so heißt es, begibt sich während der Rauhnächte auf seinem achtbeinigen Pferd Sleipnir auf die wilde Jagd und wirbelt mit Stürmen und seiner Allgewalt die Grenzen zwischen dem Hier und Jetzt und den Welten der Verstorbenen und Unsichtbaren durcheinander. Die Schleier zwischen den Welten sind nun sehr dünn, und Odins wilde Jagd zerrt schon einmal den einen oder anderen zwischen den Welten hin und her. Um nun nicht »unter die Räder von Odins Streitwagen« zu geraten, sollte der Alltag stillstehen. Es wurde weder gesponnen noch gewaschen oder gemahlen. Diese Zeit zwischen den Jahren gehört damals wie heute einzig und allein dem Rad des Schicksals, das das neue Jahr webt. Und wegen der meist rauen und kalten Witterung verzichteten die Menschen gern darauf, auf Reisen zu gehen. Man zog sich zurück in die eigenen Wohnstätten.

Mit den Veränderungen in den Arbeitsabläufen und dem Hinzukommen neuer Berufe rückte diese Anbindung an die natürlichen Gegebenheiten aus dem Fokus der Menschen. Immer mehr waren sie in einen alltäglichen Trott eingebunden, und immer weniger gaben sie sich dem heilenden Prozess der Innenschau hin. Für ein paar Tage auszusteigen aus dem Trubel und einzukehren in die Stille zwischen den Jahren, war nicht mehr üblich.

Glücklicherweise ist mittlerweile zunehmend eine Veränderung im Verhalten zu erkennen. Vielen Menschen ist es wieder ein Bedürfnis, sich mit dem alten Wissen zu beschäftigen und sich dem Neuen zuzuwenden, das in der Rauhnachtzeit entstehen will.

Dieses Buch möchte dir helfen, dich wieder an das alte Wissen deiner Vorfahren anzubinden. Bewährte Überlieferungen in Form von Ritualen sowie heilsame Meditationen und die Begleitung durch die Runen leiten dich auf einfache Weise an, dich selbst wieder zu verstehen, das zu ändern, was stört, und das zu lösen, was blockiert ist. Die Runen in ihrer Gesamtheit symbolisieren den Kreislauf des Lebens und hüten dein gesamtes mögliches Erlebnisfeld. Für jede Situation gibt es eine helfende Runenkraft. In Zeiten intensiver Veränderungen schätzen wir diese Begleiter ganz besonders – und das sind die Rauhnächte wahrlich! Doch nicht nur während der Rauhnächte sind uns die Runen wertvolle und weise Ratgeber. Sie begleiten uns auch im täglichen Leben.

In den Rauhnächten arbeitest du an dir, bekommst Klarheit und eine gute Verbindung zu dir und deinen Stärken. Du hältst Rückschau auf die letzten Monate und lässt eine Vorausschau auf das jetzt neu Entstehende zu. Die Runen schenken dir dabei wertvolle Hinweise für dein Vorgehen und deine Rückschlüsse. In der Zeit der Rauhnächte, wenn die Außenwelt auf ein Minimum an Sonnenlicht und Lebendigkeit reduziert ist, kannst du dir selbst begegnen. Die Geistigen Reiche unterstützen dich dabei.

Das alte Wissen in die Sprache der Menschen der heutigen Zeit und für deren Bedürfnisse zu übersetzen, ist unser beider Passion. Dieses Arbeitsbuch fördert das Verständnis für die alten Rituale und deren Umsetzung. Es soll dich nicht nur in den Rauhnächten, sondern durch das ganze Jahr hindurch begleiten. Dank vieler Jahre mit eigenen Erfahrungen in der Arbeit mit den Rauhnächten können wir diese Wissensweitergabe praxisnah und lebendig gestalten. Diese stellen wir dir herzlich gern zur Verfügung und wünschen uns, dass du ebenfalls diese Freude in dir erwecken kannst.

Antara Reimann und Peter Eckel

Waltrop, im Sommer 2020

Wie unterstützt dich dieses Buch?

Die Rauhnächte sind eine ganz besondere Zeit des Wandels und der Aufarbeitung. Während dieser 12 Nächte und der darauf folgenden Tage klärst du deine Lebenssituation in allen Bereichen. Du betrachtest sie mit Abstand und entscheidest neu. In diesem Buch findest du eine zusätzliche Rauhnacht. Diese dreizehnte »Runennacht« steht unter dem Einfluss der Odins-Rune. Diese zeigt dir auf, welches Entwicklungspotenzial in dir steckt, und offenbart somit deine mögliche Entwicklung im neuen Jahr.

Dieses Buch soll dich ganz praktisch durch die Rauhnächte führen. Es hilft dir, sie zu verstehen und zu erkennen, wie die Runenkräfte dein Erleben dieser Zeit begleiten und unterstützen können. Die Runen und ihre Kräfte sind hier so beschrieben, wie wir sie in unserer langjährigen Runen-Praxis erlebten und im täglichen Umgang leben. Die Runen-Rituale und -Meditationen bringen dich in einen guten und bewussten Kontakt zu der speziellen Kraft jeder einzelnen Rune und lassen dich deren Einfluss während der Rauhnächte erfahren. Was bedeutet die Beschreibung dieser Rune konkret in der jeweiligen Rauhnacht? Welche Auswirkungen hat es, wenn du ihre Kraft zu dem speziellen Thema hinzulädst? Wie fühlt es sich an? Worauf nimmt die Rune im Laufe der Nacht und des folgenden Tages Einfluss? Die Verbindung der Rauhnächte mit dem Wissen um die Runen lässt dich diese besondere Zeit zwischen den Jahren auf eine neue Weise erleben.

Dieses Buch soll dir während der Rauhnachtzeit als Arbeitsbuch zur Seite stehen. Es enthält Informationen über die Rauhnächte und dazu, wie die Runen sowie ein Altar dich in dieser besonderen Zeit in der rituellen Arbeit unterstützen können, und es hilft dir dabei, den roten Faden durch die Zeit zwischen den Jahren zu behalten und diese mit Freude und Leichtigkeit zu genießen.

In den einleitenden Kapiteln findest du viele Hinweise, Erläuterungen und Anregungen zu:

•der Vorbereitung auf die Rauhnachtzeit in deinem häuslichen und beruflichen Umfeld

•der Einrichtung eines Altars, der sich leicht in jeder Rauhnacht modifizieren lässt

•den Ritualen und Meditationen:

Wie unterstützen Rituale deine Vorhaben und Pläne?

Wie kann eine Meditation dir Türen zu deinen

Innenwelten öffnen?

Wie verbindest du dich mit deiner geistigen Führung?

Von alters her werden in den Rauhnächten Orakel befragt. Unsere Ahnen nutzten dafür die Runen und ließen sich von ihren Botschaften durch die magischen Nächte begleiten. In einem eigenen Kapitel findest du den Umgang mit den Runen erläutert.

Alle einleitenden Kapitel enthalten neben grundlegenden Informationen wichtige Hinweise zur Umsetzung in den Rauhnächten. Auch wenn du vielleicht schon eigene Erfahrungen mit den Runen und den Rauhnächten gemacht hast, empfehlen wir dir, sie zu lesen. Mit diesen Vorabinformationen bist du bestens für die Rauhnächte gerüstet.

Im Rauhnachtsteil findest du ein Kapitel für jede Rauhnacht mit folgendem Inhalt:

•das Thema der Rauhnacht mit einer kurzen Beschreibung

•2 Runen mit Erläuterungen dazu, wie sie die Arbeit mit dem Rauhnacht-Thema unterstützen

•entweder 1 Ritual oder 1 Meditation

•Hinweise zu passendem Räucherwerk

•Platz für deine täglichen Notizen

Am Ende jeder Rauhnacht findest du Platz für Kurznotizen. Lege dir zusätzlich ein Rauhnacht-Tagebuch an, um deine Eindrücke, Gedanken und Antworten ausführlicher festzuhalten. Sie werden dir während der kommenden Monate helfen.

Im Anhang findest du eine Aufstellung aller für die Rituale benötigten Materialien. Diese ermöglicht dir eine entspannte und langfristig planbare Vorbereitungszeit.

Was sind die Rauhnächte?

Es ist Nacht über Stonehenge. Finster und bitterkalt. Wir schreiben die Nacht vom 20. Dezember auf den 21. Dezember im Jahre 987 vor Christus. Seit mehr als 1 500 Jahren wachen die Geister über diesen besonderen Steinkreis. Eine Gruppe von Männern mit langen Bärten hat sich im Innenkreis um eine Feuerstelle versammelt. Sie sind in lange Fellgewänder gehüllt, tragen Pelzmützen und -handschuhe. Ihre Beine sind mit Fellen umwickelt. Sie wollen die längste Nacht des Jahres miteinander verbringen. Das vergangene Jahr war das schlimmste, an das sich die Ältesten erinnern können. Auch in den überlieferten Geschichten gibt es kein vergleichbares. Es brachte Hungersnöte, da erst die Sonne die Aussaat verbrannte, später Überschwemmungen und Dauerregen die bereits mäßige Ernte noch weiter reduzierten. Krieg und Elend hätten das Land nicht schlimmer beuteln können, als es die Natur tat.

Der angesehenste Priester und Heiler des Dorfes war vor Monaten auf einer Reise durch die Lande hierhergekommen, zu diesem Ort, an dem die Verbundenheit mit den Ahnen so deutlich zu spüren ist, und hatte einige Tage und Nächte in der Nähe verbracht – Kräuter gesammelt, die Natur beobachtet und im Steinkreis sitzend den Kräften des Platzes »gelauscht«. In der letzten Nacht seines Aufenthalts hatte er die Vision, zur Jahreswende mit den Ältesten des Dorfes zurückzukehren. Und so sitzen sie nun im Kreis, diese Männer, die über so viel Lebenserfahrung verfügen und doch nicht wissen, was sie genau erwartet.

Der Priester erinnert sich im Geiste noch einmal an seine Vision. In jener Nacht träumte er, dass ein uralter Mann mit weißem Haar und einem langen weißen Bart auf ihn zukam und ihm die Hand reichte. Er führte ihn an eine Stelle im Steinkreis, wo er zwischen den Toren einen Durchgang wusste, und gemeinsam schritten sie hindurch. Auf der anderen Seite des Tores schien im ersten Moment nichts anders zu sein. Dann jedoch bemerkte der Priester, dass er hier die Möglichkeit bekam, die Geschehnisse des letzten Jahres noch einmal anzuschauen. Er vernahm in seinem Kopf die Gedanken der Dorfbewohner, spürte ihre Ängste, sah ihre Visionen und erkannte die Zusammenhänge zwischen Ernte und Wetter. Er begriff instinktiv ganz tief in seinem Inneren, dass er die Chance erhielt, sein Dorf im nächsten Jahr auf einen besseren Weg zu führen. Sein wacher Verstand sagte ihm, dass die Gefühle, Gedanken und Intentionen aller Dorfbewohner ganz wesentlich dazu beitrugen, wie sich ihre kleine Welt entwickelte. Und er wusste auch, was zu tun sein würde. In der längsten Nacht des Jahres würde er mit den Ältesten des Dorfes zu diesem Steinkreis zurückkehren, am Feuer wachen und zum Sonnenaufgang ein Sonnenritual durchführen.

Die längste Nacht ist nun gekommen. Neben dem Nachtfeuer ist ein weiterer großer Holzstapel aufgehäuft, Fackeln zum Anzünden liegen bereit. Der Priester bittet die Männer, die für jede der vertretenen Familien schlimmsten Ereignisse symbolisch in ein altes Stück Holz zu schnitzen. Und da gibt es einiges: Tod, Hunger, Krankheiten, Mangel und Sorgen. Die Hölzer sind zum Teil übersät mit Kerben. Der Priester schaut sich um – alles ist vorbereitet. In einem großen Sack hat er heilige Misteln und diverse getrocknete Kräuter dabei.

Die Ältesten sitzen im Kreis um das Nachtfeuer herum. Mit seinem Priesterstab zeigt der weise Mann auf den ersten der Männer in der Runde und bittet ihn, zu erzählen, warum er hier sei … Und jeder erzählt reihum von diesem schlimmen Jahr, das sich jetzt seinem Ende neigt, was es für ihn bedeute, was er gelernt habe, was er sich vom neuen Jahr erhoffe – und so vergeht Stunde um Stunde, bis Mann für Mann seine Geschichte erzählt hat. Die Ältesten sind es gewohnt, zu erzählen – die Überlieferungen ihrer Ahnen waren seit jeher mündlich weitergegeben worden. Und so schmückt jeder seine Geschichte sehr bildhaft aus. Auf diese Weise wird die Nacht am Feuer nicht langweilig. Jeder Anwesende findet sich in den Geschichten der anderen wieder. Die Gemeinschaft wächst noch stärker zusammen, und so warten sie gemeinsam auf den neuen Morgen.

Die Dämmerung zieht herauf. Alle versammeln sich nun um den zweiten Holzstapel und blicken nach Osten. Als der erste Sonnenstrahl in den Innenkreis fällt, entzündet der Priester das Feuer, singt mit lauter Stimme die Gebete, die ihm auf dem Herzen liegen, und segnet das Feuer, indem er die mitgebrachten Kräuter zur Klärung und Reinigung hineinwirft. Er bittet um Transformation der Energien und Ereignisse des vergangenen Jahres. Mann für Mann verbrennen die Ältesten nun ihre Schnitzhölzer mit den Symbolen für das, was sie loswerden wollen. Als alle fertig sind, wirft der Priester einen Mistelzweig in die Flammen. Der Rauch der taunassen Hölzer steigt in den Morgenhimmel.

Die Männer stapfen im Takt des Priestergesangs mit verklärten Gesichtern um das Feuer herum. Das Verbrennen der Schnitzhölzer lässt eine neue Leichtigkeit, Zuversicht und Freude entstehen, die körperlich und energetisch immer spürbarer wird. Der Steinkreis hilft ihnen, sich zu konzentrieren, sich mit ihren Wünschen und ihren Göttern zu verbinden, und so steigt neben dem Rauch und der Feuersäule noch eine, wenn auch nur für den Priester deutlich wahrnehmbare Lichtsäule zum Himmel auf. Schließlich setzen sie sich wieder im Kreis um das Feuer und bleiben, bis es im Laufe des Tages erlischt. Mit den Augen die Umgebung erforschend, suchen sie nun in der Nähe nach jungen Haselnussbüschen. Jeder Einzelne geht zu »seinem« Haselnussbusch und bittet ihn darum, sich einen Zweig aus ihm herausbrechen zu dürfen. Zum Dank summt oder singt jeder ein Lied für seinen Busch und bricht sich anschließend einen jungen Ast heraus. Der Priester reicht jedem eine Feder und einen Felllappen. Mit diesem Lappen befestigen die Männer die Feder an dem Zweig und umwickeln diesen mit dem Rest des Lappens. Dann weihen sie die Stäbe, indem sie diese mit der Asche des Feuers einreiben. Dies soll die Gemeinschaft des Dorfes an die Wünsche nach einer vollen Ernte, gesundem Vieh und zahlreichen Nachkömmlingen für das kommende Jahr erinnern. Und so machen sie sich auf den Weg zurück in das Dorf.

Dort wird die Gruppe bereits erwartet. Mit allen Familien wird gefeiert, die Männer erzählen ihre Geschichte, und alle sind sehr berührt. Auch an den nächsten zwölf Abenden werden sie mit den Familien zusammensitzen. Es werden noch viele alte Geschichten erzählt, Überlieferungen besprochen, und vieles wird reflektiert und aufgearbeitet werden. Auf diese Weise wurde schon immer das Wissen der Vorfahren in der nächsten Generation manifestiert.

Das neue Jahr wird eines der besten werden, an die man sich erinnern kann.

So oder so ähnlich könnten die Rauhnächte entstanden sein. Diese Geschichte um das Geschehen in Stonehenge wurde uns von der Geistigen Welt medial übermittelt.

Worum geht es bei den Rauhnächten? Wir sind aufgefordert, wie unsere Vorfahren in den Tagen zwischen den Jahren innezuhalten, zurückzuschauen, nicht zu bewerten, sondern zu entscheiden: »Will ich das behalten, oder darf das gehen? Was will ich stattdessen haben? Was gilt es, noch zu klären oder abzuschließen?«

Die Tage »zwischen den Jahren« sind heute für viele Berufstätige aufgrund der Feiertage eine arbeitsfreie Zeit. Die Familie trifft sich im kleinsten Kreis an den Weihnachtstagen – dann folgen einige Tage, an denen wir uns mit den Dingen beschäftigen, die sonst liegen bleiben, zum Jahreswechsel feiern wir gern mit Freunden im großen Kreis, und schließlich folgt die Neuausrichtung auf das kommende Jahr. Dies ist vom traditionellen Ablauf der Rauhnächte übrig geblieben in der heutigen Zeit.

Die Wochen vor den Rauhnächten werden mit der Vorbereitung für die Rauhnächte verbracht und helfen dir, dich auf diese Phase der Entwicklung einzustimmen. Du legst die Utensilien für die Rituale bereit, besorgst Kräuter und Räucherwerk, bereitest den Altarplatz vor (säuberst und reinigst ihn), räumst das Büro auf, mistest den Kleiderschrank aus etc. Vor Beginn der Rauhnächte kannst du vieles bereits im Physischen klären, um eingestimmt auf und offen für die Entwicklungen in dieser besonderen Zeit zu sein. Du wirst intensiv energetisch auf allen Ebenen an dir arbeiten, an Körper, Geist und Seele.

In den Rauhnächten selbst kommen viele unterschiedliche Aspekte in der Arbeit zum Tragen – vorbereitende Schlagworte hierzu sind: Vergebung, Loslassen, Vertrauen, Liebe, Selbstliebe, Freundschaft, Herzöffnung, Fülle, Danksagung und Segnung.

Jede Nacht hat ihr eigenes Thema und bekommt in diesem Buch ihren eigenen Rahmen, ihr Ritual oder eine Meditation und individuelles Räucherwerk zugeordnet. Jede Nacht ermöglicht dir eine Vorausschau und gibt dir Informationen dazu, welche Stimmung, Energie und Unterstützung im zugehörigen Monat des nächsten Jahres wirken wird. Die erste Rauhnacht zeigt die Einflüsse für den Januar, die zweite für den Februar, und so geht es weiter bis zur zwölften Rauhnacht und dem Monat Dezember. Die dreizehnte Rauhnacht zeigt die zusammengefassten oder auch übergeordneten Einflüsse auf das ganze Jahr, das, was noch aus dem Neuen entstehen möchte.

Bei den Einzelbeschreibungen der Rauhnächte findest du stets zwei unterschiedliche Datumsangaben, wann die jeweilige Rauhnacht zelebriert wird. In den alten Traditionen richteten sich unsere Vorfahren bei der Festlegung der Termine im Jahreskreis nach dem Sonnen- und Mondstand. Die Rauhnächte begannen damals um den Termin von Jul herum, das in Abhängigkeit des letzten Vollmondes des Jahres gefeiert wurde, und endeten mit der Silvesternacht. Die Nacht vom 20. Dezember auf den 21. Dezember ist die längste des Jahres. In ihr wird das Licht neu geboren, und die Tage werden wieder länger. Im Zuge der Christianisierung wurde die Geburt des Lichts immer mehr mit der Geburt Jesu Christi in Verbindung gebracht, und so wurden die Rauhnächte auf die Zeit ab dem 24. Dezember verschoben. So wurde eine alte Tradition in das christliche Glaubenssystem integriert, und die Bevölkerung konnte ihre alten Bräuche weiterhin leben.

Du kannst die Rauhnächte allein, in der Familie oder in größerem Kreis mit Gleichgesinnten begehen. Wichtig ist jedoch, dass du dich auf die transformierende Kraft einlässt. Die Rauhnächte sind kein Ritual, das einer bestimmten Religion, einem Glauben oder Volksstamm angehört. Du bist eingeladen, dich auf die traditionelle Art mit der rituellen Lebensweise unserer europäischen Ahnen zu verbinden. Gleichzeitig können dich auch Einflüsse aus anderen Traditionen bei dieser Arbeit unterstützen.

Wie in der Vision des Priesters in Stonehenge sind die Tore zur jenseitigen Welt in dieser Zeit auch für uns durchlässiger – in beide Richtungen. Wir empfangen Botschaften, Visionen, Träume. Die Zeit ist perfekt zum Orakeln, denn die Deutung der Symbole fällt leichter. Der Alltagsstress liegt hinter uns, und wir können bewusst auf Themen eingehen, deren Antlitz sonst verborgen bleiben könnte. Die berühmten guten Vorsätze zu Silvester sind Überbleibsel aus der alten Zeit. Doch die Absicht kann nur Wirklichkeit werden, wenn wir die Transformationsenergie »spüren«. Das reine Aussprechen oder Aufschreiben guter Vorsätze kann die Veränderung unterstützen, ist als einzige Handlung aber meist wirkungslos oder zu schwach, als dass die Pläne durchgehalten werden. Webst du den Vorsatz aber in ein Ritual ein, weihst das Vorhaben durch Räucherwerk, verbrennst oder vergräbst den Wunschzettel und weißt um die Kraft dieser Rituale, dann bist du da, wo dich die Rauhnächte hinbringen wollen – du bist bei dir selbst.