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Glastonbury – auf den Spuren von König Artus, Merlin und Morgaine! An kaum einem anderen Ort Europas ist die alte Magie so lebendig wie im südenglischen Glastonbury – dem Herzchakra der Erde. Mit der Abbey, dem Glastonbury Tor, Chalice Well und all seinen alten Gemäuern und spirituellen Angeboten gilt die entzückende Kleinstadt als das reale Avalon. Auf Schritt und Tritt begegnet dir hier die Große Göttin. Antara Reimann, die seit über 20 Jahren Reisen nach Glastonbury leitet, lädt dich ein, die mystischen Stätten selbst zu entdecken. Begib dich auf faszinierende Touren zu den lokalen Kraftplätzen und in die nähere Umgebung, etwa nach Stonehenge oder zum Silbury Hill. Mit den Ritualen und Meditationen im Buch kannst du tief in die einzigartigen Energien dieser Orte eintauchen, das Weibliche und das Männliche heilen und Harmonie zwischen Mensch, der Natur und ihren Wesen stiften. Mit zahlreichen Insider-Tipps für Unterkünfte, Verpflegung und Einkäufe ist dieser Reiseführer dein idealer Begleiter.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
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ISBN Printausgabe: 978-3-8434-1576-7
ISBN E-Book: 978-3-8434-6556-4
Antara Reimann:
Glastonbury und Avalon
Ein Reiseführer zu den mystischen Kraftplätzen Südenglands
© 2025 Schirner Verlag GmbH & Co. KG
Birkenweg 14 a, 64295 Darmstadt
E-Mail: [email protected]
Umschlag: Hülya Sözer, Schirner, unter Verwendung von # 1080645263 (Guenter Albers), # 1836065551 (Alexey Fedorenko), # 2308031083 (© easycolors) und # 2499792611 (© SK.Designs), www.shutterstock.com, sowie Fotos von Antara Reimann
Print-Layout: Hülya Sözer, Schirner
Lektorat: Bastian Rittinghaus & Karin Garthaus, Schirner
E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH, Rudolstadt, Germany
www.schirner.com
Aktualisierte und ergänzte Neuausgabe 2025 – 1. E-Book-Auflage Juni 2025
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EINFÜHRUNG
GLASTONBURY
Glastonbury Abbey
Die Lady Chapel
Der Weg zum Hochaltar
Artus’ Grab
Abbot’s Kitchen
Der Kräutergarten
Die Bäume
Der Apfelgarten
St Patrick’s Chapel
Naturoase
Die Ausstellung
Historisches rund um Glastonbury Abbey
Glastonbury Experience
The Goddess Temple
The Goddess Hall
The Goddess House
Bridget Healing Centre
Goddess Temple Gifts Shop
Temple of Cerridwen in Avalon
Der Tor
Aufstieg zum Tor
Top of the Tor – oben angekommen
Die Quellen von Glastonbury
Chalice Well
Die White Spring
St Mary Chapel & Magdalene Almshouse
Wearyall Hill
Der heilige Dornbusch
Glastonbury High Street
Mystic Garden Gallery – Linda Ravencroft
George & Pilgrims Inn
Glastonbury Tribunal
Star Child
Das Labyrinth von Glastonbury
Phillipa Bowers
Charity Shops
Der Glastonbury Mural Trail
Zu Fuß unterwegs in der freien Natur rund um Glastonbury
Gog und Magog
AUSFLÜGE
Wells
Die astronomische Uhr
Das Chapter House
Die Lady Chapel
The Library – die Bibliothek
Wiltshire – mystische Landschaft mit Potenzial
Stonehenge
Stonehenge und die Sommersonnenwende
Woodhenge
Avebury
West Kennet Avenue
West Kennet Long Barrow
Silbury Hill – die keltische Pyramide
Kornkreise im Umkreis von Avebury
The Cathedral Church of St Mary
Faszination Südengland – Resümee
NÜTZLICHES DRUMHERUM
Mobilität – Wie erreiche ich Glastonbury?
Unterkünfte
Verpflegung
Geldautomaten, Post und Banken
Internetzugang
Organisationen
Glossar
Quellennachweis
Danksagung
Über die Autorin
Bildnachweis
Wenn man von Glastonbury hört, denkt man unverzüglich an Avalon. Über beiden Namen liegt ein Zauber, den man mit Worten kaum beschreiben kann. Man kann ihn nur erleben.
Egal, aus welcher Richtung man auch nach Glastonbury reist, man sieht schon von Weitem diesen außergewöhnlichen Hügel, im Dialekt der Gegend »Tor« (Hügel) genannt, mit der Ruine der St Michael’s Church.
Man befindet sich bereits im Dunstkreis von Glastonbury. Man weiß, dass die Reise bald geschafft ist, und ein Gefühl des Ankommens, des Nach-Hause-Kommens breitet sich aus. Wenn ich selbst mit dem Auto nach Glastonbury fahre, überlege ich manchmal, wie sich die Ritter früher gefühlt haben. Müde und hungrig ritten sie über die Hügel und waren mit Sicherheit froh, endlich heimzukehren. Über viele Meilen hinweg war das Blinken zu sehen, das das Licht der untergehenden Sonne im Metall der Rüstungen und des Geschirrs der Pferde erzeugte. Im Ort wusste man dadurch, dass die Ritter heimkehrten und die Familien wieder zusammenkamen.
Die Straßen schlängeln sich durch Dörfer mit wunderschönen Vorgärten und vorbei an von Hecken umrahmten Feldern. Je näher man Glastonbury kommt, desto mehr Ruhe spürt man, umso »entschleunigter« fühlt man sich. Die Großstädte liegen weit zurück, die Gegend wird immer ländlicher, die Straßen immer schmaler. Man erreicht »Keltenland«.
Bis ins 14. Jahrhundert war diese Landschaft reines Marschland mit feuchten Wiesen und Trampelpfaden, über die man sich zu Fuß, per Kutsche oder Pferd fortbewegte. Bei Regen wurden die Wiesen und Wege sehr schnell überflutet, und in den Morgenstunden waren sie vom aufsteigenden Nebel in ein mystisches Licht getaucht. Wegen der beschwerlichen Art der Reise durch die feuchten Lande reisten nur wenige Fremde in diese Gegend, und die Bewohner blieben meist unter sich. Römer und christliche Prediger besuchten lieber die »zivilisierten« Städte des Ostens. Durch die Abgeschiedenheit ihrer Heimat blieben die Urbewohner dieser Region lange Zeit vor der Christianisierung bewahrt.
Von Wales über Wiltshire, Somerset, Dorset, Devon und bis hinunter nach Cornwall1 lebten die Menschen ihre eigene Religion, die Verbindung zur Natur. Es gab kein Ungleichgewicht zwischen Männlich und Weiblich, weil ihnen bewusst war, dass nur beide Teile zusammen ein Ganzes ergeben. Die Natur macht es uns vor: In jeder Steinmauer, stark und fest, findet eine Pflanze, weich und flexibel, einen Platz für ihre Wurzeln, sodass sie wachsen und sich vermehren kann.
Großbritannien wird an der Westküste vom wärmeren Golfstrom umflossen. Das sorgt für ein besonderes Klima, das starke Nachtfröste verhindert. Meist liegen die winterlichen Tiefsttemperaturen nur knapp über dem Gefrierpunkt. Es gibt so gut wie keine extrem kalten Winter und keine extrem heißen Sommer, alles ist fließend, und die Natur muss nicht ums Leben spendende Wasser kämpfen. Die aufsteigenden Morgennebel sorgen für eine hohe Luftfeuchtigkeit, was die Pflanzenwelt besonders genießt. Vor fast jedem Haus wachsen Rosenstöcke, die Blumen der Liebe und des Herzens.
Symbole ihres Glaubens meißelten die Bewohner gern in Stein. An Stellen, wo oftmals ein simpler Quader reichen würde, stehen mit keltischen Ornamenten übersäte Steine.
In Südwestengland findest du überall Zeichen für die gelebte Religion. Bereits vor mehr als 4000 Jahren begannen die Menschen in dieser Region, ihrer Verbindung zu den Wesen der Natur Gestalt zu geben. Ihre Kirchen waren die Wälder und die Bäume ihre Berater. Ihrem Glauben nach übernahm in jeder der dreizehn Mondzyklen eines Jahres ein anderer Baum die Führung. Er wurde besonders geehrt, und man orientierte das eigene Handeln an seinen Eigenschaften.2
Die Eichen galten als besonders heilig. Wo mehrere Eichen zusammenstanden, da versammelten sich die Menschen. Unter den Baumkronen fühlte man sich geschützt, denn die Eichen galten schon immer als stark. Krone und Wurzelwerk dieses Baums sind immer gleich groß. Ausgewogen tief in der Erde verwurzelt und hoch in den Himmel ragend, zwischen den Welten und jenseits der Zeit – so erlebten die Bewohner Südenglands das Wissen der Bäume.
Uralte Eiben, die Hüter der Schwellen und Begleiter der Seele auf ihrer letzten Reise, halfen den Menschen, loszulassen. Eiben können mehrere Tausend Jahre alt werden. Sie überleben ganze Menschengenerationen und beobachten sie. Ihre Weisheit ist groß, sie lehren gern, aber sie plappern nicht – wer so alt wird, hat Geduld. Unter diesen gigantischen Bäumen wurden Veränderungen zelebriert. Hier wurde getrennt, was überholt war, losgelassen, was blockierte. Rituale zur Befreiung von alten Gewohnheiten unterstützen Eiben gern. Aber auch im Moment des Todes können sie helfen. Deshalb werden Eiben oft auf Friedhöfen angepflanzt. Schaue dir die alten Eiben dort an. An manchen Tagen kannst du in ihrer Rinde Gesichter und Körper sehen. Fälschlicherweise erzeugt das bei vielen Menschen den Eindruck, die Verstorbenen seien in der Eibe gefangen. Das ist aber unbegründet. Eiben beherbergen die Seele eines Verstorbenen nur so lange, bis diese bereit ist, loszulassen und weiterzugehen.
Steine und Blumen trifft man häufig in Kombination an. Überall sind die Mauern mit bunt blühenden Blumen bewachsen. Zwischen den Feldern werden die beim Pflügen in den Äckern gefundenen Steine angehäuft und Hecken dazugepflanzt. Kleine Tiere finden so ein Zuhause, und die Felder werden vor dem ewigen Wind geschützt, der die Samen teils weit durch die Luft weht, in die Ritzen zwischen den Steinen, und so die Vielfalt fördert. Die Natur zeigt sich in ihrem bunten Farbenkleid. Der männlich-starke Stein und die weiblich-geschmeidige Pflanze ergänzen sich auf diese Weise ganz natürlich.
Der Kontakt zu den Naturwesen und den Elementen ist noch heute für die Bewohner selbstverständlich, ihre Kräfte gehören zum Leben dazu. An den Rändern der Gärten und Felder werden manchmal Essen und Getränke für Feen und Co als Dank für deren segnende Arbeit hingestellt. Über viele Generationen hinweg wurde diese Tradition weitergereicht. Zu den Festen im Rhythmus des Jahres, somit immer vor Beginn des nächsten Wandels, trafen sich die Sippen und läuteten bewusst den nächsten Schritt ein: Nach Säen, Wachsen und Ernten kommen Vergehen und Neubeginn.
Die Verbindung zur Großen Göttin3 als Quelle allen Lebens prägte die Gegend ebenso wie das Wissen um die Drachenkräfte. Überall in der südwestlichen Region ist der Drache zu sehen und zu spüren. Drachen sind die Wappentiere von Wales, Dorset und Somerset.
Quer durch die gesamte Region vom St Michael’s Mount im südlichsten Cornwall über die Steinkreise The Hurlers bei Minions, die Abteiruine und den Tor von Glastonbury, die Steinkreise von Avebury bis hin nach Hopton an der Ostküste verläuft eine sehr starke Energielinie, die St Michael’s Line, auch »Drachenlinie« genannt. Viele deutlich spürbare Kraftorte befinden sich auf dieser Leyline4.
Im Lauf der Geschichte wurden die Drachenkräfte zu etwas Dämonischem erklärt. In Wahrheit ist St Michael ihr Bewahrer und Hüter. Drachen sind klar strukturiert, kraftvoll und präsent. Das kann angsteinflößend sein, da man schnell das Gefühl hat, durchschaut zu werden, wenn man einem Drachen gegenübersteht. In den letzten 2000 Jahren wurde die Angst regelrecht kultiviert, da man mit ihr Menschen sehr leicht manipulieren kann. Zu diesem System passt die klärende und stärkende Drachenenergie nicht. Sie würde die Menschen gegenüber der Angst unangreifbar machen.
Diese Drachenkräfte kannten die Urbriten. Sie stellten Menhire5 direkt auf den Energielinien auf und verankerten damit die Kräfte an diesem Ort. Wie bei einem Anschluss an eine Wasserleitung fließt ein Teil der Energie in die Gegend, um diese zu bereichern. Wenn du dich an einen dieser Monolithen6 lehnst, spürst du, wie du von den Erdkräften erfüllt wirst.
In früheren Zeiten gingen die Menschen zu diesen kultischen Steinen, um zu beten und zu meditieren. Hier konnten sie Kontakt zu den Wesen der Erde herstellen. Oft standen die Felsen auch stellvertretend für die Körper der Ahnen. An einigen Orten wurden mehrere dieser Menhire im Kreis aufgestellt und bilden so die bis heute zu bewundernden Steinkreise.7 Vielleicht haben sich in diesen Steinkreisen Menschen für Verhandlungen und Besprechungen getroffen. Angelehnt an die Steine wären sie mit den Kräften der Ahnen und der Natur verbunden gewesen und hätten so gemeinsam Ergebnisse finden können, die im Einklang mit der Region gestanden hätten.
Es ritten viele Regenten unter dem Drachenbanner, zum Beispiel Uther Pendragon, der Vater von König Artus. Sie stellten ihr Land unter den Schutz der Drachenkräfte.
Neben der St Michael’s Line gibt es eine weitere Leyline, die Mary Line. Wie ein Fluss um natürliche Hindernisse herumfließt, so tanzt die Marienlinie mäandernd ihren Weg. An manchen Punkten kreuzen sich diese beiden Linien oder treffen aufeinander und fließen ein kurzes Stück zusammen weiter (unter anderem bei St Michael’s Mount, The Hurlers, Cadbury Castle/Camelot, Glastonbury, Avebury). An all diesen Orten sind männliche und weibliche Kräfte besonders stark in all ihrer Harmonie und Ausgewogenheit zu spüren.
Erzengel Michael und die Große Göttin sind die Hüter von Südwestengland. Weise Männer und Frauen kannten ihre Kräfte. Sie hatten die Aufgabe angenommen, Harmonie zwischen den Bewohnern, der Natur und ihren Wesen und den geistigen Hütern zu schaffen und zu erhalten. Sie dienten der Gemeinschaft, indem sie die Kraft der Kräuter, der Mondzeiten, der Rituale und des richtigen Zeitpunkts verstanden und einsetzten. Diese späteren Druiden konnten unter anderem durch das Beherrschen von »galdr«, dem traditionellen, rhythmischen Gesang, die Schwingungen einer Situation ändern und so die Lösung eines Problems herbeiführen. Ebenso arbeiteten sie als Seher und Astrologen.
Durch ihre gute und fundierte Ausbildung waren sie in der Lage, die Zeichen der Natur zu sehen und zu deuten. Wenn sie Klarheit über eine Situation erlangen wollten, stimmten sie sich auf die Situation ein und gingen hinaus in die Natur. Sie nahmen wahr, was um sie herum geschah, welches Tier erschien, welcher Baum sich bewegte, und diese Beobachtungen brachten sie in Verbindung mit der Fragestellung. Was geschah hinter ihnen (im Unbewussten, Unsichtbaren), was ereignete sich links von ihnen (in der Vergangenheit), was geschah rechts von ihnen (im weiteren Verlauf der Entwicklung)? Vor ihnen lag das Offensichtliche, von oben kam die geistige Unterstützung und von unten die Kraft, auf der das Ganze, die Situation aufbaute, woraus es entstanden war und was es benötigte. In der Ruhe der Natur haben die weisen Männer und Frauen Antworten gefunden. Wenn sie selbst still waren, hörten sie das Flüstern ihrer Umgebung.
Dieses Wissen wurde von Generation zu Generation an diejenigen Nachkommen weitergegeben, die sich als dafür geeignet zeigten. Nicht jeder bekam es vermittelt. Junge Frauen und Männer wurden in jahrelanger Praxis im richtigen Umgang mit den Wegen und Notwendigkeiten dieser Kunst ausgebildet. Das Studium war erst dann beendet, wenn sich der Lehrer oder die Lehrerin zur Ruhe setzen wollte, starb oder der Schüler aufbrach, um anderswo seinen Dienst zu tun. Und es ist nicht nur das Wissen um Pflanzen und Heilkünste auf der materiellen Ebene, was weitergegeben wurde.
Ganz zurückgezogen befand sich auf der walisischen Insel Anglesey (Mona) eine Männerschule, die in den Aufzeichnungen der Historiker später als »Druidenschule« bezeichnet wurde. Die Schüler lernten dort die Kunst der Vision und Divination, des Orakelns und Wahrsagens. Für sie war es wichtig, die Zusammenhänge und das Prinzip der Energiefelder zu verstehen und die Energien lenken zu lernen. Dadurch konnten sie erkennen, wie verschiedene Entwicklungen sich fügen würden. Wegen ihrer Fähigkeiten wurden sie von den Regierenden vor jeder großen Entscheidung um Rat gefragt.
Einige der weisen Frauen fühlten sich dazu berufen, der Großen Göttin zu dienen. Sie wurden zu ihren Priesterinnen, deren Aufgabe es war, den Menschen die vielen Facetten der Großen Göttin näherzubringen. Durch sie sprach die Große Göttin, wenn sie den Menschen ihre Botschaften mitteilen wollte. Indem sie heilige Orte errichteten, erschufen die Priesterinnen einen Anker für die Liebe und die Fürsorge der Großen Mutter. Sie sammelten Heilkräuter für das Volk und ließen diese segnen. Durch dieses Handeln brachten sie die Energie der Großen Göttin in die Familien.
Priesterin der Großen Göttin zu sein, bedeutete, zu dienen. Die Priesterinnen waren der Divination kundig, und das Wasser war ihr Element. Es steht stellvertretend für den Fluss des Lebens, für das Fließende in der Weiblichkeit. Mithilfe des sogenannten zweiten Gesichts konnten die Priesterinnen Zeichen »lesen«. Quellen oder auch Quellwasser in Schalen ermöglichte es ihnen, Kontakt mit der Geistigen Welt aufzunehmen und Botschaften zu erhalten. Die Besonderheit von Quellen ist heute noch tief im Bewusstsein der Bevölkerung verankert. Fast jede Gemeinde zelebriert im Frühjahr und im Frühsommer das sogenannte Well Dressing oder Well Flowering. An diesen Terminen werden die Quellen mit Mandalas aus Blüten, Gräsern, Beeren, Nussschalen oder Muscheln geschmückt – aus Wertschätzung für die Quellgeister und aus Dankbarkeit für das Leben spendende Wasser.
Beispiel für ein Well Dressing
Ein ganz besonderer Ort der Priesterinnen ist Avalon. Versteckt zwischen den Nebeln der Mendip Hills liegt Avalon auf den Hügeln des heutigen Glastonburys. Abgeleitet wurde der Name dieses Ortes vom Wort »aballo«, was »Apfel« bedeutet. Der Apfel stand in der Symbolik der britischen Kelten für die Große Göttin, für Fruchtbarkeit und ewiges Leben. Dies bedeutete nicht, dass die Menschen ewig lebten, sondern dass nach dem Tod das neue Leben und danach wieder der Tod kam. Sterben und Geborenwerden war für die Urbriten dieser Region ein völlig natürlicher Vorgang.
Die Wege nach Avalon waren durch die Nebel verhüllt. Das feuchte Marschland mit seinen Seen und Flüssen machte es damals zu einer Insel. Eine Barke brachte die Novizinnen und Priesterinnen über den See, und nur, wer in der Lage war, die Elemente zu lenken, konnte die Nebel lüften und freie Sicht erhalten. Nach Avalon wurden besonders begabte Mädchen aus der ganzen Region geschickt, um im Dienst an der Großen Göttin unterrichtet zu werden.
Diese Ausbildung war hart, forderte viel Disziplin und dauerte etliche Jahre. Viele Kleinigkeiten machten die Arbeit der Novizinnen aus – beginnend mit dem Reinhalten des Umfeldes, des eigenen Körpers und der Gedanken über das Bewusstwerden darüber, was »nähren« auf allen Ebenen bedeutet, bis hin zu dem Wissen um die Eigenschaften von Energiebahnen und der Fähigkeit, diese zu spüren und Energie zu lenken. All das erforderte tägliches Üben über einen langen Zeitraum hinweg für ein Leben im Einklang mit allem. Oft kamen die Mädchen im Alter von ungefähr zehn Jahren, und viele blieben ihr Leben lang.
Die Liebe zur Großen Göttin und die gelebte Gemeinschaft der Frauen halfen, ein starkes Feld der Weiblichkeit entstehen zu lassen. Durch dieses Leben erschufen die Priesterinnen im Energiefeld der Erde einen Tempel für die Göttin, wo ihre Anwesenheit gewürdigt wurde und ihre Schönheit und ihre Liebe wirken konnten. Von diesem ureigenen Feld der Kraft und der Liebe fühlen sich die Menschen seit Jahrhunderten angezogen. Sie nahmen lange Wege in Kauf, um an diesem heiligen Platz zusammen mit den Priesterinnen und Druiden die traditionellen Riten zu zelebrieren.
Viele Jahrhunderte lang existierte Avalon im Hier und Jetzt. Mit der zunehmenden Besiedelung durch die Römer und durch die anschließende Christianisierung wurden die mystischen Kräfte Avalons als »heidnisch« betitelt und immer mehr bekämpft. Die Zeit war gekommen, sich ganz hinter die Schleier auf die Insel zurückzuziehen. Einige Priesterinnen verließen die Gemeinschaft und schlossen sich als Hofdamen dem Gefolge des Adels an, einige wirkten im Verborgenen weiter, und andere wiederum blieben auf Avalon und verschwanden in den Nebeln.
Das Licht derer, die weiterhin dem Weg der Großen Göttin folgten, war für lange Zeit sehr schwach. Durch Verfolgung war ihr Leben und das ihrer Familien oft in großer Gefahr, und trotzdem lebte die Kraft der Göttin weiter. Immer stärker wurde das Bedürfnis der Menschen, wieder bewusst im Einklang mit der Natur zu leben und in die Gemeinschaft der Großen Göttin zurückzukehren. Mehr und mehr Menschen wollten sich wieder an die natürlichen Rhythmen anbinden.
Nach der Tradition der weisen Männer wurde im Jahr 1999 auf der Insel Anglesey wieder eine Gemeinschaft der Druiden gegründet, der »Anglesey Druid Order«, eine Gruppe, die sich an die alten Fähigkeiten und Bräuche erinnern möchte und diese wieder aufleben lässt.8
Auch die Göttin kehrt mehr und mehr zurück. Die Tore zur Geistigen Welt werden durchlässiger. Glastonbury als Brücke zwischen der Geistigen Welt von Avalon und den Frauen und Männern der heutigen Zeit sendet seinen Ruf aus, um den Kontakt wiederherzustellen. Und die Menschen folgen diesem Ruf. Sie nehmen erneut teils weite Reisen in Kauf, um sich in der Schwingung von Avalon an die alten Rituale zu erinnern. Sie nehmen dieses wiedererwachte Wissen mit in ihre Heimat und verbreiten den Ruf der Großen Mutter.
Das Herzchakra9 der Erde befindet sich in Westeuropa, und mitten im Zentrum dieses Chakras liegt Glastonbury. Erinnere dich, die St Michael’s Line und die Mary Line kreuzen sich hier. Diese drei Kräfte, das Herzchakra und die beiden Kraftlinien, ergänzen sich zu einem Lichtpunkt des Herzens. Diese Herzenskraft ist überall in Glastonbury zu spüren. Die Bewohner dieser Stadt haben sehr viel von der alten Avalon-Tradition bewahrt. Zeichen für den Glauben an die Große Mutter und das Leben mit ihr sind hier überall deutlich sichtbar. Wenn du durch die Straßen gehst und dich darauf einlässt, mit dem Herzen zu sehen, dann gibt es in Glastonbury Unzähliges, was dich berühren wird.
Zuerst werden dir in Glastonbury die farbenfrohen Geschäfte auf der High Street ins Auge fallen. Tristheit gibt es hier nicht. Es sind die liebevollen Kleinigkeiten wie ein Kristall im Blumenbeet, eine Zwergin oder gar ein Merlin in einer Ecke zwischen zwei Häusern, die dich lächeln lassen. Wundere dich nicht, wenn dir in Glastonbury eine Frau mit weit wallendem Gewand und bunten Schleifen im Haare begegnet. Oder eine ältere Dame mit großen Schmetterlingsflügeln und Elfenstaub im Haar. Sei auch nicht überrascht, wenn du deine Unterkunft betrittst und überall kleine Hinweise auf Elfen und Feen findest. Du bist wahrscheinlich bei Elfeneltern gelandet, die ein Portal zur Elfenwelt geschaffen haben. Ja, diese Menschen leben ihren Glauben. Schönheit, Liebe und vor allem die Freiheit, zu sein, wie es einem gefällt, werden in Glastonbury großgeschrieben.
In der Abbey und auf dem Tor wirst du auf den Leylines wandeln. Im Goddess Temple10 wirst du die Geborgenheit der Großen Mutter und die Achtsamkeit für die Feinheiten spüren. Und im Tempel der Cerridwen11 wirst du die Wandlungskraft dieser Göttin wahrnehmen, die dein Innerstes heilsam und rein werden lässt.
