Raumschiff Promet - Die Abenteuer der Shalyn Shan 13: Das kosmische Testament - Andreas Zwengel - E-Book

Raumschiff Promet - Die Abenteuer der Shalyn Shan 13: Das kosmische Testament E-Book

Andreas Zwengel

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Beschreibung

Auf Orchon entdeckt die Crew der Promet V den entscheidenden Hinweis, der zum Testament der Ra führt. Der Weg dorthin wird zum Höllenritt. Als Shalyn nach ihrem Sternenabenteuer zur Erde zurückkehrt, wird sie bereits von einer alten Bekannten erwartet: ihrer Studienfreundin Michiko. Sie ahnt nicht, dass in der kampffreudigen Japanerin eine Todfeindin steckt. Die Printausgabe umfasst 160 Buchseiten.

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Andreas Zwengel & Olaf KemmlerDAS KOSMISCHE TESTAMENT

In dieser Reihe bisher erschienen:

 

01 Tod eines Cyborgs von Achim Mehnert

02 Der ewige Feind von Achim Mehnert

03 Welt in Flammen von Achim Mehnert

04 Die letzte Fahrt der Hindenburg II von Andreas Zwengel

05 Unsterbliche Rache von Andreas Zwengel

06 Der Weg der Kriegerin von Andreas Zwengel07 Die Janus-Attentate von Andreas Zwengel

08 Das Auge des Ra von Andreas Zwengel & Olaf Kemmler

09 Die fremde Macht von Andreas Zwengel & Olaf Kemmler

10 Die Ruinen von Antaran von Andreas Zwengel & Olaf Kemmler

11 Ewige Verdammnis von Andreas Zwengel & Olaf Kemmler

12 Flucht aus Luna Asylum von Andreas Zwengel & Olaf Kemmler

13 Das kosmische Testament von Andreas Zwengel & Olaf Kemmler

14 Todeswellen von Andreas Zwengel

15 Neptuns Tochter von Andreas Zwengel

16 Der Rat der Acht von Andreas Zwengel

Andreas Zwengel & Olaf Kemmler

Das kosmische Testament

RAUMSCHIFF PROMETDie Abenteuer der Shalyn Shan

Band 13

Diese Reihe erscheint in der gedruckten Variante als limitierte und exklusive Sammler-Edition!Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung ohne ­Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.Infos unter: www.BLITZ-Verlag.de© 2019 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 WindeckRedaktion: Jörg KaegelmannTitelbild: Mario HeyerLogogestaltung: Mark FreierSatz: Harald GehlenAlle Rechte vorbehaltenISBN 978-3-95719-473-2Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!

Das kosmische Testament (Teil 2)

von Olaf Kemmler

Patrick O’Healy runzelte nachdenklich die Stirn. Er stieg aus und betrachtete sich das Gefährt von allen Seiten. „Hast du mal gesehen, wie so ein Ding aufgeladen wird?“

Anake Takagawa verneinte und stieg ebenfalls aus. „Aber irgendwo muss so etwas wie eine Steckdose sein.“

Der Funkortungsspezialist zerrte sich die Robe vom Leib und zog auch seine Lederjacke aus, die er darunter trug. Er legte sich unter das Auto. „Die Batterie habe ich gefunden.“ Er hantierte eine Weile herum. „Es sieht aus, als ob man sie mit wenigen Handgriffen austauschen könnte.“

„Das hilft uns nicht weiter. Oder willst du an eine Tür klopfen und nach einer aufgeladenen Batterie fragen?“

„Nein, ich hätte da eine bessere Idee.“

„Und die wäre?“

Patrick kam wieder unter dem Wagen hervor, stand auf und klopfte Staub von der Kleidung ab. „Wir sind doch gerade über einen Hof geflogen, in dem viele Autos gestanden haben. Das war doch bestimmt eine Werkstatt.“

Die Miene des Japaners hellte sich auf. „Gehen wir nachsehen.“

Patrick verzichtete darauf, die Verkleidung wieder anzulegen. Er hatte sie schon die ganze Zeit lästig gefunden. Anake tat es ihm gleich und entledigte sich ­ebenfalls der Robe. Die Masken aber behielten sie noch auf, wenn auch nur aus dem Grund, weil darin viel nützliche Technik verborgen war. Gerne hätten sie Shalyn über den Stand der Dinge unterrichtet, aber im Moment gab es keine Verbindung zum Schiff.

Vorsichtig steckten sie die Köpfe in die Gasse hinaus und blickten sich um. Von ihren Verfolgern war nichts mehr zu sehen. Auch sonst war alles totenstill. Auf leisen Sohlen schlichen sie die Hauswände entlang, bis sie vor dem verschlossenen Hof standen, in dem sie die Werkstatt vermuteten. Anake schätzte die architektonischen Gegebenheiten ab. Schließlich nickte er, sprang geschmeidig wie ein Puma auf eine Mauer und von dort auf ein Dach. Er reichte Patrick eine Hand und half ihm dabei, auch hinaufzuklettern. Sie überquerten das Dach und sprangen auf der anderen Seite hinab in den Hof, wo sie sich inmitten von Autos und Autoteilen wiederfanden. Patrick rieb sich freudig die Hände. Da war eine offene Garage. Er ging nachsehen und fand eine Wand mit vielen Werkzeugen vor, die er neugierig begutachtete. Anake setzte sich indessen in verschiedene Autos und startete sie, um den Ladezustand der Batterie zu überprüfen. „Hier habe ich einen Wagen mit voller Batterie“, funkte er seinem Freund in die Maske.

„Komisch, dass die hier keine Schlösser oder sonstige Diebstahlsicherungen haben“, meinte Patrick. Das sprach auf eine Art für diese Kultur. Mit einer Art Schraubenschlüssel, der zu den Batteriehaltungen zu passen schien, legte sich Patrick unter den Wagen und werkelte herum. „Ich hab’s!“, verkündete er. Als er wieder hervor kroch, schleifte er eine längliche, metallene Kassette hinter sich her. „Mann, die wiegt ‘n bisschen was!“

Anake hob sie probeweise an. „Oh ja! Jetzt müssen wir die nur noch aufs Dach hieven.“

Patricks Blick wanderte die hohe Wand hinauf. „Das also ist der Haken des Plans.“

Der Japaner schwang sich wieder aufs Dach, und das mit einer Leichtigkeit, über die sich Patrick wunderte. „Verschnüre die Batterie wie ein Paket mit einem Seil und wirf mir ein Ende hinauf.“

„Wo soll ich ein Seil hernehmen?“, fragte Patrick mürrisch. Er ging über den Hof und sah in jedem Wagen nach, ob sich irgendwo etwas Brauchbares finden ließ. In der offenen Garage schließlich entdeckte er ein langes Kabel, das man als Seil zweckentfremden konnte. Als er es aufhob, musste er unachtsam gegen eine Kiste gestoßen sein, deren Deckel laut zufiel.

Dann kam aus dem Haus ein Geräusch, das verdächtig nach einem Tier klang, eine Mischung aus Grunzen und Knurren. Er musste es wohl gerade aufgeweckt haben. In aller Eile verschnürte Patrick die Batterie, trug sie hinüber zur Hauswand und warf seinem Freund ein Ende des Kabels zu. Sie hörten eine Tür schlagen und das Knurren wurde plötzlich sehr laut. Eine Art dreiäugiger Hund kam über den Hof gelaufen. Eigentlich hatte es mehr Ähnlichkeit mit einem Gürteltier, aber es war schnell und hatte mächtig große Zähne, die auch in der Dunkelheit bedrohlich aufblitzten.

Rasch zog Anake die Batterie hoch, legte sie oben ab und beugte sich hinunter, um seinem Freund die Hand entgegenzustrecken. Patrick sprang hoch und ergriff sie, spürte aber im gleichen Moment, wie ihn das Tier ins Bein biss. Mit der Kraft einer Schraubzwinge hielten die zahnbewehrten Kiefer seinen Unterschenkel gepackt. Immer wieder trat Patrick mit dem freien Bein gegen den Kopf der kleinen Bestie, aber sie wollte nicht locker lassen.

Draußen in der Gasse fuhren sehr langsam zwei Autos vorüber. Das Licht der Scheinwerfer glitt über die Hauswände dahin wie eine Spukerscheinung. Man suchte also immer noch nach ihnen. Obwohl er unsägliche Schmerzen hatte, musste sich Patrick erst einmal jeden Tritt verkneifen. Er wollte im Moment nichts anderes, als diesen orchonidischen Hund abzuschütteln, aber solange das Tier sein Bein fest im Griff hatte, konnte es keine Laute von sich geben. Als die Wagen endlich fort waren, trat Patrick so heftig zu, dass der dreiäugige Gürteltierhund endlich fortgeschleudert wurde. Doch kaum war er wieder aufgestanden, schüttelte er sich und fing wieder an zu grunzen. Im Haus ging Licht an.

Hastig trugen die beiden Diebe die schwere Batterie hinüber zur Straßenseite, wobei Patrick nur humpeln konnte. Als sie sahen, dass die Autos zurückkehrten, und vor der Einfahrt zur Werkstatt stehen blieben, machten sie sich auf dem Dach ganz flach und rührten sich nicht. Falls irgendjemand hinauf blicken sollte, würde man sie gewiss entdecken. Die Priester, die aus den Wagen ­ausstiegen, trugen Gewehre und machten keinen ­geduldigen Eindruck. Ohne auf die Nachtruhe Rücksicht zu nehmen, pochten sie laut gegen das Tor. Jemand kam aus dem Haus und öffnete. Kaum war sein Besitzer erschienen, da gab das Tier endlich Ruhe und trottete neben ihm her. Die Orchoniden redeten eine Weile miteinander, dann sahen sich die Priester im Hof um. Als sie nichts Verdächtiges entdecken konnten, stiegen sie wieder in ihre Wagen und fuhren davon.

Oben auf dem Dach atmeten die beiden Diebe auf. Einen Moment warteten sie noch, dann ließen sie die Batterie herunter. Gemeinsam trugen sie den schweren Kasten zurück zu dem Hof, wo sie ihren Wagen geparkt hatten. Patrick hatte die Batterie im Handumdrehen ausgetauscht und nachdem Anake geprüft hatte, ob der Wagen wieder startete, zogen sie die Roben wieder an. Weil sie keinen Orchoniden bestehlen wollten, legten sie die leere Batterie und das Kabel vor das Tor der Werkstatt. Endlich konnten sie den Heimweg antreten. Dank der Navigationshilfe fanden sie den Weg recht schnell und fuhren durch das hohe Stadttor über den weiten Platz zurück zum Schiff. Sie wiederholten ihren Trick mit dem ausgebreiteten Priestergewand beim Aussteigen und gingen die Rampe hinauf. Wenig später kam die echte Arana dan Sanora hinunter und stieg in ihren Wagen.

*

Der Raubzug war nicht ganz ohne Probleme verlaufen, aber niemand konnte uns eindeutig nachweisen, dass wir heimlich in der Unterstadt gewesen waren. Darüber war ich erleichtert. Obwohl wir alle hundemüde waren, versammelten wir uns noch in der Nacht auf dem Leitstand und waren gespannt darauf, welche Daten wir in dem Würfel finden würden. Dass die Orchoniden die Sprache der Ra entschlüsselt hatten, sollte uns jetzt zugutekommen. Anders als auf Antaran würden wir jedes Wort verstehen. Patrick spielte lässig mit dem metallenen Würfel herum. „Lassen wir die Show beginnen“, sagte er und steckte ihn in die dafür vorgesehene Halterung. Genau wie bei dem letzten Würfel erschien das Holo eines gefiederten Ra. Schweigend und mit offenem Mund starrten wir alle gespannt darauf. KIP übersetzte die Worte des Wesens, das offenbar Kapitän eines der Schlachtschiffe gewesen war, die heute als ausgebranntes Wrack durch dieses Sonnensystem trieben. Was der Ra zu sagen hatte, war sehr bewegend:

Dies wird wohl mein letzter Logbucheintrag. Der Kampf ist schneller verloren, als wir gedacht hatten. Auch mein Leben wird gleich geopfert werden, damit unser Volk weiterleben kann, und zwar auf eine Art, die unsere Feinde niemals begreifen werden. Unerreichbar und ewig werden wir fortbestehen, die Kultur wird sich auf ungeahnte Weise weiterentwickeln und erblühen. In der materiellen Realität dieses Universums können wir sie nicht bewahren. Hier werden wir vergehen. Doch auch wenn ein Wald in einem Feuersturm vernichtet wird, so ruhen im Boden schon die Samen, die lange nach dem Brand keimen und den Wald nachwachsen lassen. Solche Samen haben wir in der Galaxis verteilt. Vielleicht werden wir die Verwalter unseres Nachlasses, um bei dem Bild zu bleiben, die Hüter des nachwachsenden Waldes, nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Wir haben nicht mehr genug Mittel, den letzten Chandai Feuerschutz zu geben. Mit den wenigen Schiffen, die uns geblieben sind, werden wir versuchen, als Ablenkungsmanöver einen massiven Angriff auf die Hauptstreitmacht des Feindes zu starten. Wenn wir uns lang genug halten, wird der eine oder andere noch entkommen können. Das ganz große ­Problem aber ist, die Logbücher mit den Koordinaten der Zufluchtsorte der Chandai in Sicherheit zu bringen. Es hat keinen Sinn, unsere Nachlassverwalter zu verstecken, wenn die, die sie finden sollen, die Verstecke nicht finden können. Das läuft hier leider alles ganz anders als geplant. Wenn alle Stricke reißen, müssen wir die Bücher wohl auf der bewohnbaren Welt dieses Sternensystems vorläufig deponieren. Es gibt eine intelligente Spezies dort, die noch auf einer sehr niedrigen Entwicklungsstufe steht. Wir befürchten, sie mit hineinzuziehen, was wir nicht wollen.

Eine Detonation erschütterte das Schiff, in dem die Aufnahmen entstanden waren. Der Ra ging kurz in Deckung. Dann sprach er weiter.

Die letzten Stunden sind gekommen. Jetzt muss ich mir überlegen, wie ich dieses Logbuch in Sicherheit bringe. Es darf ihnen nicht in die Hände fallen. Vielleicht sollte ich es vernichten. Moment, es gibt eine Videokonferenz mit den anderen Kapitänen.

Der gefiederte Ra hielt die Aufzeichnung an. Ungefähr eine halbe Stunde wurde übersprungen.

Wir sind darin übereingekommen, die Logbücher auf der bewohnten Welt dieses Systems zu verstecken. Für jene, die in ferner Zukunft danach suchen mögen, werden wir Hinweise zurücklassen, die nur sie verstehen können, auf keinen Fall aber unsere Feinde.

Das war das Ende der Aufzeichnung. Betretenes Schweigen machte sich in unserem Leitstand breit.

Ich ergriff das Wort. „Die Ra sind mit Würde untergegangen und haben ihre Feinde in der Niederlage noch ausgetrickst. Sie haben meine Bewunderung.“

„Solchen Helden dürfen niemals vergessen werden“, meinte Klakk.

„Wie es aussieht, sind die Logbücher, die uns den Weg zum letzten Zufluchtsort zeigen, hier auf Orchon versteckt“, fuhr ich fort. „Jetzt haben wir gegenüber den Schafsköpfen einen echten Wissensvorsprung. Irgendwo auf Orchon gibt es eine Nachricht, die nur wir verstehen können.“

Lea schüttelte mit dem Kopf. „Aber wo? Diese Information an sich hilft uns noch nichts. Die Orchoniden haben zweitausend Jahre lang nach Artefakten der Ra gesucht. Sie haben ihren Planeten auf den Kopf gestellt und jedes Fundstück katalogisiert. Wir sind alles durchgegangen. Es sind keine Datenträger dabei. Nichts, das einen längeren Text beinhaltete.“

„Mhm“, machte Anake nachdenklich. „Vielleicht haben sie die Botschaft irgendwie auf einem Wrackteil verschlüsselt.“

Cyberjohn gab ein Lachen von sich. Es klang ein wenig mechanisch, aber wir wussten, was er zum Ausdruck bringen wollte.

Ich sprach es aus: „Es könnte noch einmal dreitausend Jahre dauern, jedes dieser Wrackteile auf eine versteckte Botschaft hin zu untersuchen. Nein, diesen Weg wären sie nicht gegangen, denn sie wollten ja, dass wir den Chandai finden.“

„Es könnte auch sein, dass die Orchoniden die Hinweise in den letzten dreitausend Jahren versehentlich zerstört haben“, gab Anake zu bedenken.

„Es hilft nichts, wir müssen nach diesen Hinweisen suchen, die angeblich nur wir verstehen“, entschied ich.

„Und wo sollen wir anfangen?“, fragte Anake.

„Darüber schlafen wir erst mal eine Nacht. Morgen früh sehen wir uns in alter Frische wieder und haben vielleicht auch frische Ideen.“

Das Abspielgerät und den Datenwürfel schloss ich gut weg.

„Ach, Lukas“, sagte Lea dann noch, während alle den Leitstand verließen.

„Ja?“

„Das Radar, die Breitbandscanner und die Abtaster haben nichts registriert.“

„Registriert?“, fragte ich. „Was denn?“

„Ach nichts“, sagte Lukas rasch.

Lea grinste.

Es wirkte ein wenig spöttisch, fand ich. Natürlich hakte ich nach. „Sag schon, wonach habt ihr gesucht?“

Zögernd rückte Lukas raus mit der Sprache. „Ich glaubte, ich hätte etwas über den Himmel ziehen sehen. Etwas Großes. War wohl nur eine Wolke.“

„Und was war an der Wolke so besonders?“

„Sie sah aus wie ein fliegender Berg.“

„Wie ein was?“, fragte Anake und lachte laut.

Lukas grummelte und stapfte davon.

Mein nachdenklicher Blick folgte ihm. Alle Wahrnehmung ist sehr flüchtig und allzu leicht kann man sich alles Mögliche einbilden. Ein fliegender Berg wäre unserem aufmerksamen Schiff nicht verborgen geblieben. Ich schüttelte den Gedanken ab und ging zu meiner Kabine.

*

Am nächsten Morgen wurde ich von Jaram din Ohab, dem obersten Priester, in die Pyramide zitiert. Ich ließ mich von Anake und von Klakk begleiten. Die Heuschrecke wirkte auf die meisten Spezies recht beeindruckend. Ich wusste nicht genau, was man von mir wollte, dachte aber, es sei psychologisch nicht verkehrt, mir von dem Quogoren eine gewisse Form von Autorität zu borgen. Natürlich hatte ich den Verdacht, dass die Einbestellung etwas mit unserem kleinen Raubzug von letzter Nacht zu tun hatte.

Als wir in der Pyramide eintrafen, erwarteten uns eine Gruppe von Pentarern und alle zwölf Priester des obersten Rates. Uns zur Seite stand Arana dan Sanora.

„Ich will gleich zur Sache kommen“, sagte din Ohab. „Letzte Nacht sind ein paar merkwürdige Dinge geschehen, die wir uns nicht erklären können. Jemand ist in der Unterstadt gewesen, bei einem bestimmten Tempel. Die Pentarer behaupten, es seien Menschen gewesen, unsere Kameras sagen etwas anderes.“ Er ließ seine Worte erst einmal wirken und blickte mich direkt an. „Wir ­Orchoniden sind Ihnen militärisch gewiss unterlegen. Es fällt uns daher schwer, etwas zu fordern. Doch möchten wir Sie bitten, sich an die Regeln unserer Kultur zu halten und uns zu respektieren. Ich frage Sie direkt, wie Sie jetzt vor mir stehen: Blicken Sie mir in die Augen und sagen Sie mir, ob Sie es waren und wenn ja, was Sie dort gewollt haben.“

Die direkte Konfrontation traf mich unvorbereitet. Ich wurde überrumpelt. Ich weiß nicht, wie gut die ­Orchoniden oder die Pentarer darin waren, unsere Mimik zu lesen, aber ein Mensch hätte allein an meiner Reaktion gemerkt, dass ich so schuldig war wie die Katze vor dem Goldfischglas. Was sollte ich jetzt sagen? Der Anstand hätte von mir verlangt, die ganze Wahrheit zuzugeben. Jetzt, wo wir den Inhalt des Würfels kannten, hätten wir das Abspielgerät auch wieder zurückgeben können. Eine wichtige Frage, die ich mir stellte, war, womit ich die Kooperationsbereitschaft der Priester eher aufs Spiel setzen würde: indem ich die Wahrheit sagte, oder indem ich log. Wir brauchten ihre Hilfe, wenn wir hier weiterkommen wollten. Ich entschied mich für Offenheit, auch wenn ich mit dem Versuch, unsere Glaubwürdigkeit wieder herzustellen, diese erst recht riskierte.

---ENDE DER LESEPROBE---