Raus aus der Schuldenfalle! - Peter Zwegat - E-Book

Raus aus der Schuldenfalle! E-Book

Peter Zwegat

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Beschreibung

Vier bis fünf Millionen Haushalte sind überschuldet, Tendenz steigend. Die Ursachen sind vielfältig: Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Scheidung, aber auch übersteigerter Konsum. Irgendwann bleiben Rechnungen, Mahn- und Vollstreckungsbescheide ungeöffnet. Die Betroffenen werden immer verzweifelter, schämen sich, ziehen sich zurück. Aber wie entkommt man der Schuldenfalle? Wie geht man mit Banken und anderen Gläubigern um? Kann man Privatinsolvenz anmelden? Und: Was kann man in Zukunft tun, um gar nicht erst in eine finanziell prekäre Lage zu kommen? Peter Zwegat und Liane Scholze beantworten diese und viele andere Fragen zum Thema Schulden, geben praxisnahen Rat und stellen Musterbriefe bereit, die die Leser auf ihrem Weg «Raus aus der Schuldenfalle!» unterstützen.

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Peter Zwegat

mit Liane Scholze

Raus aus der Schuldenfalle!

1

Vorwort oder Vernünftige Schulden, unvernünftige Schulden

Immer mehr Menschen tappen in die Schuldenfalle. Was zunächst relativ harmlos mit der gelegentlichen Überziehung des Dispos anfing, endet für viele Menschen irgendwann in einem desaströsen Schuldensumpf. Derzeit sind rund 4Millionen Haushalte in Deutschland davon bedroht, jeder zweite deutsche Haushalt ist verschuldet.

Eine Verschuldung an sich ist zunächst kein Problem, denn wer hat schon so viel gespart, dass er für die neue Küche, das Auto oder andere größere Anschaffungen einfach ein Bündel Geldscheine hinlegen kann? Die meisten Menschen sind in solchen Fällen gezwungen, einen Kredit aufzunehmen. Daran ist nichts Anrüchiges. Und so schreibt denn auch die Bundesbank in ihrem Glossar: «Der Kredit bildet eine zentrale Grundlage für die volkswirtschaftliche Kapitalbildung und den effizienten Kapitaleinsatz. Für die Geldpolitik spielt der Kredit wegen seiner Funktion bei der Geldschöpfung eine besondere Rolle.» Wenn Sie den Kredit also kurz-, mittel- und langfristig bedienen können, ohne sich allzu sehr einengen zu müssen, verschulden Sie sich – das kann durchaus vernünftig sein!

Wenn aus der Verschuldung allerdings eine Überschuldung wird, nämlich dann, wenn die Einnahmen nicht mehr ausreichen, um die Ausgaben inklusive der Ratenzahlungen zu begleichen, oder wenn Sie bereits am Existenzminimum leben, wird die Lage prekär und der sogenannte Kreditunfall tritt ein.

Rund 7,3Millionen Deutsche über 18Jahre, gut jeder zehnte Erwachsene, waren 2007 überschuldet. Für 2007 ging man von einem Schuldenvolumen von 208 bis 271Milliarden Euro aus (2004:186Milliarden Euro). Jeder Bundesbürger steht mit durchschnittlich 8500Euro in der Kreide, und die Überschuldung von Privatpersonen steigt weiter an. Dabei gilt: Je höher das Alter des Schuldners, desto höher auch seine Verbindlichkeiten. Auch regional gibt es Unterschiede. Die geringste Schuldnerquote weist Bayern auf, gefolgt von Baden-Württemberg und Sachsen. Die höchste Schuldnerquote gibt es in Sachsen-Anhalt, Berlin und, an der Spitze, in Bremen, seit Jahren wechseln sich die beiden letztgenannten Städte ab.

Gerade junge Menschen, die noch am Anfang ihres Berufslebens stehen, verschulden sich häufig; am stärksten gefährdet sind die 25- bis 29-Jährigen: 21Jahre jung, 22000Euro Schulden – noch nicht die Regel, aber schon längst nicht mehr die Ausnahme: Vor einiger Zeit suchte uns eine 22-jährige Berlinerin auf, die bei sage und schreibe 101Gläubigern Schulden angehäuft hatte. Leider verkannte sie die Tragweite ihrer Situation und erschien nie wieder in der Beratungsstelle.

Junge Menschen stehen noch am Anfang ihrer Verdienstmöglichkeiten, haben aber oft Wünsche, die dem Portemonnaie eines Gutverdieners entsprechen. Hier das aktuelle Handy, dort die schicke Hi-Fi-Anlage, mit der man einen Dom beschallen könnte. Doch nicht nur übermäßiger Konsum, sondern z.B. auch das negative Vorbild der Eltern trägt zur Überschuldung bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen bei. In der Altersgruppe der 19- bis 25-Jährigen (Quelle: GP Forschungsgruppe in Dieter Korczak, «Geld und andere Leidenschaften», 2006) sind die zentralen Faktoren jedoch

unwirtschaftliche Haushaltsführung

Arbeitslosigkeit

Haushaltsgründung/​Geburt eines Kindes

Sucht/​Erkrankung/​Unfall

Trennung/​Scheidung

Ältere Schuldner haben ihre Haushaltsgründung und Familienplanung in der Regel abgeschlossen, sodass Scheidung bzw. Trennung die häufigste Ursache einer Überschuldung ist – jede zweite bis dritte Ehe wird in Deutschland geschieden.

Doch auch allgemeine wirtschaftliche Faktoren spielen eine Rolle: Seit Jahren stagnieren die Nettorealeinkommen. Was die gelegentliche Steuersenkung vor einer Wahl gibt, nimmt die allgemeine Preiserhöhung gleich doppelt wieder weg. Mal wird der Zucker teurer, dann die Milch und andere Lebensmittel. DVD-Player werden zwar billiger, aber man hat ja schon einen. Dann wird plötzlich die Pendlerpauschale gekürzt. Das reißt ein ordentliches Loch ins Portemonnaie, denn viele Arbeitnehmer sind auf ein Auto angewiesen. Darüber hinaus bringen die Benzinpreise das einst ordentlich kalkulierte Haushaltsgefüge rasch ins Wanken. Selbst wer nicht auf das Auto angewiesen ist, kämpft mit der einen oder anderen Preiserhöhung bei den öffentlichen Verkehrsmitteln.

Früher hieß es: «Auf Pump kauft man nicht, da dauert es so lange, bis man zu den Dingen Du sagen kann.» Diese Einstellung hat sich inzwischen bei vielen Menschen geändert – und unsere Wirtschaft setzt auf diese Menschen, die auf Pump kaufen, sie braucht keine knickerigen Geizhälse, sondern konsumfreudige, lebensbejahende Menschen – denn, wie Henry Ford einmal sagte: «Autos kaufen keine Autos.» Und spätestens da schnappt die Falle zu!

Da steht dann der Mensch, der ja nur einmal lebt, der es schön haben möchte und viele Dinge benötigt bzw. zu benötigen glaubt, um eine angenehme Zeit zu haben, vor einem Heer von Anbietern, die ihm per Kredit die halbe Welt zu Füßen legen. Nur bezahlen muss er den oder die Kredite, sonst wird es haarig. Nicht von heute auf morgen, aber irgendwann doch ganz schnell. Denn die Gläubiger denken leider nicht olympisch («Dabeisein ist alles»), wenn es um das Eintreiben des Geldes geht. Da wird mit harten Bandagen um die Rangfolge gekämpft, und so, wie viele Hunde des Hasen Tod sind, sind auch viele Gläubiger irgendwann des Schuldners wirtschaftlicher Tod.

Durchschnittlich zwölf Gläubiger hat ein Schuldner in Deutschland zu befriedigen, die meisten Schulden häufen sich bei Telefongesellschaften, Versandhäusern, öffentlichen Gläubigern, Kreditinstituten und Vermietern an (Quelle: GP Forschungsgruppe in: Dieter Korczak, «Geld und andere Leidenschaften», 2006).

Jeder dieser Gläubiger denkt zunächst an sich selbst, und um jeden Platz in der Rangfolge wird hart gekämpft – welcher Kredit wird zuerst abbezahlt? In vielen Fällen der, dessen Gläubiger am meisten Druck ausüben, meist Rechtsanwälte oder auch Inkassobüros, die mit gerichtlichen Maßnahmen drohen.

Irgendwann, wenn die Schulden zu groß werden, fängt der Schneeball an, den Berg hinunterzurollen, erst langsam und bedächtig, dann nach und nach mit höherer Geschwindigkeit. Eigentlich hat man das so gar nicht gewollt und dachte, man hätte alles im Griff.

Man hat anfangs noch Kontakt mit dem Gläubiger gehalten. Mal ein Anruf hier, mal ein Brief da. Doch irgendwann wandern die Mahnbriefe ungeöffnet in Schubladen oder werden verschlossen in Plastiktüten oder gleich hinter dem Schrank verstaut. Warum auch nicht, es steht ohnehin nur Schlechtes drin. An das Telefon traut man sich schon lange nicht mehr, die Tür wird nicht mehr geöffnet, weil vielleicht ein Gläubiger oder der Gerichtsvollzieher davorsteht. So wie ein kleines Kind, das die Hände vor die Augen hält und sagt: «Mama, du kannst mich nicht mehr sehen!»

Zunächst hat man vielleicht noch das eine oder andere Zahlungsversprechen abgegeben und mit den Zahlungsfristen jongliert, konnte damit möglicherweise auch den einen oder anderen Teilerfolg (den Aufschub der Zahlung) erreichen. Man hat das Versprechen ja auch einhalten wollen, es aber auf die Dauer nicht gekonnt, was den Gläubiger nicht gerade gnädig gestimmt hat. Da jagt dann ein Vorwurf den nächsten, angstmachende Beschimpfungen folgen – bis die Bank den Hahn zudreht.

Falls die girokontoführende Bank, bei der die Ratenkredite laufen, selbst mit an den Turbulenzen beteiligt ist, wird irgendwann zwar die laufende Kreditrate bedient, selbst über den erlaubten Disporahmen hinaus, nicht aber mehr andere Daueraufträge/​Einzugsermächtigungen wie z.B. die Miete. Jetzt donnert die Lawine ins Tal und reißt alles mit, was ihr im Weg steht. Und aus sicherer Entfernung rufen Beobachter: «Warum hast du nicht besser aufgepasst?» Oder: «Selber schuld, Blödmann.»

Bei der Arbeit ist man abgelenkt, und die Qualität der Arbeit lässt nach. Dem angepumpten Kollegen versucht man aus dem Weg zu gehen. Nachts kommt man nicht in den Schlaf, morgens nicht aus dem Bett. Herzschmerzen, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen machen häufige Arztbesuche notwendig und bedingen Arbeitsausfälle. Beruhigungsmittel und Alkohol sind häufige Begleiter, Tröster und Verstärker zugleich. Die Partnerschaft bröckelt, die Lawine hat nun endgültig alles platt gewalzt. So oder so ähnlich verlaufen viele Schuldnerschicksale.

Mit etwas Weitsicht, ohne alles ins Pessimistische abgleiten zu lassen, hätte vielleicht der eine oder andere Fehler vermieden werden können.

Dieses Buch soll helfen, sich gar nicht erst in der Schuldenfalle zu verfangen bzw., sollte es doch passiert sein, sich mit praktischen, lebensnahen Ratschlägen selbst zu helfen, damit die Situation nicht noch verworrener wird.

Viele Fälle können jedoch nur mit professioneller Hilfe geklärt oder verbessert werden, die dieses Buch nicht ersetzen kann! Aber die Wartezeiten in seriösen Schuldnerberatungsstellen sind lang, und viele Vorarbeiten kann man selbst schon mal angehen, damit es später beim Berater schneller läuft.

In die Schuldenfalle kann fast jeder geraten, oftmals leichter, als man denkt. Der Weg raus ist schon schwieriger und dauert unter Umständen sehr viel länger. Aber auch ein langer Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Eine Anleitung für diese ersten Schritte finden Sie in diesem Buch – weitergehen müssen Sie allerdings allein oder mit Hilfe eines Beraters.

Dafür wünschen wir Ihnen alles Gute und einen langen Atem.

Zur besseren Lesbarkeit haben wir auf die zusätzliche Bezeichnung der weiblichen Form im Buch verzichtet.

Peter Zwegat und Liane Scholze

2

Zur Entstehung von Schulden oder Besser vorher schlau als hinterher klüger

Schulden sind relativ leicht gemacht. Sie fallen aber nicht vom Himmel – wenn man mal davon absieht, dass es immer unvorhersehbare Ereignisse gibt, die deswegen so heißen, weil man sie eben nicht vorhersehen kann.

«Et hätt noch immer jut jejange», besagt ein Spruch aus der Narrenhochburg Köln – doch wenn wir das erst mal sagen können, sind wir mindestens schon drei Schritte weiter.

Allgemeine Tipps

Wie wir schon im Vorwort erwähnt haben, ist es bisweilen notwendig, Schulden zu machen: Woher bekommt der Zahnarzt seinen Behandlungsstuhl? Wer kann schon sein Haus oder seine Eigentumswohnung bar bezahlen? Wie bezahlen ehemals Liebende die alten und neu entstehenden Kosten nach der Trennung, wo doch die ehemals heiße Liebe jetzt kalt und schal geworden ist und man vielleicht kein vernünftiges Wort mehr miteinander reden kann? Wie kommt der Arbeitslose zu seiner neuen Arbeit, wenn er kein Auto hat und es keine öffentlichen Verkehrsmittel gibt, die die Strecke bedienen? Er kauft ein Auto auf Kredit, und flugs sind die Schulden da!

Der Schuldner behauptet: «Wer konnte denn wissen, dass…?» – häufig eine Schutzbehauptung. Wissen, also voraussehen konnte man die Überschuldung vielfach nicht, aber man hätte den Schaden schon im Vorfeld begrenzen können.

Bleiben wir bei dem Beispiel Autokauf: Hätte es eine billigere Finanzierung gegeben, z.B. bei den Eltern? Oder bei einer anderen Bank? Oft ist der Kredit über die Hausbank eine bessere Finanzierungsvariante als die Autobank, weil man dann bei der Autofirma einen Barzahlungsrabatt heraushandeln kann, der dann letztlich die Kreditkosten senkt.

Musste das gekaufte Auto genau dieses sein, das jetzt vor der Tür steht und die Nachbarn staunen lässt? Hätte mich ein kleineres, gebrauchtes und damit günstigeres Auto nicht auch von A nach B gebracht?

Gehen wir zunächst einmal von der harmlosen Variante aus, der «einfachen» Verschuldung. Schulden verlangen eine regelmäßige Abzahlung, sie schmälern also Ihr Einkommen bzw. müssen als feste Kosten für die gesamte Laufzeit einkalkuliert werden. Je größer der Kredit ist, desto länger fallen diese Ausgaben an. Mal ganz davon abgesehen, dass der Kredit Geld kostet, nämlich Zinsen. Schulden engen Sie also finanziell ein.

Was machen nun die meisten, die einen Kredit aufnehmen? Sie verlassen sich für den Zeitraum des Abbezahlens darauf, dass alles finanziell (und auch sonst) mindestens so gut läuft wie heute oder noch besser wird! In vielen Fällen mag das ja auch so sein, aber oft genug eben auch nicht. Das sind dann diese Fälle, die zuhauf in den Schuldnerberatungsstellen auflaufen. Es darf also nichts schiefgehen!

«Wenn man aus dem Rathaus kommt, ist man schlauer», will uns eine Redensart weismachen. Das mag wohl so sein, aber bis dahin hat es schon ordentlich wehgetan.

Tipp

Wenn Sie einen Kredit aufnehmen, planen Sie immer unvorhergesehene Ereignisse (Ausgaben) mit ein, die Ihnen die Abzahlung erschweren könnten.

Denn: Das Unglück schläft nicht. Gehen wir einmal davon aus, dass ich mich nach der Pleite meiner Firma und baldiger neuer Arbeit nicht in der Gehaltshierarchie wieder hinten anstellen muss. Unterstellen wir weiter, dass Amors Pfeil eine Spitze mit Widerhaken hatte, die nicht leicht abgeschüttelt werden kann. Und selbst wenn wir unterstellen, dass wir eine robuste körperliche Natur aufweisen, die einem kanadischen Holzfäller Ehre machen würde – was aber machen Sie, wenn sonst etwas dazwischenkommt? Wenn die Oma stirbt, deren monatlichen Hunderter Sie fest eingeplant haben? Wenn die Waschmaschine den Geist aufgibt, dem Fernseher durch die eine oder andere schlechte Sendung – meist kurz vor der WM oder EM – die Röhre platzt, der Hund ständig krank ist und der Tierarzt auf der Bezahlung der Rechnung beharrt? Was, wenn der Staubsauger plötzlich mehr Staub aufwirbelt, als er aufsaugt, und der große Rostfresser am Auto nagt? Was ist, wenn die Kinder so nach und nach ins turnschuhpflichtige Alter kommen und adidas schon wieder die Preise erhöht? Wenn Ihre halbwüchsige Tochter sich einen OP-Gutschein für eine Nasenkorrektur wünscht? Und was ist mit dem (Familien-)Urlaub? Sie waren schon so oft in Wanne-Eickel, und das ist auch nicht mehr das, was es einmal war.

Kurzum, die Liste der kleinen unvorhersehbaren Ereignisse ist lang – und ruck, zuck ist der nächste Kredit für die nächste Anschaffung, der nächste und übernächste fällig. Vorausgesetzt, die Bank gewährt überhaupt noch einen. Schon endet das Ganze in einem mittelschweren Finanzchaos. Man versucht, das eine Loch zu stopfen, indem man woanders das nächste aufreißt. Das ist so, als würde man einem wackeligen Kartenhaus immer wieder eine Karte entziehen, um sie an anderer Stelle aufzulegen – bis dann der erste Windstoß kommt…

Aber wie können Sie es verhindern, in eine solche Situation zu kommen?

Tipp

Widerstehen Sie ab und zu der Werbung!

«Jeder erfüllte Wunsch kriegt sofort zwei Junge», soll der begnadete Zeichner und Karikaturist Wilhelm Busch einst gesagt haben. Und wer versteht sich besser darauf, Wünsche in uns zu wecken, als die Werbung? Werbung ist bunt, spannend, aufregend, exotisch und mitunter witzig. Sie riecht förmlich nach Lust, Laune und Abenteuer. Kaum hat man sich mit einem bestimmten Deo eingesprüht und will in Ruhe in einer gelben Zelle telefonieren, kommen die schönsten Frauen der Umgebung herbeigelaufen und küssen die Glasscheibe der Telefonzelle ab. Schade nur, dass das Gespräch so wichtig war.

Aber Spaß beiseite, ist Werbung nun gut oder schlecht? Beides. Wobei wir hier nicht die Machart der Werbung meinen, sondern, wie man mit ihr umgeht. Werbung ist zunächst einmal ein großer Wirtschaftsfaktor, Werbung informiert. Woher wüsste man sonst, dass es verbesserte Motoren, Sparglühlampen oder Teppichreiniger gibt?

Es mag wohl sein, dass der «Offizier» ein gutes Putzmittel ist, aber ob man beim Putzen dadurch wirklich so beschwingt durch das Haus schwebt und es schon sauber ist, bevor der Mann von der Arbeit kommt? Einerseits könnte das der Beweis sein, dass das bisschen Haushalt doch nicht so schlimm ist – oder andererseits dafür, dass die Werbung vielleicht ein ganz, ganz klein wenig flunkert, damit man sich den Namen des Mittels für den nächsten Einkauf merkt. Und «Offizier», das ist doch etwas Hohes, oder?

Wenn man sich einen Versandhauskatalog nähme und all die Dinge raussuchen würde, die man schön fände und gebrauchen könnte, wäre bei vielen wohl jede zweite Seite angestrichen. Würde man den Katalog ein paar Tage liegenlassen und dann überlegen, ob man die angekreuzten Dinge immer noch braucht, wäre die Überraschung wahrscheinlich groß. Und spätestens, wenn man das, was übrigbleibt, dem Portemonnaie-Inhalt gegenüberstellt, macht sich Ernüchterung breit. Wenn Sie dann allerdings bereits den 24-Stunden-Bestellservice genutzt haben, ist es zu spät.

Damit wir uns nicht missverstehen, das Leben ist kurz, und man ist so lange tot. Wenn Sie eine Eismaschine kaufen wollen, weil Sie deren Bewerbung so toll fanden, tun Sie es. Wenn Sie Hexenpuppen sammeln und eine großartige Anzeige für ein neues Modell gesehen haben, kaufen Sie es. Wenn Sie einen Schokoriegel essen wollen, weil er so viel Kraft verspricht, dass Ihr Auto ohne Benzin den Berg hochkommt, essen Sie ihn. Aber immer nur, wenn Sie das Ganze auch bezahlen können.

Tipp

Prüfen Sie vor größeren Anschaffungen immer, ob Sie sie sich auch wirklich leisten können.

Wir sind uns sicher, viele Mütter von Schreihälsen sind schon zur Löwin geworden, weil die Quengelei im Supermarkt an der Kasse ihnen den letzten Nerv und den vorletzten Euro geraubt hat.

Machen Sie sich also vorher schlau, bevor Sie auf ein für Sie verlockendes Angebot «reinfallen». Fragen Sie sich: Benötige ich das Produkt wirklich? Oder finde ich einfach die Werbung dafür gut? Was unterscheidet das Produkt von ähnlichen Produkten? Welche Stärken und Schwächen hat das Produkt? Wie ist das Preis-Leistungs-Verhältnis? Finde ich das Produkt bei einem anderen Anbieter zu einem günstigeren Preis?

Beachten Sie dabei: Das gleiche Produkt kann woanders billiger sein und durch Verpackung, Transport und Ver-sicherung letztlich fast das Doppelte kosten. Lesen Sie also auch das Kleingedruckte. Und behalten Sie im Auge: Auch viele kleine «Schnäppchenangebote» können sich zu einem großen Betrag summieren. Wir kennen keinen, der sich durch Schnäppchen «reich» gespart hat, eher das Gegenteil – außer die Schnäppchenanbieter natürlich.

Damit Sie flexibel reagieren können, wenn sich ein finanzieller Engpass ergibt, sollten Sie darauf achten, keine Verträge mit langen Laufzeiten und langen Kündigungsfristen abzuschließen. Sie kommen aus diesen Verträgen vor Ablauf der Fristvereinbarung nur schwer heraus, es sei denn, es liegen außerordentliche Kündigungsgründe vor, z.B. eine Preisanhebung. Ist dies aber nicht der Fall, müssen Sie die Raten immer weiter bezahlen, obwohl Sie es eigentlich nicht mehr können. Langzeitverträge finden Sie häufig bei Strom-, Gas-, Telefon- und Handyanbietern, Versicherungen, Fitnessstudios oder bei Zeitschriften-Abonnements.

Tipp

Binden Sie sich möglichst nicht an Langzeitverträge und gehen Sie nicht in Vorkasse!

Mehrere Stromanbieter, die im Vergleich als die preisgünstigsten weit vorn stehen, verlangen inzwischen ihr Geld im Voraus. Sollte Ihr Stromverbrauch höher sein, als Sie ihn eingeschätzt und vorab bezahlt haben, müssen Sie einen ordentlichen Betrag nachbezahlen. Meist zum Ende des Jahres, wenn sowieso viele Rechnungen zur Bezahlung anstehen und das Geld knapp ist. Haben Sie jedoch weniger verbraucht als erwartet, ist Ihr Geld erst mal weg. Der schlimmste Fall tritt ein, wenn der Stromanbieter in die Insolvenz geht: Dann ist Ihr Geld gänzlich verloren, und Sie stehen zu Hause im Dunklen. Diese Gefahr besteht weitestgehend auch bei anderen Dienstleistungsanbietern, die pleite gehen: Geld weg – Leistung nicht mehr möglich!

«Die Bank ist eine Einrichtung, die bei Sonne Schirme verleiht und sie bei Regen wiederhaben will», soll Mark Twain gesagt haben. Wenn man unsere Arbeit macht, kann man das eine oder andere Mal schon auf die Idee kommen, dass Mark Twain nicht nur ein hervorragender Schriftsteller war, sondern auch so seine eigenen Erfahrungen mit Banken gehabt haben muss, zumindest in der Zeit von 1856 bis 1910, denn da war er über 21Jahre alt.

Machen wir einen kleinen Schwenk in die Geschichte: Gewerbliche Kunden konnten schon immer Kredite aufnehmen und Geschäfte mit der Bank machen. Nur Privatpersonen war dies so flächendeckend noch nicht erlaubt. Im Mai 1959 kam dann der große (?) Durchbruch. Um die Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg wieder anzukurbeln, führte der damalige Wirtschaftsminister Ludwig Erhard den persönlichen Kleinkredit für jedermann ein, 2000DM. Auf einmal konnte auch Otto Normalverbraucher wieder konsumieren, und so stürmten sie die Schalterhallen und kauften das Grundig-Radio mit dem grünen magischen Auge, die Schrankwand oder den Fernseher (schwarz-weiß).

Ende der 60er Jahre gab es die ersten kostenlosen Girokonten. Dann führte man die Euroschecks ein, später die Kreditkarte und die Möglichkeit, sein Konto zu überziehen – und damit sind wir wieder bei der Schuldenfalle.

Damals und bis vor geraumer Zeit war es noch so, dass ca. 75