Redwood Dreams – Es beginnt mit einem Lächeln - Kelly Moran - E-Book
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Redwood Dreams – Es beginnt mit einem Lächeln E-Book

Kelly Moran

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Beschreibung

Zurück nach Redwood - die Fortsetzung der Spiegel-Bestseller-Reihe «Redwood Love» Ella Sinclair fühlt sich manchmal unsichtbar. Und ja, sie würde das gern ändern. Nur nicht gerade jetzt. Jetzt wäre sie am liebsten tatsächlich unsichtbar. Denn irgendwie ist sie ins Fadenkreuz der O'Grady-Damen geraten. Das sogenannte Drachentrio herrscht mit eiserner Faust und Haferkeksen über den kleinen Ort Redwood – und verkuppelt jeden, der nicht bei drei auf den Bäumen ist. Als wäre das nicht schlimm genug, hat das Trio auch noch Jason Burkwell für sie auserkoren. Ella bringt in der Nähe des sexy Feuerwehrmanns kaum zwei zusammenhängende Worte heraus. Das kann nur schiefgehen. So was von schief ... Humorvoll, emotional und sexy – eine Liebesgeschichte zum Wohlfühlen!

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Kelly Moran

Redwood Dreams – Es beginnt mit einem Lächeln

Roman

 

 

Aus dem Englischen von Anita Nirschl

 

Über dieses Buch

Ein Ort zum Verlieben

 

Ella Sinclair fühlt sich manchmal unsichtbar. Und ja, sie würde das gern ändern. Nur nicht gerade jetzt. Jetzt wäre sie am liebsten tatsächlich unsichtbar. Denn irgendwie ist sie ins Fadenkreuz der O’Grady-Damen geraten. Das sogenannte Drachentrio herrscht mit eiserner Faust und Haferkeksen über den kleinen Ort Redwood – und verkuppelt jeden, der nicht bei drei auf den Bäumen ist. Als wäre das nicht schlimm genug, hat das Trio auch noch Jason Burkwell für sie auserkoren. Ella bringt in der Nähe des sexy Feuerwehrmanns kaum zwei zusammenhängende Worte heraus. Das kann nur schiefgehen. So was von schief …

 

Humorvoll, emotional und sexy – eine Liebesgeschichte zum Wohlfühlen!

Vita

Kelly Moran lebt mit ihren drei Söhnen in South Carolina, in den Südstaaten der USA. Sie gehört der Autorenvereinigung der Romance Writers of America an und wurde schon mit diversen Preisen ausgezeichnet. Ihre Trilogie «Redwood Love» über drei Tierärzte in einem kleinen Ort in Oregon wurde von Kritikern und Lesern begeistert aufgenommen. So urteilte beispielsweise die RT Book Reviews über Band 1: «So voller Wärme und Gefühl, dass man sich unweigerlich verliebt …». Die Bücher standen etliche Wochen auf der Bestsellerliste des Spiegels. Nun erscheint mit «Redwood Dreams» ein Spin-off zur Erfolgstrilogie.

Für Kevin, der mich nicht nur (bis zum Gehtnichtmehr) gedrängt hat, nach einem Jahr Auszeit wieder mit dem Schreiben anzufangen, sondern mir auch immer wieder Mut gemacht hat, indem er mich daran erinnerte, dass Schreiben einfach ein Teil von mir ist. Danke, dass du mich liebst. Und danke an seine Katze Biscuit, die mir Anekdoten für die «Lieber Jason»-Nachrichten geliefert hat. Ja, hübsches Kätzchen, du bist zum Anbeten. Lang lebe die Königin!

 

Ein gewaltiges Dankeschön möchte ich Anne, der Lektorin der deutschen Übersetzung, widmen, dafür, dass sie an mich und diese Reihe glaubt. Ohne ihre Geduld und ihr Verständnis wäre diese Fortsetzung der Redwood-Reihe nicht möglich gewesen. Und riesigen Dank an meine deutschen Leser, die mir mit all den wunderbaren Dingen, die sie über die Geschichten gesagt haben, durch eine sehr dunkle Zeit geholfen haben. Ihr seid die Besten!

· 1 ·

«Das kann doch nicht dein Ernst sein.» Die Hände in die Hüften gestemmt schaute Jason Burkwell nach oben und schüttelte den Kopf, dann sah er sich um, weil er damit rechnete, verarscht zu werden. Vielleicht hatte man die Sendung Punk’d nur für ihn wiederaufleben lassen.

Keine Kameras. Keine lachende Hyänenmeute. Keine Hinweise, dass er das Opfer eines dämlichen Streichs wurde.

Sonnenlicht fiel durch die Baumkronen auf den Gehweg und die angrenzende Asphaltstraße, und ein leichter Frühlingswind trug einen Hauch von Schnee und Kiefern von den Klamath Mountains in der Ferne herüber. Neben den Jungs seiner Einheit standen auch ein paar Anwohner auf der Straße, die sich die Action nicht entgehen lassen wollten. Aber alles in allem ließ sich nichts Ungewöhnliches entdecken. Das malerische kleine Städtchen bot denselben Postkartenanblick wie sonst auch.

«Ich meine es immer ernst.» Lou verschränkte die kräftigen Arme vor seinem Wanst, sein grauer Schnurrbart zuckte. Das Rascheln seiner beige-gelben Feuerwehrausrüstung war über der ersterbenden Sirene des Einsatzfahrzeugs zu hören, als er sich zu Jason umdrehte. «Ein Notruf ist ein Notruf.»

Ähm, na ja. Zehn Jahre als Feuerwehrmann in Redwoods einziger Feuerwache, drei davon als Lieutenant, unzählige Notrufe, die von Waldbränden bis hin zu eingeklemmten Leuten in Fahrzeugen alles abdeckten, aber kein einziges Mal war Jason ausgerückt, um …

«Das ist eine Katze auf einem Baum, Lou.» Er spähte hoch zu dem weißen Fellknäuel, das auf einem Ast kauerte. Das Ding war winzig und wohl erst wenige Wochen alt. Wie zum Teufel war es nur da raufgekommen? «Das ist so ein Klischee, dass es verboten gehört.»

Die zwei anderen Idioten in voller Montur lachten an den Feuerwehrwagen gelehnt.

«Worauf wartest du? Willst du die Muschi da nicht runterholen?» Mrs. Fieldstone, die inzwischen so etwa zweihundert Jahre alt sein musste, sah ihn durch fingerdicke Brillengläser mit ernster Miene an.

Bei ihren – mit Sicherheit unbeabsichtigt – zweideutigen Worten lachten die Idioten noch heftiger.

Er warf ihnen einen eindeutigen Klappe-sonst-Kloppe-Blick zu, bevor er sich seiner ehemaligen Grundschuldirektorin zuwandte. Mit ihren knapp ein Meter zwanzig war sie immer noch genauso furchteinflößend wie damals, als er als kleiner Junge unzählige Male wegen allem möglichen Blödsinn in ihrem Büro gesessen hatte. «Natürlich. Einer von uns wird sich sofort darum kümmern.»

«Diesmal bist du dran», brummte Lou. «Ich hab den letzten Notruf übernommen.»

Jason kniff sich in den Nasenrücken. «Ach, komm schon. Nenn mir nur einen Einsatz, bei dem wir ausgerückt sind, um …» Er wies mit der Hand auf einen der vielen Ahornbäume, die die Kleinstadtstraße säumten, und verkniff sich die Worte, die er gesagt hätte, wenn die furchterregende Mrs. Fieldstone nicht neben ihm gestanden hätte. «… ein Tier in Not zu retten.»

«Letzte Woche.» Lou schnaubte. «Der Cockerspaniel der Sundrys hatte Gertrude Millers preisgekrönte Rosensträucher ausgebuddelt. Wieder mal. Ich musste mir dreißig Minuten lang ihr Gejammer anhören. Ich wiederhole, diesmal bist du dran.»

Okay, na schön. Zugegeben, der Großteil seines Jobs waren keine Notfälle. Bei fünfzehnhundert Einwohnern in einer idyllischen Kleinstadt in Oregon war es nicht so, dass er erwarten konnte, Bomben entschärfen zu müssen. Die Hälfte der Zeit verbrachte er seine Schicht damit, auf der Wache Poker zu spielen oder ausgeartete Küchenbrände zu löschen. Aber trotzdem. Eine Katze in einem Baum? Das war peinlich.

Parker Maloney fuhr in einem blauen Polizeiwagen vor und stieg aus dem Wagen. Als Sheriff musste er keine Standarduniform tragen, stattdessen hatte er ein weißes T-Shirt, eine offene Lederjacke und Jeans an. Gewohnheitsmäßig legte er die Hand an das Holster an seiner Taille, als er neben Jason an die Bordsteinkante trat.

«Was ist hier los?» Parker nahm die Sonnenbrille ab, was grüne Augen enthüllte, denen selten etwas entging, und fuhr sich mit den Fingern durchs schwarze Haar. «Alles okay?»

Jason schnaubte und wies mit dem Kinn zu dem Ast über ihren Köpfen.

Parkers Brauen schnellten nach oben, und seine Lippen zuckten. «Wenn das nicht das abgedroschenste Klischee ist, das ich je gesehen habe.» Er lehnte sich näher zu ihm und raunte aus dem Mundwinkel: «Ich bin sicher, dass sich hier irgendwo ein Pussy-Witz versteckt.»

Was für ein Komiker. Mit schmalen Augen sah Jason seinen besten Freund seit Kindestagen an, auch wenn er eben noch dasselbe gedacht hatte. «Wayne, hol mir die kurze Leiter, ja? Bringen wir’s hinter uns.» Im Shooters wartete ein Bier mit seinem Namen drauf auf ihn. Hoffentlich zusammen mit einer heißen Frau, um den Abend wirklich zu retten.

«Klar, Boss.»

«Mrs. Fieldstone, Sie sehen hübsch aus wie immer.» Parker lehnte sich an Jason vorbei und zwinkerte ihr zu.

«Pah.» Errötend winkte sie ab. «So ein lieber Junge. Warum du dich immer noch mit diesem Satansbraten herumtreibst, ist mir ein Rätsel.» Finster zeigte sie mit dem Daumen auf Jason. «Der macht nichts als Ärger.»

«Das stimmt, Ma’am. Ich behalte ihn im Auge.»

«Mach nur so weiter, dann verrate ich ihr, wer damals in der siebten Klasse wirklich das Schulmaskottchenkostüm geklaut und am Fahnenmast gehisst hat.» Jason fuhr sich mit der Zunge über die Zähne und nahm die Leiter von Wayne entgegen.

Nachdem er sie an den Baum gelehnt hatte, kletterte er mehrere Sprossen hoch, bis er auf Schulterhöhe mit dem Ast war. Das weiße Fellknäuel zitterte und starrte ihn mit großen blauen Augen an. Okay. Irgendwie war es ganz niedlich. Er streckte die Hand danach aus, aber es kauerte sich zusammen und kroch noch weiter weg.

Miau.

«Ich weiß gar nicht, worüber du dich beschwerst. Du bist schließlich nicht derjenige, der hier vor Publikum seine Männlichkeit und Selbstachtung verliert.» Er knöpfte die starre Feuerwehrjacke auf und ließ sie von den Schultern gleiten und zu Boden fallen.

Von der anderen Straßenseite erklang ein anzüglicher Pfiff. «Zieh dich ganz aus, Jason!»

«Siehst du?», murmelte er dem Fellknäuel zu, dann drehte er den Kopf. «Na, na, Mrs. Rutherland. Was würde denn Ihr Mann dazu sagen?»

Miau.

«Ich komm ja schon, ich komm ja schon.» Er streckte seinen Arm den Ast entlang und hielt dann die Hand still, damit die Katze daran schnuppern konnte. Nach einem Moment kroch das Fellknäuel langsam näher und rieb sich an seinen Fingern. «Na bitte.» Sanft pflückte er das Ding von der Stelle, an der es seine Krallen in die Rinde gegraben hatte, und drückte es an seine Brust. Es schmiegte sich in sein T-Shirt, knetete mit den Pfoten und schlief prompt ein. «Gern geschehen.»

Als er hinunterkletterte, das schnurrende Kätzchen im Arm, erklang Jubel, als habe er eine Gruppe Kinder aus einer Sprengstofffabrik gerettet oder so was. Er verdrehte die Augen und verbeugte sich, während Wayne die Leiter wieder am Truck befestigte.

«Das war’s, Leute.» Lou zwängte sich hinters Lenkrad des Wagens, und der Rest der Idioten sprang hinten rein. «Schönes Wochenende noch», rief er aus dem Fenster.

«Moment mal.» Jason knirschte mit den Zähnen. «Wo wollt ihr denn hin? Ihr könnt mich doch nicht hierlassen.»

«Es ist jetzt genau», Lou warf einen Blick auf sein Handgelenk, an dem sich gar keine Uhr befand, «Punkt Feierabend. Dieses Fellknäuel kommt mir nicht in meinen Truck. Parker wird dich zurück zur Feuerwache fahren, nachdem du rausgefunden hast, wohin mit deiner neuen Freundin.»

Wütend blickte Jason dem Feuerwehrwagen hinterher, bis er um die Ecke verschwand, dann starrte er die Katze finster an. «Gewöhn dich nicht zu sehr an mich. Ich halte nichts von Beziehungen.» Die Nachbarn begannen, sich wieder in ihre Häuser zu zerstreuen, und er wandte sich zu Mrs. Fieldstone um. «Hier, bitte schön. Eine gerettete Katze.»

«Das ist nicht meine.» Mit einer Behändigkeit, auf die Luke Skywalker stolz gewesen wäre, schwang sie ihren Gehstock und schüttelte den Kopf. «Du denkst wohl, nur weil ich eine alte Frau bin und allein lebe, habe ich eine Horde Katzen rumschleichen? Nun, hab ich nicht. Ich hasse Katzen.» Sie sah Parker an. «Verhafte ihn wegen Schubladendenkens.» Mit diesen Worten machte sie auf dem Absatz kehrt und humpelte den Weg zu ihrem Haus zurück.

Jason stand noch gute fünf Sekunden lang bewegungslos da, nachdem sie die Tür zugeknallt hatte. Dann schüttelte er den Kopf. «Ganz egal, wie alt ich werde, sie ist und bleibt eine furchteinflößende alte Schachtel.»

Parker lachte, der Arsch. «Du hast das Recht zu schweigen. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob Schubladendenken wirklich ein Verbrechen ist. Da muss ich im Gesetzbuch nachsehen.»

«Ja, ja. Lach nur.» Jason seufzte und schaute hinunter. Fellknäuel hatte es sich an seinen Brustmuskeln bequem gemacht, das Schnurren konnte er als leichte Vibration spüren. «Und was jetzt?»

«Komm. Ich fahr dich rüber zur Tierklinik. Die O’Gradys werden wissen, was zu tun ist.» Parker hob Jasons Jacke vom Boden auf und ging zum Auto. Er warf sie auf den Rücksitz und hielt Jason die hintere Tür auf. «Delinquenten sitzen hinten.»

Mit schmalen Augen ließ Jason sich vorne auf den Beifahrersitz fallen und griff nach dem Sicherheitsgurt. «Erklär mir noch mal, warum ich mich eigentlich mit dir abgebe», sagte er, als Parker sich hinters Steuer setzte.

«Um dich aus Strafzetteln rauszuschwatzen?»

Gutes Argument.

Sie schwiegen, während sie die Einfamilienhäuser hinter sich ließen und auf die Main Street im Ortskern fuhren. Hier bremste Parker ab und rollte nur noch im Schneckentempo an Laternen und den Markisen der Ladenfassaden vorbei, für den Fall, dass einer der vielen Stadtbewohner, ohne aufzupassen, über die Straße lief – was häufig vorkam. Eine dichte Nebelbank schwebte in der Ferne, wo der Pazifik gegen die Klippen brandete, und Salzgeruch hing schwer in der Luft. Das Frühlingsfieber grassierte, und pastellfarbene Ostereier schmückten die Eichen entlang der Kopfsteinpflasterstraße.

Jason würde die Jahreszeit lieber verschlafen, wenn es nach ihm ginge. Osternester und Ostersüßigkeiten erinnerten ihn an den Tag, an dem sein Vater gestorben war, und hinterließen ein anhaltendes Kribbeln unter seiner Haut und einen Schmerz in seiner Brust. Es war jetzt bald zwanzig Jahre her, und doch fühlte es sich immer noch so an, als wäre es gestern gewesen, dass Lou an der Türschwelle vor seiner Mom stand, mit Ruß überzogen und einem gequälten Ausdruck in den Augen.

Vielleicht war es Zeit für einen Wochenendtrip. Jason war fällig für einen seiner Abenteuerausflüge, für eine Pause von der Realität.

Parker bog auf den Parkplatz der Tierarztpraxis ein und stellte den Motor ab. Obwohl Jason die drei O’Grady-Brüder und ihre Frauen kannte, mit ihnen aufgewachsen war, war er nicht mehr in der Praxis gewesen, seit deren Vater den Laden geführt hatte und Jason selbst ein kleiner Junge gewesen war.

Zusammen stiegen Parker und er aus dem Wagen und gingen hinein. Tierfell und Desinfektionsmittel vermischten sich zu einem interessanten Mix aus Gerüchen. Das Wartezimmer auf der linken Seite war leer und mit einem fröhlichen Wandgemälde von Hunden und Katzen, die menschlichen Tätigkeiten nachgingen, verziert. Rechts war der Empfangstresen, wo sich zwei Frauen über eine Akte beugten. An der Seite stand ein großer Käfig mit einem Kakadu, und eine Katze starrte unheilvoll von ihrem Platz auf dem Drucker herab.

Cades Frau Avery schaute hoch und lächelte. «Hey, Jungs. Wir wollten gerade schließen, aber kommt rein.» Sie strich sich ihre welligen braunen Haarsträhnen aus dem Gesicht und wiegte mit der anderen Hand eine Babytrage auf dem Tresen. «Was bringt euch her?»

«Jason hat sich ein neues Haustier zugelegt.» Parker lehnte sich über den Tresen und grinste das Neugeborene in seinem Kindersitz an. «Er ist in den zwei Wochen, seit ich ihn zuletzt gesehen habe, ganz schön gewachsen. Darf ich?»

Da Babys ihn nervös machten, blieb Jason, wo er war. Parker war ein Naturtalent in Sachen Kinder, obwohl er selbst keine Frau oder Nachwuchs hatte. Jason dagegen weniger. Er würde sich lieber den rechten Arm abkauen, als sesshaft zu werden.

«Oh, sicher.» Sie öffnete das Geschirr, das auch zum Bergsteigen taugen würde, und reichte Parker das kleine Bündel. «Aber pass besser auf. In ganz Redwood werden Eierstöcke erschauern, wenn dich jemand sieht, wie du ein Baby hältst.»

Ein Lachen, und Parker schüttelte den Kopf. «Das riskier ich. Na, du hübscher Kerl. Gut, dass er nach dir kommt und nicht nach Cade.»

«Das hab ich gehört.» Der jüngste O’Grady kam in blauer Praxiskleidung aus dem hinteren Zimmer und küsste seine Frau auf die Wange. «Kann allerdings nicht widersprechen.»

Gabby, Flynn O’Gradys bessere Hälfte, warf ihren blonden Pferdeschwanz über die Schulter und ließ ihren Blick auf Jasons Brust fallen. «Ist das die Katze, die du aus dem Baum gerettet hast?»

«Verdammt. Das ist jetzt wie lange her? Zwanzig Minuten?» Als Nachrichten getarnter Klatsch verbreitete sich schnell in dieser Gegend, aber das hier war wirklich Rekordgeschwindigkeit. Jason streichelte den Kopf des Kätzchens. «Es hat keine Marke oder so was.»

«Dann lass uns mal nachsehen.» Ihren sehr schwangeren Bauch reibend kam sie um den Tresen herum. Sie versuchte, ihm das Fellknäuel abzunehmen, aber es stieß ein wütendes Miauen aus und krallte sich in seinem T-Shirt fest, also zog sie sich wieder zurück. «Ach wie süß, sie hat dich schon ins Herz geschlossen. Definitiv ein Mädchen. Warum kommst du nicht mit mir mit? Flynn kann sie rasch untersuchen. Er wird froh sein, dass er dadurch aus dem Treffen mit dem Drachentrio rauskommt.»

Jason erstarrte. «Sie sind hier? Jetzt gerade?»

Entsetzen traf ihn wie ein Schlag in den Bauch. Das Drachentrio, wie Cade seine Mutter und seine zwei Tanten einst getauft hatte, waren sich überall einmischende Besserwisserinnen, die die Stadt mit eiserner Faust, Haferkeksen und einem Hang zur Kuppelei regierten. Sie hatten im Lauf der Jahre schon zahllose Paare zusammengebracht und konnten mit der Bedeutung des Wortes nein nichts anfangen. Jason bemühte sich nach Kräften, unter ihrem Radar zu bleiben.

«Jep.» Gabby lächelte und drehte den Kopf, als eine weitere Brünette den Raum betrat.

Ah, Zoe. Für sie hatte er schon immer eine Schwäche gehabt. Sie waren zusammen aufgewachsen, und ihre übliche Kommunikationsform bestand aus Flirten, obwohl sie nie etwas miteinander gehabt hatten. Es gab nur sehr wenige Frauen, die er zu gernhatte, um mit ihnen zu schlafen, und Zoe war Numero uno. Außerdem war sie jetzt mit Drake verheiratet, dem ältesten der Tierarztbrüder.

«Du wirst doch wohl nicht so verzweifelt nach weiblicher Gesellschaft suchen.» Grinsend kam sie zu ihm und umarmte ihn unbeholfen mit dem Fellknäuel zwischen ihnen. «Die Kleine hier ist nicht mal deine Spezies.» Sie streichelte das Kätzchen.

«Zoe, Baby, bist du etwa eifersüchtig?» Mit seinem freien Arm zog er sie an seine Seite und … stopp! Was zum Teufel? War das etwa ein Babybauch, den sie da zur Schau trug? Musste so sein. Bei ihrem gertenschlanken Körperbau war er schwer zu übersehen. «Mann, nicht du auch noch. Ist hier irgendwas im Trinkwasser? Wann ist es denn so weit?»

«Im September.» Sie zog ein Ultraschallbild aus der Tasche ihres Praxiskittels. «Darf ich vorstellen? Der neueste O’Grady-Fötus.»

«Verdammt», brummte er, während er den schwarz-weißen Klecks anlächelte. «Gratuliere euch beiden. Aber wenn du drauf aus warst, dich schwängern zu lassen, warum hast du nicht zuerst mich angerufen?» Nicht dass er das ernst meinte. No way, auf gar keinen Fall. Stattdessen würde er Parkers Nachwuchs nach Strich und Faden verwöhnen, falls sein bester Kumpel je die Frau fürs Leben fand.

«Nächstes Mal.»

«Ich muss zu einem Meeting des Veranstaltungskomitees.» Avery schwang sich ihre Handtasche über die Schulter und sah Parker an. «Reich den Kleinen einfach an Cade weiter, wenn du es leid bist, ihn zu halten.» Sie küsste ihren Mann und die Wange des Babys, dann rauschte sie zur Tür hinaus.

Apropos. Wenn das Drachentrio im Gebäude war, dann musste Jason ebenfalls die Flucht ergreifen. «Gabby, nimmst du das Fellknäuel, damit ich gehen kann?»

«Wenn Flynn sie untersuchen soll, musst du bleiben und sie hinterher mit nach Hause nehmen.»

«Äh, das ist nicht meine Katze. Könnt ihr nicht eine Familie für sie finden? So was macht ihr doch, oder?» In seiner Wohnung waren Haustiere nicht erlaubt, selbst wenn er plötzlich diese Verantwortung übernehmen wollen würde. Was er nicht tat.

«Unser Raum für Übernachtungsgäste ist leider voll.» Mit einer halbherzig entschuldigenden Geste zuckte sie die Schultern.

Kacke. Er öffnete den Mund, klappte ihn aber schnell wieder zu, als Drake und Flynn hereinkamen, gefolgt von einer blonden, einer brünetten und einer rothaarigen Frau mittleren Alters. Jason pressten sich die Lungen zusammen, während sein Gehirn Mission abbrechen, MissionABBRECHEN! kreischte.

«Parker, Jason, wie reizend, euch zu sehen.» Marie, die Bürgermeisterin der Stadt und der älteste Drache, strich sich durch ihren braunen Bob und schlug dann die Hände zusammen. «Jason, wie praktisch, dass wir uns hier über den Weg laufen. Ich wollte gerade zur Feuerwache, um dich um einen Gefallen zu bitten.»

Er warf einen panischen Blick zu Zoe, aber ihr Keine-Ahnung-Gesichtsausdruck war keine Hilfe.

Wenn sie einen Gefallen von ihm wollten, konnten jetzt nur noch zwei Dinge passieren. Entweder würden sie seine Seele verschlingen und es irgendwie schaffen, dass er sich ihnen verpflichtet fühlte, oder sie würden versuchen, ihn zu verkuppeln, mit irgendeiner armen Frau, die sie für sein perfektes Gegenstück hielten. Das war’s dann wohl mit seiner zehnjährigen Glückssträhne. Er schätzte, er hatte einen guten Lauf gehabt. Nur wenige hatten es geschafft, ihnen so lange aus dem Weg zu gehen.

«Oh, schau nicht so ängstlich.» Rose, mittlerer Drache und unnatürlich gefärbter Rotschopf, strich ihr Leopardenmustershirt glatt. «Es ist nur eine klitzekleine Kleinigkeit.»

Das bezweifelte er. Jason blickte zu Parker, der das Neugeborene gerade an Cade weiterreichte, und zermarterte sein Hirn nach einer erfolgversprechenden Fluchtstrategie. Schreiend davonzurennen, würde wahrscheinlich nicht funktionieren. Sie würden ihn jagen. Oder ihm ihre fliegenden Affen hinterherhetzen. Flynn blätterte durch eine Akte. Drake hob die Katze vom Drucker, nachdem er den Vogelkäfig zugedeckt hatte, und war schon halb den Flur runter. Die Jungs waren null Hilfe.

«Wir wissen zu schätzen, was du alles für unsere Stadt tust.» Gayle, der jüngste Drache und Mutter der Jungs, lächelte Jason gelassen an. Ihr champagnerfarbenes Haar war zwei Nuancen heller als das von Cade. Sie war die Ruhigste der drei, durfte aber als Teil des Amor-Terror-Trios nicht unterschätzt werden, ungeachtet ihres engelhaften Äußeren. «Wir sind dir dankbar, dass du dazu beiträgst, uns alle zu beschützen.»

Hustend grinste Parker sich ins Fäustchen.

Wieder öffnete Jason den Mund, doch Rosa lenkte ihn ab. Sie hatte ihr Handy auf ihn gerichtet. «Was machen Sie da?»

«Deine heldenhafte Rettungsaktion dokumentieren, natürlich.» Mehrere Klicks hallten durch den Raum, bevor ihre Daumen schneller als die Flügel eines Kolibris über das Display flogen. «Und … fertig.» Sie nickte. «Schön, wir haben schon zehn @-Antworten auf Twitter.»

Er seufzte und warf einen Blick auf die kleine Katze, die von seinen Qualen nichts ahnte. «Um was für einen Gefallen geht es denn?» Er würde die Frage bereuen, mit Sicherheit, aber noch länger in ihrer Gegenwart, und sein Kopf könnte explodieren.

«Bye, Mom.» Mit der Babytrage im Arm küsste Cade Gayle auf die Wange und marschierte hinaus.

Drake kam aus dem hinteren Zimmer, schlang einen Arm um Zoes Taille und ging zur Tür. «Schließ ab, Kleine, wärst du so lieb?»

«Wird gemacht.» Gabby trat neben Flynn hinter den Tresen, wo sich Parker erfolgreich aus der Schusslinie gebracht hatte.

Von allen im Stich gelassen beäugte Jason Marie zögerlich. «Schießen Sie los.» Wenn dieser Tag dadurch ein Ende fand, würde er einwilligen, Pfadfinderinnenkekse zu verkaufen. «Was für einen Gefallen?»

Marie strich ihr rosafarbenes Kostüm glatt. «Wie du weißt, findet nächste Woche der jährliche Wohltätigkeitsball der Feuerwehr statt. Wir hätten gern deine Hilfe.»

Aha. «Ich habe mich eingetragen, um Lose für die Spendentombola zu verkaufen.» Genau genommen war er auch hinter den Kulissen sehr aktiv. Das war seine Art, seinen Dad zu würdigen und gleichzeitig mehr Fördergelder für die Feuerwache zu organisieren. Es gab nur fünf bezahlte Angestellte auf der Wache, einer davon war er, der Rest waren Ehrenamtliche. Die gesammelten Spenden flossen in die Modernisierung der Ausrüstung, Wartung der Maschinen und andere Dinge, damit die Ressourcen der Stadt nicht erschöpft wurden. «Brauchen Sie mich für eine längere Schicht?»

«Nein, wir finden, du wärst in einer anderen Funktion hilfreicher. Bei der Auktion, um genau zu sein.»

Oh. Zutiefst erleichtert sanken seine Schultern herab. Kein Verkuppeln, kein die Seele raubender Auftrag. Nur eine andere Aufgabe während der Veranstaltung. Wenn sie die Spenden versteigern statt verlosen wollten, sollte ihm das recht sein. Den Auktionator zu spielen, könnte lustig werden. «Kein Problem. Das kann ich machen.»

«Ausgezeichnet.» Marie nickte, und die Gruppe ging zum Ausgang. «Wir müssen jetzt auch los zum Treffen des Veranstaltungskomitees. Aber wir schicken dir irgendwann dieses Wochenende jemanden mit den Einzelheiten vorbei.»

«Okay», murmelte er, aber sie waren bereits aus der Tür. Stirnrunzelnd fragte er sich, warum sie aus der Situation eine so große Sache gemacht hatten. Na ja, egal, er war noch mal davongekommen. Das war verdammtes Glück. Doch als er die anderen hinter dem Tresen ansah, ihre hochgezogenen Augenbrauen und das alberne Grinsen, stutzte er. «Was?»

«Äh.» Parker schürzte amüsiert die Lippen. «Dir ist schon klar, dass die Sache, der du gerade zugestimmt hast, eine Junggesellenversteigerung ist, oder? Frauen werden auf dich bieten. Für ein exklusives Date.»

Oh.

Kacke!

· 2 ·

Im Konferenzraum des Jugendzentrums sah Ella Sinclair zwischen den neun anderen Komiteemitgliedern hin und her, die gerade über die Sachspenden für die Verlosung beim jährlichen Feuerwehrball diskutierten. Es ging aktuell um einen handgemachten Quilt und einen Korb mit Kosmetikprodukten.

Sie fragte sich, ob es irgendjemand merken würde, wenn sie sich hinausschlich. Obwohl sie dem Komitee beigetreten war, um neue Leute kennenzulernen, als sie vor ein paar Jahren nach Redwood gezogen war, hatte sie immer noch nicht viele Freunde gefunden, abgesehen von ein paar Arbeitskollegen. Und außerhalb der Arbeitszeit unternahm sie selten etwas mit ihnen. Die meisten Leute bemerkten gar nicht, dass sie anwesend war, selbst wenn ein Raum fast leer war. Die Chance, hier und jetzt unentdeckt zu flüchten, stand also gar nicht mal so schlecht.

Diese Freitagabend-Meetings waren ermüdend, besonders wenn man bedachte, dass sie unmittelbar auf einen langen Arbeitstag folgten, während dessen sie versuchte, die Jugend von morgen zu unterrichten. Andererseits hatten ihre Fünfjährigen eine längere Aufmerksamkeitsspanne als die meisten Leute in diesem Raum. Sie waren schon öfter vom Thema abgewichen, als Ella an den Fingern abzählen konnte. Ihre Nebengedanken hatten Nebengedanken, die wieder Nebengedanken ausspuckten.

Mit den Fingern auf den Tisch trommelnd, überlegte sie, ob sie nach dem Treffen noch genug Energie für ihr Rendezvous mit Jamie Dornan via Netflix haben würde oder ob sie einfach ein heißes Schaumbad nehmen sollte. Oh, die Qual der Wahl, die man als Single an einem Freitagabend hatte.

«Geht das in Ordnung für dich, Ella?»

Jäh richtete sie ihre Konzentration auf Marie, während die anderen von ihren Plätzen aufstanden. Sie hatte nicht bemerkt, dass das Meeting beendet worden war, während ihre Gedanken abgeschweift waren. «Äh …» Verflixt. Sie hatte keine Ahnung, worauf sich die Bürgermeisterin bezog. Aber vermutlich war das ohnehin egal. Die wichtigsten Einzelheiten der Veranstaltung waren längst finalisiert, jetzt ging es nur noch um Kleinkram. «Sicher.»

«Perfekt. Wir wissen es wirklich zu schätzen, dass du das übernimmst.» Marie hielt einen großen Kleidersack auf einem Bügel hoch, offensichtlich in der Erwartung, dass Ella verstand. «Wir haben die Maße von seiner Mutter, also sollte er ihm passen, aber Fran von der Schneiderei meinte, sie könnte noch kurzfristig Änderungen vornehmen, falls nicht. Bleib auf jeden Fall so lange, bis du dich versichert hast, dass er die richtige Größe hat und dass er weiß, was von ihm erwartet wird.»

Ach verflixt. Ella rang die Hände. «Ich bin etwas verwirrt.»

«Das ist sein Smoking für die Junggesellenversteigerung», sagte Marie langsam, als wäre Ella auf den Kopf gefallen. Mehrmals. Und heftig. «Den du dich bereiterklärt hast, zu ihm rüberzubringen.»

«Natürlich.» Sie machte sich im Geiste eine Notiz, nie wieder während eines Meetings die Konzentration zu verlieren. Wenigstens hatten sie sie nicht gebeten, irgendetwas Anspruchsvolles zu tun. «Ja, mache ich gern.»

Sorry, Jamie. Das Pseudo-Date müssen wir verschieben.

«Ich weiß. Das sagtest du gerade eben.» Maries Augenbrauen schnellten hoch, während sie mit dem Kleidersack winkte. «Die Aufgabe erfordert allerdings, dass du das hier nimmst.»

«Richtig. Sorry.» Ella nahm den Kleiderbügel und legte sich den verhüllten Smoking über den Arm.

«Wunderbar. Wir sehen uns nächstes Wochenende, meine Liebe.»

«Ähm …» Ella pustete sich eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. «Wo soll ich den noch mal hinbringen?»

Auf halbem Weg zum Ausgang blieb Marie stehen und drehte sich um. «Zu Jason natürlich.»

Natürlich.

Moment mal. Was? Doch sicher nicht … «Jason Burkwell?»

Und dann machte es endlich auf erschreckende, schockierende Weise Klick.

Wohltätigkeitsball.

Junggesellenversteigerung.

Abendgarderobe.

Jason, Feuerwehrlieutenant.

Ach verflixt, verflixt, verflixt. Sie hatte keine Ahnung, dass er eingewilligt hatte, sich der ausgehungerten weiblichen Bevölkerung wie ein Stück Fleisch zu präsentieren. Ein Stück Fleisch Güteklasse A.

«Ich fange an zu glauben, dass du nicht aufgepasst hast, Ella.»

«Doch, hab ich. Hab ich total, aber …» Sie biss sich auf die Unterlippe. «Jason kennt mich nicht. Es wird eigenartig wirken, wenn ich ihm sein Outfit bringe.» War ein Smoking ein Outfit?

«Wir haben ihm gesagt, dass jemand vom Komitee vorbeikommt.»

«Ja, aber –»

«Und du bist im Veranstaltungskomitee.»

«Ja, aber –»

«Und du hast freiwillig vorgeschlagen, ihm diese Sachen vorbeizubringen.»

Technisch gesehen, nein. Sie hatten es vorgeschlagen. «Ja, aber –»

«Und du wohnst in dem Apartmentkomplex gleich gegenüber von ihm, also ist das kaum ein Aufwand für dich.»

«Ja, aber –»

«Also, dann wäre das geregelt.» Marie machte eine Handbewegung, als würde das den Nebel der Nervosität verscheuchen, den sie aufgewirbelt hatte.

Anstatt ihre Papageienparodie mit einem weiteren Ja, aber zu verfeinern, klappte Ella nur den Mund zu und bemühte sich, gleichmäßig weiterzuatmen.

Die Nervosität, wann immer sie sich jemandem vorstellen musste – besonders wenn es ein gutaussehender Mann war –, sorgte zuverlässig dafür, dass sie geradewegs in der Kategorie Idiotin landete, mit der Unterkategorie Bitte halt die Klappe. Und Jason war nicht einfach nur gutaussehend. Nein. Nope. Das war er nicht. Wenn die Götter der Schönheit, des Charmes und des Sex-Appeals einen Dreier hätten, wäre Jason Burkwell das daraus resultierende Kind.

Außerdem schwärmte sie für ihn. Und zwar so richtig. Andererseits ging das niemandem mit zwei Beinen und Brüsten anders. Seit drei Jahren versuchte sie, den Mut aufzubringen, mit ihm zu reden. Und jetzt musste sie mit einer einfachen Aufgabe vor seiner Tür auftauchen, nur um sich dabei Plapperitis einzufangen. Einen tollen ersten Eindruck würde das machen.

Wenigstens würde sie ihm im Gedächtnis bleiben.

«Marie, sind Sie sicher, dass es niemand anderen gibt, der …?» Ella blinzelte und sah sich um.

Stille. Sie war die Letzte, die noch hier war.

Prächtig. Also gut. Sie würde einfach in ihr Auto steigen, nach Hause fahren, um ihre Klamotten, Haare und Make-up zu checken, über die Straße zu Jasons Wohnung gehen, an seine Tür klopfen, ihn mit dümmlicher Bewunderung anstarren, wahrscheinlich fünfundfünfzigmal in unter fünf Minuten ins Fettnäpfchen treten, dann wieder nach Hause gehen und die Peinlichkeit den ganzen Abend lang immer wieder durchleben, während sie überlegte, was sie getan oder gesagt hätte, wenn sie eine weltgewandte Frau wäre und keine unbeholfene Idiotin.

Schon so gut wie erledigt. Kinderspiel.

Sie schloss die Augen und stieß den Atem aus, während ihre Schultern herabsanken. Es war ja nicht so, als wäre Peinlichkeit etwas Neues für sie. Der Tod ihrer Eltern, danach die monatelangen Krankenhausaufenthalte wegen ihrer Verbrennungen, gefolgt von jahrelanger Reha – all das hatte weitestgehend verhindert, dass sie irgendeine Art von Sozialkompetenz entwickelte. Bis zum Beginn der Highschool zu Hause unterrichtet zu werden ebenso wenig. Gleich mehrere Therapeuten hatten versucht, mit ihr zu arbeiten und ihr das Mantra, kompetent und selbstbewusst zu sein, einzubläuen, was aber nur halb hängengeblieben war, weil die Realität es Lügen strafte.

Also wirklich, was machte es schon, der ellenlangen Liste einen weiteren peinlichen Moment hinzuzufügen?

Nur … Jason, das machte den Unterschied. Er war nicht einfach nur ein Nachbar oder ein Typ, mit dem sie niemals ausgehen würde. Er hatte keine Ahnung, dass sie durch eine gemeinsame Geschichte verbunden waren. Erlebnisse, die mit unauslöschlicher Tinte in ihren Verstand geschrieben worden waren. Auf eine Seite, die sich nicht herausreißen ließ. Und sie hatte die Narben als ständige Erinnerung, falls sie je versuchen sollte, es zu vergessen.

Mit schmerzhaft enger Brust schaltete sie das Licht aus, ging den Flur entlang und durch die Tür hinaus zum Parkplatz. Sicher angeschnallt, lenkte sie ihren hübschen gelben Subaru BRZ durch die Stadt und parkte auf dem zu ihrer Wohnung gehörenden Platz vor dem Apartmentgebäude.

Der Kleidersack verhöhnte sie vom Rücksitz aus, während sie Jasons Gebäudekomplex auf der anderen Seite der schmalen Straße anstarrte. Die Häuser waren zweistöckig und bestanden aus grauem Ziegel mit burgunderfarbenen Fensterläden. Sie säumten die gesamte Straße, und jedes Gebäude hatte drei obere und drei untere Wohnungen. Sie wusste zufällig, dass Jasons Wohnung die obere rechte war, weil er oft abends die Jalousien nicht schloss und sie ihn an seinem Wohnzimmerfenster vorbeigehen sehen konnte.

Nicht dass sie ihn stalkte oder so was.

Ihr Magen krampfte sich zusammen, während aus Sekunden Minuten wurden und sie immer noch in ihrem Auto saß. Es war vielleicht besser, einfach gleich rüberzugehen, ohne vorher noch mal heimzugehen, sonst würde sie kneifen. Je länger sie ihre Aufgabe hinausschob, desto mehr würde sie sich in ihre Aufregung hineinsteigern. Es war eine schlichte Lieferung. Klopfen, ihm den Smoking geben und Kehrtwendung.

Nur wollte Marie, dass sie sich vergewisserte, dass er ihm auch passte, und sie sollte ihm die Einzelheiten für nächsten Samstag mitteilen. Was bedeutete, dass sie ein paar Minuten bleiben und reden musste. Letzteres war absolut kein Problem für sie. Man könnte sagen, dass sie eine Expertin in Sachen Konversation war. Sie war so gut darin, dass sie nicht mehr damit aufhören konnte, sobald sie einmal angefangen hatte. Einzelne Sätze gab es dann nicht mehr, nur noch endlos lange Wortreihen.

Sie schloss die Augen und massierte sich die Anspannung aus der Stirn. «Du kannst das, Ella Elizabeth Sinclair. Steig aus dem Wagen.» Sie glaubte sich nicht wirklich, dennoch stieg sie aus und nahm den Kleidersack vom Rücksitz.

Ihre Beine waren schwerer als in Blei getauchtes Marmor, als sie zur Eingangstür seines Gebäudes, durch sie hindurch und die Treppe hoch zu seiner Wohnung ging. Während Trolle in ihrem Magen Boccia spielten, hob sie die Hand, um zu klopfen. Sie zitterte so sehr, dass sie ihren Arm schütteln musste, bevor sie es erneut versuchte und Erfolg hatte.

Ach verflixt. Sie würde ihm mitten auf die Fußmatte kotzen. Krampfhaft schluckend betrachtete sie die Holzmaserung seiner Tür, den winzigen Türspion und den unscheinbaren grauen Boden.

«Bitte sei nicht daheim, bitte sei nicht daheim», flüsterte sie – und dann klickte das Türschloss. Die Tür schwang nach innen auf. «So eine Scheibe.»

«Ich bin nicht sicher, ob ich diesen Ausdruck schon mal gehört habe, aber vielleicht sollte ich mir eine Scheibe von deinem Wortschatz abschneiden.»

Natürlich. Natürlich hatte sie das laut gesagt.

Mit heißem und rasch rot werdendem Gesicht lächelte sie ihn an. Oder versuchte es zumindest. Sie nahm an, dass sie wegen ihrer Nervosität eher wie eine verrücktere Version dieser Tussi aus Eine verhängnisvolle Affäre aussah, weil …

Na ja. Der Mann war so sexy, dass sie verstand, warum jedes Mitglied der Doppel-X-Chromosom-tragenden Bevölkerung in seiner Gegenwart so anhänglich wurde wie statisch aufgeladenes Styropor.

Er sah phantastisch aus, wie er in abgetragenen Jeans und einem grauen T-Shirt am Türrahmen lehnte. Ella war mit eins fünfundsiebzig nicht klein gewachsen, aber er war noch gut einen halben Kopf größer, und jeder Zentimeter an ihm war hart, schlank und muskulös. Sein dunkelblondes Haar war feucht – vermutlich kam er gerade aus der Dusche – und lang genug, um die Spitzen seiner Ohren zu streifen. Seine nicht ganz grünen, nicht ganz blauen Augen erwärmten sich vor Belustigung, goldene Flecken ließen sie irgendwo auf dem haselnussfarbenen Spektrum landen. Sie sah die Farbe seiner Augen das erste Mal, da sie einander noch nie so nahe gewesen waren, und verflixt, waren die wirkungsvoll. Die auffallend langen, hellen Wimpern unterstützten das noch.

Die Sehnen seiner Unterarme spannten sich, als er grinsend die Arme verschränkte und dabei eine Reihe weißer Zähne entblößte. Leichte Bartstoppeln überzogen seinen Kiefer und lenkten ihre Aufmerksamkeit auf seinen Mund. Mmm, diese Lippen. Zu dünn, um ein Schmollmund, und zu voll, um langweilig zu sein.

«Ich beschwere mich nie, wenn eine hübsche Frau an meine Tür klopft, aber kann ich Ihnen irgendwie helfen?» Das Grinsen immer noch auf gefährlich gestellt, zog er fragend die Brauen hoch.

«Sie finden mich hübsch?» Es war lange her, wenn überhaupt, dass jemand das gesagt hatte.

Sie hielt inne. Wiederholte in Gedanken, womit sie gerade als Antwort auf seine Frage herausgeplatzt war. Und wollte sterben.

So. Genau so nahm der schlüpfrige Pfad nach Peinlichhausen seinen Anfang.

Sie schlug sich eine Hand vors Gesicht. «Verflixte Scheibe, das hab ich laut gesagt.»

Sein leises Lachen vibrierte in der Luft zwischen ihnen. «Haben Sie Kinder oder so was? Einer der Jungs auf der Wache hat drei und findet auch immer kreative Methoden, nicht zu fluchen.»

«Oder so was.» Sie ließ ihren Arm sinken. «Bitte entschuldigen Sie. Ich plappere, wenn ich nervös bin und –»

«Warum sind Sie nervös?»

«Ähm … weil Sie Jason sind?» Das war doch offensichtlich, oder?

Eine seiner Augenbrauen zuckte. «Soweit ich weiß, ja.»

«Jason Burkwell», verdeutlichte sie. Unnötigerweise. Aber mit Nachdruck.

«Auch das stimmt. Ich weiß nur immer noch nicht, warum Sie das nervös machen sollte.» Träge kreuzte er einen nackten Fuß vor den anderen, als stelle er sich darauf ein, eine Weile hierzubleiben.

«Sie sehen aus wie eine gephotoshopte Version von Thor mit den Flirtkünsten von Iron Man und den Werten von Captain America.»

Ein Herzschlag verstrich, dann warf er den Kopf in den Nacken und lachte. Lachte. Als hätte sie einen Witz gemacht und würde es nicht total ernst meinen. «Eine Frau mit einer nerdigen Seite und einer Schwäche für die Avengers muss man einfach mögen. Aber Thor könnte sich jetzt beleidigt fühlen. Ich verspreche, dass ich Hemsworth nicht stecke, was Sie gesagt haben, wenn Sie mir Ihren Namen verraten.»

Sie war zu gefangen von dem verführerischen Timbre seines Lachens und dem Gefühl, das es in ihrem Bauch verursachte, um mehr als ein «Hä?» herauszubekommen.

«Ihren Namen? Wir haben schon festgestellt, dass ich Jason Burkwell und womöglich Thors lang verschollener Zwillingsbruder bin, aber Sie haben mir noch nicht verraten, wer Sie sind.»

«Ach verflixt. Verzeihung. Ich bin Ella Sinclair vom Redwood-Veranstaltungskomitee und –»

Ein weißes Fellbündel huschte hinter ihm über den Holzboden. Da und schon wieder weg. So schnell, dass sie sich fragte, ob Plapperitis noch andere Symptome mit sich brachte, wie Halluzinationen zum Beispiel. Fünf Sekunden später hörte sie ein hohes Miau, und der weiße Fellball flitzte erneut vorbei, diesmal in die andere Richtung.

Den Blick zum Himmel gerichtet seufzte er. «Ignorieren Sie das Kätzchen. Ich versuche noch herauszufinden, was ich mit ihm anstellen soll.»

«Ähm, nun, normalerweise brauchen Sie …» Zick machte besagtes Kätzchen. «Gar nichts zu tun. Katzen kümmern sich im Großen und Ganzen …» Und zack in die andere Richtung. «Um sich selbst. Schenken Sie ihnen einfach …» Zick-zack. «Gelegentlich etwas Aufmerksamkeit, füttern Sie sie täglich und halten Sie das Katzenklo …» Zick-zack, zick-zack, zick-zack. «Sauber.»

«Großartig. Sie sprechen Katzensprache.» Er packte sie am Ellbogen und zog sie vorwärts. «Kommen Sie rein, Ella Sinclair vom Redwood-Veranstaltungskomitee. Sie sind meine neue beste Freundin.»

Wegen des unförmigen Kleidersacks über einem Arm, wegen ihrer Handtasche, die ihr in diesem Moment von der Schulter rutschte, und wegen Jason, der sie über die Türschwelle zog, stolperte sie. Eh sie sich versah, war sie mit den Knien auf die Fußbodendielen geprallt und der Inhalt ihrer Handtasche verstreute sich in seinem Wohnzimmer.

Oh Gott. Peinlicher ging es ja wohl nicht mehr. Und das … hätte sie besser nicht gedacht. Denn die Peinlichkeit nahm die Herausforderung an und warf sich selbst den Fehdehandschuh hin.

Knister, knister.

Voller Entsetzen sah Ella zu, wie das Kätzchen mit der Pfote nach ihrem Notfalltampon tappte, der in der Nähe eines Couchtischs aus schwarzem Nussbaumholz gelandet war. Das Knistern der Verpackungsfolie war ohrenbetäubend laut.

Ella schlug sich die Hände vors Gesicht und betete zu jedem Gott, der sie erhören wollte, sie möge sich in Luft auflösen. Puff, sie war nie hier gewesen.

Nur warum sollten die Götter heute versöhnlich sein? Nö. Nicht, solange sie lebte.

Tapp, tapp.

Knister, knister.

«Ich hätte die Bürgermeisterin ignorieren und mich stattdessen an Jamie Dornan halten sollen.» Sie stieß zitternd den Atem aus und machte eine Bestandsaufnahme. Sie befand sich auf den Knien. Vor Jason. In seiner Wohnung. Apropos Jamie … «Wie Fifty Shades of Grey von mir.»

Jason ging in die Hocke, sodass er auf Augenhöhe mit ihr war. «Ich kann Ihnen nicht folgen, aber darauf kommen wir später zurück. Geht es Ihnen gut? Es tut mir leid. Ich wollte Sie nicht so heftig ziehen, ich war nur so begeistert. Ich habe jeden angerufen, den ich kenne, und noch ein paar mehr, um ein Zuhause für den kleinen Punk da drüben zu finden. Ohne Erfolg. Und jetzt sind Sie hier.»

Wie aufs Stichwort packte das Kätzchen den Tampon mit den Zähnen und machte sich mit seiner Beute davon, in die Richtung, in der Ella das Schlafzimmer vermutete.

«Es geht mir gut, danke. Es war nicht Ihre Schuld. Ich bin tollpatschig.» Untertreibung des Jahrtausends.

«Nur hatten Sie diesmal ein wenig Hilfe, dank mir.» Er legte seine großen Hände um ihre Schultern. «Hoch mit Ihnen.»

Der Raum verschwamm, als er sie hochhob und wieder auf die Füße stellte. Einfach so. Als wäre sie nicht groß und kurvig mit Hintern en masse.

Sein Gesicht senkte sich zu ihrem, und sie nahm einen kaum merklichen waldigen Duft von Rasierwasser wahr. «Sind Sie sicher?»

Zuerst dachte sie, er meinte ihren nicht gerade gertenschlanken Körperbau, aber sie war benommen genug, um die Klappe zu halten. Und dann wurde ihr klar, dass er wissen wollte, ob sie verletzt war. «Ich bin okay, danke.»

«Ausgezeichnet.»

Die Tamponverpackung knisterte irgendwo außerhalb ihrer Sicht.

Er zeigte in die Richtung des Knisterns. «Ich nehme mal an, den wollen Sie nicht zurückhaben. Lassen Sie mich Ihnen bei den anderen Sachen helfen.» Er bückte sich und sammelte den Inhalt ihrer Handtasche auf. «Was will Ella Sinclair vom Veranstaltungskomitee nun von meiner Wenigkeit?» Er streckte ihr die offene Handfläche mit ihren Habseligkeiten entgegen.

«Ähm …» Eine nach der anderen steckte sie sie zurück in ihre Handtasche. «Ich habe Ihren Smoking für die Auktion dabei. Ich soll mich vergewissern, dass er passt. Außerdem habe ich den Programmablauf und kann mit Ihnen durchgehen, was Sie erwartet.»

«Smoking?» Ein Was-zum-Teufel huschte über sein Gesicht. «Nur damit ich das richtig verstehe. Ich wurde nicht nur genötigt, an einer Junggesellenversteigerung teilzunehmen, Sie zwingen mich obendrein auch noch, einen Pinguinanzug zu tragen?»

«Nicht ich, das Komitee. Ich wusste bis vor einer Stunde nicht mal, dass Sie daran teilnehmen. Ehrlich. Es ist mir egal, was Sie anhaben. Ich bin sicher, den Bieterinnen wird es auch egal sein. Sie könnten gar nichts anhaben, wenn es nach mir ginge.» Meine Güte, halt einfach die Klappe. «Ich meine, nicht nichts. Natürlich sollten Sie etwas anhaben. Ansonsten wäre das wirklich unschicklich. Sie könnten womöglich sogar fürs Nacktsein verhaftet werden.» Heiliger Scheibenkleister, Ella. Hör. Auf. Zu. Reden. «Andererseits würden Sie wahrscheinlich viel mehr Gebote bekommen, wenn –»

Wie vorhin an der Tür warf er den Kopf in den Nacken und lachte. Lauter, länger und mit einer Hand auf seinem Bauch. «Immer noch nervös, was? Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Ich werde den Smoking tragen, wenn Sie die Katze mitnehmen.»

«Was?»

«Sie braucht ein Zuhause, und das ist nicht hier. In meiner Wohnung sind Haustiere nicht erlaubt.»

«Doch, sind sie. Ich wohne gleich auf der anderen Straßenseite, und wir dürfen Haustiere halten. Die Gebäude gehören derselben Gesellschaft.»

«Wirklich?» Er runzelte die Stirn. «Seit wann?»

«Ich bin vor drei Jahren eingezogen, also mindestens seit damals. Ich habe selber eine Katze. Man hat mich nur eine Kaution hinterlegen lassen.»

«Ha! Sie mögen Katzen, und Sie können sie mitnehmen.»

«Äh, nein. Nur ein Haustier pro Wohnung. Aber das bedeutet, Sie können sie behalten.»

Er machte eine abwehrende Handbewegung. «Auf gar keinen Fall. Ich will diese Verantwortung nicht. Außerdem bin ich ständig auf der Feuerwache. Ich habe keine Zeit für eine Katze.»

«Warum haben Sie sich dann eine zugelegt?»

«Hab ich nicht. Sie ist ein Findeltier von meiner Schicht heute. Ich habe bei jedem verdammten menschlichen Wesen im Umkreis von zwanzig Meilen versucht, sie loszuwerden. Keiner will sie.» Er richtete sich auf. «Lesen Sie nicht die Tweets der Stadt oder folgen ihrem Account auf Pinterest? Das Drachentrio hat sofort alles darüber gepostet.»

«Doch, schon, aber heute war ich noch nicht online.» Sie sah sich um. Sein dunkelbraunes Ledersofa sah gemütlich aus und passte gut zu den Landschaftsbildern an den grauen Wänden. Er hatte ein paar Bücher rumliegen und einen halbtoten Farn auf dem Tisch, aber ansonsten war seine Wohnung ziemlich minimalistisch, was Deko betraf. Genau genommen wirkte sie ein wenig leer. Einsam. «Sie sollten sie behalten. Katzen sind unabhängig und sehr liebevoll.»

Seufzend ließ er den Kopf kreisen. «Ich habe gar keine andere Wahl, bis ich jemanden finde. Mann, ich weiß nicht das Geringste darüber, wie man sich um eine Katze kümmert.»

Ehe sie wusste, was sie tat, fing ihr Mund an, sich zu bewegen, bevor ihr Verstand die rote Fahne schwenken konnte. «Ich kann Ihnen helfen.»

· 3 ·

In dem Versuch, nicht zu lachen, schürzte Jason die Lippen. Eine gewisse Ella Sinclair saß plappernd auf seinem Beifahrersitz, während er mit seinem Truck über die Bergstraße in eine der Nachbarstädte fuhr, um Haustierzubehör zu kaufen. Er hatte sie inzwischen überzeugt, ihn zu duzen, aber das schien ihrer Nervosität keinen Abbruch zu tun.

«Ich würde definitiv ein paar Spielsachen vorschlagen. Kleine Kätzchen sind verspielt und brauchen Ablenkung, sonst suchen sie sich ihre Unterhaltung selbst, zum Beispiel mit deiner Topfpflanze. Nur dass die sowieso schon halbtot ist, also wär das wahrscheinlich nicht so schlimm. Oh, und einen Kratzbaum. Deine Möbel werden es dir danken. Katzenklo, natürlich. Plus Wasser- und Futternäpfe …»