Reinkarnation und Karma - William Walker Atkinson - E-Book

Reinkarnation und Karma E-Book

William Walker Atkinson

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Beschreibung

Auf eindrucksvolle Weise beschreibt der Autor in diesem Werk die weite Verbreitung der Reinkarnationstheorie unter den Menschen in den verschiedensten Zivilisationen, Kulturen und Religionen - sowohl der östlichen wie auch westlichen Welt. Er vergleicht die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der einzelnen Auslegungen und legt dar, welche Vorstellungen jeweils über die Seele, ihr Leben nach dem Tode und den Sinn und Zweck von Reinkarnation und Karma vertreten wurden und auch noch heute vertreten werden. Außerdem stellt er typische Argumente für und gegen die Existenz von Reinkarnation und Karma gegenüber und schildert konkrete Fälle, in denen sich Menschen plötzlich an Ereignisse aus früheren Leben erinnerten.

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Reinkarnation und Karma

William Walker Atkinson

2014 EDITION SOLIS

Inhaltsverzeichnis

Kapitel I: Die frühen Völker

Was ist Reinkarnation? – Transmigration der Seele – Das Etwas, das den Tod überdauert – Die Seele, nicht neu erschaffen, sondern eine Reisende auf ihrem langen Weg

Kapitel II: Die Ägypter, Chaldäer, Druiden und Chinesen

Das ägyptische Seelenkonzept – Vierzig Jahrhunderte der Beschäftigung mit dem Verborgenen – Die inneren Lehren der Ägypter – Die alten chinesischen Lehren – Die Druiden und ihre Lehren

Kapitel III: Die Römer und Griechen

Gründe für Roms Rückständigkeit bei spirituellen Themen – Warum die Griechen auf diesem Gebiet weiter waren – Pythagoras, Orpheus, Platon – Verschiedene griechische Lehren über die Seele und ihrem Leben nach dem Tod – Platons wunderbare Lehre und Philosophie

Kapitel IV: Die Hebräer, Essener und die frühen Christen

Die inneren Lehren der jüdischen Priester – Die jüdischen Rabbis und ihre geheimen Lehren – Die Kabbala, der Sohar, Neschema, Ruach und Nefesch – Eine rätselhafte Bruderschaft – Die innere christliche Lehre – Die Mysterien des Jesus

Kapitel V: Die Inder

Indien, Mutter der Reinkarnation; in der Vergangenheit und der Gegenwart – Die frühen indischen Lehren – Die Geschichte indischer Glaubensvorstellungen – Die grundlegende indische Philosophie

Kapitel VI: Der moderne Westen

Reinkarnationskonzepte in der modernen westlichen Welt – Das wiedererwachende Interesse an diesem Thema und die Ursachen dafür – Die Theosophische Gesellschaft – Madame Blavatsky – Die westliche Schule der Yoga-Philosophie und ihre grundlegenden Lehren – Die Spiritisten und ihre Überzeugungen – Die Lehren und Vorstellungen einiger Geheimgesellschaften – Ist die Erde eine Hölle? – Christliche Reinkarnationsanhänger und ihre Glaubensvorstellungen

Kapitel VII: Zwischen den Inkarnationen und darüber hinaus

Wie viel Zeit liegt zwischen den Inkarnationen? – Die Notwendigkeit der mentalen und spirituellen Verarbeitung des im Leben Geschehenen – Die höher entwickelten Lehren – Erdgebundene Seelen – Weiterentwickelte Seelen und ihre Ruhephase – Wo verweilen die Seelen zwischen den Inkarnationen? – Was geschieht beim Sterben? – Die große Astralwelt und ihre Ebenen und Unterebenen – Wohin die Seelen nach dem Tode übergehen und was sie dort machen – Die Wiedergeburt und ihre Gesetzmäßigkeiten – Was ist der finale Zustand der Seele? – Die Botschaft einiger Erleuchteter

Kapitel VIII: Die Gerechtigkeit der Reinkarnation

Gegensätzliche Theorien zur Seele und ihrem Leben nach dem Tode – Die Reinkarnationslehre als die einzige philosophische Theorie, welche die Fakten mit der Theorie versöhnt – Das Gesetz des Karmas funktioniert automatisch und erzwingt sich selbst – Jeder ist selbst Richter und Vollstrecker seines eigenen Schicksals – Verschiedene Lebensanschauungen

Kapitel IX: Argumente für die Reinkarnation

Universelle Naturgesetze – Wenn die Seele unsterblich ist, muss sie es schon immer gewesen sein – Ein sterbliches Etwas kann nicht unsterblich gemacht werden – Ein Leben nach dem Tod setzt ein Leben vor der Geburt voraus – Für die Weiterentwicklung der Seele sind viele verschiedene Erfahrungen erforderlich – Höhere Seinszustände – Die wahre Lehre

Kapitel X: Beweise für die Reinkarnation

Von der Wissenschaft geforderte, konkrete Beweise persönlicher Erfahrungen – Mögliche Beweise, die viele Menschen erlebt haben – Häufig auftretende Erinnerungen an Details aus früheren Leben – Von anerkannten Fachleuten vorgelegte, interessante Fälle – Botschaften aus der Vergangenheit

Kapitel XI: Argumente gegen die Reinkarnation

Warum manche Menschen Gegner der Reinkarnationslehre sind – Der Beweis für die Existenz der Seele – Ist die Reinkarnationslehre unchristlich und heidnischen Urprungs?

Kapitel XII: Das Karmagesetz

Was Karma bedeutet – Bestraft das Karma oder ist es nur das Wirken eines Naturgesetzes? – Die verschiedenen Arten von Karma – Die am weitesten entwickelten mystischen Lehren – Das Ende ist uneingeschränkt gut – Es gibt keinen Teufel, sondern nur Angst und Misstrauen

Kapitel I

Die frühen Völker

Mit »Reinkarnation« meinen wir die wiederholte Inkarnation, also die fleischliche Verkörperung, der Seele oder des immateriellen Anteils eines menschlichen Wesens. Der weniger bekannte Begriff »Metempsychose« wird meist im selben Sinne verwendet und folgendermaßen definiert: »Der Übergang der Seele, als eine unsterbliche Wesenheit, von einem Körper in einen anderen zum Zeitpunkt des Todes.« Die Formulierung »Transmigration der Seele« wird gelegentlich ebenfalls verwendet und ist im Sinne eines »Wechsels von einem Körper in einen anderen« gemeint. Doch meist wird der Begriff »Transmigration« in Verbindung mit den Glaubensvorstellungen einiger Naturvölker verwendet, nach denen die Seelen der Menschen manchmal – als Bestrafung für ihre im Menschenleben begangenen Sünden – in die Körper von Tieren wechseln. Dieser Glaube stellt jedoch eine Fehlinterpretation der jeweiligen Vertreter dieser Reinkarnationskonzepte dar und ist nicht Teil der ursprünglichen Lehre. Denn diese Vorstellungen haben einen gänzlich anderen Ursprung.

Es gibt unterschiedliche Auslegungen – verschiedene Lehren – hinsichtlich der Reinkarnation, wie wir im weiteren Verlauf sehen werden. Trotzdem gibt es ein übergreifendes Grundprinzip, das all den verschiedenen Interpretationen und Lehren zugrunde liegt. Dieses grundlegende Konzept kann in einer allgemeingültigen Lehre zusammengefasst werden, nach der es im Menschen ein immaterielles Etwas (Seele, Geist oder Inneres Selbst) gibt, das beim Tod oder der Auflösung des Körpers nicht stirbt, sondern als Wesenheit darüber hinaus fortbesteht. Nach einer mehr oder weniger langen Ruhephase reinkarniert diese Wesenheit – sie wird in einem neuen Körper (eines noch ungeborenen Kindes) wiedergeboren und lebt in diesem ein neues Leben. Sie ist sich ihrer früheren Existenzen mal mehr und mal weniger bewusst, trägt jedoch immer die »Essenz«, also die Ergebnisse ihrer vergangenen Leben, in sich. Aus diesen Erfahrungen entwickelt und formt sich ihr neuer »Charakter« – ihre »Persönlichkeit«. Üblicherweise wird behauptet, dass die jeweilige Wiedergeburt durch ein Gesetz der Anziehung bestimmt wird, das entweder als solches oder auch unter verschiedenen anderen Namen bekannt ist. Dieses Gesetz soll deswegen absolut gerecht sein, weil es die reinkarnierende Seele jeweils zu dem Körper und in die Umgebung »zieht«, die den Tendenzen des vorherigen Lebens dieser Seele entsprechen. Die Eltern sollen ihrerseits wiederum die Seelen anziehen, zu denen aufgrund früherer Beziehungen eine Verbindung besteht. Dieses Gesetz ist universell gültig, behandelt alle Seelen gleich und ist somit gerecht gegenüber allen, die ihm unterworfen sind. Das ist der allgemein formulierte Kern dieser elementaren Reinkarnationslehre, wie sie in den höchstentwickelten Auslegungen interpretiert wird.

E. D. Walker, ein auf diesem Themengebiet bekannter englischer Autor, machte bezüglich dieser allgemeinen Lehre folgende bemerkenswerte Aussage: »Die Reinkarnationslehre besagt, dass die Seele nicht als Neuschöpfung in dieses Leben eintritt, sondern nach einer langen Abfolge von früheren Existenzen auf dieser Erde und anderswo. In diesen Existenzen entwickelte die Seele ihre gegenwärtige Charakteristik und ist nun auf dem Weg zu ihren zukünftigen Transformationen, deren Charakteristik sie heute ausformt. Ein Säugling ist nicht bloß eine Zusammenballung atomarer Kräfte, die für eine gewisse Zeit eine Persönlichkeit hervorbringen, bevor diese Ballung dann wieder in ihre Bestandteile zerfällt. Der Säugling bringt auch keine leere Schriftrolle mit zur Welt, auf der dann die irdischen Aufzeichnungen die ersten überhaupt sind. Vielmehr ist diese Schriftrolle bereits mit den Geschichten unzähliger Vorgenerationen beschrieben, von denen einige zwar der derzeitigen Lebenssituation ähneln, die meisten jedoch nicht, und die bis weit in die tiefste Vergangenheit zurückreichen. Diese Aufzeichnungen sind zwar gewöhnlich nicht entzifferbar, aber ihre Charakteristik wirkt sich eindeutig auf den neuen Werdegang aus. Ähnlich wie fotografische Platten alle unsichtbaren Lichtstrahlen, die sie eingefangen haben, erst nach der Entwicklung im Fotolabor offenbaren. Auch die derzeitigen Lebensabschnitte werden in diesen geheimen Gewölben des Gedächtnisses verwahrt, um so unbewusst auf die späteren Leben einzuwirken. Alle Eigenschaften des Körpers, des Geistes und der Seele, die wir jetzt besitzen, haben wir uns während früherer Geschehnisse angeeignet. Wir sind tatsächlich »Erbe aller Zeitalter« und für unser Erbe allein selbst verantwortlich. Aufgrund weit zurückliegender Ursachen entwickelten sich die von unseren früheren Persönlichkeiten erzeugten heutigen Verhältnisse. Die Zukunft formt sich aus dem Schwung früherer Impulse heraus und mithilfe des göttlichen Gesetzes von Ursache und Wirkung. Es gibt keine Bevorzugung im Universum. Wir alle besitzen dieselben unvergänglichen Wachstumsmöglichkeiten. Diejenigen, die heute auf hohe weltliche Posten erhoben wurden, können in Zukunft in ärmliche Verhältnisse absinken. Allein die inneren Charakterzüge der Seele sind beständige Gefährten. Der vermögende Faulpelz kann der Bettler des nächsten Lebens sein. Der heutige Industriearbeiter sät die Saat zukünftiger Größe. Heute etwas tapfer zu erdulden, wird in einem anderen Leben einen Schatz an Geduld und Stärke hervorbringen. Harte Umstände führen zur Entwicklung von Kraft. Selbstverleugnung muss den Willen entwickeln. Ein in dieser Existenz kultivierter Geschmack wird in späteren Leben Früchte tragen. Und einmal erworbene Stärken werden sich aufgrund des in der Physik bekannten Sparsamkeitsprinzips durchsetzen, wann immer sie können. Umgekehrt stammen die unbewussten Angewohnheiten, unwillkürlichen Impulse, eigenartigen Neigungen, Vorlieben und ergreifende Seelenfreundschaften der Gegenwart aus tief greifenden früheren Aktivitäten.«

Die Lehre der Reinkarnation – der Metempsychose oder Wiedergeburt – wurde zu jeder Zeit von einem großen Teil der Menschheit als Tatsache betrachtet. Dem unveränderlichen Gesetz der zyklischen Veränderung – dem Schwingen eines philosophischen Pendels – folgend, starb diese Vorstellung offenbar immer wieder in einigen Teilen der Welt aus, nur um dann durch das Interesse der Nachfahren dieser Menschen wieder erfolgreich neu geboren zu werden. Sie ist ein Licht, das unmöglich auszulöschen ist, denn obwohl seine flackernde Flamme in einem Moment auszugehen droht, entfachen die Umwälzungen der geistigen Winde sie stets aufs Neue und lassen den verborgenen Funken wieder aufleben. Und sogleich bricht die Flamme wieder kraftvoll zu neuem Leben hervor. Das in der westlichen Welt wiedererwachende Interesse an diesem Thema, das jeder aufmerksame Beobachter zur Kenntnis nimmt, ist nur ein weiteres Beispiel für diese zyklischen Gesetzmäßigkeiten. Es sieht mittlerweile wirklich so aus, als wenn die Mystiker mit ihrer Vorhersage Recht haben, nach der die westliche Welt die Wiedergeburtslehren noch vor der Morgendämmerung eines weiteren Jahrhunderts wieder freudig begrüßt haben wird. Die alte, vor langer Zeit verworfene Wahrheit, die den Menschen einstmals so lieb und teuer war, wird sich in der allgemeinen Gunst wieder festsetzen und in Richtung einer »orthodoxen« Lehre entwickeln. Doch vielleicht wird sie diese Gunst, aufgrund einer sich verhärtenden »Orthodoxie«, sogar auch wieder verlieren und erneut verschwinden, so wie das Pendel von einem zum anderen philosophischen Extrem schwingt.

Die Reinkarnationslehre verschwand jedoch niemals vollständig. In einigen Teilen der Welt wurde ihr helles Licht stets vor dem Verlöschen bewahrt. Nein, mehr: Niemals in der Geschichte der Menschheit gab es je eine Zeit, in der nicht die Mehrheit aller Menschen die Wiedergeburtslehre in der einen oder anderen Weise anerkannt hat. So war es vor eintausend, zweitausend und fünftausend Jahren, und so ist es auch heute. In diesem Zwanzigsten Jahrhundert sind ungefähr, wenn nicht sogar exakt, zwei Drittel der Menschheit von der Wahrhaftigkeit dieser Lehre überzeugt und die meisten aller Inder und andere östliche Völker halten hartnäckig an ihr fest. Aber selbst andernorts können Spuren der Lehre in anderen westlichen und östlichen Kulturen und Ländern gefunden werden. Daher ist die Reinkarnationslehre keine »vergessene Wahrheit« oder ein »verworfenes Dogma«, sondern durchaus lebendig und kraftvoll. Ihr ist es bestimmt, eine sehr bedeutende Rolle in der Geschichte des westlichen Denkens im Zwanzigsten Jahrhundert zu spielen.

Der Reinkarnationslehre in der Geschichte der frühen Völker – bis zurück zu den Nebeln der ältesten Vergangenheit – nachzuforschen ist durchaus interessant. Nur ist es nicht gerade einfach, das jeweilige Ansehen korrekt einzuschätzen, das die Reinkarnation zu einer bestimmten Zeit oder innerhalb einer jeden Kultur besaß. Trotz einiger eindeutigen Meinungen und verschiedenster Theorien diverser Autoren, die sich mit diesem Thema beschäftigen: Wer könnte schon Ägypten, Indien oder das legendäre, untergegangene Atlantis eindeutig als den Geburtsort der dieser Lehre festlegen? Wir kennen verschiedenste solcher Überzeugungen, neigen selbst aber eher dazu, einem bestimmten kleinen Teil innerhalb eines jeden Volkes und einer jeden Kultur gewisse intuitive Einsichten zuzuschreiben. Wir glauben nicht, dass die Reinkarnationslehre – als klare und in sich geschlossene Lehre – überhaupt irgendwann irgendwo ihren eindeutigen Ursprung hat. Wir glauben vielmehr, dass sie zu jeder Zeit und an jedem Ort auftaucht, wann immer es Menschen gibt, die eine bestimmte intellektuelle Entwicklungsstufe erreicht haben, die es ihnen ermöglicht, eine geistige Vorstellung von etwas zu bilden, das nach dem Tode weiterlebt. Gleichgültig, wo dieser Glaube an die Existenz von »Geistern« seinen Ursprung haben mag, eindeutig ist, dass er in allen Völkern und Kulturen zu finden ist. Daher muss es sich dabei ganz offensichtlich um eine universelle Glaubensvorstellung handeln. Wenn wir die Naturvölker betrachten, entdecken wir überall einen mehr oder weniger vagen Glauben, nach dem irgendwie und irgendwann der »Geist« eines Menschen auf eine bestimmte Weise in die irdische Existenz zurückkehren und sich ein neues Gewand, also einen neuen Körper, zulegen wird. Hier nimmt die Reinkarnationsidee ihren Anfang – überall, immer ab einer bestimmten Stufe der geistigen Entwicklung der Menschen. Sie entwickelt sich parallel zu einem Glauben an die Existenz von »Geistern« und scheint in nahezu jedem Fall damit in Verbindung zu stehen. Sobald sich jedoch der Mensch ein wenig weiterentwickelt, beginnt er ebenfalls über die Unsterblichkeit des »Geistes« nachzudenken. Denn wenn der »Geist« eines Menschen den Tod seines Körpers überlebt und später wieder zurückkehrt, um sich einen neuen Körper zu nehmen, dann muss er auch schon vor der letzten Geburt gelebt haben. Er muss sogar schon eine lange Reihe verschiedener Leben hinter sich haben. Das ist der zweite Schritt. Und der dritte Schritt besteht dann in der Schlussfolgerung, das nächste Leben müsse von dem abhängig sein, was im derzeitigen Leben getan wird oder ungetan bleibt. Auf diesen drei fundamentalen Überlegungen basiert die Reinkarnationslehre. Nur die sogenannten Geheimwissenschaften behaupten, dass die Menschheit neben diesen mehr oder weniger intuitiv erlangten Erkenntnissen von Zeit zu Zeit auch Unterweisungen durch bestimmte, sehr viel weiter entwickelte Seelen empfing. Diesen soll bereits der Aufstieg auf höhere Existenzebenen gelungen und daher werden heute als Meister, Adepten, Lehrer oder Menschheitsführer bezeichnet. Aber gleichgültig, welche Erklärung jeweils auch geliefert wird, übrig bleibt eine essentielle Wahrheit, die jeder Mensch stets für sich selbst ausarbeiten muss. Zu der gehört erstens das Konzept der Existenz eines »Geistes«, der nach dem Tod des Körpers fortbesteht. Zweitens, dass dieser »Geist« zuvor schon in anderen Körpern gelebt hat und zukünftig wieder zurückkehren wird, um in einem neuen Körper zu leben. Es gibt zwar die unterschiedlichen Glaubensvorstellungen eines oder mehrerer »Himmel« und »Höllen«, aber ihnen allen liegt in der einen oder anderen Weise die Wiedergeburtsvorstellung zu Grunde.

Der Archäologe Soldi veröffentlichte eine interessante Reihe von Arbeiten, die sich mit den Glaubensvorstellungen der Naturvölker beschäftigen, welche die Bühne menschlichen Wirkens bereits wieder verlassen haben. Er zeigt anhand von Schnitzereien und Skulpturfragmenten, welche die Zeit überdauert haben, dass es bei ihnen ein universelles Konzept eines »Geistes« gab, der weiterlebt, nachdem der Körper gestorben ist. Außerdem auch die dazugehörige Vorstellung, nach welcher der »Geist« eines Tages wieder auf die Bühne seines früheren Handelns zurückkehren wird. Manchmal entwickelte sich aus diesem Glauben heraus die Überzeugung einer Rückkehr in den früheren Körper, was zur Konservierung des Körpers durch Mumifizierung oder ähnliche Prozesse führte. Aber in aller Regel mündete dieser Glaube in der ausgereifteren Vorstellung einer Wiedergeburt in einem neuen Körper.

Frühere Afrikareisende berichteten, wie sie da und dort entsprechende Hinweise fanden und schließlich einen in ihren Augen »befremdlichen Glauben« entdeckten, der von einer zukünftigen Rückkehr der Seele zur Erde in einen neuen Körper handelte. Die früheren Entdecker Amerikas fanden bei den Indianern ähnliche Traditionen und Glaubensvorstellungen vor, von denen einige selbst bis in die heutige Zeit überlebt haben. Ganz ähnlich verhält es sich mit vielen Stammeskulturen in den verschiedensten Teilen der Welt. Bei einigen von ihnen werden die Körper der toten Kinder an den Wegesrand gelegt, um so den Verstorbenen eine möglichst gute Chance zu geben in die Nähe vorbeikommender schwangerer Frauen zu gelangen. Manche Naturvölker pflegen auch den Glauben an eine zusammengesetzte Seele, die aus verschiedenen Teilen besteht. In diesem Punkt gibt gewisse Ähnlichkeiten mit den Konzepten der Ägypter, Inder, Chinesen und eigentlich allen mystischen Weltanschauungen und inneren Lehren. Von den Bewohnern der Fiji-Inseln heißt es, sie glauben an eine schwarze Seele und eine weiße Seele. Erstere soll beim beerdigten Körper zurückbleiben und mit diesem zusammen zerfallen, während die weiße Seele den Körper verlässt und als »Geist« herumwandert. Bis sie schließlich dieses Umherwanderns müde wird und irgendwann in einem neuen Körper wieder ins Leben zurückkehrt. Es heißt, die Ureinwohner Grönlands glauben an die Existenz eines Astralkörpers, der den Körper auch während des Schlafes verlässt. Dieser soll aber ebenfalls vergehen, wenn sich der Körper nach dem Tode auflöst. Währenddessen verlässt eine zweite Seele den Körper eines Menschen nur bei dessen Tod. Sie soll so lange fortbestehen, bis sie zu einem späteren Zeitpunkt wiedergeboren wird. Tatsächlich stellt ein Forscher fest, dass nahezu alle primitiven und halbzivilisierten Völker einen Glauben an eine zusammengesetzte Seele besitzen und auch bestimmte Reinkarnationskonzepte erkennbar sind. Das menschliche Bewusstsein scheint in all den unterschiedlichsten Kulturen stets auf eine ähnliche Art und Weise zu funktionieren – es sei denn, man folgt der Theorie, nach der alle Menschen einen gemeinsamen Ursprung haben und die verschiedenen Glaubensvorstellungen nur die Überbleibsel einer sehr alten, fundamentalen Lehre sind. Die beobachteten Fakten passen allerdings zu beiden Auslegungen.

Im letztgenannten Zusammenhang können wir auch die Legenden über das alte Atlantis – dem untergegangen Kontinent – erwähnen. Diese behaupten alle, dass deren Bewohner fest an die Reinkarnation und das Konzept einer zusammengesetzten Seele glaubten. Da die Überlebenden von Atlantis einerseits die Vorfahren der Ägypter und andererseits die der alten Peruaner sein sollen, könnten wir hier eine mögliche Erklärung für die Verbreitung der Lehre auf beiden Seiten des Ozeans finden. Denn gemäß dieser Theorie sollen sowohl die alten Peruaner als auch die Ägypter die ursprüngliche Lehre an ihre jeweilige Umgebung angepasst und so an ihre Nachfahren weitergegeben haben. Wir erwähnen das sagenumwobene Atlantis jedoch nur am Rande, weil es für unser eigentliches Thema nur hinsichtlich eines möglichen gemeinsamen Ursprungs von Bedeutung ist.

Kapitel II

Die Ägypter, Chaldäer, Druiden und Chinesen

Nachdem wir die Existenz der Reinkarnationslehre bei den Urvölkern und in den Überlieferungen von untergegangenen Kulturen erörtert haben, fühlen wir uns nun unwiderstehlich von dem alten Land der Mysterien angezogen: der Heimat der frühen Mystiker und geheimer Lehren – dem Land der Isis – der Heimat der Pyramidenerbauer – dem Volk der Sphinx.

Im Grunde genommen ist es gleichgültig, ob diese Menschen nun die direkte Nachkommenschaft der Überlebenden eines zerstörten Atlantis – der Heimat einer uralten Weisheit – waren, oder ob sie ein gänzlich neu entwickeltes Volk waren, das die alten Lehren selbst wiederentdecke. Denn wenn wir die Spur aller mystischen und inneren Lehren in der Geschichte zurückverfolgen, nähern wir uns in jedem Fall ganz zwangsläufig dem Land der Sphinx, das als eine Quelle dieses geheimen Wissens betrachtet wird. Die Sphinx ist ein sehr gut passendes Symbol für dieses wunderbare Volk. Ihre versiegelten Lippen scheinen zu äußersten Fragen einzuladen und man spürt, dass eine Antwort von diesen fest verschlossenen Lippen zu den Ohren derer hinüberweht, die bereit sind, sie zu hören und aufzunehmen. Und so sehen wir uns bei unserer Suche nach den Ursprüngen der Reinkarnationslehren erneut mit der ägyptischen Sphinx konfrontiert, wie es zuvor schon öfter auf unserer Suche nach Erkenntnis der Fall war.

Trotz des offensichtlich vorgeschichtlichen Ursprungs der Metempsychose behaupten viele, dass ihr Geburtsort im alten Ägypten, am Ufer des Nils, zu finden ist. Indien bestreitet dies und hält den Ganges, nicht den Nil, für den Geburtsort dieser Lehre. Doch das mag sein, wie es will. An dieser Stelle werden wir die ägyptische Vorstellung behandeln, weil die Lehre in Indien keine Sache früherer Zeiten ist, sondern noch heute in voller Blüte steht. Und diese Blume sendet ihren subtilen Duft in alle Teile der zivilisierten Welt aus. Daher werden wir unsere Betrachtungen der indischen Lehren so lange zurückstellen, bis wir bei unserer Reise durch die Geschichte der Reinkarnationstheorie die Gegenwart erreicht haben.

Herodot sagte vor vielen Jahrhunderten Folgendes über die Ägypter: »Die Ägypter haben als Erste die Theorie vorgelegt, dass die menschliche Seele unvergänglich ist und in einen anderen Körper übergeht, der bereit ist, sie aufzunehmen. Wenn sie alle erschaffenen Lebensformen an Land, im Wasser und in der Luft durchlebt hat, tritt sie erneut in den menschlichen Körper ein, der für sie geboren wurde. Und für diesen Kreislauf der Existenzen benötigt die Seele dreitausend Jahre.«

Die grundsätzliche Reinkarnationslehre ist zwar erkennbar, liegt jedoch inmitten der Masse verschiedenster esoterischer Lehren der Ägypter verborgen, die hinter exoterischen Lehren versteckt wurden. Letztere waren für das einfache Volk bestimmt, während die Wahrheit nur für einige Wenige reserviert war, die auch bereit dafür waren, diese aufzunehmen. Der innere Kreis der ägyptischen Mystiker glaubte an die Reinkarnation und kannte ihre innere Wahrheit. Und obwohl sie diese esoterischen Lehren damals sorgfältig vor der Allgemeinheit abschirmten, fielen immer wieder Bruchstücke vom Tisch, die dann vom normalen Volk begierig aufgenommen wurden. Das erkennen wir aus den Untersuchungen der Überreste historischer Aufzeichnungen, die in Stein graviert und in Form von Wandmalereien die Zeiten gut überstanden haben. Die damaligen Menschen erkannten nicht nur die Reinkarnationslehre als wahr an, sondern insgesamt war Ägypten tatsächlich die Heimat der höchstentwickelten Mysterienlehren.

Es gibt Lehren, die von mehreren »Hüllen« oder »Körpern« des Menschen handeln, und zu allen Zeiten und in allen Kulturen von etlichen Mystikern bewahrt und weitergegeben wurden. Eine Theorie besagt, dass diese Lehren seinerzeit am Ufer des Nils und im Schatten der Pyramiden in ihrer ursprünglichen Reinheit gelehrt wurden. Ihr Ursprung soll jedoch sogar in einer Zeit liegen, in der es noch keine Pyramiden gab. In den vierzig Jahrhunderten der ägyptischen Geschichte gab es viele Veränderungen in den philosophischen und religiösen Glaubensvorstellungen, aber an der grundlegenden Reinkarnationslehre hielten die alten Ägypter über die ganze Zeit hinweg fest. Das Konzept wurde erst dann verworfen, als die dekadenten Nachfahren dieser einst so mächtigen Kultur von anderen, stärkeren Völkern überwältigt wurden und infolgedessen deren Religionen und Glaubensvorstellungen die Reste der uralten ägyptischen Lehren verdrängten. Die Ägypter sagten, es gäbe »Ka«, den göttlichen Lebenshauch im Menschen, »Ab«, den Intellekt oder Willen, »Hati«, die Vitalität, »Tet«, den Astralkörper, »Sahu«, den ätherischen Doppelgänger und »Xa«, den physischen Körper (einige Fachleute gehen allerdings von einer etwas anderen Zusammenstellung aus). Dieses Konzept entspricht der Annahme, es gäbe mehrere »Körper des Menschen«, die von Hermetikern noch heute vertreten wird.

Auch die alten Chaldäer besaßen eine Reinkarnationslehre. Die persischen und chaldäischen Weisen und Priester, die man auch als die »Magier« bezeichnete, waren Meister der Verborgenen Weisheit. Und die Reinkarnationslehre war ein Teil ihrer grundlegenden Überzeugungen. Tatsächlich schafften es diese Menschen sogar, die Masse der normalen Menschen im Lande in einem viel höheren Maße zu bilden, als es bei den Ägyptern der Fall war. Auf diese Weise verhinderten sie die in der ägyptischen Bevölkerung üblichen Tendenzen, abergläubisch Götzen anzubeten. Die Magier bewiesen ein sehr hohes Maß an reinem philosophischen, spirituellen und esoterischen Wissen. Sie lehrten, dass die Seele ein zusammengesetztes Wesen ist und dass bestimmte Teile von ihr sterben, während bestimmte andere Teile den Tod überleben und eine Reihe von irdischen und »anderweltlichen« Existenzen durchlaufen. Bis die Seele schließlich solch ein Maß an Reinheit erlangt hat, welche sie von der Notwendigkeit weiterer Inkarnationen befreit. Eine solch reine Seele soll stattdessen in die Gefilde der unbeschreiblichen Glückseligkeit übergehen – den Bereich des ewigen Lichts. Diese Lehre besagte außerdem, dass die Seele, kurz bevor sie in den Zustand der Glückseligkeit übergeht, in der Lage wäre ihre vorherigen Inkarnationen zu überblicken. Auf diese Weise gewinnt sie sehr viel Wissen und Erfahrung, die es ihr ermöglichen, später als Helfer für zukünftige Völker zu tätig zu werden. Die Magier sagten, alles Lebendige – nein, überhaupt alles, was existiert, alles Organische und Anorganische – wäre nichts anderes als verschiedene, sich verändernde Erscheinungsformen des Einen Lebens und Seins sind. Daher führte für sie die höchste Erkenntnis zum Fühlen einer bewussten Bruderschaft und Verbundenheit mit allem.

Auch bei den Chinesen gab es eine esoterische Lehre, die sich mit der Reinkarnation befasste und in der Vergangenheit ebenfalls hinter einer äußeren Lehre für die Allgemeinheit versteckt wurde. Das wird in den Lehren der frühen Philosophen und Seher dieses Volkes deutlich. Im besonderen Maße im Werk von Lao-Tse, dem großen chinesischen Weisen und Lehrer. Lao-Tse, dessen großartiges Tao Te King ein Klassiker ist, schulte seinen inneren Kreis von Studenten und Anhängern auch in der Reinkarnationslehre, wie viele Experten behaupten. Er lehrte, es existiere ein fundamentales Prinzip, das »Tao« [Dao] genannt wird und mit dem »uranfänglichen Grund« identisch ist. Dieses wurde von ihm als eine Erscheinungsform des »Te« [De] – der schöpferischen Aktivität des Universums – betrachtet. Aus der Vereinigung mit und durch die Aktivität des »Taos« entwickelte sich das Universum – einschließlich der menschlichen Seele – aus dem »Te«. Diese Seele, so lehrte er, bestünde aus mehreren Bestandteilen. Und zwar unter anderem aus »Huen«, dem spirituellen Prinzip, und »Phi«, dem halbstofflichen Lebensprinzip, die beide zusammen den Körper beleben. Lao-Tse sagte: »Zu ignorieren, dass das wahre Selbst unsterblich ist, bedeutet im schmerzlichen Zustand des Irrtums zu verharren und dadurch viel Unglück zu erfahren. Wisset, dass es einen Teil des Menschen gibt, der subtil und geistig ist, und der himmelsgebundene Teil von uns. Das, was mit dem Fleisch, den Knochen und dem Körper zu tun hat, gehört zur Erde. Irdisches der Erde – Himmlisches dem Himmel. So lautet das Gesetz.« Einige behaupteten, Lao-Tse lehrte die unmittelbare Rückkehr des »Huen« zum »Tao« nach dem Tod, aber aus den Schriften seiner frühen Anhänger ergibt sich ein etwas anderes Bild. Tatsächlich lehrte er offenbar, dass das »Huen« als individuelle Existenz fortbesteht und erst dann ins »Tao« zurückkehrt, wenn es seinen Kreis aus Lebenserfahrungen abgeschlossen hat. Zum Beispiel wird im Si Haei gesagt, dass die Lebensessenz mit dem Tode verströmt und zusammen mit dem Körper, den Knochen und dem Fleisch zerfällt. »Doch die Seele, das wissende Prinzip des Selbstes, bleibt erhalten und löst sich nicht auf. Es gibt keine unmittelbare Aufnahme der Individualität in das Tao, weil die Individualität fortbesteht und sich gemäß der Gesetzmäßigkeiten selbst bewusst wird.« Und Tschuang-T­se sagte: »Der Tod ist nichts anderes als der Beginn eines neuen Lebens.« Die frühen Taoisten lehrten auch, dass die Taten – gute wie schlechte – des aktuellen Lebens ihre Früchte in zukünftigen Existenzen tragen werden. Zusätzlich zu den orthodoxen Himmeln und Höllen, an welche die Chinesen ebenfalls glaubten und von denen sie sich eine große Vielfalt zugelegt hatten. Jeweils passend zu den entsprechenden Anforderungen der vielen verschiedenen Kategorien von Heiligen und Sündern, welche die speziellen Details und einzelnen Besonderheiten des chinesischen Denkens widerspiegeln. Die Lehren aus späterer Zeit, nach denen die Seelen der Vorfahren in einer Art Halle der Ahnen oder Ähnlichem hausten, waren allerdings eine Verfälschung der ursprünglichen Lehre.