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Krakau gilt als eine der schönsten Städte Polens. Die Stadt an der Weichsel verbindet historische Vielschichtigkeit mit einem modernen Lebensgefühl. Von der geschichtsträchtigen Wawelburg über die magische Altstadt bis zum Szeneviertel Kazimierz gilt es viel zu entdecken: prunkvolle Königsgemächer, katholische Frömmigkeit und brodelndes Nachtleben, Jazz in alten Kellergewölben und Klezmer im jüdischen Viertel, herzhafte polnische Küche und angesagte Cafés, die von den zahlreichen Studierenden bevölkert sind. Durch die ehemalige sozialistische Planstadt Nowa Huta führen Touren im Lada oder im Trabi und im nahen Salzbergwerk Wieliczka kann man unter Tage gehen und Kunstwerke aus Salz bestaunen. Dieser aktuelle Reiseführer Krakau ist der ideale Begleiter, um alle Seiten der Weichsel-Metropole selbstständig zu entdecken: - Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Museen der Stadt sowie weniger bekannte Attraktionen und Viertel ausführlich vorgestellt und bewertet - Faszinierende Architektur: Renaissance-Perlen, Jugendstilhäuser und sozialistische Repräsentationsbauten - Abwechslungsreiche Stadtspaziergänge - Erlebnisvorschläge für einen Kurztrip - Ausflüge ins Salzbergwerk Wieliczka und die Planstadt Nowa Huta - Shoppingtipps vom traditionellen Markt bis zu den schönsten Einkaufsgalerien - Die besten Lokale der Stadt und allerlei Wissenswertes über die polnische Küche - Tipps für die Abend- und Nachtgestaltung: vom Jazzkeller bis zum angesagten Studierendenclub - Auseinandersetzung mit der Schoah: Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau - Krakau zum Durchatmen: Planty, Jordanpark und Botanischer Garten - Ausgewählte Unterkünfte von preiswert bis ausgefallen - Alle praktischen Infos zu Anreise, Preisen, Stadtverkehr, Touren, Events, Hilfe im Notfall - Hintergrundartikel mit Tiefgang: Geschichte, Mentalität der Bewohner, Leben in der Stadt - Kleine Sprachhilfe Polnisch mit den wichtigsten Vokabeln für den Reisealltag Dazu: kostenlose Web-App für Smartphone, Tablet und PC mit Stadtplan- und Satellitenansichten passend zum Text, Routenführung zu allen beschriebenen Sehenswürdigkeiten, Verlauf des Stadtspaziergangs, seitenbezogenen Updates nach Redaktionsschluss sowie einem Mini-Audiotrainer Italienisch CityTrip - die aktuellen Stadtführer von Reise Know-How, mit über 160 Städtezielen die weltweit umfangreichste Kollektion. Fundiert, übersichtlich, praktisch. REISE KNOW-HOW - Reiseführer für individuelles Reisen
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 213
Veröffentlichungsjahr: 2025
Ergänzend zum Zentrumsausschnitt am Ende dieses Ebooks können Sie sich den Faltplan zum Buch auf Ihr mobiles Gerät laden: Einfach die kostenlose App „Avenza Maps“ der Firma Avenza™ installieren (erhältlich für Android und iOS) und anschließend in der App den Stadtplan zum Buch herunterladen.
Die App „Avenza Maps“ ist ohne Internetverbindung nutzbar, es fallen bei der Nutzung keine Datengebühren an. Sie bietet einige Features, z.B. die Anzeige des eigenen Standorts auf der Karte oder den Import und das Speichern von Ortsmarken. Weitergehende Informationen: www.avenza.com/pdf-maps
Alle Sehenswürdigkeiten und interessanten Orte (Points of Interest) im Buch haben eine eindeutige Nummer, die sich als Ortsmarke im Kartenmaterial wiederfinden. (Nummern von Sehenswürdigkeiten stehen in geschweiften Klammern, z.B. {2}, Nummern von Points of Interest in spitzen Klammern, z.B. <16>.) Beim Klick auf die Nummer öffnet sich die Web-App zum Buch und der ausgewählte Punkt wird auf einer Online-Karte als Ortsmarke angezeigt. Die Web-App ermöglicht zudem die Routenführung vom aktuellen Standort zur ausgewählten Ortsmarke: www.reise-know-how.de/citytrip/krakau25
Gastronomie
€ bis 40 Złoty (bis ca. 10 €)
€€ 40–60 Złoty (ca. 10–14 €)
€€€ ab 60 Złoty (ab ca. 14 €)
Die Preise gelten jeweils für ein Hauptgericht.
Unterkünfte
€ bis 250 Złoty (bis ca. 60 €)
€€ 250–380 Złoty (ca. 60–90 €)
€€€ ab 380 Złoty (ab ca. 90 €)
Preise in der Hochsaison für ein Doppelzimmer mit Bad und Frühstück
Krakau ist das beliebteste Touristenziel in Polen. Die Altstadt mit dem großen, einladenden Marktplatz {1}, das königliche Schloss auf dem Wawel {17}, das ehemalige jüdische Viertel Kazimierz (–>) sowie eine ganze Reihe herausragender Museen locken Gäste aus dem In- und Ausland in die Stadt. Ein Schatten spendender Parkring {16} um die mittelalterliche Stadt sowie ein grüner Boulevard am Weichselufer machen Krakau noch lebens- und liebenswerter.
Als ich an einem Sommerwochenende vor vielen Jahren zum ersten Mal nach Krakau kam, war ich sofort vom Zauber dieser Stadt gefangen. Ich beschloss, wenigstens ein Semester an der berühmten Jagiellonen-Universität zu studieren und kehre seitdem immer wieder zurück – inzwischen auch mit Familie. Längst faszinieren mich nicht mehr nur das Antlitz der Stadt, ihre Cafés, Kellerkneipen und Bars unter freiem Himmel, sondern auch die vielfältigen Schichten der Krakauer Geschichte.
Wawel (–>) und Altstadt (–>) laden dazu ein, tief in die Zeit einzutauchen, als Polen ein Königreich war und von Krakau aus regiert wurde. Eindrucksvoll ist die archäologische Ausstellung unter dem Hauptmarkt {2}, die Einblicke in die mittelalterliche Stadt gewährt. In Kazimierz (–>) kann man sich, wenn auch nicht ohne Anstrengung, in die untergegangene Welt der jüdischen Kultur vertiefen, die Krakau und Polen über Jahrhunderte prägte. Am gegenüberliegenden Weichselufer, in Podgórze (–>), sind die Spuren des Naziterrors nach wie vor zu entdecken: Ghetto, KZ Plaszow {43} und die Ausstellung in der ehemaligen Schindler-Fabrik {40}. In Nowa Huta (–>) wiederum begibt man sich in die sozialistische Welt der Volksrepublik Polen.
Doch keine Sorge: Krakau ist kein Freilichtmuseum, es ist eine vitale, dynamische Stadt voller Energie, aber – dieser Hinweis darf nicht fehlen – deutlich gelassener als Warschau.
Mein Tipp: Vor der Reise erledigen
Es empfiehlt sich, deutschsprachige Führungen im Salzbergwerk Wieliczka {53} und in Auschwitz {54} schon vor Reiseantritt zu buchen, auch bei den Museen Czartoryski {8} und Schindler-Fabrik {40} kann es in der Hochsaison im Sommer sinnvoll sein, sich schon vor Reisebeginn Tickets zu sichern.
Auf dem Wawel {17}, Krakaus ehemaliger Königsresidenz (085ku Abb.: mb)
Krakau ist eine Stadt zum Flanieren: ob durch die belebten Gassen der Altstadt, durch das noch immer leicht morbide anmutende Szeneviertel Kazimierz, durch die weitläufigen Grünanlagen der Stadt, entlang der Weichsel oder in der sozialistischen Musterstadt Nowa Huta. Vor allem aber ist Krakau eine Stadt zum Wohlfühlen und Verweilen.
Verlaufen kann man sich im Krakauer Zentrum nur schwer. Das gesamte Areal der Altstadt, das gleich gänzlich zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde, wird von einem grünen Parkring umschlossen, den Planty {16}. Quer durch die Altstadt führt vom Florianstor {7} über die Floriańska-Straße {9}, den Hauptmarkt {1} und die Grodzka-Straße {10} bis zum Wawel der sogenannte Königsweg, an dem entlang sich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der alten Königsstadt befinden. Wer sich dazwischen in den Straßen und Gassen der Altstadt treiben lässt, wird früher oder später entweder wieder auf dem Hauptmarkt oder in den Planty landen.
Es lohnt sich allerdings auch, einen Blick über den Parkring hinaus zu werfen: Hier lässt sich Krakau jenseits der Touristenströme erleben. Für solche Stadtteilspaziergänge bietet sich der Marktplatz von Kleparz {20} als guter Ausgangspunkt an. Rund um die Straße des heiligen Philipp (ul. św. Filipa) und die Lange Straße (ul. Długa) laden zahlreiche Läden zum Einkaufsbummel ein.
Zwei eher studentisch geprägte Viertel sind die westlich der Altstadt gelegenen Piasek und Nowy Świat. Ein Streifzug durch die von Jugendstilbauten geprägte Gegend zwischen der Piłsudski-Straße (ul. Piłsudskiego) und der Krupnicza-Straße (ul. Krupnicza) ließe sich mit einem Besuch im Nationalmuseum {23} oder einem Ausflug zu Błonia-WiesenundJordanpark {24} verbinden.
Unverzichtbarer Teil jedes Aufenthalts in Krakau ist neben der Altstadt das ehemals jüdische und jetzige SzeneviertelKazimerz. Das jüdische Kazimierz lässt sich hervorragend mit einem Spaziergang entlang des ausgeschilderten Synagogen-Weges erkunden, den man am besten auf der Breiten Straße {26} (ul. Szeroka) beginnt. Gut sichtbar angebrachte Schilder mit einem Übersichtsplan befinden sich vor allen Synagogen.
Mittelpunkt der Café- und Kneipenszene von Kazimierz ist der Plac Nowy {35}. Der christliche Teil von Kazimierz mit seiner imposanten Paulinerkirche {37} liegt etwas abseits der sonstigen Sehenswürdigkeiten. Ein Abstecher zur Paulinerkirche lässt sich jedoch gut mit einem anschließenden Spaziergang entlang der Weichsel bis zum Wawel und zurück in die Altstadt verbinden.
Altstadt und Kazimierz lassen sich am besten zu Fuß erkunden. Wem das zu anstrengend ist, der kann sich auch mit kleinen Elektrofahrzeugen – den Meleks – durch die Stadt chauffieren lassen (–>). Diese fahren auch in den rechts der Weichsel liegenden Stadtteil Podgórze (–>). Dorthin gelangt man von Kazimierz aus auch über eine Fußgänger- und Fahrradbrücke, die besonders am Abend selbst ein reizvolles Ziel ist.
Um den sozialistischen Musterbezirk Nowa Huta (–>) zu besuchen, ist man allerdings auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen. Die Fahrt mit der Straßenbahn dorthin dauert aus dem Stadtzentrum knapp eine halbe Stunde. Das Auto benötigt man höchstens für ausgiebige Ausflüge in die Umgebung Krakaus – die in diesem Buch beschriebenen Abstecher ins Salzbergwerk Wieliczka {53} oder in die KZ-Gedenkstätte Auschwitz {54} sind jedoch problemlos mit Bus oder Bahn zu erreichen.
Krakau ist eine gemütliche Stadt. Ohne Stress lassen sich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten an einem langen Wochenende besichtigen – immer unterbrochen von kleinen Pausen in den vielen Cafés (–>) und Kneipen (–>) der Stadt.
Die historische Altstadt von Krakau und die ehemalige Königsresidenz Wawel sind von Kriegszerstörungen verschont geblieben – und zählen seit 1978 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Sie sind sicher das erste Ziel eines Besuchs in Krakau. Lässt man sich durch die Gassen der Altstadt treiben und gelangt irgendwann auf das Wawelschloss {17} – wo der Blick weit über die Weichsel schweift – taucht man schnell in das Flair der altehrwürdigen Stadt ein. Eine Pause in einem der vielen Cafés tut ihr Übriges, um Urlaubsgefühle aufkommen zu lassen. Besonders gemütlich ist es im Café Camelot (–>) und im Nowa Prowincja (–>).
Daneben empfiehlt sich auch ein Besuch im Museum – z. B. in der Gemäldegalerie in den Tuchhallen {3}, der archäologischen Multimediaausstellung unter dem Hauptmarkt {1} oder dem Czartoryski-Museum {8}. Restaurants für den Abend finden sich in der Altstadt zuhauf. Wer es östlich-rustikal und nicht allzu teuer mag, dem seien das Smak Ukraiński (–>) und das Morskie Oko (–>) ans Herz gelegt.
Wer am ersten Abend noch nicht im Szeneviertel Kazimierz (–>) gelandet ist, sollte den Stadtteil spätestens am zweiten Tag besuchen. Dort taucht man in die jüdische Vergangenheit Krakaus ein, die schon fast vergessen war, bis man sich ihrer vor einem knappen Vierteljahrhundert wieder entsann. Einen Besuch lohnen nicht nur die vielen Synagogen, sondern auch der Alte und der Neue Jüdische Friedhof {32} {27}. Seit vielen Jahren ungebrochen wächst auch die Beliebtheit Kazimierzs als Vergnügungsviertel mit vielen Restaurants, Kneipen und Clubs, ohne dass es seinen etwas heruntergekommenen Charme dabei allzu sehr verloren hat. Die Kneipen Singer (–>) und Alchemia (–>) am Plac Nowy {35} sind die ältesten im Viertel. Für eine Kaffeepause lohnt es sich, im Klezmer Hois (–>) einzukehren, wo es unbeschreiblich leckere jüdische Süßwaren gibt.
Ein Besuch in Kazimierz lässt sich gut mit einem Ausflug auf die andere Seite der Weichsel verbinden. Dort finden Geschichtsinteressierte in Podgórze nicht nur Spuren des Krakauer Ghettos, sondern auch die berühmte Emaillefabrik von Oskar Schindler {40} – heute ein äußerst sehenswertes Museum über die Nazi-Okkupation in Krakau. Erhellend kann auch ein Besuch im benachbarten Museum für Gegenwartskunst (MOCAK {41}) sein.
Am dritten Tag in Krakau lässt sich all das nachholen, was an den beiden ersten Tagen zu kurz kam: ein Besuch der Museen des Wawels {17},ein Aufstieg auf den Turm der Marienkirche {4} oder den Rathausturm (–>) oder ein Ausflug zu etwas weiter entfernten Zielen – zum Beispiel auf den Kościuszko-Hügel {49} mit herrlichem Panoramablick über die Stadt oder in die am Reißbrett entstandene sozialistische Planstadt Nowa Huta (–>). Bei schlechtem Wetter kann man auch das zehn Kilometer von Krakau entfernte Salzbergwerk Wieliczka {53} mit seinen beeindruckenden Salzstollen besichtigen. Viele verbinden einen Aufenthalt in Krakau auch mit einem Besuch der KZ-Gedenkstätte Auschwitz {54}. Dafür sollte man allerdings fast den ganzen Tag einplanen.
Der Verlauf der hier beschriebenen Spaziergänge kann mittels unserer kostenlosen Web-App nachvollzogen werden.
Für eine erste Orientierung im Herzen der über 1000 Jahre alten Stadt Krakau sei dieser etwa dreistündige Spaziergang empfohlen. Er führt vom Hauptmarkt {1} zum Wawelschloss {17} an der Weichsel und wieder zurück in die Altstadt. Der Weg führt vorbei an den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Ausgangspunkt ist der Hauptmarkt – der größte mittelalterliche Marktplatz Europas und bis heute das Zentrum Krakaus. Autos fahren hier keine, nur Pferdekutschen – ganz wie zu österreichischen Zeiten – und moderne Elektrofahrzeuge, die sogenannten Meleks (–>). In der Mitte des Hauptmarkts stehen die Tuchhallen {3}, in denen allerhand nützliche und weniger nützliche Mitbringsel, Schmuckstücke und bunte Holzschatullen feilgeboten werden. Sehenswert ist auch die Galerie der Polnischen Kunst des 19. Jahrhunderts in der oberen Etage der Tuchhallen. Bei ihr handelt es sich um eine beeindruckende Ausstellung mit imposanten Historiengemälden. Und von der Terrasse aus lässt sich bei Kaffee und Kuchen entspannt das Getümmel vor der Marienkirche {4} beobachten. Der imposante Kirchenbau lohnt unbedingt einen Besuch – nicht zuletzt wegen des berühmten Altars des Nürnberger Bildhauers Veit Stoß.
Nachdem der Trompeter zur vollen Stunde sein Hejnał (–>) vom Turm der Marienkirche gespielt hat, geht es vorbei an Geschäften, Restaurants und Kirchen über die Grodzka-Straße {10} – eine Fußgängerzone und einst Teil des Königswegs – zum Wawel.
Die Wawelburg war bis ins 17. Jh. die Königsresidenz und gilt als einer der historisch bedeutendsten Orte Polens. Zunächst eröffnet sich ein weiter Blick über die Weichsel, Polens längsten Fluss. Dann gelangt man zur imposanten Wawelkathedrale {18} und zum Wawelschloss {17} mit seinem prächtigen Arkadenhof.
Auf dem Wawel lässt es sich gut verweilen. Der Rückweg führt dann an der Wawelkathedrale hinunter zur Kanonicza-Straße [E5] – eine der ältesten Straße Krakaus. Folgt man ihr bis zum Ende und hält sich dann links, gelangt man zu den Planty {16}. Nach ein paar Schritten durch diesen grünen Gürtel Krakaus in nördliche Richtung kommt man zur Franziskanerkirche {12} mit dem farbenfrohen Buntglasfenster des Krakauer Künstlers Stanisław Wyspiański (–>).
Den Planty bis zur Jagiellońska-Straße folgend, gelangt man über diese zum Collegium Maius {13}, dem ältesten Gebäude der Jagiellonen-Universität, das Besucher mit einem Uhrenspiel (zu jeder ungeraden Stunde) und dem Studentenlied „Gaudeamus igitur“ in den kleinen Innenhof lockt. Weiter führt der Spaziergang über die Planty nach Norden bis zur Barbakane {6}, einem Backsteinbollwerk, das bis ins 18. Jahrhundert dem Schutz der Stadt diente. Durch das gegenüberliegende Florianstor {7} gelangt man zurück in die Altstadt – so wie über viele Jahrhunderte die polnischen Könige in die Stadt einzogen.
Die Floriańska-Straße {9} – ebenfalls Teil des einstigen Königswegs – führt zurück zur Marienkirche und zum Hauptmarkt. Sie ist heute eine autofreie Einkaufsstraße. Am Abend pulsiert hier das Nachtleben. An der Floriańska-Straße findet sich in einem Kellergewölbe auch das legendäre Michelsloch (Jama Michalika, –>). An der Wende zum 20. Jahrhundert wurde hier die Tradition des literarischen Kaffeehauses in Krakau begründet. Ein paar Schritte weiter ist der Hauptmarkt erreicht.
Der Spaziergang, der nach Kazimierz (–>) und ins östlich der Weichsel gelegene Podgórze (–>) führt, dauert etwa drei bis vier Stunden (ohne Besichtigung der Emaillefabrik Oskar Schindlers).
Ausgangspunkt ist die Breite Straße {26} – ein Platz umsäumt von drei Synagogen, dem Alten Jüdischen Friedhof, einer einstigen Mikwe (jüd. Ritualbad) und vielen Restaurants. An der Breiten Straße wohnte vor dem Krieg vorwiegend der ärmere Teil der jüdischen Bevölkerung. Auf ihr fand mehrmals wöchentlich ein Trödelmarkt mit Hunderten von Marktbuden statt.
Von der Breiten Straße führt der Spaziergang durchs jüdische Kazimierz zum Museum der Galizischen Juden {33} (vor der Alten Synagoge {28} nach links, dann nach rechts der ul. Dajwór [H7] folgen). Die Ausstellung erzählt von der Geschichte jüdischen Lebens rund um Krakau. Weiter geht es in westlicher Richtung über die ul. św. Wawrzyńca [F8–H7] zum Ethnografischen Museum (–>) auf dem Plac Wolnica.
Dass Kazimierz nicht ausschließlich ein jüdisches Viertel war, zeigt der Abstecher zur Paulinerkirche {37} auf dem Skałka-Hügel am Weichselufer (die große Krakowska-Straße überqueren und der ul. Skałeczna folgen). Das christliche Gotteshaus gilt aufgrund der bedeutenden Künstler und Wissenschaftler, die in der Krypta ruhen, als nationales Pantheon.
Über die ul. Paulińska [E8–F7] geht es zurück ins jüdische Kazimierz und zur Tempelsynagoge {30} (an der ul. Bożego Ciała nach links und dann nach rechts auf die ul. Miodowa). Einst war sie das Gotteshaus der progressiven jüdischen Gemeinde.
Von hier sind es nur ein paar Schritte über die ul. Estery zum Plac Nowy {35}. Hier begann vor über 25 Jahren die Wiederbelebung des alten jüdischen Viertels. Im Rondell auf der Mitte des Platzes – früher ein koscheres Schlachthaus – gibt es heute sehr gute Zapiekanki (–>).
An den Kultkneipen Alchemia und Singer (–> bzw. –>) vorbei führt der Spaziergang über die ul. Estery und die ul. Józefa nach Osten zurück zur Breiten Straße{26}. Gelegenheit, das Museum in der Alten Synagoge {28} zu besichtigen oder in die orthodoxe Remuh-Synagoge {27} zu gehen – die einzige Synagoge Krakaus mit noch aktiver jüdischer Gemeinde. Sehenswert ist auch der benachbarte Alte Jüdische Friedhof.
Nun ist es an der Zeit, Kazimierz über die ul. Starowiślna [H6] zu verlassen (unbedingt ein Eis von Lody mitnehmen, auch wenn die Schlange auf dem Gehweg lang ist, –>) und die Weichsel zu überqueren. Im Stadtteil Podgórze gelangt man zunächst auf den Platz der Ghetto-Helden {38} – das Zentrum des jüdischen Ghettos während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Entlang der ul. Kącik und unter den Bahnschienen hindurch geht es dann zur ehemaligen Emaillefabrik Oskar Schindler {40}, dem Ende des Spaziergangs.
> Hejnał: Zu jeder vollen Stunde spielt ein Trompeter auf dem Turm der Marienkirche {4} seine Melodie in vier Richtungen, bricht abrupt ab und winkt den Menschen unter ihm auf dem größten Marktplatz Europas zu (–>).
> Obwarzanek: Das kreisrunde Hefegebäck, bestreut mit grobkörnigem Salz, Mohn oder Sesam, ist eine Krakauer Spezialtät und wird nur hier an jeder Ecke an kleinen, blauen Wagen verkauft.
> Die höchste Kneipendichte der Welt – so zumindest lautete lange Krakaus Eigenwerbung. Ganz sicher aber gibt es in der Stadt viele Cafés und Kneipen zum fröhlichen Biertrinken oder für einen romantischen Abend im tiefen Kellergewölbe – garantiert ohne störenden Handyempfang.
> Eine Kathedrale 101 Meter unter der Erde findet sich im Salzbergwerk Wieliczka {53}. Kronleuchter, Altar, Decken und Wände – alles ist aus Salz und glänzt im märchenhaften Licht der Glühlampen.
> Vier von Menschenhand errichteteHügel recken sich rund um Krakau aus der Ebene in die Höhe. Zwei von ihnen – der Krakus- {42} und der Wanda-Hügel {48} – stammen noch aus prähistorischer Zeit, während die Hügel zu Ehren von Kościuszko {49} und Piłsudski {50} jüngeren Datums sind.
> Drachen: Einst gab es in Krakau der Legende nach nur einen einzigen Drachen, der in einer Höhle {19} unter dem Wawelhügel am Ufer der Weichsel hauste, bis ihn die Krakauer töteten. Heute begegnet man dem Ungetüm als grünem Plüschtier oder Schlüsselanhänger an jedem Souvenirstand und als Feuer speiende Bronzestatue vor dem Wawel (–>).
Seit Jahrhunderten ist die Altstadt das Zentrum der Königsstadt Krakau. Sie zu umgehen ist kaum möglich, denn hier auf dem größten Marktplatz Europas laufen alle Fäden zusammen. Fast ausschließlich mit historischen Gebäuden bebaut, wurde die gesamte Altstadt 1978 zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt. Dennoch trieft das Herz Krakaus nicht vor historischen Reminiszenzen, sondern macht einen fröhlichen, leichten, ja modernen Eindruck.
Mit 200 mal 200 Metern ist der Krakauer Hauptmarkt im Herzen der Altstadt der größte mittelalterliche Platz Europas. Straßenkünstler, Blumenverkäuferinnen, Tauben, die angeblich verzauberte Ritter sind, und das stündlich vom Turm der Marienkirche ertönende Trompetenspiel („Hejnał“) machen seine einzigartige Atmosphäre aus. Wie sehr die Krakauer selbst ihren Hauptmarkt schätzen, zeigt sich an den vielen Umzüge, Prozessionen und Festivals, die über das Jahr hinweg hier stattfinden – und das schon seit Jahrhunderten. Bereits im Jahr 1257 wurde der Hauptmarkt in seiner streng geometrischen Form angelegt, die noch heute bewundert werden kann.
Wer den Platz von der Floriańska-Straße {9} betritt, dem fallen zunächst die vielen Blumenstände neben dem Denkmal für den polnischen Nationaldichter Adam Mickiewicz auf. Hier, zwischen den Tuchhallen {3} und der Marienkirche {4}, lässt sich auf einer der Bänke sitzend die Atmosphäre des Hauptmarkts genießen. Das Denkmal ist sowohl bei Einheimischen als auch Besuchern ein beliebter Treffpunkt. In der südöstlichen Ecke des Platzes, kurz vor der Einmündung in die Grodzka-Straße {10}, befindet sich die romanische St.-Adalbertkirche (Kościół św. Wojciecha) aus dem 12. Jahrhundert. Im Inneren ist sie eine Oase der Ruhe inmitten des bunten Treibens auf dem Hauptmarkt. Wenn nicht gerade ein Gottesdienst stattfindet, kann man hier mitunter die Ordensschwestern dabei beobachten, wie sie hingebungsvoll den Blumenschmuck der kleinen Kirche pflegen.
Schlendert man im Uhrzeigersinn weiter über den Marktplatz, führt der Weg vorbei an der schmalen Südseite der Tuchhallen zum Rathausturm. Ab dem 13. Jh. befand sich hier auch das Krakauer Rathaus, das jedoch im 19. Jahrhundert abgerissen wurde. Vom Rathausturm eröffnet sich nach einem etwas mühsamem Aufstieg ein schöner Blick über Krakau.
> Rathausturm,www.muzeumkrakowa.pl /en/branches/town-hall-tower, geöffnet: März–Dez. Mo. 10–15, Di.–So. 10–18 Uhr, Eintritt: 20 Złoty, erm. 15 Złoty, Mo. frei
Im Haus Nr. 27, an der Einmündung in die ul. Wiślna, beheimatet der „Palast unter den Widdern“ (Pałac pod baranami), so benannt nach drei Widderköpfen über dem Eingang, das wohl bedeutendste Kabarett in Polen (–>). Seit 1956 wird in den Kellergewölben ein weit über die Grenzen der Stadt bekanntes Programm gemacht, das neben politischem Kabarett auch Auftritte von Chansonsängern umfasst. Vor dem Eingang des benachbarten Cafés sitzt eine Skulptur des Kabarett-Gründers Piotr Skrzynecki (1930–1997) – meist mit einer frischen Blume in der Hand. Wer möchte, kann sich mit seinem Kaffee zu ihm an den Tisch setzen.
In der nordwestlichen Ecke des Hauptmarkts beherbergt der Krzysztofory-Palast (Pałac Krzysztofory) die Hauptabteilung des Historischen Museums von Krakau. Besonders sehenswert sind hier die Weihnachtskrippen(Szopki), die von Einwohnern Krakaus jährlich in einem Wettbewerb gestaltet werden (–>).
Vorbei an den auf Fahrgäste wartenden Kutschen an der Nordseite des Platzes führt der Rundgang über den Hauptmarkt zurück zur Floriańska-Straße {9}.
Wenn man zwischen Marienkirche {4} und den Tuchhallen {3} über den Hauptmarkt {1} schlendert, dann liegen unter dem Pflaster die Zeugnisse von über 1000 Jahren Stadtgeschichte. Gut vier Meter tief im Untergrund kann man diese in einer faszinierenden archäologischen Ausstellung besichtigen, die auf moderne Art vom Leben im mittelalterlichen Krakau erzählt.
Bei archäologischen Grabungen im östlichen Teil des Hauptmarkts wurden unzählige Spuren aus der Geschichte der Stadt Krakau gefunden, das bereits Ende des 10. Jahrhunderts als bedeutender Handelsplatz galt. Um die Fundstücke der Allgemeinheit zugänglich zu machen, wurde unter dem Hauptmarkt ein modernes archäologisches Museum eingerichtet, das schnell zu einer der beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Stadt avancierte. Denn selten gingen Archäologie und moderne Museumsgestaltung einen so gelungenen Bund ein.
Die Ausstellung „Auf den Spuren der europäischen Identität Krakaus“ nimmt den Besucher mit auf eine Reise durch das Leben im mittelalterlichen Krakau. Bei gedämpftem Licht wandelt man vorbei an uralten Fundamenten und rußschwarzen Balken durch stimmungsvoll in Szene gesetzte Räume. Videoinstallationen, dreidimensionale Modelle Krakaus, ausgegrabener Schmuck, Münzen und Gefäße sowie erhaltene Grabstätten erzählen von längst vergangenen Zeiten. Man erfährt vieles über das mittelalterliche Wasserrohrnetz Krakaus, die komplizierte Umrechnung der europäischen Gewichtsmaße und die Mitgliedschaft Krakaus im Bund der Hanse.
Alle Multimediabildschirme in der Ausstellung verfügen über eine deutsche Sprachversion. Und auch den empfehlenswerten Audioguide gibt es auf Deutsch. Da sich das Museum inzwischen sehr großer Beliebtheit erfreut, sollte man unbedingt mindestens einen Tag vorher Tickets reservieren – zumindest in der Hauptsaison. Dies kann vor Ort oder bequem im Internet erledigt werden.
> Podziemia Rynku, Rynek Główny 1, www.podziemiarynku.com, geöffnet: Mo., Mi., Do. 10–19, Di. 10–15, Fr.–So. 10–20 Uhr, jeden 2. Mo. im Monat geschlossen, Eintritt: 40 Złoty, erm. 35 Złoty, Di. Eintritt frei
Mitten auf dem Hauptmarkt stehen die gelb-rot strahlenden Tuchhallen – neben Wawel und der Marienkirche das bedeutendste Wahrzeichen Krakaus. Während im Erdgeschoss allerlei Ramsch und Souvenirs verkauft werden, wird in der Galerie eine Etage höher polnische Hochkultur aus dem 19. Jahrhundert gezeigt.
Bereits im 13. Jahrhundert wurden auf dem Krakauer Marktplatz steinerne Kramläden für den Handel mit Tüchern aufgestellt. Später errichteten die Kaufleute eine 108 Meter lange und zehn Meter breite Halle, die allerdings im Jahr 1555 bei einem Brand zerstört wurde. Das Gebäude wurde im Stil der Renaissance wieder aufgebaut und um eine Attika ergänzt, die später von dem florentinischen Architekten Santi Gucci (ca. 1530–1600) mit allegorischen Figuren geschmückt wurde. Einige der Gesichter an der Dachfassade lachen, andere sind schmerzverzerrt, wieder andere erfüllt von Angst. Sie symbolisieren die Laster der Menschen wie Trunksucht oder Geiz.
In den Räumen des obersten Stockwerks der Tuchhallen befindet sich die sehenswerte Galerie der Polnischen Kunst des 19. Jahrhunderts. Kurzweilig gibt das Museum in vier Sälen einen Überblick über die verschiedenen Strömungen der polnischen Kunst (Renaissance, Romantik, Akademische Kunst, Realismus und polnischer Impressionismus). Viele Gemälde entstammen einer Zeit, als Polen nicht als Staat existierte. Vor allem die Historiengemälde aus der Epoche der Romantik verkörpern den Geist jener Zeit: Es ist die Idee, dass trotz der verlorenen politischen Eigenständigkeit die polnische Nation noch immer existiert, sich geistig entwickelt, Tradition und Kultur bewahrt und insbesondere den Kampf für Freiheit und Unabhängigkeit fortführt. Die Ausstellung umfasst u. a. Werke von so berühmten Künstlern wie Marcello Bacciarelli, Jan Matejko, Maurycy Gottlieb und Józef Chełmoński, um nur die wichtigsten zu nennen.
> Galeria Sztuki Polskiej XIX wieku, Rynek Główny 1–3, www.mnk.pl, geöffnet: Di.–Fr. 9–17, Sa. 10–18, So. 10–16 Uhr, Eintritt: 35 Złoty, erm. 25 Złoty, So. frei, Audioguide (deutsch): 7 Złoty, erm. 5 Złoty
Weniger wertvolle Kunst und Souvenirs kann man an den vielen Holzbuden in den Tuchhallen kaufen. Hier tummeln sich Händler aus der Region, die Touristen aus aller Welt hübschen Bernsteinschmuck, bunte Holzschnitzereien, wärmende Tierfelle oder skurrile Andenken – zum Beispiel ein Schachspiel für drei Personen – feilbieten. Diesen Einkaufsbummel sollte man auf keinen Fall verpassen.
Im Herzen Krakaus: die Tuchhallen auf dem Hauptmarkt (027ku Abb.: kw)
Die Tauben, die Blumenverkäuferinnen, die Straßenmusikanten, das stündliche Trompetensignal „Hejnał“ vom Turm der Marienkirche, die Pferdekutschen – sie alle sind Teil der vielbeschworenen Magie des Krakauer Hauptmarktes. Doch die Tauben sollen nicht nur in einem sprichwörtlichen Sinne magisch sein, vielmehr, so will es jedenfalls die Legende, wurden sie wirklich verzaubert. Früher sollen sie Ritter gewesen sein.
Ihr Herr war in argen Geldnöten und wandte sich in seiner Not an eine Hexe. Als der Fürst ihr das Geld nicht innerhalb der vereinbarten Frist zurückzahlen konnte, verwandelte die Hexe die Ritter zur Strafe in Tauben, als die sie noch heute umherstolzieren. Stimmt die Legende, so muss es sich allerdings um einen wirklich mächtigen Herrscher gehandelt haben, denn die Tauben bevölkern den Marktplatz heute zu Hunderten. Und doch schimpft hier niemand auf sie, vielmehr werden sie von Touristen wie Einheimischen gerne (und erlaubterweise, –>) gefüttert, beobachtet und fotografiert.
Die zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert errichtete Marienkirche, das Wahrzeichen Krakaus, ragt hoch über den Hauptmarkt und die Krakauer Altstadt. Im Innern lockt der prachtvolle Altar des Nürnberger Bildhauers Veit Stoß. Und von der Spitze des Kirchenturms ertönt zu jeder vollen Stunde die nie zu Ende gespielte Melodie eines Trompetenspielers.
Ab 1290 wurde auf dem Fundament eines älteren romanischen Gotteshauses die gotische Marienkirche erbaut. Noch früher stand an derselben Stelle bereits eine Holzkirche.
Weithin sichtbar sind die mit 81 und 69 Meter unterschiedlich hohen Türme der Marienkirche. Einer Legende zufolge wurden sie von zwei Brüdern errichtet, die beide exzellente Baumeister waren. Als der jüngere von ihnen jedoch sah, dass sein älterer Bruder einen höheren Turm bauen würde, erfassten ihn Neid und Missgunst. Mit einem Dolch erstach er ihn und vollendete den höheren Turm. Nach einiger Zeit aber bereute er seine schreckliche Tat, gestand den Mord und stürzte sich von seinem eigenen Turm in den Tod. Wer die 239 Treppenstufen des höheren Nordturms erklimmt, erhält zum Lohn einen einmaligen Ausblick über Marktplatz und Stadt. Zu jeder vollen Stunde spielt hier ein Trompeter in alle vier Himmelsrichtungen eine allen Polen bekannte Melodie: den Hejnał (–>). Im Sommer kann man dem jeweils Dienst habenden Feuerwehrmann bei seiner Arbeit zusehen.