Reise Know-How CityTrip Marseille - Michaela Beimfohr - E-Book

Reise Know-How CityTrip Marseille E-Book

Michaela Beimfohr

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Beschreibung

Die älteste Stadt Frankreichs hat sich herausgeputzt: Rund um den Hafen reichen sich Alt und Neu die Hand, stehen antike Festungsmauern neben spektakulären Museumsneubauten. Marseille lädt Besucher zu Streifzügen am Vieux-Port, auf prächtigen Boulevards und durch versteckte Hinterhöfe ein. An der Küste und auf den umliegenden Inseln warten paradiesische Plätze darauf, entdeckt zu werden. Auch Ausflüge in die Umgebung sind lohnenswert: auf den Spuren von Cézanne, zu Grillfisch in Les Goudes und zum Kraxeln in den Calanques. Dieser aktuelle Stadtführer ist der ideale Begleiter, um alle Seiten der Mittelmeermetropole selbstständig zu entdecken: - Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Museen der Stadt sowie weniger bekannte Attraktionen und Viertel ausführlich vorgestellt und bewertet - Faszinierende Architektur zwischen mächtigen Kathedralen und modernen Glaspalästen - Abwechslungsreicher Stadtspaziergang - Erlebnisvorschläge für einen Kurztrip - Ausflüge zur Cité Radieuse, nach L'Estaque und zu den Iles du Frioul - Shoppingtipps vom traditionellen Fischmarkt bis zu den modernen Terrasses du Port - Die besten Lokale der Stadt und allerlei Wissenswertes über die provenzalische Küche - Tipps für die Abend- und Nachtgestaltung: von Weinbistro und Ballett bis zur Szenebar - Literatur aus Marseille: Izzo und Pagnol - Marseille zum Träumen und Entspannen: Parc Borély, Corniche Kennedy und die Calanques - Ausgewählte Unterkünfte von preiswert bis ausgefallen - Alle praktischen Infos zu Anreise, Preisen, Stadtverkehr, Touren, Events, Hilfe im Notfall ... - Hintergrundartikel mit Tiefgang: Geschichte, Mentalität der Bewohner, Leben in der Stadt ... - Kleine Sprachhilfe Französisch mit den wichtigsten Vokabeln für den Reisealltag

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 207

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Inhalt

Hinweise zur Benutzung

Stadtplan für Smartphone und Tablet

Verweise im Buch

Vorwahlen

Restaurantkategorien

Unterkunftskategorien

Marseille entdecken

Hafenstadt unter südlicher Sonne

Willkommen in Marseille

Kurztrip nach Marseille

Stadtspaziergang

Erlebenswertes im Zentrum

Entdeckungen außerhalb des Zentrums

Marseille erleben

Marseille für Kunst- und Museumsfreunde

Marseille für Genießer

Marseille am Abend

Marseille zum Stöbern und Shoppen

Marseille zum Durchatmen

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Marseille verstehen

Marseille – ein Porträt

Von den Anfängen bis zur Gegenwart

Leben in der Stadt

Das Projekt Euroméditerranée

Praktische Reisetipps

An- und Rückreise

Autofahren

Barrierefreies Reisen

Diplomatische Vertretungen

Geldfragen

Informationsquellen

Medizinische Versorgung

Mit Kindern unterwegs

Notfälle

Post

Radfahren

Sicherheit

Sprache

Stadttouren

Telefonieren

Unterkunft

Verhaltenstipps

Verkehrsmittel

Wetter und Reisezeit

Anhang

Register

Impressum

Die Autorin

Kartenanhang

Hinweise zur Benutzung

Stadtplan für Smartphone und Tablet

Ergänzend zum Zentrumsausschnitt am Ende dieses Ebooks können Sie sich den Faltplan zum Buch auf Ihr mobiles Gerät laden: Einfach die kostenlose App „Avenza Maps“ der Firma Avenza™ installieren (erhältlich für Android, iOS und Windows Phone) und anschließend in der App den Stadtplan zum Buch herunterladen.

Die App „Avenza Maps“ ist ohne Internetverbindung nutzbar, es fallen bei der Nutzung keine Datengebühren an. Sie bietet einige Features, z.B. die Anzeige des eigenen Standorts auf der Karte oder den Import und das Speichern von Ortsmarken. Weitergehende Informationen: www.avenza.com/pdf-maps

Verweise im Buch

Alle Sehenswürdigkeiten und interessanten Orte (Points of Interest) im Buch haben eine eindeutige Nummer, die sich als Ortsmarke im Kartenmaterial wiederfinden. (Nummern von Sehenswürdigkeiten stehen in geschweiften Klammern, z.B. {2}, Nummern von Points of Interest in spitzen Klammern, z.B. <16>.) Beim Klick auf die Nummer öffnet sich die Web-App zum Buch und der ausgewählte Punkt wird auf einer Online-Karte als Ortsmarke angezeigt. Die Web-App ermöglicht zudem die Routenführung vom aktuellen Standort zur ausgewählten Ortsmarke: www.reise-know-how.de/citytrip/marseille23

Vorwahlen

In Frankreich sind die Rufnummern zehnstellig, bei Mobiltelefonen beginnen sie mit „06“ oder „07“. Im Südosten Frankreichs inklusive Marseille fangen die Festnetznummern mit den Ziffern „04“ (regionale Kennnummer) an. Vorwahlnummern gibt es nicht. Vom Ausland aus wählt man die französische Landesvorwahl, dann die Rufnummer ohne die Anfangsnull.

> Frankreich: 0033

Restaurantkategorien

Preise für ein Hauptgericht:

€ bis 14 €

€€ 14–20 €

€€€ 20–30 €

€€€€ über 30 €

Unterkunftskategorien

Preis für ein Doppelzimmer mit Frühstück:

€ bis 75 €

€€ 75–150 €

€€€ ab 150 €

Marseille entdecken

Hafenstadt unter südlicher Sonne

Der Vieux-Port {1} ist das Herz der Stadt, die jahrhundertelang kulturelle und klerikale Gängelung zu ertragen hatte, sich in Kriegen wehrhaft zeigen musste und durch große Epidemien gebeutelt wurde. Es bedurfte eines besonderen Naturells, um zu überleben: Die Marseiller beugten sich der Übermacht, wenn Widerstand sinnlos erschien, aber sie wehrten sich mit Kraft und Schläue gegen die Obrigkeit, wenn sie sich bevormundet wähnten – ein südfranzösischer Asterix, stolz darauf, dem Sturm der Geschichte zu trotzen.

Generell ist Marseille nicht mit anderen Städten vergleichbar: Welche Stadt außer Marseille würde direkt an der Corniche {41} eine 1,8 km lange Betonbank gießen, die in Stoßzeiten von maximal zwölf Anglern, sieben müden Joggern, acht Sonnenträumern und neun Meereslauschern besetzt wird? Unterstellt, dass ein durchschnittlicher Hintern 50 cm breit ist, bleiben 3564 Sitzplätze regelmäßig unbesetzt, eine Verschwendung, die achselzuckend hingenommen wird. Und welche Stadt außer Marseille ignoriert mit so viel Gelassenheit unvorhersehbare Änderungen bei Fahrplänen und Öffnungszeiten und akzeptiert großzügig die vielen kleinen spontanen Streiks – als spaßiges Gesellschaftsspiel sozusagen?

Wer durch das Panier-Viertel bis zur Vieille Charité {6} spaziert, hoch zur Basilika {13} kraxelt oder – ganz wichtig – Olympique Marseille einmal live im Stade Vélodrome {37} erlebt, bekommt ein Gefühl dafür, was die Stadt heute ausmacht. Pflicht ist auch der Besuch der Cosquer-Höhle (–>), bedeutende Stätte der Höhlenkunst und neue Attraktion in der Villa Méditerranée.

Doch um Marseilles Schönheit zu spüren, braucht es gar nicht viel: Ein bisschen mediterranes Licht, das Schreien der Möwen, der Geruch des Meeres – und der Zauber dieser großartigen Hafenstadt ist versprüht.

Willkommen in Marseille

Marseille ist eine Stadt am Meer. Das ist unüberhörbar, wenn die Brandung gegen die Felsen klatscht und sich die großen Fähren mit dumpfem Tuten in Richtung Afrika verabschieden. Schlendert man durch das Zentrum, ist immer mal ein Stück Hafen und Horizont zwischen den Häuserfronten zu sehen und egal, wo man beginnt und wohin es gehen soll, irgendwie landet man doch wieder am Meer.

Bummeln durch die City ist wie eine Reise durch die Zeiten. Überall berühren sich Gegenwart und Vergangenheit, und um Letztere zu spüren, sollte man zunächst treppauf, treppab durch das Panier-Viertel (–>) laufen, dem ältesten Quartier von Marseille.

Eine Wohltat ist es dann, im Schatten der Charité-Kolonaden {6} die Kühle der jahrhundertealten Mauern zu spüren. Das Fort Saint-Jean {9} ist ein Wahrzeichen der Stadt und zudem ein Touristenmagnet. Man sollte an seiner gewaltigen Front vorbei an der Mole entlang laufen. Der Blick zurück auf Fort, Stadt und Cathédrale de la Major {10} zur Linken formt sich dann zu einem atemberaubenden monochromen Panorama, das Marseille besser erklärt als viele Worte: Der kleine Schlenker hat sich gelohnt. Einmal Marseille von oben erblicken, die unglaubliche Größe der Stadt aus einer ganz anderen Perspektive sehen? Dann sollte man einfach in Richtung Touristennest Notre-Dame-de-la-Garde {13} laufen und sich auf den Trampelpfaden rund um die Basilika bewegen. Die spröde Schönheit von Marseille lässt sich sehr gut bei einem Bummel durch seine Straßen erkennen. Dafür sollte man sich Zeit nehmen. Denn auf dem Weg durch die Stadt entdeckt man immer wieder verschwiegene Plätze und versteckte Hinterhöfe, trifft auf hitzeflirrende Boulevards mit feinen Boutiquen, schlürft einen Pastis im Künstlerviertelchen um den Cours Julien {30} oder einen Minztee in einer arabischen Teestube am Marché des Capucins {28}.

Wem ob des eher frugalen französischen Frühstücks der Magen knurrt, der kann zum Marseiller Dreikampf antreten: Aperitif, plat du jour, Siesta. Bei den ersten beiden Disziplinen sollte man den brodelnden Vieux-Port {1} meiden und sich in einem der vielen Bistros der Gassen rundherum verwöhnen lassen. Für die Siesta bietet sich ein Stückchen Rasen hinter dem Palais Longchamp {21} an: Neben der Staffelei eines zeichnenden Kunststudenten bekommt das Päuschen Stil.

Es sind nicht nur die vielen Sehenswürdigkeiten, die Marseille ausmachen, es sind die Menschen aus aller Herren Länder, die der Metropole ihr Gesicht verleihen. Eine besondere und für die Stadt typische Spezies findet man frühmorgens am Hafen, wenn die Fischer müde vom Meer zurückkommen, ihren Fang anlanden und mit dem ersten Kunden lautstark um einen Preis feilschen.

Wenn abends die Lichter angehen, lohnt sich ein Gang zur Basilique Saint-Victor {16}: Von hier aus sieht man die Sonne hinter den Frioul-Inseln {44} ins Meer plumpsen und die letzten Möwen schreien sich am roten Abendhimmel ein „bonne nuit“ (gute Nacht) zu – das ist Marseille!

Hoch oben über der Stadt thront die Basilique Notre-Dame-de-la-Garde {13} (117ml Abb.: saiko3p, stock.adobe.com)

Kurztrip nach Marseille

Marseille bedeutet Stadt und Meer. Wenn man nur zwei Tage Zeit hat, muss man sich auf beides einlassen, um ein möglichst stimmiges Bild der Metropole zu bekommen.

1. Tag

Marseille kommt vielfältig und bunt daher und wer die Stadt in ihrer Unterschiedlichkeit erleben möchte, sollte zunächst einmal durch die Straßen des Zentrums spazieren. Das historische Panier-Viertel (–>) verzaubert mit seinen kleinen Lädchen, bunten Häusern und schmalen Gassen. Nur 10 Minuten Fußweg vom „Panier“ in Richtung Meer breiten sich im Bereich des neuen Hafens {11} zahlreiche Museen sowie hippe Einkaufs- und Gastronomieareale aus. Und wer anschließend ins arabische Viertel Noailles {28} marschiert und am exotischen Markttreiben teilnimmt, hat kulturell und kulinarisch den Kontinent gewechselt. Für die Stadterkundung ist auch der auf –> beschriebene Stadtspaziergang sehr gut geeignet.

Sonnenhungrige kehren der belebten Stadt am besten den Rücken und bewegen sich gen Marseilles Süden. Bereits am Beginn der Küstenstraße Corniche Kennedy {41} befinden sich zwei kleine Sandstrände, der Plage des Catalans und der Plage du Prophète. Zwischen dem kieseligen Parc Balnéaire du Prado, dem sandigen Strand des Pointe-Rouge {42} und dem Fischerörtchen Les Goudes {43} gibt es unzählige kleine Felsabschnitte, wo sich leicht ein nettes Fleckchen zum Sonnenbaden finden lässt.

Ein Ausflug mit Kind? Zum Meer, klar! Sehr gut geeignet und leicht mit dem Bus 83 (bis La Plage) zu erreichen ist der Teil des Prado-Strandes direkt nach dem Prado-Kreisel (–>). Dieser Strandabschnitt ist schmal und übersichtlich und die Kleinen können sich prima amüsieren. Zudem ist ein Supermarkt ganz in der Nähe, denn irgendetwas fehlt ja schließlich immer ...

Zu zweit unterwegs? Vielleicht sogar frisch verliebt? Wunderschön ist es an der Hafeneinfahrt zum Vieux-Port {1} auf der Seite des Fort Saint-Jean. Hier wohnt die Seele der Metropole, hier pumpt das Herz der Stadt. Einfach mal hinhocken und aufs Meer schauen. Auch lohnt sich der Weg hinauf zur ältesten Kirche der Stadt, der Basilique Saint-Victor {16}. Bänke stehen bereit und ein prächtiger Ausblick ist garantiert. Mit den abendlichen Lichtern wird es sogar richtig romantisch ...

Reisende, die die Sehenswürdigkeiten abarbeiten möchten, sollten zuallererst das Wahrzeichen der Stadt, die Basilika {13}, besichtigen und dann entscheiden, ob es von dieser höchsten Erhebung der Stadt aus tatsächlich den schönsten Blick in ganz Europa gibt!

Am ersten Tag gleich wirklich Marseiller sein? Nun denn, schnell draußen an einem der vielen Pizzawagen ein Stückchen Margherita ordern, ein bis zwei süße Keksklassiker („Navettes“) verdrücken, großzügig mit Pastis nachspülen, die Hände mit einem guten Stück Marseiller Seife säubern und bevor man der Lust auf ein wenig Ruhe nachgibt, sich dem nächstbesten Streikmarsch anschließen. Denn irgendwer streikt immer und ein wenig Bewegung tut ganz gut …

2. Tag

Auf der Terrasse der Brasserie La Samaritaine –> am Vieux-Port {1} kann man den Tag wunderbar beginnen. Hier erlebt man bereits zu früher Stunde die Intensität des mediterranen Lichtes und befindet sich schon mittendrin im Hafentrubel. Allmorgendlich findet gleich gegenüber am Quai des Belges der MarseillerFischmarkt statt. Welch ein Spaß, sich in das Geschiebe und Getümmel der Käufer und Gaffer zu stürzen! Der marché in Marseille beginnt viel später als sein Hamburger Pendant und ist bedeutend kleiner, doch er hat sich vielleicht gerade deswegen etwas sehr Liebenswertes und Ursprüngliches bewahrt. In welcher Hafenmetropole kann man schließlich noch traditionelle Fischerboote an der Kaimauer dümpeln sehen, nachdem sie gerade Drachenkopf, Wolfsbarsch und andere frische Fische angelandet haben?

Wer sich für mediterrane Seifenkultur interessiert, der kann in der Savonnerie Licorne (–>) bei der Herstellung des allgegenwärtigen Marseiller Olivenölproduktes zusehen und das kleine Museum besuchen, wohlige Düfte inklusive. Danach tut vielleicht ein Spaziergang am Quai de Rive Neuve entlang bis zum Palais du Pharo {17} gut. Im großzügig angelegten Palastgarten kann man lustwandeln, ruhen oder einfach den Blick auf Stadt und Meer genießen.

Das billet („Fahrkarte“) für den Bus 83 (Haltestelle Fort Saint-Nicolas) ist eigentlich unbezahlbar. Seine je nach Verkehr etwa halbstündige Route auf der Corniche Kennedy {41} ermöglicht dem Fahrgast, mehr als vier Kilometer direkt am Meer entlangzufahren, herrliche Fernsicht inklusive! Lust auf ein kleines Sonnenbad zwischendurch? Dann einfach in Endoume aussteigen und durch die schmalen Gässchen dieses reizenden Viertels bis hinunter ans Meer gehen!

Wenn der kleine Hunger kommt, besorgt man sich einen Snack an der Corniche und verspeist ihn genüsslich mit einem Café in der Bar de la Grande Terrasse (–>) – das geht hier – oder man schaut bei Rodolphe (–>) vorbei und gönnt sich eine seiner köstlichen Pizzen. Anschließend geht es weiter, mit der 83 natürlich, zum Areal des Parc Balnéaire du Prado bis zum Pointe-Rouge {42}, einer weitläufigen Strandanlage. Am Wasser schlendern, im Meer schwimmen, sporteln oder einfach nur herumliegen – Freizeitspaß ohne Ende. Wer es ein wenig romantischer wünscht, bleibt bis zum Sonnenuntergang. Ein himmlisches Finale des Tages am Meer!

Das gibt es nur in Marseille

> Die „Rastschlange“ am Meer: Eine fast zwei Kilometer lange Küstenbank aus Beton bietet Platz für 3600 Hinterteile nebeneinander (–>).

> Schilda lässt grüßen: das Rathaus ohne Treppe (–>)

> Neapel an jeder Ecke: Rund 60 (!) Pizzawagen sind über die ganze Stadt verteilt.

> Ein Handgelenk mit dem Umfang eines Autoreifens: das goldene Marienkind in den Armen der „Bonne Mère“ (–>)

Stadtspaziergang

Der Verlauf des hier beschriebenen Stadtspaziergangs kann mittels unserer kostenlosen Web-App nachvollzogen werden.

Warum nicht sehr französisch in den Tag starten, ein Croissant besorgen und zusammen mit einem Espresso im Café an der Ecke verputzen? Ein petit-déjeuner vor dem wichtigen Rendezvous mit der „Bonne Mère“, dem Madonnenkoloss auf der Basilique Notre-Dame-de-la-Garde {13}. Mit Auto, Bus oder Bimmelbahn ist das Marseilles Wahrzeichen locker zu erreichen, per pedes ist der Aufstieg zum höchsten Hügel der Stadt eine nette sportliche Herausforderung. Oben angelangt sieht der Besucher ganz Marseille vor sich ausgebreitet und kann beginnen, es kennenzulernen, zu verstehen und (hoffentlich) zu lieben. Und wenn er sich am überwältigenden Panorama, das sicher zu den schönsten Europas gehört, sattgesehen hat, sollte er das Innere der Kirche, die Krypta und die prunkvolle Basilika, aufsuchen. Vielleicht findet gerade eine der ehrwürdigen Messen statt: interessant und berührend auch für den ungläubigen Gast.

Vom Gotteshaus aus kann man nun bei einem gut zweistündigen Stadtspaziergang Marseille erkunden. Wer gut zu Fuß ist, kann die Stufen des Montée Commandant René Valentin hinabsteigen und den Chemin du Roucas Blanc in Richtung Vieux-Port {1} hinunterlaufen (alternativ fährt am Boulevard Tellene die Buslinie 55). Nach einem guten Kilometer erreicht man den Four des Navettes (136 Rue Sainte). Bereits vor der alten Saint-Victor-Klosterbäckerei liegt ein Duft von Orangenblüten in der Luft und es fällt schwer, der traditionellen Pilgernahrung zu widerstehen. Bietet es sich doch an, die kleine Pause auf dem Plateau vor der Basilique Saint-Victor {16} mit einem „heiligen Keks“ zu versüßen.

Auf dem kleinen Spaziergang ins Stadtzentrum kann man zur Linken durch die schmalen Gassen immer wieder einen kurzen Blick auf den Vieux-Port {1} mit seinem bunten Treiben werfen. Auf dem Cours Honoré-d’Estienne-d’Orves {19}, einem schönen Platz mit der Aura eines italienischen Marktfleckens, tischen zur Mittagszeit Restaurants und Brasserien das plat du jour („Tagesgericht“) auf. Bei dem reichhaltigen Angebot ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Über den Place aux Huiles geht es zum Quai de Rive Neuve. Von hier tuckert das Ferry-Boat (–>) zur gegenüberliegenden Hafenseite, dem Quai du Port. Alternativ kann man der Uferpromenade folgen. Am Hôtel de Ville {2} vorbei überquert man den Place Villeneuve Bargemon und steigt über den Montée des Accoules ins Panier-Viertel [E3].

Die warmen Farben der Häuser, flatternde Wäsche, bunte Blumen vor den Fenstern, streunende Katzen und Kinderlachen: Es lohnt sich, sich für den ältesten Teil von Marseille Zeit zu nehmen, genau hinzuschauen und zu fühlen, denn noch heute hat dieses Quartier einen ganz besonderen Charme. Ein ruhiges Plätzchen findet man am Place des Moulins {5}, dem höchsten Punkt des „Panier“, einen historischen Ort dagegen mit dem Gebäude der Vieille Charité {6}, einem Beispiel für Architektur aus alter Zeit.

Anschließend geht es durch die Rue de la Republique wieder Richtung Vieux-Port {1} bis zu der Rue Henri Fiocca auf der linken Seite. Wer noch ein wenig tiefer in die Geschichte der Stadt eintauchen will, dem sei hier ein Besuch des Musée d’Histoire (–>) empfohlen. Danach kann man den Staub der Vergangenheit mit einem Aperitif am Vieux-Port {1} hinunterspülen und sich auf das Abendessen freuen.

Erlebenswertes im Zentrum

Rund um die Canebière {20} und den Vieux-Port {1}, dem gefühlten und tatsächlichen Zentrum von Marseille, bündelt sich aufgrund der von hier ausgegangenen Entwicklung der Stadt ein Strauß von beeindruckenden Gebäuden, Plätzen und Straßen.

{1} Vieux-Port *** [F4]

Um diesen Ort, der wie kein anderer die Entwicklung Marseilles mitbestimmt hat, rankt sich eine wunderschöne Mär: Es war lange vor Christi Geburt, da segelten stolze Griechen aus dem Stamme der Phokäer an der felsigen Küste entlang. Der Ausguck meldete eine geschützte, zum Anlegen geeignete Bucht, die Anse du Lacydon. Der Platz schien geeignet für die Siedlungspläne der Männer, man reffte die Segel und setzte an Land. Das war just an jenem Tag, an dem der König der ansässigen Keltoligurier seine einzige Tochter vermählen wollte. Die Fremden von den Schiffen wurden gastfreundlich empfangen und zur Feier geladen. Prinzessin Gyptis wählte nach uraltem Brauch aus der großen Schar der adligen Freier ihren Bräutigam aus und ihre Wahl fiel auf Protis, den schönen Anführer der Männer vom Meer. Die Ehe war besiegelt. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute – zumindest weiter in der Symbolik, die der Gründungsgeschichte vom griechischen Massalia auf keltoligurischem Terrain innewohnt: Marseille wurde geboren aus einer Liaison von denen, die da waren und jenen, die kamen.

Viele Jahrhunderte lang war der Vieux-Port (Alter Hafen) das ökonomische Zentrum der Stadt. Hier wurden Schiffe auf Kiel gelegt, die Versorgung der Stadt mit Gütern aus aller Welt organisiert und Marseilles Hauptnahrungsmittel, Meeresgetier, angelandet. Heute hat der „Alte“ keine wirtschaftliche Bedeutung mehr, der „Neue“ hat ihm den Rang abgelaufen. Trotz alledem ist der Vieux-Port der gefühlte Mittelpunkt der Stadt geblieben, er ist Teil ihrer Geschichte, er ist ihre Seele.

Das rechteckige Hafenbecken wird umsäumt von drei Kaistraßen, die ein zum Meer geöffnetes „U“ bilden. Im Norden ist es der Quai du Port mit dem so typischen Panier-Viertel im Rücken. Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg entstanden neben dem unversehrt gebliebenen Rathaus {2} schlichte Reihenzweckbauten des Planers Fernand Pouillon. Hier reihen sich Restaurants an Bars und Bistros, mit einem ganz auf die Touristen zugeschnittenen Angebot – „English spoken“, klar. Sehr traditionell ist die seit 1910 bestehende Brasserie La Samaritaine (–>) mit freundlich-professionellem Service und einem herrlichen Blick auf den Hafen, übrigens eine bevorzugte Gaststätte des Schriftstellers Izzo.

Auf der gegenüberliegenden Seite, am Quai de Rive Neuve, stehen neoklassizistische Gebäude mit sorgfältig restaurierten Lagerhausfassaden aus dem 18. Jh. und das Theater La Crieé {18}, eine der renommiertesten Bühnen der Stadt. An der Stirnseite des Vieux-Port, am Quai des Belges – wo die Canebière {20} beginnt und die Boote zu den Inseln und den Calanques ablegen –, pulsiert lautstark das fischige Herz von Marseille. Ob Dorade, Meerwolf, Muschel oder Pulpo, hier kaufen Madame und Monsieur Meeresfrisches für das Abendessen, hier prüfen und ersteigern die Küchenchefs die besten Exemplare für verwöhnte Gaumen (tägl. 8.30–13 Uhr). Der Hafen ist vollgestopft mit Sportbooten und Jachten, Rumpf klebt an Rumpf, mehrere Tausend sind es, die einen der begehrten Liegeplätze ergattert haben: Hier ankert der im „feinen“ Marseille Angekommene. Natürlich ist der Alte Hafen auch wegen seiner touristischen Attraktivität wichtig für die Metropole: Der Vieux-Port ist Marseille, hier beginnt die Stadt.

Wenn man in den Jahren 1905 bis 1944 trockenen Fußes den Vieux-Port überqueren wollte, tat man es über die Pont Transbordeur, ein stählernes Monstrum direkt an der Hafeneinfahrt mit zwei 86 m hohen Pylonen und einer in 52 m Höhe montierten Fahrbahnplatte. Bei den Kämpfen im Jahre 1944 wurde sie teilweise zerstört und nicht wieder hergerichtet. Damit ist ein frühes Wahrzeichen der Stadt unwiederbringlich verloren.

Wer einmal quer durchs Hafenbecken schippern möchte, dem sei das Ferry-Boat ans Herz gelegt. Es ist mehr als nur eine Fähre, es ist eine Institution und die Antwort auf den Verlust der Pont Transbordeur. Schon Marcel Pagnol hat dieses Unikum in seinem Werk verewigt, doch selbst bei penibler Suche lassen sich keine Fingerabdrücke des großen Jean-Claude Izzo mehr auf der Reeling finden, denn das einst hässliche Entlein ist mittlerweile zum schönen Schwan (neues Boot, neues Design) mutiert. Und so brummt zwischen dem Quai du Port und dem Quai de Rive Neuve weiterhin und unermüdlich ein Stück Marseille hin und her.

Blick über den Vieux-Port auf die Basilique Notre-Dame-de-la-Garde {13} (118ml Abb.: golovianko, stock.adobe.com)

Nördlich des Vieux-Port

{2} Hôtel de Ville * [E4]

Dieses schöne alte Verwaltungsgebäude hat eine wechselhafte Geschichte. An der Stelle des heutigen Rathauses stand im 13. Jh. das sogenannte Stadthaus, Geschäftsstelle für den Handel und Treffpunkt der Interessenvertreter von Marseille. Es wurde im 15. Jh. durch das Palais Communale ersetzt, in dem erstmals eine strikte Trennung zwischen den Händlern im Erdgeschoss und den Konsulen im ersten Stockwerk vorgenommen wurde.

Das historische Rathaus, erbaut in den Jahren 1653 bis 1670, symbolisierte die neuen Machtstrukturen, die von Ludwig XIV. im fernen Paris verordnet und in Marseille sichtbar wurden. Es gab eine neue Hafenordnung und die komplette Verwaltung der Stadt wurde auf königlicheMagistrate übertragen. Sichtbar wird diese veränderte politische Situation in der Andersartigkeit der verwendeten Stilelemente und Materialien wie den Satteldächern, Giebeldreiecken und Schindeln, die für damalige südfranzösische Bauten keineswegs typisch waren. Der letzten These zufolge ist dieses schöne Barockgebäude das Werk des berühmten Marseiller Architekten Pierre Puget und seines Bruders Gaspard. Puget war von der Architektur der großen genuesischen Villen, deren Stil heute unschwer am Rathaus abzulesen ist, begeistert und beeinflusst.

Die Trennung von Handel und Magistrat innerhalb des Gebäudes blieb über die Jahre weiter bestehen und hatte eine architektonische Besonderheit zur Folge: Die Etage der Magistrate ließ sich nur über eine Fußgängerbrücke aus Holz erreichen, die wiederum über ein weiteres Gebäude hinter dem Rathaus zugänglich war. Obwohl so gewollt und realisiert, erinnert das Ganze doch stark an die Bürger von Schilda, die bei dem Neubau ihres neuen (überflüssigen) Rathauses Fenster und Türen vergaßen.

Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Areal des Rathauses durch den Ankauf von angrenzenden Häusern entscheidend vergrößert und aufgewertet. Gleichzeitig war dem verantwortlichen Architekten Joseph-Esprit Brun durch den Bau des verbindenden Arkadenganges mit seinen schönen Gewölben ein Meisterwerk gelungen. Der zum Hafen ausgerichtete und unter Denkmalschutz stehende vordere Teil, der Pavillon Puget, beherbergt heute nur noch die Büros des Bürgermeisters. Durch den Ausbau des angrenzenden Platzes unter der Leitung des Architekten Franck Hammoutène konnte der Espace Villeneuve Bargemon geschaffen werden. In diesem modernen Komplex befinden sich der neue Saal für den Stadtrat, Arbeits- und Sitzungsräume und ein großer Raum für Ausstellungen.

Bis zum Vieux-Port {1} mit seiner Uferpromenade ist es nur ein Katzensprung. Nach so viel steingewordener Stadtgeschichte tut ein extrastarker Kaffee gut.

> Quai du Port. Das Rathaus ist nur einmal im Jahr während der „Journées du Patrimoine“ („Tage des Kulturerbes“) für das Publikum geöffnet.

{3} Hôtel-Dieu * [E3]

Am meisten Freude macht es, das ehemalige Krankenhaus über den Place Villeneuve Bargemon zu erreichen. An seinen schönen Platanen vorbei steigt man bis zum Eingangstor mit den schmiedeeisernen Gitterstäben hinauf und hat einen freien Blick auf die Fassade mit den großzügig angelegten Galerien und Arkaden. Die einzelnen Baukörper bilden ein nach vorne offenes Karree, die Gebäudeteile sind klar und übersichtlich positioniert und moderne Strukturen lassen sich erkennen.

Verletzte und Fiebernde wurden hier schon im 12. Jh. versorgt. Die kleine Krankenstation hieß damals L’Hôpital du Saint-Esprit. Sie entwickelte und vergrößerte sich in den folgenden Jahrhunderten, wurde 1593 mit dem Hôpital Saint-Jacques de Galice zusammengelegt, bekam den Namen Hôtel-Dieu und war von nun an das zentrale Krankenhaus der Stadt.

Dank einer privaten Initiative der alteingesessenen Marseiller Familie Hardouin-Mansart begannen erste Umbauarbeiten, aber das jetzige Hôtel-Dieu mit seiner für die damalige Epoche typischen Krankenhausarchitektur entstand erst in den Jahren 1852 bis 1870. Der Hospitalbetrieb wurde 1993 beendet, die letzten Kranken verlegte man in die modernen Häuser der Stadt. Zunächst blieben die Räumlichkeiten noch Ausbildungsstätte für Pflegekräfte, doch 2006 schloss das Hôtel-Dieu endgültig seine Tore.

In den historischen Räumen des Gebäudes ist heute das Hotel InterContinental Marseille untergebracht. Aus der „Herberge Gottes“ ist eine „Herberge des begüterteren Volkes“ geworden, aus dem Hôtel-Dieu ein hôtel de luxe. Wie tröstlich, dass die alte Krankenanstalt seit 1963 unter Denkmalschutz steht und das beeindruckende Zeugnis hospitaler Geschichte daher sehr behutsam behandelt werden muss.

> 1 Place Daviel

Mein TIpp: Das Panier-Viertel

Nördlich des Vieux-Port {1}, erbaut auf den Resten der antiken griechischen Stadt Massalia, liegt Marseilles Altstadt. Einst das Quartier der Fischer und Seeleute, lebt hier heute ein buntes Völkergemisch aus Franzosen, Italienern, Katalanen, Nordafrikanern, Menschen von den Antillen und den Komoren. Ein Mosaik kulturellen Reichtums! „Le Panier“ ist überschaubar und ein Rundgang dauert nicht lange. Neben den Sehenswürdigkeiten wie dem Hôtel-Dieu {3}, der Vieille Charité {6} oder dem Place des Moulins {5} sind das Labyrinth von auf- und absteigenden Sträßchen, Gängen und Treppen und die schmalen, farbenfrohen Häuser das wirklich Besondere. Wäsche hängt vor den Fenstern, überall stehen Blumentöpfe auf den Simsen und ein angenehmer Duft von Basilikum liegt in der Luft. Viele kleine und große Künstler haben sich mit ihren Ateliers und Galerien niedergelassen, charmante Boutiquen, Cafés und einladende Restaurants locken in die Gassen. Das Panier-Viertel mit seinem besonderen Flair muss man erleben!

{4} Eglise Notre-Dame- des-Accoules ** [E3]

Nicht ganz freiwillig ist die Eglise Notre-Dame-des-Accoules zum Unikum der historischen Kirchenszene von Marseille geworden, denn Turm und Kirchenschiff stehen voneinander getrennt. Auch ihre Geschichte besteht aus den für die Stadt so typischen drei Kapiteln Gründung, Zerstörung und Wiederaufbau.

Im 14. Jh. wurde auf den Grundmauern des Turmes Sauveterre (11. Jh.) der heutige Kirchturm aufgestellt. Daneben stand eine gotische Kapelle. Fast 800 Jahre lang war sie Gemeindekirche des Panier-Viertels, bis sie kurz nach der Französischen Revolution zerstört wurde. Anfang des 19. Jahrhunderts errichtete man auf dem Areal eine neue Kirche, die keinen baulichen Kontakt mehr zum Kampanile hatte. Getrennt voneinander stehend, gab es auch formal wenig Gemeinsames: hier der schlichte und wehrhafte Kirchturm mit dem hakenbewehrten Dach aus dem Mittelalter, da das Gebäude mit der runden Dachkuppel der Neoklassik. Eine Verbindung schafft nur der kleine Vorplatz mit dem verspielten Steingarten und den Mauerresten der alten Kirche. Die kleine Madonnenstatue