Reisende in Südafrika (1497-1990) - Nelson Mandela - E-Book

Reisende in Südafrika (1497-1990) E-Book

Nelson Mandela

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Beschreibung

Die Geographin Ulrike Keller hat 28 Originalberichte aus fünf Jahrhunderten zusammengetragen, die ein komplexes kulturgeschichtliches und gesellschaftspolitisches Bild Südafrikas vermitteln. Von Vasco da Gamas Bericht über seine Landung in der Bucht von Sankt Helena und Mosselbay bis Nelson Mandelas Erinnerung an den Tag seiner Entlassung aus jahrzehntelangem Gefängnisaufenthalt spannt sich ein Bogen der besonderen Art, dieses faszinierende Land kennenzulernen.

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Seitenzahl: 368

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Ulrike Keller Reisende in Südafrika (1497-1990)

© 2000 Promedia Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H., Wien Lektorat: Hannes Hofbauer, Gabriele Habinger Titelfoto: Touristikbüro Südafrika Covergestaltung: Hans-Georg Köhl E-Book-Gestaltung: Stefan Kraft

ISBN: 978-3-85371-804-9 (ISBN der gedruckten Ausgabe: 978-3-85371-156-9)

Fordern Sie einen Gesamtprospekt des Verlages an: Promedia Verlag Wickenburggasse 5/12 A-1080 Wien

Inhalt

Vorwort
1497 · VASCO DA GAMA In der Bucht von Sankt Helena und Mosselbay
1652 · JAN VAN RIEBEECK Die Gründung von Kapstadt
1655 UND 1668 · VOLQUARD IVERSEN In Kapstadt
1691 · WILLIAM DAMPIER, FREIBEUTER In Kapstadt als Soldat der Kompanie
UM 1710 · PETER KOLBDie hottentottischen Nationen
1782 · GEORGE CARTERDie Schiffbrüchigen der Grosvenor
1788 · WILLIAM BLIGHMit der Bounty in Kapstadt
1803 · HINRICH LICHTENSTEINAm Hantamsberg
1824 · HENRY FRANCIS FYNNReise zu König Shaka
1833 · EUGÈNE CASALISAnkunft in Basutoland
1837 · LADY HERSCHELDen Tafelberg hinauf
1837 · LOUIS TRIGARDTS TRECKDen Drakensberg hinunter
UM 1850 · DAVID LIVINGSTONEVon rechten Winkeln und runden Raupen
1850 · FRANCIS GALTONLandung in Walvisbay
1860 · CHARLES ANDERSSONAm Okavango
1867– 1870 · CARL MAUCHGoldfelder in Transvaal
1870 · FOSSORIn den Diamantenfeldern
1880 · AUGUST HEINRICH DIETRICH BEHRENSReise von Natal nach Transvaal
1893 · MAHATMA GANDHIVon Durban nach Pretoria
1899 · WINSTON CHURCHILLDie Flucht
1907 · AUS EINEM REISEFÜHRERÜber die eingeborenen Arbeitskräfte
1908 · WILHELM KÜLZVon Windhuk nach Lüderitzbucht
1911 · AUS HENRIETTE DAVIDIS’ KOCHBUCHDie Küche in Deutsch-Südwest
1925 · EDWARD DUKE OF WINDSORAls Kronprinz in Südafrika
UM 1925 · ERNA PINNERDie Goldstadt Johannesburg
1931 · HANS SCHOMBURGKFilmsafari im Krügerpark
1953 · ALBERT LUTHULIAufenthalt in Bethlehem
1990 · NELSON MANDELADie Entlassung aus dem Gefängnis
Quellen

Vorwort

Es liegt in der Natur der Sache, daß in Reiseberichten die Reisen­den zu Wort kommen und nicht die Bereisten. Wie schade, daß es keine Berichte der Khoikhoi oder der San gibt zum Erscheinen der weißen Seeleute und Siedler in ihrem Land – schließlich müssen die Weißen ihnen auch recht merk­würdig vorgekommen sein.

Ausgewählte Originaltexte beschreiben Orte, Ereignisse oder Personen, die für die Geschichte Südafrikas wichtig oder einfach nur typisch sind, die das Leben und Denken der jeweiligen Zeit widerspiegeln. Zusammengestellt aus Tagebüchern, Lebenserinnerungen und Reise­berichten aus fünf Jahrhunderten zeigen ­­sie das süd­liche Afrika durch die Brille des jeweiligen Autors: Neugier und Staunen über eine ganz andere Welt, manchmal auch Überheblich­keit gegen­über einer fremden Lebensweise. Mühsal und Entbehrung auf dem Weg in eine neue Heimat und die Probleme der Nichtweißen im eigenen Land kommen in den Berichten ­zum Ausdruck.

Die Schreibenden sprechen im Geist ihrer Zeit und in den Grenzen ­ihres Interesses und Verständnisses – und so sind die Berichte ein subjektives Abbild der Wirklichkeit, das auch Rückschlüsse auf die Verfasser zuläßt.

Möge dieses Buch seinen Lesern einen unmittelbaren und lebendigen Eindruck von Orten und Geschehnissen vermitteln, die zur Geschichte Südafrikas gehören und die wir uns nur noch schwer vorstellen können.

Wir Touristinnen und Touristen, die wir dieses Buch daheim oder unterwegs »vor Ort« lesen, können uns freuen, daß das Reisen heute doch entschieden weniger beschwerlich ist.

Ulrike KellerStuttgart, im April 2000

1497 · Vasco da Gama

Auf dem Weg nach Indien

In der Bucht von Sankt Helena und Mosselbay

Vor Vasco da Gama hatten schon andere portugiesische Seefahrer das südliche Afrika erreicht. 1486 hatte Diego Cao an der Küste Namibias ein Kreuz aufgerichtet – noch heute heißt die Stelle Cape Cross, nördlich von Swakopmund gelegen. Der nächste war Bartolomeo Diaz, der 1488 in die Bucht von St. Helena – nicht weit von Kapstadt – einlief, vom Sturm um die Südspitze Afrikas geblasen wurde und in Mosselbay an Land ging. Dort kann man heute einen Nachbau seines Schiffes besichtigen und den Mut bewundern, mit dem sich die Seefahrer jener Tage in kleinen Nußschalen in unbekannte Meere wagten. Auf dem Rückweg kam Diaz zum Kap und taufte es das Kap der Stürme – der portugiesische König benannte es um in »Kap der Guten Hoffnung«, denn die Expeditionen auf der Suche nach dem Seeweg nach Indien gingen weiter.

Zehn Jahre später sollte Vasco da Gama Erfolg haben: nach seinem Besuch in Südafrika, dessen Beschreibung aus einer Zusammenstellung zeitgenössischer Quellen folgt, segelte er weiter nach Mombasa und Malindi und kreuzte dann den Indischen Ozean nach Calicut, das er im Jahr 1498 erreichte. Damit war der Seeweg nach Indien gefunden.

Die portugiesischen Flotten ver­pro­viantierten sich auf der Insel St. Helena (nicht zu verwechseln mit der Bucht nördlich von Kapstadt) oder in Angola, fuhren dann um das Kap bis nach Moçambique, so daß Landungen in den folgenden hundert­fünfzig Jahren auf einzelne Besuche beschränkt blieben .

1580 segelte Francis Drake in höchster Eile am Kap vorbei, die »Golden Hind« beladen mit Schätzen, die er den Spaniern im Pazifik abgenommen hatte und die er seiner Königin Elizabeth bringen wollte – er soll gesagt haben, dies sei das schönste Kap der ganzen Welt.

An einem Mittwoch, dem 1. November – es war Allerheiligen –, entdeckten wir vielerlei Zeichen von Land, nämlich verschiedene schwimmende Tangarten, wie sie normalerweise entlang der Küsten wachsen.

Am vierten Tag desselben Monats, einem Samstag, fanden wir zwei Stunden vor Morgen bei höchstens hundertzehn Faden Tiefe Grund, und um 9 Uhr morgens kam Land in Sicht. Darauf vereinigten wir uns alle und grüßten den Kommandanten mit vielen Flaggen und Wimpeln und Salutschüssen, und wir waren alle dabei festlich angezogen. Noch am selben Tag kehrten wir ganz nah am Land wieder nach der hohen See um und verzichteten, zu erforschen, wie das Land beschaffen sei.

Am Dienstag fuhren wir auf die Küste zu, und es kam ein niedriges Land mit einer weiten Bucht in Sicht. Der Kommandant schickte den Pero de Alemquer in einem Boot ab, um herauszufinden, ob es einen guten Anker­­platz gäbe, und Alemquer fand die Bucht gut und sicher und geschützt gegen alle Winde, außer gegen Nordwest; sie erstreckt sich in west­östlicher Richtung, und Vasco da Gama gab der Bucht den Namen S. Helena.

Am Mittwoch warfen wir in der besagten Bucht Anker und blieben acht Tage dort liegen, reinigten die Schiffe, besserten die Segel aus und frischten unsere Holzvorräte auf.

Vier Léguas südöstlich dieser Bucht liegt ein Fluß, der aus dem Inneren des Landes kommt. Er ist an der Mündung einen Steinwurf breit, zwei bis drei Faden tief und heißt Rio de Santiago.

In diesem Lande wohnen Menschen von brauner Hautfarbe, die sich von Seelöwen ernähren, von Walfischen, Gazellenfleisch und von Pflanzen­­wurzeln. Sie gehen in Felle gekleidet und tragen über ihren Geschlechtsteilen eine Art von Scheide. Ihre Waffen sind im Feuer gehärtete Hornstücke, die sie in Stöcke von wildem Ölbaum einsetzen; und sie halten sich viele Hunde, gerade wie die Portugiesen auch, und diese bellen in derselben Manier.

Die Vögel dieses Landes sind, ebenfalls wie die in Portugal, Seeraben, Möwen, Tauben, Haubenlerchen und viele andere Arten. Das Land macht einen sehr gesunden Eindruck, hat ein gemäßigtes Klima und einen guten Graswuchs.

Einen Tag nachdem wir Anker geworfen hatten – es war ein Donners­tag –, gingen wir mit dem Kommandanten an Land und fingen einen der Eingeborenen. Dieser war klein von Gestalt und ähnelte Sancho Mexia, einem Mitglied unserer Besatzung. Er hatte in der Heide Honig gesammelt, weil in diesem Lande die Bienen den Honig unten in den Büschen bereiten. Wir nahmen unseren Gefangenen mit auf das Schiff des Kommandanten, der ihn dann zu sich an den Tisch setzte, und von allem, was wir aßen, aß er auch. Am folgenden Tag ließ der Kommandant ihm schöne Kleider anziehen und ihn wieder an Land bringen. Tags darauf kamen vierzehn oder fünfzehn von ihnen dorthin, wo wir die Schiffe liegen hatten. Vasco da Gama ging an Land und legte ihnen verschiedene Waren vor, um zu erfahren, ob ihr Land irgendeine davon hervorbrächte, und zwar Zimt und Gewürznelken, Edelsteine und Gold und noch andere Dinge, aber sie verstanden nichts von den Waren, so wie Menschen, die so etwas noch nie gesehen hatten, und der Kommandant gab ihnen deshalb Schellen und Ringe von Zinn. Dies geschah am Freitag und ebenso am darauffolgenden Samstag. Am Sonntag kamen etwa vierzig oder fünfzig von ihnen, und wir gingen, nachdem wir ge­gessen hatten, an Land und tauschten Kupfer­münzen, die wir mitgenommen hatten, gegen Muscheln ein, die sie am Ohr trugen und die versilbert schienen, und gegen Fuchsschwänze, die sie an Stöcken festgebunden hatten und mit denen sie sich Luft zufächelten. Ich kaufte mir für einen Ceitil die Scheide, die einer von ihnen am Geschlechtsteil trug. Kupfer schien uns deshalb hoch bei ihnen im Wert zu stehen, weil sie selbst kleine Kettchen von Kupferkernen im Ohr trugen.

Am selben Tag wollte ein gewisser Fernão Velloso, der auf dem Schiff des Kommandanten fuhr, mit zu den Hütten der Eingeborenen gehen, um zu sehen, wie sie lebten und was sie äßen, kurzum, wie ihre Lebensweise wäre. Und er bat den Kommandanten um Erlaubnis, mit ihnen zu den Hütten der Eingeborenen zu gehen. Vasco da Gama, der sich von ihm be­lästigt sah und ihn nur durch diese Erlaubnis loswerden konnte, ließ ihn mitgehen. Und während wir zum Schiff des Kommandanten zum Essen zurückgingen, entfernte er sich in Gesellschaft der besagten Schwarzen. Nachdem sie uns verlassen hatten, erlegten sie einen Seelöwen und gingen zum Fuß einer Bergkette in ein Dickicht, brieten den Seelöwen und gaben ein Stück davon dem Fernão Velloso, der sie dahin begleitet hatte, und desgleichen von den Pflanzenwurzeln, die sie aßen. Nachdem sie mit dem Essen fertig waren, sagten sie ihm, er solle zu den Schiffen zurück­gehen, denn sie wollten nicht, daß er sie weiter begleitete. Besagter Fernão Velloso fing, sobald er das Ufer gegenüber den Schiffen erreicht hatte, sogleich an, uns zu rufen, während die Schwarzen in dem Gebüsch verharrten. Wir waren noch beim Essen, und als wir ihn hörten, standen sogleich die Kapitäne und wir anderen mit ihnen vom Essen auf, setzten uns in das Segelboot und fuhren auf das Ufer zu, während die Schwarzen begannen, längs dem Strande auf Velloso zuzulaufen. Sie waren zur gleichen Zeit bei ihm wie wir. Als wir ihn in das Boot aufnehmen wollten, fingen sie an, mit Speeren zu werfen, die sie bei sich hatten, und sie verwundeten den Komman­danten und weitere drei oder vier Leute. Dies war nur möglich, weil wir ihnen getraut und geglaubt hatten, sie hätten nicht genügend Mut und würden nicht wagen, das zu tun, was sie nun getan hatten. Deshalb waren wir auch unbewaffnet losgefahren. Dann ­zogen wir uns zu den Schiffen zurück.

Als wir unsere Schiffe wieder instandgesetzt, gereinigt und genügend Holz geschlagen hatten, fuhren wir an einem Donnerstagmorgen, es war der 16. November, von diesem Lande ab, wobei wir im ungewissen waren, wie weit wir noch vom Kap der Guten Hoffnung entfernt waren. Pero de Alemquer meinte, wir könnten höchstens noch dreißig Léguas bis zum Kap haben. Der Grund, warum er sich nicht genau festlegen wollte, war der, daß er eines Tages am Morgen vom Kap abgefahren und bei günstigem Wind in der Nacht an dieser Bucht vorübergefahren war und daß sie zuvor den Hinweg ebenfalls auf offener See gemacht hatten, so daß er die Entfernung zu Land nicht genau nennen konnte. So gingen wir nun in süd­östlicher Richtung in See, und am Samstagabend kam das besagte Kap der Guten Hoffnung in Sicht. Wir wendeten und hielten zunächst aufs offene Meer, um dann in der Nacht beizudrehen und wieder auf die Küste zuzufahren. Am Sonntagmorgen, es war der 19. November, kamen wir abermals auf die Höhe des Kaps, konnten es aber nicht bezwingen, weil der Wind Südsüdost war und das Kap selbst Nordost-Süd­west liegt, so daß wir unser Manöver wiederholten. Wir drehten ins offene Meer, wendeten und fuhren Montagnacht wieder dem Lande zu. Am Mittwoch­mittag endlich glückte es uns, vor dem Winde um besagtes Kap, der Küste entlang, herumzufahren. Und nahe dem Kap der Guten Hoffnung liegt nach Süden hin eine weite Bucht, die gut sechs Léguas ins Land hineingeht und an ihrer offenen Seite gut ebensoviel Léguas haben wird.

Am 25. Tag besagten Monats, an einem Samstagabend, dem Tag der heiligen Katharina, fuhren wir in die Bucht von S. Braz ein, in der wir dreizehn Tage ankerten, während wir dort das Proviantschiff abtakelten und den Proviant in unsere Schiffe umluden.

Am folgenden Freitag, als wir noch in der besagten Bucht von S. Braz lagen, näherten sich uns ungefähr neunzig Schwarze, die denen in der S.-Helena-Bucht ähnelten. Ein Teil von ihnen kam herunter an den Strand, ein Teil von ihnen blieb auf den Anhöhen. Wir waren um diese Zeit gerade alle, oder doch der größte Teil von uns, auf dem Schiff des Kommandanten, und als wir sie sahen, fuhren wir mit den Booten, die wir gut bewaffnet hatten, zum Land. Und als wir dem Ufer nahe kamen, warf ihnen der Kommandant Schellen hinaus ans Ufer, und sie hoben diese auf und nahmen nicht nur die, die man ihnen zuwarf, sondern sie kamen sogar danach gelaufen und nahmen sie aus der Hand des Kommandanten, worüber wir uns sehr wunderten. Denn als Bartolomeo Diaz hier war, flohen sie vor ihm und nahmen nichts von dem, was er ihnen schenken wollte; vielmehr, eines Tages, als sie an einem vortrefflichen Wasserplatz, der hier nahe an der Küste liegt, Wasser einnahmen, hatten sie ihn von der Spitze eines Hügels über diesem Wasserplatz mit Steinwürfen daran zu hindern gesucht, und Bartolomeu Diaz ließ mit einer Armbrust auf sie schießen und tötete einen von ihnen. Und welchem Umstand wir es zuschrieben, daß sie nicht flohen? Weil sie, wie uns schien, Nachrichten von der S.-Helena-Bucht hatten, wo wir zuerst an Land gegangen waren – vom einen Land zum anderen sind es nur sechzig Léguas –, daß wir Leute seien, die niemandem etwas Böses zufügten, sondern eher etwas von unserer Habe verschenkten. Der Kommandant wollte an dieser Stelle nicht an Land gehen, weil dort, wo die Eingeborenen sich aufhielten, ein dichtes Gehölz war. Er wechselte den Ort, und wir ankerten an einer anderen offenen Stelle, dort stieg er aus, und wir machten den Negern Zeichen, zu uns herüberzukommen, und sie kamen auch. Der Kommandant und die übrigen Kapitäne gingen mit der bewaffneten Mannschaft, unter der auch einige Armbrustschützen waren, an Land. Der Kommandant bedeutete den Eingeborenen durch Zeichen, sie sollten sich aufteilen und einzeln oder zu zweit herankommen. Und denen, die kamen, gab der Kommandant Schellen und rote Mützen, und sie gaben uns Ringe von Elfenbein, die sie an den Armen trugen. Denn es gibt in diesem Lande offensichtlich viele Elefanten, und wir fanden auch die Spuren ihrer Verwüstung in der Nähe des Wasserplatzes, zu dem sie zur Tränke kamen.

Am Samstag kamen ungefähr zweihundert Schwarze, groß und klein durcheinander, und brachten zwölf Stück Vieh mit, Ochsen und Kühe, und vier oder fünf Hammel, und wir gingen, als wir sie kommen sahen, sofort an Land. Und sogleich fingen sie an, vier oder fünf Flöten zu spielen, und die einen spielten hoch und die anderen tief, so daß es sehr schön zusammenklang für Neger, von denen man keine Musik erwartet, und dazu führten sie einen Negertanz auf. Und der Kommandant ließ die Trompeten blasen, und wir tanzten in den Booten, und der Kommandant tanzte auch mit uns. Nachdem das Vergnügen zu Ende war, gingen wir an derselben Stelle an Land wie das vorige Mal und tauschten dort für drei Armbänder einen schwarzen Ochsen ein, den wir sonntags verzehrten; und er war sehr fett, und sein Fleisch war schmackhaft wie portugiesisches Ochsenfleisch.

Am Sonntag kamen wieder ebensoviele und brachten ihre Frauen und kleinen Buben mit, und die Frauen standen oben auf einer Anhöhe nahe am Meer. Sie brachten viele Ochsen und Kühe und lagerten an zwei Stellen am Meer und spielten und tanzten wie anderntags zuvor. Die Sitte dieses Stammes ist, daß die Buben mit den Waffen im Busch bleiben. Die Männer kamen, um mit uns zu sprechen, und trugen kurze Holzstäbe in der Hand und Fuchsschwänze, die an Holzstäben befestigt waren, mit denen sie sich Luft zufächelten. Und während wir so durch Zeichen miteinander sprachen, sahen wir im Gebüsch die Buben kauern, und sie trugen die Waffen in den Händen. Der Kommandant schickte einen Mann namens Martin Afonso hin und gab ihm Armspangen, daß er einen Ochsen dafür eintauschen sollte. Und die Neger nahmen ihn, sowie sie die Armspangen hatten, bei der Hand und gingen hin und zeigten auf den Wasserplatz, als wollten sie sagen, warum wir ihnen das Wasser weggenommen hätten, und dann fingen sie an, die Ochsen in den Busch zu treiben. Der Kommandant gab uns anderen, als er das sah, den Befehl zum Rückzug, und ebenso gab er dem besagten Martin Afonso denselben Befehl, weil ihm schien, als ob sie irgendeine Verräterei im Sinn hätten. Nachdem wir uns zurückgezogen hatten, fuhren wir wieder dahin, wo wir das erste Mal angelegt hatten, und sie kamen hinter uns drein. Der Kommandant befahl, daß wir, mit Lanzen und Wurfspeeren und geladenen Armbrüsten und mit unserem Brustpanzer versehen, an Land gehen sollten, dies eigentlich mehr, um ihnen zu zeigen, daß wir die Macht besäßen, ihnen Schlimmes zuzufügen, daß wir dies jedoch nur nicht tun wollten. Als sie das sahen, fingen sie an, sich zu sammeln und eilends miteinander zu vereinigen, und der Kommandant befahl, um nicht Anlaß zum Blutvergießen zu geben, daß sich alle nach den Booten zurückziehen sollten.

Nachdem dies geschehen war, ließ er den Schwarzen, um ihnen zu Gemüt zu führen, daß wir ihnen Böses tun könnten und daß wir es ihnen nur nicht tun wollten, zwei Bombarden abfeuern, die hinten in dem Boot standen. Und die Eingeborenen waren alle am Ufer nahe an dem Waldrand aufgestellt, und als sie die Bombarden knallen hörten, fingen sie an, so Hals über Kopf nach dem Busch zu fliehen, daß die Felle, in ­denen sie ge­kleidet gingen, und die Waffen auf dem Platze zurückblieben, und erst nachdem sie schon im Busch waren, kamen zwei zurückgelaufen, um diese zu holen. Währenddessen fingen sie an, sich erneut zu sammeln und einen Höhenzug hinaufzuflüchten, und sie trieben das Vieh vor sich her.

Die Ochsen in diesem Land sind sehr groß, so wie die im Alentejo, und so fett, daß man sich wundern muß, und dabei sind sie sehr zahm, und sie sind kastriert, und manche von ihnen haben keine Hörner. Den fetteren legen die Schwarzen hölzerne Saumsättel auf, so wie die in Kastilien, und ein Holzgerüst wie eine Sänfte oben auf dem Sattel und reiten darauf, und denjenigen, die sie verkaufen wollen, stecken sie einen Zweig von Zistenröschen durch die Nase und führen sie daran an Ort und Stelle.

In derselben Bucht liegt, drei Armbrustschüsse vom Land entfernt, eine Insel im Meer, auf der es viele Seelöwen gibt. Manche davon sind so groß wie riesige Bären, und sie sind sehr gefährlich und haben un­geheure Zähne und greifen Menschen an, und keine Lanze, mit welcher Kraft man sie auch schleudert, ist imstande, sie zu verwunden. Daneben gibt es kleinere und andere noch, die sind ganz klein. Und die großen Tiere stoßen ein Gebrüll aus wie Löwen und die kleinen wie junge Ziegen. Hier fuhren wir zu unserem Vergnügen eines Tages hin und sahen an die dreitausend große und kleine Tiere durcheinander und schossen vom Meere aus mit den Bombarden auf sie. Auf dieser Insel gibt es auch Vögel, die sind so groß wie Enten und können nicht fliegen, weil sie ­keine Schwungfedern in den Flügeln haben, und man nennt sie Pinguine. Wir töteten davon soviel, wie wir wollten, und besagte Vögel schreien wie Esel. Während wir also in der genannten Bucht von S. Braz lagen und Wasser einnahmen, errichteten wir an einem Mittwoch ein Kreuz und einen Wappenpfeiler in dieser Bucht. Dieses Kreuz machten wir aus einem Fockmast, und es war sehr hoch. Am folgenden Donnerstag, als wir im Begriff waren, von besagter Bucht abzufahren, sahen wir un­gefähr zehn oder zwölf Schwarze, die, bevor wir noch schließlich ab­gefahren waren, sowohl das Kreuz wie auch den Wappenpfeiler niederrissen.

1652 · Jan van Riebeeck

Die Gründung von Kapstadt

Eigentlich hatte Jan van Riebeeck ganz andere Pläne, als am Kap eine »Seeherberge« für die Holländisch-Ostindische Kompanie zur Verproviantierung von Schiffen und zur Pflege der vom Skorbut und vonanderen Mangelerscheinungen geplagten Mannschaften aufzubauen – und Geld damit zu verdienen. Nach einer Straf­versetzung (wegen überhand­nehmender privater Geschäfte) von Fern­ost zurück in die Heimat nahm er an, daß die Bewährung beim Aufbau der Station ihn nach Asien zurückbringen würde; damit sollte er Recht behalten. (Er wurde später Kommandeur von ­Malakka und starb dort 1677.)

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