Relative Solmisation - Malte Heygster - E-Book

Relative Solmisation E-Book

Malte Heygster

4,9

Beschreibung

Solmisationsgestützter Unterricht - uralt nach seiner Geschichte und aktuell in seiner Methodik - ist belebend und abwechslungsreich, kleinschrittig und umfassend, intensiv und packend. Schulen, Chöre, Musikschulen, Universitäten, Kindergärten und Musikhochschulen nutzen seine Qualitäten in der Klasse, der Gruppe oder im Einzelunterricht. Das Buch stellt dar, was Relative Solmisation ist, welchen Platz sie im Musikunterricht hat und wie mit ihr gearbeitet werden kann. Kommentierte Notenbeispiele eignen sich sowohl als Material für die eigene Praxis als auch zum Nachvollzug von progressiv angelegten Unterrichtsverläufen. Malte Heygster hat Erfahrungen als Kapellmeister, Musikschulleiter und -lehrer. Sein besonderes Interesse gilt dem Entstehen von musikalischer Wahrnehmung. Als Autor, Hochschullehrer und Fortbilder im deutschsprachigen Raum widmet er sich der heutigen Methodik mit relativer Solmisation.

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Relative Solmisation

Malte Heygster

Relative Solmisation

Grundlagen · Materialien · Unterrichtsverfahren

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Bestellnummer SDP 60

ISBN 978-3-7957-8608-3

© 2014 Schott Music GmbH & Co. KG, Mainz

Alle Rechte vorbehalten

Als Printausgabe erschienen unter der Bestellnummer ED 21037

© 2012 Schott Music GmbH & Co. KG, Mainz

www.schott-music.com

www.schott-buch.de

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlags. Hinweis zu § 52a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne eine solche Einwilligung kopiert und in ein Netzwerk gestellt werden. Das gilt auch für Intranets von Schulen oder sonstigen Bildungseinrichtungen.

Inhalt

Vorwort

I.  Allgemeines zum Unterricht mit relativer Solmisation

1.    Wirkungsweise der relativen Solmisation

2.    Grundzüge der Methodik und Didaktik

3.    Diversitäts- und Nukleusverfahren

II.  Unterricht mit relativer Solmisation

1.    Unterrichtsinhalte der Grundbildung in Musikschule, Grundschule und Kinderchor

1.1   Tonkreis s-m (Rufterz)

1.2   Rhythmus

1.3   Tonkreis l-s-m (Leiermelodik)

1.4   Textlieder werden in Solmisation übertragen (theoriefreie Analyse)

1.5   Tonkreis l-s-m-r

1.6   Tonkreis d’-l-s-m-r (vollständige Pentatonik ohne Grundton d )

1.7   Tonkreis l-s-m-r-d (vollständige Pentatonik mit Grundton d )

1.8   Tonkreis d’-l-s-m-r-d (Pentatonik)

1.9   Tonkreis d’-l-s-m-r-d-l,-s, (vollständige Pentatonik)

1.10 Tonkreis s-f-m-r-d (Dur-Pentachord)

1.11 Tonkreis l-s-f-m-r-d (Dur-Hexachord)

1.12 Tonkreis Dur r’-d’-t-l-s-f-m-r-d-t,-l,-s,-f, (vollständig unalterierte Diatonik)

1.13 Tonkreis Moll l-s(si)-f-m-r-d-t,-l,

1.14 Tonkreis zwischen Dur und Moll changierend

1.15 Tonkreis Kirchentonarten

1.16 Tonkreis Chromatik

1.17 Tonalitätsfreie Musik

2.    Andere Unterrichte mit Solmisation

2.1   Vorschulalter

2.2   Unterricht in weiterführenden Schulen

2.3   Instrumentalunterricht

2.4   Theorie

3.    Chor

3.1   Solmisieren im Chor

3.2   Einstimmig mit Einsingmelodien

3.3   Mehrstimmig

3.4   Rückungen (Verschieben) von Akkorden

3.5   Atonale Chormusik solmisiert

III.  Begriffe, Definitionen und Hintergründe in Stichworten von A bis Z

IV.  Anhang

Klaviersätze

Verzeichnis der textierten Lieder

Vorwort

Solmisationsgestützter Unterricht – uralt nach seiner Entstehungsgeschichte und brandaktuell in seiner heutigen Methodik – verwendet Verfahren, die den hohen qualitativen Ansprüchen eines jeden Musikunterrichts in der Gruppe, Klasse oder einzeln genügen. Daher ist die solmisationsgestützte Methodik heute in mehr Chören, Musikschulen und Musikhochschulen sowie in mehr Kindergärten, Schulen und Universitäten fester Bestandteil des Ausbildungsangebots als vor zehn Jahren. Das liegt sicher auch daran, dass die relative Solmisation gleichermaßen eine Gänsehaut auslösen und intellektuelles Musikverstehen begründen kann. In Zusammenarbeit mit Manfred Grunenberg erschien 1998 unser Handbuch der relativen Solmisation. Seit dieser Zeit haben wir durch das Unterrichten in Musikschulen, Universitäten und Musikhochschulen sowie in Lehrgängen und Projekten für alle musikpädagogischen Ziele viele Erfahrungen gesammelt, die ein neues Erkennen und Definieren des Themas entstehen ließen.

Die Diskussion über Musikunterricht hat sich erweitert. Von der Pädagogik wird heute mehr systematische Qualität gefordert. Die allgemeine Pädagogik, die Neurowissenschaften, die kognitive Psychologie und andere Wissenschaften haben mit ihrer Forschung die Musikpädagogik bereichert und die Vielfalt didaktischer Verfahren noch wachsen lassen. Mit dem heute stärkeren Interesse der Gesellschaft an kultureller Bildung ist die Musikpädagogik auch zu einem politischen Thema geworden. Sie steht auf dem Prüfstand und ringt um zeitgemäße Wege der Musikvermittlung an möglichst viele Menschen jeden Alters. Wir wollen zu diesen Entwicklungen einen Beitrag leisten.

Mit der vorliegenden Neuauflage des Handbuchs unter dem veränderten Titel Relative Solmisation ist nun ein überwiegend neues Buch entstanden. Es befasst sich mit gesungenem und mit instrumentalem Musizieren. Es stellt die Verläufe dar, die in allen Unterrichtsformen das Spüren, Ausüben und Verstehen von Musik bewirken. Es beschreibt ebenso die Vorgänge, die zu elementarem Musikwahrnehmen führen wie die der Verinnerlichung komplexer musikalischer Zusammenhänge.

Den methodischen Abläufen im solmisationsgestützten Unterrichten wird in diesem Buch noch mehr Platz eingeräumt als im Handbuch des Jahres 1998. Im I. Teil werden Grundzüge der Didaktik formuliert, im umfangreichen II. Teil Unterrichtswege beschrieben und Unterrichtsmaterialien für jeden Tonkreis vorgelegt. Weitergehende Definitionen und theoretische Hintergründe liefert der III. Teil. In der Hoffnung, dass sich die Wirkung der relativen Solmisation aus der Anschaulichkeit der Anwendungen mit klingenden Beispielen erschließt, wird die Praxis vor die erklärende Theorie gestellt. Denn auch die Lernenden im Unterricht erleben zunächst methodische Abfolgen und die aus ihnen folgenden Aktivitäten, um zuletzt die Theorie zu begreifen. Ein Grundsatz der (solmisationsgestützten) Methodik lautet, dass Kompetenzen sich durch Handeln aufbauen, nicht durch Erklärung.

Alle im Buch beschriebenen Unterrichtsabläufe sind vielfach und von zahlreichen Lehrkräften, Chorleiterinnen und Chorleitern erprobt. Die teilweise sehr detaillierten Ausformulierungen unterrichtlicher Vorgänge sollen Kleinschrittigkeit und grundlegende Logik beispielhafter Lösungen aufzeigen. Auch die genauesten Beschreibungen geben jedoch einen wesentlichen Bestandteil von Unterricht nicht wieder: die persönliche Färbung des Unterrichtsgeschehens durch die Unterrichtenden, die Lernenden und die Unterrichtssituation. Für die Leserinnen und Leser bleiben die Abläufe graue Theorie, bis sie sie durchgespielt, mit ihrer Individualität verknüpft und mit Lernenden angewandt haben. Dabei werden die Abläufe wahrscheinlich abgewandelt.

Nicht für alle Lieder und Melodien werden methodische Vorschläge geliefert. Selbst Finden ist immer besser. Das Vermitteln von Musik verträgt und verlangt unerschöpflich viele Ausformungen. Unterrichtsstile ändern sich mit der Zeit. Aber die Forderung nach durchdachten Abläufen und pädagogischer Zugewandtheit ist unabhängig vom Zeitstil. Dieses Buch beschreibt Methoden der praktischen Musikvermittlung. Es berichtet systematisch von Erfahrungen und Erlebnissen und zieht aus ihnen theoretische Schlüsse. Aber es erhebt keinesfalls den Anspruch, alle praktischen und wissenschaftlichen Aspekte der solmisationsgestützten Methodik vollständig zu erfassen.

Der historische Begriff »Solmisation« ist aus der alten Benennung der Rufterz sol-mi entstanden. Aus Gründen der Sanglichkeit sind diese Silben schon im 19. Jahrhundert in so-mi umgewandelt worden. Demnach müsste der korrekte Name für den Überbegriff »Somisation« heißen. Jedoch hat sich weltweit der Name »Solmisation« so stark eingeprägt, dass er nicht ersetzt werden soll.

Manfred Grunenberg konnte sich am vorliegenden Buch Relative Solmisation nicht mehr als Autor beteiligen, weil seine neue Berufsausrichtung ihm dafür keinen Raum lässt. Er hat jedoch die Entstehung durch sorgfältiges Lesen der Manuskripte begleitet und wertvolle Anregungen gegeben, für die ich ihm herzlich danke.

Alle Inhalte dieses Buches habe ich gemeinsam mit anderen und von anderen gelernt. Im Kollegium der Musik- und Kunstschule Bielefeld haben wir die Grundsätze der kodályschen Musikpädagogik in einer zweijährigen Fortbildung von dem Budapester Hochschullehrer Gábor Friss erfahren. Mit verändertem Denken haben wir danach als Team die Erkenntnisse weiterverarbeitet und als Praktiker laufend den Bedürfnissen der Kinder und der Zeit angepasst.

Die Kinder in Musik- und allgemeinbildenden Schulen, Chorsängerinnen und -sänger, die Studierenden in Hochschulen und Universitäten, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie Mitdozenten von Kursen und musikpädagogischen Projekten, alle haben mit ihrem kritischen oder beifälligen Echo mein Nachdenken und die Lust an immer neuem Ausprobieren angeregt. Ihnen allen möchte ich dafür danken, nicht zuletzt dem unermüdlichen und kreativen Lektor dieses Buches, Joachim Klück. Für die Arbeit an dem Buch wurde mir wieder der Rücken freigehalten, großer Dank an Hella.

Bielefeld, im März 2012

Malte Heygster

I.Allgemeines zum Unterricht mit relativer Solmisation

1.  Wirkungsweise der relativen Solmisation

Die relative Solmisation singt Melodien auf Silben:

Die Silben verweisen auf innere Zusammenhänge der Musik. Der Sinn der Silben erschließt sich beim Singen, zunehmend bei mehrfachem Singen. Noch deutlicher zeigt er sich, wenn gleiche Silbenfolgen in anderen Melodien auftreten. Die Silben benennen einzelne Töne. Jedoch gibt die Silbenfolge auch den Zusammenhalt der ganzen Melodie zu erkennen, die Silben sind musizierbares Material. Die relative Solmisation eignet sich gleichermaßen zu elementarem Musizieren wie zur Wiedergabe großer Kunst.

Die gehörte Melodie wird zunächst in ihrer Ganzheit wahrgenommen. Bei wiederholtem Hören und Singen bekommen Einzelheiten der Melodie ihre Bedeutung. Die Verbindung von so nach fa klingt anders als die von fa nach mi. Auch wirkt mi-re nicht wie re-do, obwohl beide Tonverbindungen gleiche Intervalle darstellen. Jede Tonverbindung hat ihre eigene klingende Färbung, ihre musikalische Identität aus dem tonalen Zusammenhang. Jeweils zwei Silben bilden den Namen für die Verbindung zweier Töne zueinander, für die Tonbeziehung.

Sie ist ein wesentlicher Träger musikalischer Emotionen. Die Silbenfolge für die Tonbeziehung prägt sich schneller ein als ihr eigentlicher Klang. Bei häufigem Singen und Hören tragen aber die Silben den eigentlichen Klang der Tonbeziehung, nämlich den tonalenAffekt (→ diatonischen Affekt), in die Wahrnehmung und in die Erinnerung. Dann wird eine Tonverbindung auch ohne Silben in ihrem Zusammenhang erkannt.

Die tonalen Affekte finden sich in jeder Tonhöhe wieder. Die Tonfolge so-fa-mi-re-mi beispielsweise hat in jeder Tonart trotz der unterschiedlichen Tonhöhe eine identische Wirkung:

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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