Ren Dhark Weg ins Weltall 118: Der Schwarzen Macht auf der Spur - Alfred Bekker - E-Book

Ren Dhark Weg ins Weltall 118: Der Schwarzen Macht auf der Spur E-Book

Alfred Bekker

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Beschreibung

Nach dem Überfall der Schwarzen Macht auf Cyrus könnte das nächste Ziel der Aggressoren die Erde oder eine andere bewohnte Welt sein. Die Sternenvölker der Milchstraße wollen diesem übermächtigen Feind jetzt endlich etwas entgegensetzen, doch niemand weiß, woher die Keilschiffe überhaupt kommen. Ren Dhark und seine Experten initiieren ein Forschungsprojekt, an dem sich die besten Köpfe der gesamten Galaxis beteiligen. Gemeinsam sind sie der Schwarzen Macht auf der Spur... Alfred Bekker, Jan Gardemann und Jessica Keppler schrieben diesen spannenden SF-Roman nach dem Exposé von Anton Wollnik.

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Seitenzahl: 360

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Ren Dhark

Weg ins Weltall

 

Band 118

Der Schwarzen Macht auf der Spur

 

von

 

Jan Gardemann

(Kapitel 1 bis 5 sowie 8)

 

Jessica Keppler

(Kapitel 6, 7, 9, 16 sowie 17)

 

Alfred Bekker

(Kapitel 10 bis 15)

 

und

 

Anton Wollnik

(Exposé)

Inhalt

Titelseite

Prolog

Vorwort

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

15.

16.

17.

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Impressum

Prolog

Am 21. Mai 2051 startet die GALAXIS von Terra aus zu einer schicksalhaften Reise in den Weltraum. Durch eine Fehlfunktion des »Time«-Effekts, eines noch weitgehend unerforschten Überlichtantriebs der Terraner, springt das Raumschiff über beispiellose 4.300 Lichtjahre. Genau einen Monat später erreicht es das Col-System, wo es auf dem Planeten Hope landet. Weil ein Weg nach Hause unmöglich erscheint, beschließen die Raumfahrer, auf dem Planeten zu siedeln, und gründen die Stadt Cattan.

Rico Rocco schwingt sich zum Diktator auf und lässt sämtliche Kritiker verfolgen und auf den Inselkontinent Deluge verbannen. Dieses Schicksal trifft auch den zweiundzwanzigjährigen Ren Dhark, seinen besten Freund Dan Riker sowie eine Reihe weiterer Terraner. Doch damit endet die Geschichte nicht. In einer Höhle entdecken die Verbannten nicht nur Artefakte einer mysteriösen fremden Hochkultur, sondern auch ein unvollendetes Raumschiff, das eine prägnante Ringform aufweist.

Nachdem Rico Rocco bei einem Angriff der Amphi umgekommen ist, wird Ren Dhark zum neuen Stadtpräsidenten Cattans gewählt. Er lässt den Ringraumer reparieren, welcher später von Pjetr Wonzeff auf den Namen POINT OF INTERROGATION, kurz POINT OF, getauft wird. Im April 2052 bricht der Ringraumer unter Dharks Kommando zu seinem Jungfernflug zur Erde auf. Damit beginnt ein neues Kapitel in der terranischen Raumfahrt. Nicht zuletzt dank Dharks Forscherdrang entdecken die Menschen weitere Hinterlassenschaften der Mysterious, die es ihnen ermöglichen, neue Ringraumer zu bauen und immer weiter in die Tiefen des Weltraums vorzudringen. Die POINT OF jedoch bleibt trotz allem einzigartig, was nicht zuletzt am Checkmaster liegt, dem eigenwilligen Bordgehirn dieses Raumschiffes.

Ren Dhark bleibt der Kommandant der POINT OF und erforscht mit seiner Mannschaft in den folgenden Jahren nicht nur das Weltall, sondern rettet auch immer wieder die Menschheit und sogar ganze Galaxien. Im Mai 2074 lässt sich der unvermutet aktivierte Schutzschirm um Terra nicht mehr abschalten. Die Erde ist damit vom Rest des Universums isoliert. Niemand ahnt, dass es sich in Wahrheit um einen von den Thanagog installierten Zweitschirm handelt, um Ren Dhark zu einer Reise nach ERRON-3 zu bewegen. Dort wollen sie in den Besitz des Schebekaisen gelangen, eines Artefakts, das mutmaßlich von den Balduren stammt. Ihr Plan geht auf.

Zurück in der Milchstraße zeigen die Thanagog ihr wahres Gesicht: Dabei kommt nicht nur die Wahrheit über den angeblich entarteten Schutzschirm um Terra heraus, sondern auch, dass die transitierende Sonne eigentlich das Mutterschiff der Schemenhaften ist. Bei dem Versuch, das Artefakt der Balduren von den Thanagog zurückzuholen, wird Ren Dhark Zeuge davon, wie die Wächter den Kern des Sonnenschiffes und damit die Lebensgrundlage eines ganzen Sternenvolkes zerstören. Shamol, der Herrscher der Thanagog, vernichtet das Schebekaisen und wendet sich in seiner Verzweiflung an Dhark. Er habe das alles nur getan, um sein Volk vor der buchstäblichen Auflösung zu bewahren. Weil die Erde nicht mehr in Gefahr schwebt, willigen der Commander und seine Experten ein zu helfen. Die Thanagog können gerettet werden, indem sie zu einem Megawesen verschmelzen, und fliegen in die Weiten des Weltraums hinaus.

Wenig später taucht unvermittelt die Schwarze Macht im Sol-System auf und droht damit, die Sonne auszuschalten. Zum Glück ziehen die Keilschiffe friedlich wieder ab, nachdem Ren Dhark den finsteren Robotern wie verlangt das Schebekaisen von Nicondo ausgehändigt hat. Bald darauf greift eine Flotte der Schwarzen Macht ERRON-2 an, die jedoch von der INSTANZ vernichtet wird. Kurz darauf schalten Keilschiffe die Sonne von Cyrus aus und holen sich den Sockel der schwarzen Balduren-Statue. Ren Dhark und seine Gefährten können nur noch versuchen, möglichst viele Zivilisten zu retten …

Vorwort

Wie Sie sicherlich wissen, liebe Leser, treffen sich die REN-DHARK-Autoren und der Herausgeber alle zwei Jahre, um die Grundlage für neue spannende und faszinierende Abenteuer um unsere Lieblingshelden zu schaffen. Im Sommer 2019 fand die letzte Autorenkonferenz statt, und danach kam uns leider die Corona-Pandemie dazwischen. Natürlich hätten wir uns notfalls auch online treffen können, aber einander von Angesicht zu Angesicht gegenüberzusitzen, ist einfach etwas anderes, als stundenlang nur auf den Bildschirm zu starren und sich womöglich noch mit technischen Problemen herumschlagen zu müssen. Zum Glück hatten wir 2019 so viele Ideen zusammengetragen, dass wir unsere Autorenkonferenz problemlos verschieben konnten.

Anfang Juni haben wir sie dann endlich nachgeholt, wie immer in einem Hotel in Bonn. Mit dabei waren – abgesehen von mir, dem Herausgeber, und abends unserem Verleger – alle Autoren, die momentan mitschreiben: Gary G. Aldrin, Alfred Bekker, Hendrik M. Bekker, Jan Gardemann, Jessica Keppler, Nina Morawietz sowie Gabriel Wiemert. Drei Tage lang haben wir ein Konzept für die nächsten großen Handlungsstränge rund um Ren Dhark und seine Gefährten entwickelt.

Unter anderem haben wir auch einen oft geäußerten Leserwunsch berücksichtigt: endlich einmal wieder ein neues Geheimnis der POINT OF aufzudecken. Im kommenden Weg ins Weltall-Band, der Nummer 119, lassen wir diese Idee bereits einfließen. Überhaupt fanden wir, dass die POINT OF wieder stärker im Mittelpunkt stehen sollte, damit man nicht vergisst, warum dieser Ringraumer überhaupt so etwas Besonderes ist. Mit Margun und Sola an Bord sind die Erwartungen diesbezüglich natürlich groß. Daher verrate ich Ihnen jetzt schon einmal so viel, dass die POINT OF in den folgenden Bänden eine zentrale Rolle spielen wird. Sie dürfen gespannt sein, liebe Leser.

Aber natürlich haben wir uns während der Autorenkonferenz noch viel mehr für Sie ersonnen. Wir können es kaum erwarten, diese abwechslungsreichen Abenteuer für Sie zu schreiben. Und natürlich freuen wir uns wie immer über Ihre Leserbriefe.

 

Düsseldorf, im Juli 2023

Anton Wollnik

1.

Juni 2074

 

Kurtwoodharker erstarrte. Für einen Moment war er unfähig, seinen Wächterkörper auch nur um einen Millimeter zu bewegen. Der zwei Meter große polymetallische Leib aus Tofirit erschien ihm wie ein tonnenschwerer Ballast. Die humanoide Gestalt und das gesichtslose Haupt dieses roboterähnlichen Konstrukts, in dem eine organische Komponente von ihm steckte, schien ihm plötzlich gar nicht mehr wie ein Teil seines Selbst.

Sein genialer Plan, sein Ränkespiel, hatte sich in Luft aufgelöst. Bevor sein Vorhaben sich richtig entfalten konnte, hatte es einen Gegenschlag gegeben – viel zu schnell, wenn auch nicht gänzlich unerwartet.

Im nächsten Augenblick hatte Kurtwoodharker den Schock überwunden, und er war wieder ganz da. Mit ein paar blitzschnellen Schritten wich er rückwärts von der grünlichen Steuerkonsole zurück, glitt geschmeidig zwischen die schwarzen Roboter, eine aus mehreren Hundert Maschinen bestehende Kampfeinheit der Schwarzen Macht, die ihn zum Arkan-Sender begleitet hatte. Die schwarzen Maschinen verharrten abwartend, schienen noch damit beschäftigt zu sein, das Geschehen zu bewerten.

Kurtwoodharker richtete seine Wächtersinne auf die riesige Anlage Grüner Technologie. Die Kuppel aus grünlichem Licht, die das Bauwerk überwölbte, schien ihn mit ihrer Leuchtintensität zu verhöhnen. Mintgrüne Funken sprühten herab und geisterten zwischen den gewaltigen Bögen hin und her. Aus der Lichtsäule stürzten Metallkolosse hervor, die zu Hunderten im überdimensionalen Erfassungsbereich des Transmitters materialisiert waren und noch immer materialisierten.

Wächter!, erkannte Kurtwoodharker beunruhigt. Unzählige von ihnen!

Die rötlichen Gestalten, die alle identisch aussahen und ein Ebenbild von Wächter Kutwud hätten sein können, der seinen Körper allerdings golden eingefärbt hatte, änderten ihr Erscheinungsbild, kaum dass sie aus der Lichtsäule hervorgekommen waren. Ihre Metallkörper verformten sich, dehnten und streckten sich, bis sie eine Größe von drei Metern erreicht hatten: die Kampfgestalt der Wächter!

Ohne Zögern stürzten sich die Tofiritkolosse auf die schwarzen Roboter. Diese gaben ihre Passivität auf, als einer von ihnen von den spitzen Enden der Armauswüchse eines Wächters durchbohrt und emporgerissen wurde. Der Wächter schleuderte den Aufgespießten mehreren Robotern entgegen, die sich anschickten, sich auf ihn zu stürzen. Die Maschine krachte frontal gegen ihre Kameraden und stoppte deren Voranpreschen.

Endlich schossen den Wächtern die Kampfstrahlen der schwarzen Roboter entgegen. Kutwud hatte schon befürchtet, dass die Maschinen vergessen hatten, dass es sich bei ihnen um militärische Einheiten handelte. Erneut wich er mehrere Schritte zurück und brachte sich hinter die Reihen der vorrückenden schwarzer Roboter. Obwohl die Kampfmaschinen der Schwarzen Macht der stetig anwachsenden Menge der Wächter zahlenmäßig deutlich unterlegen waren, vermochten sie die drei Meter großen, rötlich schimmernden Gestalten dennoch aufzuhalten.

Kutwud sah die an vorderster Front kämpfenden Wächter einknicken und stürzen. Doch noch während sie strauchelten, erschienen an ihrer Stelle neue Wächter, um die entstehenden Lücken zu füllen.

Immer weiter wich Kurtwoodharker zurück. An der Seite der schwarzen Roboter gegen die Flut der Wächter anzugehen, kam ihm nicht in den Sinn. Das war Aufgabe seines Fußvolkes, als das er die schwarzen Roboter insgeheim betrachtete. Allzu deutlich durfte er seine Sichtweise allerdings nicht durchblicken lassen. Die Schwarze Macht zu unterschätzen, wäre ein tödlicher Fehler. Seine wahren Beweggründe durfte diese geheimnisvolle Macht nicht einmal erahnen.

Allerdings war seine Position durch das massenweise Auftauchen der Wächter nun deutlich geschwächt worden. Er hatte das Portal auf Sendemodus eingestellt, damit er und die Roboter der Schwarzen Macht in ARKAN-12 einfallen konnten. Diese Schaltung verhinderte naturgemäß, dass von der anderen Seite jemand hindurchkam. Dies allerdings nur, solange der Transmitter im Zielort nicht umgepolt wurde. Aber genau das war geschehen, kaum dass er die Anlage auf Senden programmiert hatte. Als hätte die INSTANZ geahnt, was auf dieser Seite der Anlage vor sich ging. Aber das war eigentlich unmöglich.

Kurtwoodharker verdrängte diese Gedanken aus seinen Schaltkreisen, denn sie führten momentan zu nichts. Er musste handeln. Allerdings fiel ihm gerade nicht ein, wie er die Lage zu seinen Gunsten noch ändern könnte.

Verbittert betrachtete er die riesigen Aggregate aus grünglänzendem Metall, in die er so viel Hoffnung gesetzt hatte. Die breiten Maschinentürme besaßen eine asymmetrische Ausrichtung, sodass jeder Blick von den nachfolgenden Apparaturen eingefangen wurde. Beeindruckend ragten die turmhohen grünen Maschinen in den feuerroten Himmel dieses Gesteinsplaneten, den er launisch Lonleystone getauft hatte.

Über der Anlage wölbte sich eine mehrere Hundert Meter hohe Kuppel, die aus zwölf offenen, ebenfalls grünmetalllegierten Bögen bestand. Ein Netz aus dünnen Röhren und Leitungen verband diese Konstrukte miteinander und verankerten sie am Boden. Wallende Lichterscheinungen verrieten, dass die Apparaturen auf Hochleistung arbeiteten – was kein Wunder war, denn der Transmitter spuckte unentwegt Wächtergestalten aus.

Kurtwoodharker bewegte sich unruhig auf dem Fleck. Wie könnte er es schaffen, trotz dieser ausweglos erscheinenden Lage, sein Ziel dennoch zu erreichen? Was musste er tun, damit die schwarzen Roboter nach ARKAN-12 gelangten und es in der Station zur allesentscheidenden Konfrontation mit der INSTANZ kam? Wie sollte er es während der dann losbrechenden Kämpfe schaffen, seinen menschlichen Körper zu retten, der dort verwahrt wurde? Und wann würde er dann endlich Kathy, Nell und Dylan wiedersehen?

»Du Narr!«, schimpfte er mit sich selbst. »Du kannst froh sein, wenn du unbeschadet aus diesem Schlamassel herauskommst. Deine grandiosen Pläne kannst du bis dahin alle vergessen!«

»Wovon redest du?«

Kurtwoodharker zuckte innerlich zusammen. Sein Wächterkörper aber rührte sich keinen Millimeter. Er war so aufgewühlt gewesen, dass er seiner Verzweiflung ungewollt laut Ausdruck verliehen hatte. Und da diese von Stein- und Felswüsten bedeckte tote Welt dennoch über eine dünne Atmosphäre verfügte, hatte er dabei Schallwellen generiert. Und die hatte ausgerechnet die Kommandoeinheit der schwarzen Roboter aufgeschnappt, die ihn zum Portal begleitet hatten.

»Ich frage dich noch einmal: Wovon redest du?«

Jeder Anschein von Schwäche oder Ungereimtheit hätte Kurtwoodharkers Ende bedeutet. Scheinbar gelassen deutete er auf das Schlachtgetümmel. Energieentladungen zuckten wie Wetterleuchten über die Kämpfenden hinweg. Pilzförmige Explosionen schleuderten schwarze Roboter und Wächter gleichermaßen empor.

»Ich rede von unserem gemeinsamen Vorhaben«, behauptete er dreist. »Und ich frage mich, warum du nicht gegen diese Metallungetüme vorgehst?«

»Das tust du auch nicht«, merkte die Kommandoeinheit an.

»Weil ich im Gegensatz zu dir nicht einfach durch eine andere Maschine ersetzt werden kann, wenn ich falle!«, schrie Kurtwoodharker den Roboter an.

»Womöglich bist du gar nicht so unersetzlich, wie du glaubst«, gab die Maschine kalt zurück.

Unwillkürlich nahm Kutwud eine lauernde Haltung ein. Das Geschehen beim Transmitter hatte sein Gegenüber offenbar misstrauisch gemacht. Womöglich witterte es sogar Verrat.

Plötzlich traf ein Lichtblitz den Kopf des schwarzen Roboters. Der Kampfstrahl war vom Kampfgebiet herübergezuckt und löste den getroffenen Metallschädel explosionsartig in Energie auf.

Kurtwoodharker stellte ein Bein nach hinten aus, damit die Druckwelle ihn nicht umwarf. Gehetzt richtete er seine Sensoren nach dem Schützen aus, um schnell regieren zu können, sollte dieser auch ihn aufs Korn nehmen. Aber wer immer die Kommandoeinheit ausgeschaltet hatte, war inzwischen mit anderen Kampfhandlungen beschäftigt, sodass für Kutwud keine akute Gefahr bestand.

»Du solltest besser verschwinden«, murmelte er, wobei er sich diesmal allerdings sicher war, dass er nicht gehört wurde. Unschlüssig spähte er zu den Keilschiffen der Schwarzen Macht hinüber. Die Raumer parkten mehrere Hundert Meter entfernt in Formation. Vor den keilförmigen Schiffen standen die schwarzen Roboter in dichtgedrängten Reihen, und weitere marschierten die Rampen der Schiffe hinab. Eine der Hundertschaften setzte sich in diesem Moment Richtung Kampfgeschehen in Bewegung. Die übrigen aber verharrten.

Worauf die Roboter warteten und warum sie sich nicht geschlossen den Tausenden Wächtern entgegenwarfen, war Kurtwoodharker ein Rätsel. Für ihn stand allerdings fest, dass es nicht klug wäre, sich den Keilschiffen zu nähern und dort Schutz zu suchen. Es hatte ganz den Anschein, als wäre er in der Gunst der Schwarzen Macht gesunken.

Er hielt es sogar für wahrscheinlich, dass man ihm nicht friedlich begegnete, wenn er sich den Robotern jetzt näherte. Das unfreundliche Verhalten der Kommandoeinheit ließ dahingehend kaum Deutungsspielraum zu, und ein unnötiges Risiko wollte er nicht eingehen.

Am besten war, abzuwarten, wie die Lage sich entwickelte, entschied er. Doch als er sich jetzt nach einem geeigneten Versteck umsah, in dem er für unbestimmte Zeit ausharren konnte, stellte er beunruhigt fest, dass es zwei Wächtern gelungen war, die Linie der schwarzen Roboter zu durchbrechen.

Und wie es den Anschein hatte, rannten sie direkt auf ihn zu!

Ohne Zögern wirbelte Kutwud herum und ergriff die Flucht. Dabei schlug er eine Richtung ein, die ihn so weit wie möglich von den Keilschiffen der Schwarzen Macht und dem Portal wegführte.

*

Um seine Verfolger zu verwirren, wechselte Kurtwoodharker die Farbe seines goldenen Wächterkörpers. Er ließ ihn grau erscheinen wie den felsigen Untergrund, über den er hinwegeilte. Außerdem bildete er zwei zusätzliche, spinnenbeinartige Extremitäten aus, um schneller seine Laufrichtung ändern und den Kampfstrahlen ausweichen zu können, mit denen ihn die Wächter unaufhörlich beharkten.

Während er nach hinten sondierte, um früh genug zu registrieren, wann auf ihn geschossen wurde, stellte er fest, dass die ihn verfolgenden Wächter ihre Gestalt nicht anpassten. Noch immer hatten sie die typische Kampfgestalt inne und die Enden ihrer Arme mit der Standardbewaffnung bestückt.

Fantasielos, urteilte Kutwud geringschätzig.

Kurz sondierte er zum Schlachtfeld hinüber, in das sich das dem Arkan-Sender vorgelagerte Gelände unlängst verwandelt hatte. Mit einigem Befremden stellte er fest, dass sämtliche aus dem Erfassungsbereich hervorgekommenen Wächter ausnahmslos ihre klassische Kampfgestalt innehatten. Ihre Gestalt zu variieren, um sich einen Vorteil in der Auseinandersetzung zu verschaffen, kam ihnen offenkundig nicht in den Sinn.

Im selben Moment, da er sich fragte, was das für einfältige Bewusstseine sein mussten, mit denen diese Wächterkörper bestückt worden waren, stieg in ihm der vage Verdacht auf, dass diese Tofiritgestalten womöglich gar keine biologischen Komponenten beinhalteten.

Wenige Sekunden später machte er eine weitere, bemerkenswerte Entdeckung. Inzwischen hatte er sich ein wenig mehr als zwei Kilometer von den grünen Maschinentürmen entfernt, und als würden ihre Kräfte sie verlassen, begannen seine Verfolger plötzlich zu straucheln und zu wanken. Ihre Geschwindigkeit verlangsamte sich deutlich, während sie ungelenk einen Metallfuß vor den anderen setzten. Die Bewegungen ihrer Arme wirkten abgehackt, und als einer der Wächter erneut einen Kampfstrahl abfeuerte, jagte die Energielanze hoch in den Himmel hinauf und verschwand wirkungslos in den Weiten des Alls.

Schließlich blieben die Wächter stehen, ihre Gliedmaßen ruckten und zuckten unkontrolliert. Es schien, als würden sie gegen ein unsichtbares Hindernis ankämpfen, das sie am Weiterkommen hinderte. Dann, von einem Moment auf den anderen, drehten sie sich unvermittelt um und marschierten in die entgegengesetzte Richtung davon.

Kurtwoodharker glitt hinter einen mehrere Meter hohen Felsbrocken und beobachtete die beiden Tofiritgestalten aus dieser Deckung heraus argwöhnisch. Deren Bewegungen wirkten nun wieder geschmeidig und kraftvoll. Sie dachten aber nicht länger daran, ihrer Zielperson nachzusetzen. Stattdessen beeilten sie sich, zum eigentlichen Kampfgeschehen zurückzukehren.

Kutwud gab die Anpassungen seines Körpers auf und verwandelte sich in den goldfarbenen humanoiden Roboterähnlichen mit dem gesichtslosen Schädel zurück.

»Das sind alles Zombiewächter«, flüsterte er in plötzlicher Erkenntnis, musste sich dann aber sofort selbst verbessern, denn diese Tofiritgestalten hatten im Grunde nicht sehr viel mit den etwa eintausend von der verrückten INSTANZ von ERRON-2 geschaffenen Wächtern gemein. Die waren nämlich mit ungeeigneten Kandidaten bestückt worden und standen unter direktem Befehl der entarteten INSTANZ. Als diese INSTANZ schließlich durch eine neue ersetzt wurde, starben die Bewusstseine der Zombiewächter ab. Sie hörten auf zu existieren und stellten nicht länger eine Bedrohung für andere dar …

»Dennoch kann man diese eintönigen Wächter, die die INSTANZ von ARKAN-12 jetzt tausendfach nach Lonleystone entsendet, als nichts anderes als Zombies betrachten«, bekräftigte Kurtwoodharker für sich. Seine Beobachtungen ließen nach seinem Dafürhalten keinen anderen Schluss zu, als dass diese Wächter alle unbeseelt waren. Ihre Fantasielosigkeit stellte nur ein Indiz dafür dar, ihr starkes zahlenmäßiges Auftreten ein weiteres.

Dass es außer den ihm bekannten Wächtern noch etliche andere gab, daran zweifelte Kutwud in keiner Weise. Aber so viele? Das massenweise Auftreten der Tofiritgestalten deutete seiner Meinung darauf hin, dass die INSTANZ von ARKAN-12 sie aus irgendeinem Bunker, in dem Rohlinge verwahrt wurden, hervorgeholt hatte, um sie in den Kampf zu werfen.

Kurtwoodharker schüttelte innerlich den Kopf. Das waren keine Individuen, die da gegen die Roboter der Schwarzen Macht vorgingen. Das waren seelenlose Maschinen, die ohne Ausnahme von ein und derselben Quelle gesteuert wurden: von der INSTANZ von ARKAN-12!

Dass dies so sein musste, dafür sprach das rätselhafte und an Fehlfunktionen erinnernde Gebaren, das seine Verfolger vorhin an den Tag gelegt hatten. Offenbar war die Reichweite der Fernsteuerung, mit der diese Roboter gelenkt wurden, begrenzt. Sie funktionierte fehlerfrei nur in relativer Nähe zur Grünen Technologie und natürlich auch innerhalb von ARKAN-12 selbst.

Kurtwoodharker seufzte innerlich. Die Wächterstation war für ihn momentan unerreichbar.

Aber er würde warten. Irgendwann mussten die Roboter der Schwarzen Macht die Oberhand gewinnen und den Weg nach ARKAN-12 für ihn ebnen. Die geheimnisvollen Schattenwesen waren ein hochtechnologisiertes Sternenvolk und standen auf der Entwicklungsstufe zweifellos über den Worgun. Es war folglich nur eine Frage der Zeit, bis die schwarzen Roboter über die Zombiewächter obsiegten. Bis dahin würde ihm auch eine Möglichkeit einfallen, sich mit ihnen wieder gut zu stellen. Bisher hatte er es immer irgendwie geschafft, metaphorisch gesprochen, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Und so würde es auch diesmal geschehen.

Wächter Kutwud nahm eine bequemere Körperhaltung ein, was eigentlich unnötig war, ihm aber das Gefühl gab, dass es ihm nichts ausmachte, sich auf eine längere Wartezeit einzurichten. Müßig ließ er seine Wächtersinne über die Landschaft schweifen, wobei er sich absichtlich von dem für ihn vorhersehbaren Kampfgeschehen abwandte.

So weit der Erfassungsbereich seiner künstlichen Sinne reichte, breitete sich eine Wüste aus Felsen, Steinen und Sand um ihn herum aus. Kantige Felsblöcke, kilometerweite Schutthalden und wie wahllos hingestreute Gesteinsbrocken bestimmten das Bild unter diesem schwach rötlichen Himmel.

Nichts wies darauf hin, dass es auf dieser erstarrten Welt Wasser geben könnte.

Primitives Leben hatte sich auf Lonleystone ebenfalls in keiner Weise entwickeln können. Die dünne Atmosphäre aus anorganischen Gasen war von Feinstaub durchsetzt und frostig kalt. Eine lebensfeindliche Umgebung, wie sie auf zahllosen Planeten zu finden war, die außerhalb der habitablen Zone ihres Zentralgestirns ihre Bahnen zogen.

Dass sich der Status auf Lonleystone kürzlich geändert hatte und der Planet Besuch aus dem All erhalten hatte, davon zeugte der über die Felsen geisternde Widerschein der Kampfstrahlen, die auf dem Schlachtfeld tausendfach eingesetzt wurden.

Kurtwoodharker gab einen unwilligen Laut von sich. Diese öde Welt bot ihm keine Zerstreuung. Ganz im Gegenteil, sie wirkte trostlos und deprimierend und drohte unschöne Gedanken in ihm hervorzurufen. Die Einöde nötigte ihn förmlich, Vergleiche mit seinem Leben anzustellen. Und dies war etwas, das er nicht zulassen konnte.

Unwillig wandte er sich dem Kampfgeschehen zu. Und was er nun auf dem Schlachtfeld zu sehen bekam, gefiel ihm ganz und gar nicht.

*

Hektisch sondierte Kurtwoodharker mit seinen künstlichen Sinnen die Umgebung des Portals ab. Die Hundertschaften aus schwarzen Robotern hatten die Anlage aus Grüner Technologie von allen Seiten eingekreist. Diese Strategie führte zwar dazu, dass die Zombiewächter in unterschiedliche Richtungen ausschwärmen mussten, um dem Feind zu begegnen, dünnte auf der anderen Seite aber die Schlagkraft der Schwarzen Macht aus. Kutwud glaubte seinen »Augen« nicht zu trauen, als er all die zerstörten schwarzmetallenen Kadaver der niedergestreckten Roboter erblickte, die überall verstreut herumlagen.

Dass sich unter den Trümmern auch die rötlichen Überreste von Wächtern befanden, war da nur wenig tröstlich, denn die kamen vergleichsweise selten vor.

Beunruhigt kam Kurtwoodharker hinter seiner Deckung hervor. Fassungslos sondierte er das Kampfgebiet mit seinen Sinnen.

In diesem Moment wurde eine der schwarzen Hundertschaften von einer Welle aus etwa eintausend Zombiewächtern förmlich überrollt. Das Strahlengewitter in dieser Sektion verebbte, und die freigewordenen Kräfte der INSTANZ schwärmten zu den Seiten aus, um in die Flanken der schwarzen Roboter einzufallen, die in der Nähe dem Ansturm aus dem Transmitter standzuhalten versuchten.

Ein gewaltiger Explosionspilz wuchs etwa einhundert Meter von der grünen Konsole entfernt in die Höhe. Kutwud jubelte innerlich, denn für ihn bestand kein Zweifel, dass dieser enorme Schlag von den Schergen der Schwarzen Macht ausgeführt worden war. Angestrengt versuchte er mit seinen Sensoren, die wallenden Massen aufgewirbelten Staubes zu durchdringen. Schemenhaft zeichneten sich die zu Hunderten hingestreckten Körper in den Staubwolken ab.

Kurtwoodharker, der zu wissen glaubte, welche Waffe diese enorme Explosion ausgelöst hatte, drehte den Kopf, um zu den würfelförmigen Aggregaten hinüberzusehen, die die Arbeitsroboter der Schwarzen Macht dort aufgebaut hatten. Bei den ineinandergefügten Bauteilen handelte es sich um eine der hochentwickelten Waffen der Schattenwesen. Zu Kutwuds Befremden ließen sich bei diesen Apparaturen keine ungewöhnlichen Energiesignaturen nachweisen. Aber eine solche hätte unweigerlich zurückbleiben müssen, wenn diese Waffe eingesetzt worden wäre. Die Würfel schienen energetisch tot. Es war schwer vorstellbar, dass diese Waffe kürzlich abgefeuert worden war.

»Was geht hier vor sich?« Irritiert richtete Kurtwoodharker seine Aufmerksamkeit auf die Keilschiffe. Aber auch die Waffen dieser bedrohlich erscheinenden Raumer waren offenkundig nicht eingesetzt worden.

Vielleicht, weil Gefahr bestand, dass die eigenen Maschinen im Gefechtsfeuer zerstört wurden, überlegte Kutwud.

Nur noch vereinzelt eilten schwarze Roboter die Rampen der Keilschiffe hinab, um sich vor den Raumern zu Kampfeinheiten zu sammeln. Die Reserven der Schiffe schienen bereits bedenklich geschrumpft zu sein, sodass kaum noch Roboter entbehrt werden konnten.

Erst kürzlich hatte sich eine weitere Hundertschaft Richtung Arkan-Portal in Marsch gesetzt, wie Kutwud nun bemerkte. Die schwarzen Roboter hielten auf die dem Landefeld zugewandte Frontlinie zu. Eine Verstärkung war dort auch bitter nötig. Die gewaltige Explosion hatte nämlich alle dort agierenden Maschinen restlos zerstört. Und diesmal überwog die Anzahl der gefallenen Zombiewächter die der schwarzen Roboter. Aber das stellte für die Übermacht der aus dem Transmitter nachströmenden Maschinen keinen Nachteil dar.

Der Quell, aus dem die Zombiewächter entsprangen, schien unerschöpflich.

Schon prallten die Fronten der Kontrahenten aufeinander. Ein unüberschaubares Hauen und Stechen, durchsetzt vom Flackern der unterschiedlichsten Kampfstrahlen, setzte ein. Für einen Moment sah es so aus, als würden die schwarzen Maschinen die rötlichen Drei-Meter-Kolosse zurückdrängen. Aber dann zeichnete sich doch ab, dass die schwarzen Roboter unterliegen würden. Bald war von der Hundertschaft nur ein Dutzend geblieben, und das wurde von den Zombiewächtern jetzt gnadenlos niedergemacht.

Hätte Kurtwoodharker jetzt eine Unterlippe aus Fleisch und Blut besessen, er hätte sie zwischen die Zähne gezogen, um nervös darauf herumzukauen. Eine ungeheuerliche Erkenntnis machte sich in ihm breit. Eine Erkenntnis, die so erschütternd war, dass er nicht umhinkonnte, sie laut auszusprechen, weil es für ihn unerträglich gewesen wäre, sie still in seinen Schaltkreisen rotieren und zu einer monströsen Einsicht anwachsen zu lassen.

»Die Zombiewächter sind den schwarzen Robotern überlegen!«, krächzte er.

Benommen taumelte er einen Schritt zurück, so sehr setzte ihm die Enttäuschung zu.

Plötzlich bereute er es, sich mit der Schwarzen Macht eingelassen zu haben. Es war ein Fehler gewesen, davon auszugehen, dass die Schattenwesen ein hochtechnologisiertes Sternenvolk darstellten, dem sogar die Worgun nichts entgegenzusetzen hatten. Die Roboter kämpften verbissen und setzten den Drei-Meter-Kolossen der INSTANZ ordentlich zu, keine Frage.

Dennoch ließ sich nicht übersehen, dass die Schwarze Macht den Worgun im Grunde doch nicht das Wasser reichen konnte.

Sogar die Strategie, die die Schwarze Macht während dieser Schlacht verfolgte, erschien Kutwud rückständig. Die Aufteilung und Positionierung der Kampfroboter forderte die INSTANZ von ARKAN-12 zwar dazu heraus, noch mehr der von ihr gesteuerten Zombiewächter durch den Transmitter nach Lonleystone zu schicken. Doch dadurch wuchs ihre Übermacht nur zusätzlich. Eine Übermacht, an der die wenigen schwarzen Roboter, die jetzt noch zu kämpfen fähig waren, über kurz oder lang zwangsläufig scheitern mussten.

Einmal mehr wunderte sich Kurtwoodharker, warum die schwarzen Roboter in Anbetracht ihrer prekären Lage nicht ihre auf dem Planeten aufgebaute Wunderwaffe einsetzten oder zumindest die Bordwaffen ihrer Keilschiffe sprechen ließen.

Aber nichts dergleichen geschah, was ihn maßlos zu ärgern anfing.

»Dann werde ich das eben selbst in die Hand nehmen!«, entschied er zornig. »Irgendwie wird es mir schon gelingen, diese angebliche Wunderwaffe zu aktivieren und gegen die Zombiewächter zu richten.« Er lächelte still in sich hinein und dachte, dass eine solche Aktion sein Ansehen bei den schwarzen Robotern womöglich wieder steigen lassen würde.

Entschlossen, das sinnlose Warten aufzugeben, an dessen Ende nur das Scheitern seiner Verbündeten stehen konnte, sprintete er los.

*

Auf halber Strecke zu seinem Ziel drosselte Kurtwoodharker das Lauftempo. Zur selben Zeit erreichten die ersten Zombiewächter die Keilraumer der Schwarzen Macht. Mehrere Dutzend der Drei-Meter-Kolosse stürmten die Rampe empor, nachdem sie die Handvoll schwarzen Roboter, die den Zugang bewacht hatten, niedergemacht hatten.

Kutwud wechselte in langsamen Spazierschritt und beobachtete, wie aus dem Schott des belagerten Raumschiffs plötzlich dichter Qualm drang. Kurz darauf erschütterten Explosionen den Rumpf, und die Keilspitze platzte auf. Eine haushohe Feuerlohe wallte aus dem so entstandenen Loch und verpuffte.

Unschlüssig blieb Kurtwoodharker stehen. Viele Hundert Zombiewächter hatten sich inzwischen auf den Weg zu den Keilschiffen gemacht, und als sie sie erreichten, stürmten sie die Rampen hinauf.

Im nächsten Moment verging das zuerst geenterte Schiff in einer ominösen Explosionswolke. Kutwud war sich sicher, dass keiner der Wächter den Raumer zuvor verlassen hatte. Sie mussten sich zusammen mit dem Keilschiff in die Luft gesprengt haben. Dieses kamikazeartige Vorgehen gab ihm zu denken, und er fragte sich, ob die gewaltige Explosion in der Nähe der Grünen Technologie nicht auch auf diese Weise zustande gekommen war.

Noch immer strömten Zombiewächter aus dem Transmitter. Die um die Anlage verbliebenen schwarzen Roboter kämpften zweifellos auf verlorenem Posten. Aufzugeben oder die Flucht zu ergreifen, kam ihnen jedoch nicht in den Sinn. Sie kämpften, bis die Drei-Meter-Kolosse ihnen den Garaus machten.

Erneut verging ein Keilraumer in einer Explosion. Im Widerschein der kurz auflodernden Feuersbrunst sah Kutwud, dass sich etliche der schwarzen Roboter um ihre vermeintliche Wunderwaffe gescharrt hatten. Diese zu beschützen, schien der Schwarzen Macht anscheinend dringender geboten, als für die Unversehrtheit der Keilschiffe zu sorgen. Die Waffe einzusetzen, stellte offenbar aber weiterhin keine Option dar, denn auch jetzt war kein Energieanstieg in den Quadern festzustellen.

»Verdammt!«, fluchte Kutwud. Er hatte zu lange gezögert. Sein Vorhaben, die Wunderwaffe zu aktivieren und einzusetzen, war jetzt nicht mehr durchführbar. Es sei denn, er wollte riskieren, den Zombiewächtern in die Arme zu laufen, die zu Hunderten auf die Wunderwaffe zuströmten. Sollte ihm dennoch der Durchbruch zu der Apparatur gelingen, stand die Frage offen, wie die schwarzen Roboter auf sein Ansinnen reagieren würden, die von ihnen beschützte Maschine einzusetzen.

»Was jetzt?« Er stampfte mit seinem Metallfuß auf, wobei er etliche Steine unter seiner Sohle zu Staub zermahlte. Sein ursprünglicher Plan war gescheitert, und auch sein davon abweichendes Vorhaben ließ sich nicht in die Tat umsetzen. Wie also sollte er jetzt noch aus dieser Misere herauskommen?

Hektisch sah er sich um. Etwas Gutes hatte diese vertrackte Lage dennoch: Die Zombiewächter und die schwarzen Roboter waren so sehr miteinander beschäftigt, dass der goldene humanoide Roboter, der unschlüssig am Rand des Geschehens herumlungerte, von ihnen nicht beachtet wurde. Vonseiten der Schwarzen Macht konnte Kutwud nichts mehr erwarten; ihre Roboter kämpften auf Lonleystone einen vergeblichen Kampf. Wenn sie besiegt worden waren, würde es auch ihm an den Kragen gehen, daran bestand kein Zweifel.

Das Einzige, was ihm jetzt noch blieb, war die Flucht nach vorn. Und »vorn« war in diesem Fall die Anlage der Grünen Technologie, die er hatte entstehen lassen – und das Arkan-Portal. Wenn er die Steuerkonsole erreichte, schaffte er es vielleicht, den Transmitter umzuprogrammieren und sich von diesem toten Planeten und dem sich auf ihm abspielenden Fiasko abzusetzen. Unter den gegebenen Umständen nach ARKAN-12 vorzustoßen, wäre einem Selbstmordkommando gleichgekommen. Daher erschien es ihm geboten, vorerst ein Ausweichziel anzusteuern.

*

Als Erstes änderte Kurtwoodharker erneut die Farbe seines Wächterkörpers. Der goldene Schimmer verblasste und hervor trat das ursprüngliche Tofiritrot der Wächter. Anschließend ließ er seine Gestalt auf drei Meter anwachsen. Jetzt war er von den Zombiewächtern äußerlich nicht mehr zu unterscheiden. Ob diese rein optische Anpassung ausreichte, die ferngesteuerten Maschinen zu täuschen, würde er in Kürze herausfinden.

Aus dem Stand beschleunigte er und brachte es innerhalb weniger Sekunden auf Sprintgeschwindigkeit. Staubwolken wirbelten unter seinen Metallfüßen auf, und als ihm einer der Zombiewächter zu nahe kam, trennte er ihm im Laufen den Schädel vom Rumpf, wofür er den rechten Unterarm blitzschnell in eine Klinge verwandelte.

Der Abstand zu den kolossalen Maschinentürmen der Grünen Technologie schrumpfte rasch. Allerdings musste er jetzt einen Bogen um eine versprengte Einheit der schwarzen Roboter machen. Zwar war er momentan der einzige Drei-Meter-Koloss, der sich auf die gewaltige Maschinerie des Arkan-Portals zubewegte, anstatt sich von ihr zu entfernen, aber er bezweifelte, dass die Roboter der Schwarzen Macht deshalb darauf verzichten würden, ihn anzugreifen.

Erneut kam ihm ein Zombiewächter in die Quere. Hastig verwandelte er seine Schulter in einen Amboss und rammte ihn der Maschine ungebremst vor die Brust.

Als hätte eine Explosion ihn erfasst, riss es den Wächter von den Beinen. Rücklings stürzte er zu Boden, Gesteinsbrocken und Staub spritzten zu den Seiten weg.

Hastig setzte Kutwud seinen Weg fort. Es trennten ihn jetzt nur noch etwa einhundert Meter von den grünen Maschinentürmen, die den Transmitter generierten. Aus dem kamen nach wie vor Zombiewächter hervor. Und ein Dutzend von denen marschierte jetzt direkt auf ihn zu.

Kurtwoodharker stoppte seinen Lauf und nahm eine Abwehrhaltung ein, um dem Ansturm der Maschinen zu begegnen. Die aber schienen es gar nicht auf ihn abgesehen zu haben. Stattdessen wichen sie zu den Seiten aus und marschierten im Gleichschritt an ihren in lauernder Haltung dastehenden Kameraden vorbei.

Verwundert richtete sich Kutwud auf. »Sie ignorieren mich«, flüsterte er befreit. Er ließ es auf einen weiteren Versuch ankommen und rannte jetzt direkt auf mehrere Zombiewächter zu, die kürzlich aus der Lichtsäule hervorgekommen waren. Die Maschinen passten ihre Laufrichtung augenblicklich an und zogen im nächsten Moment an ihm vorbei.

Kurtwoodharker triumphierte innerlich. Das ist einfacher, als ich gedacht habe!, frohlockte er.

Er passte sein Laufverhalten der neuen Situation an. Es war nun nicht länger nötig, den Zombiewächtern auszuweichen. Und schwarze Roboter, denen er aus dem Weg gehen musste, hielten sich in dem vor ihm liegenden Bereich auch keine mehr auf. Er konnte sein Ziel jetzt direkt und ohne Umwege ansteuern: die grüne Stele mit dem Bedienfeld für den Transmitter.

Kutwud konnte sein Glück kaum fassen. In Kürze würde er vor der Konsole stehen und die Verbindung von ARKAN-12 nach Lonleystone unterbrechen. Anschließend würde er einen neuen Durchgang öffnen: eine Transmitterverbindung nach Terra. Beim Titicacasee würde er aus der Lichtsäule der verborgenen Grünen Technologie heraustreten und vorläufig in Sicherheit sein.

Wie es danach für ihn weiterging, konnte er sich dann in Ruhe überlegen. Er sah sich bereits am Ufer des knapp vier Kilometer über dem Meeresspiegel liegenden Süßwassersees stehen, um seine Wächtersinne über die gewaltige, blaublitzende Wasserfläche schweifen zu lassen …

Abrupt rissen seine Gedanken ab. Ein Gegenstand war zwischen seine Beine geraten. Dieses Hindernis war so unerwartet erschienen, dass Kurtwoodharker keine Gelegenheit blieb zu reagieren. Er stürzte der Länge nach hin, und als seine Sensoren erfassten, was ihn zu Fall gebracht hatte, stieß er vor Überraschung einen schrillen Laut aus.

Ein paar Schritte entfernt von ihm stand ein Wächter. Dessen linker Arm lief in einer mehrere Meter langen Stange aus Tofirit aus. Diese Stange hatte er Kutwud zwischen die Beine gestoßen und dessen Lauf gestoppt.

*

Kurtwoodharker sprang auf die Beine. Irritiert stellte er fest, dass drei weitere Wächter auf ihn zutraten.

Was soll das?, funkte er die rötlichen Maschinen an, die sich nun anschickten, ihn zu umzingeln. Müsst ihr denn nicht gegen die schwarzen Roboter kämpfen? Er deutete auf die feindlichen Maschinen, die in einiger Entfernung gegen mehrere Wächter kämpften.

Wächter Kurtwoodharker, wurde ihm erwidert. Wir fordern dich auf, dich uns zu ergeben!

Für einen Moment war Kutwud wie vor den Kopf gestoßen. Dann überwand er den Schock und reagierte ohne Zögern. Erneut ließ er die Klinge entstehen und führte einen Schlag gegen den ihm am nächsten stehenden Wächter, um ihm den Kopf abzuschlagen. Dieser parierte den Hieb allerdings, indem er seinen Arm schildförmig ausbildete. Kutwuds Klinge glitt über das gehärtete Metall seines Gegenübers und zischte über dessen Schädel hinweg. Im selben Moment hieb der Wächter mit dem anderen Arm gegen Kutwuds Bauchbereich. Die zu einer Kugel geformte Faust schlug eine tiefe Delle, und Kutwud knickte in der Körpermitte ein. Dennoch gelang es ihm, sich blitzschnell zur Seite zu werfen und so dem Keulenhieb zu entgehen, mit dem einer der anderen Wächter seinen Schädel hatte bedenken wollen.

Blitzschnell rollte Kutwud über den Boden und schleuderte mit einer zur Schaufel geformten Hand Sand und Staub empor, um die Sinne seiner Widersacher zu beeinträchtigen. Es war ihm längst klar, dass er es nicht mit Zombiewächtern zu tun hatte.

Die nächste Aktion eines der Drei-Meter-Kolosse bestätigte diese Einschätzung. Ein weit aufgefächertes Netz aus feingesponnenem Tofirit schoss durch die Staubwolke und senkte sich auf ihn. Dieses an Gladiatorenkämpfe erinnernde Vorgehen zeugte eindeutig von der kreativen Vorstellungskraft eines individuellen Kontrollbewusstseins.

Wer seid ihr?, sendete Kutwud eine Frage, während er das Netz mit den zahlreichen rotierenden Messerklingen zerfetzte, die er überall dort aus seinem Körper hatte wachsen lassen, wo das Netz ihn berührt hätte.

Ergib dich!, erhielt er zur Antwort.

Kurtwoodharker komprimierte seinen Körper zu einer kompakten Kugel, verpasste ihr einen Stoß und rollte zwischen den Beinen eines seiner Widersacher hindurch. Hinter dessen Rücken richtete er sich blitzschnell auf. Der Energieaufwand für diese Transformationen war erheblich, aber darüber machte sich Kutwud keine Gedanken. Was zählte, war, dass er seinen Feinden nicht in die Fänge geriet.

Der Wächter, hinter dessen Rücken er emporgekommen war, passte sich der neuen Situation gedankenschnell an, indem er seinen Körper vertikal umkehrte, ohne sich auch nur einen Millimeter vom Fleck zu rühren. Mit einem Mal war sein konturloses Antlitz Kutwud zugewandt, und ehe dieser sich versah, rammte ihm der Wächter das nashornähnliche Horn, das plötzlich auf dessen Stirn prangte, mitten ins konturlose Gesicht.

Der Schlag machte Kutwud für einen Moment benommen. Er taumelte rückwärts, während er sich fragte, was diese eigentlich unmögliche Irritation seiner Systeme ausgelöst haben könnte. Sein Gegenüber musste tiefgreifende Kenntnisse über seine momentane Anatomie verfügen, anders war es nicht zu erklären, wie er diese kurzzeitige Störung hatte hervorrufen können.

Wer seid ihr?, fragte er verstört. Normalerweise sollte er die Identität eines Wächters automatisch erfahren, doch aus irgendeinem Grund funktionierte die Identifizierung nicht. Einen Arm ließ er in einen Nadelstrahler und den anderen in einen Blaster umformen. Arlo, Simon, Tekaro … Doris?, sprach er die Tofiritgestalten mit den Namen der vier Wächter an, mit denen ihn ein gemeinsames Schicksal verband. Seid ihr das?

Die Wächter beantworteten seine Frage mit Schweigen.

Also gut, grollte er. Ihr habt es nicht anders gewollt!

Er löste den Blaster aus und fegte einen seiner Widersacher beiseite. Zeitgleich jagte er dem Wächter, der ihm das Horn in den Kopf gestoßen hatte, einen pinkfarbenen, überlichtschnellen Nadelstrahl entgegen. Im nächsten Augenblick trennte eine hauchdünne Schneide die Waffe von seinem Arm ab.

Letzte Aufforderung, tönte die fremde Wächterstimme in ihm auf. Ergib dich. Andernfalls können wir für nichts …

Die Stimme erstarb im selben Moment, da Kutwud den Wächter packte und mit beiden Armen emporhievte. Dann ließ er den tonnenschweren Metallkörper auf sein angewinkeltes Bein niederkrachen, dessen Oberschenkelvorderseite jetzt ein kettensägenartiges Konstrukt beherrschte, dessen rotierende Zähne sich in den Tofiritleib eines Gegners fraßen und ihn in der Mitte durchtrennten.

Dumpf schlugen die beiden Körperhälften neben Kutwud auf dem Boden auf.

»Wer von euch will der Nächste sein?«, schrie er, löste einen Haheurak-Impuls aus und sprang wie ein Raubtier auf den Wächter los, der ihm die Waffenhand abgeschlagen hatte.

*

Zu seinem grenzenlosen Erstaunen wich der Wächter mit einer fließenden Bewegung aus und rammte ihm, während er an ihm vorbeistolperte, einen Ellenbogen in den Rücken. Der Hieb beförderte Kutwud bäuchlings in den Staub. Dort blieb er einen flüchtigen Moment lang verwirrt liegen, denn er hatte keine Erklärung dafür, warum der Haheurak-Impuls bei seinen Widersachern keine Wirkung gezeigt hatte. Diese versteckte Funktion, die in Form eines Gedankenimpulses bei den Zielobjekten eine allumfassende Mentallähmung hervorrief, hätte seine Angreifer eigentlich handlungsunfähig machen sollen.

Das Haheurak wirkte nur zwischen Wächtern, und Kutwud wusste nicht einmal, ob diese Waffe in jeder Wächter-Programmierung enthalten war. Eines aber wusste er mit Sicherheit: Sein Wächterkörper verfügte über diese geheime Option. Warum sie ausgerechnet jetzt versagte, war ihm ein Rätsel.

Ein Rätsel, über das nachzugrübeln er jetzt keine Zeit mehr hatte, denn die drei übriggebliebenen Wächter stürzten sich geschlossen auf ihn.

Verzweifelte versuchte Kurtwoodharker, die Konsistenz seines Körpers zu verändern. Er wollte sich verflüssigen und zwischen den Händen seiner Angreifer hindurchrinnen wie Wasser. Aber das schaffte er nicht mehr.

Gezielt hackten die Wächter mit ihren Extremitäten, von denen sie jetzt Dutzende besaßen, auf seinen Körper ein. Tofiritnadeln drangen im Millisekundentakt tief in seinen künstlichen Metabolismus ein. Wie Akupunkturnadeln, die auf die Nervenmeridiane eines Lebewesens trafen, setzten diese präzise geführten Stiche Funktionsbereiche seines Systems außer Kraft. Knotenpunkte lösten sich unter den mit energetischen Impulsen verstärkten Einstichen auf.

Beunruhigt stellte Kutwud fest, dass die Bandbreite seiner körperlichen Wahrnehmung rapide abnahm. Er spürte seine Arme und Beine nicht mehr, ja, er hatte nicht einmal mehr einen Begriff davon, wie diese sich anfühlen sollten. Einen Finger zu rühren, geschweige denn diesen in irgendeiner Weise zu verformen und umzugestalten, war ihm nicht mehr möglich.

Als er seine Sinne jetzt auf diese Körperteile richtete, erkannte er befremdet, dass sie nicht mehr Teil seiner selbst waren. Wie Fremdkörper lagen seine Arme und Beine um seinen Torso herum verteilt. Und nicht nur das: Auch sein Schädel und Teilstücke seines Unterleibes hatten sich gelöst. Allerdings waren all diese Körperteile nicht brutal abgehackt oder weggerissen worden, sie schienen einfach von ihm abgefallen zu sein.

Der Vergleich mit einer abgelegten Ritterrüstung drängte sich ihm auf. Sein Wächterkörper schien aus zahlreichen Komponenten zu bestehen, die unter den Nadelstichen seiner Widersacher jetzt ihren Zusammenhalt verloren, sodass er in seine Einzelteile zerfiel. Mit jedem auf diese Weise erlittenen Verlust büßte er auch das Gefühl für diese Segmente ein. Es war, als verlöre er die Erinnerung daran, wie es war, vollständig und Herr über seinen Wächterkörper zu sein.

Das ist das Ende, dachte Kutwud. Mein Körper wird zerstört und ich sterbe!

Noch eine Weile wüteten die Wächter weiter, stachen ihn mit ihren energetisch verstärkten Nadeln. Schließlich blieb von seinem Wächterkörper nur der Teil intakt, der sein Bewusstsein beinhaltete.

Ergeben wartet Kurtwoodharker auf die Auslöschung seines Geistes durch die Hand seiner Feinde. Dabei dachte er sehnsuchtsvoll an seine Frau und seine Kinder, die er nun nie wiedersehen würde.

2.

Sieht so der Tod aus?

Diese Frage stellte sich Kurtwoodharker nicht zum ersten Mal, seit er das Empfinden für seinen Wächterkörper verloren hatte. Ein Außerhalb schien es für ihn nicht mehr zu geben. Jedenfalls war dort nichts, wo das andere eigentlich hätte existieren müssen. Nicht einmal Schwärze nahm er wahr.

Sein Bewusstsein schien von allem abgeschnitten, was nicht unmittelbar sein Selbst definierte. Und dieses Selbst beschränkte sich auf vage Erinnerungen an ein Leben, das er einst irgendwann geführt haben mochte.

Sieht so der Tod aus?

Kurtwoodharker konnte sich nicht entsinnen, wie oft er sich diese Frage in letzter Zeit gestellt hatte und wie viele Minuten, Stunden oder gar Tage dabei verstrichen waren. Was er ebenfalls nicht wusste, war, wie er diese Frage für sich in den Malen zuvor jeweils beantwortet hatte. Jetzt tendierte er jedenfalls dazu, diese Frage zu verneinen. Sein Bewusstsein existierte offenbar noch, wenn auch in einer minimalistischen Version. Es gab Erinnerungen, und irgendwie schien er auch fähig zu denken. Die Gedanken hatten allerdings keinen Bestand, sie verwehten und gingen nicht in seine Selbstwahrnehmung und somit auch nicht in seine Erinnerungen über.

Ich lebe, stellte er jetzt fast ein wenig trotzig für sich fest. Was immer mir zugestoßen ist, es hat mich nicht umgebracht. Sie haben mich nicht umgebracht!

Wer diese »sie« sein könnten, davon hatte er nur eine vage Vorstellung. Man hatte ihn erledigt, ausgeschaltet, aufs Abstellgleis gestellt, so viel war sicher!

Sieht so der Tod aus?, fragte er sich aufs Neue.

Während Kutwud begann, erneut über diese Frage nachzudenken, machten sich ein Dutzend Arbeitsroboter der Schwarzen Macht an der Wunderwaffe zu schaffen. Eine Hundertschaft schwarzer Kampfmaschinen schirmte die emsig an den schwarzen Quadern arbeitenden Roboter gegen den Ansturm der Zombiewächter ab.

Hätte Kutwud dieses Geschehen, das sich nur wenige Minuten nach seiner Niederlage zutrug, beobachten können, hätte er sich sehr gewundert. Diese Hundertschaft agierte nämlich weitaus effizienter und kompromissloser, als sie es zuvor in der Schlacht getan hatte. Dabei handelte es sich bei diesen schwarzen Robotern keineswegs um Exemplare einer Sondereinheit. Die Gruppe setzte sich lediglich aus intakt gebliebenen Maschinen zusammen, die das zurückliegende Gemetzel einigermaßen heil überstanden hatten. Es waren Überlebende, von denen etliche schwerwiegende Beschädigungen aufwiesen. Wie unter einem stummen Befehl hin hatten sie sich um die Wunderwaffe gescharrt und kämpften.

Und wie sie kämpften! Waren die schwarzen Roboter zuvor von der Übermacht der Zombiewächter reihenweise niedergemacht worden, so gelang denen dies jetzt nur noch in Ausnahmen. Für jede schwarze Maschine, die fiel, fanden Dutzende Wächter ihr Ende.

Würde Kutwud davon etwas mitbekommen, hätte er sich vermutlich gefragt, warum die schwarzen Roboter in der zurückliegenden Schlacht nicht mit derselben Effizienz vorgegangen waren, wie sie es jetzt taten. Doch stattdessen lautete die Frage, die er sich in diesem Moment stellte:

Sieht so der Tod aus?

Könnte Kurtwoodharker jetzt über seine Wächtersinne verfügen, hätte er nun einen rapiden Anstieg energetischer Schwingungen in der Wunderwaffe feststellen können. Was immer der Auftrag der Arbeitsroboter gewesen sein mochte, war jetzt anscheinend vollbracht. Die miteinander verschränkten Würfel erwachten zum Leben.

Wie hätte Kurtwoodharker jetzt jubiliert! Endlich kam die Wunderwaffe zum Einsatz!

Womöglich hätte er vor Erleichterung keinen Gedanken mehr darauf verwendet, eine Erklärung dafür zu finden, aus welchem Grund die Schwarze Macht so lange gezögert hatte, ihr ganzes Potenzial auszuspielen. Warum waren die schwarzen Roboter die ganze Zeit über mit verminderter Kampfkraft gegen die Zombiewächter vorgegangen? Warum blieb die Wunderwaffe so lange ungenutzt?

Waren diese Fragen nicht irrelevant, da die Wunderwaffe jeden Moment ihre zerstörerische Kraft entfalten und die Zombiewächter mit Salven vernichtender Kampfstrahlen eindecken würde?