Rescue Heroes – Defend my Dreams - Lia Harding - E-Book

Rescue Heroes – Defend my Dreams E-Book

Lia Harding

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Beschreibung

Die Begegnung mit dem wahnsinnig gutaussehenden FBI-Agenten Ayden stellt Jennas beschauliches Leben unvermittelt auf den Kopf. Obwohl sie ihn äußerst anziehend findet, wahrt sie Distanz, denn sein Ruf als Frauenheld schreckt sie ab.

Doch dann wird Ayden mit der brutalen Seite seines Jobs konfrontiert. Und da seine Feinde Jenna irrtümlich für seine Freundin halten, schwebt auch sie in Lebensgefahr. Gemeinsam begeben sie sich auf eine nervenzerreißende Flucht, die sie von den Bahamas bis nach Miami führt. Zu Aydens Erstaunen entpuppt Jenna sich dabei als unerschrockene Frau, die keine Lust auf die Opferrolle hat und nur zu gern den Spieß umdreht. Sie geraten in einen Strudel aus Intrigen und Verrat, und erst, als es fast zu spät ist, erkennt Ayden, wie viel Jenna ihm bedeutet.

Band 4 der spannend romantischen Rescue-Heroes-Reihe von Lia Harding.

Dies ist eine überarbeitete Neuausgabe. Der Roman ist zuvor bereits unter dem Titel "Verrat im Paradies" erschienen.

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Inhalt

CoverGrußwort des VerlagsÜber dieses BuchTitelPrologKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Kapitel 25Kapitel 26Kapitel 27Kapitel 28Kapitel 29Kapitel 30Kapitel 31Über die AutorinWeitere Titel der AutorinImpressum

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Über dieses Buch

Die Begegnung mit dem wahnsinnig gutaussehenden FBI-Agenten Ayden stellt Jennas beschauliches Leben unvermittelt auf den Kopf. Obwohl sie ihn äußerst anziehend findet, wahrt sie Distanz, denn sein Ruf als Frauenheld schreckt sie ab.

Doch dann wird Ayden mit der brutalen Seite seines Jobs konfrontiert. Und da seine Feinde Jenna irrtümlich für seine Freundin halten, schwebt auch sie in Lebensgefahr. Gemeinsam begeben sie sich auf eine nervenzerreißende Flucht, die sie von den Bahamas bis nach Miami führt. Zu Aydens Erstaunen entpuppt Jenna sich dabei als unerschrockene Frau, die keine Lust auf die Opferrolle hat und nur zu gern den Spieß umdreht. Sie geraten in einen Strudel aus Intrigen und Verrat, und erst, als es fast zu spät ist, erkennt Ayden, wie viel Jenna ihm bedeutet.

Eine spannende Lovestory

Prolog

Miami, Florida

»Zugriff!«, erklang die Stimme des Einsatzleiters in Aydens Headset. Er wechselte einen Blick mit Colin, der mit der Waffe im Anschlag auf die Eingangstür zielte. Colin nickte ihm zu, Ayden gab Pedro ein Zeichen, der trat vor und brach mit einer Ramme die Tür auf. Ayden warf die Blendgranate in den Raum, sie warteten die Explosion ab, dann stürmten sie in das Gebäude. Wie immer bei diesen Einsätzen beherrschte ihn auch heute eine fiebrige Erregung. Endlich würden sie die Bande auf frischer Tat ertappen und einen weiteren Teil dieses riesigen Drogensumpfs trockenlegen können.

Im Morgengrauen hatte ein Team, bestehend aus Agenten des FBI und der Drogenvollzugsbehörde, beobachtet, wie drei Lastwagen an einem Dock im Port Miami beladen wurden. Bei der Fracht handelte es sich um Rauschgift, das über die Bahamas in die Staaten geschmuggelt worden war. Hinter der Aktion steckte das Sinaloa-Kartell, eine der größten mexikanischen Verbrecherorganisationen. Die Agenten hatten die Fahrzeuge bis zu einem abgelegenen Firmengelände verfolgt, und nun stürmten mehrere SWAT-Einheiten das Gebäude.

Die Rauchschwaden wurden rasch dünner. Vor ihnen lag ein langer Flur, von dem nach beiden Seiten Türen abgingen. Manche standen offen, die meisten jedoch waren geschlossen. Mit Handzeichen bedeutete Ayden seinem Team, dass er und Colin die linke Seite übernehmen würden, während Pedro und Mike die Räume rechts durchsuchen sollten.

Sie rückten vor, sicherten sich gegenseitig, und überzeugten sich davon, dass sich niemand in einem der Büros versteckte.

Plötzlich ertönte Geschrei aus dem Raum, den Mike und Pedro gerade durchsuchten. Ayden warf einen Blick hinein. Sie hatten einen Mann gestellt. Während Pedro ihn mit seiner Waffe in Schach hielt, legte ihm Mike Handschellen an. Als er sah, dass seine Kollegen keine Unterstützung brauchten, nahm sich Ayden das nächste Büro vor.

Colin und er pirschten vorwärts, bis sie das Ende des Flurs erreichten, an dessen Stirnseite sich ebenfalls eine Tür befand, die mit zwei Riegeln gesichert war.

Genau wie eben, als sie sich Zutritt zu dem Gebäude verschafft hatten, sicherte Colin Ayden ab, indem er seine Waffe auf die Tür richtete.

Ayden zog die Riegel zurück und drehte am Knauf. Das Schloss klackte, und er öffnete die Tür einen Spalt. Ayden lauschte. Alles blieb ruhig. Vorsichtig schob er die Tür weiter auf und spähte in den stockfinsteren Raum. Ein unerträglicher Gestank nach ungewaschenen Leibern und Fäkalien schlug ihm entgegen. Ayden schaltete seine Taschenlampe ein und richtete den Lichtstrahl ins Innere. Direkt vor sich sah er lange Reihen mannshoher Regale, auf denen sich Kartons stapelten.

Ein Wimmern drang an seine Ohren, er schwenkte seine Lampe in diese Richtung und machte einen Schritt in den Raum hinein. Als er zwischen zwei Regalwänden hindurchspähte, entdeckte er in einer Ecke mehrere Mädchen und junge Frauen, die auf dem rohen Betonboden kauerten. Einige weinten leise, andere starrten ihn regungslos an. Bei dem Anblick entfuhr ihm ein gezischter Fluch.

»Was ist?« Colin tauchte neben ihm auf. »Verdammte Scheiße, das sind ja …«

»… noch halbe Kinder«, ergänzte Ayden. Er drehte sich um, suchte im Schein seiner Lampe nach einem Lichtschalter und entdeckte ihn in der Nähe des Türrahmens. Ayden drückte darauf, eine Neonröhre erwachte flackernd und knisternd zum Leben. »Sanitäter zu Team zwei«, sprach er in sein Headset. »Sofort.«

»Was ist bei euch los, Bennett?«, fragte der Einsatzleiter.

»Wir haben mehrere Gefangene gefunden.«

»Sind das Packer? Oder Mulis?«

»Nein. Alles junge Frauen und Mädchen in schlechter Verfassung.« Ayden überblickte die Gruppe. »Ich zähle neun Personen.«

Sein Vorgesetzter fluchte.

In der Zwischenzeit hatte Colin seine Waffe über die Schulter gehängt und näherte sich den Gefangenen. Ayden runzelte die Stirn. Wieso hielt er sich nicht an die Regeln? Sie hatten den Raum noch nicht gesichert, und eigentlich war es Colins Aufgabe, ihm Rückendeckung zu geben. Wie zur Bestätigung seines miesen Gefühls bemerkte er plötzlich eine Bewegung hinter dem Regal, an dem sein Kollege gerade entlanglief.

»Achtung!«, rief er im selben Moment, als ein Karton von einem der Regalböden gestoßen wurde. Ein Mann streckte seine Waffe durch die Lücke, richtete sie auf Colin und drückte mehrmals in rascher Folge ab.

Die Schüsse dröhnten in dem hohen Raum. Mit einem Schmerzensschrei packte Colin nach seinem Arm, dann stürzte er zu Boden. Ayden zielte auf den Schützen und feuerte. Der Mann gab einen erstickten Laut von sich, bevor er zusammenbrach.

Pedro und Mike stürmten herein. In einem Sekundenbruchteil erfassten sie die Lage, teilten sich auf und suchten zwischen den Regalreihen nach weiteren Angreifern, während Ayden neben Colin auf ein Knie sank. Blut strömte aus der Wunde in seinem Oberarm, und in seiner Schutzweste waren mehrere Einschusslöcher zu erkennen.

»Die Sanis sind unterwegs«, sagte Ayden.

Colin nickte mit zusammengebissenen Zähnen. »Dieser Scheißkerl«, zischte er.

»Das wird wieder, die Weste hat das Schlimmste abgehalten.« Ayden verkniff sich die Frage, warum Colin gegen die Regeln verstoßen hatte. Das konnten sie klären, wenn sein Kollege medizinisch versorgt worden war.

Er richtete sich auf, umrundete das Regal und näherte sich dem Schützen. Ein Blick auf dessen Stirn, in der ein Einschussloch klaffte, verriet ihm, dass für den Typen jede Hilfe zu spät kam. Aydens Bedauern hielt sich in Grenzen. Diese Leute waren skrupellos. Nicht nur, dass sie Unsummen mit dem Leid verdienten, das ihre Drogen verursachten, sie handelten auch noch mit Frauen. Er sah hinüber zu der Gruppe Mädchen. Schmutzig und mager wie sie waren, mussten sie sich seit Längerem in den Fängen der Bande befinden. Wut kochte in ihm hoch, und er schwor sich, diesen elenden Verbrechern das Leben zur Hölle zu machen.

Kapitel 1

Nassau, Bahamas

»Viktor hat dir tatsächlich einen Heiratsantrag gemacht?« Überrascht lehnte sich Jenna gegen die Anrichte in ihrer Küche.

»Ja.« Malia sah sie irritiert an. »Warum bist so baff? Wir lieben uns, wieso sollen wir da nicht heiraten?«

»So habe ich das nicht gemeint. Es ist nur … Viktor ist alles andere als der romantische Typ. Bei ihm hätte ich erwartet, dass er dich spontan zwischen zwei Terminen aufs Standesamt schleppt.«

Malia streckte den Arm aus und hielt ihr den funkelnden Verlobungsring unter die Nase. »Ich finde, das sieht sehr romantisch aus.«

»Du hast ja recht.« Jenna grinste. »Hat er wenigstens auf den Knien vor dir gelegen und um deine Hand angehalten?«

»Mhm … Vor mir gekniet hat er schon.« Ein verschmitztes Lächeln umspielte Malias Lippen.

»O bitte! Verschone mich mit den Details.« Jenna presste sich mit einer übertriebenen Geste die Hände auf die Ohren, bevor sie Malia umarmte. »Herzlichen Glückwunsch, Liebes, ich freue mich total für euch. Habt ihr eine große Feier geplant?«

»Natürlich. Wir werden alle einladen, die uns wichtig sind. Man heiratet schließlich nur einmal.«

»Ich will dir ja nicht deine Illusionen nehmen, aber heutzutage gehört eine Scheidung doch fast schon zum Alltag.«

»So ein Quatsch.« Malia erwiderte Jennas Grinsen, wurde jedoch rasch wieder ernst. »Viktor ist mein Traummann. Unsere Liebe ist für die Ewigkeit.«

»War nur Spaß. Ich wünsche dir von Herzen, dass ihr ein Leben lang glücklich miteinander seid.«

»Das weiß ich doch.« Malia berührte Jennas Arm. »Es gibt übrigens noch eine Neuigkeit. Kyra und Leon werden ebenfalls heiraten, am selben Tag wie wir.«

»Wow, das ist ja echt was Besonderes.« Kyra Bennett war Malias Jugendfreundin und lebte mit Viktors Bruder Leon Diakos zusammen. Die vier waren eng befreundet und verbrachten einen Großteil ihrer Freizeit miteinander. Die Doppelhochzeit würde die Verbindung der Paare ebenso besiegeln wie ihre Freundschaft.

»Die Trauungen finden auf Cat Island statt«, fuhr Malia fort. »Im Strandhaus von Kyras Familie. Die Location ist perfekt dafür.«

Jenna erinnerte sich an die Fotos vom Ferienhaus der Bennetts, das in einer einsamen Bucht direkt am Meer lag. Malia hatte sich dort im vergangenen Jahr vor einem Stalker versteckt. Auf Cat Island waren sie und Viktor sich nähergekommen und seitdem das glücklichste Liebespaar, das Jenna kannte.

»Das wird bestimmt wunderschön.« Sie seufzte. »So stelle ich mir eine Traumhochzeit vor.«

»Du kommst doch, oder? Trotz der weiten Anreise?«

»Was denkst du denn? Für deine Hochzeit würde ich bis zum Nordpol fahren.«

»Gut zu wissen.« Ein spitzbübisches Grinsen erschien auf Malias Gesicht. »Und würdest du auch meine Brautjungfer sein?«

Jenna schluckte, als sie den erwartungsvollen Schimmer in den Augen ihrer Freundin bemerkte. »Ich in einem Kleid? Womöglich noch in einer Pastellfarbe?«

»Super Idee. Wie wär’s mit rosa? Oder zartlila?«

»Oh ja, genau mein Geschmack. Ich färbe mir die Haare passend dazu und leihe mir Mrs Heffners Pudel.« Jennas Nachbarin beglückte ihre Zwergpudeldame regelmäßig mit sonderbaren Fellfarben.

»Kommt gar nicht infrage. Damit würdest du Kyra und mir garantiert die Show stehlen.« Malia kicherte. »Keine Sorge. Die Hochzeit findet am Strand statt. Alles ganz lässig. Viktor bekomme ich ohnehin niemals in einen Anzug, es war schon schwer genug, ihn zu überreden, wenigstens an diesem Tag auf seine heiß geliebten Tarnhosen zu verzichten.« Malias Miene nahm einen verträumten Ausdruck an. »Ich habe mir immer eine hawaiianische Hochzeitszeremonie gewünscht, und wir werden zumindest einige Elemente davon übernehmen.« Ihre Vorfahren stammten von Hawaii, und sie fühlte sich mit den jahrhundertealten Traditionen verbunden, obwohl sie den Großteil ihres Lebens auf den Bahamas verbracht hatte.

»Das passt zu dir.« Jennas Blick schweifte über Malias zierliche Gestalt mit den langen lackschwarzen Haaren und den dunkelbraunen Mandelaugen. »Ein schulterfreies Spitzenkleid und ein bunter Blumenkranz anstelle eines Schleiers. Ja, das würde zu dir passen.«

»Gute Idee, ich denke darüber nach.«

»Weißt du, was Kyra und Leon für ihre Zeremonie geplant haben?«

»Nein, Kyra tut sehr geheimnisvoll.«

»Okay. Und wann findet das Event statt?«

»In rund drei Monaten. Am dritten Wochenende im Juli, um genau zu sein. Ach, ich bin so aufgeregt!« Malia presste beide Hände auf ihr Herz und kicherte schon wieder.

Ein Auto fuhr auf die Parkfläche vor Jennas Haus, und sie warf einen Blick aus dem Fenster.

»Patty und Amber sind da«, sagte sie. »Die werden staunen.« Sie lief zur Eingangstür und öffnete, bevor ihre Freundinnen klingeln konnten. »Kommt rein, Malia hat euch was zu sagen«, sprudelte sie heraus.

Die beiden betraten die Küche, wo Malia mit vor der Brust verschränkten Armen an der Kochinsel lehnte und auf diese Weise ihren Verlobungsring verbarg.

»Hey Malia, was gibts denn so Aufregendes?«, fragte Amber.

»Hi, ihr Süßen.« Malia feixte. »Ich wette, darauf kommt ihr nie.«

»Ihr zieht weg«, sagte Patty. »Nach Montana, in eine Hütte im Wald.«

»Du redest vielleicht einen Unsinn.«

»Tu ich nicht. Bei Viktor muss man jederzeit auf das Schlimmste gefasst sein.« Patty grinste. »Für mein Empfinden ist er schon viel zu lange friedlich.«

Malia tippte sich an die Stirn. »Vergiss das doch endlich mal. Das ist ewig her.«

Zusammen mit seiner Karriere bei der Delta Force hatte Viktor seine abenteuerlustige Ader an den Nagel gehängt und ebenso seine raubeinige Art abgelegt.

»Du bist schwanger«, vermutete Amber.

»Ihr habt wirklich eine rege Fantasie.« Kopfschüttelnd sah Malia in die Runde. »Nein, bei uns geht es total bieder zu. Viktor und ich werden heiraten, am selben Tag wie Kyra und Leon.«

»Echt? Wow!« Amber fiel ihr um den Hals. »Herzlichen Glückwunsch. Das ist ja mal eine Überraschung. Und die Doppelhochzeit ist der Knaller. Aber jetzt zeig uns endlich deinen Ring.«

Malia streckte die Hand aus, und die beiden bewunderten den ovalen Brillanten, der mit Malias strahlenden Augen um die Wette funkelte.

»Gratulation.« Patty umarmte Malia ebenfalls. »Diesen Schritt hätte ich von Viktor niemals erwartet.«

»Jenna war auch total platt. Aber warum seid ihr so überrascht? Viktor ist nicht so unzivilisiert wie ihr denkt.«

»Stimmt. Er hat sich wirklich sehr gebessert in den letzten Monaten. Wenn ich an eure Anfangszeit zurückdenke …«

»Das ist gemein, Patty.«

»Wieso? Eigentlich wollte ich dir damit ein Kompliment machen.«

Malia verschränkte die Arme vor der Brust und kniff die Augen zusammen. »Echt ein tolles Kompliment!«

»Sei doch nicht gleich eingeschnappt. Viktor ist ein super Typ.«

»Ganz meine Meinung«, mischte sich Jenna ein. »Und nun sollten wir uns mit Malia freuen.«

»Hast du Sekt da?«, wandte sich Amber an sie und wechselte mit dieser Frage das Thema. »Ich finde, das muss gefeiert werden.«

»Apropos feiern. Was habt ihr geplant?« Patty sah Malia neugierig an.

Sie wiederholte, was sie Jenna Minuten zuvor erzählt hatte. »Ihr kommt doch auch nach Cat Island, oder?«, schloss sie.

»Klar. Ehrensache! Übrigens eine geniale Idee, auf der Insel zu heiraten. Falls einer der Herren in letzter Sekunde kalte Füße kriegt, kann er von dort nicht so einfach fliehen.« Patty kicherte, und Malia rollte mit den Augen.

»Für heute habe ich echt genug von deinen Sprüchen.«

»Lass mir doch den Spaß.« Patty schlang einen Arm um Malias Hals und diese knuffte sie in die Seite.

»Habt ihr überhaupt Lust auf Probe oder wollt ihr lieber feiern?«, fragte Jenna.

»Erst Probe, danach feiern«, schlug Malia vor. »Ich lade euch ein, aber wir müssen die neuen Stücke für den Gig am Samstag noch mal durchspielen.«

»Okay, dann gehen wir rüber.«

Der Proberaum der Black Roses befand sich in einem Anbau neben Jennas Wohnhaus. Sie spielten seit rund drei Jahren zusammen, ihre Band war in Nassau bekannt und beliebt. Fast jedes Wochenende traten sie in einem der Musikclubs, bei Open-Air-Veranstaltungen oder privaten Partys auf.

Patty nahm hinter dem Schlagzeug Platz, Amber und Jenna hängten sich ihre Gitarren um und schalteten die Verstärker ein, während Malia das Mikrofon ergriff. »Wir fangen mit Wish You Were Here an«, sagte sie.

Patty zählte die Takte und sie begannen zu spielen.

»Hast du dir schon ein Kleid ausgesucht?«, fragte Amber Malia, als sie zwei Stunden später in einer Bar saßen und Cocktails tranken.

»Nein. Kyra und ich schauen uns nächste Woche mal in einem Brautmodengeschäft um. Sie hat schon einen Termin ausgemacht.«

»Falls ihr eine Beratung braucht, begleite ich euch gern.« Amber, die ein Faible für Mode hatte, kümmerte sich seit ihrem Einstieg bei den Black Roses um ihre Bühnenoutfits.

»Danke für das Angebot, ich rede mit Kyra darüber. Ich denke, es ist ihr ganz recht, wenn du mitkommst. Wir sind beide keine Fashion-Queens.«

»Malia wollte mir ein Brautjungfernkleid in Rosa verpassen«, warf Jenna ein.

»Lila stand auch noch zur Auswahl.« Malia grinste. »Zusammen mit Mrs Heffners gefärbtem Pudel.«

Amber riss gespielt entsetzt die Augen auf. »Das ist ja furchtbar. Du bist kein Typ für Pastellfarben, Jenna. Zu dir passen Grün- oder Blautöne viel besser. Ich würde dich allerdings wirklich gern mal in einem Kleid sehen. Du hast tolle Beine, ich verstehe nicht, warum du die ständig in Hosen versteckst?«

Jenna winkte ab. »Kommt, noch eine Runde, dann fahren wir. Ich muss morgen früh raus.«

»Ja, ich auch.« Amber sprang auf ihr Ablenkungsmanöver an. Jenna atmete auf. Sie hasste Kleider. Fühlte sich darin verwundbar. Das war nicht immer so gewesen, erst seit dieser einen Nacht …

Eine knappe Stunde später stoppte Jenna in ihrer Einfahrt, holte ihr Smartphone aus der Handtasche und rief die Smarthome-App auf. Die Überwachungssoftware meldete keine besonderen Vorkommnisse. Niemand hatte sich an Fenstern oder Türen zu schaffen gemacht. Mit dem Handy öffnete sie das Garagentor, das langsam nach oben glitt. Gleichzeitig flammten im Gebäude sämtliche Lichter auf, und starke Scheinwerfer erhellten jeden Winkel des Grundstücks. Für einen Außenstehenden musste sie paranoid wirken, doch die Vorsichtsmaßnahmen waren ihr in Fleisch und Blut übergegangen. Nachdem Malias Stalker auf der Suche nach ihr in Jennas Haus eingedrungen war, hatte sie das Anwesen sicherheitstechnisch auf den modernsten Stand bringen lassen.

Vier Jahre zuvor war sie schon einmal von einem aufdringlichen Fan angegriffen worden, seitdem trug sie stets eine Waffe bei sich. Zusätzlich ging sie regelmäßig ins Karatetraining und gehörte mittlerweile zu den Schwarzgurten. Niemals mehr würde sie in die Opferrolle geraten.

Müde sank Jenna auf die Couch, streifte die Sandaletten ab und zog die Beine auf den Sitz. Malia und Viktor heirateten! Obwohl sich die Gesprächsthemen in den vergangenen Stunden größtenteils um die Hochzeit gedreht hatten, war sie noch immer überrascht über Viktors spontanen Heiratsantrag. Lächelnd erinnerte sie sich an die Anfangszeit der beiden und an das Gefühlschaos, das Malia durchleben musste, bis Viktor klar geworden war, wo die Prioritäten in seinem Leben lagen. Dass sein Bruder Leon am gleichen Tag seine Freundin Kyra zur Frau nahm, freute Jenna ebenfalls sehr. Kyra Bennett hatte eine schlimme Zeit hinter sich und verdiente einen liebevollen Mann, der sie auf Händen trug.

Die Hochzeit am Strand würde gewiss traumhaft werden, denn für Malias Wunsch nach einer hawaiianischen Zeremonie bot Cat Island die perfekte Kulisse. Neugierig schaltete Jenna ihr Smartphone ein und betrachtete sich Fotos in der Google-Bildersuche. Der Anblick der paradiesischen Insel weckte ihre Sehnsucht. Spontan beschloss sie, die Hochzeitsfeier mit einem Kurzurlaub zu verbinden.

Gähnend legte sie ihr Handy beiseite. Es war höchste Zeit fürs Bett, morgen stand eine Menge Arbeit an. Zwar konnte sie sich als freiberufliche Webdesignerin ihre Arbeitszeiten einteilen, doch sie musste eine Terminarbeit zu Ende bringen, und dafür brauchte sie einen ausgeschlafenen Kopf. Jenna überprüfte noch einmal, ob die Alarmanlage eingeschaltet war. Anschließend stieg sie die Treppe zum ersten Stock hinauf, wo sich die Schlafzimmer befanden.

Kapitel 2

Das Quietschen der Briefkastenklappe drang durch das offene Fenster und riss Jenna aus ihrer ohnehin kaum vorhandenen Konzentration. Seit Malia in der vergangenen Woche über ihre Hochzeitspläne gesprochen hatte, ging ihr das neue Webseitenprojekt nur zäh von der Hand. Mittlerweile nervte sie die Arbeit, die sie üblicherweise gern machte. Ständig kreisten ihre Gedanken um Malia und Viktor oder schweiften zurück zu der Zeit, in der sie ebenfalls mit einem Mann glücklich gewesen war.

Frustriert speicherte sie die Grafik, an der sie gerade arbeitete, und lief hinaus zum Briefkasten. Ein einzelner Umschlag lag darin, ein cremefarbenes Kuvert, auf das Malia in ihrer schnörkeligen Handschrift Jennas Adresse geschrieben hatte. Als sie ihren Namen las, verspürte sie einen Stich. Jenna Richardson. Obwohl sie sich seit mehreren Jahren so nannte, war sie noch immer nicht vollständig eins damit geworden. Ob das je der Fall sein würde? Sie hatte ihr altes Leben komplett hinter sich gelassen, war in eine neue Identität geschlüpft, trotzdem wollte sich das erwartete Gefühl der Sicherheit nicht einstellen. Rasch verdrängte Jenna die bedrückenden Erinnerungen, bevor sie ihr den Tag vermiesten.

Zurück in ihrem Arbeitszimmer öffnete sie den Brief. Wie erwartet war es die offizielle Einladung zur Hochzeit. Malia hatte am unteren Rand vermerkt, wie sehr Viktor und sie sich darüber freuten, dass Jenna ihre Trauzeugin sein würde.

Langsam ließ sie die Karte sinken, erneut von zwiespältigen Gefühlen übermannt. So gern sie ihrer liebsten Freundin diesen Wunsch erfüllte, so unwohl fühlte sie sich dabei. Jenna mochte es nicht, im Mittelpunkt zu stehen. Im Grunde war sie menschenscheu, obwohl sie regelmäßig vor Publikum auftrat. Sobald sie Gitarre spielte, befand sie sich jedoch in einer anderen Welt und konnte die Zuhörer ausblenden. Sie hielt sich auf der Bühne im Hintergrund und überließ Malia und Amber, die den Kontakt zu ihren Fans liebten, die Show.

Um nicht weiter darüber nachdenken zu müssen, wandte sie sich erneut ihrem nervigen Projekt zu. Sie würde die paar Minuten neben dem Friedensrichter überleben, außerdem achteten die Hochzeitsgäste ohnehin nur auf das Brautpaar.

Am nächsten Morgen traf sich Jenna mit Amber, Malia und Kyra zum Frühstück in einem Coffeehouse direkt an der Uferpromenade. Sie saßen an einem der bunten Holztische unter den ausladenden Sonnenschirmen, ließen sich von der Morgenbrise die Haare zerzausen und genossen den frisch gerösteten Kaffee und die aufgetischten Köstlichkeiten. Im Anschluss würden sie ihre Kleider für die Hochzeit aussuchen. Kyra und Malia hatten Ambers Vorschlag, sie zu beraten, gern angenommen. Kyra Bennett, die als Ärztin arbeitete, war genau wie Jenna eher der praktische Typ, der sich in Jeans und T-Shirt am wohlsten fühlte.

»Wer ist eigentlich euer Trauzeuge?«, wandte sich Jenna an Kyra.

»Mein Bruder Dylan.« Sie schmunzelte. »Wie erwartet, war er zuerst alles andere als begeistert davon, doch Selina hat ihn so lange bearbeitet, bis ihm keine Ausreden mehr eingefallen sind.«

Jenna gab Kyras Lächeln zurück. Sie kannte Dylan Bennett und dessen Frau Selina, seit die Black Roses bei der Eröffnungsparty seines Fitnessstudios aufgetreten waren, und sie hatte das sympathische Paar sofort gemocht. Dylan besaß einen unwiderstehlichen Charme, und mit seinem flotten Mundwerk brachte er jeden innerhalb kürzester Zeit entweder zum Lachen oder zur Weißglut. Genau wie Kyra war er hochgewachsen, blond und blauäugig.

»Wir müssen uns auf Cat Island eine Unterkunft besorgen«, warf Amber, an Kyra gewandt, ein. »Kannst du etwas empfehlen?«

»Gut, dass du danach fragst, das wollte ich euch nämlich anbieten.« Kyra zog ein Prospekt aus ihrer Handtasche und reichte es Amber. »Ich habe mir im Fernandez Bay Village Optionen auf die freien Betten geben lassen. Das Ferienresort liegt nur ein paar Fahrminuten von unserem Haus entfernt. Ihr müsst die Buchungen allerdings zeitnah bestätigen, falls euch die Anlage zusagt. Selbstverständlich könnt ihr auch woanders buchen, es gibt mehrere kleine Hotels und Gästehäuser auf der Insel. Unser Strandhaus ist leider voll belegt, dort sind die Brautpaare und Brauteltern untergebracht. Die meisten Gäste werden auf ihren Booten übernachten.«

»Auf der Fortune sind Schlafplätze frei«, mischte sich Malia ein. »Viktor und ich fahren mit der Jacht nach Cat Island, schlafen aber im Haus.«

Amber studierte die Broschüre und schob sie anschließend Jenna hin. Ihr gefiel die Anlage, die aus mehreren kleinen Cottages inmitten eines Palmenhains bestand.

»Sollen wir los?«, fragte Malia. »Ich will endlich mein Hochzeitskleid aussuchen.«

Jenna sah von dem Prospekt auf. Malias Wangen glühten vor Aufregung.

»Bis zu unserem Termin ist noch genügend Zeit«, äußerte Kyra, die die Angelegenheit wesentlich lässiger nahm, seelenruhig.

»Bist du denn gar nicht neugierig? Also ich platze gleich.« Malia sah Kyra kopfschüttelnd an. »Die Inhaberin lässt uns bestimmt schon rein, wir sind die ersten Kunden für heute.«

Amber lachte. »Bevor Malia komplett die Nerven verliert, sollten wir gehen.«

Wenig später betraten sie das exklusive Brautmodengeschäft, wo sie von der Inhaberin empfangen und zu einer Sitzgruppe geführt wurden. Die Frau bot ihnen Getränke an, und nachdem diese von einer Angestellten serviert worden waren, sprach Malia über die hawaiianische Hochzeitszeremonie, die sie plante. Unterdessen sahen sich Kyra und Jenna in dem Laden um.

»Ich trage selten Kleider«, sagte Kyra. »Das letzte Mal war das bei Dylans und Selinas Hochzeit.«

»Mir sind Hosen auch lieber«, stimmte Jenna zu. »Aber als Braut darf man sich herausputzen, muss es sogar. Du mit deiner super Figur wirst in jedem Hochzeitskleid wunderbar aussehen.«

Kyra wiegte den Kopf. »Ich mag keine Rüschen, Reifröcke und Glitzerkram.« Mit einer Geste umfasste sie mehrere verspielte Kleider mit voluminösen Röcken, die auf Modepuppen ausgestellt waren. »Die sind einfach schrecklich«, raunte sie Jenna zu, wobei sie zu der Geschäftsinhaberin schielte, die mit Malia und Amber beschäftigt war.

»Es gibt sehr schöne schlichte Modelle«, sagte Jenna. »Du solltest etwas Figurnahes wählen.«

»Das ist eine gute Idee.«

Malia begann mit der Anprobe, Jenna und Kyra nahmen in den Sesseln Platz und kommentierten ebenso wie Amber die einzelnen Kreationen. Schließlich hatte Malia ein Kleid gefunden, das zu ihrer Vorstellung von einer hawaiianischen Hochzeit passte.

Anschließend traf Kyra ihre Wahl. Sie entschied sich für ein schulterfreies, bodenlanges Modell aus cremefarbener Spitze, das ihre gertenschlanke Figur wie eine zweite Haut umhüllte. Den angebotenen Schleier lehnte sie ab, stattdessen wählte sie ein schmales Strassdiadem, das ihre Lockenmähne aus der Stirn halten würde.

»Fehlt nur noch dein Brautjungfernkleid«, sagte Amber zu Jenna.

Sie nickte knapp und folgte der Verkäuferin zu einem Ständer, auf dem lange Kleider in zarten Farben hingen.

»Ich hab’s ja schon mal gesagt, an deiner Stelle würde ich einen blauen oder grünen Stoff nehmen«, schlug Amber vor, die neben ihr auftauchte. »Das passt am besten zu deinem Hautton und zu deiner Augenfarbe.«

Jenna war das im Grunde egal, doch sie schwieg, da sie Ambers Enthusiasmus keinen Dämpfer versetzen wollte. Ihre Freundin meinte es gut. Nachdem sie mehrere Modelle anprobiert hatte, entschied sie sich für ein türkisblaues Neckholderkleid. Ein breites Satinband betonte die Taille, und der Rock fiel bis zu ihren Knöcheln hinab. Es saß perfekt, sodass sie es sofort mitnehmen konnte, während die Brautkleider geändert werden mussten.

Gegen Mittag verließen sie das Geschäft. Vorm Eingang wartete Viktor, der mit vor der Brust verschränkten Armen an einem Jeep Renegade lehnte. Bei Malias Anblick begannen die hellgrünen Augen in seinem gebräunten Gesicht zu strahlen. Seine Verliebtheit war so offensichtlich, dass Jenna ein sehnsuchtsvolles Ziehen verspürte. Plötzlich wünschte sie sich, es gäbe einen Mann in ihrem Leben, der sie auch so ansehen würde.

»Viktor!« Malia flog auf ihn zu, er zog sie in seine Arme und küsste sie, als hätten sie sich wochenlang nicht gesehen.

Amber und Jenna schauten sich an, und Amber seufzte übertrieben laut. Viktor zwinkerte ihnen über Malias Schulter hinweg zu.

»Hi, Ladys«, begrüßte er sie.

»Hi, Viktor.«

Malia drehte sich zu ihnen um. »Danke, dass ihr mitgekommen seid. Ohne eure Hilfe hätte ich mich bis jetzt noch nicht entschieden.« Sie umarmte zuerst Amber und anschließend Jenna.

»Es hat mir Spaß gemacht, obwohl du so nervös warst«, sagte Amber.

»Ich war überhaupt nicht nervös.«

Viktor umfasste lachend ihr Handgelenk. »Wenn ich geahnt hätte, was mein Antrag auslöst, dann hätte ich dich nach Las Vegas entführt, ein Elvis-Kostüm angezogen und dich in eine der Wedding Chapels geschleppt.«

»Das hätte dir nichts genutzt, mein Lieber. Auf die große Feier hätte ich auf jeden Fall bestanden.«

»Du bekommst alles von mir, was du dir wünschst«, raunte er mit einem glutvollen Blick, der Jenna die Hitze in die Wangen trieb.

»Okay, bevor das hier noch weiter ausartet, fahren wir besser.« Kyra legte Viktor eine Hand auf die Schulter, und er grinste sie an.

»Danke für eure Unterstützung«, wandte sich Kyra an Jenna und Amber. »Es war ein schöner Tag.«

»Das finde ich auch«, erwiderte Jenna. »Wir sollten uns bald mal wieder treffen.«

»Das machen wir.«

»Bis dann.« Viktor hielt die Wagentür auf, Kyra und Malia stiegen ein.

»Ach ja«, säuselte Amber, als der Jeep losgefahren war. »Wieso wächst diese Sorte Männer nicht auf Bäumen?«

»Was beklagst du dich? Dir ist es doch noch nie schwergefallen, einen kennenzulernen.«

»Das nicht, aber die meisten Typen sind die totalen Pfeifen. Jemanden wie Viktor, Leon oder Dylan findet man selten. Fürsorglich, sympathisch, zielstrebig, umwerfend gut aussehend und trotzdem treu wie Gold.«

Jenna zuckte mit den Schultern. Sie hatte die Hoffnung, einen solchen Partner zu finden, bereits vor langer Zeit aufgegeben. »Komm, ich fahre dich heim.«

Zu Hause angekommen trug sie das Kleid ins Schlafzimmer, nahm es aus der Schutzhülle und hängte es an eine der Schranktüren. Nachdenklich ließ sie den feinen Stoff durch ihre Finger gleiten. Obwohl sie erst überhaupt keine Lust auf diesen Tag gehabt hatte, musste sie sich im Nachhinein eingestehen, dass die Stunden mit Malia, Kyra und Amber unterhaltsam gewesen waren. Plötzlich freute sich Jenna auf die Feier und die Urlaubstage auf Cat Island. Sie kannte einen Teil der Hochzeitsgäste und konnte sich auf einer solchen Feier sicher fühlen. Ja, sie würde die Zeit und die festliche Stimmung im Kreis ihrer Freundinnen genießen. Es war schon viel zu lange her, seit sie an einem großen Familienfest teilgenommen hatte.

Kapitel 3

Cat Island, elf Wochen später

Die Sonne meinte es gut mit der Hochzeitsgesellschaft. Sie brannte seit Stunden auf die Insel herunter und heizte die perlweiß schimmernden Sandstrände auf. Zwar sorgte die Brise, die vom Meer hereinwehte, für eine leichte Abkühlung, trotzdem war Jenna froh um den Hut aus geflochtenen Palmenblättern, den sie trug.

Gemeinsam mit Amber und Patty war sie am Vortag nach Cat Island geflogen, wo im Ferienresort Fernandez Bay Village zwei gemütliche Cottages auf sie warteten. Kyras Bruder Dylan hatte sie vor einigen Minuten abgeholt und parkte nun vor dem Strandhaus, wo die Trauungen und die anschließende Feier stattfinden würden.

Sie betraten die Veranda und begrüßten Selina, Leon und Viktor, die in der Loungeecke saßen. Die Diakos-Brüder trugen bereits ihre Hochzeitskleidung: beigefarbene Hosen und luftige Hemden, deren oberste Knöpfe offenstanden. Der helle Baumwollstoff betonte ihre Bräune und das schimmernde Schwarz ihrer Haare.

»Seid ihr mit eurer Unterkunft zufrieden?«, fragte Leon, sobald sie Platz genommen hatten.

»Das Resort ist herrlich«, antwortete Amber. »Noch viel schöner als im Prospekt. Vor allem der Privatstrand hat es mir angetan.«

»Ich wusste, dass es euch gefallen wird«, warf sich Dylan in die Brust. »Es war meine Idee, die Cottages zu reservieren.«

Viktor schnaubte. »Du bist mal wieder äußerst bescheiden, Bennett.«

»Im Gegensatz zu dir kümmere ich mich um das Wohlergehen unserer weiblichen Gäste. Du Partylöwe hättest sie in einem Zelt am Strand einquartiert.«

»Wirklich erstaunlich, was du über mich weißt.«

»Tja, ich kenne dich eben in- und auswendig.« Dylan zwinkerte Viktor zu.

»Spar dir das Gesäusel, sonst glauben die Gäste, du wärst meine Braut.«

»Könnt ihr nicht wenigstens an meinem Hochzeitstag mal Ruhe geben?«, beschwerte sich Leon.

»Sag das Blondie«, grummelte Viktor. »Außerdem ist es auch mein Hochzeitstag.«

»Dafür bist du aber ziemlich mies drauf.«

»Bin ich nicht!«

»Ach komm, Mann«, mischte sich Dylan ein. »Wie wär’s mit einem Drink? Gegen deine Nervosität.«

Viktor schoss einen tödlichen Blick auf ihn ab, stemmte sich hoch und verschwand im Haus. Leon sah ihm kopfschüttelnd hinterher, murmelte eine Entschuldigung und folgte ihm.

Mit einem Schulterzucken wandte sich Dylan an Jenna, Amber und Patty. »Was wollt ihr trinken? Ich hätte einen Hochzeitscocktail anzubieten.«

»Ein bisschen früh für Alkohol«, äußerte Amber mit hochgezogenen Brauen.

»Du bist vielleicht langweilig. Immerhin feiern wir eine Doppelhochzeit.«

»Eben. Davon möchte ich was mitbekommen.«

Dylan sah von Patty zu Jenna. »Seid ihr auch solche Weicheier?«

»Gib’s zu, du willst dir Mut antrinken«, neckte Jenna ihn. Sie spielte auf seine bevorstehende Aufgabe als Trauzeuge an.

Sein freches Grinsen verblasste. »Kann doch nicht schaden, oder?«

Er wirkte tatsächlich, als hätte er Lampenfieber. »Okay, damit du nicht als Einziger beschwipst bist, erbarme ich mich.«

»Ich mich auch.« Patty ließ sich auf die Verandaschaukel fallen, sodass die Ketten klirrten, an denen sie befestigt war.

»Also zwei Mal was Prickelndes mit Schirmchen?«, fragte Dylan.

»Mach einfach.« Amber verscheuchte ihn mit einer Handbewegung, und er verschwand im Haus. »Er ist ja hochgradig nervös«, bemerkte sie, an Jenna gewandt.

»Das bin ich auch. Ich war niemals zuvor Trauzeugin.«

»Das packst du schon. Sind doch nur ein paar Minuten. Du musst nicht anderes tun, als herumzustehen und im passenden Moment die Ringe rauszurücken.« Amber setzte sich ebenfalls auf die Verandaschaukel.

»Unsere Malia heiratet«, sagte Patty mit einem versonnenen Lächeln. »Ich kann es noch immer nicht fassen, wie schnell das ging.«

»Ich war auch total überrascht. Viktor und sie kennen sich gerade mal ein Jahr«, stimmte Amber zu.

»Tja, der wahren Liebe ist die Zeit egal.« Patty versetzte die Schaukel in Schwung.

»Du bist heute aber poetisch drauf, daraus könnte man glatt einen Songtext machen.« Amber begann, eine Melodie zu summen.

Das Dröhnen starker Motoren lenkte Jenna von dem Gerede ihrer Freundinnen ab. Sie beschattete ihre Augen mit einer Hand und sah über die weißen Partyzelte und Baldachine, die auf dem Strand aufgebaut worden waren, hinaus aufs Meer. Ein Offshore-Powerboat raste auf die Insel zu, beschrieb einen eleganten Bogen, wobei der silberne Rumpf im Sonnenlicht aufblitzte, und schwenkte in Richtung Landungssteg ein. Der Skipper drosselte die Geschwindigkeit und suchte nach einem freien Platz zwischen den Jachten der Hochzeitsgäste. Gleich darauf erstarben die Motoren, ein hochgewachsener Mann ging von Bord, vertäute das Boot am Anleger, schulterte einen Rucksack und setzte sich in Bewegung.

»Das ist Ayden Bennett«, sagte Amber, die den Neuankömmling interessiert beobachtete.

»Woher kennst du ihn?«, fragte Patty.

»Wir haben ihn im vergangenen Jahr kennengelernt, als wir bei der Eröffnung von Dylans Studio aufgetreten sind. Erinnerst du dich nicht mehr?«

»Klar erinnere ich mich an den Gig, aber nicht an ihn. Da waren so viele Leute an diesem Tag.«

»Also ich habe den schnuckeligen Ayden nicht vergessen.« Amber verdrehte verzückt die Augen. »Er ist eine echte Sahneschnitte.«

Ayden Bennett war Jenna ebenfalls im Gedächtnis geblieben. Insgeheim gab sie Amber recht. Er war ein attraktiver Mann. Mindestens einen Meter neunzig groß, blond, und mit einem sündhaft athletischen Körper gesegnet. Er arbeitete für das FBI und hatte Leon und Viktor im vergangenen Jahr bei der Suche nach Malias Stalker geholfen.

»Wisst ihr noch, der Showkampf, den er mit dieser MMA-Kämpferin vorgeführt hat?«, fuhr Amber fort. »Hieß sie nicht Becky?«

»Becky Preston«, mischte sich Jenna ein. »Sie ist Kampfsporttrainerin und gibt Kurse in Selbstverteidigung für Frauen.« Jenna hatte an einem von Beckys Seminaren teilgenommen, kurz nachdem sie sich in Dylans Fitnessstudio kennengelernt hatten.

Soeben sprang Ayden vom Steg und steuerte auf das Haus zu. Jenna betrachtete ihn verstohlen. Er trug dunkelblaue Shorts und ein weißes Shirt, das sich an die Konturen seines Oberkörpers schmiegte, die breiten Schultern und den massiven Brustkorb betonte. Sekunden später stieg er die Verandatreppe herauf. Als er sie bemerkte, blieb er stehen und nahm seine Sonnenbrille ab.

»Hallo, die Damen.« Seine saphirblauen Augen funkelten bei Ambers Anblick. Kein Wunder, sie war eine hübsche Frau, und ihre langen kupferroten Haare, die ihr lockig über den Rücken fielen, waren ein echter Hingucker. »Ihr seid doch Malias Bandkolleginnen?«

»Ja. Wir haben uns im vergangenen Jahr kennengelernt«, antwortete Amber.

»Im Gym, bei der Eröffnung. Ich erinnere mich.« Er lächelte.

»Das sind Patty und Jenna.« Amber deutete auf sie. »Und ich bin Amber.«

Er nickte in die Runde. »Ayden«, stellte er sich vor. »Kyras und Dylans Cousin.«

»Das weiß ich«, erwiderte Amber keck. »Wir Frauen sind für unser Langzeitgedächtnis bekannt.«

Er zog eine Braue hoch. »Und ich wollte mir gerade etwas darauf einbilden, dass ich euch wegen meiner überragenden sportlichen Leistung im Gedächtnis geblieben bin.«

»Wenn ich mich recht erinnere, hast du von Becky ziemlich einstecken müssen«, warf Jenna ein.

»O ja, der Showkampf.« Ayden verzog das Gesicht. »Das hatte ich bereits wieder verdrängt.«

Alle lachten.

»Da bist du ja endlich«, ertönte Dylans Stimme, der soeben mit seiner Frau die Veranda betrat.

Selina umarmte Ayden, und er küsste sie auf die Wange. »Du hast es ja noch rechtzeitig geschafft«, sagte sie.

»Auf den letzten Drücker. Zum Glück konnte ich Kyras Boot nehmen, mein Anschlussflug war bereits weg, als ich in Nassau angekommen bin.«

»Dein Job mal wieder?«

»Ja.«

Dylan reichte Jenna und Patty zwei Cocktailgläser. »Hier, ein Honeymoon, habe ich selbst kreiert. Extra für die Hochzeit.«

»Danke.« Jenna sog an dem Strohhalm, der in der milchig-weißen Flüssigkeit steckte. »Schmeckt original wie eine Piña Colada«, stellte sie fest.

»Du hast überhaupt keine Fantasie«, maulte Dylan. »Das ist ein Honeymoon. Willst du auch einen Hochzeitscocktail?«, wandte er sich an seinen Cousin.

»Später vielleicht. Lieber erst mal ein Bier.«

»Du kannst ein Kalik haben.«

»Schon überredet.« Ayden lächelte noch einmal in die Runde und folgte Dylan und Selina ins Haus.

»Ist dir aufgefallen, wie er dich angesehen hat?«, fragte Patty Amber, sobald sie allein waren.

»Vermutlich macht er das bei jeder Frau.« Amber tat die Äußerung lässig ab, aber Jenna merkte ihr an, wie geschmeichelt sie sich fühlte.

»Ach was, der hat dich ja förmlich aufgefressen. Ich an deiner Stelle würde mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen.«

»Das habe ich auch nicht vor. Obwohl er ein Ladykiller ist.«

»Ladykiller? Wie kommst du darauf?«

»Hast du keine Augen im Kopf, Patty? Er ist viel zu schön für diese Welt.«

Jenna stieß heftig die Luft aus. »Ihr habt vielleicht Probleme.«

»Ooh … Ich würde Ayden Bennett nicht als Problem bezeichnen.« Amber blinzelte übertrieben.

»Da gebe ich dir recht, aber es kann ja nicht jede so eine überzeugte Singlefrau sein wie unsere Jenna.« Patty grinste breit.

Die scherzhafte Bemerkung traf Jenna bis ins Mark, doch sie überspielte die Kränkung, indem sie an ihrem Cocktail nippte. Patty wusste nicht, warum sie sich seit Jahren von Männern fernhielt, und sie hatte keine Lust auf eine Erklärung. Es gab Dinge aus ihrer Vergangenheit, die sie lieber für sich behielt.

»Meine Ruhe ist mir heilig«, entgegnete sie lapidar, drehte ihren Bandkolleginnen den Rücken zu und richtete ihre Aufmerksamkeit auf die in der Mittagssonne glitzernde Wasserfläche.

Amber und Patty blieben noch eine Weile beim Thema Ayden, aber Jenna hörte nur mit halbem Ohr zu. Während sie aufs Meer starrte, versuchte sie, die bitteren Erinnerungen zu verdrängen, die Pattys Bemerkung heraufbeschworen hatten, indem sie sich zwang, den Ablauf der bevorstehenden Trauung ein weiteres Mal gedanklich durchzugehen. Sie sollte in der Nähe des Friedensrichters stehen und die Ringe für Malia und Viktor bereithalten.

Bisher hatte Jenna die beiden Bräute nicht zu Gesicht bekommen. Obwohl sie die Kleider kannte, die Malia und Kyra tragen würden, war sie gespannt auf deren Gesamterscheinung mit Kopfschmuck und Brautstrauß.

»Da seid ihr ja!« Malias Ruf riss Jenna aus ihrem Sinnieren.

»Hallo, Malia.« Sie umarmte ihre Freundin.

»Ich freu mich so, dass ihr hier seid.« Malia begrüßte Amber und Patty ebenfalls mit einer Umarmung.

»Wie geht es dir?«, fragte Amber. »Bist du sehr aufgeregt?«

»Und wie. Ich war die ganze Nacht hellwach.«

»Woran das wohl gelegen haben mag?«

»Ach Patty! Du bist unmöglich.«

»Erzähl mir was Neues.«

»Kann ich dir bei irgendwas helfen?«, bot Jenna Malia an.

»Das ist lieb, aber meine Mom hilft mir beim Ankleiden, und Selina hat ihre Stylistin einfliegen lassen. Sie kümmert sich um unsere Haare und das Make-up. Genießt die Zeit, bis es losgeht. Nakoa ist übrigens auch hier, er hat auf der Fortune geschlafen und wird sicher gleich rüberkommen.« Sie bedachte Jenna mit einem vielsagenden Lächeln.