Inhaltsverzeichnis
Basiswissen: Was ist Rheuma?
Ein wahres Volksleiden
Schmerz und seine Ursachen
Diagnose Rheuma
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Basiswissen: Was ist Rheuma?
Ein wahres Volksleiden
Man kann nur schätzen, wie viele Menschen in Deutschland an Rheuma leiden, denn es gibt über 400 verschiedene Krankheitsbilder, die oft nicht eindeutig als rheumatische Erkrankung erkannt und erst nach Jahren richtig diagnostiziert werden. Ca. fünf Millionen Menschen sind wegen Arthrose (Verschleiß eines oder mehrerer Gelenke) in ärztlicher Behandlung. 15 Millionen Bundesbürger haben zumindest zeitweise rheumatische Beschwerden. Die Angaben über die Anzahl der Betroffenen in Deutschland gehen weit auseinander: Sie reichen von neun bis zu mehr als 20 Millionen.
Charakteristikum Schmerz
So wird Rheuma definiert
Streng schulmedizinisch gesehen handelt es sich bei einer rheumatischen Erkrankung um eine Autoimmunerkrankung (z.B. Lupus erythematodes). Nach allgemeiner Übereinkunft werden auch die Verschleißerkrankungen der Gelenke als Rheuma bezeichnet und dem so genannten rheumatischen Formenkreis zugeordnet. Da es sich hierbei um eine schmerzhafte Gelenkerkrankung handelt, sind viele Behandlungsmethoden des eigentlichen Rheumas hierauf ebenfalls anzuwenden.
Schmerz und seine Ursachen
Die Schmerztherapie ist mittlerweile eine eigene medizinische Disziplin geworden, was Vor- und Nachteile hat. Denn die Ursachenbekämpfung darf über der Schmerzbehandlung nicht vergessen werden. Wie bei jeder Krankheit kratzt eine Symptombekämpfung nur an der Oberfläche; allein die Beseitigung der Schmerzursache kann dem Patienten langfristig helfen. Die zu finden, ist jedoch oft sehr schwer. Manchmal nutzt es aber schon, sich ganz allgemein vor Augen zu halten, wo der Schmerz beginnt, also seinen Ursprung hat. Besonders beim Verschleißrheuma schmerzt das betroffene Gelenk stark: So bereitet etwa verschlissener Knorpel im Kniegelenk ganz typische Schmerzen. Woran liegt der Verschleiß? Ist der Patient übergewichtig? Werden seine Knie durch Fehlstellung oder -belastung über Gebühr strapaziert?
Das sind beispielsweise Fragen, die Sie mit Ihrem Arzt klären können.
Beim entzündlichen Rheuma und auch beim Weichteilrheuma ist die Ursachenforschung weitaus schwieriger. Oft ist hier der ganze Körper betroffen, oder der Schmerz strahlt so weit in den Körper aus, dass der eigentliche Schmerzherd nur noch schwer zu benennen ist. Wer unter diffusen Schmerzen in Muskeln und Gelenken leidet und eine bestimmte Körperregion, von der der Schmerz ausgeht, nicht mehr identifizieren kann, sollte darauf achten, wann der Schmerz verstärkt auftritt bzw. beginnt. Schmerzt der Körper besonders in Ruhe, kann das auf entzündliches Rheuma (wie etwa rheumatoide Arthritis oder Weichteilrheumatismus) hinweisen. Treten Schmerzen in Bewegung auf, liegt eher eine Verschleißerkrankung vor.
Den Schmerz benennen
Die ersten Fragen müssen also lauten: Wo und wann treten die Schmerzen verstärkt auf?
→ Der Anlaufschmerz ist ein häufiges Symptom bei Arthrose (Verschleißrheuma). Besonders zu Beginn einer Bewegung schmerzt das betroffene Gelenk; der Schmerz klingt jedoch bei weiterer Bewegung allmählich ab. Bei längerer Belastung bzw. Überlastung kommt er zurück. Dieser Schmerz entsteht meist in den großen, beim Gehen und Laufen belasteten Gelenken wie Knie und Hüfte.
→ Anders der Ruheschmerz: Schmerzen, z. B. beim Aufwachen im Bett und zusätzliche Morgensteifigkeit der Hände etwa, die sich im Tagesverlauf bessert, deuten auf Entzündungsrheuma (rheumatoide Arthritis) hin.
→ Charakteristisch für solche entzündlichen Gelenkleiden ist sehr viel später der Bewegungsschmerz, wenn die Gelenke angegriffen und zum Teil zerstört wurden. Typisch ist er für arthrotische Veränderungen von Anfang an. Hier ist jede Bewegung schmerzhaft und eingeschränkt, weswegen viele Betroffene den Fehler machen, sich weniger zu bewegen. Dadurch fördern sie allerdings die allmähliche Versteifung der befallenen Gelenke und überlasten die noch gesunden. Treten zusätzlich zum Bewegungsschmerz Entzündungssymptome wie Schwellungen und Rötungen auf, kann man von Entzündungsrheuma ausgehen.
→ Beim Weichteilrheuma und einigen entzündlichen Rheumaerkrankungen wie Morbus Bechterew dagegen treten die Schmerzen bei längerem Sitzen oder Verharren in einer Position auf. Das verursacht oft Ein- und Durchschlafstörungen. Sind außer dem extremen Schmerz und einer gewissen Wetter- und Temperaturfühligkeit kaum Symptome festzustellen und durch Blut- und weitere Untersuchungen eine andere Ursache auszuschließen, kann es sich um Rheuma der Weichteile (Muskeln, Sehnen, Bänder, Schleimbeutel) handeln.
Den Schmerz lokalisieren
Die Suche nach dem Ursprung des Schmerzes geht weiter. Wo sitzt der Schmerz genau? Wenn ein Patient den Körperteil benennen kann, der ihm Schmerzen bereitet, liegt dort sehr wahrscheinlich auch die Ursache. Schmerz an einem bestimmten Gelenk kann mit anderen Symptomen (Knirschen bei Bewegung, Muskel- und Sehnenverspannung) auf Verschleißrheuma hinweisen. Bei entzündlichem Rheuma können viele, besonders kleinere Gelenke betroffen sein. Wenn also beispielsweise die Gelenke der Finger und Zehen schmerzen, sollte man mit Blick auf entzündlich-rheumatische Erkrankungen untersuchen. Ebenso müssen weitere Symptome wie Schwellungen, Verformungen, Wärme und Rötung beachtet werden.
Rückenschmerzen sind das weltweit häufigste Leiden. Die Schmerzen, die von dort ausgehen, können verschiedene Gründe haben: Im rheumatischen Fall sind es am häufigsten Wirbelsäulenarthrose und Morbus Bechterew. Aber auch Muskelverspannungen durch Weichteilrheuma kommen als Auslöser infrage. Bei Rückenschmerzen ist es in vielen Fällen so, dass die Schmerzen bis in die Gliedmaßen ausstrahlen. Dann muss untersucht werden, ob eventuell eine Entzündung im Körper vorliegt, die dafür verantwortlich ist. Kann kein spezieller Schmerzherd benannt werden, handelt es sich eventuell um Weichteilrheuma, das besonders schwer zu diagnostizieren ist, weil die Symptome auch anderen Krankheiten ähneln.
Den Schmerz ergründen
Folgende Fragen können Ihnen bei der genauen Selbstbeobachtung weiterhelfen:
→ Gibt es eine eindeutig erkennbare Ursache für meine Schmerzen?
→ Wie würde ich meine Schmerzen beschreiben (z. B. spitz oder dumpf, anhaltend oder zu- bzw. abnehmend)?
→ An welcher Stelle treten die Schmerzen auf? Waren sie schon immer dort? Wohin wandern sie, in welche Regionen strahlen sie aus?
→ Wann, zu welcher Tages- und Nachtzeit sind meine Schmerzen am schlimmsten (z. B. bei Ruhe oder Bewegung)?
→ Was tut mir nicht gut, was vermeide ich, um meine Schmerzen nicht zu verschlimmern?
→ Gibt es außer meinen Schmerzen andere Veränderungen?
→ Wie reagiere ich auf bestimmte Speisen und Getränke?
→ Wie fühle ich mich, seit ich krank bin? Bin ich aufgeregter, ängstlicher, ruhiger oder trauriger?
Die Schmerzskala
→ Stufen 1 und 2: kein oder kaum Schmerz
→ Stufen 3 und 4: mäßiger Schmerz - wird bei Ablenkung nicht wahrgenommen
→ Stufen 5 und 6: mittelstarker Schmerz - behindert das Gehen und Einschlafen
→ Stufen 7 und 8: starker Schmerz - weckt den Wunsch zu liegen, Hilflosigkeit kommt auf, Denken und Sprechen kreisen hauptsächlich um den Schmerz
→ Stufen 9 und 10: Der Patient möchte schreien, ist möglicherweise depressiv, sieht keinen Sinn mehr im Leben
Diagnose Rheuma
eISBN : 978-3-641-02047-7
Leseprobe
www.randomhouse.de