Rhythm and Love: Alle Bände der berührenden Rockstar-Romance in einer E-Box! - Sophie Fawn - E-Book

Rhythm and Love: Alle Bände der berührenden Rockstar-Romance in einer E-Box! E-Book

Sophie Fawn

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Beschreibung

**Rockstar-Romantik hoch zehn!** »Eine Rockstar-Romance, die man lieben wird« »Eine wunderschöne, süße Lovestory« »Ein authentisches Meisterwerk mit liebenswerten Charakteren« (Leserstimmen auf Amazon)   Sophie Fawn entführt dich in die Welt der gefeierten Rockband »Bad Weeds«. Vier gefühlvolle Liebesgeschichten um vier junge Frauen, die auf einfach unwiderstehliche Musiker treffen. Ob auf der Bühne oder backstage, diese Reihe verursacht Bauchkribbeln und pures Herzklopfen.   //Diese E-Box enthält alle Bände der berührenden Rockstar-Romance »Rhythm and Love«: Rhythm and Love: Luna und David **Rockstar undercover** Seit zwei Jahren jobbt Luna nun schon neben der Schule in einem Hotel und das meist ohne größere Zwischenfälle. Bis sie sich in einen der Hotelgäste verliebt. Was Luna nicht weiß: David ist der gefeierte Frontman einer erfolgreichen Rockband...   Rhythm and Love: Sammy und Jayden **Rockstar backstage** Sammy freut sich wahnsinnig darüber, die Rockband »Bad Weeds« auf ihrer Amerika-Tour begleiten zu dürfen. Doch dann begegnet sie backstage den strahlend blauen Augen Jaydens und verliebt sich Hals über Kopf in den Drummer der Vorband. Sie ahnt nicht, dass Jayden seiner Karriere zuliebe einen Vertrag unterschrieben hat, der ihm die Beziehung zu einem Mädchen verbietet.   Rhythm and Love: Nele und Kevin **Rockstar boyfriend** Nele und Kevin – ein Paar, wie es unterschiedlicher nicht sein könnte. Sie Krankenschwester, er Rockstar. Als der Star-Gitarrist die Chance erhält, Jurymitglied in einer erfolgreichen Castingshow in den USA zu werden, muss er sich entscheiden: der Glanz der Rockstar-Welt oder die wahre Liebe? Rhythm and Love: Lizzy und Steve **Rockstar secrets**  Lizzy will mit der Welt der oberflächlichen Promis absolut nichts zu tun haben. Deswegen sträubt sich die talentierte Fotografin auch zuerst dagegen, mit der Rockband »Bad Weeds« zu arbeiten. Schließlich verkörpert der Badboy und Drummer Steve so gar nicht ihr Ideal eines ehrlichen und bodenständigen Mannes. Aber dann eilt gerade er ihr ungefragt zu Hilfe…   //Diese Reihe ist abgeschlossen.//

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Impress Ein Imprint der CARLSEN Verlag GmbH © der Originalausgabe by CARLSEN Verlag GmbH, Hamburg 2019 Text © Sophie Fawn, 2018, 2019 Lektorat: Birte Ohlmann, Pia Praska Coverbild: shutterstock.com / © Peshkova /© Africa Studio / © goodmoments / © Room 76 / © T.Sumaetho / © sergio34 Covergestaltung der Einzelbände: formlabor Gestaltung E-Book-Template: Gunta Lauck / Derya Yildirim Satz und E-Book-Umsetzung: readbox publishing, Dortmund ISBN 978-3-646-60526-6www.carlsen.de

Sophie Fawn

Rhythm and Love: Luna und David

**Rockstar undercover** Seit zwei Jahren jobbt Luna nun schon neben der Schule in einem Hotel und das meist ohne größere Zwischenfälle. Bis sie sich in einen der Hotelgäste verliebt. Davids warme, nussbraune Augen kann sie einfach nicht vergessen. Sogar ihr neues Lieblingslied erinnert sie an ihn. Das hat aber auch einen Grund, denn was Luna nicht weiß: David ist der gefeierte Frontman einer erfolgreichen Rockband. Während David mit der Aufmerksamkeit der Fans nur schwer umgehen kann, genießt er es, bei Luna einfach er selbst sein zu können. Also bleibt er undercover … bis die Wahrheit beide einholt.

Wohin soll es gehen?

Buch lesen

Vita

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© Melanie Baumeister

Sophie Fawn führt ein Doppelleben: Tagsüber arbeitet sie als Informatikerin, abends versinkt sie in erträumten Geschichten. Ihren ersten Roman schrieb sie bereits in der siebten Klasse und konnte seitdem den Stift kaum aus der Hand legen. Ob sexy Rockstar, frecher Kobold oder geflügelter Wolf – sie alle sind in ihren Werken vertreten. Heute schreibt sie am liebsten im Beisein ihrer Hunde, die zu ihren Füßen schlafen, während sie Figuren und Welten zum Leben erweckt.

David – Neue Bleibe

Wir hatten gerade die Autobahn verlassen, als der Tourbus an den Straßenrand fuhr und hielt. Ich sah ein paar Äcker, aber keine Häuser. Das konnte unmöglich unser Ziel sein.

Die vordere Tür wurde geöffnet und mein Vater stieg ein. Jack war mit seinem Wagen vorgefahren und sollte uns am Bandhaus in Empfang nehmen. Warum er den Bus in der Pampa abpasste, war mir ein Rätsel. Er fasste mit einer Hand in seinen Nacken, ein eindeutiges Zeichen für schlechte Nachrichten.

»Vor einer Stunde habe ich erfahren, dass ihr nicht in das Bandhaus könnt. Ich habe mich um eine Alternative bemüht, aber es sieht schlecht aus.« Er reichte dem Fahrer einen Zettel. »Ich habe Hotelzimmer reserviert.«

Steve kratzte sich mit einem Drumstick an der Schläfe. »Jack, das ist nicht dein Ernst, oder?«

»Doch. Ich habe vorhin erfahren, dass das Haus nicht bewohnbar ist. Über dem Studio gibt es zwar eine Wohnung, aber die ist zu klein.«

»Wann können wir rein?«, fragte ich.

»Es muss saniert werden, also geht davon aus, dass ihr es gar nicht beziehen könnt. Die Abschiedsparty der letzten Bewohner hat deutliche Spuren hinterlassen. Es wird Wochen dauern, bis alles wieder nutzbar ist.«

»Na toll!« Steve warf sich zurück in seinen Sitz.

Paul, unser Bassist, und mein Bruder Kev, unser Gitarrist, blieben still, setzten aber leidende Gesichter auf.

»Ein Hotel mitten in Köln?«, fragte ich. »Das geht niemals gut.«

»Hilde, eine alte Freundin von mir, ist Inhaberin eines Hotels außerhalb der Stadt. Sie hat alles für uns vorbereitet. So schnell wie möglich sind wir dort wieder weg, aber bis dahin wird es schon gehen.«

Es musste gehen. Unser Kalender bot keinen Spielraum für Verzögerungen. Das Studio war gemietet und stand uns jetzt zur Verfügung.

***

Der Bus brachte uns in die Tiefgarage des Hotels, wo wir bereits erwartet wurden. Ein Page belud Wagen mit unseren Koffern und Taschen, um sie über den Lastenaufzug nach oben zu bringen. Ich gab meinem Bruder ein Zeichen, dem Pagen zu folgen.

Kevin schüttelte den Kopf. »Der Personenaufzug ist dort drüben.« Er ging darauf zu, statt meiner Bitte nachzukommen.

»Kev, lass es uns dieses Mal ruhig angehen. Die Fans werden früh genug herausfinden, wo wir untergekommen sind.«

Er grinste. »Sie lieben uns. Außerdem sollen sie lieber hierherkommen statt ins Studio. Ich will in Ruhe arbeiten können.«

Sie würden es herausfinden und wir hätten garantiert keine Ruhe.

Ich setzte eine Sonnenbrille auf und folgte den Jungs zu den Aufzügen. Natürlich waren sie gläsern. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Da halfen auch die spiegelglatt polierten Messingtüren auf einer der vier Seiten nicht.

Auf dem Weg nach oben bemühte ich mich den Blick auf den Boden zu richten. Ganz nach dem Motto ›Sehe ich dich nicht, siehst du mich nicht‹.

Wir waren in der obersten Etage untergebracht. Neben uns wohnte Chrissi, unsere PR-Beauftragte, und auf der anderen Seite mein Vater, der sich um das Management kümmerte. Die Zimmer direkt unter uns waren ebenfalls für unser Team reserviert. Das schirmte uns halbwegs von den anderen Gästen ab. Es reichte nicht, um spielen zu können, doch so war es wenigstens möglich, ein paar Ideen auszuprobieren, ohne ständig Beschwerden aus den Nachbarzimmern zu bekommen.

Trotzdem suboptimal. Die meiste Zeit würden wir im Studio verbringen müssen.

***

Mein Vater stand bereits in der Tür zu unserem Zimmer und winkte uns herein. Hinter ihm erkannte ich Korbstühle, Messinglampen und Vorhänge in Türkisgrün. Das Blumenmuster auf den Polstern musste vor zwanzig Jahren modern gewesen sein.

»Luxus pur«, nörgelte Paul.

»Das Hotel hat vier Sterne«, sagte Jack. »Wäre dir der Tourbus lieber? Oder ein anderes Hotel? Feel free to sleep wherever you want.«

Die beiden ließ ich stehen und sah mich weiter um. Das Zimmer, oder besser die Suite, glich von der Größe her eher einer Wohnung. Immerhin gab es zwei Schlafzimmer mit eigenen Bädern und eine Art Wohnzimmer.

Ich nahm die Sonnenbrille ab, schnappte mir meine Tasche und brachte sie in das erstbeste Schlafzimmer. Dort setzte ich mich auf das Bett, das mit dieser klassischen schneeweißen und gestärkten Wäsche bezogen war, und zog mein Smartphone aus der Hosentasche. Der Akku war leer.

Eigentlich hatte ich ihn im Bus laden wollen, es dann aber vergessen. Shit, das Kabel musste noch dort liegen.

Ich sprang auf und lief zurück zu den Aufzügen. Da die Lastenaufzüge nur mit einem Schlüssel geöffnet werden konnten, musste ich einen der Glaskästen nehmen.

In der Tiefgarage zeigte sich schnell, dass ich zu spät war. Der Bus war nicht mehr zu sehen. Ich ärgerte mich über meine eigene Dummheit. Sonst prüfte ich immer, ob auf einem der Sitze noch etwas lag. Ausgerechnet das Ladekabel musste ich vergessen. Es war nicht so, dass die Jungs keine Kabel hatten, aber spätestens in der Nacht wollte jeder sein Handy laden.

Statt die achte Etage im Aufzug zu wählen, entschied ich mich für das Erdgeschoss und ging zur Rezeption. Eine ältere Frau begrüßte mich freundlich.

»Guten Abend.« Ich überlegte, unter welchem Namen Jack uns eingecheckt hatte. »Miller, Zimmer 810. Ich brauche ein Ladekabel für mein Smartphone. Könnte ich mir bei Ihnen eins leihen?«

In großen Hotels gab es so ziemlich alles an der Rezeption. Vielleicht hatte ich hier ebenfalls Glück.

»Sie müssen David sein, richtig? Ich bin Hildegard Müller. Ihr Vater fand es wohl lustig, sich als Miller anzumelden.« Sie lachte affektiert. »Ich hätte Sie nicht wiedererkannt. Wie alt sind Sie?«

»Einundzwanzig.«

»Oje, wie die Zeit vergeht. Als Jack nach Deutschland kam, wart ihr Kinder noch so klein.«

Ich wollte doch nur ein Ladekabel und nicht meine Familiengeschichte aufarbeiten. Zum Glück besann sie sich auf meine Bitte und ging in das Büro hinter dem Tresen.

Mit zwei Kabeln kam sie zurück. »Passt eines von denen?«

Ich beugte mich vor und betrachtete die Stecker. »Das hier müsste es sein.«

Sie reichte es mir.

»Vielen Dank!«

»Sehr gerne. Wenn ich sonst noch etwas für Sie tun kann, lassen Sie es mich wissen. Ich hoffe, dass der Präsentkorb nach Ihrem Geschmack war.«

»Bestimmt war er das«, sagte ich unverbindlich und sah zu, dass ich wieder zu den Aufzügen kam.

Ich beobachtete, wie auf dem Display über den Messingtüren die Zahlen von Vier bis Eins angezeigt wurden. Sobald das ›E‹ erschien, trat ich zur Seite, um die ankommenden Treppenverweigerer aussteigen zu lassen. Nur einen Moment später fuhr mir etwas über den Fuß.

»Au!«, rief ich aus Reflex.

»Entschuldigen Sie! Ich habe Sie nicht gesehen«, klang es kleinlaut aus dem Aufzug.

Die Frau, zumindest klang sie nach einer, konnte ich hinter dem Messing nicht sehen. Übertrieben langsam schob sie den Rollwagen vor. Es wäre für alle einfacher gewesen, wenn sie sich davorgestellt und ihn gezogen hätte, aber auf die Idee war sie offenbar nicht gekommen.

»Sind Sie verletzt?«, fragte sie, sobald sie aus dem Aufzug getreten war.

Sie war jung, vielleicht eine Auszubildende. Ihre Wangen waren gerötet und wurden von einzelnen dunklen Locken verdeckt, die sich aus dem Zopf gelöst hatten. Die Kleidung war ihr zu groß und ich konnte die zierliche Figur darunter nur erahnen.

»Nichts passiert«, antwortete ich mit einem Zwinkern und lächelte sie an. Sie sah aus, als könnte sie Aufmunterung vertragen, doch es half nicht. Sie schaute verlegen auf den Boden. Zur Bestätigung hob ich meinen Fuß und bewegte ihn hin und her. »Der Fuß ist noch dran. Halb so wild.«

Immerhin hob sie nun den Kopf und sah mir ins Gesicht. Jetzt konnte ich ihre blauen Augen erkennen, Grübchen und das kleine Muttermal an ihrem Kinn.

Es hatte ihr vollkommen die Sprache verschlagen. War ja klar! Ich hatte die Sonnenbrille vergessen und dabei war ich es gewesen, der sich eigentlich an die Lastenaufzüge halten wollte. Kevin würde mich tagelang damit aufziehen, dass ausgerechnet ich es verbockt hatte.

Ich ahnte, welche Frage mir das Mädchen gleich stellen würde, und ging einen Schritt auf den Servierwagen zu. Dort lagen Tabletts und daneben Mappen, in denen ich Kugelschreiber vermutete. Anders als Kevin schleppte ich nicht ständig einen Stift mit mir herum.

Sofort wich das Mädchen einen Schritt zur Seite. »Oh, Entschuldigung. Ich stehe im Weg.« Sie wandte ihren Blick von mir ab und fuhr den Wagen auf den Flur. Die Frage nach einem Autogramm blieb aus.

Ich stieg in den Aufzug. Das Mädchen drehte sich nicht wieder um und ich fragte mich, warum sie so schüchtern war. War es, weil sie mich erkannt hatte, oder war sie immer so?

»Bye«, rief ich ihr hinterher, als die Türen sich schlossen.

Luna – Unfallflucht

Ich stand vor diesem ultraheißen Typ und brachte kein Wort heraus. Statt mich zur Rede zu stellen, weil ich über seinen Fuß gefahren war, lächelte er und betrachtete mich mit seinen warmen Augen. Groß und nussbraun, umhüllt von langen Wimpern. Sie blickten hinter einer schwarzen Haarsträhne hervor, die in sein Gesicht gefallen war, und zogen mich in ihren Bann.

Ich konnte nicht anders, als in diese Augen zu sehen, und stand wie festgefroren im Weg.

Anders als ich, litt der Gast nicht an einem akuten Hirnausfall. Er stieg in den Aufzug. »Bye«, rief er mir hinterher, bevor er mich mit meiner Scham allein ließ. Selbst seine Stimme klang sexy. Ich mochte es, wenn Männer so verführerisch rau klangen.

»Luna?«

»Ja, Frau Müller?« Ich drehte mich zu meiner Chefin.

»Du kannst dann Feierabend machen.«

Sie lief an mir vorbei und ging in ihr Büro. Hatte sie den Servierwagen übersehen? Hoffentlich!

Seit zwei Jahren jobbte ich hier als Mädchen für alles und kannte die Vorschriften. Ausgerechnet bei der letzten Bestellung hatte ich den Schlüssel für die Lastenaufzüge vergessen. Da ich nicht zurück zum Restaurant laufen wollte, hatte ich entgegen des Verbots den Personenaufzug genommen. Ein schwerer Fehler. Auf dem Hinweg war alles gut gegangen, aber auf dem Rückweg zum Restaurant …

***

»Mist!«, fluchte ich auf dem Weg zum Parkplatz. Es war mir noch immer peinlich, dass ich einen Gast angefahren hatte. Wie konnte mir das passieren?

Ich stieg in mein Auto und schaltete die Zündung ein. Mehrmals kontrollierte ich die Umgebung im Rückspiegel, drehte das Radio leiser, dann fuhr ich aus der Parklücke.

Vor zwei Wochen war ich achtzehn geworden und durfte meinen Führerschein abholen. Geld für ein eigenes Auto hatte ich trotz des Nebenjobs im Hotel nicht sparen können, aber wie sich zeigte, war das gar nicht nötig gewesen. Meine Mutter hatte mit meinen Großeltern zusammengelegt und einen Gebrauchtwagen für mich gekauft. Verbeult, aber fahrtüchtig. Genau das richtige Auto für mich.

Den ersten Poller hatte die Stoßstange heute Morgen geknutscht, als ich vor Schulbeginn am Automaten gehalten hatte, um Geld zu ziehen. Der rot-weiß gestreifte Pfosten war meinem roten Golf beim Ausparken im Weg gewesen. Nun hatte er eine Delle mehr. Wenigstens passte die Farbe.

Ich drehte das Radio lauter.

»… du hier bist. Es war nicht leicht einen Termin zu bekommen«, sagte der Moderator.

»Wir sind viel unterwegs«, antwortete sein Gesprächspartner.

»Es geht das Gerücht um, dass ›Bad Weeds Grow Tall‹ bald in den USA auf Tour gehen. Kev, kannst du uns dazu schon mehr verraten?«

»Wo hast du davon gehört?« Kev lachte. »Es ist noch nicht offiziell, deshalb kann ich den Zuhörern keine Details verraten, aber weil das RockRadioOne zu meinen Lieblingssendern gehört …«

Ich schaltete auf den CD-Player. Der Typ im Radio klang jung und hatte einen starken Akzent. Die Art, wie er die Sätze betonte, erinnerte mich zu sehr an den Gast, den ich heute beinahe überfahren hätte. So was Doofes aber auch.

***

Den Unfall hatte ich am nächsten Morgen verdrängt, aber die Augen konnte ich nicht vergessen. Während des Unterrichts fragte ich mich, ob ich ihn am Abend wiedersehen würde.

Mathe und Bio vergingen zügig und ich freute mich auf die Freistunde mit meinen Freunden. Heute sollte ein Treffen unserer Arbeitsgruppe stattfinden. Für alles, was bis zu unserem Abitur zu tun war, hatten wir Gremien gebildet. Gemeinsam mit Mia und Daniel war ich für die Abizeitung zuständig.

Sie saßen bereits im Schülercafé, als ich es erreichte. Daniel beobachtete Mia, wie sie von einem Donut abbiss, und half ihr anschließend, den Puderzucker von ihrer Nase zu wischen. Mit ihrer Stubsnase und den Engelslocken wirkte Mia noch immer wie eine Dreizehnjährige. Im Kindergarten war das niedlich, aber jetzt sorgte es dafür, dass auch ich bei jedem Discobesuch den Ausweis vorzeigen musste.

»Luna!« Mia winkte.

»Na, ihr Turteltauben, wie weit seid ihr?« Meine Tasche warf ich auf einen freien Stuhl und setzte mich.

Mia hob den angebissenen Donut in die Luft. »Fast fertig«, sagte sie mit vollem Mund.

»Es fehlen noch immer zwölf Fotos.« Daniel spielte an seinem Augenbrauenpiercing. Es sah schmerzhaft aus, wenn er es drehte, aber ihn schien es nicht zu stören.

»Wir brauchen für die Leistungskurse noch Artikel«, sagte Mia.

Ich notierte es. »Gut, dann schreibe ich den Bericht über den Deutsch-LK.«

Mia und Daniel übernahmen zwei weitere Leistungskurse, den Rest wollten wir an unsere Mitschüler verteilen, die in den jeweiligen Kursen saßen.

»Ist es für euch okay, wenn ich ein paar Entwürfe für das Cover vorbereite?« Ich war zwar im Deutsch-LK, aber lieber zeichnete ich, als zu schreiben. Hätte es einen Leistungskurs für Kunst gegeben, hätte ich ihn gewählt.

»Das wäre toll«, sagte Mia.

»Ach, Luna, kannst du das Abimotto irgendwie aufgreifen?«, fragte Daniel.

»Ich werde sehen, was sich machen lässt.« Das fehlte mir gerade noch. Sollte ich einen Sombrero zeichnen, um ›ABIos Amigos‹ zu untermalen? Ich hatte vielmehr an Karikaturen unserer Lehrer in einer Collage gedacht.

Daniel biss auf sein Lippenpiercing. »Nur ’ne Idee.«

»Schon gut. Ich muss los, aber ich denke darüber nach.«

Die Freistunde war längst zu Ende und ich packte meine Sachen, um zum nächsten Kurs zu kommen. Unterwegs tippte ich eine Nachricht an Nick ins Handy, um zu fragen, wie es ihm ging.

Mein bester Freund war schon gestern krank gewesen und nur deshalb musste ich im Restaurant aushelfen.

***

Er meldete sich nicht zurück und im Hotel bestätigte meine Chefin die Befürchtung. Wieder musste ich für ihn einspringen.

Heute war es zum Glück ruhig und ich konnte gemächlich zwischen Küche und den Zimmern hin und her schlendern. Da mir von gestern die Füße schmerzten, kam es mir sehr gelegen.

Auch die Gäste schienen heute entspannter zu sein. Bisher hatte sich keiner über zu späte Lieferungen oder falsche Getränke beschwert.

Das nächste Zimmer war eine der Suiten im achten Stock. Ich klopfte an die Tür. »Roomservice!«

Ein Mann, den ich aufgrund des dunkelgrauen Vollbartes auf Mitte fünfzig schätzte, öffnete und bat mich herein.

Für dieses Zimmer wurde so viel bestellt, dass ich mehrfach gehen musste, bis ich alles auf dem Esstisch abgestellt hatte. Jetzt fehlte nur noch die Unterschrift. Der Mann begleitete mich zur Tür und ich gab ihm die Mappe mit dem Bestellformular. Er prüfte die Positionen und unterschrieb.

Währenddessen sah ich einen jungen Mann aus dem Bad kommen. Er war barfuß, trug Jeans und ein T-Shirt, unter dem sich die Rückenmuskeln abzeichneten. Aus nassen Haaren tropfte Wasser in seinen Nacken und hinterließ dunkle Schatten auf dem Shirt.

Ohne uns zu bemerken, ging er den Flur entlang in den Wohnbereich der Suite. Als er die Tabletts sah, drehte er sich zu dem Mann und ich sah sein Gesicht. Die braunen Augen erkannte ich sofort wieder.

»David, kannst du deinen Bruder holen?«

David. So hieß er also. Er schien mich nicht zu registrieren und zog ein Handy aus der Tasche, während mein Herz so schnell schlug, dass es sich zu überschlagen drohte. Wenn er sich nur noch ein Stück weiter drehte, würde er mich sehen. Und ich würde sterben. Was sollte ich tun?

»Danke.« Der Mann reichte mir die Mappe und schloss die Tür.

Ich sah noch immer die braunen Augen, die schon längst hinter der Tür verschwunden waren. In T-Shirt und Jeans sah er anders aus. Er wirkte jünger, als ich zunächst geschätzt hatte. Vor dem Aufzug hatte er wie Mitte zwanzig gewirkt, aber viel älter als ich konnte er nicht sein.

***

Am nächsten Tag hatte ich mit Tina Spätschicht. Sie wohnte in meiner Straße, deshalb holte ich sie ab. Früher waren wir morgens zusammen zur Schule gegangen, aber sie hatte sich entschieden, statt des Abiturs lieber eine Ausbildung zu machen, und arbeitete seitdem im Hotel.

Es war für mich ein Wunder, dass sie den Job bekommen hatte. Sie liebte Punkrock und das hatte man ihr früher an der zerschlissenen Kleidung und den bunten Haaren ansehen können. Irgendwie musste sie Frau Müller dennoch im Bewerbungsgespräch überzeugt haben. Sie erhielt den Ausbildungsvertrag, färbte die Haare wieder blond und trug Jeans und Bluse, wenn sie zur Arbeit ging.

An den Wochenenden toupierte sie die Haare, wechselte zu den alten Klamotten und spielte in zwei Bands die Gitarre.

»Ist Nick noch krank?«, fragte sie.

Ich zuckte mit den Schultern. »Woher soll ich das wissen?«

»Wen, wenn nicht dich, sollte ich fragen?«

»Ihn? Ich habe ihm eine Nachricht geschrieben, aber er antwortet nicht.«

»Oh, Ärger im Paradies?«

Bei jeder anderen Frau – bei Nick war es egal, wie alt sie waren, sie fanden ihn alle toll – hätte ich auf Eifersucht getippt, aber bei Tina wusste ich es besser. Gerade deshalb hatte ich das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen.

»Wir sind nur gute Freunde.«

Gemeinsam verschwanden wir in den Umkleideraum und warfen uns in unsere Uniformen. Tina sah darin super aus. Als wäre die Kleidung für ihren schlanken Körper maßgeschneidert worden. Hinzu kam, dass sie mit den hochgesteckten blonden Haaren plötzlich elegant und seriös wirkte.

Bei mir war es eher, als würde ich in einem Kartoffelsack stecken. Ich hatte mich zwar daran gewöhnt, Hose, Bluse und Weste zu tragen, aber wirklich wohl fühlte ich mich darin nicht. Zumindest immer dann nicht, wenn ich mein Spiegelbild entdeckte und dadurch an meine Kleidung erinnert wurde.

***

Auf dem Weg zur Rezeption kam uns Nick entgegen. Seine blonden Haare sahen aus, als wäre er gerade aus dem Bett gekrochen. Vermutlich steckte harte Arbeit dahinter. Es fehlte nicht mehr viel und sie würden ihm ins Gesicht hängen.

Im letzten Sommer hatte er sie bis über die Ohren wachsen lassen und wäre damit sofort als Surfer durchgegangen. In diesem Jahr waren aber weder die Haare so lang gewachsen, noch hatte er die Bräune vom Vorjahr erreicht.

»Hallo, Nick«, sagten Tina und ich gleichzeitig.

Nick, der gerade noch mit seinem Handy beschäftigt war, schaute zu uns und sofort breitete sich ein Lächeln auf seinen Lippen aus. »Na, ihr beiden. Schon im Dienst?«

»Na du, noch nicht im Dienst?«, neckte Tina ihn und schielte dabei auffällig auf ihre Uhr.

»Hm, offenbar noch nicht.«

Er schenkte Tina ein Lächeln, bei dem wohl jede Frau dahinschmelzen würde, dann umarmte er mich zur Begrüßung.

»Na, mein Engel? Hast du mich vermisst?« Er flüsterte mir die Frage ins Ohr und dabei streifte seine Wange meine.

Das war mir zu nah. Klar hatte ich ihn vermisst, aber so, wie er es mir ins Ohr flüsterte, klang es, als hätte ich damit etwas Verbotenes getan. Ich gab ihm einen leichten Stoß in die Rippen und tat einen Schritt zurück. »Ich musste den Roomservice für dich übernehmen.«

»Ich mach’s wieder gut.«

»Hast du schon. Geschichte lief gut. Danke, dass du mich abgefragt hast.«

Er hatte fast das ganze Wochenende gebraucht, bis ich die Fragen auswendig beantworten konnte. Die Klausur hatte ich vor zwei Tagen geschrieben und hatte ein gutes Gefühl.

»Wir sehen uns später«, sagte Tina.

Ich musste ebenfalls los. Heute stand Büroarbeit an. Meist reine Routine und damit langweilig, aber ich wollte nicht zu spät kommen.

Im Backoffice war ich ungestört und musste mir weder über Gäste noch über die Kollegen Gedanken machen. Für mich, und vermutlich auch für die Füße unserer Gäste, war es ein Segen.

Ich steckte mir Kopfhörer in die Ohren und schaltete Musik ein. Die CD aus dem Auto hatte ich mir extra auf mein Smartphone kopiert. Nick hatte sie mir zum Geburtstag geschenkt und sie gefiel mir von Tag zu Tag besser. Es war eine Mischung aus Rock, Pop und Alternative. Genau mein Geschmack.

Ich heftete Kreditkartenbelege ab, sortierte Rechnungen und tippte Reservierungen in das Computersystem ein. Es juckte mich in den Fingern, die Nummer der Suite einzugeben. Im System könnte ich sehen, wie lange David im Hotel bleiben würde, und außerdem könnte ich anhand der Rechnungsadresse herausfinden, wo er herkam.

Bei dem Akzent tippte ich auf Englisch. Ob er nun aus Amerika, Schottland, Irland, England, oder wo man sonst noch Englisch spricht, kam, konnte ich nicht heraushören. Es wäre interessant zu wissen, ob er nur ein paar Tage Urlaub in Deutschland machte oder hier lebte. Wobei hier natürlich relativ war.

Ich zwang mich, nicht nachzusehen. Auch wenn ich immer wieder an David und sein Lächeln denken musste, wollte ich nicht zur Stalkerin mutieren. Stattdessen erledigte ich meine Pflichten wie aufgetragen und dachte über meine Pläne für das Wochenende nach. Ich musste noch Hausaufgaben machen und ein Referat vorbereiten, aber eigentlich hätte ich Zeit, etwas mit meinen Freunden zu unternehmen.

***

Freitagabend konnte ich keinen mehr erreichen, obwohl ich vom Hotel aus eine Nachricht an Mia geschickt hatte. Dafür rief sie mich Samstagmorgen zurück und schlug vor, am Abend ins Kino zu gehen.

»In welchen Film wollt ihr?«, fragte ich.

»Das wird wie immer spontan entschieden, aber Daniel besteht auf Action und Thriller.«

»Okay, solange ich auch abstimmen darf.«

»Klar. Treffen uns um halb acht an der Kinokasse?«

»Ich kann euch auch abholen. Schließlich habe ich nun einen Führerschein und ein Auto.«

»Das klingt noch besser.«

Ich freute mich bereits auf den Abend und begann nach etwas Essbarem zu suchen. In unserem Kühlschrank standen Reste vom Vortag, doch ansonsten war nicht viel aufzutreiben. Ein Salat oder ein Gemüseauflauf wäre ganz nach meinem Geschmack gewesen, nur fehlten dafür die Zutaten. Meine Mutter war arbeiten, also würde sie vermutlich nicht einkaufen oder am Abend nur das Nötigste mitbringen. Daher beschloss ich, einkaufen zu gehen.

Auf dem Weg zum Supermarkt hörte ich die CD von Nick. Als ich auf den Parkplatz einbog, lief ein Song, der mir besonders auffiel. Ich hatte ihn schon beim ersten Hören gemocht, aber dieses Mal hörte ich genauer hin. Die Stimme des Sängers erzeugte bei mir eine Gänsehaut und ich konnte nicht anders, als das Lied bis zum Schluss zu hören und erst danach aus dem Auto zu steigen.

Im Laden zog ich mein Smartphone aus der Tasche und wählte noch einmal den Song an – Lied 6: ›Red Leaves‹. Der Text war auf Englisch, doch auch wenn ich kurz vor dem Abitur stand, fiel es mir schwer, Texte sofort zu verstehen. Zumindest der Refrain blieb jetzt hängen.

Ich suchte das Gemüse aus und nahm mir vor, aus dem Internet den Text des Liedes herauszusuchen, um ihn nachlesen zu können. Vielleicht fand ich sogar eine gute Übersetzung und konnte es mir leicht machen.

Zwei Hände griffen um mich herum und legten sich auf meine Augen. Ich versuchte sie wegzuschieben, aber sie glitten nur an meinen Wangen entlang, um auf meinen Schultern liegen zu bleiben und mich zu drehen.

Vor mir stand Nick, der seine Lippen bewegte, doch ich verstand nur die Hälfte. Ohne die Musik-App zu schließen, zog ich die Kopfhörer aus meinen Ohren und stopfte sie in meine Jackentasche.

»Hey, ich habe dich gar nicht bemerkt«, sagte ich.

»Das war nicht zu übersehen. Was hörst du?«

»Deine CD.«

»So, gefällt sie dir also?« Ein Leuchten trat in seine Augen.

»Ja, du hast eine super Auswahl zusammengestellt. Die Bands kannte ich nicht. Da ist mir bisher was entgangen.«

»Einige kennst du bestimmt, aber die meisten laufen nicht im Radio. Viele Songs sind mein persönlicher Geheimtipp.«

Ich nahm mir vor, beim nächsten Besuch mal wieder seine Festplatte zu durchsuchen. Offenbar hatte er viele neue Songs, die ich noch nicht kannte.

Gemeinsam schlenderten wir zur Kasse und Nick half mir, die Getränke ins Auto zu laden. Er bot sogar an, erst noch zu mir zu fahren, um mir dort beim Ausladen zu helfen, aber ich winkte ab.

»Was machst du heute Abend?«, fragte er.

»Ich gehe mit Mia und Daniel ins Kino.«

»Das klingt nach einem netten Abend.«

»Das wird er bestimmt. Möchtest du auch mitkommen?«

Die anderen hätten sicher nichts dagegen und Nicks Lächeln zeigte mir, dass auch er sich darüber freute.

»Gern. Wann soll ich dich abholen?«

Wahrscheinlich dachte er sich nichts bei der Frage, denn seit er ein Auto hatte, holte er mich öfter ab, doch nun konnte ich ja selbst fahren.

»Ich habe versprochen Mia und Daniel abzuholen. Sollen wir uns am Kino treffen?«

»Oh, ja, klar. Wann?«, stotterte er.

Das verwunderte mich. War er jetzt etwa verlegen? Nick schienen die Worte zu fehlen. So etwas kannte ich von ihm nicht. Er hatte sonst immer ein Lächeln und einen frechen Spruch oder einen kleinen Flirt auf den Lippen.

***

Schon im Auto stellte uns Daniel die aktuellen Filme vor. Ich schaltete die Musik aus, um ihn besser verstehen zu können. Gentlemanlike hatte er Mia vorn sitzen lassen und verstand auf der Rückbank nur die Hälfte von unseren Antworten.

Am Kino angekommen, wartete Nick auf uns. Ehe ich eine Chance hatte, einen Titel vorzuschlagen, einigten sich die Jungs auf einen Film, der schon auf dem Plakat düster wirkte. Ich hatte die Vorschau nicht gesehen, meinte aber, in einer Radiokritik etwas von Zombies gehört zu haben. Horrorfilme waren nichts für mich, also versuchte ich meinen Favoriten zur Sprache zu bringen. Mia fiel mir allerdings in den Rücken und damit war ich überstimmt.

»Weil Chris mit mir letzte Woche in das Musical gegangen ist«, sagte sie. So viel zur Demokratie.

Es stand drei zu eins und ich fragte mich, ob ich mir das wirklich antun sollte, zumal der Film auch noch Überlänge hatte. Am liebsten wäre ich nach Hause gefahren, doch dann wäre ich der Spielverderber gewesen und meine Freunde hätten den Bus nehmen müssen. Außerdem wäre Nick wohl kaum nur mit Mia und Daniel ins Kino gegangen. So gut waren die Jungs dann doch nicht befreundet, schließlich ging Nick nicht auf unsere Schule.

***

Der Film war schlimmer als erwartet. Ich hatte mit Untoten gerechnet, die hirnlos durch die Stadt laufen und mich langweilen, aber einige Szenen machten mir mehr zu schaffen als erwartet.

Nicht nur, dass mich irgendwelche Zombies überraschten, die plötzlich dort auftauchten, wo niemand sie erwartet hätte, nein, das Ganze wurde auch noch durch laute Geräusche und Musik unterstrichen, die mich allein durch den Wechsel von Stille zu plötzlichem Lärm erschreckten.

Also kauerte ich mich auf meinen Sitz und versuchte mir möglichst wenig anmerken zu lassen.

Nick schaute immer wieder zu mir rüber und ihm schien leider nicht zu entgehen, dass ich alle paar Minuten fast von meinem Sitz sprang. Er legte einen Arm um meine Schultern und zog mich zu sich. Tatsächlich half es ein wenig. Trotzdem atmete ich auf, als es im Saal wieder hell wurde.

Den Film hatte ich leider noch nicht hinter mir. Es gab wegen der Überlänge nur eine Pause und ich machte mich auf den Weg, um mir Nachos zur Ablenkung zu holen. Im schlimmsten Fall würde ich mir vor Schreck die Käsesoße über die Hose kippen, aber im besten Fall konnte ich mich darauf konzentrieren und die Zombies vergessen.

Mia sprang ebenfalls auf und begleitete mich zur Theke.

»Der Film ist schrecklich. Daniel hat bestimmt schon blaue Flecken, weil ich mich so in seinen Arm kralle.«

Sie sprach mir aus der Seele, nur dass ich mich bisher in meinen eigenen Oberschenkel oder im Wechsel gern auch in die Lehne des Sitzes krallen musste. Nick wollte ich nicht quälen.

»Deswegen habe ich dagegen gestimmt.«

Mia schaute mich zerknirscht an. »Es tut mir leid. Es ist nur …«

»Schon okay. Die Jungs wollten den Film sehen und wir sind mitgegangen. Die zweite Hälfte werden wir auch überstehen.«

Mia schien erleichtert zu sein, dass ich ihr die Abstimmung nicht übel nahm, und bestellte sich Popcorn.

»Es wundert mich, dass Nick kein Essen für euch geholt hat. So wie er deine Nähe sucht, wäre es doch die klassische Masche gewesen.«

Hatte sie gesehen, dass er mich in den Arm genommen hatte? Das machten wir doch auch zur Begrüßung. Bei Nick kam es mir völlig selbstverständlich vor.

»Ach was. Nick und ich sind gute Freunde«, sagte ich wieder einmal.

»Das glaubst du vielleicht, aber frag mal alle anderen. Auf deiner Geburtstagsparty hat er auch ständig einen Platz neben dir gesucht.«

»Nur weil er euch nicht so gut kennt.«

»Magst du ihn denn nicht?«

»Klar mag ich ihn. Nick ist einer meiner besten Freunde. Ich weiß nicht, wie es nach der Schule werden soll, wenn wir verschiedene Unis besuchen.«

»Und er ist heiß!«

»Ja, er sieht gut aus. Allerdings stehe ich eher auf Dunkelhaarige.«

Der letzte Satz war ein Fehler. Sofort sah ich wieder David mit seinen dunklen Haaren und braunen Augen vor mir. Auch wenn David und Nick eine ähnliche Figur hatten, waren sie doch völlig verschieden. Trotz der markanten Gesichtszüge wirkten Davids Augen warm und herzlich. Sie strahlten Geborgenheit aus.

Nicks Blick hingegen wirkte viel frecher. Als säße ihm der Schalk im Nacken – und so war es in der Regel ja auch.

»Luna? An wen denkst du gerade?«

Ich merkte, wie meine Wangen ganz warm wurden, und fühlte mich ertappt.

»Du guckst so verträumt. Denkst du an Nick?«

»Nein!«

»Sondern?«

Was war heute nur los? Mia war sonst nicht so neugierig. Gut, sie wusste auch mehr oder weniger alles von mir. Das blieb nach den vielen Jahren einfach nicht aus. Doch gerade fand ich sie mehr als aufdringlich. Ich fragte mich, was sinnvoller wäre: schnell wieder im Kino zu verschwinden oder ihr doch ein paar Informationen zu geben, um ihre Neugierde zu befriedigen.

Ich entschloss mich für die zweite Option. So wusste sie wenigstens, dass es nicht Nick war, der mir nicht mehr aus dem Kopf ging.

»Ich habe diese Woche jemanden gesehen.«

»Gesehen?« Sie klang, als hätte ich in einer Sprache geantwortet, die sie nicht verstand.

»Ja, von kennenlernen kann man nicht sprechen. Ich hatte einen peinlichen Zusammenstoß mit einem Hotelgast.«

Zusammenstoß traf es und ich schmunzelte innerlich.

»Und nun denkst du an ihn?«

»Ich habe gerade kurz an ihn gedacht.«

»Aber das kommt öfter vor …«

»Ich versuche es zu vermeiden«, sagte ich so leise wie möglich. »Bitte, du musst es für dich behalten. Ich kenne ihn nicht einmal und Tina oder Nick würden mich auf der Arbeit nur aufziehen.«

»Wenn Nick da mal nicht eifersüchtig wird.«

Auch wenn ich eine Wendung zu diesem Thema nicht wieder hatte herbeiführen wollen, war ich doch dankbar, damit weiteren Fragen entgangen zu sein, und bemühte mich, schnellstmöglich meinen Sitzplatz aufzusuchen.

Nick war mit Daniel in ein Gespräch vertieft. Sie fachsimpelten über den Film und den möglichen Ausgang. Sie schienen uns kaum zu vermissen und ich fragte mich, ob ich nicht noch eine Toilettenpause hätte einlegen sollen, um möglichst viel vom Film zu verpassen.

David – Mondgöttin

Kevin hatte mich mitten in der Nacht geweckt, weil er eine Idee für einen neuen Song hatte. Im ersten Moment hatte ich geflucht und mir einen anderen Zimmernachbarn gewünscht, doch sobald er die ersten Takte auf seiner Gitarre spielte, war ich begeistert.

Der Song hatte Potenzial, aber erst im Studio zeigte sich das tatsächliche Ausmaß. Gleich morgens hatten wir mit den Aufnahmen begonnen. Mit dem richtigen Equipment bewies mein Bruder wieder einmal, dass er ein Genie auf seinem Gebiet war.

Er spielte mehrere Versionen ein und gemeinsam veränderten wir die Parts, bis der Großteil stand. Nur bei dem Riff gab es keine Experimente. Kev hatte in der Nacht die Idee gehabt und sie war perfekt, genau so, wie sie war.

Mittags bestellten wir uns Pizza. Anschließend teilten wir uns auf. Kev arbeitete an einem Solo, Paul und Steve improvisierten zu dem, was Kevin vorgelegt hatte, und ich feilte an einem alten Songtext, der mir nicht richtig gefiel. Etwas passte nicht, aber ich konnte es noch nicht richtig benennen. Ich brauchte Abstand, um besser darüber nachdenken zu können. Im Studio war das nicht möglich.

Ich sagte unserem Producer Marc Bescheid und ging zu Kevin.

»Ich mach Schluss für heute. Hier wird das nichts mehr.«

»Pumpen?«

»Von mir aus.«

Paul und Steve blieben im Studio. Das traf sich gut, denn so konnte ich Kev mit dem Motorrad mitnehmen. Ich hatte es mir extra bringen lassen, damit ich mobil war. Außerdem war der Helm praktisch für die Tarnung. Er war deutlich effektiver als die Sonnenbrille.

Kev hatte seinen Helm zum Glück im Auto. Bei seinem Dickschädel wäre es schwer geworden, einen Ersatz zu finden, auch wenn mehrere Helme im Studio herumlagen.

***

»Habt ihr das Interview vorbereitet?«, fragte ich Kevin auf dem Weg zur Suite. Wieder standen wir in einem der gläsernen Aufzüge.

»Alles fertig. Chrissi hat die Fragen vor zwei Tagen per Mail bekommen und ich von ihr die Antworten. Willst du mit?«

»Nein danke. Deine Band, dein Ruhm!«

Er verdrehte die Augen. »Meine Band, meine Arbeit trifft es besser!«

»Kev, du weißt, dass das nicht meine Welt ist. Ich finde schon etwas, um mich in der Zeit nützlich zu machen.«

»So war es nicht gemeint. Ich weiß, dass PR nicht dein Ding ist. Trotzdem gehört es dazu. Get with it!«

So lange wie möglich wollte ich es vor mir herschieben. Ich hasste es, wie einem in Interviews die Worte verdreht wurden, und mir graute es davor, mein ganzes Privatleben ausgebreitet in den Medien vorzufinden.

Nicht umsonst hatte Katrin, meine damalige Freundin, Abstand gefordert. Nachdem die ersten Fans das Haus ihrer Eltern belagert hatten, konnten wir uns nicht mehr ungestört treffen. Eine Zeit lang hatten wir es noch mit Telefonieren und geheimen Treffen versucht, aber letzten Endes war die Beziehung daran gescheitert. Außer Kevin hatten wir uns alle entscheiden müssen: Habe ein Leben oder habe Erfolg.

Kev war die große Ausnahme. Sein Wunsch war schon immer der Erfolg. Darauf hatte er hingearbeitet und Nele hatte ihn immer unterstützt. Die beiden kannten sich seit der siebten Klasse und schon damals hatte ich mit Sam, unserer Schwester, darum gewettet, dass Nele und Kev nicht mehr zu trennen sein würden.

Bisher behielt ich recht, so unglaublich es auch sein mochte.

»Du könntest es nach dem Fotoshooting versuchen. Es soll nur ein kurzes Interview für den Radiosender werden.«

»Ich kann nicht glauben, dass wir uns auf das Gewinnspiel einlassen. Es weiß doch niemand, wo wir spielen. Das könnte megastressig werden.«

»Take it easy! Es wird irgendwo in der Region des Senders sein. Ich glaube kaum, dass Zuhörer gewinnen können, die am Arsch der Welt wohnen. Die bekommen niemals genug Stimmen.«

»Abwarten …«

***

Wir holten unsere Sportklamotten und betraten den hoteleigenen Fitnessraum. Dort gab es alles, was wir brauchten.

Kev ging zu den Fahrrädern. Ich bevorzugte zum Aufwärmen das Laufband, das direkt dahinter stand.

Die Tür ging auf und zwei Mädchen kamen herein. Ich schätzte sie auf sechzehn Jahre. Eine war blond, die andere brünett. Beide hatten die Haare zu einem Pferdeschwanz nach hinten gebunden und trugen äußerst knappe Sportsachen. Ich tippte auf Schwestern oder beste Freundinnen.

Sie gingen zu den Fahrrädern und ich konnte sehen, wie sie zwar in die Pedale traten, doch immer wieder zu Kev schielten. Sein Gesicht konnte ich nicht sehen, aber ich war mir sicher, dass er die Blicke längst bemerkt hatte und sich daran ergötzte.

Die Mädchen hielten es keine fünf Minuten durch. Immer wieder tuschelten sie miteinander, dann stand die Blonde auf. Sie tat, als würde sie etwas auf einem Plakat an der Wand nachlesen wollen, hielt auf halber Strecke an und drehte sich zu Kev. In dem Moment sah sie nicht nur ihn, sondern auch mich. Ich beobachtete, wie sie die Luft anhielt und mit großen Augen zu dem anderen Mädchen sah. Sie winkte nach Verstärkung.

»O mein Gott! Ich kann es nicht fassen. Ihr seid Kev und Dave!«

Mein im Umgang mit Fans ebenfalls begabter Bruder stand auf und hielt der Blondine die Hand hin. »Schön, dich kennenzulernen. Wie heißt du?«

Ähnlich wie das Mädchen zuvor, gab Kev mir ein Zeichen, zu ihm zu kommen. Wie sollte ich so den Kopf frei bekommen?

»Hi, ich bin Jenny«, sagte die Blondine und griff nach meiner Hand. Es schien sie nicht zu stören, dass ich beim Laufen ins Schwitzen gekommen war.

»Und ich bin Alex«, sagte das andere Mädchen.

Aus der Nähe konnte ich die Ähnlichkeit in den Gesichtszügen erkennen. Beide hatten eine schmale Nase und die gleiche Kante in der Augenbraue. Eindeutig Schwestern, von denen Alex die jüngere war.

Ich nahm das letzte Handtuch von dem Regal und wischte mir Gesicht und Hände trocken. Dem Gespräch folgte ich nur mit einem Ohr.

»Wie wäre es, wenn wir uns heute Abend in der Bar treffen?«, fragte Kevin die Mädchen.

Beide waren kurz davor zu hyperventilieren.

»Können wir dann Paul und Steve kennenlernen?«, fragte Jenny.

»Solange in der Bar nicht viel los ist, sollte es kein Problem sein. Wir freuen uns immer, echte Fans wie euch kennenzulernen. Manche übertreiben es leider. Mit denen ist es nicht möglich, etwas zu unternehmen. Deswegen ist es besser, wenn ihr keinem erzählt, dass wir uns hier getroffen haben.«

»Das machen wir bestimmt nicht«, sagte Alex.

Jenny nickte zur Bestätigung.

Alex sah an sich hinab, dann auf die Uhr. »Es ist schon so spät. Ich muss aufs Zimmer, damit ich pünktlich in der Bar sein kann.«

»Ja, wir müssen leider los, aber wir sehen uns heute Abend wieder.«

»Natürlich. Ich freue mich schon.«

Ich verdrehte die Augen. »Ich freue mich schon«, äffte ich Kevin nach, sobald sie den Raum verlassen hatten. »Ich wollte an dem Songtext arbeiten.«

»Du musst dich auch um die Fans kümmern. Das gehört zum Job dazu.«

»Ich kann nicht mit jeder was trinken gehen!«

»Sollst du auch nicht, aber wenn du nicht willst, dass die beiden bald alle ihre Freundinnen und deren Freunde und so weiter mitbringen, sollten wir ihnen einen Grund dafür bieten.«

»Hab’s verstanden. Aber nicht heute! Ich gehe das nächste Mal mit, wenn du wieder irgendwelche ganz besonderen Fans beglücken willst.«

»Stell dich nicht so an. Das ist nichts anderes als ein Meet and Greet. Außerdem hast du eh nichts Besseres vor.«

Das musste er mir nicht unter die Nase reiben. Wenn ich meine Ruhe haben wollte, musste ich im Hotel bleiben und viele Möglichkeiten gab es hier nicht. Arbeiten, lesen oder durch das Fernsehprogramm zappen, waren die wahrscheinlichsten Optionen.

***

Ein Krachen, gefolgt von einem Stöhnen, ließ mich zusammenzucken. Das klang schmerzhaft. Ich sah mich um und entdeckte neben den großen Spiegeln eine Person auf dem Boden. Um sie herum lagen Handtücher.

Sofort eilte ich zu ihr, um ihr aufzuhelfen, doch dann entdeckte ich die Hantel, die genau unter ihrem Knie lag. Nun sah es auch noch schmerzhaft aus.

»Bist du verletzt?« Lieber wollte ich sie die Lage selbst einschätzen lassen, statt größeren Schaden anzurichten, indem ich sie bewegte.

»Hörst du mich?«, fragte ich noch einmal, weil ich keine Antwort bekam. Womöglich war sie bewusstlos und dann konnte ich sie nicht so liegen lassen. Mein Erste-Hilfe-Kurs war ein paar Jahre her, aber die stabile Seitenlage gehörte zu den Dingen, die ich selbst im Schlaf beherrschte.

»Alles gut«, sagte das Mädchen und drehte den Kopf aus den Handtüchern.

Vorsichtig strich ich ihr die Haare aus dem Gesicht, damit sie mich sehen konnte, aber sie kniff die Augen zusammen. Ihre Atmung wurde tiefer und langsamer.

»Kannst du aufstehen?« Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter, um ihre Reaktionen besser abschätzen zu können.

Sie nickte, blieb jedoch liegen. Irgendwie sah sie süß aus, wie sie dort lag. Die dunklen Locken hatten sich über die weißen Handtücher ausgebreitet, ihr Gesicht hatte wieder Farbe angenommen. Nur die Augen hielt sie noch geschlossen. Aus Scham? Vermutlich entging mir so der schüchterne Blick, den ich schon einmal an ihr gesehen hatte.

Ich umfasste ihren Arm und zog mit leichtem Druck daran. »Mach langsam! Ich helfe dir«, sagte ich, als sie schon fast stand. Ich wollte sichergehen, dass sie das Bein nicht belastete.

»Mein Knie«, jammerte sie dennoch.

»Setz dich auf die Hantelbank.« Ich hielt sie fest und schob sie in die Richtung. Sobald sie saß, fasste sie an ihr Knie und tastete es ab.

Mein Bruder stand unbeholfen im Weg rum. »Kev, hol bitte etwas Eis.«

»Nein, ist schon okay«, sagte sie, aber Kevin war bereits zur Tür hinaus.

Ich kniete mich vor sie und suchte ihren Blick. »Kannst du dein Bein bewegen?«

Meine Hand legte ich sachte unter ihren Knöchel, um das Bein stützen zu können, falls ihr die Bewegung zu starke Schmerzen bereitete. Sie rührte sich nicht. Langsam fuhr ich mit meiner Hand entlang der Wade in Richtung Knie. Ihre Haut war glatt und weich. Sie fühlte sich toll an, aber ich wollte sie nicht streicheln, sondern ihr helfen.

Sie trug einen Rock, der unterhalb des Knies endete. Als ich den Saum erreichte, wartete ich auf eine Reaktion von ihr, bevor ich ihn ein paar Zentimeter weiter nach oben schob. Der Anblick erleichterte mich. Alles sah ganz normal aus. Das nahm ich als gutes Zeichen.

»Kennen wir uns nicht?«, fragte ich, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Sofort wurde sie rot. »Du arbeitest hier, oder?«

Sie trug nicht die Hoteluniform, sondern ganz normale Kleidung, und durch die offenen Haare wirkte ihr Gesicht schmaler. Trotzdem war ich mir sicher, dass es das Mädchen vom Aufzug war. Die Grübchen und das Muttermal waren unverwechselbar.

»Ja?« Unsicher sah sie mich an. Ihre Erinnerungen an unsere erste Begegnung schienen weniger erfreulich als meine.

»Ich bin David. Verrätst du mir deinen Namen?«

»Luna Heinrich.« Sie zog die Nase kraus. »Klingt wie ein Hund, aber das ist ehrlich mein Name.«

Ich musste lachen. Was klang denn daran wie ein Hund? Gut, Heinrich war ein Männername, aber Luna?

»Ja, ich weiß«, sagte sie. »Unsere Nachbarshündin heißt Loona. Schon doof, dass wir beide uns umdrehen, wenn ihr Frauchen sie ruft.«

Sie sah so geknickt aus, dass es mir leidtat, gelacht zu haben. »Ich finde den Namen sehr schön.« Bei Luna dachte ich nur an die Mondgöttin, nicht an einen Hund.

Die Tür ging auf und Kev kam mit einem Hotelangestellten zurück. Er war, anders als Luna, eindeutig an der Kleidung zu erkennen.

»Luna, was hast du angestellt?«, fragte er und setzte sich zu ihr. Besorgt musterte er sie von oben bis unten und reichte ihr den Eisbeutel.

»Sie ist gestolpert. Es scheint schon wieder zu gehen.« Ich zeigte auf die Handtücher, die noch immer am Boden lagen.

Der blonde Kellner, den ich schon einmal im Restaurant gesehen hatte, sah sich das Chaos an, dann legte er einen Arm um Luna. »Vielen Dank. Ich kümmere mich darum.«

Er sagte es, als spräche er von den Handtüchern, aber offensichtlich meinte er das Mädchen.

Er sah zu mir. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Ich verstand den Wink und stand auf. Der Mondgöttin wünschte ich gute Besserung, dann verließ ich mit Kevin den Fitnessraum.

***

Er duschte und ging mit den Jungs an die Bar. Ich blieb auf dem Zimmer. Nacheinander schaltete ich alle Lampen ein, aber keine wurde wirklich hell. Die Hotels mussten irgendwo geheime Reserven mit Energiesparlampen haben. Zum Arbeiten war es mir zu dunkel. Wie sollte man bei dem schummrigen Licht wach bleiben?

Ich schnappte mir die Akustikgitarre mit dem blauen Body und setzte mich damit aufs Bett. Ohne nachzudenken, griff ich Akkorde und zupfte Saiten. Wie von Geisterhand erschaffen, entstand eine eigenwillige Melodie. Sie klang schüchtern und zart, zugleich aber auch verspielt und glücklich. Als ich bemerkte, an wen ich dabei dachte, legte ich die Gitarre zur Seite und schaltete zur Ablenkung den Fernseher ein.

***

Der nächste Tag war von Jack vollständig für ein Fotoshooting geblockt worden. Zu allem Übel fand es in Hannover statt, weswegen wir frühmorgens losmussten. Keiner von uns hatte Lust, den halben Tag im Bus zu verbringen. Jack schoss den Vogel ab, als er uns verkündete, dass wir in Hannover übernachten müssten, weil die liebe Hilde eine Reservierung für unsere Suite nicht stornieren konnte und wir für eine Nacht rausflogen.

***

Manchmal hatte ich das Gefühl, dass wir mehr Zeit mit Fotografen und Reportern verbrachten, als uns um die Musik kümmern zu können. Eigentlich sollten wir an dem neuen Album arbeiten, doch stattdessen mussten wir ausdruckslos in die Gegend starren und uns nicht davon beirren lassen, wenn eine junge Frau mit violetten Haaren um uns herumsprang und mit Wattebäuschen Puder in unseren Gesichtern verteilte.

»Dave, komm doch bitte noch einen Schritt nach vorn«, sagte Luisa, die Fotografin.

Die Jungs standen hinter mir und es erschien mir nicht richtig, sie dermaßen in den Hintergrund zu drängen.

Ich sah zu Kev. »Wir sollten die Plätze tauschen. Du hast die Band gegründet.«

»Nein, nein!« Luisa wedelte mit einer Hand in der Luft. »Dave, du bist der Sänger und damit der Frontmann. Dich wollen die Leute sehen, glaub mir.«

»Ich bin heiß genug, um im Hintergrund zu wirken«, sagte Kev. Es amüsierte ihn, dass ich mich unwohl in meiner Haut fühlte.

Wie befohlen stellte ich mich weiter nach vorn.

»Kannst du das Hemd öffnen, damit man deine Tattoos sieht?«, fragte Luisa.

Schon waren wir wieder bei der Privatsphäre angelangt. Woher wusste sie von meinen Tattoos? Ich hatte mich schließlich nie nackt vor ihr ausgezogen.

Um eine weitere Diskussion zu vermeiden, öffnete ich die oberen Hemdknöpfe. Jetzt kam ich mir vor, als würde ich für eine Gigolo-Werbekampagne posieren und nicht für ein Schulkonzert.

Die Jungs hatten sich schneller an den Trubel gewöhnt, oder vielleicht hatten sie damit schon Erfahrungen sammeln können. Ich war nur zufällig eingesprungen und der Erfolg hatte mich völlig überrumpelt. Es war toll, was wir erreicht hatten, aber es war nicht immer leicht, damit zu leben.

»Prima«, sagte Luisa. »Nun mit Instrumenten. Hinter dem Haus ist ein Steg, den könnt ihr als Bühne nutzen.«

Für das Shooting hatte unser Auftraggeber, ein öffentlicher Mediensender, einen See mit Bootshaus ausgewählt. Für die ersten Fotos hatten wir auf Holzkisten hinter dem Haus posiert. Das wurde Luisa nun zu langweilig.

»Das ist nicht meine Gitarre«, hörte ich Kev sagen.

Ein Assistent der Fotografin wollte ihm eine E-Gitarre reichen. Auf dem Steg sah ich weitere Instrumente. Keines davon gehörte uns.

Steve schien es nicht zu stören. Sollte der Steg nicht halten, war es nicht sein Schlagzeug, das ins Wasser fiel.

»Starallüren«, murmelte der Assistent.

Eigentlich war es das genaue Gegenteil. Wann immer es möglich war, posierte Kev mit seiner Charline.

Er hatte die Gitarre nach dem Gewehr aus ›Full Metal Jacket‹ benannt. Unsere Mutter kannte bis heute nicht den wahren Hintergrund. Vermutlich hätte sie einen Anfall bekommen. Spätestens bei der Szene, in der sich Private Paula das Hirn wegballert. Für Kev jedoch war Charline ein Anker.

Mit dieser Gitarre hatte er geübt, bis die Finger taub waren und die Sehnenscheiden entzündet. Er hatte sich alles hart erarbeiten müssen und Charline erinnerte ihn daran. Das machte ihn aus, nicht irgendein protziges Signature-Modell.

Chrissi reichte Kev seine Charline und wir brachten das Shooting zu Ende.

Obwohl Kev es mir noch einmal angeboten hatte, drückte ich mich vor dem Interview. Wenn sie mich hören wollten, sollten sie unsere Songs spielen.

Luna – Bewerbung

David hatte ich seit meinem Handtuchunfall vor zwei Tagen nicht mehr gesehen. Gestern hatte ich einen Blick ins System geworfen und festgestellt, dass er abgereist war. Stattdessen bewohnte nun ein Paar mit Kind die Suite.

Vermutlich würde ich David nie wiedersehen und das ärgerte mich. Wäre ich nicht gestürzt, hätte ich mich vielleicht mit ihm unterhalten können, aber so hatte ich es verpatzt. Mein blaues Knie war der Beweis und erinnerte mich immer wieder daran, wie mich Augen in der Farbe von Haselnüssen angesehen hatten.

Noch intensiver war die Erinnerung an die Berührung. Seine Finger hatten meine Haut nur leicht gestreift und doch eine brennende Spur hinterlassen. Ob es sich für ihn auch so gut angefühlt hatte?

»Wie weit bist du mit dem Cover?«, fragte Mia.

Wir wollten die Freistunde nutzen, um an der Abizeitung zu arbeiten, und hatten uns dafür in einen der Kursräume zurückgezogen.

»Dazu bin ich noch nicht gekommen, aber der LK-Text ist fertig.«

Aus meinem Rucksack zog ich den Ausdruck. Mia studierte meinen Entwurf, bis Lars zu uns kam. Er ging ebenfalls in unsere Stufe und leitete die Gruppe, die unsere Vorabi-Feiern organisieren sollte.

»Mädels, ich brauche eure Hilfe.« Daniel wurde von Lars ignoriert. »Im Radio findet ein Wettbewerb statt. Alle Schulen aus der Region können teilnehmen. Zu gewinnen gibt es einen Auftritt von ›Bad Weeds Grow Tall‹ in der Siegerschule. Damit könnten wir die Tickets für unsere Vorabi-Feiern zu richtig hohen Preisen verkaufen. Leichter bekommen wir das Geld nicht in die Abikasse.«

Mia guckte mich an wie ein Auto »Was ist das? Kann man das essen?«

»Weed?«, fragte ich. »Ist das nicht das Zeug, das man in Joints packt?«

»Gras?«, fragte Lars.

»Ihr wollt Kiffer an die Schule holen?«, fragte Mia. »Da spielt der Direktor nie und nimmer mit!«

»Quatsch! Das hat doch mit Kiffen nichts zu tun.« Lars sah uns an, als wären wir schwachsinnig. Vermutlich hatte er nichts gegen einen gelegentlichen Joint einzuwenden. »Der Name bedeutet so viel wie ›Unkraut vergeht nicht‹.«

»Aha«, machten Mia und ich im Chor.

»Die sind sogar international bekannt. Habt ihr noch nie was von denen gehört? Vor zwei Jahren wurden sie entdeckt. Für ihr Debütalbum bekamen sie sogar den Newcomer Award. Ihr müsst doch davon gehört haben!«

Lars brach in Begeisterungsstürme aus, die wir nicht teilen konnten. Mia und ich guckten uns fragend an und selbst Daniel verzog keine Miene.

»Das zweite Album war ein Riesenerfolg und nun spielen ›Bad Weeds‹ an unserer Schule, wenn wir gewinnen. Also brauche ich eure Hilfe. Mädels, ihr habt doch den Deutsch-LK und wollt das bald studieren. Könnt ihr einen Text schreiben, warum wir den Auftritt bekommen sollten?«

Hilflos starrte ich Mia an. Spätestens jetzt wurde mir klar, warum ich mich bei der Organisation der Partys rausgehalten hatte.

Mia schien ähnlich begeistert. »Was sollen wir denn schreiben? Lieferst du uns die Argumente?«

»Klar! Gut, dass du fragst! Ich habe mir schon vieles überlegt, aber jemand muss das in einen Text bringen, damit das im Radio wirkt.«

Damit hatten wir soeben freiwillig die Aufgabe übernommen. Lars überschlug sich fast mit seinen Ideen und verlangte, dass wir alles mitschrieben.

Vor lauter Aufregung um das Unkraut verfolgte Lars uns nach Schulschluss in den Imbiss.

»Um die Chancen für den Hauptpreis zu erhöhen, haben wir uns mit einer anderen Schule zusammengetan. Wir werden die Party … das Konzert … gemeinsam ausrichten. Außerdem hat einer der Schüler von dort erzählt, dass sein Vater in der Stadthalle arbeitet und was organisieren kann. Wir hätten also eine Halle mit richtiger Bühne und nicht nur eine popelige Schulaula.«

Mia und ich warfen uns vielsagende Blicke zu. Einflussreiche Eltern schickten ihre Kinder auf die St.-Marien-Schule. Die Schüler von dort waren ohne Markenkleidung aufgeschmissen. Dafür konnten sie wahrscheinlich auch ohne die Unterstützung des Radios eine Band engagieren. Von der christlichen Ausrichtung der Schule ließen die Schüler sich nichts anmerken. Die glaubten nur an die goldene Kreditkarte.

»Wie kommt es, dass die freiwillig mit uns feiern wollen?«, fragte ich. »Die Privatschüler bleiben doch sonst immer unter sich.«

»Du meinst St. Marien? O nein, die habe ich nicht gefragt. Mein Nachbar geht auf das WSG und macht auch nächstes Jahr Abi. Wir hatten gemeinsam die Idee.«

So wie er es betonte, klang es eher, als wäre es die Idee seines Nachbarn gewesen, aber wen interessierte das schon? Das Werner-von-Siemens-Gymnasium war eine gute Wahl. Nick ging dort hin. Im Sommer hatten wir ihn und seine Mitschüler oft im Freibad getroffen. Sie waren alle nett und nicht vergleichbar mit den Möchtegern-Trendsettern der St.-Marien-Schule.

»Durch die Kooperation würden doppelt so viele Schüler gewinnen«, sagte Lars. »Das muss als Argument ziehen. Außerdem bietet die Halle ausreichend Platz und wir werden Karten an Gäste verkaufen können.«

»Dann kann das Unkraut mehr Fans glücklich machen«, sagte ich.

Lars rümpfte die Nase über den Namen, nickte dann aber. Bevor er weiter auf uns einreden konnte, verabschiedete ich mich und fuhr zur Arbeit.

***

Im Auto drehte ich die Lautstärke des Radios hoch. Die ersten Takte von ›Red Leaves‹ ertönten und ich versank in dem Song. Die CD hatte ich inzwischen ein paar Mal vollständig gehört, doch ›Red Leaves‹ blieb mein Lieblingssong. Leider wurden nur die Titel der Tracks angezeigt. Bei Gelegenheit musste ich Nick mal nach den Interpreten fragen oder doch endlich die Texte googeln.

Ich lehnte mich in den Autositz und schloss meine Augen. Schon sah ich David wieder vor mir. Die Klänge des Gitarrensolos verschmolzen mit seinen Berührungen und erst als das Stück endete, riss ich mich zusammen und fuhr los.

***

Heute wollte unser Barkeeper Mike mir ein paar Dinge erklären, die ich aus dem Restaurant noch nicht kannte. Da ich endlich volljährig war, sollte ich zukünftig in der Bar aushelfen.

Unter Mikes Anleitung übte ich Cocktails zu mischen. Er hatte leere Schnapsflaschen mit Wasser gefüllt, damit ich keine der kostbaren Tropfen vergeudete.

Den Shaker füllte ich mit Eis, dann maß ich die Flüssigkeit ab. Er setzte ein Glas auf den Becher und zeigte mir, wie ich alles kräftig schütteln und das Glas mit einem gezielten Stoß gegen den Rand anschließend wieder abnehmen sollte.

Ich versuchte ihn nachzuahmen, doch als ich den Becher über meine Schulter hielt, um das Wasser mit den Eiswürfeln zu vermengen, geschah das Unglück: Das Glas löste sich aus dem Becher und der Inhalt ergoss sich über meine Schulter.

Vor Schreck und Kälte blieb mir fast das Herz stehen. Das Eiswasser auf meinem Oberkörper raubte mir die Luft. Erstarrt schaute ich an mir hinunter und sah noch, wie ein Eiswürfel zwischen Weste und Bluse verschwand.

Mike starrte mich zunächst nur an, dann lachte er los. Ich konnte nicht anders, als in sein Lachen einzustimmen. Ich war sicher nicht die Erste, der so etwas passierte. Zum Glück hatte ich nicht mit Schnaps und in der leeren Bar geübt. Es hätte schlimmer sein können.

»Vielleicht solltest du die Mischgetränke doch vorerst mir überlassen.«

Er begann, die Eiswürfel vom Boden zu sammeln. Ich griff nach einem Handtuch und verschwand durch den Vorratsraum.

In meinem Spind hatte ich zum Glück eine Dienstuniform zum Wechseln. Da das Hotel über Handtücher in ausreichender Menge verfügte, war ich schnell wieder trocken und einsatzfähig.

Aufgeben wollte ich nicht und marschierte auf direktem Weg wieder in die Bar, um es erneut zu versuchen. Dieses Mal war ich vorsichtiger. Zum einen hielt ich den Becher weiter von mir weg, auch wenn Mike mir sagte, dass ich die Bewegung nicht korrekt ausführte, weil der Shaker über meiner Schulter schweben sollte. Zum anderen hatte ich zusätzlich mehrere Geschirrtücher über die Schulter gelegt, sodass ich hoffentlich geschützt war.

Ich rechnete nicht damit, aber es funktionierte. Mein Wassergemisch blieb brav im Shaker und Mike wartete vergebens auf das nächste Missgeschick.

Sobald die ersten Gäste eintrafen, konzentrierte ich mich aber wieder auf Zapfhähne und Softdrinks. Alles andere überließ ich Mike. Es war nicht nötig, dass ich mich vor den Gästen erneut blamierte.

Für einen Moment dachte ich daran, dass es verdammt peinlich wäre, wenn ich etwas verschütten würde und dann mit Flecken auf der Bluse David bedienen müsste. Er würde mich für den größten Tollpatsch auf Erden halten. Dabei kam ich sonst überwiegend unfallfrei durchs Leben. Es musste eine blöde Pechsträhne gewesen sein und er würde schon merken, dass ich mich geschickter anstellen konnte.

Nein, würde er nicht. David hatte das Zimmer nicht gewechselt. Er war abgereist. Warum wollte mein Kopf das nicht verstehen? Es war unsinnig, weiterhin an ihn zu denken, und außerdem sollte ich mich nicht von der Arbeit ablenken lassen.

***

Es war nicht viel los und vermutlich hätte Mike die Bar problemlos allein schmeißen können. So gut es ging, machte ich mich nützlich und suchte mir Aufgaben. Bevor ich noch das Logo der Brauerei von den Gläsern schrubbte, entschied ich mich, Limetten für den nächsten Cocktail aufzuschneiden.

Über die Theke hinweg beugte sich ein Mann im Anzug zu mir, um ein Glas Wein zu bestellen. Ich drehte mich um, nahm ein Glas aus dem Regal und sah auf der anderen Seite der Bar einen jungen Mann. Leider stand er mit dem Rücken zu mir, dennoch war ich mir sicher, dass es David war.

Mein Herz begann schneller zu schlagen und beinahe goss ich das Weinglas zu voll. Den Gast schien es zu freuen, dass ich es so gut mit ihm meinte.

Ich atmete tief durch und überlegte, wie ich nun am besten vorgehen sollte. Ich musste es wissen. Ich musste wissen, ob es David war, und jetzt war die richtige Gelegenheit. Er stand in der Bar und wenn er sie wieder verließ, hatte ich vielleicht keine Chance mehr. Ich würde es mir die nächsten Wochen vorwerfen, wenn ich jetzt nicht meinen Mut zusammennahm.

Meine Hände zitterten und mein Herz pochte gegen meinen Brustkorb. Die Reaktionen meines Körpers ignorierend, setzte ich meinen Weg fort und sagte mir immer wieder, dass es schließlich meine Aufgabe war, die Bestellungen der Gäste aufzunehmen, und ich genau das tun würde.

»Darf es noch etwas sein?«, fragte ich so locker wie möglich.

Da geschah es tatsächlich. Der Mann, der in Jeans und dem schwarzen Hemd eine superheiße Figur machte, drehte sich um und ich erkannte David.

»Eine Cola, bitte«, sagte er noch in der Bewegung. Als er mich erblickte, lächelte er. »Hallo, Luna.«

Die Art, wie er meinen Namen aussprach, bereitete mir eine Gänsehaut. Nicht so, wie es spannende Thriller taten. Es war ein angenehmer Schauer. Bei ihm klang es nicht, als würde er den Nachbarshund rufen. Es klang, als wäre der Name etwas Besonderes.

Kein einziges Wort brachte ich heraus. Jetzt, wo ich die Gewissheit hatte, wollte mein Hirn nicht mehr richtig arbeiten. Er war es. David war wieder da und mein Herz wollte vor Freude aus meiner Brust springen. Wie konnte ein Fremder solche Reaktionen bei mir auslösen?

Meine Gesichtszüge gehorchten mir nicht mehr und ein Strahlen breitete sich auf meinen Lippen aus. Körper und Geist schienen getrennte Wege zu gehen.

David saß auf einem der Barhocker, als ich ihm die Cola reichte. Der Typ, der gerade noch neben ihm gestanden hatte, war nicht mehr zu sehen. Ich war mir sicher, dass es der gewesen war, der Eis für mein Knie geholt hatte. Die roten Haare und Sommersprossen waren unverwechselbar. Eigentlich hatte ich mich bei ihm bedanken wollen, und natürlich bei David.

»Eine Cola, bitte schön«, sagte ich, bemüht um Professionalität, die – so hoffte ich – mein Lächeln nur unterstreichen würde. Er sollte mich nicht für ein grinsendes Honigkuchenpferd halten.

»Danke!«