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Sophie Fawn

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Beschreibung

**Rockstar backstage** Sammy freut sich wahnsinnig darüber, die Rockband »Bad Weeds« auf ihrer Amerika-Tour begleiten zu dürfen. Es muss schließlich auch Vorteile haben, wenn deine Brüder zwei gefeierte Rockstars sind! Doch dann begegnet sie backstage den strahlend blauen Augen Jaydens und es passiert das eine, auf das sie nicht vorbereitet war: Sammy verliebt sich Hals über Kopf in den Drummer der Vorband. Aber immer, wenn sie das Gefühl hat, Jayden näherzukommen, zieht er sich von einem Moment auf den nächsten wieder vollständig von ihr zurück. Sie ahnt nicht, dass Jayden seiner Karriere zuliebe einen Vertrag unterschrieben hat, der ihm die Beziehung zu einem Mädchen verbietet. Und das ist nicht das Einzige, was er verbirgt… //Alle Bände der berührenden Rockstar-Romance bei Impress:  -- Rhythm and Love: Luna und David   -- Rhythm and Love: Sammy und Jayden   -- Rhythm and Love: Nele und Kevin  -- Rhythm and Love: Lizzy und Steve -- Rhythm and Love: Alle Bände der berührenden Rockstar-Romance in einer E-Box!// Alle Bände der Reihe sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden.

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Sophie Fawn

Rhythm and Love 2: Sammy und Jayden

**Rockstar backstage** Sammy freut sich wahnsinnig darüber, die Rockband »Bad Weeds« auf ihrer Amerika-Tour begleiten zu dürfen. Es muss schließlich auch Vorteile haben, wenn deine Brüder zwei gefeierte Rockstars sind! Doch dann begegnet sie backstage den strahlend blauen Augen Jaydens und es passiert das eine, auf das sie nicht vorbereitet war: Sammy verliebt sich Hals über Kopf in den Drummer der Vorband. Aber immer, wenn sie das Gefühl hat, Jayden näherzukommen, zieht er sich von einem Moment auf den nächsten wieder vollständig von ihr zurück. Sie ahnt nicht, dass Jayden seiner Karriere zuliebe einen Vertrag unterschrieben hat, der ihm die Beziehung zu einem Mädchen verbietet. Und das ist nicht das Einzige, was er verbirgt …

Wohin soll es gehen?

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Vita

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© Melanie Baumeister

Sophie Fawn führt ein Doppelleben: Tagsüber arbeitet sie als Informatikerin, abends versinkt sie in erträumten Geschichten. Ihren ersten Roman schrieb sie bereits in der siebten Klasse und konnte seitdem den Stift kaum aus der Hand legen. Ob sexy Rockstar, frecher Kobold oder geflügelter Wolf – sie alle sind in ihren Werken vertreten. Heute schreibt sie am liebsten im Beisein ihrer Hunde, die zu ihren Füßen schlafen, während sie Figuren und Welten zum Leben erweckt.

Jayden – Verträge

Logan und Noah gingen vor. Ich betrat das Büro mit den verglasten Außenwänden als Letzter und schloss die Tür hinter mir.

Die Mitte des klimatisierten Raumes dominierte ein Besprechungstisch. Rundherum standen Besucherstühle – todschick und unbequem. Ein klares Zeichen dafür, dass wir noch längst nicht das erreicht hatten, wovon wir träumten.

Dieses Büro verlangte nach maßgeschneiderten Anzügen, aber meine Bandkollegen trugen Cargoshorts. Logan hatte sich mit einem Tanktop und Noah mit einem alten Metallica-Shirt für den Termin herausgeputzt. Ich trug ausgefranste Jeans, Turnschuhe und ein verwaschenes Shirt mit langen Ärmeln. In diesem Büro hätten unsere Klamotten allenfalls als Putzlappen gedient, aber Ella bevorzugte vermutlich hochwertige Microfaser.

Sie saß am Ende des ovalen Tisches in ihrem Chefsessel. Warum wir herkommen sollten, hatte sie uns nicht verraten. »Setzt euch.« Wie immer trug Ella ein schwarzes Kostüm, das ihre langen Beine und den vollen Busen betonte. Unsere Managerin sah heiß aus und wenn sie – wie heute – die Haare zu einem strammen Zopf nach hinten gebunden hatte, strahlte sie eine Dominanz aus, die selbst gestandene Männer zu unterwürfigen Memmen werden ließ.

Ich zog einen Stuhl nach hinten und setzte mich auf das kalte Leder. Armlehnen hatte das Ding nicht. Um auf dem Glastisch keinen Fleck zu hinterlassen, legte ich eine Hand auf den Beinen ab. Den anderen Arm stützte ich nur mit dem Ellenbogen auf. Den Ärmel hatte ich über den Daumen gezogen und fuhr damit an meiner Unterlippe entlang. Ich fühlte mich wie der kleine Junge, dem ein Gespräch mit dem Direktor bevorstand.

Ella stand auf und verschränkte ihre Arme vor der Brust. »Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht.«

»Die schlechte zuerst«, sagten Logan und ich wie aus einem Mund.

Wir hatten unsere Ersparnisse zusammengeworfen, um ein Demotape aufzunehmen und Ella zu engagieren. Heute war unser dritter Termin bei ihr. Langsam fragte ich mich, ob sie unser Geld lediglich für Glasreiniger ausgab.

Sie schwieg, bis sie unsere ungeteilte Aufmerksamkeit genoss. »Es sind ein paar Bedingungen an den Vertrag geknüpft.«

»Was?« Ich stützte mich mit den Handflächen auf die Tischplatte. Hatte sie etwas von einem Vertrag gesagt?

»›Flux of Jade‹ müsste noch diesen Sommer auf Tournee gehen und das Album bewerben.«

Noah sprang auf. »F-of-J!« Er zog Logan in eine Umarmung und klopfte ihm einige Male auf den Rücken. Ein Stuhl kippte nach hinten, aber keiner kümmerte sich darum.

»F … of … J«, wiederholte Logan unsere Abkürzung betont langsam. Jeden Buchstaben grölte er durch das Büro.

»Wir haben den Vertrag?« Irgendjemand hatte Gummibänder an meine Mundwinkel gespannt. Sie zogen sich bis zu den Ohren.

»Den Plattenvertrag für F-of-J und eine Zusage für die Tour durch neun Bundesstaaten in sieben Wochen. Ein zweites Album ist optional, also freut euch nicht zu früh.«

Meine Eltern würden durchdrehen, besonders meine Mom, aber das war mir egal.

»Wir haben es geschafft!« Logan schlug mir auf die Schulter.

»Hey, geht das auch vorsichtiger?«, brummte ich und rieb über die Stelle.

»Das muss gefeiert werden«, sagte Noah. »Heute Abend in Logans Garage?«

»Klar, Alter.« Logan grinste ebenso bescheuert wie ich.

Ich hob den Stuhl auf. »Bin dabei.«

»Jungs, setzt euch wieder! Feiern könnt ihr später. Ihr seid hier, um den Papierkram zu erledigen.«

Ich ging an den Platz zurück, an dem meine Hände bereits Spuren auf dem Glas hinterlassen hatten.

Ella öffnete eine schwarze Mappe und holte Unterlagen hervor. Drei Papierstapel, die oben zusammengetackert waren. Jedem von uns reichte sie einen davon.

»Das sind eure Verträge. Sie regeln die Anzahl der Songs auf dem Album, die Länge der Auftritte und natürlich eure Gagen und Tantiemen.«

»Yes.« Noah blätterte die erste Seite um. Seine Augen flogen über den Text.

»Außerdem verpflichtet ihr euch für die nächsten zwei Jahre keine Freundin zu haben. Harte Drogen sind tabu. Und ihr unterschreibt, dass ihr gesund seid.«

Ella zog einen Kugelschreiber aus ihrer Ledermappe.

»Noch Fragen?« Ihr Blick war eiskalt.

»Nope.« Logan nahm ihr den Stift ab und unterschrieb, ohne zu zögern. Den Kuli reichte er an Noah weiter, dann war ich an der Reihe.

Ich starrte auf die Liste mit unseren Pflichten. Das Plattenlabel behielt sich vor, ärztliche Gutachten und einen Drogentest anzufordern. Mein Magen zog sich zusammen und mir wurde übel.

»Mach schon, Alter!« Logan gab Ella seine Ausfertigung des Vertrags.

Mein Magen krampfte, aber ich schluckte das aufsteigende Brennen hinunter. Scheiße, ich wollte diesen Deal. Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Unterlagen wirklich sehen wollten? Hoffentlich gering genug. »Gib her!« Ich riss Noah den Kuli aus der Hand und unterschrieb.

Sammy − Party

»Sam, komm raus oder lass mich rein!«, rief Luna.

Seit einem halben Jahr war sie mit David, dem älteren meiner großen Brüder und Frontmann der ›Bad Weeds‹, zusammen. Wir waren dadurch gute Freundinnen geworden, auch wenn uns normalerweise zweihundert Kilometer trennten.

Mit dem Ellenbogen angelte ich nach der Türklinke. Luna stolperte ins Badezimmer und schlug mir beinahe Lockenstab und Kamm aus den Händen.

Sie funkelte mich an. »Ich bereue es, dich eingeladen zu haben.«

Bei uns hatten die Sommerferien längst begonnen. Weil ich in Hessen und sie in NRW wohnte, konnte ich schon vor zwei Tagen herkommen. Es war lustig hier, allerdings war ein Bad für Luna, ihre Mutter und mich eindeutig zu wenig.

»Tust du nicht.«

»Doch!«

»Ach was!« Ich legte meine Utensilien auf dem Waschbecken ab und kramte in der Kosmetiktasche. »Ohne mich hättest du den Lipgloss in dieser mega Farbe nicht.« Ich hielt ihr den Aubergine-Lipgloss vor die Nase. Bis jetzt hatte ich ihn versteckt, um mir die Überraschung aufzusparen.

»Wo hast du den denn her? Der ist überall ausverkauft.«

»In Frankfurt nicht.«

Luna schlang ihre Arme um mich und gab mir einen Kuss auf die Wange. »Danke, Sam, du bist ein Schatz.«

Wenn sie wüsste, was ich noch geplant hatte …

Ich konzentrierte mich auf die nächste Haarsträhne und wickelte sie auf den Lockenstab. Geschminkt hatte ich mich schon, deswegen trat ich einen Schritt zur Seite, damit Luna näher an den Spiegel konnte.

»Ihr habt noch eine halbe Stunde«, rief ihre Mutter durch den Flur. Seit sechs Uhr war sie dazu übergangen, uns die Zeiten im Zehn-Minuten-Takt durchzugeben.

Luna glaubte noch immer, dass ich ihre Begleitung für den Abiball war. Sie ahnte nicht, wer sie um sieben abholen würde.

»Hast du dein Ticket eingesteckt?«, fragte sie.

»Eintrittskarte und Schminkspiegel liegen in meiner Clutch.« Ich schaltete den Lockenstab aus und setzte mich auf den Toilettendeckel. »Bist du aufgeregt?«

»Weil es vorerst der letzte Abend mit meinen Schulfreunden ist oder wegen morgen?«

»Nicht nur morgen. Der Flug ist erst der Anfang. Wir werden die Jungs auf ihrer USA-Tour begleiten.«

Luna tuschte ihre Wimpern zu Ende, dann drehte sie sich zu mir. »Ich weiß nicht, ob ich mich freuen oder davor drücken soll.«

»Freuen! Das wird super!«

Wir halfen uns gegenseitig in die Outfits. Luna hatte für den Abiball ein bodenlanges Kleid ausgewählt. Sehr schlicht geschnitten mit einem Herzausschnitt. Der Farbton des Lipgloss harmonierte perfekt mit dem Satinstoff. Ihre braunen Haare hatte sie nach hinten frisiert. Von dort fielen sie in Wellen hinunter, sodass die Locken den Großteil des nackten Rückens bedeckten.

Ich wollte es weniger spießig und hatte mich für ein knallrotes Kleid im Rockabilly-Stil entschieden. Der Petticoat war der Hammer.

Luna räumte das Bad auf, ich checkte mein Handy. Alles lief nach Plan.

»Hast du die Karten?«, fragte Luna schon wieder, als ihre Mutter uns zu sich rief.

»Hab alles.« Bevor sie mich kontrollieren konnte, ging ich in die Küche.

»Ach, Luna«, ihre Mum zog einen Beutel aus dem Mülleimer unter der Spüle hervor, »kannst du den bitte rausbringen?«

Luna sah ihre Mutter schockiert an, dann blickte sie auf ihr Kleid und wieder zu den Abfällen.

»Hab dich nicht so«, sagte ich. »Ich nehme das Altpapier mit.« Ich griff mir den Stapel und schob Luna zur Tür. Es war Punkt sieben. Am liebsten hätte ich mir selbst auf die Schulter geklopft, so gut hatte ich alles organisiert.

Ich ging voraus und öffnete die Haustür. Wie in einem Slow Motion Video konnte ich zusehen, wie Lunas Augen immer größer wurden. »David«, hauchte sie. »Aber ihr seid doch in England.«

Waren sie nicht. Dort hatten sie zwei Wochen lang gearbeitet, aber schon gestern war die Band vollzählig zurückgekehrt.

Dave nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie. »Dachtest du, ich lasse dich allein zum Abiball gehen und warte morgen am Flughafen auf dich?«

Während Luna über meinen ältesten Bruder herfiel, begrüßte ich Nele und Kevin, meinen anderen Bruder. Er war Gründer und Gitarrist der ›Bad Weeds‹.

Nele trug das gleiche Kleid wie ich. Gemeinsam waren wir im MTZ, unserem Lieblingseinkaufscenter in Frankfurt, shoppen gewesen und hatten uns in dem 50er-Jahre-Laden sofort in dasselbe Design verliebt. Nur hatte sie sich für Blau entschieden. Der Ton passte besser zu ihren blonden und Kevs roten Haaren.

»Wo sind Paul und Steve?« Abgemacht war, dass sie ebenfalls zum Abiball kämen. Der Tag war wichtig für Luna und deshalb wollte ich, dass alle dabei waren.

»Die kommen später nach«, sagte Kev.

»Prima.«

»Das hat gut geklappt.«

Ich gab Kev einen Stups in die Seite. »Meine Ideen funktionieren immer.«

Wir hatten Luna erzählt, dass die Jungs es nicht zum Abiball schaffen würden. Angeblich hatte es Probleme bei den Aufnahmen der Single gegeben, weshalb sie länger in England bleiben mussten.

Von hinten stach mir ein Finger in die Rippen. »Willst du mich nicht begrüßen?«, fragte Dave.

Ich drehte mich um und zuckte mit den Schultern. »Luna hatte es nötiger.« Ich drückte ihm ein Küsschen auf die Wange. »Schön, dass ihr wieder im Land seid.«

Lunas Mutter verfolgte uns mit einer Kamera. Sie verlangte ein Gruppenfoto. Kev umschlang Nele, Luna schmiegte sich an David und ich bildete den roten Mittelpunkt des Bildes. Es folgten weitere Bilder von Luna, dann fuhren wir zur Schule.

Es war ein hässlicher, gradliniger Bau. Da half auch die Deko nicht, mit der Decken und Wände nur mäßig versteckt wurden.

In der Aula gab es feste Sitzplätze und zu denen mussten wir uns vorarbeiten. Leider standen zwei aufgetakelte Blondinen mitten im Weg.

»Echt jetzt?«, fragte eine von beiden und zeigte auf Luna und Dave. »Hat es ihr nicht gereicht, einmal in der Zeitung zu sein? Was soll der billige Doppelgänger?«

Die andere nickte. »Kein Mensch glaubt ihr jetzt noch, dass sie ›Bad Weeds‹ kennt.«

Es waren nur ein einziges Mal Fotos von Luna und David öffentlich geworden. Dass die beiden ein Paar sein könnten, wurde sofort dementiert. Gerade deshalb hing es Luna noch immer nach. Zwar sagte sie, dass es egal war, was die Mädchen aus ihrer Stufe darüber dachten, aber mich ärgerte es.

Ich stellte mich zu den Blondchen. »Das ist unglaublich, oder? Der mit den Sommersprossen sieht beinahe aus wie Kev. Ob es die billigen Doppelgänger im Zweierpack noch günstiger gibt?«

Blondie eins rümpfte die Nase, als hätte ich mich vor der Party in Schweinemist gesuhlt. Sollte sie doch.

»Wenn ihr zusammenlegt, könnte ich auch Paul und Steve besorgen. Vielleicht schafft ihr es mit denen an eurer Seite auch mal in die Zeitung.«

»Du kleines Wiesel … Menschenhandel ist verboten.«

Von hinten schlangen sich zwei muskulöse Arme um meinen Bauch und hoben mich an. Ich wusste sofort, an wessen Brust ich da gedrückt wurde. Seit ich ihn kannte, ging er regelmäßig zum Krafttraining, aber im letzten halben Jahr hatte er sein Trainingspensum deutlich gesteigert.

»Steve, lass mich runter!«

»Nur wenn du deine Verkupplungsversuche unterlässt.«

Die Blondinen sahen zu, wie ich mich mit aller Kraft gegen Steves Arme stemmte. Sie hätten mir ruhig mal helfen können, aber dazu fehlte den beiden Blitzbirnen der nötige Funke.

»Ja, versprochen.«

Die Gehirnzellen der ersten Blondine erwachten und sofort schoss sie Fotos mit ihrem Smartphone. Erst nur von Steve. Dann ging sie an uns vorbei zu den anderen.

Steve interessierte sich nicht dafür. »Wieselfreier Abend?«

»Bestimmt nicht! Ich lasse mir die Party nicht entgehen. Aber du darfst auch deinen Spaß haben.«

»Wie gnädig von dir.« Er setzte mich ab.

»Da sind Mia und Daniel.« Luna winkte ihren Mitschülern.

Neben ihnen entdeckte ich Nick. Luna hielt ihn noch immer für ihren besten Freund. Es hatte zwar kurz mal zwischen den beiden gekriselt, aber Luna hatte es schnell wieder vergessen. Zu gerne hätte ich ihr erzählt, was wirklich passiert war. Von Dave wusste ich, dass Nick sich als Lunas fester Freund ausgegeben hatte. Leider hatte Dave mir verboten ihr davon zu erzählen.

Luna setzte sich zu ihren Leuten. Für uns hatte Mia Plätze direkt am Nebentisch reserviert. Nur mit ihrer Hilfe war es möglich gewesen, alles vor Luna geheim zu halten.

Ich begrüßte sie und setzte mich dann zu Steve. Es war selbstverständlich, dass wir Luna zu diesem Abend begleiteten, aber dafür hatten einige Pläne verschoben werden müssen. Die Jungs mussten den Abflug für die USA-Tour möglichst weit hinauszögern, sonst hätte es zeitlich nicht gepasst.

Für Luna blieb bis zum Studium genug Zeit, um die Band zu begleiten. Ich hatte nur die Sommerferien, trotzdem wollte ich wenigstens einen Teil der Tour mitmachen. Ich war noch nie in Amerika gewesen und hatte meine Eltern angefleht mich mitgehen zu lassen. Es war ein harter Kampf mit meiner Mum gewesen, aber am Ende hatte ich gewonnen. Wie immer.

»War das deine Idee?«, fragte Luna. Sie saß bei ihren Freunden, hatte aber den Stuhl so weit gedreht, dass sie mit mir sprechen konnte.

»Ich musste Dave helfen. Du hast ihm verboten dir etwas zum Abi zu kaufen, Kev hat ihm verboten einen Song für dich aufzunehmen, unsere Mum … Ach, du weißt doch, wie das ist.«

»Ihr bezahlt meinen Flug in die USA, die Unterkunft, die …«

Dave beugte sich zu ihr und stoppte ihre Aufzählung mit einem Kuss. »Wir bezahlen die Tour nicht, wir werden dafür bezahlt.«

»Aber ich nicht«, sagte Luna.

»Wir gehören dazu!« Ich grinste. »Ohne uns wird es den Jungs langweilig.«

Luna ignorierte meinen Wink. »Nick und Mia wussten davon? Wie hast du Nick überredet dichtzuhalten?«, fragte sie.

Ich zuckte mit den Schultern. »Ach, der war dir noch etwas schuldig.«

Dave warf mir einen Blick zu, der mir eindeutig zu verstehen gab, dass ich doch zu Hause bleiben müsste, wenn ich jetzt nicht die Klappe hielt.

»Genieße die Zeit einfach«, sagte Nele. »Ich würde auch gern mitfahren.«

»Kündige«, schlug Kev vor und grinste.

»Niemals. Noch gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass du einen Job als Studiomusiker annimmst.«

»Vielleicht, wenn ich sehr alt bin und nur noch im Sitzen spielen kann.«

Luna lehnte sich über den Tisch zu Nele. »Es muss hart sein, dass ihr euch so lange nicht sehen könnt. Und dann die Zeitverschiebung …«

Ehe Nele etwas sagen konnte, lachte Kevin los. »Für die Zeitverschiebung gibt es Apps, die zum jeweiligen Ort die deutsche Zeit anzeigen. Nur hilft das bei Nele nicht. Ihre Dienstpläne sind das Problem.«

Sie arbeitete als Krankenschwester auf der Kinderstation und hatte keinen Einfluss auf ihre Arbeitszeiten. Kev ärgerte sich immer, wenn er anrief und Nele nicht erreichte, weil sie kurzfristig für eine Kollegin einspringen musste.

Ich rechnete ihr das hoch an. Für die Kinder tat sie alles.

»Tanzen?«, fragte ich. Bevor die beiden sich an ihrem letzten Abend in Deutschland in die Haare kriegen konnten, wollte ich das Thema wechseln.

»O ja«, sagte Nele.

»Wie gut kannst du tanzen?«, fragte ich Steve. Auch wenn ich ihn schon ewig kannte, auf einer Tanzfläche hatte ich ihn noch nie gesehen.

»Finde es heraus!« Er lächelte und zeigte mir eine Reihe makelloser Zähne. Mein Kieferorthopäde hätte ihn sofort als Model eingestellt.

Luna blieb bei ihren Freunden. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Paul sich zu Tina setzte. Sie war die Erste von Lunas Freuden gewesen, die ich kennengelernt hatte. Genau genommen hatte ich erst Tina und dann Luna auf dem ›Bad Weeds‹-Konzert kennengelernt, das Lunas Schule gewonnen hatte.

Tina war mindestens so durchgeknallt wie ich. Was sie von Paul wollte, war mir ehrlich gesagt ein Rätsel. Steve war der Weiberheld, nicht Paul. Wer wollte schon den Bassisten?

Jayden − Bad Weeds

Ella hatte dafür gesorgt, dass das erste Konzert der Tour in unserer Heimatstadt Sunrise stattfand. Heute durften wir in der leeren Arena proben, morgen müssten wir vor Publikum bestehen.

Es war Glück, dass wir schon in die Halle durften. Ella hatte ihre Kontakte genutzt, damit wir mehr Zeit für die erste Probe hatten. Ich war schon oft hier gewesen, um mit Kumpels die Spiele der Panthers zu sehen. Doch heute war die Mehrzweckhalle für unser Konzert umgebaut worden. So wie es sonst nur für große Stars wie Shakira oder Phil Collins gemacht wurde. Hier hatten schon Metallica gespielt und morgen würden wir es tun.

Die Bühne zu betreten fühlte sich merkwürdig an. Es war, als dürfte ich nicht hier sein. Wie ein Fremder, der durch Wohnungen schlich und Schränke öffnete. Fast rechnete ich damit, vertrieben zu werden, doch mein Schlagzeug wartete bereits auf mich. Es war der Beweis dafür, dass alles seine Richtigkeit hatte. Dies war kein Traum, sondern unsere Realität.

»Startet endlich mit der Probe«, rief einer der Techniker. »Ihr habt noch eine Stunde, dann gehört die Bühne ›Bad Weeds‹.«

»Kommt es nur mir so vor oder haben selbst die Roadies mehr zu sagen als wir?«, fragte Logan.

»Ich freue mich schon jetzt die Stars kennenzulernen«, murrte ich. Wenn wir die Bühne pünktlich für sie räumen mussten, waren das sicher sympathische Kollegen ohne Starallüren. »Gut, dass Ella einen Tag mehr für uns rausgeholt hat. Lohnt sich richtig«, murmelte ich.

»Die sind aus Deutschland«, sagte Logan. »Was wollen die hier?«

Noah holte seinen Bass aus dem Koffer und steckte das Kabel ein. »Ella sagte was von England.«

»Auch nicht besser!« Ich setzte mich hinter das Schlagzeug. »Womit sollen wir anfangen?«

Logan streifte sich den Gitarrengurt über die Schulter und stellte die Höhe des Mikros ein. »Wie immer.«

Ich wartete, bis auch Noah an seinem Platz stand, dann gab ich die ersten Schläge von ›Chained Joys‹ vor.

Logan setzte im richtigen Moment ein, aber Noah spielte jeden Ton einen Hauch zu früh. So schwer konnte das doch nicht sein!

Ich war seit einem halben Jahr Teil der Band. Wir hatten uns aneinander gewöhnt, aber Noah kapierte es einfach nicht. Für unser Album hatte ein Tontechniker alles passend zusammengebastelt. Aber bei einem Liveauftritt musste nun mal alles sitzen.

»Auf der Eins, nicht vorher!«, rief ich Noah zu.

Auch wenn wir nur die Supportband waren, wollte ich eine gute Show abliefern. Außerdem wollte ich es mir nicht gleich mit den Jungs verscherzen, die wir auf ihrer Tour begleiteten.

Sie hatten das erreicht, was uns hoffentlich bevorstand. Egal ob Engländer oder Deutsche, es war ihre Tour und wir durften es nicht verbocken.

»Noch einmal von vorn«, sagte Logan ins Mikro. Schon kurz nachdem er diese vier Worte normal – nahezu melodisch – ausgesprochen hatte, klang er wieder wie nach einer langen Kneipentour. Er grölte eine Strophe nach der anderen ins Mikro, dann legte er ein Gitarrensolo hin. Nicht sein bestes, aber für meinen Geschmack klang es trotzdem ziemlich gut.

Ich holte aus, um den Beat für den nächsten Song vorzugeben, als ich am Bühnenrand eine Bewegung bemerkte. An den roten Haaren erkannte ich, wer die Bühne betrat. Sobald ich den Bandnamen erfahren hatte, war Internetrecherche angesagt gewesen. Kevin Silver sah aus wie auf den Bildern. Ein lang gezogener Ed Sheeran.

Den Moment, in dem ich ›Bad Weeds‹ zum ersten Mal persönlich traf, hatte ich mir offizieller vorgestellt.

»Ihr seid also die Jungs, die verdonnert wurden vor uns aufzutreten?«, fragte Kevin.

Logan ging ihm entgegen und reichte ihm die Hand.

»Sieht so aus.« Logan lachte. Er zeigte auf Noah und mich. »Das ist Noah und da vorn hockt mein Drummer, Jayden.«

Danke, Logan! Immerhin hatte er meinen Namen genannt. Vielleicht sollte ich ihn das nächste Mal als meinen Sänger vorstellen …

Ich stand auf und begrüßte Kevin, dann Steve und Paul.

Auf YouTube hatte ich mir Aufnahmen von ›Bad Weeds‹ angesehen. Besonders Steve hatte mich interessiert. Schließlich wollte ich wissen, wie gut ihr Drummer war. Vieles war Show, ein wenig Ausholen hier, dann wieder Aufstehen dort. Aber ich musste ihm zugestehen, dass er verdammt präzise spielte.

Jetzt, da er vor mir stand, fiel mir außerdem auf, dass der Kerl ein Berg war, einen Kopf größer und doppelt so breit wie ich. Wie oft trainierte der Typ?

David, der Frontmann der Weeds, hielt sich im Hintergrund. Neben ihm stand ein Mädchen, das ihm etwas zuflüsterte. Ihre Wangen waren zartrosa, die dunklen Locken fielen in losen Strähnen in ihr Gesicht. Sie war hübsch. Das konnte auch das hässliche Tourshirt der Weeds, das ihr mindestens eine Nummer zu groß war, nicht verbergen.

»Dave?« Kevin winkte seinen Bruder zu sich.

David griff nach der Hand des Mädchens und zog sie mit sich. Wie ein Bremsklotz hing sie an ihm. Trotzdem schaffte er es zu uns und reichte jedem die Hand. Dann deutete er auf das Mädchen.

»Das ist Luna, meine Freundin.«

»Du nimmst deine Freundin mit auf Tour?«, fragte Logan. »Wie erklärst du das dem Management?«

Gute Frage, aber sie wurde ignoriert. David sagte etwas zu Luna, das ich nicht verstand. Sprachen sie Deutsch?

»Hört zu«, sagte Kevin. »Wir sind gestern erst angekommen und noch ziemlich fertig. Was haltet ihr davon, wenn wir die Probe ins Hotel verlegen und uns kennenlernen, bevor wir morgen unser erstes gemeinsames Konzert geben?«

»Guter Vorschlag«, sagte Noah.

Ausgerechnet er hätte eine weitere Probe gebrauchen können. Und vielleicht Nachhilfe von Paul, dem Bassisten der Weeds. Doch wenn es darum ging, mit anderen abzuhängen, war Noah grundsätzlich der Erste, der zustimmte.

»Alles klar«, sagte Logan. »In welchem Hotel seid ihr?«

Ich sah auf die Uhr. »Sorry, aber ich kann nicht. Ich habe gleich einen Termin.«

Zum Konzert morgen konnte ich mit dem Taxi fahren. Übermorgen traten wir in Miami auf. Nur fünfunddreißig Kilometer entfernt, also leicht erreichbar. Aber danach würde ich vor den Aufritten nicht einfach nach Hause fahren können. Alles, was ich brauchte, musste ich mir jetzt besorgen. Ohne einen ordentlichen Vorrat wäre ich aufgeschmissen. Nicht zu vergessen, dass ich die eine oder andere Dosis als Sicherheit einplanen musste.

»Schade«, sagte Kev. »Aber in den nächsten sieben Wochen bleibt uns genug Zeit, um es nachzuholen.«

Genau das hatte ich befürchtet. »Auf engsten Raum im Tourbus werden wir wohl kaum eine Wahl haben.« Ich lachte und hoffte, dass er Ironie verstand. Denn trotz der mangelnden Privatsphäre freute ich mich auf die Zeit.

»Im Tourbus?« Er sah mich fragend an.

War das eines der Wörter, die sich im Englischen und Amerikanischen unterschieden? Wie bei Taxi und Cab oder Mum und Mom? Unser Englischlehrer hatte uns mal eine Liste mit verschiedenen Begriffen gezeigt, die zwar das Gleiche meinten, aber eben anders geschrieben oder gesprochen wurden. Allerdings stand Tourbus sicher nicht darauf. Wie sollte ich das Ding sonst nennen? »Wir reisen doch alle in einem Fahrzeug, oder?« Ella hatte gesagt, dass sie alles mit dem Management der Weeds abgestimmt hätte.

»Doch, aber wir fliegen zu den Konzerten. Solltet ihr Amis das nicht am besten wissen? Die Orte sind zu weit entfernt. Zumindest, wenn wir außer Fahren noch was anderes machen wollen.«

Fliegen? Davon hatte bisher niemand etwas gesagt. Klar, das ginge schneller. Das dritte Konzert sollte in Washington D.C. stattfinden. Das waren mehr als fünfzehn Stunden mit dem Auto. Aber genau so hatte ich es mir vorgestellt. Dafür gab es doch diese Tourbusse mit Betten und einer Küche. Darin hätten wir wohnen und reisen können und meine Sachen wären unbemerkt geblieben. Aber ein Flugzeug? Ich dachte an die ganzen Kontrollen, die spätestens nach 9/11 eingeführt worden waren. Scheiße, ich würde niemals unbemerkt durch die Security-Checks kommen. Zumindest nicht mit Gepäck. Fuck!

»Hey, ihr solltet auf mich warten!«

Ich drehte mich in die Richtung, aus der die Stimme kam, und sah ein Mädchen, das Kevin zur Rede stellte.

Er nahm es gelassen. »Ich wusste nicht, wie lange Chrissi dich braucht.«

Beinahe hätte ich sie mit der Freundin von David verwechselt. Sie trug die dunklen Haare ebenfalls zu einem Zopf nach hinten gebunden und das Tourshirt der Weeds. Aber dann fielen mir der Hintern in dem Jeansrock und die pinken Sneakers auf, die sie dazu trug.

Sie drehte sich zu Logan und hielt ihm eine Hand hin. »Hi, ich bin Sam.«

Ich schaute zu Luna. O ja, der Jeansmini war eine jüngere und deutlich frechere Ausgabe von ihr. »Du hast deine kleine Schwester mitgebracht?«

David und Kevin drehten sich um. Hatte ich das laut gesagt?

»Hast du ein Problem damit?«, fragte Kevin.

»Sammy ist tabu!«, sagte David.

Ups, das war deren und nicht Lunas Schwester? Ich hob meine Hände. »Kein Stress! Ich muss eh los.«

Sollten die sich um die Kleine kümmern. Ich hatte andere Probleme und die musste ich noch heute lösen.

Sammy − Gastfreundschaft

Jayden stopfte eine Wasserflasche in seinen Rucksack und kümmerte sich nicht weiter um das, was die anderen redeten.

Abwechselnd kaute er auf seiner Lippe oder strich sich mit einer Hand durch die kurzen dunkelbraunen Locken, als müsste er innerhalb der nächsten drei Stunden eine Lösung für die dauerhafte Sicherung des Weltfriedens vorlegen. Er würde scheitern, das hatte ich ihm schon bei dem ersten Blick in seine blauen Augen ansehen können.

Ich wartete darauf, dass er noch einmal zu uns kam, aber das tat er nicht. Einmal drehte er sich um und ich hatte den Eindruck, dass er zu mir sehen würde, doch dann ging er ohne ein einziges Wort des Abschieds.

»Was war denn mit dem?«, fragte ich Logan. Er hatte sich als Bandleader vorgestellt, also sollte er meine Fragen beantworten können.

»Jayden? Keine Ahnung. Angst vor Fremden?«

Ich verdrehte die Augen. »Hoffentlich stören ihn die Fremden vor der Bühne nicht.«

Der erste Eindruck mochte manchmal täuschen, aber der Kerl hatte auf mich merkwürdig gewirkt. Da half es auch nicht, dass ihn die Kombination aus Unsicherheit und Sorge verdammt sexy aussehen ließ.

»Wollen wir ins Hotel oder lieber in unseren Proberaum?«, fragte Noah. »Dort können wir was trinken.«

Das klang super. »Kommt ihr von hier?«

»Ja, es sind nur ein paar Minuten bis zu Logan und seinem gut gefüllten Kühlschrank.«

»Kein Alkohol«, sagte David. Ich zeigte ihm meinen Mittelfinger und hoffte, dass Noah ihn nicht gehört hatte. Mir reichte es, dass mein Dad in der Nähe war. Einen großen Bruder, der zum großen Beschützer mutierte, konnte ich nicht auch noch gebrauchen.

Manchmal hatte ich das Gefühl, dass David die Zeit angehalten hatte, als er vor drei Jahren zu Hause ausgezogen war. Offiziell lebte er zwar wieder bei uns, aber wir sahen uns nur selten. Offenbar zu selten, als dass er begriff, dass ich älter geworden war und sehr wohl Alkohol trinken durfte. Zumindest in Deutschland.

»Worauf warten wir?«, fragte Steve.

Er schob sich zwischen David und mich. Nur kurz sah er zu mir, zwinkerte mir zu, dann ging er zwischen den Jungs hindurch zur Tür. Ich folgte ihm, bevor David mir noch einmal in die Quere kommen konnte. So gern ich ihn mochte, manchmal war er ein Spielverderber.

***

Wir teilten uns auf Taxis auf. Ich fuhr mit Logan und Steve in einem Wagen und genoss den Ausblick.

Schon auf dem Weg vom Flughafen zum Hotel hatte ich die Gegend bewundert. Florida kannte ich bisher nur aus Filmen, aber die hatten mich nicht getäuscht. Sunrise klang bereits fantastisch und das, was ich von der Stadt gesehen hatte, war ebenso schön wie erhofft.

Wir fuhren direkt an der Küste entlang. Obwohl es knapp dreißig Grad warm war, waren viele Menschen auf der Promenade unterwegs. Ich war froh das Wasser aus dem klimatisierten Taxi betrachten zu können.

Ursprünglich sollten wir eine Woche hier verbringen und ich hatte mich riesig auf den Besuch von Disney World gefreut. Weil wir die Anreise wegen Lunas Abiball verschieben mussten, blieb dafür nun keine Zeit mehr. Sie hatte mir dafür versprechen müssen, dass wir morgen gemeinsam – ohne David – zum Shoppen in die Sawgrass Mills fahren würden. Das Einkaufszentrum war fast doppelt so groß wie Manchester Arndale, wohin ich immer ging, wenn ich bei Granny zu Besuch war.

Ich bedauerte schon jetzt, dass wir Florida in wenigen Tagen wieder verlassen mussten. Natürlich freute ich mich auf New York, das Weiße Haus, die Jazzclubs in New Orleans und viele andere Orte und Sehenswürdigkeiten, aber Florida übte seinen ganz eigenen Reiz auf mich aus.

Das Taxi hielt in einer Wohnsiedlung. Wir waren die Ersten. Die anderen mussten aber jeden Moment eintreffen.

»Das ist der Proberaum?« Steve zeigte auf eines der Garagentore, auf die Logan zuging.

»Ja.« Logan grinste. Neben seinen Mundwinkeln bildeten sich Grübchen, die den muskulösen und stark tätowierten Sänger beinahe niedlich wirken ließen.

Er zog die Mütze, die er trotz der Hitze trug, tiefer in die Stirn. Nur am Nacken lugten ein paar schwarze Haare hervor und an den Seiten die Tunnel, die er in beiden Ohrläppchen trug.

»Wir haben hier im letzten Jahr umgebaut.«

Er öffnete das Tor und winkte uns herein. Das Innere war geräumiger, als ich erwartet hatte. Dieses und das Tor nebenan führten in denselben Raum. Drinnen gab es eine kleine Bühne und eine Sofaecke mit riesigem Kühlschrank in der Mitte.

»Nicht schlecht«, sagte Steve.

Hinter uns hörte ich das nächste Taxi anrollen. Statt auf meine Brüder zu warten, sah ich mich in Logans Garage um.

Unser Dad hatte in seiner Heimatstadt Manchester ein Tonstudio und auch in unserem Haus in Frankfurt gab es gleich mehrere Räume, in denen man sich austoben konnte. Schon als Kind hatte ich dort alle möglichen Instrumente ausprobieren dürfen. Es hatte unheimlich Spaß gemacht, auf dem Schlagzeug herumzutrommeln und die Männer unserer Familie damit in den Wahnsinn zu treiben.

»Setzt euch! Was wollt ihr trinken?«, fragte Logan, als die anderen reinkamen. Er öffnete den Kühlschrank und hielt meinen Brüdern Dosenbier und Cola entgegen.

Sie folgten ihm in den hinteren Teil des Raumes. Dave schnappte sich die Cola, Kev fragte nach Limo. Ich überlegte, ob ich mir das Bier krallen sollte, nur um Dave zu ärgern, nahm dann aber ebenfalls eine Cola.

Kev setzte sich auf eines der Sofas und betrachtete eine CD-Hülle an der Wand. »Glückwunsch zu eurem ersten Album. Wie lange gibt es ›Flux of Jade‹?«

Alle anderen suchten sich ebenfalls einen Platz. Ich hockte mich zu Steve auf die Lehne.

»Puh«, sagte Logan. »Den Namen gibt es seit fast drei Jahren, aber von damals sind nur Noah und ich geblieben. Unser zweiter Gitarrist hat nicht lange durchgehalten. Seitdem hängt die Leadgitarre an mir. Auf einen Drummer konnten wir nicht verzichten, deshalb ist Jay seit ein paar Monaten bei uns.«

Mit der Getränkedose wischte ich mir einige Male über die Stirn, dann hielt ich sie in meinen Nacken. Es war megaheiß in der Garage. Ich dachte, die Amis hätten alle Klimaanlagen. Galt das nicht für Garagenproberäume?

»Das kommt mir bekannt vor.« Kev lachte. »Kurz vor den Aufnahmen für unser Demo ist mir der Sänger weggelaufen.«

»Dein Glück«, sagte Dave. »Sonst müsstest du noch immer in Schulen auftreten.«

Ich sah zu Luna, die in seinem Arm lehnte. »Schulkonzerte haben auch ihre guten Seiten, meinst du nicht?«

Sie nickte und wurde rot, aber das war es auch schon. Im Beisein von F-of-J sagte sie kein Wort. Bei unserer Granny war sie inzwischen aufgetaut und traute sich Englisch zu sprechen. Jetzt konnte ich ihr ansehen, dass sie über jeden Satz minutenlang nachdachte und ihn doch nicht aussprach – aus Sorge, dass sie einen Fehler machen könnte. Meine Brüder und ich waren zweisprachig aufgewachsen, aber Paul und Steve sprachen mindestens so schlechtes Schulenglisch wie Luna. In deren Gegenwart brauchte sie sich nicht schämen.

»Ab morgen wird es ernst«, sagte Paul. »Das ist eure erste Tour?«

»Wenn die Schulkonzerte nicht zählen?« Noah lachte.

»Lasst mal was hören«, sagte Kev. »Wir haben nicht mehr als das Ende eurer Probe gehört.«

»Uns fehlt der Drummer.« Logan zeigte auf das Schlagzeug.

Schon als wir die Garage betreten hatten, war es mir ins Auge gefallen. Im Grunde war es nichts Besonderes, aber Jayden hatte eine Double Bass Drum dort stehen. Statt der großen Trommel am Boden bestand sein Schlagzeug aus zwei der Trommeln. Das hatte ich noch nie versucht.

Paul schlug Steve so fest gegen die Schulter, dass ich fast von der Lehne rutschte. »Steve kann einspringen.«

Steve packte gerade noch rechtzeitig meinen Arm und zog mich zurück auf das Sofa. »Schön hiergeblieben.« Er sah zum Schlagzeug und musterte es, als hätte ihn jemand nach dem Preis gefragt. »Das hat die richtige Größe für Sam. Sie kann mit euch spielen.«

Und zwei Bass Drums ausprobieren? Perfekt! Ich war dabei.

Logan musterte mich und wirkte nicht überzeugt.

»Keine Sorge, sie kann das.« Steve knuffte mich in die Seite. »Nicht wahr, Wiesel?«

Ich streckte ihm die Zunge heraus. »Klar kann ich! Nenn mir Takt und Beat.«

Obwohl ich seit Jahren nicht mehr gespielt hatte, war stets eine Metronom-App auf meinem Handy installiert. Ich zog es aus der Tasche und öffnete den Eingabebildschirm für die Geschwindigkeit.

Noah stand auf und klopfte Logan auf die Schulter. »Komm schon, für eine einfache Begleitung wird es reichen.«

Denen würde ich es zeigen. So viel konnte ich nicht verlernt haben. Das Timing lag mir im Blut.

Logan und Noah schnappten sich die Instrumente. Ich sprang ebenfalls auf. Dann sah ich ihn … Jayden kam die Einfahrt zur Garage hinauf.

»Was macht ihr denn hier?« Er wirkte erschöpft und nicht begeistert uns zu sehen. Mit jedem Schritt wurde er langsamer. Kein Wunder. Er trug noch immer Jeans und ein langärmliges schwarzes Shirt. Ich hätte an seiner Stelle keinen Fuß vor den anderen setzen können und nach Wasser gebettelt. Warum trug er diese warmen Klamotten? Ein eng anliegendes Muscle Shirt hätte ihm viel besser gestanden.

Er sah zu Noah. »Wolltet ihr nicht ins Hotel?«

»Perfektes Timing«, sagte Logan, ohne Jayden zu antworten. »Wir hatten schon überlegt, woher wir einen Ersatzmann für dich bekommen.«

Kam es mir nur so vor oder hatte Logan das Mann extra betont? Nacheinander wurde mir jedes einzelne der F-of-J-Mitglieder unsympathischer.

»Bin gespannt, was die draufhaben«, sagte ich zu Steve und quetschte mich neben ihm aufs Sofa. Da ich als Letzte zur Probe gekommen war, hatte ich bis jetzt nichts von der Band gehört.

Jayden bedachte uns mit einem Seitenblick. War er neidisch auf Steve? Wenn er besser sein wollte, musste er halt üben. Er gab die ersten Takte vor, dann setzten Noah und Logan ein.

Die Melodie kam mir bekannt vor. »Klingt nach Metallica.«

»Master of Puppets?«, fragte Steve.

Ich nickte.

Logan grinste.

»Das war kein Kompliment«, flüsterte ich Steve zu.

Er lachte. »Ich weiß. Aber keine Sorge, der Rest erinnert nicht an eine Metallica-Kopie. Die haben auch eigenes Zeug und das klingt nicht schlecht.«

»Du hast dir das Album gekauft?«

»Klar! Ich wollte wissen, mit wem wir uns die Bühne teilen.«

Steve gähnte und schon gähnte ich ebenfalls. »Fieser Jetlag«, maulte ich.

»Soll ich dich ins Hotel bringen?«

Ich sah mich um. Luna und David lauschten interessiert. Kev wirkte aufgekratzt.

»Dann verpasst du das Privatkonzert.«

Steve zwinkerte mir zu. »Ich brauche keine Extra-Show. Morgen mache ich es wie alle anderen.«

»Du willst dir das Konzert ansehen?«

»Warum nicht? Niemand wird mich im Publikum erwarten. Ich mische mich unters Volk.«

»Leih dir etwas von Daves-Tarnausrüstung. Der hat bestimmt Basecaps und Sonnenbrillen mit.« Mein Blick glitt zu Jayden. Er schien um sich herum nichts mitzubekommen. Das Konzert war meine Chance, ihn live vor Publikum zu sehen. »Ich komme mit. Das ist aufregend.« Als hätte Jayden meinen Plan durchschaut, sah er mich an. Seine Augen wanderten weiter zu Steve und sein Blick verfinsterte sich.

»Jack killt mich«, sagte Steve.

Mein Dad war nur streng, wenn es um mich ging. Den Jungs ließ er fast alles durchgehen. »Tut er nicht. Ich sag ihm nichts und du passt auf mich auf.«

Steve verdrehte die Augen. »Fast wie früher.« Er hielt mir eine Hand hin und zog mich auf die Füße.

»Ich bring Sammy ins Hotel«, sagte er zu den anderen. »Wir sehen uns morgen beim Frühstück.«

Ich winkte Luna, Paul und meinen Brüdern zum Abschied.

F-of-J wollte ich ignorieren, aber Logan stoppte mitten im Song. »Wollt ihr schon gehen?«

»Sam ist müde«, sagte Steve.

»Jetlag!« Die sollten nicht glauben, dass ich früher zurückmusste als die anderen.

»Was ist mit dir?«, wollte Logan von Steve wissen.

»Hab noch zu tun. Im Hotel warten die Mädchen auf mich.«

David stöhnte. Er hasste es, wenn Steve mit seinen One-Night-Stands prahlte. Dass mein Lieblingsmacho die Nächte in der Regel allein in seinem Zimmer verbrachte, ahnte mein Bruder nicht. Oder er wusste es und störte sich an dem Gerede. Nur bei Kev sah Dave über die Flirts mit den Fans hinweg, weil jeder von uns wusste, dass es für Kev keine andere als Nele gab.

Ich wollte rausgehen, aber Steve hielt mich fest. »Hey, Wiesel, wolltest du nicht die Double Bass ausprobieren, bevor wir abhauen?«

Ja, wollte ich, aber das hatte ich nie laut gesagt. Steve kannte mich einfach zu gut.

Jayden sah auf. Er wirkte, als wäre er gerade aufgewacht. »Weasel?« Er musterte mich von oben bis unten. Seine Mundwinkel zuckten und formten Grübchen in seinen Wangen.

Ich hörte Steves Lachen, sah aber nur Jaydens Grinsen vor mir. »Wiesel ist Deutsch und bedeutet intelligentes Mädchen. Mit dem englischen Weasel hat das nichts zu tun.« Ich betete, dass die Jungs die Klappe hielten.

»Komm jetzt!«, sagte ich zu Steve und machte auf dem Absatz kehrt.

Seitdem er das Wort auf dem Abiball zum ersten Mal verwendet hatte, war ich völlig entspannt geblieben. Ich hatte es ignoriert, damit er endlich aufhörte. Bisher hatte ich mit der Taktik gut leben können, aber nicht vor Jayden. »Nenn mich nie wieder Wiesel!«

***

Die Nacht war viel zu kurz gewesen. Die Jungs mussten früh zu einem Fernsehtermin aufbrechen und wir Mädels fuhren in die Sawgrass Mills.

Dad hatte mir erlaubt mich in der Stadt umzusehen, solange ich eine Begleitung hatte. Einen verantwortungsvolleren Sam-Sitter als Luna hätte er sich nicht wünschen können. Um jedes Tattoostudio machten wir einen großen Bogen. Nur Luna wusste, dass ich mir schon lange ein Piercing wünschte. Einen Tunnel könnte ich mir ebenfalls gut vorstellen. Aber nicht ganz so groß wie bei Logan.

»Das sieht gut aus«, Luna zeigte auf ein Geschäft. »Ich brauche Shorts. Sonst halte ich die Hitze nicht länger aus.«

Das ging mir ähnlich. Die Mall und das Hotel waren zwar klimatisiert, aber draußen war es extrem heiß. Fast jeder trug knappe Kleidung − bis auf Jayden. Schon in der Konzerthalle war mir sein langärmliges Shirt aufgefallen, das er bis zum Abend getragen hatte. Ihn schien es nicht gestört zu haben. Stattdessen hatte er abwesend gewirkt. Auch seinem Spiel hatte ich angehört, dass er mit den Gedanken nicht bei der Sache gewesen war. Jedem einzelnen Schlag hatte es an Energie gefehlt, völlig emotionslos. Das war es sicher nicht, was F-of-J als Metal-Band auszeichnete.

»Die ist toll!« Luna hielt mir eine kurze Jeans vors Gesicht.

»Langweilig.«

»Was hättest du gern?«

Ich sah mich um. »Die hier!« Die Hose war pink. »Den Farbton hatten Tinas Haare auf dem Schulkonzert.«

»Erinnere mich nicht daran!« Luna wurde rot.

»Warum? So schlimm war es nicht. Du hast Daves musikalische Liebeserklärung verpasst, weil du dir die Seele aus dem Leib gekotzt hast. So was kommt vor.« Bei der Erinnerung an Luna, wie sie mitten in der Backstage-Toilette gestanden und über Dave geschimpft hatte, musste ich lachen.

»Ich habe mich nicht übergeben!«

»Gib es zu! Ausgerechnet Dave, der Antialkoholiker, musste dir die Haare nach hinten halten.«

»Sam!« Luna riss mir die Shorts aus der Hand. »So war es nicht und es geht dich nichts an!«

Die Hose landete wieder am Ständer, von wo ich sie mir zurückholte. »Die nehme ich.«

»Dann mach schnell.« Luna wickelte sich eine Haarsträhne um den Finger und grinste. »Lust auf einen Frisörbesuch?«

Jayden – First Time

»Verdammt.« Ich trat gegen den Mülleimer, der daraufhin quer durch das Badezimmer rollte.

»Jay? Alles in Ordnung?«

»Ja, Mom!«

Ich hatte es schon etliche Male versucht, aber ich traf diese bescheuerte Vene einfach nicht. Scheiße, das war mir ewig nicht mehr passiert. Dieses blöde Lampenfieber machte meine Hände zittrig. Dabei brauchte ich die Injektion genau jetzt, um das Konzert zu überstehen.

»Jayden?« Meine Mutter rüttelte an der Tür. Ich hatte sie verschlossen.

»Mir geht es gut. Bin gleich da.«

»Sicher?«

»Ja, verdammt!«

Ich zog den Stauschlauch enger, setzte die Nadel noch einmal an und traf endlich.

»Ich wusste gleich, dass es keine gute Idee ist. Das Konzert, die ganze Tour, das ist zu viel für dich. Warst du bei deinem Therapeuten?«