Richard Dehmel - Emil Ludwig - E-Book

Richard Dehmel E-Book

Emil Ludwig

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Beschreibung

Dehmel gilt als typischer Vertreter des Naturalismus, der sich aber aufgrund seiner literarischen Begabung der Poesie zuwandte und nicht der Prosaliteratur wie viele seiner Zeitgenossen. Er ist ein Dichter von großer Einfachheit und Überzeugung, ein Lyriker, der versucht, seine Botschaft in der alltäglichen Sprache zu vermitteln und teilt so die wesentlichen Inhalte seiner Schule: Mitgefühl für das menschliche Elend, Beschäftigung mit dem Land und der Stadt als wirtschaftliche Lebensformen. Geboren in der Mark Brandenburg, behielt er sein ganzes Leben lang eine Liebe zu den bewaldeten Weiten seiner Heimat. Als Gymnasiast und in seinen späteren Universitätsjahren zeigte er sich unabhängig und missachtete jegliche Autorität. Mit einundfünfzig Jahren bestieg er den Mont Blanc; einige Monate später wurde er als Soldat in die deutsche Armee aufgenommen, um im Ersten Weltkrieg zu kämpfen. Mit der gleichen Inbrunst und Hingabe stürzte er sich in das Schaffen von Gedichten, die nie elegant oder gekünstelt, sondern immer direkt und eindringlich sind. Emil Ludwig hat mit dieser Biographie eine beeindruckende Analyse dieses ganz speziellen Dichters geschaffen.

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Seitenzahl: 112

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Richard Dehmel

 

 

EMIL LUDWIG

 

 

 

 

 

 

 

 

Richard Dehmel, Emil Ludwig

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783849680150

 

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

 

 

INHALT:

AN DEHMEL.. 2

I. DAS WELTBILD... 4

II. DER KÜNSTLER.. 22

III. ZWEI MENSCHEN.. 48

IV. ENTWICKLUNG... 58

V. VENUS FANTASIA.. 84

"Dichter kann man nicht ergründen; seid nur, Freunde, recht erhoben! Jede Flamme schlägt nach oben, jeder Geist wird weiterzünden. Durch den Rauch der Worte steigen alle auf ins blaue Schweigen." R. D.

AN DEHMEL

Sehn wir uns ins Auge! Nun hast du, Luzifer, die Mitte des Jahrhunderts erreicht, das zu vollenden du dir vorgesetzt. Wir Dreißigjährigen steh'n vor dir, der du uns Maß und Unmaß lehrtest, Hingabe an uns selbst und an die Welt; der Rhythmen und Visionen überliefert hat, an denen wir uns entwickeln lernten. Die wir deine Söhne könnten sein, wir sollen nun dich ergründen, sollen, angetan mit Schwert und Waage, dich auf den Richtplatz der Geschichte schleppen: dich prüfen. Eine gefährliche Stunde.

"Aber wir leben!" hast du Nietzsche nachgerufen.

Wir rufen dir nichts nach, wir rufen dir zu. Denn du stehst heut in unserer Mitte wie in der Mitte deines eigenen Weges. Lass dennoch unsere Generation gewähren, auch wo sie anders fühlt. Zahle den Zoll, den du den Vorderen abgenommen. Gönne uns dein Losungswort: Sei Du! Ist es nicht auch Folge deines eigenen Wirkens, dass manches sich in uns gewandelt hat? Dass, was du von der Mitwelt fordertest, zu einem Teil den Söhnen schon geläufig wurde? Manches, was dir Problem gewesen, ist uns deutliche Wirklichkeit. Dein Wunsch wurde Erfüllung:

"dass unsre Kinder einst einfach handeln,

wo wir noch voller Zwiespalt wandeln,

einfältig lieben oder hassen,

mit ganzem Willen die Welt umfassen,

sich heimisch fühlen selbst zwischen den Sternen

und mit jedem Feuer spielen lernen . . .

Und lebt dir ein Sohn, dann lehr' ihn mit Lachen,

aus jeder Not eine Tugend machen . . ."

Sehn wir uns ins Auge! Was ist gefährlicher als einen lyrischen Dichter zerpflücken? Täte man nicht besser, ihn gleich historisch einzuordnen, i. e. umzubringen?

Doch wie soll sich der Geist orientieren? Wollen wir dem Pathetiker mit Pathos, dem Rhapsoden mit Rhapsodien ins Innere leuchten? Mit Kälte will der kritische Geist sich nähern, mit Wärme gab die Seele sich hin.

Vollends vor diesem Geiste: Dehmel — der sein Erglühen stets in kalte Formen zu ergießen trachtet, vor diesem feuerflüssigen Krater, der jeden Augenblick zu Eis erstarrt, fühlen wir den Wunsch, für eine Stunde uns und ihn in ein System zu retten. Diese Natur, stets ihrer Triebe sicher, fraglos ruhend im eigenen Grundgefühle, ist doch immer nur voll Mühe klugen Sinnes nachträglich hinter diese Triebe gekommen.

Gehen wir jetzt den Weg zurück: von der Deutung durch den Intellekt zur Betrachtung seiner impulsiven Formen. Dies Phänomen: Dehmel — bedeutet zugleich Seher und Dichter, Prophet und Künstler, Verkünder und Gestalter. Mag man es darum dem kritischen Führer verzeihen, wenn er für eine Stunde die Elemente trennt, so innig sie gesellt sind. Dann erst, mit beruhigtem Intellekt, genießen wir am Ende klar und musisch wieder, was wir am Anfang verworren gespürt.

Und hier sogleich, noch ehe wir ihn selber fassen, im Anblick solcher doppelten Sendung, tritt der Grundzug seines Wesens vor. Denn Richard Dehmel ist der Mensch, der am meisten Widersprüche in sich versöhnt. Ein Blut, bedrängt von Dualismen, ein Geist, geladen mit Antithesen, ein Herz, erschüttert von Widerspruch, — und doch ein Ganzes, völlig entspannt, seit Anbeginn wundersam geheilt. Wo ist der Schlussl für dies Geheimnis? Wer hat den Dämon befreit?

Sein Genius, indem er ihn bändigte. Hier liegt der Grund, warum Dehmel wurde, was er zuoberst ist: Rhapsode. Nur als Rhapsode vermag er dies heiße mit dem kalten, dies hingegebene mit dem betrachtsamen Temperamente in einen Ausdruck zu verschmelzen. Nur Künstler? Schaffe Vorbilder!, ruft immer wieder diese liebereiche Seele sich zu und umarmt die Menschheit. Was Menschen! Schaffe Abbilder!, schüttelt sich immer wieder dieser bildnerische Geist. Gefühlskonflikte darstellen will dieser Dichter — und braucht und missbraucht mit schöner Kälte Welt und Menschen, die er noch eben an das glühende Herz gedrückt.

Darum durchströmt ein Grundgefühl, kein Grundgedanke sein ganzes Werk. Dies Grundgefühl könnte man "Weltglück" — oder Liebe nennen. Um diese Worte in seinem Geiste durchzufühlen, gilt es, alle Wege zurückzulaufen, auf denen Dehmels Instinkte sich durchschlugen, ehe sie in die weite Rundung gelangten. Diese Kriege in seinem Inneren hat nicht etwa eine lange Entwicklung am Ende geschlichtet oder geklärt. Sie wirken in ihm kontinuierend fort. Und da dieser Dichter gern die jüngsten Objekte im Gleichnis betrachtet, so formulieren wir: Dehmels Leben läuft wie ein Motorrad: durch eine unendliche Kette von Explosionen feindlicher Triebkräfte wird es ständig erschüttert, zugleich ständig vorwärtsgetrieben.