Rising Storm - Trügerische Versprechen - Lexi Blake - E-Book

Rising Storm - Trügerische Versprechen E-Book

Lexi Blake

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Beschreibung

Eine Soap-Opera im Serienformat geschrieben von beliebten Romance-Autorinnen

Der Tod von Jacob Salt bringt die malerische Idylle der Kleinstadt Storm ins Schwanken. Für Dakota Alvarez bricht eine Welt zusammen. Ihr Traum vom perfekten Leben weit weg von Storm mit ihrem heimlichen Schwarm Jacob liegt in Trümmern. Als dann auch noch ihr Vater verschwindet, sucht sie Trost in den Armen eines älteren Mannes ... ohne zu ahnen, dass sie für ihn nur eine von vielen Eroberungen ist ...

"Ich bin absolut süchtig nach dieser Serie." Read Love Blog

Staffel 1, Episode 2


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Inhalt

TitelZu diesem BuchKapitel einsKapitel zweiKapitel dreiKapitel vierKapitel fünfKapitel sechsDanksagungen der AutorinDie AutorinWeitere Episoden in dieser Serie:Weitere Bücher der Autorin bei LYX.digitalImpressum

LEXI BLAKE

Rising Storm

Trügerische Versprechen

Roman

Ins Deutsche übertragen von Stephanie Pannen

Zu diesem Buch

Der Tod von Jacob Salt bringt die malerische Idylle der Kleinstadt Storm ins Schwanken. Für Dakota Alvarez bricht eine Welt zusammen. Ihr Traum vom perfekten Leben weit weg von Storm mit ihrem heimlichen Schwarm Jacob liegt in Trümmern. Als dann auch noch ihr Vater verschwindet, sucht sie Trost in den Armen eines älteren Mannes … ohne zu ahnen, dass sie für ihn nur eine von vielen Eroberungen ist …

Kapitel eins

Senator Sebastian Rush zog seufzend sein Charvet-Hemd aus und hängte es ordentlich über den Herrendiener, wo Carmen, das äußerst effiziente Dienstmädchen, es wegnehmen würde, um es zur Reinigung zu bringen. Das Hemd war ein regelrechtes Kunstwerk, das seinen Respekt verdiente. JFK hatte Charvet getragen. Es war ein Symbol des Reichtums und subtiler Macht. Ein Mann, der sich ein Hemd für 425 Dollar leisten konnte, dem konnte man mit Sicherheit auch das Schicksal der Nation anvertrauen. Schließlich wollte niemand einen Verlierer an der Macht.

Die Schlafzimmertür öffnete sich und ein weiteres Symbol seiner Macht und seines Reichtums kam herein: Payton, seine Frau. Sie war anmutig und sprachgewandt, konnte Spendenaktionen organisieren und mit Reportern umgehen. Außerdem alterte sie gut.

Leider konnte auch Botox die Zeit nicht komplett anhalten. Frauen alterten nicht wie Männer. Männer wurden mächtiger und selbstbewusster, wenn sie in ihre besten Jahre kamen. Frauen wurden nur alt. Manche Leute würden Payton als schöne Frau bezeichnen, er dagegen sah betrübt, dass ihre Brüste nicht mehr prall waren. Allerdings wären seine Berater nicht glücklich, wenn er seine Frau gegen ein junges Ding eintauschte, denn das würde seinem Image schaden. Und sein Image war ihm fast noch wichtiger als sein Reichtum.

»Hallo, Liebste. Wie geht es Celeste?« Er hatte zwar absolut keine Lust, über diesen dummen Schlamassel zu reden, aber wenn jemand vor kurzem einen geliebten Menschen verloren hatte, war es nur höflich, sein Mitgefühl auszudrücken. Und er war äußerst höflich. Ein totes Kind bedeutete Mitgefühl. Das hatte er mal irgendwo gelesen. Wahrscheinlich bei Emily Post.

Payton seufzte und zog sich das Cartier-Armband von ihrem schmalen Handgelenk. Es war sein Geschenk zum zwanzigsten Hochzeitstag gewesen, ausgesucht von einer seiner Praktikantinnen. Er hatte dafür gesorgt, dass das Mädchen selbst auch etwas bekam. Eine Kette oder so etwas. Ihr Name war ihm entfallen, aber sie war gelenkig gewesen. Sehr gelenkig. Er hatte ihre Beine komplett hinter ihren Kopf biegen können, während er sie fickte. Das war ein netter Tag gewesen. Ashley. Ashton. Irgendetwas mit Ash. Wie sollte man sich die vielen Namen merken? Praktikantinnen kamen und gingen.

»Meiner Schwester geht es den Umständen entsprechend«, erwiderte Payton. »Der Gottesdienst war bewegend und die Murphys haben sich mit der Trauerfeier wirklich viel Mühe gegeben. Wir müssen Ihnen und der Floristin eine Dankeskarte schicken. Sie hat in der kurzen Zeit wirklich Erstaunliches auf die Beine gestellt. Ich wünschte, du wärst nach der Kirche mitgekommen.«

Um in der gleichen Bar wie Ginny Moreno zu sitzen? Das war ein Name, den er auch gern vergessen würde. Seit er erfahren hatte, dass sie wieder in der Stadt war, ging er ihr tunlichst aus dem Weg. Als sie vor ein paar Tagen bei ihm daheim auftauchte, hatte ihn das ein wenig erschreckt. Sie hatte ihren Bruder abgeholt, der mit Jeffry befreundet war. Die eine kurze Begegnung hatte er irgendwie hinter sich gebracht. Aber er würde sich freiwillig keiner weiteren aussetzen. Beim Trauergottesdienst hatte sich keine heikle Situation ergeben. Sie hatten weit von dem Mädchen entfernt gesessen, aber zu dem anschließenden Leichenschmaus in der Bar, wo es nur Auflauf in allen Variationen gab und die Leute nur tratschten, da hätten ihn keine zehn Pferde hingebracht.

Normalerweise vögelte er keine, die mit seiner Familie Kontakt hatte, aber das Moreno-Mädchen war ein enorm hübsches Ding. Schlank, mit herrlichen Titten und wohlgeformten Beinen. Diese vollen dunklen Haare und diese unschuldigen Augen – unwiderstehlich. Sie war praktisch Jungfrau gewesen. Schon bei dem Gedanken an dieses junge Fleisch wurde er hart.

Junges Fleisch. Ungeborenes Fleisch. Verdammte Scheiße. Ginny Moreno war schwanger und das könnte sich für ihn zum Problem entwickeln.

»Tut mir leid, Liebling. Ich hatte eine Konferenzschaltung mit Austin. Dort steht eine sehr wichtige Wahl an.« In Wahrheit hatte er sich mit einer Flasche fünfzigjährigem Scotch in seinem Büro eingeschlossen und überlegt, was er wegen Ginny Morenos unerwartet fruchtbarem Schoß unternehmen sollte.

Payton schüttelte den Kopf. »Schon gut, Sebastian. Wir alle wissen, dass die Arbeit an erster Stelle steht.«

Sie meinte es ernst. Bei anderen Frauen hätte das vielleicht passiv-aggressiv gewirkt. Doch Payton war wirklich überzeugt, dass seine Arbeit, seine Ambitionen wichtiger waren als ihre Gefühle. Sie war die perfekte Ehefrau. Würde sie ihm noch zur Seite stehen, wenn die Sache mit Ginnys Brut ans Licht käme?

Da musste etwas getan werden. Das Mädchen wollte doch bestimmt noch nicht Mutter werden. Vielleicht könnte ein bisschen Bargeld die Dinge erleichtern. Er könnte mit ihr reden, ihr versprechen, ihr das restliche Studium zu bezahlen. Die Universität in Austin war für Texaner nicht teuer, aber schon ein paar tausend pro Semester waren für die Morenos viel Geld. Wahrscheinlich jobbte sie nebenher. Ihre Geschwister kamen vermutlich gerade so über die Runden. Und diesen armen, aber ambitionierten Leuten ging es doch immer darum, der Familie zu helfen, oder? Er könnte ihr erklären, wie sehr das zusätzliche Geld ihrer Schwester helfen würde. Sie würde lediglich einen kleinen Ausflug in eine diskrete Klinik unternehmen müssen, und alle ihre Probleme wären gelöst. Es wäre nicht das erste Mal, dass er für solch eine Lösung sorgte. Der verschwiegene Arzt hatte sein neues Boot sicher auch ihm zu verdanken.

»Tja, ich hoffe, deine Schwester versteht es auch. Bitte richte ihr noch mal mein Mitgefühl aus.« Seiner Ansicht nach hatte er durch den Besuch des Gottesdienstes seine Pflicht erfüllt. Von derlei Dingen bekam er nur Kopfschmerzen. Wenn es politisch nicht erforderlich war, ließ er solche Familientreffen gern ausfallen. Ein politischer Vorteil war der einzige Grund, aus dem er an einer Beerdigung, einer Hochzeit oder, Gott bewahre, an einer Taufe teilnehmen würde. Er hatte nicht mal bei der Taufe seiner eigenen Kinder dabei sein wollen.

Er öffnete seine Schranktür und wählte ein Golfhemd in gedeckten Farben aus. Er musste sich nicht feinmachen, um über seine Probleme zu grübeln.

»Ich denke, sie hat erst mal genug von unserer Familie. Brittany bleibt für ein paar Tage«, sagte Payton. Ihre Tochter war gerade von der Universität nach Hause gekommen. »Sie möchte bei Ginny sein.«

Seine Frau konnte zum Glück nicht sehen, wie er die Augen verdrehte. Manchmal wünschte er sich, in einer größeren Stadt zu leben, wo nicht jeder alles über alle anderen wusste. Es hatte fast etwas Inzestuöses, wie seine Probleme immer wieder in Gestalt der Freunde seiner Kinder auftauchten. Er hatte sehr vorsichtig sein müssen, als er Ginny fickte, was wiederum den Reiz der Sache erhöhte. Er genoss die Faszination der verbotenen Frucht.

Er wüsste gern, ob Brittany auch mit dem Alvarez-Mädchen befreundet war. Dakota. Blond und hinreißend und ein bisschen gemein, wenn sie einem Mann einen Korb gab. Die würde er liebend gern flachlegen. Obwohl er wusste, wie gefährlich das wäre. Aber vielleicht gerade deshalb.

Er brauchte jetzt Sex. Das würde ihn zumindest ein wenig entspannen. Er knöpfte das Hemd zu und betrachtete sich im Spiegel. Ja, er hatte das Aussehen eines einflussreichen Mannes. Er war fit und gepflegt.

Seine Frau redete immer noch, als er aus dem begehbaren Kleiderschrank trat.

»Ich halte es für eine gute Idee, wenn du sie eine Weile bei Ginny bleiben lässt. Sie war schon wütend genug auf mich, weil ich von ihr verlangt habe, dass sie vorher ihre letzten Abschlussprüfungen ablegt. Sie wollte unbedingt nach Storm kommen, aber es würde doch niemandem etwas nutzen, wenn sie das Semester wiederholen müsste. Jetzt kann sie sich ganz darauf konzentrieren, ihrer Freundin beizustehen. Ist es nicht seltsam, wie das Leben manchmal spielt? Celeste und Travis verlieren Jacob, nur um zu erfahren, dass Ginny von ihm schwanger ist.« Payton setzte sich an ihren eleganten Schminktisch und legte sorgfältig ihren Schmuck ab, während sie ihn über den Spiegel ansah.

Als sie Ginny zum zweiten Mal erwähnte, hielt er erschrocken inne. Ihm lief ein Schauder über den Rücken. Das war der letzte Name, der seiner Frau jetzt durch den Kopf gehen sollte. Sie hatte gerade ihren Neffen verloren. Jacob Salt hatte eine glänzende Karriere als Arzt vor sich gehabt und nun sein Leben auf einer regennassen Straße verloren. Vielleicht wäre es anders gekommen, wenn Jacob gefahren wäre. Männer konnten nun mal besser Auto fahren als Frauen. Aber er hatte auf dem Beifahrersitz gesessen, als seine beste Freundin Ginny ein Reh anfuhr. Der Aufprall hatte Jacob getötet.

Warum war nicht auch Ginny umgekommen?

Was hatte Payton gesagt? Ihre Worte kamen ihm verzögert zu Bewusstsein. »Hast du gesagt, es ist Jacobs Kind?«

Sie drehte sich um und strahlte ihn an. Einen kurzen Augenblick sah er die junge Frau, die sie gewesen war, bevor das Leben sie ausgelaugt hatte. Wäre er ein besserer Mensch, wäre sie ihm genug gewesen.

»Ja.« Als sie aufstand und sich zu ihm umdrehte, schimmerten Tränen in ihren Augen. »Es ist ein regelrechtes Wunder. Celeste wusste nicht mal, dass Jacob und Ginny ein Paar waren. Sie sind schon seit Jahren beste Freunde gewesen, aber offenbar ist dieses Jahr mehr daraus geworden. Die arme Ginny hat nicht mal gewusst, dass sie schwanger ist, bis die Ärzte es ihr gesagt haben. Sie war bestürzt. Ich glaube nicht, dass sie sehr erfahren ist, wenn du weißt, was ich meine. Ich würde wetten, Jacob war ihr erster Liebhaber.«

Er musste alles tun, um dieses Gerücht zu stützen. »Ich habe immer nur gehört, dass sie ein anständiges Mädchen ist. Brittany hat stets in den höchsten Tönen von ihr gesprochen.«

»Tja, in dem Fall bin ich froh, dass sie ihrem Herzen gefolgt ist. Ich glaube, dieses Baby ist das Einzige, was Celeste aufrecht hält. So bleibt uns doch etwas von Jacob erhalten.«

»Ja. Es ist ein Wunder.« Ein Wunder, wenn das Kind nicht von mir ist! Er dachte daran, wie oft er Ginny Morenos jungen Körper unter sich gehabt hatte. Sie hatte behauptet, zu verhüten. Er war viel zu vertrauensselig. Genau genommen war er bei dieser ganzen Angelegenheit das Opfer.

Aber vielleicht auch nicht. Wenn Ginny ihren Freund als den Vater des Kindes angab, würde er fein raus sein.

»Sie zieht bei Celeste und Travis ein. Celeste will sich während der Schwangerschaft um sie kümmern. Ich glaube, dieses Baby sorgt dafür, dass meine Schwester bei Verstand bleibt. Ginny wird natürlich ihr Studium unterbrechen müssen, um sich auf eine gesunde Schwangerschaft zu konzentrieren. Oh, Jacob wäre so stolz auf sie.« Wieder füllten sich ihre Augen mit Tränen.

Er wünschte, sie würde mit der Heulerei aufhören. Es wurde langsam lästig. Aber seine Berater würden ihn jetzt wahrscheinlich darauf hinweisen, dass er gerade nicht besonders mitfühlend war. Also setzte er eine mitfühlende Miene auf. Sie wirkte nicht nur bei Krebspatienten, sondern auch bei Idioten, die gerade ihren Job durch die Automatisierung verloren hatten. Er übte sie immer vor dem Spiegel. Es war wichtig, Mitgefühl auszustrahlen, ohne zu sehr die Stirn zu runzeln. Niemand wollte einen unattraktiven Politiker. Er griff nach ihrer Hand. »Ich bin froh, dass es auch gute Neuigkeiten gibt.«

Sie schmiegte sich nicht in seine Arme. Schon nach wenigen Ehejahren hatte sich gezeigt, dass Payton an Zärtlichkeiten nicht interessiert war. Ehrlich gesagt empfand er das als weiteren Punkt zu ihren Gunsten. Da sie eine Frau war, die während des Aktes die Augen zukniff und erschauderte, hatte sie seine Kinder anständig erzogen. Wenn er Sex wollte, suchte er sich eine Hure.

Ein Seelenklempner würde ihm wahrscheinlich einen Mutterkomplex attestieren. Aber das war ihm egal. Der hatte ihm immerhin wertvolle Dienste geleistet. Er hatte alles erreicht, was er vom Leben wollte: Geld, Macht und Ansehen.

»Ist die Aussicht, ein Baby in der Familie zu haben, nicht wunderbar?«

Solange es nicht seines war, scherte es ihn nicht weiter. Und wenn er jetzt so darüber nachdachte, war das Moreno-Mädchen ziemlich clever. Sie hatte schnell geschaltet. Von ihm würde sie höchstens ein Mal Kohle bekommen. Die Salts hingegen würde sie jahrelang melken können. Er überlegte, wie sich die Information für ihn nutzen ließe. »Natürlich, Liebling. Ich denke, ich werde heute unten schlafen. Ich muss noch ein wenig arbeiten und möchte dich nicht stören. Vielleicht muss ich auch noch mal weg.«

Sie nickte, und er konnte ihre Erleichterung praktisch spüren. »Natürlich.«

Er schloss die Tür hinter sich. Jetzt hatte er einen Drink nötig.

Dakota Alvarez stürmte beklommen ins Schlafzimmer ihrer Eltern und wurde auch dort enttäuscht. Es hatte sie nicht überrascht, dass ihr Vater nicht zur Bestattung erschienen war. Er hatte wahrscheinlich arbeiten müssen, aber sie hatte doch erwartet, ihn danach im Murphy’s zu sehen. Sie hatte versucht, ihn anzurufen, aber er war nicht drangegangen. Nach der Trauerfeier hatte sie zu Hause mit ihm reden wollen. Und traf ihn hier ebenfalls nicht an. »Ich verstehe das nicht.«

Ihre Mutter runzelte die Stirn. »Er ist weg.«

Weg? Wohin? »Was meinst du damit? Ist er noch auf der Arbeit?«

Sie schaute durch das Zimmer. In diesem Haus war sie aufgewachsen. Es war ordentlich, sauber und behaglich, doch was sie am meisten daran liebte, war auf einmal nicht mehr da: ihr Vater.

Ihre Mutter strich sich eine Strähne ihres blonden Haars aus dem Gesicht, während sie sich im Schlafzimmer umsah, das sie mit Dakotas Vater geteilt hatte. »Als ich nach der Trauerfeier nach Hause gekommen bin, sah es hier so aus. Ich weiß nicht, was los ist. Mallory und ich sind erst seit ein paar Minuten wieder da. Ich habe versucht, ihn anzurufen, aber er meldet sich nicht.«

Seine Hälfte des Kleiderschranks war leer. Lauter freie Bügel, wo sonst die Kleidung ihres Vaters gehangen hatte. Seine Schuhe und der gute Koffer fehlten ebenfalls.

Sie kapierte das nicht. Warum sollte er abhauen? Außer …

Sie drehte sich zu ihrer Mutter um. »Was hast du mit ihm gemacht?«

Ihre Mutter saß Daddy ständig im Nacken. Hector Alvarez war der weltbeste Ehemann und Vater, und Dakota hatte sich oft gefragt, warum er ausgerechnet Joanne geheiratet hatte. Ihre Mutter war furchtbar ungeschickt und immer hinterher mit dem Kochen oder dem Haushalt. War es da ein Wunder, wenn ihr Vater genervt war? Er arbeitete härter als jeder andere, ihre Mutter dagegen war erbärmlich, eine rückgratlose Versagerin. Es war nicht weiter überraschend, dass der Mann von ihr gelangweilt war, aber er würde niemals seine Kinder verlassen. Nicht ihr Daddy.

Ihre jüngere Schwester Mallory tauchte im Türrahmen auf. Sie trug immer noch den Rock und die Bluse, die sie für die Beerdigung angezogen hatte. »Sie hat gar nichts gemacht, Dakota. Sie war mit uns zusammen bei der Trauerfeier, und als wir nach Hause kamen, war sein Schrank leer. Dad ist weg. Er hat sich nicht mal die Mühe gemacht, die Tür abzuschließen, als er gegangen ist. Ich schätze, er hat die Nase voll von uns.«

»Ich verstehe nicht, was passiert ist«, sagte ihre Mutter.

Als ob sie das überhaupt kümmerte.

»Vielleicht braucht er ja nur mal ein paar Tage für sich.« Das trieb ihr die Tränen in die Augen. Sie hasste es, wenn sie weinen musste. Es war das Zeichen ultimativer Schwäche, und sie würde es keinesfalls tun. Sie musste daran glauben, dass etwas anderes vor sich ging. Ihr Vater liebte sie. Sie war Daddys kleines Mädchen. Er war der einzige Mann, auf den sie sich verlassen konnte. Er würde nicht einfach so abhauen.

Ihre Mutter würde er vielleicht sitzen lassen, aber niemals sie.

»Das glaube ich nicht. Das ist gar nicht seine Art.« Ihre Mutter verließ das Zimmer. »Ich werde ein paar seiner Kollegen anrufen.«