Risse im Fundament - Jan-Heiner Tück - E-Book

Risse im Fundament E-Book

Jan-Heiner Tück

4,7

Beschreibung

"Aufruf zum Ungehorsam" - unter diesem Titel hat im Juni 2011 die 'Pfarrerinitiative' - eine Vereinigung österreichischer Priester - eine Erklärung veröffentlicht, die dem Reformstau in der katholischen Kirche durch ein Bündel gezielter Maßnahmen ab sofort und notfalls im 'Ungehorsam' gegenüber der Kirchenleitung Abhilfe verschaffen will. Der provokante Appell, der weltweit ein kontroverses Echo ausgelöst hat, versteht sich als Notruf und zeigt Risse im kirchlichen Kommunikationsgefüge an, die der Klärung bedürfen. Der vorliegende Band nimmt dies zum Anlass, pastoraltheologische und dogmatische Sondierungen für eine "Pastoral im Umbruch" vorzunehmen.

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Jan-Heiner Tück (Hrsg.)

Risse im Fundament?

Die Pfarrerinitiative und der Streit um die Kirchenreform

Impressum

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2012Alle Rechte vorbehaltenwww.herder.deUmschlaggestaltung: Finken&Bumiller, StuttgartISBN (E-Book): 978-3-451-34601-9ISBN (Buch): 978-3-451-30579-5

Inhaltsübersicht

Risse im Fundament? Eine Problemanzeige

Katholische Kirche und Priester im Modernisierungsstress. Am Beispiel Österreichs

Paul M. Zulehner, Wien

Zukunft aus der Kraft des Konzils. Zum theologischen Hintergrund der Pfarrerinitiative

Helmut Schüller, Leiter der Pfarrerinitiative, Wien

Aufruf zum Ungehorsam? Der Forderungskatalog der „Pfarrerinitiative“ – eine kritische Würdigung

Jan-Heiner Tück, Wien

In die Welt gesandt. Überlegungen zur Kirchenreform im Rahmen der Erzdiözese Wien

Veronika Prüller-Jagenteufel, Wien

Unausgeschöpfte Potentiale. Das gemeinsame Priestertum der Gläubigen

Elmar Mitterstieler SJ, Wien

Fünf Aufmerksamkeiten aus der Perspektive des Seelsorgers. Zur Pastoral für wiederverheiratete Geschiedene

Christoph Kardinal Schönborn, Wien

Kirche als Versöhnungsgemeinschaft. Für die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zum Kommunionempfang

Eberhard Schockenhoff, Freiburg

Reizwort: Gemeindezusammenlegung. Ekklesiologische Überlegungen zur pastoralen Neuordnung in den deutschsprachigen Diözesen

Medard Kehl, Frankfurt/M.

Pastoral im Umbau. Zur Transformation des Priesterbildes

Johann Pock, Wien

Konsens der Glaubenden, Gewissen und Autorität. Orientierungen zur aktuellen Debatte aus dem Werk John Henry Newmans

Roman Siebenrock, Innsbruck

Kirchenreform und Medien? Stolperstein der Pfarrerinitiative

Józef Niewiadomski, Innsbruck

Kleine Chronik zur jüngeren Konfliktgeschichte in Österreich

Christian Stoll, Wien

Anhang

Aufruf zum Ungehorsam. Die Thesen der Pfarrerinitiative

Christoph Kardinal Schönborn, Hirtenbrief 2011

Autorenverzeichnis

Risse im Fundament?

Eine Problemanzeige

Die allerletzte Wahrheit, worum es dem Katholizismus letztlich geht, ist ohne Zweifel die Fähigkeit zur Versöhnung

Pierre Bourdieu1

Die katholische Kirche ist zweitausend Jahre alt und bildet eine weltumspannende Institution mit weit über einer Milliarde Gläubigen. Ihre Präsenz auf den unterschiedlichen Kontinenten ist von unterschiedlicher Dichte, es gibt eine Gleichzeitigkeit ungleichzeitiger Positionen und vielfältige Spannungen und Herausforderungen, die von der jeweiligen Situation der kulturellen Großräume abhängen. Den schrumpfenden Kirchen Europas stehen junge, wachsende Kirchen in Afrika, Asien und in Teilen Lateinamerikas gegenüber. Während in Nordamerika und Europa viel Energie auf die Frage verwendet wird, wie die Sozialgestalt der Kirche verändert werden muss, damit sie im dritten Jahrtausend ihre prägende Kraft behalten kann, sind die Ortskirchen des Südens an dieser Art von Reformdebatten wenig interessiert. Die Bekämpfung von Armut und Korruption, der Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit, die vitale Bezeugung des Evangeliums, aber auch die Auseinandersetzung mit aggressiven Formen des Islam sowie der schnell anwachsenden Pfingstbewegung sind vorrangig.2

Dieser sporadische Hinweis auf die globale Situation kann helfen, die katholische Kirche von Österreich nicht mit dem Nabel der Weltkirche zu verwechseln. Dennoch wäre es falsch, durch diesen Hinweis die Debatte um die Kirchenreform abwiegeln zu wollen, denn viele Probleme der Kirche in Österreich sind zweifelsohne auch Probleme in anderen Regionen der Weltkirche, die sich der verschärften Wandlungsdynamik der Moderne ausgesetzt sehen. Der „Aufruf zum Ungehorsam“, den der Vorstand der österreichischen Pfarrerinitiative3 am Dreifaltigkeitssonntag 2011 lanciert hat, kann daher nicht als provinziell beiseitegeschoben werden. Im Zeitalter der globalen Vernetzung hat er längst ein Echo gefunden, das weit über die Grenzen der Alpenrepublik hinausgeht.4 Worum geht es?

Altbekannte Reformforderungen bestimmen erneut die Debatte. Gefordert werden Kommunionspendung für wiederverheiratet Geschiedene, nichtkatholische Christen und fallweise auch für Ausgetretene, die Erlaubnis der Laienpredigt, die Öffnung des priesterlichen Amtes für viri probati und Frauen. Neu ist, dass die Pfarrerinitiative diese Forderungen unter das provokante Vorzeichen des „Ungehorsams“ gestellt hat. Priester, die bei der Weihe öffentlich und freiwillig ihren Gehorsam gegenüber dem Bischof versprochen haben, glauben angesichts des Reformstaus in der Kirche nicht länger schweigen zu können. Schon länger gehen sie in der Pastoral eigene Wege, die in einzelnen Punkten von den Vorgaben der offiziellen Kirchenordnung abweichen. Diese Praxis des „Ungehorsams“, die bislang von der Kirchenleitung, so meinen sie, stillschweigend geduldet wurde, legen sie nun ausdrücklich offen. Sie verstehen dies als einen Akt der Aufrichtigkeit und tun dies unter Berufung auf ihren Gehorsam gegenüber Gott und das eigene Gewissen. Einspruch gegen die Bischöfe im Namen der Loyalität gegenüber dem Evangelium – es nimmt kaum Wunder, dass diese kühne Dissensbekundung die Medien mehr beschäftigt hat als die einzelnen Punkte des Reformkatalogs. Dies dürfte auch damit zusammenhängen, dass die Akteure des Vorstoßes diesmal nicht akademische Theologinnen und Theologen sind, die kirchliche Strukturdefizite einklagen und – wie im Falle des Memorandums 2011 – ihre Vision einer der Freiheitsbotschaft des Evangeliums verpflichteten Kirche publik machen. Es handelt sich vielmehr um pastoral engagierte und erfahrene Priester, die ihr Befremden über die „Reformverweigerung Roms“ und die „Untätigkeit“ ihrer Bischöfe zum Ausdruck bringen. Sie sehen sich inzwischen durch Meinungsumfragen bestätigt, allerdings entlasten auch Mehrheiten – wenn es denn wirklich Mehrheiten sind – nicht von der Verantwortung, durch den „Aufruf zum Ungehorsam“ erhebliche Irritationen zu verursachen. Die Frage steht im Raum, wie belastungsfähig das Verhältnis zwischen Pfarrerinitiative und Kirchenleitung ist, wie tief der Dissens wirklich reicht? Deutet er Risse im Fundament der Kirche an, die sich zu einer echten Spaltung auswachsen könnten?

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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