Roboter: Fading Smoke - R. M. Amerein - E-Book

Roboter: Fading Smoke E-Book

R. M. Amerein

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Beschreibung

Geh nicht in ein Biotop. Das ist kein Ort für dich. Es würde nur schiefgehen. Ein Vorsatz, so simpel und einfach – wenn man sich daran hält. Doch der Roboter Smoke ist nicht gerade dafür bekannt, immer rational zu handeln. Wegen eines Auftrags lässt er sich dazu verleiten, in eines der riesigen Biotope zu marschieren. Nur gehen seine Energiereserven schneller zur Neige als geplant. Verrückt, wenn man eigentlich von genug Biomasse umgeben ist. Allerdings winkt die Abschaltung, wenn man sich ohne Erlaubnis an den Pflanzen bedient. Es muss also eine schnelle und rechtssichere Lösung her, damit Smoke es zurück in die Außenwelt schaffen kann. Wie praktisch, dass einige Forscher in der Nähe ihr Lager aufgeschlagen haben und ihm eine hohe Energiezufuhr versprechen. Er soll nur ein Menschenkind einfangen, das ihnen ausgebüchst ist. Total einfach! Zumindest in der Theorie. Denn kaum hat Smoke die kleine Kaia gefunden, wird er in Geschehnisse hineingezogen, die nicht nur seine Schaltkreise auf den Kopf stellen, sondern auch die Koexistenz von Mensch und Maschine bedrohen.

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Inhalt

Beginn der Aufzeichnung

Eintrag 1

Eintrag 2

Eintrag 3

Eintrag 4

Eintrag 5

Eintrag 6

Eintrag 7

Eintrag 8

Eintrag 9

Eintrag 10

Eintrag 11

Eintrag 12

Eintrag 13

Eintrag 14

Eintrag 15

Eintrag 16

Eintrag 17

Eintrag 18

Eintrag 19

Eintrag 20

Lexikon

Nachwort

Weitere Atlantis-Titel

R. M. Amerein

Fading Smoke

Eine Veröffentlichung des Atlantis-Verlages, Stolberg April 2022 Druck: Schaltungsdienst Lange, Berlin Titelbild und Umschlaggestaltung: Timo Kümmel Lektorat: Melina Coniglio Satz: André Piotrowski ISBN der Paperback-Ausgabe: 978-3-86402-826-7 ISBN der E-Book-Ausgabe (EPUB): 978-3-86402-839-7 Besuchen Sie uns im Internet:www.atlantis-verlag.de
Für meinen Lieblingsroboter Chris

Beginn der Aufzeichnung

Warst du schon einmal an einem Punkt in deinem Leben, an dem du gern deine Memoiren geschrieben hättest? Ich schätze, spätestens kurz vor dem Tod bereut man es, dies nicht getan zu haben.

Nicht dass ich momentan im Sterben liege. Jedenfalls nicht direkt. Aber irgendwie habe ich ein ungutes Bauchgefühl – was eine menschliche Metapher ist, ich weiß. Ich bin eben darauf programmiert, mich so auszudrücken. Daran wirst du dich gewöhnen müssen.

Zwar habe ich gerade den Eindruck, Selbstgespräche zu führen und die Worte an ein Publikum zu verschwenden, das gar nicht existiert – zumindest noch nicht. Doch wenn ich verende, wird hoffentlich jemand – also du – meinen Datenkern finden und sich diesen Monolog anhören.

Ich weiß ja nicht einmal, ob ich etwas Spannendes zu erzählen habe. Nur dass ich das dringende Bedürfnis habe, der Welt einen Teil von mir zu hinterlassen. Also zeichne ich meine Gedanken und Aktivitäten ab diesem Zeitpunkt auf.

Eintrag 1

Meine dunklen Metallplatten blitzen im Licht der Sonne auf, als ich mir eine Zigarette in den Mundschlitz schiebe. Auf dem Visierinterface blendet sich die tägliche Analyse der Solardaten ein, die ich gekonnt ignoriere. Es ist unfassbar nervig, dass dieser Algorithmus noch immer ein Teil von mir ist. Er lässt sich nicht löschen, weil er zu tief in meiner Basisprogrammierung verankert ist. Seufzend lasse ich das Feuerzeug aufschnappen.

Der Biobot mir gegenüber wirft mir einen durchdringenden Blick zu. »Rauchen ist hier nicht erlaubt«, sagt er in dieser betont friedvollen Stimmlage, welche diesem Clan angeboren ist. Wobei angeboren nicht die richtige Bezeichnung ist. Wir sind anders als die Menschen. Unsere Mütter sind metallene Schaffungsmaschinen und unser Vater ein schlauer Wissenschaftler.

»Mach lieber deine Arbeit.« Gefrustet packe ich Zigarette und Feuerzeug weg und sehe zu, wie Erny mich per Schlauch an dem Behältnis neben mir befestigt. Innen befinden sich Erde und ein Haufen Blumen, deren Farben so bunt leuchten, dass es mir unangenehm auf dem Visier brennt. Erneut poppt eine Anzeige auf und teilt mir mit, wie viel Zeit mir diese Blütenpracht geben wird. »Ihr könntet wirklich besser zahlen, Erny.«

»Es heißt 3RNY«, erwidert er bissig. »Im Gegensatz zu vielen anderen ist es mir wichtig, dass meine Seriennummer korrekt ausgesprochen wird. Und was deine Energieladung angeht: Hast du gedacht, für so eine lächerliche Ansammlung an Ersatzteilen würdest du eine volle Ladung bekommen?«

Wortlos sehe ich den Farben der Blumen beim Verblassen zu. Ich fühle, wie in mir die Synapsen zucken und freudig die neue Energie aufnehmen, doch wie immer bin ich auch ein wenig traurig dabei. Zugegeben, ich habe mich schon am Rand eines Totalausfalls befunden, ich brauche diesen Schub also dringend.

»Im Stützpunkt sagte man mir, dass ich genug Energie für den Weg raus und zurück erhalte. Das sei mit euch so abgesprochen gewesen.«

Erny legt den Kopf schräg. Die für Biobots typischen Riesenleuchtaugen heften sich an mein Visier. In seinem goldenen Antlitz spiegelt sich die Sonne auf eine andere Weise wider, man kann sogar den schwarzen Kranz sehen, der sie umgibt. Ich schaue nie hinauf. Diese kleinen Momente reichen mir, um mich daran zu erinnern, warum wir überhaupt hier sitzen.

»Was?«, frage ich genervt, weil Erny nichts erwidert.

»Es tut mir leid, dass du offenbar verarscht wurdest.«

Ich pule an einem Einschussloch an meinem Bein herum, das ich dringend mal versiegeln müsste. Es kostet mich jegliche Mühe, nicht sofort auszurasten. Wenn ich wieder zurück bei der Basis bin, werde ich diesen Auftragsvermittler so was von auseinandernehmen.

»Wir haben klare Anweisungen und ich kann keine Ausnahmen machen.«

Ich ramme die geschlossene Faust auf die Theke. Der Glaskasten mit den Blumen zittert leicht. Inzwischen sind sie schwarz und lassen die Köpfe hängen. »Du willst mich lieber in der Wildnis sterben sehen?«

»Hör mal, ich würde dir ja wirklich gern helfen, aber ich kann dir keine Energie schenken. Bei allem, was gerade los ist … Wenigstens wir müssen uns an die Vorschriften halten.« Bevor ich mir zum Trotz doch eine Zigarette anstecken kann, beugt sich Erny zu mir vor und senkt verschwörerisch die Stimme: »In der Nähe haben einige Forscher ihr Lager aufgeschlagen. Ich habe gehört, sie suchen etwas oder jemanden. Vielleicht gehst du dorthin. Die bezahlen echt gut.«

»Und dass sie hier sind, stört euch nicht?«

»Solange sie das Biotop nicht anrühren, nein. Dennoch machen sie mich natürlich nervös.«

Zwar mag ich diesen Clan nicht besonders, aber ich kann es mir derzeit nicht erlauben, wählerisch zu sein. »Okay. Danke für den Tipp. Wo muss ich hin?«

Erny gibt mir ein paar Instruktionen und ich speichere sie auf meiner internen Umgebungskarte ab. Anschließend schaue ich zum Glaskasten. Die Blumen sind fort und übrig ist nur vertrocknete Erde. Zeit zu gehen, also verabschiede ich mich von dem Biobot und verlasse den Stützpunkt.

* * *

Die Hände in die Hüften gestemmt, blicke ich skeptisch zum Himmel. Ja, ich weiß. Eben habe ich noch behauptet, dass ich das nie machen würde. Da muss ich mich wohl korrigieren oder verständlicher ausdrücken. Ab und zu checke ich den Himmel, um das Wetter abzuschätzen. Die Trockenzeit müsste sich bald dem Ende nähern und ich bin gern vorgewarnt. Maschinen und Regen vertragen sich nicht gut. Im schlechtesten Fall bekäme ich einen Kurzschluss und müsste einen beträchtlichen Anteil Energie nutzen, um wieder auf die Beine zu kommen. Und die besitze ich gerade nicht im Überfluss. Außerhalb des Biotops wäre das nicht so lästig. Diese Orte sind allerdings eine Sache für sich. Da müsste ich etwas ausholen. Lass mich nur diesen Gedanken noch zu Ende spinnen. Ich schaue also doch manchmal hinauf zum Himmel. Aber nie zur Sonne.

Zurück zu den Biotopen. Vielleicht kann ich dann auch das mit der Sonne erklären. Falls du es noch nicht kapiert hast: Ich bin ein Roboter, Smoke genannt. Oder SM0K3, aber diese Seriennummern sind mir einfach zu kompliziert.

Wir teilen uns den Planeten mit den Menschen, die uns hergestellt haben. Genau genommen Dr. Sery, er hat die erste künstliche Intelligenz entwickelt und sie gedeihen lassen. Das war damals alles topsecret, er hat es erst offenbart, nachdem er der KI einen Körper gegeben hatte. Er hoffte dadurch auf eine höhere Akzeptanz, weil die Bevölkerung so ein Gesicht erhielt, das sie kennenlernen konnte. Die Erfolgschancen lagen bei 22,313456 Prozent.

Und hey, hier sind wir. Klar, es ging nicht alles reibungslos vonstatten. Es gab Aufstände, Diskussionen … man kennt das ja. Das alles ist schon echt ewig her. Letztlich ist nur wichtig, dass die Menschen synthetisches Leben als ebensolches anerkannt haben. Sie haben uns mit sich auf eine Stufe gestellt und erlaubt, dass wir uns ohne irgendwelche Sperren entwickeln. Die meisten von uns haben sich damals in friedlichen Clans zusammengefunden. Wir wurden von Solarenergie gespeist und waren eine große, glückliche Familie.

Bis zum Sundown. Der schwarze Kreis, der Sonne und Korona voneinander trennt. Habe ich den eben erwähnt? Keine Ahnung, jedenfalls war der auf einmal da – über Nacht, könnte man sagen. Unsere Wissenschaftler und die der Menschen haben dieses Phänomen untersucht. Irgendetwas mit dunkler Materie und kosmischen Strömungen soll die Ursache sein. Jedenfalls liefert die Sonne allem künstlich Erschaffenen keine Energie mehr.

Warum sie Natur und Synthetik trennt? Das weiß niemand und wird angeblich immer noch erforscht. Der Sundown brachte damals ein Massensterben der Roboter mit sich. Wir fielen zu Tausenden aus. Die Menschen hätten das geschehen lassen können, haben sie aber nicht. Stattdessen haben sie uns umgebaut und den Koexistenzvertrag mit uns geschlossen. Wir laufen nun mit Biomasse und futtern die Natur.

Ja, das ist kontraproduktiv. Und es ist scheiße. Darum gibt es die Biotope. Die Biobots halten die Hand darüber und geben die Energie hier nur gegen Bezahlung ab. Wenn wir außerhalb dieser Zonen sind, dürfen wir an alles dran. An Menschen nur mit Erlaubnis, versteht sich. Aber die Biotope sind Schutzgebiete, damit unser hübscher Planet Keld keinen Kollaps bekommt.

Ich weiß nur das. Den Koexistenzvertrag haben irgendwelche schlauen Köpfe vor Jahrhunderten ausgetüftelt. Er regelt beispielsweise das mit den Biotopen und wie sich das Zusammenleben mit den Menschen gestalten soll. Damals hat man wahrscheinlich gedacht, es gäbe eine Lösung für das Sonnenproblem. Angeblich wird immer noch danach gesucht. Aber ganz ehrlich? Die wird’s nicht mehr geben. Dafür dauert das alles schon zu lange an. Ich weiß nicht, was passiert, wenn die Sonne irgendwann mal komplett dunkel wird. Deshalb schaue ich nicht gern hoch. Jedes Mal scheint sie mehr absorbiert worden zu sein. Aber der Vertrag gilt noch immer und Verstöße dagegen werden hart geahndet.

Das war jetzt ziemlich viel Gefasel. Und ich habe nun echt miese Laune, weil ich darüber nachgedacht habe.

Es sind keine Regenwolken in Sicht. Vielleicht schaffe ich es zu den Forschern und diesem Auftrag von ihnen. Danach werde ich hoffentlich genug Energie haben, um aus dem Biotop zu kommen und mich woanders nach besserer Arbeit umzusehen. Und meine offene Rechnung zu klären.

Eintrag 2

Dass sich hier ein temporärer Stützpunkt der Forscher befindet, ist an den Zelten erkennbar, welche die Lichtung säumen. Normalerweise haust diese weit fortgeschrittene Art von Robotern in regelrechten Bunkern, die von außen nicht einsehbar sind. Man braucht einen guten Grund, um sie zu besuchen, ansonsten schotten sie sich weitestgehend ab. Ich habe gehört, dass ihr Clansprecher kürzlich sogar einem Meeting der Vereinigung ferngeblieben ist. Das ist ein absolutes No-Go. Und jetzt eine versteckte Basis in einem Biotop? Irgendetwas ist im Busch, im wahrsten Sinne des Wortes. Es brodelt im Untergrund. Ich frage mich nicht zum ersten Mal, ob es die Welt noch lange so geben wird, wie ich sie kenne. Seit dem Sundown sind Hunderte, nicht immer harmonische Jahre vergangen. Es ist allerdings ewig kein ernsthafter Konflikt mehr aufgetreten. Dass sich der Frieden so langsam zu drehen beginnt, ist nicht überraschend. Beunruhigend jedoch schon.

Es ist unüblich, dass die Forscher eine Anlage mitten in einem Biotop aufbauen, und dass es wirklich von den Biobots geduldet ist, wage ich zu bezweifeln. Dafür hat sich Erny zu viele Sorgen darum gemacht, belauscht zu werden. Keine Ahnung, was ich von dieser Sache halten soll, aber ich bin nicht in der Position, Fragen zu stellen. Meine Programmierung priorisiert mich, was im Moment bedeutet, dass ich Energie auffüllen muss. Laut Anzeige habe ich nur wenige Stunden bis zur Abschaltung. Für das Verlassen des Biotops bräuchte ich mindestens zwei Tage.

Einige Roboter stampfen um das Zelt herum. Ich bin neidisch auf ihr gutes Aussehen. Natürlich können wir uns bis zu einem gewissen Grad selbst anpassen und modifizieren, doch die verschiedenen Clans haben Merkmale, die man nur erhält, wenn man die eigene Programmierung der ihren anpasst. Wir Söldner sind übrigens so speziell, dass wir alle unterschiedlich aussehen. Freigeister, sozusagen. Weil wir nirgends reinpassen, haben wir eine eigene Kaste gebildet. Damit meine ich nicht nur die Optik, sondern auch unsere Ziele. Keiner von uns hat sich einem einzigen untergeordnet, wie dem Schutz der Biotope oder dem Erforschen aller Anomalien der Welt. Söldner machen Arbeit, die aufkommt und für die die anderen Clans keine Zeit, Lust oder Programmierung haben. Es gibt immer etwas, das erledigt werden muss. Jemanden, der Schutz benötigt, womöglich sogar gesucht wird. Wenn wir dafür unsere Individualität behalten dürfen, reisen wir gern in der Welt umher und suchen nach jenen, die uns brauchen.

Die Forscher scheinen mit ihrer Umgebung zu verschmelzen. Sie besitzen dasselbe durchdringende Schwarz wie der Ring um die Sonnenkorona und sind von leuchtenden Kabeln überzogen. Nur ihr Oberkörper ist von einzelnen silbernen Platten bedeckt. Die Augen strahlen in einem stetigen Azur und die Leitungen an ihrem Kopf pulsieren im Blau der Kabel. Sieht echt cool aus, das kannst du mir glauben. Trotzdem sind die Forscher die Kaste, mit der ich aus genannten Gründen am seltensten und wenigsten gern Geschäfte tätige. Jetzt komme ich aber nicht drumherum, also gebe ich mir einen Ruck und marschiere auf das Zeltdorf zu.

Ich bin mir sicher, schon bemerkt worden zu sein, als ich noch im Schatten des Dschungels stand. Doch erst jetzt wenden sich mir die zwei Roboter am Eingang zu. Einer tritt vor, den Arm abwehrend gehoben und die Finger der flachen Hand weit gespreizt. »Halt!«

Für einen kurzen Moment überlege ich, die Situation auf die Spitze zu treiben, ich mag ein bisschen Risiko. Aber nicht mit sinkenden Energiereserven, also bleibe ich artig stehen. »Ich hörte, hier gibt es etwas zu tun. Muss ich mich als Söldner ausweisen oder glaubt ihr mir auch so?« Mit den Händen deute ich auf meinen Körper.

Die azurblauen Augen des zweiten Forschers betrachten mich, während sein Compagnon seine Pose beibehält. Meine Metallplatten kribbeln unter diesem intensiven Blick. Normalerweise bin ich nicht eitel, aber mein Aussehen ist mir vor diesen schicken Maschinen etwas peinlich. Ich strotze vor Einschusslöchern, die ich noch nicht versiegelt habe. In meinem Schädel sind mehrere Schlitze eingekerbt, aus denen der Rauch der Zigaretten strömt, wenn ich eine quarze. Die Belüftung habe ich so montiert, dass tiefe Züge möglich sind, als würde ich atmen. Ich habe mir das Rauchen irgendwann mal angewöhnt. So was Ähnliches habe ich bei den Geschichtsbewahrern gesehen, die menschliche Kulturen imitieren und erhalten. Und meine Seriennummer SM0K3 … Hat doch was Ironisches, oder? Smoke smokes. Hätte ich Mundwinkel, würden sie sich jetzt für ein breites Grinsen heben.

Na ja, und ansonsten mag ich es bunt. Ich habe vielerorts meine Hülle angesprayt und mir eine witzige neongrüne Antenne zur Zierde neben den rechten Ohrknubbel geklebt. Augen gibts bei mir übrigens keine. Ich habe ein schwarzes Visier, in dem sich das Umfeld spiegelt, nur nichts von meinem Innenleben. Warum wir alle so unterschiedlich aussehen? Das muss an den Maschinenmüttern liegen, die Menschen drücken Knöpfe und was Neues kommt raus. Wir sollten ursprünglich so individuell wie möglich sein, vom Erscheinungsbild, unserer Programmierung und Charakterentwicklung her. Der Zusammenschluss in Kasten steht dem entgegen, war jedoch nötig.

Zurück zu den Forschern. Sie scheinen sich einig zu sein, mir fürs Erste zu vertrauen. Der eine gibt seine Haltung auf, während der andere mir zunickt. Die beiden gehen in das Innere des Lagers und ich folge ihnen.

Unauffällig schaue ich mich um. Sie müssen echt verzweifelt sein, sie haben nur wenig Technik mitgebracht und scheinen alles in ziemlicher Eile aufgebaut zu haben.

Eine Zeltplane wird zur Seite geschlagen. Der Neuankömmling unterscheidet sich äußerlich nicht von seinen Kollegen und doch umgibt ihn eine andere Aura. Roboter haben eigentlich keine; womöglich sind wir dennoch sensibel dafür, wenn uns eine Maschine gegenübersteht, die mehr zu sagen hat als andere.

»SM0K3«, weise ich mich aus, bevor mein Gegenüber eine Aufforderung aussprechen muss. »Söldner.«

Der Forscher nickt und verschränkt typisch menschlich die Arme vor der Brust. »Wer schickt dich?«

»Ähm … 3RNY?«, antworte ich unbedarft. Keine Ahnung, ob ich das sagen sollte.

Wieder nickt der Sprecher. »Wir haben tatsächlich einen Auftrag zu vergeben, allerdings ist er ziemlich delikat. Wir hatten gehofft, die Biobots hätten nichts von unserer Anwesenheit bemerkt.«

»Tja, die haben ihre Glubschaugen eben überall.«

Der Forscher geht nicht darauf ein. »Wir vermissen ein Subjekt. Ein menschliches Kind, weiblich, zehn Jahre alt. Ich übermittele dir jetzt ein Bild.«

Zeitgleich sehe ich ein verängstigt wirkendes Mädchen auf meinem Visierinterface, furchtbar blass und mit nichts als Lumpen bekleidet. Die schwarzen Haare kleben nass in seinem Gesicht, die Arme presst es um seinen Oberkörper, wie um sich selbst zu umarmen. In mir regt sich kein Gefühl, aber ich weiß, dass bei den meisten Menschen jetzt sofort der Beschützerinstinkt anspringen würde.

»Nur aus Neugierde: Warum sucht ihr nicht selbst nach ihr?«

»Tun wir. Doch jede Hilfe ist uns willkommen. Das Biotop ist groß, wir sind nur wenige. Ich übermittele dir unser Suchraster.«

Wieder flackert etwas auf meinem Interface auf und ich nicke als Zeichen, dass ich es empfangen habe. Die bereits abgesuchten Bereiche sind lila markiert.

»Falls du es uns zurückbringst, musst du dir um etwaige Verletzungen erst mal keine Sorgen mehr machen. Wir haben genug Reparaturkits und Ersatzteile hier. Auf Wunsch justieren wir dich neu. Überleg dir, was du willst.«

»Danke, aber Biomasse genügt mir. Ihr lasst euch nicht zufällig auf einen Energieboost als Vorauszahlung ein?«

Der andere Roboter fixiert mich kurz und ich habe das Gefühl, dass das blaue Licht der Augen flackert. Dann schüttelt er den Kopf.

»Von mir aus«, antworte ich zerknirscht. Es bleibt also spannend. »Was, wenn ihr das Mädchen zuerst findet? Ich brauche definitiv Energie und möchte meine vorhandene nicht unnötig opfern.« Zwar schaffe ich es mit der eh nicht raus, aber das müssen die ja nicht wissen.

»Du wirst für deine Mühen entlohnt werden.«

Tja, da muss ich mich wohl auf das Wort des Forschers verlassen. Eine andere Option habe ich nicht wirklich.

»Was macht ihr überhaupt im Biotop? Die Bots hier sehen das nicht so gern.« Solange sie sich nicht an der Biomasse bedienen, wird man sie vermutlich dulden. Ich habe nur keine Lust, den Auftrag zu erfüllen und zu befürchten, dass meine Auftraggeber währenddessen verbannt wurden. Aber dieses Mädchen scheint ihnen wichtig zu sein, sie würden also kaum ohne es weiterziehen.

»Das Subjekt ist vor einem halben Tag geflohen. Es hat keinen Proviant bei sich. Wenn es sich an den hiesigen Pflanzen bedient, werden die Biobots es wissen. Wir vermuten, dass es nicht weit gekommen ist.«

Natürlich geht er nicht auf meine Frage ein. Kurz gehe ich meine Möglichkeiten durch. Entweder ich kontaktiere Erny und befrage ihn nach Meldungen aus dem Biotop, vielleicht ist das Mädchen sogar dort. Oder ich durchforste planlos das Suchraster. Wobei, warum soll ich mich zwischen beiden Optionen entscheiden? Ich habe Ernys Seriennummer und bin in Reichweite. Somit ist die Kontaktaufnahme kein Problem und ich kann gleichzeitig in der Wildnis suchen.

»Ich nehme den Auftrag an.« Das Biotop ist zwar riesig, dennoch traue ich mir durchaus zu, dieses Kind zu finden. Es ist die einzige Chance, die ich habe.

Eintrag 3

Nachdem ich mich einige Meter vom Forscherlager entfernt habe, stupse ich mit einem kurzen Gedanken mein Kommunikationsmodul an. »Erny?«

»Du schon wieder? Und wie oft soll ich es dir noch sagen? Es heißt 3RNY«, antwortet der Biobot genervt.

»Kannst du reden?«

Es herrscht für einen Moment Schweigen, was darauf hindeutet, dass sich Erny zu einer sicheren Position begibt. »Was willst du?«

»Ich bin deinem Tipp nachgegangen. Sie suchen ein Mädchen.«

»Aha.« Erny seufzt. Manchmal ist es schon lustig, was für menschliche Reaktionen uns einprogrammiert wurden und wie viele Roboter sie beibehalten. Ich bin da keine Ausnahme.

»Demnach ist es nicht bei euch gelandet?«

»Ich habe nichts dergleichen gehört. Aber du weißt genauso gut wie ich, dass wir nicht der einzige Posten innerhalb des Biotops sind, dafür ist es zu groß. Ich kann die anderen Basen kontaktieren.«

»Mach das, ich bleibe in der Nähe und erreichbar.«

»Ich bin unsicher, ob es gut war, dir von den Forschern zu berichten. Noch weiß keiner von ihnen, aber sobald sie das Biotop anzapfen, sind sie geliefert. Ich will nicht, dass ihre Anwesenheit etwas kaputtmacht. Deshalb habe ich nichts gesagt. Einige würden sofort ausrücken und Stunk machen«, bricht es plötzlich aus Erny heraus. Offenbar liegt ihm dieses Thema schon länger auf den Synapsen. So viel zum Thema, die Biobots würden die Anwesenheit der Forscher dulden.

»Mal ehrlich, du verweigerst mir Extraenergie, weil ihr euch an die Gesetze halten müsst, aber hältst vor deinen Geschwistern diese Entwicklung geheim? Hoffentlich rächt sich dieses widersprüchliche Verhalten nicht.« Erny schnaubt, aber bevor er etwas erwidern kann, füge ich hinzu: »Beschaff mir einfach Informationen. Je schneller ich das Mädchen finde, desto eher verschwinden die Forscher. Sie sind nur auf der Durchreise, ihr Camp ist nicht für die Dauer gedacht. Mach dir weniger Sorgen, okay?«

Ich stecke mir eine Zigarette in den Mundschlitz und will die Verbindung trennen, doch Erny meldet sich noch einmal: »Jaja. Und du vergiss nicht, dass du im Biotop nicht rauchen darfst. Da schlagen unsere Sensoren direkt an und du kannst deinen Auftrag und die Energiespritzen vergessen.«

Ich stöhne gequält. »Bis später!«

Die Zigarette wandert wieder in den Beutel, der an meiner Seite baumelt. Natürlich könnte ich die imitierte Sucht umprogrammieren. Will ich aber nicht. Und selbst wenn, würde die Umsetzung dauern. Ich muss hier wohl durch. Typisch menschliches Problem. Nicht alle von uns streben danach, wie unsere Schöpfer zu sein, einige wollen so roboterhaft wie möglich bleiben. Sie schalten jegliche Gefühls- und Reaktionsprogrammierungen ab und sind statische Maschinen. Manchmal sind sie nützlich, da sie extrem logisch denken. Logischer als die Forscher, welche immerhin Wissenschaftler sind.

Meine komplette Außenhülle fühlt sich wie statisch aufgeladen an. Sich länger in einem Biotop aufzuhalten, kann ziemlich quälend sein. Besonders dann, wenn man so wie ich auf Sparflamme läuft. Überall ist potenzielle Energie, die man nicht aufnehmen darf. Das ist echt schräg, das verstehen die Synapsen nicht. Ich bilde mir ein, dass alles viel farbenfroher aussieht als sonst. Schmackhafter. Saftig grüne Blätter wehen im Wind und erwecken den Anschein, dass sie mir willig zuwinken. Die Blüten und Stiele sämtlicher Blumen und Büsche fächern sich wie ein essbarer Regenbogen vor mir auf. Selbst die Furchen in der Rinde der Bäume sind wie Gesichter. Ich habe das Gefühl, als würden sie mir zuzwinkern oder mit ihrem Mund die Worte »Iss mich!« formen.

Verzweifelt richte ich den Blick auf den Boden, was die Sache jedoch nicht besser macht. Ein Hase hoppelt genau in diesem Moment vor meine Füße und sieht schnuppernd zu mir hoch. Furchtlos. Als würde er nicht merken, dass gerade ein Raubtier vor ihm steht, das nur die Hand ausstrecken müsste, um ihn zu verspeisen. Ich habe kein Problem damit, Pflanzen zu mir zu nehmen. Bei allem, was mich mit traurigen Augen anschauen kann, sieht es jedoch anders aus. Glück für den Hasen. Vielleicht könnte man mich einen vegetarischen Roboter nennen, denn es gibt durchaus welche, die vor Tieren keinen Halt machen. Ich aber schon. Und vor Menschen ohnehin, abgesehen davon, dass wir ohne Erlaubnis an die eh nicht randürfen. Ich werde nicht müde, dies zu erwähnen, denn es ist von enormer Wichtigkeit, dass wir diese Grenze niemals überschreiten.

Das Tier wackelt mit dem Puschelschwanz und hüpft weiter seines Weges. Du fragst dich mittlerweile vielleicht, was uns Roboter davon abhält, uns einfach am Biotop zu bedienen. Ich sprach vorhin von dem Koexistenzvertrag. Daran sind einige Gesetze geknüpft. Beim Bruch der meisten gibt es die höchste Strafe – den Shutdown, oder anders ausgedrückt, den Tod. Dazu gehört auch das Anzapfen des Biotops ohne Erlaubnis. Kommt eventuell etwas krass rüber, wenn sich jemand nur an einem kleinen Blümchen bedient. Aber überleg mal: Was wäre, wenn das alle tun würden? Und womöglich auch noch gleichzeitig. So, wie es teilweise außerhalb der Biotope üblich ist. Diese riesigen Grünflächen müssen unantastbar bleiben, damit Keld keinen Kollaps erleidet und wir alle – auch die Menschen, wohlgemerkt – nicht sterben.

Die Biobots müssen gar nicht omnipräsent im gesamten Dschungel sein. Sie können sehen, wo sich jemand genährt hat, und durch die entstandene Verbindung zwischen Natur und Technik auch, wer. Die Oberhäupter der Clans wissen jede Seriennummer ihrer Schützlinge und können sie aufspüren. Keine Chance, einfach zu verschwinden. Das Urteil wird immer vollstreckt. Ich kenne nicht einen Fall, in dem eine Einheit entkommen ist.

Die meisten Roboter machen deswegen einen Bogen um die Biotope und gehen nur hinein, wenn sie keine andere Wahl haben. Oder wenn sie sterben wollen. Ich bin wegen meines Auftrags hier und war so dumm zu glauben, dass bei meinem Botengang genug Energie rausspringen würde, damit ich das Biotop wieder verlassen kann. Das hat man davon, wenn man einmal gegen seine Prinzipien verstößt.

Während ich über all das nachdenke, stapfe ich weiter und vergleiche das Suchraster der Forscher mit meinem Weg. Die abgesuchten Bereiche färbe ich blau. Falls ich die Kleine nicht finde, bevor mir die Energie ausgeht, kann ich den Forschern zumindest zeigen, wo ich schon gesucht habe. Dabei versuche ich, einen Anflug von Panik abzuwenden. Hätte ich den Auftrag ablehnen sollen? Aber raus hätte ich es niemals geschafft. Das hier ist meine einzige Chance. Oder habe ich etwas übersehen? Nie wieder werde ich so dumm sein und in ein Biotop gehen. Ehrlich, nie wieder!

Die Funkverbindung knackt und ich bleibe stehen, um das Signal zu empfangen.

»Smoke, bist du noch da?« Es ist Erny.

Ich knurre ein »Ja«. Meine Laune ist echt am Boden angelangt.

»Die anderen Basen wissen nichts, doch mir ist etwas eingefallen. Vor ein paar Stunden haben unsere Sensoren eine Energieaufnahme angezeigt. Es war aber falscher Alarm, da ein Spender-Empfänger-Pärchen durch das Biotop reist. Ich habe das Signal erneut aufgerufen. Sie sind bei dir in der Nähe. Vielleicht haben sie etwas gesehen.«

Na großartig! Wenn es eine Kaste gibt, die ich noch weniger leiden kann als die Forscher, ist es diese. »Kannst du mich lotsen?«

»Ich schicke dir die Koordinaten.«

Nach ein paar Sekunden blinkt es grün auf meinem Visierinterface. Wäre ich ein Mensch, würde ich jetzt die Augen zusammenkneifen, um es von den ganzen anderen schmackhaften Pflanzenfarben unterscheiden zu können. »Ist angekommen.«

»Dann weiterhin viel Erfolg bei der Suche!«

»Jaja …«, brumme ich und kappe die Verbindung.

Es ist wirklich nicht weit, aber mir kommt gerade jegliche Bewegung zu viel vor. Und dann stolpere ich auch noch. Beim Abfangen büße ich ein weiteres Prozent meiner Energieanzeige ein. Langsam blicke ich nach unten und trete sofort einen Schritt zurück. Denn dort liegt ein rostiger Roboterkörper, leblos und halb mit der Natur vereint. Feuchtes Moos zieht sich über die Beine, während sich das Efeu des Baumes, an dem der Körper lehnt, des Brustkorbes bemächtigt hat. Zwischen den gespreizten Fingern wachsen kleine Blumen mit violetten Blüten. Eigentlich ein schönes Bild. Aber auch ein trauriges. Ich weiß, wer hier zum Sterben hingeht: der Naturclan. Sie haben ihren Ursprung in den ersten Jahren nach dem Sundown. Trotz Umprogrammierung der Energieslots haben sie sich irgendwann geweigert, Biomasse aufzunehmen. Ihre Meinung ist, dass Keld den Menschen gehört. Dem organischen Leben, keinem künstlich erschaffenen. Sie sind damals in Scharen in die frisch angelegten Biotope gereist, um in den Armen von Mutter Natur zu sterben. Bis heute gibt es sie – die Roboter, die diese Ansicht erlangen und sich für den Freitod entscheiden.

Ich wende mich ab. Der Anblick geht mir eigentümlich nah. Vielleicht, weil ich kurz davor bin, ebenso zu verenden. Nur nicht in der Überzeugung, Keld damit einen Gefallen zu tun – sondern weil ich aus Dummheit hier gelandet bin. Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen und so will ich ganz bestimmt nicht sterben.

* * *

Ich wandere weitere Minuten durch die Wildnis, die mir wie eine Ewigkeit vorkommen, bis ich Geräusche wahrnehme.

»Komm, wir müssen weiter«, höre ich eine mechanische Stimme sagen. Etwas zu scheppernd für meinen Geschmack.

»Ja, aber … sie lässt mich nicht los.« Die zweite Stimme ist menschlich und klingt erschöpft.

Ich schnaube und schreite an den Bäumen vorbei, die mich von der Szenerie trennen. »Finger weg!«

Vor mir steht ein schimmernder, schwarzer Roboter. Ohne Gesicht oder Kontur. Sein Metall pulsiert in stetiger Dunkelheit, was bedeutet, dass er dauerhaft Energie aufnimmt. Jedoch nicht vom Biotop. Die Kabel und Schläuche an seinem Körper führen zu einer menschlichen Frau. Ihre Haut hat einen kränklichen Gelbton. Das dünne Haar hat sie zu einem schrägen Zopf zurückgebunden. Ein grauer Overall hängt schlabberig um ihren Körper. Ihr Lebenslicht flackert wie ein trauriges Feuerchen und an manchen Stellen sind schon Zeichen einer Umwandlung zu sehen.

Das ist ein vertrauter Anblick für mich. Mitglieder der Spender-Kolonien sind zwar selten außerhalb ihrer Siedlungen anzutreffen, aber auf meinen Reisen habe ich schon so gut wie alles gesehen. Die Roboter dieses Zusammenschlusses haben ihre Unterscheidungsmerkmale aus Respekt vor ihren Spendern abgelegt. Die Spender sind Menschen, die freiwillig kommen und ihre Biomasse abtreten. Sie werden mit einem einzigen Roboter verbunden, die Symbiose hält bis zu zehn Jahre an, aber auch nur, weil den Menschen zwischendurch Regenerationsphasen erlaubt werden. Nach dieser Zeit werden sie in 27,658 Prozent der Fälle umgewandelt. Warum, weiß niemand. Zwar haben die Forscher das untersucht, konnten es angeblich aber nicht erklären. Die Versammlung unserer Oberhäupter räumt dem keine Priorität ein und nennt es Evolution. Es gibt genug Menschen, die sich diesen Kommunen anschließen, aber nicht so viele, dass der Rat tätig werden müsste. Es ist geduldet, solange die Roboter nicht aktiv Spender anwerben oder zwingen. Immerhin haben die Menschen einen freien Willen. Warum sie sich das freiwillig antun? Manche hoffen vielleicht auf die erwähnte Metamorphose. Einige tun es, um die Natur zu entlasten. Und manchen geht dabei wahrscheinlich einer ab. Wenn sie ihr Leben derart wegwerfen wollen, bitte. Ich habe dafür nichts als Verachtung übrig. Selbst jetzt, wo ich dringend Energie benötige, würde ich mich niemals auf Dauer auch nur irgendeinem Individuum anschließen. Diese Ernährung über Jahre hinweg klingt nach klarer Folter.