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Der Dieb (Satan) kommt nur, um zu rauben, zu morden und zu zerstören. Ich (Jesus) bin gekommen, damit sie (seine Nachfolger) das Leben und volle Genüge (Fülle/Überfluss) haben sollen. (spricht Jesus Christus in Johannes 10,10) Wie kommt man zu diesem Leben in der von Jesus verheissenen Fülle? Wie können wir diesem Rauben, Morden und Zerstören des Feindes wirksam und nachhaltig entkommen bzw. entgegentreten? Wie können verletzte, hoffnungslose und enttäuschte Menschen wieder Heil und frei werden? Zur Beantwortung dieser, und weiterer wichtigen Fragen, hat der Autor kein Fachbuch, sondern einen spannenden Sachroman geschrieben. Dieser spielt sich auf zwei Ebenen ab. Auf der sichtbaren Ebene erleben Sie, wie unsere Hauptperson, Romana Meier, unbewusste religiöse Bindungen, Irrlehren und "Systemfehler" entdeckt, und mit der Hilfe Gottes und ihrer neuen Freunde davon frei wird. Sie erfahren auch, weshalb es in den heutigen Kirchen und Gemeinden so viele Probleme gibt, und was diese Organisationen von der Urgemeinde unterscheidet. Was dies alles mit dem Flug der Wildgänse zu tun hat, erfahren Sie ebenfalls in diesem Buch. Auf der unsichtbaren Ebene treffen sich zwei hohe Vertreter der finsteren Unterwelt, unterwegs zur Erfolgskonferenz ihres grossen Führers der Finsternis. Auf dem Weg von ihren territorialen irdischen Herrschaftssitzen tauschen sie sich über ihre Erfolge aus. Alles scheint nach Plan zu verlaufen, bis sie auf einen unüberwindbaren Gegner treffen.
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Seitenzahl: 431
Veröffentlichungsjahr: 2020
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Das böse Erwachen
Vom Regen in die Traufe
Ein erholsamer Besuch
Wohltuende Begegnungen
Der Klerus ruft
Das Ultimatum
Die Entscheidung
Es werde Licht
Unerwartete Dinge geschehen
Leben in Freiheit
Anhang
Wort-/ Begriffs- Erklärungen
Jesus Christus spricht in Johannes 10,10: Der Dieb (Satan) kommt nur, um zu rauben, zu morden und zu zerstören. Ich (Jesus) bin gekommen, damit sie (seine Jünger/Nachfolger) das Leben und volle Genüge (Fülle/Überfluss) haben sollen.
Ich kenne keine Christen, die sich nicht nach einem Leben in dem von Jesus verheissenen Überfluss sehnen. Und doch scheint kaum jemand in einem solchen Überfluss zu leben. Fragt man nach möglichen Gründen für diesen Umstand, nennen die meisten zwei Hauptursachen. Die einen sagen, die "böse gefallene Welt" sei schuld. Der von Jesus beschriebene Überfluss sei erst im Himmel zu haben. Die andern sehen die Ursache in "Glaubensfehlern" einzelner Christen. Diese hätten zu wenig Glauben, pflegten versteckte Sünden, seien unversöhnt und verbittert, usw.
Ich bestreite nicht, dass die oben erwähnten Gründe durchaus ihre Richtigkeit und ihre negativen Auswirkungen haben. Aber nach jahrelangem Nachforschen und eigenem Erleben, bin ich zur Erkenntnis gelangt, dass es noch eine weitere, viel gewichtigere Ursache für diesen Umstand gibt, nämlich:
Die Auswirkungen der Lehre und den Werken der Nikolaiten.
Wahrscheinlich haben Sie noch nie etwas davon gehört. Die Geschichte von "Romana" kann Ihnen helfen, die Lehre und die Werke der Nikolaiten, welche in der Bibel in der Offenbarung, Kapitel 2, erwähnt sind, zu erkennen und ihre negativen Auswirkungen zu verstehen.
Dieses Buch wurde mit dem einzigen Ziel geschrieben, aufzuzeigen, welche Systeme und Irrlehren der Nikolaiten in der heutigen Zeit existieren, welche zerstörerischen Auswirkungen diese auf uns Christen haben, und dass Sie aus diesem religiösen Gefängnis herauskommen können in die Freiheit und Fülle, die Jesus Christus uns zugedacht hat.
Es geht dabei explizit nicht darum, irgendjemanden anzugreifen oder zu verurteilen. Viele treue hingegebene Christen unterstützen und verbreiten unbewusst, mit den besten Absichten, die Lehre und Werke der Nikolaiten. Ich habe das lange Zeit ebenfalls getan, bis mich Gott gewisse Lektionen lehrte, die mit in dieses Buch hineingeflossen sind.
Wie auf dem Bucheinband erwähnt, handelt es sich bei diesem Buch um einen Sachroman, d.h. ein Roman (erdachte Geschichte) der auf Fakten (effektiven Geschehnissen) aufgebaut ist, welcher sich auf zwei Ebenen abspielt.
Auf der sichtbaren Ebene erleben Sie, wie unsere Hauptperson, Romana Meier, unbewusste religiöse Bindungen und Irrlehren entdeckt. Mit der Hilfe Gottes und ihrer neuen Freunde wird sie davon befreit zu einem vollmächtigen, erfüllten Leben der Freiheit in Jesus Christus.
Auf der unsichtbaren Ebene treffen sich zwei hohe Vertreter der finsteren Welt unterwegs zur Erfolgskonferenz ihres grossen Führers der Finsternis. Auf dem Weg von ihren territorialen irdischen Herrschaftssitzen tauschen sie sich über ihre Erfolge aus. Alles scheint nach Plan zu verlaufen, bis sie auf einen unüberwindbaren Gegner treffen.
In den Kapiteln 1 bis 9 sind die Geschehnisse auf der unsichtbaren Ebene ins jeweilige Kapitel eingefügt. Diese Begebenheiten beinhalten eine sehr hohe Informationsdichte. Wenn Ihnen diese Informationsdichte beim Lesen zu viel wird, können Sie einfach nur die Geschichte auf der sichtbaren Ebene lesen. Dadurch verpassen Sie nicht die wichtigsten Kernaussagen dieses Buches.
Sie können diese sachdienlichen Zusatzinformationen immer noch zu einem späteren Zeitpunkt nachlesen.
Egal auf welche Art und Weise wie Sie diesen spannenden Sachroman lesen, bete ich dafür, dass Sie beim Lesen dieses Buches ausschliesslich vom Heiligen Geist geleitet werden und ER Sie in Seine, nicht in meine, befreiende Wahrheit führen darf.
Die Erkenntnisse, welche in dieses Buch hineingeflossen sind, entsprechen nicht der landläufigen Meinung über das Christentum. Offenbar scheinen dies immer mehr Christen so zu sehen, denn die zurzeit grösste "Denomination" ist die, der freien Christen. Das heisst, das sind Christen, welche in keiner "Nikolaiten- Systemstruktur" eingebunden sind.
Mit diesem Buch haben Sie die Möglichkeit, die gängigen christlichen Strukturen anhand einer biblischen Sicht zu prüfen, um so selbständig und eigenverantwortlich vor dem HERRN zu entscheiden, wie Sie als Christ weiterleben wollen.
Romana stand vor ihrem Spiegel im Badezimmer und überlegte sich, ob sie die blaue Halskette von ihrer Grossmutter anziehen sollte oder die moderne türkisfarbene. Schon lange hatte sie sich auf diesen Abend gefreut. Sie wollte sich mit zwei Arbeitskolleginnen das Musical Cats im Stadttheater ansehen.
„Die blaue Kette passt besser“, sagte sie leise, aber bestimmt zu ihrem Spiegelbild und blinzelte sich mit ihren tiefblauen Augen verschmitzt zu. Durch eine schwungvolle Drehung ihres Kopfes warf sie ihr langes, leicht gewelltes blondes Haar keck über ihre Schultern in den Nacken.
Mit ihren 35 Jahren wollte sie sich nicht mehr kleiden wie eine Zwanzigjährige. Nein, das wollte sie gewiss nicht mehr. Diesen Part konnte sie heute problemlos ihren beiden jüngeren Arbeitskolleginnen aus ihrer Single- Clique überlassen.
Ob die beiden Mädels heute Abend wohl pünktlich sein werden?
Wieder einmal ertappte sich Romana dabei, wie sie sich fast mütterlich um ihre beiden jungen Arbeitskolleginnen kümmerte. Auch bei der Arbeit im Spital, wo sie gemeinsam in einem Pflegeteam arbeiteten, kümmerte sie sich wie eine ältere Schwester um die beiden jungen Frauen. Sie tat dies sehr gerne, da es ihren Begabungen voll entsprach. Überhaupt liebte sie es, Menschen zu helfen, sie zu betreuen und zu pflegen. Sie empfand diese Tätigkeiten mehr als Lust denn als Last.
Romana war mit ihrem Leben ganz zufrieden. Sie liebte ihren Beruf als Pflegefachfrau. Zudem liess ihr das 80% Arbeitspensum genügend Freiraum, um sich in ihrer Kirchgemeinde1 aktiv einzubringen.
Die Tätigkeiten in ihrer Kirchgemeinde waren ihr neben ihrem Beruf sehr wichtig. Sie engagierte sich im Kinderbetreuungsdienst bei den 4-bis 6-jährigen und half regelmässig in der Cafeteria mit.
Romana verliess das Badezimmer und schaute im Flur das Familienfoto ihres Bruders an. Sie hatte es vor zwei Wochen dort aufgehängt. Auf dem Foto waren ihr um zwei Jahre älterer Bruder Nakito, seine gleichaltrige Frau Susanne, ihr 7-jähriger Sohn Rick und ihre 4-jährige Tochter Antje abgebildet, verkleidet als lustige Weihnachtsmänner. Sie wohnten ganz in der Nähe am Stadtrand in einem schmucken, modernen und stilvoll eingerichteten Einfamilienhaus.
Ihr Bruder, ein sportlicher, grossgewachsener, schlanker Mann, war im Berufsleben sehr erfolgreich. Er arbeitete als Vizedirektor in einem Informatikunternehmen und galt als designierter Nachfolger des Firmeninhabers. Er war eine begabte Führungspersönlichkeit und merkte sehr rasch, wenn es in einer Organisation "stank". Schon öfters hatte er gegenüber Romana diesbezüglich Aussagen gemacht, wenn sie ihm gewisse Vorfälle aus der Kirchgemeinde oder dem Spital erzählte, die sie selber auch nicht ganz nachvollziehen konnte.
Immer wenn Romana an ihren Bruder und seine Familie dachte, durchströmten sie widersprüchliche Gefühle.
Einerseits fühlte sie sich bei ihrem Bruder und dessen Familie sehr wohl und war sehr gerne mit ihnen zusammen. Zum andern ärgerte sie sich, speziell über ihren Bruder, dass er aus seiner Abneigung gegen ihre Glaubensüberzeugungen keinen Hehl machte. Im Gegensatz zu ihr waren Nakito und seine Familie völlig "weltlich" und es gab keine Anzeichen dafür, dass sich dies jemals ändern würde. Das löste bei Romana eine gewisse Frustration aus.
Immer wieder hatte sie versucht, ihnen das Evangelium von Jesus Christus lieb zu machen. Doch alle ihre bisherigen Gespräche hatten auf dieselbe Weise geendet.
Ihr Bruder hörte ihr wortlos zu. Dabei setzte er sein verschmitztes, überlegenes Lächeln auf, was sie innerlich zum Kochen brachte und meistens aus dem Konzept warf. Wenn sie mit ihren Ausführungen fertig war, stellte er stets dieselben Kritikpunkte, die sie bisher noch nie hatte glaubwürdig entkräften können, in den Raum.
Es war schon vorgekommen, dass diese Kritikpunkte bei ihr selbst gewisse Glaubenszweifel ausgelöst hatten. Deshalb hatte sie vor etwa einem halben Jahr damit aufgehört, ihren Bruder und seine Familie bekehren2 zu wollen. Dies führte zu einer merklichen Entspannung in der Beziehung, was Romana nicht unangenehm war.
„Jetzt muss ich aber los, sonst komme ich selbst noch zu spät“, sagte sie laut und bestimmt zu sich selber und löste ihren Blick vom Familienfoto ihres Bruders.
Sie ging zum Eingangsbereich der Wohnung. Rasch zog sie ihre braunen Ausgangsschuhe und ihren schwarzen Mantel an. Eilig kontrollierte sie, ob sie ihr Smartphone eingepackt hatte, und ob sie noch genügend Taschentücher in ihrer Handtasche hatte. Solch romantische Veranstaltungen hatte sie noch nie über sich ergehen lassen können, ohne zu Tränen gerührt zu sein.
Zufrieden stellte sie fest, dass sie alles dabei hatte. Nun war sie bereit für einen schönen Abend mit ihren Arbeitskolleginnen.
Sie öffnete die Wohnungstür, eilte die Treppe hinunter, stiess die Haustüre auf und rannte die Strasse entlang zur nächsten Bushaltestelle. Der Bus wartete bereits. Leicht ausser Atem stieg sie ein und setzte sich auf einen der freien hinteren Plätze.
Oh, gerade noch geschafft, dachte sie. Kaum war sie abgesessen, setzte sich der Bus, welcher sie zum vereinbarten Treffpunkt beim Stadttheater bringen sollte, bereits in Bewegung.
*
Zur selben Zeit erhob sich der Engelsfürst von Helvetien3 in der unsichtbaren Welt von seinem Thron. Soeben hatte er von einem Boten die Aufforderung des Grossen Führers der Finsternis4 erhalten, sich auf den Weg zur nächsten Erfolgskonferenz zu machen. Immer wenn er etwas vom Grossen Führer der Finsternis empfing, stand er aus Ehrerbietung vor diesem auf, auch wenn dieser gar nicht persönlich anwesend war.
Ein hässlicher Zorn erfüllte ihn, denn er konnte sich noch sehr gut an die letzte Konferenz erinnern. Die genial diabolische Ansprache des Grossen Führers war ihm noch Wort für Wort präsent. Immer wieder hatte er sie für sich und seine Untergebenen wiederholt. Auch jetzt wiederholte er sie, sein Gesicht zu einer boshaften Fratze verzogen:
„Wir können die Menschen nicht direkt davon abhalten, in einer Glaubensgemeinschaft mit dem EINEN (Jesus Christus) zu leben. Wir können sie auch nicht davon abhalten, ihre Bibel zu lesen und die Wahrheit zu erfahren. Wir können sie nicht einmal davon abhalten, eine tiefe Beziehung und Geborgenheit zu dem EINEN zu erfahren. Wenn sie in Verbindung zu IHM leben, verlieren wir jegliche Gewalt über sie. So lasst sie sich versammeln, im Glauben daran, dass die Teilnahme an einem dieser frommen Programme ein Gottesdienst sei. Lasst sie ihren Lebensstil beibehalten, aber stehlt ihre Zeit, damit sie diese Beziehung zu IHM nicht pflegen können. Das ist es, was ich von euch will - ihr Engel der Finsternis. Lenkt sie ab von dem sicheren Halt, den sie durch den täglichen belebenden Kontakt mit ihrem Erlöser haben.“
„Wie sollen wir das tun?“, riefen die Engel der Finsternis begeistert, willig, seinen Befehlen zu gehorchen.
Er antwortete ihnen mit hämisch grinsendem Gesicht in tiefster Boshaftigkeit:
„Haltet sie mit den unwichtigen Dingen des Lebens beschäftigt und erfindet unzählige Möglichkeiten, um ihre Gedanken damit voll auszufüllen! Lenkt ihre Gedanken aufs "Haben-wollen" - kaufen, kaufen, kaufen und Schulden machen! Redet den Ehefrauen ein, für viele Stunden berufstätig zu sein. Die Ehemänner sollen 6-7 Tage in der Woche arbeiten, am besten 10-12 Stunden pro Tag, sodass sie sich ihren luxuriösen, leeren Lebensstil leisten können, dafür jedoch möglichst keine Zeit für Ehe und Familie mehr haben! Geht auf dieselbe Weise bei allen Singles vor. Sie sollen viel arbeiten, sodass sie keine Zeit und Energie mehr haben, sich in Beziehungen zu investieren, besonders nicht zu dem EINEN.
Haltet Eltern unbedingt davon ab, Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Sobald ihre Familien zerbrochen sind, wird auch ihr Heim keine Zuflucht mehr bieten, um vom Stress der Arbeit auszuruhen. Übersättigt ihre Gedanken, sodass sie die Stimme des EINEN nicht hören können. Bringt sie dazu, während des Autofahrens ständig Musik spielen zu lassen. Lasst kontinuierlich Fernseher, Videorecorder, CD-Player und Computer in ihren Wohnungen laufen. Sorgt dafür, dass ständig Musik spielt, die unsere Ziele verfolgt. Dies soll auch in jedem Laden und Restaurant der Welt so sein. Das wird ihre Gedanken und ihren Geist blockieren und ihre Gemeinschaft mit dem EINEN brechen.
Deckt den Frühstückstisch mit Magazinen und Zeitungen. Beschwert ihre Gedanken 24 Stunden am Tag mit negativen Nachrichten. Überschwemmt die Momente, in denen sie unterwegs sind, mit Reklametafeln. Überflutet ihre Briefkästen mit fetten Katalogen, Lottowerbung und jeder Art von Wurfsendungen und Werbebroschüren, die kostenlose Produkte anbieten mit Service und falschen Hoffnungen. Bringt schlanke, schöne Models auf den Titelseiten, sodass die Männer denken, äussere Schönheit sei das wichtigste. Und sie werden unzufrieden werden mit ihren Frauen. Ha! Das wird die Familien schnell zerstören!
Besonders füllt ihre Freizeit. Lasst es sie übertreiben! Lasst sie vom Wochenende erschöpft, unruhig und unvorbereitet in die kommende Woche gehen. Sie sollen nicht in die Natur gehen. Sonst könnten sie über die Wunder des
EINEN nachdenken. Schickt sie stattdessen in Vergnügungsparks, Sportveranstaltungen, Konzerte und Kinos. Haltet sie ständig beschäftigt, beschäftigt, beschäftigt und nochmals beschäftigt.
Und wenn sie sich zum geistlichen Austausch treffen, verwickelt sie in Klatsch und Tratsch, sodass sie mit schlechtem Gewissen und unguten Gefühlen wieder nach Hause gehen.
Los geht's! Lasst sie doch missionarisch tätig sein, beschäftigt sie jedoch so mit ihren guten Anliegen, dass sie nicht dazukommen, die Kraft bei dem EINEN zu tanken. Und schon werden sie aus eigener Kraft arbeiten, ihre Gesundheit und Familien opfern für die wichtige Sache. Es wird funktionieren! Es wird funktionieren!“5
Es war eine gelungene Konferenz. Die Engel der Finsternis gingen mit brennenden Herzen an ihre Aufgabe, den Menschen, und speziell den Christen, überall die Normalität der geschäftigen Eile und des vollen Terminkalenders ins Herz zu pflanzen.
Der Engelsfürst von Helvetien, über dieses ganze Land eingesetzt, war ein sehr erfolgreicher Umsetzer dieser Aufgabe geworden. Ja, er hatte sogar noch mehr erreicht, als der Grosse Führer der Finsternis an der letzten Konferenz von ihnen verlangt hatte.
So war es ihm in Kooperation mit dem mächtigen Mammon6 gelungen, zuerst die Wirtschaft, danach die Politik, die Medien und schliesslich die Bevölkerung des Landes unter seine Kontrolle zu bringen und sie mit dem Machtmittel Geld zu beherrschen.
Er erreichte es auch, mit seinen dunklen Engeln, auch Dämonen genannt, immer mehr Menschen in seinem Territorium durch Arbeitsüberlastung zu verderben (Burnout, Erschöpfungsdepressionen, usw.). In immer mehr Fällen konnte er diese Menschen gar bis zur Selbstzerstörung (Selbstmord) bringen.
Eine zweite, immer grösser werdende Gruppe konnte er durch Arbeitsentzug gleichermassen verderben. Die Anzahl derjenigen im Lande, welche sich seiner Strategie entziehen konnten, wurde immer kleiner. Sogar bei den Leuten, die offiziell zu dem EINEN gehörten, funktionierte seine Strategie immer besser.
Am meisten entzückte es ihn, dass die Menschen seine Strategie überhaupt nicht durchschauten und seine Anwesenheit immer weniger beachteten. Dadurch konnte er sie immer leichter in neue Gebundenheiten führen.
Seine grossen Erfolge blieben natürlich in der finsteren Unterwelt nicht unbemerkt, sodass er immer mehr seiner Kameraden aus den anderen Nationen ausbilden durfte. So wurde sein System auf der Erde in immer mehr Länder ausgeweitet, was die Zunahme der Finsternis unter den Menschen auf der Erde stark vorantrieb.
Diabolisch blickte er von seinem Sitz hoch über dem Paradeplatz auf die Menschen, die sich da unten auf dem Platz bewegten. Ja, er hatte die Ziele des Grossen Führers der Finsternis voll und ganz erreicht. Er hatte seine Aufgabe innerhalb von sehr kurzer Zeit mehr als erfüllt. Er lechzte schon jetzt nach der nächsten Konferenz am Sitze des Grossen Führers der Finsternis.
*
Romana verstand die Welt nicht mehr. Oder verstand sie gar Gott nicht mehr?
Noch gestern Abend im Ausgang mit ihren Arbeitskolleginnen hatte sie diesen von ihrer genialen Kirchgemeinde vorgeschwärmt.
Und nun dies. Nach dem Gespräch mit Pfarrer7 Martin Kimm kam sie sich wie eine Schwerverbrecherin vor. Sie konnte immer noch nicht fassen, was ihr da vorgeworfen wurde. Sie habe ihre Kirchgemeinde verraten und sich nicht untergeordnet.
Nein, dachte sie, das kann nicht wahr sein. Ich habe mich doch jeweils ordnungsgemäss von meinem Kinderbetreuungsdienst und dem Dienst in der Cafeteria abgemeldet.
Sie setzte sich auf ihre Lieblings-Parkbank, welche sich unter einem Kirschbaum befand. Der Baum stand in voller Blüte und war eine herrliche Augenweide.
Doch Romana war noch so aufgeregt vom Gespräch, dass sie die warmen Sonnenstrahlen und den frischen Duft des Frühlings gar nicht wahrnehmen konnte. Auch den wunderbaren Ausblick über den ganzen Park und die Alpen am Horizont nahm sie nicht mehr wahr.
Ach, die arme Lorena, dachte sie und liess einen leisen Seufzer fahren. Lorena war nach ihrer kürzlich erfolgten Scheidung in ihre Stadt gezogen und befand sich in einer schweren Lebenskrise. Romana spürte, dass sie sich in dieser Zeit in christlicher Nächstenliebe um ihre neue Bekannte Lorena aus ihrer Nachbarschaft kümmern musste. Die liebevolle Fürsorge von Romana tat dieser sehr gut und half ihr, Schritt für Schritt aus ihrer Krise heraus zu kommen. Sie gewann neue Lebenskraft und öffnete sich für Gott.
Ja, Romana konnte Lorena helfen. Diese war offen für Gott und interessierte sich für Glaubensinhalte.
Und jetzt das! Solche Vorwürfe! Ausgerechnet von ihren lieben Glaubensgeschwistern, welchen sie bisher blind vertraut hatte, und für die sie ihre Hand ins Feuer gelegt hätte.
„Romana, Romana!“
Eine bekannte Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Romana hob ihren Blick und sah Lorena geradewegs auf sich zukommen.
Bevor sie sich weitere Gedanken darüber machen konnte, was sie ihr nun sagen sollte, war Lorena bereits bei ihr angelangt und begrüsste sie mit überschwänglicher Freude.
„Hallo Romana!“, rief sie begeistert. „Ich habe tolle Neuigkeiten. Heute Morgen konnte ich bei meiner Spitex- Dienststellenleiterin den Einsatzplan für den nächsten Monat so beeinflussen, dass ich dreimal mit dir in den Gottesdienst kommen kann. Ist das nicht super?“, sprudelte es fröhlich aus Lorena heraus.
„Oh..., ja..., das ist toll.“ Romana antwortete mit leicht schmerzverzerrter Miene und ohne jegliche Begeisterung.
„Was ist denn dir über die Leber gekrochen?“ Lorena warf einen besorgten Blick auf Romana.
„Ach, weisst du, heute Morgen nach dem Gottesdienst kam Pfarrer Martin Kimm auf mich zu und sagte, er und der Vorstand machten sich ernsthaft Sorgen um mich. Ich sei in letzter Zeit unzuverlässig geworden und meine eigenen Wege gegangen.“
„Das verstehe ich nicht. Du warst doch immer so aktiv und hast überall mitgeholfen.“
„Ja, das dachte ich auch, aber anscheinend trifft dies ihrer Meinung nach nicht zu.“
„Was hat das zu bedeuten?“
„Das weiss ich auch nicht. Ich war so überrumpelt von diesen Vorwürfen, dass ich nicht einmal mehr in der Lage war zu fragen, was er genau damit meinte. Ich stand da wie ein begossener Pudel, oder wie jemand, der aus einem bösen Traum aufwacht und noch völlig schlaftrunken ist.“
„Du meinst damit wohl das berühmte böse Erwachen?“
„Genau, du bringst es auf den Punkt.“
„Weisst du, was ich denke? Da liegt bestimmt ein Missverständnis vor. Das kannst du gewiss in einem ruhigen Gespräch mit Pfarrer Kimm klären.“ Voller Mitgefühl legte Lorena ihren Arm sanft auf Romanas Schulter.
„Komm doch mit zu uns nach Hause. Ich muss jetzt ohnehin los, um Damaris bei der Tagesmutter abzuholen. Dann können wir zusammen etwas essen.“, sagte Lorena aufmunternd.
„Überredet“, gab Romana erleichtert zur Antwort.
Die beiden machten sich auf den Weg zur Tagesmutter von Lorenas Tochter. Dort angekommen, wurden die beiden Frauen sehr freudig von Damaris begrüsst. Nachdem sie sich von der Tagesmutter verabschiedet hatten, machten sich die drei auf den Weg zu Lorenas Wohnung.
Lorena wohnte mit ihrer 5 Jahre alten Tochter Damaris in einer schicken Wohnung in einem Neubau, nur zwei Häuserblocks von Romana entfernt. Die hellen, originell eingerichteten Räume wurden jetzt zur Mittagszeit von der Frühlingssonne durchflutet, was eine heitere Stimmung verbreitete.
Lorena begab sich in die Küche, um das Mittagessen zuzubereiten. Romana wurde in der Zwischenzeit von Damaris auf deren Zimmer geführt. Das Zimmer befand sich gegenüber dem Badezimmer und war praktisch eingerichtet. In den Ecken befanden sich einige bequeme farbige Sitzkissen, sodass sich auch Erwachsene gemütlich im Zimmer niederlassen konnten. Romana setzte sich auf eines dieser Kissen und beobachtete, wie die Kleine die Spielsachen fürs Puppenspiel vorbereitete. Beim anschliessenden Puppenspiel mit Damaris konnte Romana alle ihre Sorgen und Probleme vergessen. Rasch wurde sie von der Begeisterung und der Freude der Kleinen angesteckt.
Kurze Zeit später war Lorena mit dem Essen fertig, und die drei genossen ein herrliches Risotto a la Grotta mit frischem Saisonsalat. Als Dessert servierte Lorena ein leckeres selbstgemachtes Tiramisu. Ein würziger südamerikanischer Kaffee für die beiden Damen sowie ein süsser Apfelpunsch für Damaris rundeten das köstliche Essen ab.
1 Im deutschsprachigen Raum werden diese Institutionen in der Regel Kirche, Kirchgemeinde, Freikirche, Gemeinde oder auf "Neudeutsch" auch Church genannt.
2 Bekehren, bzw. Bekehrung ist im Christentum die Bezeichnung für die persönliche, freiwillige Entscheidung zum Glauben an Jesus von Nazareth als Messias und Gott als seinen göttlichen Vater. Diese ist meist mit der Absicht verknüpft, die Gnade Gottes für sich persönlich in Anspruch zu nehmen, ein Leben entsprechend den christlichen Liebesgeboten (Gottesliebe und Nächstenliebe) zu führen und die jeweiligen christlichen Glaubensgesetze zu befolgen. (Quelle Wikipedia)
3 Helvetien, lateinischer Name für die Schweiz
4 Damit ist der Satan, auch Teufel genannt, gemeint.
5 Text im Internet gefunden unter: https://www.navigators.org/satans-agenda/ Einige eigene Anpassungen für die deutsche Übersetzung vorgenommen.
6 Geldgeist (Dämon). Das Wort Mammon leitet sich ursprünglich vom aramäischen Wort mamona (Vermögen, Besitz) ab. (Einer anderen Quelle zufolge stammt es von dem aramäischen Wort aman ab und bedeutet das, worauf man vertraut.) (Quelle Wikipedia)
7 Je nach Institution werden diese Männer und Frauen als Pfarrer, Pastor, Priester oder Prediger betitelt. Damit sind die so genannt "Geistlichen" oder "Vollzeiter" gemeint.
Romana sass auf ihrer Lieblingsparkbank und war so in ihre Gedanken versunken, dass sie zunächst gar nicht bemerkte, dass jemand vor ihr stand.
„Hähämm ...“ Romana zeigte keine Reaktion.
„Hallo Romana!“ Erst jetzt tauchte Romana aus ihrer Gedankenwelt auf und sah Simone, ihre neue Arbeitskollegin, vor sich stehen. Simone arbeitete erst seit einigen Tagen auf derselben Station wie Romana, und sie hatten bisher noch keinen gemeinsamen Arbeitsdienst geleistet. Romana kannte Simone deshalb nur von der Vorstellungsrunde, die jeweils anfangs Monat auf ihrer Station durchgeführt wurde.
Simone war eine kleine zierliche Frau mit schulterlangen brauen Haaren und kugelrunden braunen Augen. Ihre Kleidung konnte man problemlos als altmodisch bezeichnen, und trotzdem passte sie genau zu Simone. An ihr sahen diese Kleider irgendwie gut aus, und ihr Auftreten wirkte sympathisch.
„Ich habe diesen Schlüsselbund dort vorne beim Brunnen gefunden. Gehört er zufälligerweise dir?“, fragte Simone mit ihrer klaren warmen Stimme und zeigte dabei mit der rechten Hand in Richtung Brunnen beim Parkeingang.
Romana erkannte ihren Schlüsselbund sofort wieder. Sie war Simone einerseits dankbar. Anderseits war sie etwas verlegen und unzufrieden, weil sie jetzt am liebsten alleine gewesen wäre. Sie wollte in ihrer Verfassung möglichst niemandem begegnen, und schon gar nicht einer Arbeitskollegin.
„Ja, er gehört mir“, antwortete sie kurz und knapp mit leicht bitterem Unterton.
„Na, dann gebe ich ihn hiermit gerne an dich zurück.“ Simones Stimme klang immer noch sanft und warm. Dabei sah sie ihr mit klarem offenem Blick direkt in die Augen. Dieser Blick und die Art und Weise, wie sie ihr begegnete, irritierten Romana.
„Danke“, sagte sie etwas schnippisch und wandte sich von Simone ab, um den Schlüsselbund in ihre Handtasche zu legen. Dabei gab sie sich sehr beschäftigt, um sich nicht mit Simone abgeben zu müssen.
„Bitte, gern geschehen. Dann wünsche ich dir noch einen schönen Tag“, entgegnete Simone mit liebevoller Stimme. Sie drehte sich ab, um auf dem Kiesweg weiter Richtung See zu spazieren.
„Danke gleichfalls, das wünsche ich dir auch. Ich bin heute etwas durcheinander, tut mir leid“, platzte es nach einer kurzen Pause aus Romana heraus. Sie war gleichzeitig erstaunt und irritiert über sich selbst, weil sie Simone gegenüber soeben mehr offenbart hatte, als sie eigentlich wollte.
„Ich hoffe, dass nicht ich der Grund dafür bin, dass du etwas durcheinander bist“, gab diese ihr zur Antwort und drehte sich wieder ganz zu Romana um.
„Nein, du bist nicht der Grund“, kam es rasch über Romanas Lippen. „Es ist, na ja...“ Sie presste ihre Lippen zusammen und überlegte fieberhaft, was sie sagen sollte. Einfach schweigen konnte sie nicht mehr, dafür hatte sie schon zu viel gesagt. Aber alles erzählen wollte sie im Grunde auch nicht. Sie spürte, wie ihr Herz immer schneller klopfte und wie sich ihre Wangen röteten.
Simone war dies nicht entgangen, und so fragte sie Romana direkt: „Möchtest du darüber sprechen?“
„Ich weiss nicht so recht“, gab diese zur Antwort, um dann gleich weiter zu sprechen.
„Ich hatte gestern einen schlimmen Abend und konnte deshalb die ganze Nacht nicht recht schlafen. Zum Glück habe ich heute arbeitsfrei, so kann ich mich nun hier im Park etwas erholen.“
„Was war denn gestern Abend so schlimm?“, wollte Simone wissen.
„Ich treffe mich normalerweise einmal pro Woche mit Freunden, um persönliche Angelegenheiten auszutauschen.“
„Bist du Christin?“, fragte Simone direkt und sah Romana tief in die Augen.
„Wie kommst du denn darauf?“, entgegnete Romana etwas verlegen.
„Na ja, so wie du sprichst und um die richtigen Worte ringst, sodass ich dich verstehen soll, ohne dabei konkret zu werden, dies kenne ich vor allem von uns Christen.“
„Du sagst von uns Christen, bist du also auch Christin?“
„Erraten, das bin ich.“ Simone lachte herzhaft und mit verschmitztem Gesichtsausdruck, so wie es oft bei kleinen Kindern zu sehen ist, wenn sie bei einem Streich ertappt werden.
„Aber nun zu dir, was war denn gestern Abend, das dich noch heute so schwer belastet?“
„Wir hatten unseren Hauskreis8. Da wurde ich mit Vorwürfen konfrontiert, und dies auf eine Art und Weise, wie ich es nie erwartet hätte.“
„Nun, dann mal schön der Reihe nach“, sagte Simone mitfühlend und setzte sich neben Romana auf die Parkbank.
„Wir sind 10 Personen in unserem Hauskreis, wenn wir keine Gäste haben und alle teilnehmen. Gestern Abend waren alle anwesend und wir hatten keine Gäste. Unser Treffen fand bei Hans Meiser und seiner Frau Hilde statt. Hans ist einer der Ältesten9 in unserer Kirchgemeinde. Schon als Hans und seine Frau Hilde mich begrüssten, spürte ich bei ihnen eine ungewohnte Kälte mir gegenüber. Ich schenkte dem aber keine besondere Beachtung, weil ich dachte, sie hätten einfach einen schwierigen Tag gehabt.
Normalerweise beginnen wir nach der Begrüssung mit einer kurzen geistlichen Einleitung. Anschliessend singen wir Lobpreislieder. Doch gestern kam es ganz anders.
Hans eröffnete den Abend mit der Aussage, er hätte mit unserem Pfarrer, Martin Kimm, ein wichtiges Gespräch gehabt, und er habe nun die bedeutsame Aufgabe, ein Mitglied von seinem Hauskreis wieder auf den rechten Weg zu bringen. Wir andern schauten uns gegenseitig verdutzt und mit fragenden Blicken an.
Nach einer kurzen Verschnaufpause verkündete er, der Vorstand der Kirchgemeinde sei sehr betrübt darüber, dass ich die Kirchgemeinde vernachlässige.“
Romana beugte sich nun mit einem schweren Seufzer nach vorne und legte den Kopf in die Hände. Dabei stützte sie ihre Ellenbogen auf den Knien ab.
„Und, tust du das?“, fragte Simone gespannt.
„Ich bin mir darüber nicht mehr sicher. Bis letzten Sonntag hätte ich dir voller Überzeugung mit einem Nein geantwortet. Aber am Sonntag nach dem Gottesdienst kam Pfarrer Kimm auf mich zu und eröffnete mir, ich hätte unsere Kirchgemeinde verraten und mich nicht untergeordnet. Anschliessend traf ich mich mit einer neuen Bekannten. Nach einem beruhigenden Gespräch mit ihr glaubte ich bis gestern Abend, es hätte sich beim Gespräch mit Pfarrer Kimm nur um ein Missverständnis gehandelt, das ich nächsten Sonntag in einem Gespräch mit ihm wieder würde ausräumen können.“
„Und, wie ging es weiter?“, erkundigte sich Simone mit neugierigem Unterton in ihrer Stimme.
„Hans erklärte, wie wichtig es sei, dass wir alle unserem Dienst in der Kirchgemeinde die höchste Priorität einräumten. Schliesslich werde dadurch das Reich Gottes gebaut. Es gehe nicht an, dass wir selber bestimmen würden, wann wir für einen Dienst verfügbar seien und wann nicht.“
„Hoppla, und dann?“
„Ich entgegnete, ich hätte nicht einfach meine Dienste vernachlässigt, sondern mich in christlicher Nächstenliebe um jemanden gekümmert. Daraufhin wurde mir unterstellt, ich ordne mich der Leiterschaft nicht richtig unter und hätte eine rebellische Haltung. Denn sie seien als Leiterschaft von Gott gesetzt, und deshalb müsse ich mich ihnen ganz unterordnen.“
„Was war denn ihrer Meinung nach der Grund, weshalb du dich in deinen Diensten weniger eingesetzt hast?“
„Damit ich mich besser um eine neue Bekannte kümmern konnte, habe ich mich für einige Dienste in der Kirchgemeinde abgemeldet und einige Anfragen für zusätzliche Einsätze abgelehnt. Nun wurde mir deshalb vorgeworfen, ich zeige zu wenig Einsatz für die Kirchgemeinde und schwäche sie dadurch.“
„Wie siehst du denn die ganze Sache?“
„Ich verstehe das nicht. Ich weiss nicht mehr, was richtig und was falsch ist. Irgendwie weiss ich nicht, wie das weitergehen soll“, antwortete Romana und wischte sich dabei mit einem Taschentuch die Tränen aus den Augen.
„Na ja, ich will ja nicht sagen, dass ich da alles im Detail verstehe, aber ich denke, das Grundproblem liegt anderswo.“
„Was meinst du damit?“
„So, wie ich dich verstanden habe, hast du dich immer so verhalten, wie du dies gemäss deinem Glaubensverständnis als Christin tun solltest.“
„Ja, sicher. Schliesslich wird Sonntag für Sonntag gepredigt, wie wichtig es sei, dass wir uns im Alltag als Christen durch unser Verhalten bewähren.“
„Ich denke, dass du und der Vorstand deiner Kirchgemeinde diesbezüglich ein sehr unterschiedliches Verständnis haben.“
„Was soll das heissen? Ich verstehe nicht ganz, was du damit meinst.“
„Ganz einfach. Stell dir zum Beispiel mal zwei Fussballfelder mit unterschiedlichen Abmessungen vor. Nun spielst du auf deinem Spielfeld und bist völlig überzeugt davon, dass dein Spiel korrekt innerhalb des Spielfeldes stattfindet. Du spielst fair und nach den geltenden Regeln. Jetzt kommt der Schiedsrichter -dieser steht in unserem Beispiel für die Leute aus der Leiterschaft deiner Kirchgemeinde- auf dich zu und gibt dir eine gelbe Karte mit der Begründung, du solltest sofort damit aufhören, ausserhalb des Spielfeldes zu spielen. So etwas gehe nicht und müsse umgehend wieder in die richtige Ordnung gebracht werden.
In etwa so scheint es mir in deinem Fall abgelaufen zu sein. Du warst völlig überzeugt, dich als Christin korrekt verhalten zu haben. Du hast deshalb, ohne vorher die Leitung um Erlaubnis zu fragen, zu handeln begonnen. Du hast dich in christlicher Nächstenliebe prioritär um deine neue Bekannte gekümmert und ihr geholfen. Aus deiner Sicht hast du dich korrekt im Spielfeld befunden und das Richtige getan. Aus ihrer Sicht befandst du dich aber mit deinem Verhalten ausserhalb des Spielfeldes, denn ihr Spielfeld ist einzig und allein eure Kirchgemeinde. Dies musste ja zum Konflikt führen.
Da hier offensichtlich keine Klärung der Spielfeldgrenzen vorliegt, bist du nun verunsichert darüber, was korrekt und zulässig ist, und zu welchen Zeitpunkten und an welchen Orten was zulässig ist. Es erscheint dir so, als könntest du es nie recht machen. Speziell dann nicht, wenn du dazu Ressourcen einsetzt, welche du zuvor der sogenannten Kirchgemeinde zur Verfügung gestellt hast.“
„Mag sein, dass du Recht hast. Aber weshalb konnten sie mir dies nicht so erklären, wie du es tust? Deine Argumente kann ich verstehen, und das mit dem Beispiel der unterschiedlich grossen Spielfelder hat mir auch geholfen. Was mich einfach sehr verletzte war, dass Hans mich völlig unvorbereitet vor den andern im Hauskreis damit konfrontiert und angeschuldigt hat.“
„Das kann ich gut verstehen. Weshalb das genauso abgelaufen ist, kann ich nur vermuten. Ich denke, dass sie davon ausgegangen sind, dass du die Spielfeldgrenzen genauso siehst wie sie, und deshalb ist es für sie nicht nachvollziehbar, dass du dies nicht verstehen und einsehen kannst. Und zweitens denke ich, dass sie es einfach nicht besser können“, sprach Simone und schaute dabei auf ihre Armbanduhr.
„Oh, wie rasch doch die Zeit vergeht“, meinte sie leicht erschrocken.
„Ich muss nun bald los, denn ich habe heute Spätdienst. Wenn du möchtest, können wir noch zusammen beten und uns morgen wieder hier treffen.“
„Ja, sehr gerne“, antwortete Romana unter Tränen.
So beteten sie zusammen, und Simone betete speziell für Romana, dass sie in ihrer Situation Ruhe finden und den Willen Gottes erkennen möge. Anschliessend machte sich Simone auf den Weg zur Arbeit.
Romana verweilte noch eine kurze Zeit im Park und genoss den wunderbaren Ausblick in die frühlingshafte Natur, soweit ihr dies in ihrer schwierigen Situation möglich war. Dann ging sie einigermassen zufrieden und ruhig nach Hause.
*
Der Engelsfürst von Helvetien machte sich, wie vom Grossen Führer der Finsternis befohlen, unverzüglich auf den Weg zur Erfolgskonferenz. Kurze Zeit später traf er auf dem Weg nach unten auf den mächtigen Dämon Angstius. Als sie sich auf dem Weg begegneten, kamen sie in eine angeregte Unterhaltung über all die Dinge, die sie seit ihrem letzten persönlichen Treffen erreicht hatten. Dies war zu dem Zeitpunkt gewesen, als der ALTE10 und der EINE11 ihnen eine empfindliche Niederlage zugefügt hatten und sie zuerst gemeint hatten, es sei nun aus mit ihrer Herrschaft auf der Erde.
„Sei gegrüsst, Angstius, du gewaltiger Geist der Angst.“
„Sei auch du gegrüsst, Engelsfürst von Helvetien, du mächtiger Herrscher aus dem Land der Geldverehrung.“
„Oh, wie lange ist es her, dass wir uns das letzte Mal unterhalten haben?“, fragte Angstius seinen dämonischen Begleiter.
„Nein, nein, nein! Erinnere mich nur nicht an dieses Ereignis!“
„Was hast du nur, welches Ereignis meinst du?“
„Weisst du das denn nicht mehr?“, fragte der Engelsfürst von Helvetien mit totenblassem und starrem Gesichtsausdruck.
„Es war, als der EINE am Kreuz auf Golgatha starb. Daraufhin zerriss im Tempel des ALTEN der Vorhang von oben nach unten entzwei. Die Erde erbebte und die Felsen zerrissen. Die Gräber von Menschen taten sich auf und solche, die den Willen des ALTEN getan hatten, standen auf und gingen in die Stadt und erschienen vielen. Daraufhin hatte uns der EINE völlig entkleidet, uns unsere Macht komplett weggenommen und uns damit vor allen himmlischen Wesen gedemütigt. Wir mussten in seinem Paradezug marschieren, waren all unserer hässlichen schrecklichen Macht entledigt und wir....12.“
„Nein, nein, nein! Hör sofort damit auf!“, schrie nun Angstius zurück, mit ebenso totenblassem und starrem Gesicht.
Nach einer kurzen Zeit der Stille verfinsterte sich das Gesicht des Engelsfürsten von Helvetien wieder zu seinem normalen Zustand, und er begann leise zu sprechen.
„Ja, damals dachten wir, es sei endgültig aus mit uns. Aber unser diabolischer Grosser Führer der Finsternis führte uns Schritt für Schritt wieder zurück zu unseren Stellungen, und seither haben wir unsere Macht und unseren Einfluss auf der Erde bei den Menschen noch erweitert.“
„Und wie er das hingekriegt hat!“, entgegnete Angstius mit einem boshaften Grinsen. „Der EINE hatte, wie bereits im Paradies, schon wieder den grössten Fehler begangen, als er alle unsere Macht in die Hände der Seinen13 gab. Er hatte immer noch nicht verstanden, dass die damit gar nicht umgehen können.“
„Ja genau. Dadurch war es für uns ein Leichtes, die entwendete Macht wieder zurückzubekommen. Wir brauchten sie nur zu ergreifen. Sie lag immer noch am selben Ort wie vor unserer Entmachtung.“
„Nein, nein, nein!“, schrie nun Angstius freudig auf. „Es ist einfach diabogenial,14 wie unser Grosser Führer der Finsternis dies hingekriegt hat! Ein weiterer hässlicher Höhepunkt seines Planes war die Strategie, Worte zu "verdrehen" und dadurch den Sinn von Aussagen zu ändern. Denn so konnten wir die Menschen immer mehr in eine für uns vorteilhafte Unfreiheit bringen.“
„Wie meinst du das genau?“, fragte der Engelsfürst von Helvetien hässlich erregt zurück.
„Na, ganz einfach!“, entgegnete Angstius. „Zum Beispiel ist es uns gelungen, dass der im Buch des ALTEN15 verwendete Begriff "Herz" nicht mehr als Verstand/Denkvermögen verstanden wird, sondern dass nur noch die Emotionen darunter verstanden werden. Dadurch handeln die Menschen viel mehr emotionsgesteuert und empfinden ihren Verstand oftmals als störend. Und die Emotionen der Menschen können wir viel leichter zu unseren Gunsten manipulieren als ihren Verstand.“
„Ganz genau!“, keifte der Engelsfürst von Helvetien zurück.
„Auch andere Begriffe konnten wir zu unseren Gunsten ändern. Zum Beispiel haben wir den Begriff "Abtreibung" durch den Begriff "Fristenlösung" ersetzt. Innerhalb der "Frist" redet man nicht mehr von einem Kind als einer Person, sondern von einem Zellklumpen. Obwohl doch eigentlich jeder Mensch weiss, dass ein Kind bereits ab dem Zeitpunkt der Zeugung eine Person ist und auch schon nach wenigen Wochen so aussieht. Nun ist es für die Menschen nicht mehr störend, dass sie einen ungeborenen Menschen im Mutterleib töten, denn sie sehen dies ja nun als problemlose, sinnvolle und gute Lösung. Schliesslich wird ja nur ein störender Zellklumpen entfernt.“
„Hier sprichst du einen ganz wichtigen Punkt an“, entgegnete Angstius. „Denn damit ist es uns gelungen, eine wichtige Bastion des ALTEN zum Einstürzen zu bringen. Von da an waren sie bereit, ohne Skrupel zu töten, nur die Bezeichnung dafür musste für sie wohltuend klingen und sinnvoll erscheinen, eben zum Beispiel "Fristenlösung." Für die Alten und Kranken gibt es ebenfalls bereits einen solch wohlklingenden Begriff: "Euthanasie" bzw. "Sterbehilfe". Sie glauben nun und verkünden auch, sie seien Wohltäter, dabei morden sie lediglich unter unserer Kontrolle Leute dahin. So elend blöd sind die, hähähähäh….“
„So ist es!“, schrie der Engelsfürst von Helvetien hässlich geifernd zurück. „Sie morden, verstossen gegen die Gebote des ALTEN und merken es gar nicht mehr. Ja, sie geben uns dadurch immer mehr Macht in die Hand mit diesen Blutopfern, welche auf den Altären des Humanismus immer zahlreicher dargebracht werden. Dieses Blutvergiessen stärkt das Heer unserer finsteren Mächte gewaltig. Mit dieser zusätzlichen Kraft können wir den Zugang zum Himmel noch fester verschliessen, so dass sich der Zustand der Menschheit immer weiter verschlechtert.“
„Und das Schöne daran ist, dass sie dem ALTEN und dem EINEN die Schuld dafür geben!“, geiferte Angstius hasserfüllt zurück.
„Ein anderer, sehr wichtiger Meilenstein unseres Erfolges war die Integration von Festen, die im Buch des ALTEN beschrieben werden, in unsere Feste. Jetzt feiern sie diese als die wichtigsten zwei Feste im Jahr, ha, und meinen, damit den ALTEN und den EINEN zu verehren. Dabei haben sie bei den Festen so viele Rituale und Zeichen drin, die der Verehrung des Grossen Führers der Finsternis dienen. Den grössten Teil der Zeit verbringen sie mit diesen Ritualen und sind so voll in unserer Hand, ha! “
„Welche Feiern meinst du?“, fragte Angstius neugierig.
„Zum einen ist es uns gelungen, die Erinnerungsfeier an die Geburt des EINEN auf den Termin unseres Festes der Wintersonnenwende, genannt Weihnachten, festzulegen. Dies ist ein sehr wichtiger Erfolgsfaktor für uns. Denn nun wird weltweit nicht mehr die Geburt des EINEN gefeiert, sondern unser Fest des unbesiegbaren Sonnengottes16.“
„Nein, einfach herrlich hässlich!“ Angstius war begeistert. „Dadurch feiert die Menschheit in Wirklichkeit unseren Grossen Führer der Finsternis, welcher im Buch des ALTEN als Satan, Engel des Lichtes, Verführer und Verblender bezeichnet wird.“
„Ganz genau!“, entgegnete der Engelsfürst von Helvetien. „Die grosse Masse der Menschen erkennt nicht, dass unsere Leute in diesen Tagen sehr aktiv sind. Unsere Satansanbeter und Hexen halten den 25. Dezember in Ehren. Für unsere Leute sind das die aufregendsten Feiertage, bis zum sogenannten Dreikönigstag. Sie feiern und zelebrieren die ganze Nacht über Rituale und bringen Opfer dar. Wir haben es erreicht, dass an Weihnachten die meisten Selbstmorde (Menschenopfer) im Jahr stattfinden, was die Menschen eigentlich merken müssten, würden sie sich mit dem wahren Ursprung von Weihnachten befassen.
Das zweite grosse Fest, welches wir umändern konnten, ist Ostern17. Hier gelang es uns, das ursprüngliche Passahfest in Ostern, das Fest zur Verehrung der Himmelskönigin Astarte bzw. der Ishtar, umzuwandeln. Am Osterfest wurde Astarte schon vor dem Kommen des EINEN vom Grossteil der Menschheit als die Königin des Himmels verehrt. Jetzt zelebrieren auch die Anhänger des EINEN die Rituale für Astarte.“
„Ja, da hast du vollkommen Recht“, entgegnete Angstius freudig. „Aber damals dauerte es viel länger, bis die Menschen uns glaubten. Wir brauchten rund 230 Jahre18 nach dem Tod des EINEN. Denn seine Nachfolger lehnten unsere Deutungen bis dahin entschieden ab, und sie hatten weltweit grossen Einfluss.“
„So ist es. Heute schaffen wir dies alles viel schneller und einfacher“, pflichtete ihm der Engelsfürst von Helvetien beschwingt bei. „Es gab auch Situationen, da mussten wir rasch reagieren, weil wir auf dem falschen Fuss erwischt wurden. Ich denke dabei an die Fasnacht (Fasching/Karneval). Da wollten doch tatsächlich ein paar Franziskaner Mönche dem Volk mit einem Narrenspiel aufzeigen, dass die Leute auf den Weg des ALTEN und des EINEN umkehren sollen19.“
„Ja, ja, in diesem Fall hatten wir viel Glück“, bemerkte Angstius besorgt. „Ich habe damals bei dieser Sache selber mitgearbeitet. Unser Grosser Führer der Finsternis hatte aber auch für dieses Problem rasch die passende Lösung bereit. Er wies uns an, wir sollten einfach auf die Festivitäten der Fruchtbarkeitsriten der Babylonier zurückgreifen und den Leuten dadurch Spass an der Finsternis verschaffen20. Dies ist uns bestens gelungen. Denn heute gibt es immer mehr Karnevalssitzungen und Fastnachtgottesdienste, auch in Lokalitäten, die dem ALTEN und dem EINEN geweiht sind. Somit feiern sie unseren Grossen Führer der Finsternis und beten ihn durch ihr Tun unwissend als Gott an.“
„Uhui, uhui!“, geiferte der Engelsfürst von Helvetien völlig erregt zurück. „Dabei konnten wir unsere jahrelange Erfahrung mit der Religion21 nutzen. Denn durch Religion können wir die Menschen in Systeme binden. Speziell die Leute, welche durch die Botschaft des EINEN in eine völlige Freiheit gelangten, können wir so wieder gefangen nehmen. Somit sind sie für uns und unsere Absichten nicht mehr gefährlich. Sie sind so stark durch uns gebunden, dass sie denken, wenn sie sich schön ruhig und unauffällig verhalten, werden sie es gerade noch in den Himmel schaffen und die Höllenhunde werden sie nicht vernichten. Dabei hätten sie die Macht, die Welt zu verändern, wenn sie nur ihre Vollmacht einnähmen, welche ihnen von dem EINEN gegeben wurde.“
„So ist es!“, jaulte Angstius verächtlich zurück. „Ich war damals bei der Einführung mit dabei und arbeitete im Schulungsteam mit. Unsere Aufgabe bestand darin, die Menschen mittels des Systems des Katechismus zu benebeln. Dies gelang uns ganz leicht, weil sich die Menschen nicht an den Ursprung des Wortes Katechismus erinnern wollten, welches eigentlich "von oben herab antönen, umtönen, ergötzen, bezaubern" bedeutet. Sie nahmen unsere Deutung im Sinne von unterrichten gerne an. Jetzt meinen sie zu unterrichten, dabei bezaubern sie sich in unserem Sinne.“
„Hier kommt noch ein ganz wichtiger Aspekt hinzu“, entgegnete der Engelsfürst von Helvetien mit triumphierender Miene. „Wir haben es geschafft, aus der Botschaft des ALTEN und des EINEN eine Wissenschaft zu machen, in welcher alles hinterfragt und umgedeutet werden darf. Es gilt nun als oberste Maxime der menschliche Verstand und nicht mehr die Offenbarung des ALTEN.“
„Was meinst du damit?“, fragte Angstius neugierig.
„Na, das ist doch ganz klar“, antwortete der Engelsfürst von Helvetien freudenstrahlend. „Die Theologie. Wir konnten die Nachfolger des ALTEN und des EINEN dazu bringen, nicht mehr den Inhalt der Botschaft zu verstehen, in dem wir die Kleriker dazu brachten, den Inhalt der Botschaft zu segmentieren, zu mystifizieren und zu interpretieren.
In einem zweiten Schritt gelang es uns, die Theologie in diverse Glaubensrichtungen aufzuspalten. Jetzt gibt es die Befreiungstheologie, die Historisch kritische Theologie, die römisch katholische Theologie, die evangelisch reformierte Theologie nach diesem und jenem Lehrmeister, die feministische Theologie, und so weiter und sofort. Aber keine einheitliche Botschaft vom Reich des ALTEN mehr.
Für uns ist es wichtig, dass wir die diversen Theologien in ihrer religiösen Gebundenheit weiterhin bestimmen und gegeneinander ausspielen können. So arbeiten wir zurzeit erfolgreich daran, dass im Buch des ALTEN gewisse Stellen umgedeutet bzw. umgeschrieben werden. Ich denke dabei an den Rat der EKD22, der uns hierbei hilft. Er will bis zum Jahr 2015 die Jesaja Stelle 7,14 umschreiben, so dass nicht mehr eine Jungfrau den EINEN zur Welt brachte, sondern eine junge Frau23. Dies ist deshalb wichtig, damit der Platz der Göttlichkeit für unseren genialen Grossen Führer der Finsternis frei wird. Denn wenn die Menschen glauben, dass der EINE nicht mehr durch den ALTEN, sondern durch einen Menschen gezeugt wurde, so lässt sich seine Göttlichkeit nicht mehr halten. Wir haben dann freie Bahn, den EINEN als normalen Menschen, wie wir dies in der Esoterik und andern Religionen schon lange erfolgreich tun können, darzustellen. Dies wird unsere Macht und unseren Einfluss auf der Erde noch einmal stark erweitern.“
„Ja, unser Zangenangriff funktioniert genauso wie wir es haben wollten“, bemerkte Angstius zufrieden. „Denn seit der Aufklärung konnten wir die meisten Menschen davon überzeugen, das Leben sei aus dem Nichts und anschliessend aus sich selber entstanden und es gebe keinen Schöpfer. Mit der Theorie vom Urknall und durch die Evolutionslehre, welche heutzutage aktuell in allen öffentlichen Schulen gelehrt wird, glauben die meisten Menschen heute, dass sie nichts anders als ein höherentwickeltes Tier sind. Diese nützlichen Idioten vertreten unsere Standpunkte und Ansichten unter den Menschen oftmals noch besser als wir dies je tun könnten. Sie treten als Experten und Fachleute in den Medien vor grossem Publikum aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft auf. Sie vertreten unsere Unwahrheiten so gut, dass immer mehr Menschen daran glauben. Die wenigen, die sich noch an die Ansichten des ALTEN und des EINEN halten, werden wirkungsvoll an den Rand gedrängt, isoliert und mundtot gemacht. Dies alles unter dem Begriff von Toleranz und Wissenschaftlichkeit.“
Nun konnten sich die beiden kaum noch aufrecht halten, so sehr begeistert waren sie von all ihren Erfolgen, die sie seit ihrem letzten Zusammentreffen erreicht hatten.
Im Verlauf ihres Gesprächs erreichten sie den ersten Vorposten zur Hölle. Um diesen passieren zu können, mussten sie ein Verschmutzungsritual im Lügensumpf durchführen.
*
Romana sass am nächsten Morgen erneut gemütlich auf ihrer Lieblingsparkbank, wo sie am Vortag das Gespräch mit Simone gehabt hatte. Sie hörte mit geschlossenen Augen genussvoll dem virtuosen Vogelgezwitscher einer Amsel zu. Um diese Zeit hatte es noch nicht viele Menschen im Park, sodass man die leisen Geräusche der Natur gut wahrnehmen konnte.
So ähnlich schön, herrlich und friedlich muss es wohl im Paradies gewesen sein, dachte sie frohgemut und zufrieden bei sich.
Es war wieder ein wunderschöner Frühlingstag. Die Blumen blühten, und ein angenehm lauer Wind strömte vom See her durch den Park. Das Gras war noch feucht vom Morgentau und die Blüten und die jungen Blätter am Kirschbaum bei der Parkbank glänzten und glitzerten durch das einfallende Licht der Morgensonne. Romana liebte es, diese Stimmung auf sich einwirken zu lassen. Sie öffnete ihre Augen und liess ihren Blick durch den Park und über den See schweifen. Dabei entdeckte sie bereits die ersten Schiffe.
Die haben es aber schön. Wenn ich ein Boot hätte, würde ich heute ebenfalls auf den See hinausfahren.
Genüsslich trank sie einen Schluck von ihrem Café Latte und ass einen Bissen Pain au Chocolat. Was hatte der kleine Bäckerladen vor dem Parkeingang doch für Köstlichkeiten zu bieten.
So genoss sie die Zeit alleine im Park, bis die Glocken des nahegelegenen Doms 10.00 Uhr schlugen.
Pünktlich kam Simone durch den Park auf die Parkbank zu, wo sich die beiden Damen verabredet hatten.
„Hallo Romana! “, begrüsste Simone Romana fröhlich.
„Hallo Simone“, antwortete diese, ebenfalls erfreut darüber, wieder mit jemandem sprechen zu können, der sie verstand. „Wie war dein Spätdienst?“
„Och, ganz ok. Es gab zum Glück keine neuen Eintritte, somit verlief alles sehr ruhig und friedlich. Und wie war dein Tag?“
„Den Umständen entsprechend gut. Es hat mir sehr geholfen, dass ich gestern mit dir über meine Probleme mit der Kirchgemeinde sprechen und beten konnte. Aber ganz verstehen kann ich die ganze Angelegenheit immer noch nicht. Am meisten zu schaffen machen mir die persönlichen Angriffe auf mich. Dass mir vorgeworfen wird, ich ordne mich nicht unter und hätte eine rebellische Haltung.“
„Das verstehe ich sehr gut, dass dies dich hart getroffen hat. Wurdest du überhaupt einmal von jemandem gefragt, weshalb du dich so verhalten hast?“
„Nein, bisher nicht. Ich bin weder bei Pfarrer Kimm noch bei Hans Meiser wirklich zu Wort gekommen.“
„Diese Situation kenne ich. Es scheint sich hierbei um einen Standardprozess in vielen christlichen Organisationen zu handeln. Als würde dabei nach einem ungeschriebenen Gesetz vorgegangen. Es wird nicht bei der beschuldigten Person nachgefragt, welche Motive hinter ihrem Verhalten stecken, sondern einfach ein Urteil von oben herab gefällt.
Meist läuft der Prozess dann so weiter, dass, wenn du anschliessend versuchst, die Angelegenheit sachlich zu klären, du selbst zum Problem gemacht wirst. Bei Widerrede kommt es oft vor, dass die Leiterschaft dir zu verstehen gibt, du seiest das Problem. Dann kommen Vorwürfe wie: "Wir sehen in dir eine bittere Wurzel entstehen", oder "du bist von einem rebellischen Geist erfüllt", usw.“
„Also bisher hätte ich dies so nicht bestätigen können.“
„Hast du denn schon jemals etwas von dir aus unternommen, was dich in deinen dienstlichen Aktivitäten in deiner Kirchgemeinde eingeschränkt hat?“
„Nein. So etwas ist bei mir bisher noch nie vorgekommen. Ich weiss ja, wie wichtig es ist, dass wir uns in der Kirchgemeinde aktiv und mit erster Priorität einsetzen.“
„Ja, dann verstehe ich es natürlich sehr gut, dass du so etwas bisher noch nie erlebt hast.“
„Wobei, wenn ich mich richtig zurückerinnere, gab es da mal eine ähnliche Situation. Ich wollte vor einigen Jahren einmal eine kreative Bibelschule besuchen. Da wurde mir vom Vorstand der Kirchgemeinde klargemacht, sie sähen dies für mich nicht als richtig an. Ich solle mich besser in unserer lokalen Kirchgemeinde einsetzen und nicht meine Ressourcen auswärts verschwenden. Schliesslich brauche es alle möglichen Mitarbeitenden, um unsere Kirchgemeinde am Laufen zu halten. Aussergemeindliche Aktivitäten schwächten die Kirchgemeinde, und ohnehin sei es immer schwierig mit Leuten, die von einer externen Schule zurückkämen. Denn diese brächten viel Unruhe in die Kirchgemeinde mit ihren neuartigen Ideen. Sie als Leitung müssten dann immer viel Zeit, Kraft und Liebe aufwenden, um diese Geschwister wieder korrekt in die Kirchgemeinde zu integrieren.“
„Das hört sich ja sehr interessant an. Wie war das damals für dich?“
„Es hat mich natürlich emotional sehr hart getroffen. Ich hatte Mühe, das zu verstehen, da ich ein sehr kreativer Mensch bin und ich diese Schule sehr gerne besucht hätte. Ich besprach dies damals mit meinen geistlichen Eltern, Hans und Hilde Meiser. Sie halfen mir sehr dabei, den Schmerz zu überwinden und das Positive daran zu sehen, diese Bibelschule nicht zu besuchen.“
„Was hast du dann getan?“
„Ich habe auf diese Bibelschule verzichtet und mich untergeordnet. Ich hatte ja bereits solche Fälle von Leuten miterlebt, die nach einer externen Zeit in unsere Kirchgemeinde zurückkehrten. Da war es meistens zu unschönen Auseinandersetzungen und letztendlich zu Trennungen und Spaltungen gekommen. Sowas wollte ich selbstverständlich nicht.“
„Ist schon klar. Wer von uns will schon so etwas. Aber nun zurück zu deinem aktuellen Problem. Dieses scheint mir doch etwas anders gelagert zu sein.“
„Ja, das dachte ich auch. Ich bin mir aber nicht mehr ganz sicher. Vielleicht haben sie ja Recht und ich sollte mich da auch einfach unterordnen.“
„Das wäre eine Option. Wie willst du nun konkret weiter vorgehen? Apropos gehen. Wir könnten noch ein paar Schritte gehen, zum Beispiel runter zum See. Was meinst du dazu?“
„Gute Idee. Lass uns gehen“, antworte Romana und stand auf.
Auch Simone erhob sich von der Parkbank. So machten sich die beiden auf den Weg den leichten Abhang hinunter bis ans Ufer des Sees. Die Sonne stand jetzt schon einiges höher am Himmel, und es war fühlbar wärmer geworden. Als sie am See ankamen, fuhren bereits merklich mehr Schiffe auf dem See herum.
Doch dies interessierte die beiden Damen gerade herzlich wenig. Romana überlegte sich immer noch, wie sie nun weiter vorgehen könnte, fand aber keine schlüssige Antwort.
„Du hast gefragt, wie ich nun weiter vorgehen wolle. Ich weiss es auch nicht“, setzte Romana das Gespräch fort. „Ich kann doch den Gesalbten Gottes nicht einfach so anrühren.“
„Welchen Gesalbten meinst du? Und was verstehst du unter anrühren?“, entgegnete Simone.
„Na, unseren Gemeindeleiter natürlich, Pfarrer Kimm. Ich darf doch nicht schlecht über ihn sprechen oder ihm sagen, ich sei nicht mit ihm einverstanden. Das ist doch wie eine Gotteslästerung“, antwortete Romana.
„Was meinst du mit Gesalbtem?“, fragte Simone zurück.
„Das was man uns in der Kirchgemeinde beigebracht hat. Die Leitung und speziell der Gemeindeleiter sind doch von Gott gesetzt und somit logischerweise die Gesalbten Gottes. Schlecht über sie zu sprechen oder ihnen zu widersprechen ist doch daher wie eine Gotteslästerung“, entgegnete Romana mit erstauntem Unterton.
„Ach, so siehst du das. Jetzt weiss ich, was du meinst. Aber woher hast du das?“
„Das hat man uns so beigebracht. Dies wird uns in der Kirchgemeinde immer wieder direkt und indirekt so vermittelt.“
„Ja, diese Philosophie habe ich auch schon gehört. Aber woher kommt dieses Denken, weisst du das?“
„Ich nehme an, dass sie diese Lehre aus der Bibel haben. Ich habe mir darüber noch nie Gedanken gemacht. Für mich war es bisher immer logisch und klar, dass diese Lehre richtig ist. Ich hatte keine Probleme damit, denn Gott führt doch seine Kirchgemeinden dadurch, dass er der jeweiligen Leitung und speziell dem Gemeindeleiter seine Visionen schenkt. Siehst du dies etwa anders?“