Rummelplatz - Werner Bräunig - E-Book
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Werner Bräunig

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Beschreibung

„Ein Buch, das förmlich vibriert vom wüsten Leben.“ Literaturen.

Die Publikation dieses großen deutschen Nachkriegsromans war eine Sensation. In keinem anderen Roman sind die Gründerjahre in Deutschland so ungeschönt, mitreißend und dabei literarisch gelungen dargestellt. Mit Werner Bräunig wurde dreißig Jahre nach seinem Tod ein Autor von Rang entdeckt – einer jener Frühverstorbenen, die ein außerordentliches Werk hinterlassen.

Schlimmer als die Ruinen sind vier Jahre nach Kriegsende die Entwurzelung und der desolate Zustand der Menschen. In der Wismut-AG, dem riesigen Uranbergbau-Betrieb im Erzgebirge, treffen sie aufeinander, die Kriegsheimkehrer und Glücksritter, die Aufsässigen und die Idealisten, deutsche Bergleute und sowjetische Schachtleitung. Dieser Staat im Staate spiegelt die Situation in der einen neugegründeten Republik, den verbissenen Aufbauwillen ebenso wie sich abzeichnende Fehlentwicklungen. Noch immer gibt es jedoch vielfältige Verbindungen zur anderen Seite des Eisernen Vorhangs, wo das Leben durch Care-Pakete und Marshallplan leichter und attraktiver scheint und der Aufschwung in anderen Dimensionen realisiert wird.

Werner Bräunig hat ein so ungeschminktes Bild der frühen Jahre in Ost und West gegeben, dass der Roman in die offizielle Kritik von Ulbricht und Honecker geriet und eine Veröffentlichung unmöglich wurde.

„Hätte Bräunig weitergearbeitet, wäre er ohne weiteres neben Grass, Walser und Böll angekommen.“ Süddeutsche Zeitung.

„Ein großes Buch.“ Günter Grass.

„Einer der besten deutschen Nachkriegsromane. Sensationell!“ Die Zeit.

„Ein Ereignis.“ Der Spiegel.

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Seitenzahl: 1113

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Werner Bräunig

Rummelplatz

Roman

Mit einem Vorwort von Christa Wolf

Herausgegeben von Angela Drescher

Impressum

ISBN E-Pub 978-3-8412-0422-6ISBN PDF 978-3-8412-2422-4ISBN Printausgabe 978-3-7466-2460-0

Aufbau Digital, veröffentlicht im Aufbau Verlag, Berlin, Dezember 2011© Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin Die Originalausgabeerschien 2007 bei Aufbau, einer Marke der Aufbau Verlag GmbH & Co. KG

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlages zulässig. Das gilt insbesondere für Übersetzungen, die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das öffentliche Zugänglichmachen z.B. über das Internet.

Umschlaggestaltung capa, Anke Fesel unter Verwendung eines Fotosvon Andreas Trogisch / bobsairport

Konvertierung Koch, Neff & Volckmar GmbH,KN digital – die digitale Verlagsauslieferung, Stuttgart

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Impressum

Inhaltsübersicht

Vorwort

I. Teil

I. Kapitel

II. Kapitel

III. Kapitel

IV. Kapitel

II. Teil Die Freiheit der Gefangenen

V. Kapitel

VI. Kapitel

VII. Kapitel

VIII. Kapitel

IX. Kapitel

X. Kapitel

XI. Kapitel

XII. Kapitel

XIII. Kapitel

XIV. Kapitel

XV. Kapitel

III. Teil Nänie auf den Tod eines Arbeiters

XVI. Kapitel

XVII. Kapitel

XVIII. Kapitel

XIX. Kapitel

XX. Kapitel

Anhang

»Aber die Träume, die haben doch Namen«

Textvarianten

I Aus der letzten Fassung

1 [Ruth Fischer]

2 [Christian Kleinschmidt]

II Szenenskizze und eine frühe Fassung

1 [Der Präsident]

2 [Die Mutter]

Anmerkungen

Lebensdaten Werner Bräunigs

Editorische Notiz

Danksagung

|5|Christa Wolf

Vorwort

Wenn ich dieses Manuskript lese – denn ich habe es gelesen, ehe es ein Buch wurde –‚ steigt eine Fülle von Erinnerungen in mir auf. Es war das Jahr 1965. Ich sehe einen Versammlungsraum, in dem von »oberster Stelle« der Vorabdruck eines Kapitels aus diesem Manuskript scharf kritisiert wurde – eine Kritik, die, trotz Widerspruchs einiger Kollegen von Werner Bräunig, wenig später vor dem wichtigsten Gremium der Partei wiederholt wurde und, wie ich glaube, den Autor entmutigt hat, diesen Roman weiter, zu Ende zu schreiben. Er bestritt das, er wollte mit seiner Prosa »teilhaben an der Veränderung der Welt«, und er sah, nach einem schwierigen, wechselvollen Lebenslauf, in der DDR, die ihm den Weg zum Schriftsteller ermöglichte, die Voraussetzungen für diese Veränderung, wie viele unserer Generation, zu der er, etwas jünger, noch gehörte. Eben darum konnte die Kritik, die sein Manuskript als mißlungen, sogar als schädlich bezeichnete, ihn so tief treffen. Er hat in sich keinen Widerstand dagegen aufbauen können. Er hat sich nur noch an Erzählungen gewagt. Einen zweiten Romanversuch hat er früh abgebrochen.

Von diesem hier aber, der von Anfang an in der Öffentlichkeit »Rummelplatz« hieß, fand sich ein umfangreiches Konvolut im Nachlaß von Bräunig, der mit zweiundvierzig Jahren starb, an der Krankheit Alkohol. Mit wachsendem Erstaunen, bewegt las ich diese wirklichkeitsgesättigte Prosa. Die Schauplätze, die Arbeitsvorgänge, die er in erstaunlicher und wohl beispielloser Genauigkeit beschreibt, kannte ich nicht, aber mir war beim Lesen, als würde Bekanntes in mir wieder wachgerufen: die Atmosphäre jener Zeit. Der Lebensstoff, den wir als aufregend, neu, herausfordernd erlebten und dem wir mit unseren Büchern gerecht werden wollten, |6|scheinbar in Übereinstimmung mit den Aufrufen der Partei – der Bräunig angehörte –, bis viele Autoren zu nahe, zu realistisch, vor allem kritisch an diesen Stoff herangingen und erfahren mußten: So war es nicht gemeint. Ein Buch wie dieses von Werner Bräunig hätte, wenn es nur erschienen wäre, Aufsehen erregt, es wäre in mancher Hinsicht als beispiellos empfunden worden. Noch einmal fühle ich nachträglich den Verlust, die Leerstelle, die dieses Nicht-Erscheinen gelassen hat.

Kann es heute noch wirken, nach vierzig Jahren? Nicht auf dieselbe Weise natürlich, wie es damals gewirkt hätte. Aber auch nicht nur als ein historisches Relikt, als ein Archiv-Fund. Dazu ist der Text zu lebendig und, wie ich glaube, auch zu spannend. Mag sein, daß ehemalige Bürger der DDR ihn anders, beteiligter lesen als Westdeutsche. Die aber, vorausgesetzt, sie interessieren sich dafür, wie wir gelebt haben, finden in diesem Buch wie in wenigen anderen ein Zeugnis eben dieser Lebensverhältnisse, der Denkweise von Personen, ihrer Hoffnungen und der Ziele ihrer oft übermäßigen Anstrengungen. Und vielleicht auch die Möglichkeit, dafür Verständnis und Anteilnahme aufzubringen.

Januar 2007

|7|I. TEIL

|9|I. Kapitel

Die Nacht des zwölften zum dreizehnten Oktober schwieg in den deutschen Wäldern; ein müder Wind schlich über die Äcker, schlurfte durch die finsteren Städte des Jahres vier nach Hitler, kroch im Morgengrauen ostwärts über die Elbe, stieg über die Erzgebirgskämme, zupfte an den Transparenten, die schlaff in den Ruinen Magdeburgs hingen, ging behutsam durch die Buchenwälder des Ettersberges hinab zum Standbild der beiden großen Denker und den Häusern der noch größeren Vergesser, kräuselte den Staub der Braunkohlengruben, legte sich einen Augenblick in das riesige Fahnentuch vor der Berliner Universität Unter den Linden, rieselte über die märkischen Sandebenen und verlor sich schließlich in den Niederungen östlich der Oder.

Es war eine kühle Nacht, und die Menschen in den schlecht geheizten Wohnungen fröstelten. Die Herbstkälte schlich sich in ihre Umarmungen und ihr Alleinsein, ihre Hoffnungen und ihre Gleichgültigkeit, ihre Träume und ihre Zweifel.

Nun waren die Reden verstummt, die Kundgebungen geschlossen, die Proklamationen rotierten zwischen den Druckzylindern der Zeitungsmaschinen. Straßen und Plätze dampften im Morgenlicht. Die ersten Schichtarbeiter zogen in die Fabriken. Die Plakate welkten im Wind.

Hermann Fischer war am Morgen dieses dreizehnten Oktober früher erwacht als gewöhnlich. Zuerst dachte er, die Kälte habe ihn geweckt. Dann aber hörte er das überanstrengte Fauchen der SIS-Omnibusse, die sich im zweiten Gang den Rabenberg heraufquälten, und er dachte plötzlich ganz wach: Die Neuen kommen. Diese dreißig, vierzig Mann, ohne die sie den Schacht vielleicht noch zwei, drei Tage in Betrieb |10|gehalten hätten, vielleicht auch noch eine Woche, falls ausnahmsweise einmal nichts passiert wäre, kein Streckeneinbruch, kein Straßenrutsch, kein Förderausfall. Seit vierzehn Tagen schrien, schrieben und telefonierten sie; Fischer hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben. Gestern abend aber hatte ihn plötzlich der Objektleiter angerufen. Und Fischer wußte jetzt auch, daß er nicht nur der Kälte wegen so zerschlagen war, so unausgeschlafen, sondern vielmehr wegen der Ungewißheit, ob sie auch wirklich kämen, ob sie ihm nicht noch im letzten Moment irgendein anderer vor der Nase wegorganisierte.

Fischer stand auf. Wie jeden Morgen schaltete er, ohne hinzusehen, das Radio an. Er ging zum Waschraum, goß sich hastig eine Kanne Wasser über den Hals, rieb sich mit dem Leinenhandtuch ab. Als er ins Zimmer zurückkam, dröhnte der Lautsprecher die Morgennachrichten durch die Baracke. Wie wir heute arbeiten, hatte jemand gesagt, werden wir morgen leben. Nebenan klopfte jemand an die Wand. Fischer drehte etwas leiser.

Die Gummistiefel waren noch feucht, obwohl er sie gestern abend mit alten Zeitungen ausgestopft hatte. Auch die Lederjoppe roch noch nach muffigem Brackwasser. Im Vorübergehen betrachtete er sich einen Augenblick in dem alten Rasierspiegel neben der Tür, die eingefallenen, stoppeligen Wangen, die müden Augen. Dann ging er hinaus.

Der Lagerverwalter stand schon vor der Tür, er war mürrisch wie immer und erwiderte Fischers Gruß nur mit einem gleichgültigen Kopfnicken. Die Luft war weniger feucht als gestern. Fischer hörte wieder das Grollen der Sprengungen, das in den letzten Tagen vom Regen verschluckt worden war. Drüben in der Teufelsschlucht schossen sie Mundlöcher auf. Es war bereits so hell, daß er bis ins Tal hinab sehen konnte. Er erkannte den Umriß des Schornsteins der Papierfabrik, über dem die hellgrauen Wolken sehr langsam aus Böhmen herüberzogen. Es war eine der größten Papierfabriken Europas, |11|aber davon nahm hier oben kaum jemand Notiz. Die Größenverhältnisse waren durcheinandergeraten, seit dieser unübersehbare Bergbaubetrieb, der sich über das ganze Gebirge bis hinein in das Vogtland, bis hinüber nach Thüringen zog, beinahe über Nacht in die Berge hineingestampft worden war: Wismut-AG.

In den vergangenen Regentagen war der letzte Kilometer der provisorischen Autostraße, die sie vor zwei Jahren in den Wald geschlagen hatten, unterspült worden. Die SIS hielten tausend Meter hangabwärts.

Vom Rande des Barackenlagers aus sah Fischer die Kolonne der Neuen den Berg heraufkriechen. Sie trotteten müde dahin, mit übernächtigten Gesichtern, die von hier aus bedrückend gleichförmig erschienen; gingen gebückt und manchmal strauchelnd unter der Last ihrer Koffer und Rucksäcke. Viele trugen Halbschuhe; manchmal, wenn sie von dem schmalen Schlackestreifen abkamen, der von der Straße übrig war, blieben sie im Morast stecken. Die Mäntel waren zerdrückt und grau. Grau wie dieser Oktobermorgen mit seinem kalten Himmel, mit den reglosen Fichten und dem dumpfigen Geruch der faulenden Baumstümpfe. Fischer versuchte zu zählen, aber die Köpfe tanzten auf und nieder, gerieten immer wieder durcheinander, er gab es schließlich auf.

Er dachte: So bin ich auch einmal hier angekommen. Er sah die farblosen, lautlosen Gestalten herantrotten, und mit einem Male beschlich ihn die Müdigkeit seines halben Jahrhunderts. Er konnte ein Lied singen von diesen Aufbrüchen ins Ungewisse. Diesen Morgendämmerungen, die nicht wußten, was der Abend bringt. Gestern, als er neben Zacharias im Demonstrationszug marschiert war, hatte er sich für einen Augenblick frei und voller Kraft gefühlt. Er war für ein paar Stunden jung gewesen und ungebeugt von der Last der Prüfungen, der bestandenen und der nicht bestandenen. Aber heute war wieder Alltag. Heute war er wieder Steiger und für die Produktion verantwortlich, die schon auf 92 Prozent |12|herunter war. Wieder Parteisekretär und für die Neuen dort verantwortlich; hoffentlich waren wenigstens ein, zwei Genossen unter ihnen. In jenen ersten Nachkriegsjahren hing das Schicksal der Welt für eine Ewigkeitssekunde von der Produktion der deutschen Urangruben ab, und Fischer gehörte zu den wenigen, die darum wußten. Atomenergie – das war Leben oder Tod. Die Welt hatte Hiroshima erlebt. – Fischer sah den morgigen Sonntag unter einem Berg von Kleinarbeit versinken, er war müde, sehr müde, er war in den letzten vierzehn Tagen kaum aus den Stiefeln gekommen.

Aus dem Lager klang das Scheppern der Kaffeekannen herüber, das Schlurfen von Gummistiefeln auf den Holzstufen vor den Baracken, die Kumpel der Frühschicht holten sich ihren Kaffee aus der Küche. Fischer sah noch einmal zu den Neuen hinüber, er konnte die Gesichter jetzt unterscheiden, und er dachte einen Augenblick lang: Was mag in diesen Köpfen stecken, hinter den gesenkten Stirnen, unter diesen Schöpfen? Dann drehte er sich um und ging ins Lager zurück. Aus den Schornsteinen sickerte Rauch, einige Kumpel hatten die Fenster geöffnet und ließen die Morgenluft ins Zimmer. Er ging an dem grünen Lattenzaun entlang, der das Schachtgelände vom Lager abgrenzte, grüßte den sowjetischen Posten, der aus dem Luk des hölzernen Wachturmes herabsah; ein junger, vielleicht neunzehn-, vielleicht zwanzigjähriger Bursche, der sich offensichtlich langweilte in seinem Bretterverschlag. Er betrat schließlich die Aufnahmebaracke, das langweiligste von diesen dreißig Holzhäusern.

Der Lagerverwalter saß im Schreibzimmer und schnitzelte an einem Bleistift. Er sah kaum auf, als Fischer eintrat. Er schob seine Kladde zurecht und fragte: »Wieviel?«

»Vierzig ungefähr«, sagte Fischer.

Dann ging er zum Telefon und ließ sich mit dem sowjetischen Schachtleiter verbinden. Polotnikow konnte man zu jeder Tages- und Nachtzeit anrufen, auf eine geheimnisvolle |13|Weise brachte er es fertig, immer erreichbar zu sein. Er war im Krieg Panzeroffizier gewesen, er war in seinem T34 von Moskau bis nach Berlin gerollt, über die Wolga, über die Weichsel und über die Oder. Er verhielt sich gegenüber den deutschen Kumpels zurückhaltend, fast mißtrauisch, auch gegenüber den deutschen Genossen. In Polotnikows Arbeitszimmer roch es immer ein wenig nach Wodka, und der Schachtleiter sagte: »Polotnikow säuft wie eine Schwadron Dragoner und verträgt sogar Salpetersäure.« Jedenfalls brachte er es fertig, zwanzig Stunden am Tag zu arbeiten.

Fischer informierte ihn über die Ankunft der Neuen.

»Vierzig?« sagte Polotnikow. »Kann ich Ihnen genau sagen: achtunddreißig. Suchen Sie sich fünfzehn aus für die Mittelschicht.«

Während sie sprachen, sammelten sich die Neuen draußen vor der Baracke. Fischer konnte sie durch das Fenster sehen. Sie stellten ihre Koffer und Bündel ab, einige drehten sich Zigaretten, manche standen in Grüppchen beieinander. Die meisten hockten auf ihren Koffern und starrten vor sich hin. Viele waren noch sehr jung.

Fischer sah dicht am Fenster ein mageres, höchstens achtzehnjähriges Kerlchen auf einem Bündel hocken, und er dachte: Du lieber Himmel, das neue Deutschland fängt glanzvoll an! Sah aus, als würde er im nächsten Augenblick aus den Pantinen kippen. Und das wird er auch, dachte Fischer. Dreißig Fahrten runter, dreißig rauf, hundertachtzig Meter, und das jeden Tag, und ohne Bohrstütze bohren, und Doppelschichten, und Hunte sacken ohne Sohle … Er sah sie stehen, mit ihren Wehrmachtsrucksäcken, mit den grauen Holzkoffern aus der Kriegsgefangenschaft, er sah Zwei-, Drei- und Vierundzwanzigjährige mit den unruhigen, mißtrauischen, wachsamen Augen heimatloser Flüchtlinge, und nur hier und da ein ruhiges Gesicht, nur hier und da ein sicherer Blick. Viele von ihnen waren erwachsen, ohne eine Chance gehabt zu haben, jemals jung zu sein.

|14|Der Lagerverwalter war hinausgegangen und erklärte ihnen in seiner mürrischen Redeweise, was in den nächsten Minuten und Stunden geschehen würde.

Christian Kleinschmidt dachte: Das ist also die Wismut. Baracken, Dreck, hölzerne Fördertürme, die wenig vertrauenerweckend aussahen, nochmals Dreck und dieses zerknitterte Männlein, das beim Sprechen kaum die Lippen auseinanderbrachte. Das Männlein nuschelte etwas von Einweisung, Essentalons, Wolldecken und Küchenzeiten. Es stand erhaben wie der Evangelist Markus bei der Bekanntgabe der Abfütterung der fünftausend. Er aber, Christian Kleinschmidt, er pfiff auf Evangelien. Auf das von der guten und ausreichenden Ernährung – bei ausreichender Arbeit, versteht sich – besonders. Er dachte: Hier stehst du, Abitur in der Tasche, und diesen Brief, der deine Immatrikulation auf unbestimmte Zeit verschiebt, zum Trost aber immerhin empfiehlt, dich vorläufig einem praktischen Beruf zuzuwenden. Besonders im Erzbergbau würden dringend Arbeitskräfte benötigt. Hier stehst du, du kannst nicht anders, Gott hilft dir nicht, amen. Man hatte sich leider einen für diese Zeiten völlig untauglichen Vater ausgesucht, man hätte damals vor achtzehn Jahren, als man in die Welt gesetzt wurde, vorsichtiger sein müssen.

Das Männlein sagte: Schäden an der empfangenen Wäsche werden vom Lohn abgezogen, Verlust vom Lohn abgezogen, vorzeitiger Verschleiß abgezogen, mutwillige Beschädigung … Christian stieß seinen Nachbarn an, aber der sah nur dumpf vor sich hin.

Sehr begabt, hatte der Herr Klassenlehrer Buttgereit gesagt, sehr begabt. Immerhin durfte ›der ehemalige Herr Obergefreite‹ wieder lehren. Er hatte treu und brav getan, was ihm befohlen war, damals; wußte auch heute wieder genau Bescheid: krumm, gerade, Recht, Unrecht. »Das Kommunistische Manifest« hatte er in einer stillen Stunde gelernt. Nazi war er nicht gewesen. Betete nun die Proletarier aller Länder |15|herunter wie einst Hans Fritzsche und den »Völkischen Beobachter«.

Er aber, Christian Kleinschmidt, er durfte Steine schippen und sich in diesem Bergwerk den Schädel einrennen. Selbstredend gab es keine Kollektivschuld, das hatte der große Stalin in jenem Artikel, den sie zweimal durchgekaut hatten, ausdrücklich gesagt. Und was der große Stalin sagte, hatte gefälligst die lautere Wahrheit zu sein, einstimmig, Punkt.

Viel Freude hatten sie ihm ja nicht bereitet. Buttgereit nicht, und Göring, dem Russischlehrer, erst recht nicht. Göring hatte die ganze Penne gegen sich. Es war eine ausgemachte Frechheit, wenn ein Russischlehrer ausgerechnet Göring hieß, darüber waren sich alle einig. Sie hatten in den zensierten und zurückgegebenen Russischarbeiten nachträglich richtige Vokabeln mit einem Rotstift als falsch angestrichen, waren damit zum Direx gegangen und hatten sich über die Qualifikation des Herrn Göring beschwert. Der Direx hatte ihnen geglaubt, und Göring war drei Tage lang ganz klein durch das Schulhaus geschlichen; er hatte gedacht, alle Tricks zu kennen, diesen aber hatte er nicht gekannt, und er hatte ihnen nicht einmal etwas nachweisen können. Christian war es einmal gelungen, Buttgereit mit Kreide ein großes leuchtendes ›PG‹ auf den Rücken seines blauen Tuchzweireihers zu malen, Buttgereit war damit die ganze Zehnuhrpause über den Hof stolziert, die anderen Lehrer hatten getan, als sähen sie nichts, Buttgereit erfreute sich auch unter ihnen keiner großen Beliebtheit. Christian war damals für Wochen der Held der Schule gewesen, Buttgereit hatte nie herausbekommen, wer ihm diesen Streich gespielt hatte. Aber er hatte sich auf seine Art an allen, die ihm verdächtig schienen, gerächt. Den kleinen Pinselstein zum Beispiel hatte er mit pausenlosen Eintragungen ins Klassenbuch und Briefen an die Eltern beim geringfügigsten Anlaß langsam, aber sicher fertiggemacht. Buttgereit wußte, daß der |16|Herr Rechtsanwalt Pinselstein in solchen Dingen keinen Spaß verstand.

Der Lagerverwalter hatte sich inzwischen von ihrem Transportbegleiter die Namensliste geben lassen und begann aufzurufen: Ahnert, Bertram, Billing, Buchmeier … Nach jedem vierten Namen nannte er Baracken- und Zimmernummer, die Aufgerufenen griffen ihre Koffer und Bündel und gingen langsam ins Lager. Daumann, Dombrowski, Drescher, Eilitz …

Das ist auch kein Beinbruch, hatte Vater gesagt. Arbeit schändet nicht. Er hatte für jede Situation sein Sprichwort parat, sein Zitat, seine Redensart. Manchmal half das auch. Erhardt, Feller, Fichtner, Fuhlgrabe … Und er hatte gesagt: Laß dir ruhig ein bißchen Wind um die Nase wehen, das kann nicht schaden. Waren ja auch windstille Zeiten, weiß Gott. – Und dann hatten sie das Theodor-Körner-Denkmal vom Sockel geholt, weil Körner ein Kriegspropagandist gewesen war, und Buttgereit immer forsch dabei. Allerdings hatten sie es einige Zeit später wieder aufgestellt, ein Versehen sozusagen. Daß er mit dem besten Abgangszeugnis der 12b nicht studieren durfte, während andere, die mit Ach und Krach ein schwaches Gut geschafft hatten, mit Kußhand angenommen wurden, weil ihr Vater zufällig Schlosser oder rechtzeitig in die richtige Partei eingetreten war, das war sicherlich auch nur ein Versehen. Hunger, Illgen, Irrgang, Kaufmann … Windstille Zeiten, wahrhaftig. Nicht etwa, daß er Angst vor dem Schacht gehabt hätte, keineswegs. Und wenn schon, dann würde er sich das nicht anmerken lassen. Kleinschmidt! Gewiß doch, ich komme ja schon. Kleinschmidt, Loose, Mehlhorn, Müller …

Sie brachen auf, das Haus vierundzwanzig zu suchen. Die Gruppe der Wartenden war zusammengeschmolzen, es mochten noch fünfzehn, sechzehn Männer sein. Es war nun völlig Tag geworden, der Himmel schimmerte sehr blau unter den hellgrauen Wolken, und manchmal warf er ein Bündel |17|Sonnenstrahlen über das Land. Aber es roch immer noch faulig, die Straßen zwischen den Baracken waren morastig, der Boden dampfte.

Christian ging hinter den drei anderen. Der Dicke vor ihm war Mehlhorn, Christian hatte dicht neben ihm gestanden, vorhin, als der Dicke beim Aufrufen sein strammes »Hier!« gebrüllt hatte. Mehlhorn trug einen vollgepfropften Militärrucksack; er hatte sich nicht ganz schließen lassen, unter den Schnüren lugte ein Stück Zeitungspapier hervor. Christian konnte eine Schlagzeile entziffern: Margarine ist gesünder. – Immer, wenn in Deutschland die Butter knapp war, wiesen die Chemiker die Bekömmlichkeit der Margarine nach.

Die roten Ziffern an den Barackenwänden waren verblichen, von einigen waren nur ein paar Farbkratzer übriggeblieben. Der dicke Mehlhorn fragte einen Kumpel, der unter einem Gartenschlauch seine Gummistiefel abspülte, nach dem Haus vierundzwanzig. Sie waren schon zu weit gegangen, hatten die Abzweigung verfehlt, das Haus lag etwas außerhalb des Lagers auf einer Anhöhe. Sie kehrten um.

Sie schlurften über den glitschigen Boden zwischen den Baumstümpfen, zwischen den farblosen Grasbüscheln, zwischen den eintönigen Baracken, eine wie die andere kahl und kalt, wichen den Pfützen aus, glitten manchmal ab, sie zogen die Füße aus dem Schlamm und schlurften weiter. Christian war zerschlagen von der schlaflosen Nacht unten im Hof der Objektverwaltung, in dem engen, schlecht gefederten Omnibus; die Tragriemen seines Rucksackes schnitten ihm in die Schultern, der Koffer hing wie ein Bleiklumpen am gefühllosen Arm. Er spannte den Rücken, richtete sich auf und huckte den Rucksack höher, fiel aber sofort wieder in eine gekrümmte Haltung zurück, die den Atem beengte und die Rippen eindrückte. Er konnte nicht mehr sagen, in welche Richtung sie gegangen waren, ihm schien eine Ecke wie die andere, ein blindes Fenster wie jedes, die Bodendämpfe flimmerten vor seinen Augen, die Häuser kamen auf ihn zu, |18|schwankend, gleich werden sie zusammenstürzen. Die Scheiben werden bersten, die Dächer in sich zusammensinken, nur die Flammen fehlten, die Detonationen, der rote Himmel und die Schreie, wahnsinnig von Angst und Hitze und Feuer, aber der Boden schwankte wie damals. Vor ihm ging der Vater, strauchelnd, der Rucksack preßte ihn zu Boden, dieser riesige Segeltuchklumpen, Margarine ist gesünder, aber er spürte die Mutter nicht mehr hinter sich, Mutter, wartet doch. Sie warteten nicht. Sie stolperten weiter. Dicht hinter ihm ging rauschend eine Mauer nieder, ein Stein traf ihn an der Schulter, warf ihn zu Boden, er riß sich wieder hoch, nur weiter, weiter, die vorn warteten nicht, die Stadt ging unter, die Welt ging unter, weiter. Aber er konnte nicht weiter. Er warf sich auf den rauchenden Trümmerhaufen, dorthin, wo eben noch Straße gewesen war, er scharrte sich die Hände blutig, er schrie. Ein brennender Balken zerdrückte den Mann neben ihm. Er spürte die ungeheure Welle nicht, die ihn hochhob, fallen ließ, er klammerte sich an den Sockel einer umgeknickten Laterne; Eisenträger, Fenstersimse, Menschen wirbelten vorüber, aber die Bombe war dahin gefallen, wo schon kein Haus mehr war, sie konnte nur die schon Begrabenen noch einmal in den Himmel schleudern. Von oben warfen sie Sprengbomben in die brennende Stadt, Sprengbomben hinter den Brandbomben her, und immer neue Phosphorkanister. Der kochende Phosphor fraß sich in die Steine, kroch näher, Straßenbahnschienen bogen sich aus dem Pflaster, die Luft drang wie glühende Lava in die Lungen, die tauben Trommelfelle hörten die Schreie nicht mehr, da sah er plötzlich den Hund, den kleinen schwarzen Hund mit dem versengten Fell, der sich zitternd und keuchend an ihn drängte, den Kopf unter seinen Arm schob, um nicht hören und nicht sehen zu müssen. Und er riß sich wieder hoch, ein brüllender Schatten. Etwas raste über ihn hinweg, ein brennendes Flugzeug, das die Schornsteinchen wegrasierte und einen Kilometer weiter am brennenden Turm einer brennenden |19|Kirche explodierte. Er taumelte weiter, in den Rauch, in die berstenden Mauern, vorbei an einer Frau, einer Fackel, die mit dem Kopf gegen eine Litfaßsäule rannte, und das versengte schwarze Hündchen umkroch winselnd seine Beine. Er kam in eine Straße, die sich vor ihm neigte, der Asphalt war heiß und klebrig; er wußte nicht, wo er war. Aber er hatte ein Ziel. Er suchte den Teich mit der kleinen Insel und den schmalen Uferpromenaden, das grüne Herz unter den steinernen Brüsten der Stadt. Er lief und taumelte unter dem roten Himmel, in dem sich die gelben Finger der Scheinwerfer kreuzten, unter dem weißen Licht der langsam niederschwebenden Christbäume. Er keuchte mit rasselnden Lungen an der Reihe der fahlgelben Straßenbahnwaggons entlang, Baracken, Straßenbahnwaggons, Baracken, weiter, weiter …

»He, Mann, bleib doch stehen!«

Christian blieb stehen, er sah den dicken Mehlhorn neben einem geborstenen Baumstumpf, der in Manneshöhe abgebrochen war. Christian drehte sich um, ging schwer atmend, er sah die Dinge um sich wie durch einen Nebel. Den Baumstumpf. Die langgestreckte Baracke. Den schmalen Kiesstreifen vor der Tür. Er ging zu den anderen.

Sie betraten das Haus und gelangten auf einen dämmrigen Korridor. Sie fanden ihr Zimmer. Christian taumelte als letzter hinein, er ließ die Tür offen und sackte schwer auf das unbezogene Metallbett. Er zerrte sich den Rucksack vom Rücken, den Pappkoffer hatte er schon an der Tür abgesetzt; er schob den Rucksack an das Fußende des Bettes und streckte sich lang aus. Er fühlte sich von aller Last erlöst, völlig ausgelaugt, gehoben von einer plötzlichen Leichtigkeit, die ihn fast schwerelos machte. Die anderen untersuchten ihre Betten und Spinde, verstreuten Gegenstände im Raum. Christian bemerkte ein Mosaik von Zeitschriftenbildern, die über seinem Bett an die Wand gezweckt waren; Magazinfotos mit |20|nackten Frauen, der Jazztrompeter Louis Armstrong, eine hochbusige Sängerin mit aufgerissenem Mund, ein Wolkenkratzer, der steil in einen himbeerfarbenen Himmel stieß. Er verspürte ein dumpfes Knurren im Magen; plötzlich wußte er, daß er seit gestern nichts gegessen hatte.

Das Zimmer war mit vier Betten, vier Spinden, vier Stühlen und einem Tisch eingerichtet; neben jedem Bett stand ein Hocker, der als Nachttisch diente. Christian betrachtete die Einrichtung, die durch die zerschlissene Igelitgardine und die lose herabbaumelnde Glühbirne nicht freundlicher wurde. Durch die dünnen Wände hörte er, wie sich in den Nebenräumen andere Neuankömmlinge einrichteten, er hörte eine Matratze quietschen, jemand rückte einen Schrank, ein Fenster wurde aufgeschlagen, etwas fiel zu Boden. Die Neuen hatten sich inzwischen im Lager verteilt. Im Oberstock spielte jemand Mundharmonika. Auf der Heide blüht ein kleines Blümelein. Das Lied irrte lächerlich und brüchig durch die Fenster.

Mehlhorn hatte seine Wäsche in den Spind geräumt. Er hängte ein Vorhängeschloß ein, schloß ab, steckte den Schlüssel in die Hosentasche. Mehlhorn hatte ein feistes Bäckergesicht mit sehr hellen, fortwährend blinzelnden Augen. Er hatte das beste Bett belegt, am Fenster, den einzigen Spind, in dem kein Brett, kein Haken, keine Leiste fehlte. Christian dachte: Ihm entgeht nichts, er hat seine Augen überall. Der wird’s wahrscheinlich hier schnell zu etwas bringen, das ist die Sorte, die immer auf die Beine fällt. Mehlhorn sagte, er gehe jetzt seine Decken in der Verwaltung abholen. Ob jemand mitkäme. Es ging aber niemand mit.

Loose zog eine Gitarre aus dem Leinwandsack. Sie war zerkratzt, auf dem Boden war ein Dreieck Lack abgesprungen, das Griffbrett hatte helle Fingerflecken. Loose klimperte einige Akkorde, hängte das Instrument dann an einen Nagel über seinem Bett. Und da erkannte Christian ihn wieder. Der war einer von denen gewesen, die gestern in Chemnitz nicht an |21|der Kundgebung teilgenommen hatten. Sie hatten auf die Bestätigung ihres Gesundheitsattestes gewartet, auf den Stempel ›Bergbautauglich‹, und dazu hatten die Lautsprecher in den Korridoren des ehemaligen Arbeitsamtes von Viertelstunde zu Viertelstunde ihre Aufforderung geschnarrt, an der Großkundgebung für die neue Regierung teilzunehmen. Christian war nicht mitgegangen, mit ihm war noch ein gutes Dutzend von den zweihundert neuangeworbenen Kumpels zurückgeblieben, unter ihnen Loose. Christian hatte ihn in einer Ecke auf einem protzigen Ledersofa sitzen sehen, er hatte auf der Gitarre geklimpert wie jetzt, vier, fünf Kumpel umstanden ihn.

Die Kundgebung hatte die Arbeit der Ärzte für fast drei Stunden unterbrochen, erst gegen acht Uhr abends waren die Untersuchungen fortgesetzt worden. Und sie hatten bis in die Nacht gedauert. Gegen Mitternacht war jemand auf den Gedanken gekommen, daß die bereits abgefertigten Kumpel ja eigentlich abfahren könnten, die Busse standen im Hof. Man hatte die einzelnen Gruppen zu verschiedenen Bussen dirigiert, Schacht sowieso, Schacht sowieso, Erzaufbereitung. Viele waren noch zurückgeblieben. Mitten in der Nacht waren sie im Objekt Bermsthal angekommen. Dort hatte eine Menge Leute herumgestanden, von denen keiner Bescheid wußte. Erst gegen Morgen waren sie endlich in dieses Lager kutschiert worden.

Christian stand auf und begann den Inhalt seines Rucksacks in den Spind zu räumen. Dann öffnete er den Pappkoffer, obenauf lagen zehn, zwölf Bücher, er stapelte sie sorgsam auf den Nachtschemel. Axel Munthe, Traven, Tucholsky. Der Tucholsky war eine Ausgabe aus der Vorkriegszeit. Professor Reinhardt Kleinschmidt hatte ihn über den großen Zusammenbruch gerettet und eines Abends seinem Sohn geschenkt. Das mochte zwei Jahre her sein, aber Christian erinnerte sich genau.

Er hatte an einem Aufsatz über das Thema ›Ordnung‹ gesessen, einfach schlechthin ›Ordnung‹. Und hatte von |22|zivilisierten Völkern geschrieben, von Grundvoraussetzung allen menschlichen Seins. An diesem Tag nun hatte Vater, was er sonst kaum tat, sein Heft zu sehen verlangt und, als er den Satz mit der ›weißen Rasse‹ las, erklärt, es wäre an der Zeit, daß er, Christian, sich diesen Unsinn aus dem Gedächtnis streiche. Er hatte sich die Zeit genommen, seinem Sohn einen Vortrag zu halten: Die Menschen, summarisch gesprochen, könnten ohne gewisse Gottbegriffe nicht leben, es hänge aber lediglich von der Struktur der herrschenden Anschauungen ab, welche Wortgötzen zur alleinseligmachenden Religion erhoben würden: Gott, Demokratie, Rasse, Klasse. Es seien dies höchst nützliche Erfindungen zu dem Zweck, ein System zu errichten, mit dessen Hilfe man regieren könne und in den Regierten das Gefühl erzeugen, auf die einzig vernünftige Weise regiert zu werden. – Ich sah alles Tun, das unter der Sonne geschieht, und siehe, es war alles eitel und Haschen nach Wind, Salomo eins vierzehn. – Und damit hatte er Christian entlassen. Der wußte längst, daß der Vater seinen Antworten auswich wie alle Erwachsenen. Er fand das überall: fand die Ausflucht und die Halbheit, fand immer weniger Wahrheiten, es gab kaum etwas in der Welt, das der Prüfung standhielt, kaum etwas, das wirklich so war wie die großen Worte, die darüber gemacht wurden.

Christian schreckte auf. Er hörte die Tür hinter sich ins Schloß schlagen, hörte Schritte, er legte das Buch auf den Nachtschemel und drehte sich um. Den Mann, der da ins Zimmer kam, hatte er schon gesehen.

Fischer stand am Tisch, er musterte sie schweigend. Er begann in einem abgegriffenen Notizbuch zu blättern. Die Hände strichen über die Seiten, der Zeigefinger stieg zum Mund auf, blieb dort lange. Die Hände schienen zu groß für Bleistift und Papier, sie schienen gemacht für ernstere Dinge. Fischer sah sich im Zimmer um. Er stand dort auf eine dauerhafte Art, er sah Christian an, er sagte: »Kleinschmidt?«

»Ja«, sagte Christian.

|23|»Oberschüler«, sagte Fischer leise, »zehnten achten zweiunddreißig.« Laut: »Was hast du in Physik?«

»Eins«, sagte Christian verblüfft. Er saß noch auf der Bettkante, saß wie vorher, dachte einen anderen Gedanken: Arbeiter reden einen immer mit du an. Das Sie war da für die Höhergestellten, Bessergestellten, vielleicht die Alten. Also war man ganz unten, voraussetzungslos, es galt das Hiesige. Aber Fischer stand da, war nicht wegzudenken, nicht zu übersehen. Er erklärte, daß sie in seinem Revier arbeiten würden, in seiner Schicht. Zunächst würden sie als Fördermänner arbeiten, dann würde man weitersehen. So also sah ein Steiger aus. Und: Hauer würden gebraucht, Schießer, Markscheider, Radiometristen. Das letzte ging deutlich in Christians Richtung. Der konnte sich aber unter einem Fördermann nichts vorstellen, nichts unter einem Radiometristen. Im Bus war von Schichtschreibern und Schachtsanitätern die Rede gewesen, zwei Graubärte ließen das hoffen. Hauer, hatte es geheißen, ist eine Schinderei. Dann waren die Sitten erörtert worden, die hier herrschen sollten. Wildwest, Sperrgebiet, ohne russischen Ausweis nicht raus und nicht rein. Und: Saufereien, Schlägereien, Phantasielöhne, Essen zwei bis drei. Christian hatte sich vorgenommen, nur das zu glauben, was er sah. Was er bis jetzt gesehen hatte, besagte wenig. Höchstens: Sie sind hier nicht eingerichtet auf Fisimatenten.

Fischer unterhielt sich mit Loose. Er fragte ihn, ob er einen Beruf habe, und als Loose sich erkundigte, was denn gewünscht würde, schnitt er ihm das Wort ab; also ungelernt. Er hatte das mehr für sich gesagt, ruhig, ohne Vorwurf. Sie waren zu Dutzenden durch seine Schicht gegangen, Junge und Alte, Nachkriegsschicksale; er hatte sich angewöhnt, die Menschen nicht nach ihrem Fragebogen zu beurteilen. Aber Loose fuhr auf, zog die Schultern hoch, sagte, er habe eben überall Staub wischen müssen, wie sich’s gerade gab, Ziegel |24|putzen, Kartoffeln ausnehmen, Kohldampf schieben, Brennholz klauen. Außerdem: er wäre ganz gern Autoschlosser geworden, wenn es nach ihm gegangen wäre – bloß leider habe es da Leute gegeben, in Fischers Alter etwa, die hätten dafür gesorgt, daß keine Autos da seien, keine Häuser, nichts zu fressen und so; hinterher seien dann Autoschlosser nicht sehr gefragt gewesen.

Fischer schwieg. Er blätterte in seinem Notizbuch, sah an ihnen vorbei, angestrengt, als gäbe es sehr weit entfernt etwas zu sehen, er blinzelte. Dann sagte er: »Was ist dein Vater von Beruf?«

Aber Loose antwortete nicht. Er schob die Hände in die Hosentaschen, ließ den Steiger einfach sitzen mit seiner Frage, ging an ihm vorbei. Denn diese Fragen kannte er: soziale Herkunft, Rubrik sowieso, aha. Er hatte das erlebt, und er war postwendend in der Wertschätzung dieser Leute gestiegen, wenn sie erfuhren, daß sein Vater Metallarbeiter gewesen war, proletarisches Element, besondere Vorkommnisse keine. Erfuhren sie hingegen, daß er als SS-Mann in einem englischen Kriegsgefangenenlager in Griechenland an Flecktyphus gestorben war, dann entgleisten alle Aussichten. Man konnte sich das aussuchen. Es handelte sich aber immer um den gleichen Vater, und Peter Loose hatte es satt, zwischen den Möglichkeiten zu balancieren; sein Schlußstrich war gezogen. Er blieb vor Christians Bett stehen und fragte, ob er fertig sei. An der Tür drehte er sich noch einmal um, zündete betont langsam eine Zigarette an, warf das Streichholz auf den Fußboden. Er gehe also jetzt seine Decken holen. Hinter ihm verließ auch Christian das Zimmer.

Als sie gegangen waren, saß Fischer steif am Tisch, hatte das Notizbuch vor sich, saß vornübergebeugt und schwieg lange; den vierten Mann schien er nicht wahrzunehmen. Stand dann auf. Ging zum Fenster. Er lehnte sich gegen das Fensterkreuz, er kniff die Augen zusammen, er sah hinaus.

|25|Draußen dampften die Halden. Fischer sah Loose und Kleinschmidt die Lagerstraße hinuntergehen, sie verschwanden in einer Biegung, tauchten noch einmal auf, bogen dann ab. Es war nun völlig aufgeklart, und er konnte das ganze Tal überblicken. Er sah den Schornstein der Papierfabrik, sah die Schächte und Zufahrtsstraßen und einen Teil der Bahnlinie, er konnte auch den Wolfswinkel erkennen drüben am Gegenhang, wenngleich unscharf. Hinter dem Wolfswinkel wohnte er. Dorthin fuhr er heim, wenn die Arbeit ihm Zeit ließ. Zuletzt war er vor drei Tagen drüben gewesen, Regentag und Schichtwechsel. Er blinzelte in die Sonne, die von den Halden blendete, und er wußte noch genau, wie es zugegangen war. Ausbau, der zusammenrutschte, als habe es einer darauf angelegt. Steinschlag, der ihm den Helm vom Kopf schlug, ihn niederwarf – ein Wunder war’s, daß er wieder aufkam und heraus und beinahe heil. Glaubte auch etwas gehört zu haben aus dem Überhauen oben, durch die leere Rolle; aber als er hinaufkam, war alles still. – Abends, hinterm Wolfswinkel, hatte er in seiner Stube gesessen, Zacharias war dagewesen, der Kreissekretär, der hatte gesagt: Und wenn es Absicht war? Aber Fischer glaubte nicht daran. Geh, hatte er gesagt, Pfuscher sind’s, das ist alles. Und seine Tochter hatte dabeigesessen, müde von ihrer Schicht in der Papierfabrik, sie kannte das nun schon auswendig: man muß es ihnen immer wieder erklären, einmal begreifen die das schon, es hat halt seine Weile. Ja, hatte sie gesagt, Fischers Tochter, bis sie dich mit den Füßen voran herausschleppen.

Er drehte sich um, er trat ins Zimmer zurück. Er sah da den letzten der vier Neuen, Müller, Siegfried Müller, siebenundzwanzig Jahre alt, Zimmermann. Ob er einen Türstock setzen könne, fragte er ihn. Müller nickte. »Gut«, sagte Fischer. Er schrieb ihm noch die Reviernummer auf und den Namen des Zimmerbrigadiers. Dann ging er. Er war erstaunt, als der Neue zurückgrüßte: Glück auf.

|26|Peter Loose und Christian Kleinschmidt waren zur Aufnahmebaracke gegangen. Sie fanden sich schnell zurecht im Lager. Unterwegs hatten sie Mehlhorn getroffen, der mit einem Stapel Wolldecken zum Haus vierundzwanzig schlurfte. Sie ließen sich ebenfalls Decken, Laken und Bezüge geben, alles schon ziemlich dünn und verwaschen, gingen in ihre Bude, machten die Feldbetten zurecht. Dann erkundigten sie sich im Nachbarzimmer nach dem Weg zum Schacht 412.

Der Schacht lag eine Viertelstunde hangabwärts. Es war der älteste der drei Schächte auf dem Rabenberg. Hinter dem Förderschacht türmten sich die Halden in den Himmel, Geröll polterte von der Kippe, manchmal lösten sich schmale Steinlawinen vom Hang, die rauschten unten zwischen die Fichtenstämme. Der Schacht fraß sich immer tiefer in den Wald.

Gerümpel häufte sich, verrostete Hunte, Karbidfässer. Aus einem Ziegelbau quoll Rohrgewirr. Über dem Hauptförderschacht zitterte die Luft. Der Lärm der Kipper, der Aufzüge und Fördermaschinen flutete in die Täler. Christian sah nun: das Schachtgelände war von einem übermannshohen Bretterzaun umgeben, darauf eine rostige Stacheldrahtgirlande hing. Überall standen Postentürme. Wenn man vom Lager kam, konnte man das ganze Gelände überblicken.

Sie gingen auf das Rudel kleiner grauer SIS-Omnibusse zu, das vor dem Schachteingang parkte. Der sowjetische Posten in der Durchlaufkabine sagte ihnen, daß sie nur zu den Schichtwechselzeiten eingelassen würden, das nächste Mal um 13.00 Uhr. Sie beriefen sich auf ihre Wismutausweise, die in deutscher und russischer Sprache ausgefertigt waren, aber der Posten brummte sein stereotypes »Nje, nje, nitschewo!« und knallte ihnen die Tür vor der Nase zu.

Um 14.00 Uhr sollten sie ihre erste Schicht fahren. Christian knüllte den Laufzettel in den Händen. Sie wußten nicht, wie sie in der knappen Stunde, die ihnen bleiben würde, ihre Autogramme zusammenbekommen sollten. Hier hatte anscheinend |27|jeder etwas zu bestimmen, keiner versäumte, seine Unabkömmlichkeit durch eine geschäftig hingekritzelte Unterschrift zu beweisen: Lohnbüro, Lagerverwaltung, Kleidungsmagazin, Werkzeugmagazin, Lampenmagazin, Kartenstelle, Revierleiter, Steiger, Schichtschreiber … Bis 13.00 Uhr waren noch reichlich vier Stunden Zeit.

Sie beschlossen, ins Dorf zu gehen. Sie stellten sich auf die Straße, hielten einen Erzkipper an, drückten dem Fahrer zwei Zigaretten in die Hand. Der Fahrer nahm sie mit ins Dorf. Bermsthal war ein altes Reihendorf aus der Zeit des Silberbergbaus. Es gab nur wenige Bauern, viele Häusler, Arbeiter der Papierfabrik, der Nickelhütte, des Strickmaschinenwerkes, zwei, drei Morgen Land hinterm Haus. Es gab ein einst berühmtes Rathaus, einen Fachwerkbau aus dem 16. Jahrhundert, daneben ein Mansardenhaus, von dem die Sage berichtete, es sei während der Hungerjahre des großen Silberstreiks um drei Brote verkauft worden.

Sie gingen die verschlammte Dorfstraße entlang, das Pflaster war aufgerissen, pausenlos dröhnten die Erzkipper durchs Dorf. An den Hangausläufern des Rabenbergs gähnten zehn, zwölf geräumte Häuser, überall warnten Holztafeln und Stacheldrahtzäune: Einsturzgefahr, die Gangstrecken verliefen dicht unter der Erdoberfläche. Viele Häuser waren seit langem nicht getüncht; warum auch, die Kipper spritzten den Dreck ja doch wieder an die Wände, Ziegel klafften, pappvernagelte Fenster, schmutzige Vorgärten. Hin und wieder begegnete ihnen ein Kumpel in der steifen Gummimontur. Eine alte Frau ging unter ein Reisigbündel gebückt vorüber.

»So ’n Drecknest«, sagte Loose. »So ’n vergammeltes Drecknest!« Sie gingen langsam, die Hände tief in den Hosentaschen. Loose fragte sich, warum um alles in der Welt er hierhergekommen war. Aber war ihm denn etwas anderes übriggeblieben? Quatsch, dachte er, man muß das Leben nehmen, wie es kommt. Er dachte an die salbadernde Stimme |28|des Jugendfürsorgers, der ihm eine Standpauke über die Gesetze des gesellschaftlichen Lebens gehalten hatte, Gesetze und Regeln, er lächelte verächtlich. Er sah, daß eine Kette von Zufällen sein Leben bestimmt hatte: Ein Fähnleinführer, der ihm die rotweiße Jungenschaftsführerschnur abriß – er hatte dem Fäfü am Vortag in die Fresse geschlagen, weil er beim Großangriff auf die Stadt, in der sie als Luftschutzhelfer eingesetzt waren, einfach getürmt war, hatte das aber vor dem Stammführer nicht beweisen können; ein Vater, der sich nie um ihn gekümmert hatte, ein Typhusbazillus in Griechenland, ein dahergelaufener Stiefvater, der Predigten über Mut und Ehre hielt, vor der Entnazifizierungskommission aber verschwieg, daß er Angehöriger einer Totenkopfdivision gewesen war, ein geschenktes Stück Brot, der Tobsuchtsanfall eines betrunkenen Thüringer Großbauern, ein gestohlener Sack Kartoffeln, ein hochnäsiger Jugendamtsangestellter, der gelassen grinsend ein Urteil schrieb: Verpflichtung in den Erzbergbau. Gesetze, dachte er, es gab nur ein Gesetz: Man mußte sehen, aus jeder Sache das Beste herauszuholen, das war alles. – Und Kleinschmidt? Der sah nicht aus, als ob er auf das Pütt hier angewiesen wäre. Einer mit Abitur, einer mit Büchern im Koffer, einer mit Schönschreiberhänden und solchen richtigen Lederschuhen. Höchstens, er hatte auch etwas ausgefressen. Und Peter fragte: »Sag mal, wie haben sie denn dich hierhergelockt?«

»Gott«, sagte Christian. Und hob die Schultern, legte ein paar lange Schritte ein, trat eine Papyrossi-Schachtel in den Rinnstein. »Genaugenommen aus lauter Bewußtsein. Ich wollte studieren, da muß man paar Schwielen nachweisen.«

»Na weißt du«, sagte Loose. Und dann: »Ich bin drüben gewesen, über’n Jahr lang, hab da ’ne Schwester. Weiß der Teufel, warum ich nicht dort geblieben bin. Wenn ich gewußt hätte, daß die einen wegen paar geklauter Kartoffeln gleich in die Taiga verladen!«

|29|Sie gingen jetzt schneller, und Loose hatte Mühe zu folgen. Sie kamen an der Kirche vorbei, die von Einsturzgefahr bedroht war. Türen und Fenster waren über Kreuz mit Latten vernagelt. Vor dem Anschlagkasten der Pfarrgemeinde stand ein Mädchen. Aber es gab da keine Bibelsprüche zu lesen, sondern Tauschangebote, Dekadenaufrufe, amtliche Bekanntmachungen. Das Mädchen steckte in Gummistiefeln und dieser plumpen Wismut-Kluft. Sie sah herüber, als sie vorbeigingen, sie hatte ein schnippisches, lippenstiftverschmiertes Gesicht unterm bunten Kopftuch und ein bißchen strähniges Wasserstoffhaar. Aber sie drehte gleich wieder ab.

»Und«, sagte Christian, »wie war’s drüben?«

»Naja«, sagte Loose. »Ganz lustig. Aber mein Schwager, das ist so ’n Nähmaschinenfritze, bei dem hab ich ’ne Zeitlang gearbeitet. Ich kann dir sagen: beschissen ist geprahlt. Da bin ich denn auf Achse gegangen. Kannste ’ne Menge erleben. Hannover, Celle, Hamburg, Lüneburger Heide, Düsseldorf. Bloß, wenn’s Winter wird, da bist du aufgeschmissen. Da hab ich gedacht, man müßte mal wieder die Landschaft wechseln, ich Ochse.«

»Ja«, sagte Christian. Und sagte nicht, was das heißen sollte. Ließ bloß später, hundert Meter etwa weiter, verlauten, er habe da auch jemand wohnen, einen Onkel nämlich, am schönen Rhein. Und daß es da Briefe gäbe, von seinem alten Herrn und zurück, und daß er vielleicht hätte studieren können dort. Das verstand Loose natürlich erst recht nicht. Blieb stehen, tippte sich an die Stirn: »Mann!«

»Ja«, sagte Christian, »das hat mein alter Herr auch gesagt.« Und was sonst noch alles. Aber wenn nun einer seinen Onkel nebst Tante in so salzloser Erinnerung hat? Und wenn es womöglich hinausgelaufen wäre auf ungefähr das, was Loose mit seinem Nähmaschinenschwager erlebt hatte? Und wenn man dann, denn es haben zwei Währungsreformen stattgefunden in den beiden Ländern Deutschlands, so kahl |30|dagestanden hätte und abhängig von denen, nämlich: wo hätte Christian jenes andere Geld hernehmen sollen?

»Tja«, sagte Peter Loose.

Es saß vor dem Bermsthaler Bahnhof ein blinder Bettler, der spielte Ziehharmonika. Und es kam einer vorbei, der holte einen Markschein aus der Tasche, faltete ihn, warf ihn – warf ihn aber vorbei an des Bettlers umgestülptem Hut. Da hob der Blinde einen Fuß. Da setzte der Blinde den Fuß auf den Schein, und zwar genau, es ragte aber auch gar nichts über. Und als sie vorbei waren, ließ der Blinde ein paar Baßtöne aus, bückte sich, hatte den Schein in der Tasche.

»Hm«, sagte Christian, »vielleicht hört er ihn fallen. Ich hab das mal gesehen, die können das, die hören noch ganz andere Sachen.«

»Bei dem Krach?« sagte Peter Loose. Und dann sagte er, was er so wußte: »Jeder sieht zu, wie er mit dem Arsch an die Wand kommt.«

Das war das eine. Außerdem stand vor dem Bahnhof ein Trupp Kumpels, die sahen dem Plakatmaler zu, der eine endlose Holztafel bepinselte. Loose ließ sich von einem Kumpel Feuer geben und sagte etwas wie: Siehste, dafür haben sie’s, und dafür haben sie’s nicht. Und die Kumpel, die eben noch aufeinander eingeredet hatten, waren plötzlich verstummt. Starrten in die Gegend, pafften Tabakswolken in die Luft, sie standen, als würden sie dafür bezahlt, als seien sie eigens angestellt, um hier zu stehen und Löcher in die trostlose Luft dieses Bahnhofsvorplatzes zu starren. Der Maler kleckste ein kursives I an die Wand, das folgte einem kursiven T. Vermutlich verstand er nicht viel von seinem Fach, oder er nahm’s nicht so genau. Die Buchstaben fransten, torkelten über kalkige Bretter, schwarz, mit ausgelaufenen Füßen: ES LEBE DIE DEUTSCHE DEMOKRATISCHE REPUBLIK! KUMPELS! HERAUS ZU NEUEN PRODUKTI… Der Maler kleckste ein kursives O.

|31|»Möchte wissen«, sagte Loose, »ob es irgend etwas gibt, wofür man bei denen nicht noch mehr arbeiten muß. Noch mehr und noch mehr und noch mehr!« Aber niemand ging auf ihn ein. Die Kumpel starrten weiter ihre Löcher in die Luft und bliesen Rauchwolken hindurch, sie schienen taub zu sein, ganz und gar taub, oder mit sehr ernsten und schwierigen Dingen tief in sich beschäftigt. Loose horchte hinter seiner Frage her, ihm war unbehaglich. Er zog den Kopf zwischen die Schultern und starrte mit zusammengekniffenen Augen Christian ins Gesicht, doch auch Christian antwortete nicht. Er hatte aber schon eine Ahnung von dem, was da so in der Luft lag.

Dann standen sie vor der Tür der Bahnhofswirtschaft. Aus dem geöffneten Fenster drang Lärm, Gläser klirrten, Gelächter. Eine heisere Frauenstimme sang:

»Beim erstenmal, da tut’s noch weh, da glaubt man noch, daß man es nie verwinden kann … Doch mit der Zeit so pöh a pöh gewöhnt man sich daran.«

Als sie eintraten, schlug ihnen der Tabaksqualm entgegen. Überall saßen Kumpel in Gummimonturen, ein paar Eisenbahner, grelle Mädchen; niemand beachtete sie. Sie setzten sich an einen freien Tisch, dicht bei der Theke. Aus dem Aschenbecher fiel Zigarettenasche. Gegenüber verschlang ein Hilfspolizist ein Häufchen Bratkartoffeln. Christian hatte plötzlich seinen Hunger wieder, und das Blei in den Beinen, und die Watte im Kopf. Er bestellte eine Bockwurst, die kostete vier Mark, die schlang er mit drei Brötchen hinunter. Trotzdem war die Wurst ungerührt wäßrig; Gott oder die HO allein mochten wissen, woraus sie gemacht war.

Loose hatte seine Zigaretten aufgeraucht. Er ging zum Schanktisch, suchte nach Geld. Das gläserspülende Mädchen hinter der Theke musterte ihn. Loose fand nur noch eine Handvoll zerknitterter Markscheine, aber er bestellte die teuerste Sorte. Vielleicht war es noch die Truppe draußen, aber vielleicht war es auch der abschätzende Blick des Mädchens.

|32|An der Theke stritten sich drei unrasierte Riesenkerle über einem Würfelbecher. Sie bestellten Wodka, konnten sich nicht einigen, wer die erste Runde bezahlen sollte, sie bestellten die zweite Runde, und Loose erfuhr dabei den Namen des Mädchens mit den schiefergrauen Augen, sie hieß Ingrid. Peter Loose fühlte sich an Gitta erinnert, die hatte das gleiche fahlblonde Haar, sie trug es offen, und es war sehr glatt und sehr lang, und sie hatte das gleiche hungrige Lächeln. Nur die Hände waren anders, sie waren schmal und feingeädert und durchsichtig rot von der Kälte des Spülwassers.

Die heisere Stimme begann wieder: »Mein erster, das war ein Matrose, der war auf der Brust tätowiert …« Die Stimme girrte, röchelte, überschlug sich. »Er trug eine meerblaue Hose, uuund: ich hab mich so schrecklich geniert …«

Die drei mit dem Würfelbecher prosteten sich zu, und das Mädchen kam zu Loose und fragte: »Auch einen?«

»Ja«, sagte er.

Es war jetzt fast Mittag, und in der Kneipe sammelten sich die ersten Kumpel der Mittelschicht, um auf die Busse zu ihren Schächten zu warten. Loose starrte auf die schmalen, durchsichtigen Hände, er bemerkte das silberne Talmikettchen am Handgelenk, am Ringfinger steckte ein Ring mit einem roten Stein, aber der Fingernagel war abgebrochen. Looses Blick hakte sich an diesem Fingernagel fest, und er dachte: Sie heißt Ingrid, und das paßt nicht hierher. Es klang angenehm kühl, nach Meer und Birkenwäldern, und Loose dachte: Gitta hatte auch so einen Ring, nur war da der Stein grün, aber es war das gleiche Blech. Er kippte den Schnaps hinunter, den sie vor ihn hingestellt hatte, und sagte: »Machst du das schon lange, mit den Gläsern hier und dem Wasser und der Kneipe?«

Das Mädchen sagte: »Ja, seit sechs Monaten.«

»Und wann hast du Feierabend?«

Das Mädchen sah ihn eine Weile an, dann verlangten die |33|Würfelbecher wieder Wodka, sie ging zu ihnen und schenkte ein und kam dann zurück, sie legte wieder die sehr schmalen Hände auf das verchromte Blech des Schanktisches und sagte leise und ohne ihn anzusehen: »Haben wir uns nicht irgendwo schon mal gesehen?«

»Nein«, sagte Loose. »Ich bin heute erst angekommen.« Die heisere Stimme sang: »Das Treusein, so sprach er, ich kann es … Versuch es, ich war’s zwar noch nie.« Und dann mit triumphierender Lustigkeit: »Wird’s ein Knabe, so nenn ihn Johannes; wird’s ein Mädchen, so nenn es Marie …«

Das Mädchen nahm das Glas von der Theke und fragte: »Noch einen?«

»Nein«, sagte er. »Ich muß dann weg. Und was ist?«

Aber sie gab keine Antwort. Sie ging wieder zu denen mit dem Würfelbecher, goß Schnaps in die Gläser, ließ Bier einlaufen, sie wischte mit einem Lappen über das verchromte Metall der Schankarmaturen, sie spülte Gläser, spießte die Kassenzettel auf einen Nagel, sie kassierte Geld für Zigaretten, sie war jetzt wirklich sehr beschäftigt, und sie schien nicht unzufrieden darüber. Dann also nicht, dachte Loose. Dann also nicht. Aber er wußte auch, daß man nicht zu früh aufgeben durfte und daß sich vielleicht gerade jetzt etwas entschied, oder daß es sich bereits entschieden hatte und nur noch nicht ausgesprochen war. Und manchmal wurde auch gar nichts ausgesprochen, das waren vielleicht sogar die besten Antworten.

Er blieb also an der Theke. Er schielte zu Christian hinüber, der vor dem zweiten Bier saß und sich mit dem Hilfspolizisten unterhielt. Es sah allerdings eher aus, als unterhielte sich der Hilfspolizist. Loose stand eine ganze Weile, und die mit dem Würfelbecher füllten indessen Schnaps in sich hinein, und die Stimme im Hintergrund schrillte immer wieder auf und stürzte immer wieder in sich zusammen, es war eine Menge Betrunkener in der Kneipe, und die mit dem Würfelbecher gehörten jetzt auch dazu, Loose wußte bereits, |34|daß sie von der Nachtschicht gekommen waren und daß heute Lohntag war. Er konnte durch das Fenster auf den Bahnhofsvorplatz sehen, über die Dächer dieses befremdlichen Dorfes spazierte manchmal ein Sonnenstrahl. Es war ein sonderbarer Ort, er war anders als alle Dörfer, die Loose kannte, es war, als hätte jemand ein sehr altes Dorf, eine sehr schmutzige Kleinstadt und eine sehr finstere Fabrik ineinandergerührt und dann zwischen drei Bergen auf die Erde geschüttet.

Die drei würfelten immer noch, und sie waren jetzt wirklich sehr betrunken. Der, den sie Emmes nannten, stieß mit dem Ellenbogen ein Bierglas um und fluchte und sagte zu dem mit dem tätowierten Handrücken, daß er verdammt noch eins die Schnauze voll habe und daß die Wismut der Teufel holen solle und diese gottverfluchte Arbeit und die Russen sowieso, und überhaupt, und er brauche jetzt eine Frau.

Aber außer dem Mädchen Ingrid war niemand in Reichweite. Er rief ihr also etwas zu, und sie nahm die Schnapsflasche und ging zu ihm, aber er wollte jetzt keinen Schnaps. Er schlug ihr mit seiner braunen Pranke auf die Schulter, er betastete sie, und als sie sich von ihm frei zu machen suchte, lallte er vor sich hin und stieß ihr seinen Schnapsatem ins Gesicht. Sie versuchte, seine Hände abzuschütteln, und redete auf ihn ein, aber gegen diesen Griff kam sie nicht an. Sie wand sich und stemmte die Arme mit den zerbrechlichen Handgelenken gegen seine Brust, sie sah sich mit einem hilflosen Blick um, für einen Augenblick gelang es ihr, die eine Hand freizubekommen, aber er griff sofort wieder zu, und er war jetzt richtig vergnügt. Die beiden anderen standen dabei und grinsten. Niemand fand etwas dabei. Sie tranken weiter ihr Bier und führten ihre Gespräche weiter, der Lärm hing im Raum, und der Kellner schleppte sein Tablett durch die Tischreihen, die Skatspieler am dritten Tisch paßten und mauerten und mauerten und paßten, niemand interessierte sich für das, was am nächsten Tisch geschah, nur die grellgeschminkte |35|Matrone am Ecktisch warf einen Blick hinüber, schmatzte mit den Lippen, sie hatte das ja gleich geahnt, der Große, Starke angelte sich die Kleine vom Büfett, Gottogott, wie die sich anstellte, ach ja: zwanzig Jahre jünger müßte man sein.

Als Loose vor dem Mann stand und sagte: »Laß sie in Ruhe!« – da war er selbst verblüfft. Der Mann ließ tatsächlich die Arme sinken. Es war nur eine kurze, ratlose Bewegung, aber sie genügte dem Mädchen, um hinter die sichere Barriere des Schanktisches zu gelangen; sie genügte auch, um Loose begreifen zu lassen, in was er da hineingeriet.

Und jetzt war plötzlich auch das Interesse der anderen erwacht. Die Gespräche versickerten. Einige standen auf, kamen näher, bildeten einen Halbkreis, der Kellner verschwand mit seinem Biertablett hastig im Hintergrund, das Summen des Ventilators war jetzt sehr laut, und man hörte sogar das Scheppern der Luftbleche. Loose sah, daß auch Christian und der Hilfspolizist aufgestanden waren, aber in sechs, sieben Metern Entfernung stehen blieben. Er dachte: Mist, verdammter. Er wußte, daß es keiner hier mit den dreien aufnehmen würde. Er schwitzte und fühlte den Schweiß an den Handflächen, und dann nahm er die Arme hoch. Es war nicht die erste Schlägerei, und es war auch nicht die erste, bei der er von Anfang an wußte, wer verlieren würde. Angst spürte er kaum – nur diesen Anflug von Schwäche. Aber das ging weg, sobald es losging. Jemand hatte ihm einmal gesagt, daß man immer die Augen beobachten müsse, die Fäuste auch, aber vor allem die Augen. Er hatte die Linke hochgezogen: Der erste Schlag traf ihn an der Kinnspitze, er konnte nur wenig abfangen. Er duckte sich, winkelte einen rechten Aufwärtshaken ab und drehte zurück überm Standbein, er schlug einen Geraden, der voll durchkam, er nahm den Kopf herunter, sah eine Faust vorschnellen, drückte die Ellenbogen an den Körper, drehte sich und schlug zu. Er taumelte zurück, schloß einen Augenblick die Augen und erwartete den |36|Konterschlag. In seinem Schädel dröhnte eine ungeheure Glocke, er hörte das anschwellende Rauschen, das jäh abbrach, und er dachte: Jetzt kommt es. Er zog das Kinn an den Körper und schob die Fäuste hoch. Das Gemurmel hatte sich in eine unwirkliche Ferne verloren. Er öffnete die Augen, starrte in den flackernden Nebel, er wartete noch immer, spürte ein sonderbares Staunen, der Schlag kam nicht.

Als Loose die Fäuste herunternahm, sah er den anderen an die Theke gelehnt stehen, er stützte sich mit einer Hand auf den grünlichen Blechbeschlag und wischte mit dem Rücken der Linken eine Spur Blut aus dem Mundwinkel. Die beiden anderen standen daneben, hatten ihre Biergläser in der Hand und tranken sich zu, sie sahen unbeteiligt an Loose vorbei. Auch alle übrigen saßen wieder an ihren Tischen und murmelten aufeinander ein, irgend etwas war geschehen, und alle wußten es, auch der Kellner, der wieder eilfertig mit seinem Tablett kam; nur Loose wußte nichts. Es hatte alles nur Sekunden gedauert, er hatte nur zweimal zugeschlagen und war auch nur zweimal getroffen worden, es hätte erst richtig anfangen müssen. Er konnte sich nicht erklären, was geschehen war, und ihn schwindelte. Als er sich aber umdrehte, begriff er.

Durch den Mittelgang kamen mit breiten Schritten drei Sowjetsoldaten, ein Offizier und zwei Mann. Sie trugen rote Binden der Militärstreife am Arm, sahen sich ruhig um, die Maschinenpistolen baumelten auf den Rücken. Das war alles, und es genügte. Die Saalschlacht fand nicht statt.

Loose stützte sich schwer auf die Theke. Auf einmal war er schlapp: er fühlte sich wie durch einen Lokomotivkessel voll Dampf gezogen. Das Mädchen hatte ihm ein großes Bier hingestellt, er trank es aus, ohne abzusetzen. Er sah jetzt auch Christian neben sich, und dann hörte er das Mädchen sagen: »Macht schnell, ihr müßt gleich verschwinden. Sobald die Russen weg sind, geht das wieder los.«

Sie zog ihn zur Tür hinter der Theke, die in einen dunstigen Küchenraum führte. Von hier konnte man direkt auf die |37|Straße gelangen. Auch Christian drängte jetzt. Sie sagte: »Das ist an jedem Lohntag so. Und paßt auf, daß sie euch draußen nicht erwischen. Der Lange war Fallschirmjäger, der hat hier schon mal die ganze Bude kurz und klein geschlagen. Und der andere hat immer ein Messer im Stiefel.«

Sie hielt seine Hand und schien noch etwas sagen zu wollen, dann aber hakte sie hastig die Türkette aus. Loose griff nach ihrem Arm, er berührte leicht ihr schmales, biegsames Handgelenk mit seinen Händen, die noch zitterten, und da hob sie plötzlich die Arme und küßte ihn. Die beiden Küchenfrauen sahen neugierig herüber. Sie schob ihn dann zurück, öffnete die Tür, drängte ihn hinaus. Er fand sich auf der Straße, hinter ihm klirrte die Türkette. Kleinschmidt war schon ein Stück vorausgegangen. Da ging auch er.

Sie schlugen den Weg zum Schacht ein, es war kurz nach Mittag, und die Wolkendecke war jetzt endgültig zerrissen. Loose sah sich noch einmal um, aber es folgte ihnen niemand.

Christian dachte: Das hätte auch ganz anders kommen können, und ich hätte es wahrscheinlich nicht getan. Er gestand sich aber, daß Loose imponiert hatte. Er greift einfach zu, dachte er. Und das hinterläßt zumindest Eindruck.

Der Wind hatte sich völlig gelegt, und die grauen Wölkchen segelten sehr hoch und sehr langsam über den Bahnhofsvorplatz. Inzwischen hatte auch der Plakatmaler sein Werk vollendet, es roch beißend nach Nitrolack. Das fängt ja gut an, dachte Loose. Das fängt ja ganz gottverdammt großartig an. Er ging neben Kleinschmidt her, und sie gingen an der Bretterwand entlang, bergwärts, da blieb alles hinter ihm zurück. Bis auf die Inschrift, die sahen sie noch lange, weiß und als sei sie für alle Zeiten geschrieben: ES LEBE DIE DEUTSCHE DEMOKRATISCHE REPUBLIK.

|38|II. Kapitel

Das Dorf war so: Seitental, das von einem Haupttal abzweigt, bewaldete Mulden zwischen drei Bergen. Entscheidend war das Haupttal, die Bahnlinie war dort und die Fernverkehrsstraße und auch der Bach, von dem alle Namen kommen. Langenbach einerseits, andererseits Zweibrücken. Durch Bermsthal zog ein bescheidener Zufluß, das Dorf lag rechtwinklig zum Haupttal, es lag mit Bahnhof und Papierfabrik unmittelbar an Bach und Fernstraße, war freilich dort auch zu Ende: Tal, nach einer Seite geöffnet. Zwar konnte man am oberen Ausläufer zwischen Keilberg und Rabenberg heraus, aber die Straße war noch im Bau, war ehedem nur ein befestigter Weg gewesen, bevor die Wismut kam, die aber brauchte die Straße und baute sie nun, baute sie eilig. Bahnhof und Papierfabrik sind die untere Grenze des Dorfes, sechshundert Meter über NN. Am Bahnhof zweigt die Dorfstraße von der Fernstraße ab, bis Kilometer vier ist sie gepflastert. Das ist der Markt. Aber die neue Straße, die übern Berg soll und hinterm Marktplatz beginnt, muß achtzig Meter höher hinauf, bei drei Kilometern Luftlinie, und immer durch Wald, das ist das Problem.

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