Ryker (Carolina Cold Fury-Team Teil 4) - Sawyer Bennett - E-Book

Ryker (Carolina Cold Fury-Team Teil 4) E-Book

Sawyer Bennett

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Beschreibung

Für den Goalie des Carolina Cold Fury-Eishockeyteams, Ryker Evans, stand noch nie mehr auf dem Spiel. Da sein Vertrag ausläuft, hat er noch ein Jahr Zeit, um zu beweisen, dass er immer noch auf der Höhe seines Könnens ist. Und seit seine Frau ihn verlassen hat, muss Ryker den Spagat zwischen seinem Leben als Eishockeyprofi und dem Leben als alleinerziehender Vater zweier Töchter schaffen. Das Management wartet nur darauf, dass er es vermasselt. Die Fans sind bereit, sich auf ihn zu stürzen. Alle haben es auf ihn abgesehen - bis auf die feurige Rothaarige, deren Vertrauen in Ryker ihm einen Neuanfang ermöglicht. Als einzige weibliche Managerin der Liga weiß Gray Brannon, dass man Geschäft und Privates nicht vermischen sollte. Doch selbst eine taffe Karrierefrau kann manchmal nicht anders, als ihre eigenen Regeln zu brechen. Gray öffnet sich Ryker und hofft darauf, dass ihre gemeinsamen Glückssträhnen ewig anhalten. Doch da Rykers intrigante Ex-Frau ihren Mann zurückerobern will, steht Gray unter Druck und muss ihre zarte neue Liebe retten, bevor es zu spät ist. Teil 4 der ebenso emotionalen wie heißen Reihe rund um das Eishockeyteam Carolina Cold Fury von New York Times-Bestsellerautorin Sawyer Bennett.

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Sawyer Bennett

Carolina Cold Fury-Team Teil 4: Ryker

Aus dem Amerikanischen ins Deutsche übertragen von Joy Fraser

© 2015 by Sawyer Bennett unter dem Originaltitel „Ryker: A Cold Fury Hockey Novel“

© 2024 der deutschsprachigen Ausgabe und Übersetzung by Plaisir d’Amour Verlag, D-64678 Lindenfels

www.plaisirdamour.de

[email protected]

© Covergestaltung: Sabrina Dahlenburg

(www.art-for-your-book.de)

ISBN Print: 978-3-86495-666-9

ISBN eBook: 978-3-86495-667-6

Alle Rechte vorbehalten. Dies ist ein Werk der Fiktion. Namen, Darsteller, Orte und Handlung entspringen entweder der Fantasie der Autorin oder werden fiktiv eingesetzt. Jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Vorkommnissen, Schauplätzen oder Personen, lebend oder verstorben, ist rein zufällig.

Dieses Buch darf ohne die ausdrückliche schriftliche Genehmigung der Autorin weder in seiner Gesamtheit noch in Auszügen auf keinerlei Art mithilfe elektronischer oder mechanischer Mittel vervielfältigt oder weitergegeben werden. Ausgenommen hiervon sind kurze Zitate in Buchrezensionen.

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Epilog

Danksagungen

Autorin

Kapitel 1

Ryker

Alles scheint gleichzeitig zu geschehen.

Die Waschmaschine beginnt im Schleudergang heftig zu rütteln. Das Schlagen gegen den Trockner kann ich ignorieren, während ich Violets Haare flechte, doch ich zucke zusammen, als das Flüssigwaschmittel, das ich auf der Maschine stehen hatte, auf den Fliesenboden knallt. Bei dem Geräusch kann ich mir das glitschige blaue Waschmittel auf dem Boden deutlich vorstellen. Und zwar, weil mir letzte Woche das Gleiche passiert ist. Ich habe die Maschine überladen, weil ich zu faul bin, zwei Durchgänge zu machen. Dadurch geriet die Maschine aus dem Gleichgewicht, und der ganze Kram, den ich darauf stehen hatte, fiel runter.

Ich lasse mich jedoch nicht irritieren und flechte weiter die dicken, dunklen Locken, während Violet ein Lied summt. Ihre kurzen Beine schwingen fröhlich hin und her. Mit ihren sieben Jahren ist sie die Ruhige, die Träumerin. Ich muss ihr Gesicht in diesem Moment nicht sehen, um zu wissen, dass sie ein Lächeln und einen fernen Blick in ihren grauen Augen hat, während sie eine weitere epische Fantasiegeschichte in ihrem schönen Kopf erschafft.

„Dad!“, ruft Ruby von oben.

Es ist ein Geräusch, bei dem sich früher alle Haare auf meinen Armen aufstellten und das mich mehr als einmal erschreckte, weil ich dachte, meine jüngste Tochter wird von einem Eindringling ermordet. Inzwischen habe ich gelernt, dass der Schrei Aufregung und Staunen bedeutet. Ich grinse bei der Überlegung, was Ruby jetzt schon wieder tut. Mit fast fünf Jahren kennt sie das Konzept der Zimmerlautstärke nicht und geht bei allem, was sie tut, bis zum Äußersten.

„Steht das Haus in Flammen, Ruby?“

Ihre süße Kinderstimme ruft: „Nein!“

„Sind Außerirdische gelandet?“ Meine Stimme ist gerade laut genug, um oben gehört zu werden, aber immer noch ein paar Dezibel unter ihrer.

„Nein!“, brüllt sie und ich höre ein Kichern.

„Ist Timmy in den Brunnen gefallen?“

„Nein, Dad, aber du musst herkommen!“, ruft sie etwas leiser, das muss man ihr lassen. Als ich ihr nicht sofort antworte, ruft sie mit einer süßen Stimme, die mein Herz zum Klopfen bringt: „Bitte, Daddy!“

Clever, meine kleine Göre. Wirfst ein paar Manieren ein, und schon hast du mich um den Finger gewickelt.

„Ich bin gleich da!“, antworte ich, während ich Violets Zopf zu Ende flechte und ihn mit einem Haargummi fixiere. Ich gebe ihr einen Kuss auf den Kopf. „Fertig, du Traumzwerg.“

Violet grinst mich schief an. Ich liebe die Sommersprossen auf ihrer Nase, und das zwingt mich, sie erneut zu küssen.

„Tu mir einen Gefallen“, sage ich. „Hol schon mal die Cornflakes und die Milch raus, während ich nachsehe, was deine Schwester will.“

Ich mache mir nicht die Mühe, abzuwarten, was sie tut, denn Violet ist in den letzten Monaten zu meiner metaphorischen rechten Hand geworden. Sie liebt es zwar immer noch, wenn ich ihr die Haare flechte und ihr bei den Hausaufgaben helfe, aber seit die Mädchen im letzten Sommer dauerhaft bei mir eingezogen sind, hat sie gern eine Art Hausfrauenrolle übernommen. Meine Töchter sind jetzt fast sechs Monate hier, und ich habe das Gefühl, dass ich inzwischen besser weiß, was ich tue. Das war nicht immer so, und ich danke Gott für Kates Hilfe, sonst wäre ich in den ersten Monaten als alleinerziehender Vater von zwei Mädchen verrückt geworden. Kate hat mir geduldig geholfen, eine Routine aufzubauen, und mir beigebracht, wie man Haare flechtet, aufgeregtes Schreien von Schmerzensschreien unterscheidet und vor allem, wie man die perfekte Prinzessinnen-Teeparty veranstaltet.

Ich gehe durch das Wohnzimmer, bücke mich, um eine von Rubys Puppen vom Boden aufzuheben, und steige die Treppe hinauf, wobei ich jeweils zwei Stufen auf einmal nehme. Ich finde Ruby in dem Badezimmer, das sie sich mit Violet teilt. Sie beugt sich über die Toilette und starrt auf etwas. Sie hat das gleiche dunkle Haar und die gleichen grauen Augen wie Violet, nur dass ihre Haare aus einer Masse winziger Löckchen bestehen. Ich habe keine Ahnung, woher die kommen, aber ich nehme an, dass es sich um einen verirrten DNA-Strang meiner Vorfahren handelt, entweder von mir oder meiner baldigen Ex-Frau Hensley. Wir beide und auch Violet haben ziemlich glattes Haar, sodass Rubys wilde Locken definitiv aus dem Genpool der Familie stammen, aber sie passen perfekt zu ihrer Persönlichkeit.

„Was ist los?“, frage ich, während ich zur Toilette hinübergehe.

Sie richtet sich auf, grinst mich an und zeigt nach unten. „Sieh mal … eine Spinne.“

Vorsichtig beuge ich mich vor und blicke angewidert in die Schüssel. Heilige Scheiße! Eine Spinne von der Größe eines T-Rex schwimmt auf der Oberfläche. Alle acht Beine abgespreizt und bereit, sich auf mein Gesicht zu heften. Ich unterdrücke ein Erbeben und strecke zaghaft die Hand nach dem Griff aus, um zu spülen.

Zwei Dinge passieren fast gleichzeitig, die mein Leben um mindestens drei Jahre verkürzen. Die Spinne schafft es irgendwie, über das Wasser zu flitzen – und das Tier ist so groß, dass es Wellen schlägt –, und Ruby schreit: „Nein! Mach sie nicht tot, Dad!“

Ich mache einen Satz zurück von der monsterverseuchten Toilette und knalle mit der Hüfte ans Waschbecken. Das ist ein schwerer Schlag für meinen Stolz – als Mann, als Vater und als fast zwei Meter großer Profi-Eishockeyspieler, der den Spitznamen Brick trägt, weil er unbesiegbar wie eine Ziegelsteinmauer ist. „Scheiße!“, fluche ich laut, und Rubys Augen werden rund, gefolgt von ihren Lippen, die ein O formen.

„Das ist ein schlimmes Wort, Dad.“

Das stimmt. Ich lächele, während ich mir die Hüfte reibe. Das wird einen blauen Fleck geben. „Tut mir leid, Ruby. Ich stecke nachher einen Dollar in das Fluchglas.“

Sie nickt, um meine Entschuldigung anzunehmen, und wendet sich mit besorgtem Blick wieder der Toilette zu. „Du musst sie retten“, fleht sie.

Äh, nein, auf keinen Fall. Niemals. „Sicher, Baby“, sage ich, nehme sie an der Schulter und drehe sie in Richtung Badezimmertür. Ich schwöre, die Spinne starrt mich mit einer Million roter, böser Augen an. „Geh runter und frühstücke. Violet macht dir deine Cornflakes. Ich hole die Spinne raus.“

„Okay“, sagt Ruby, während sie sich von mir wegbewegt, mir jedoch weiterhin Anweisungen gibt. „Aber lass sie durch die Vordertür raus. Ich bringe ihr später etwas zu essen.“

„Guter Plan“, versichere ich ihr, und sie verschwindet die Treppe hinunter.

Als ich höre, dass sie unten ist, drehe ich mich zur Toilette, in der Absicht, schnell zu spülen, um mich von meinem Elend zu befreien. Aber als ich in die Schüssel schaue, ist das verdammte Ding weg. Ich gebe es zu. Spinnen jagen mir eine Höllenangst ein. Ich habe keine Ahnung, warum, und obwohl ich für meine Töchter bis zum Tod gegen das größte, böseste Monster kämpfen würde, würde ich eine kleine Spinne lieber die Toilette runterspülen. Sofort gehe ich rückwärts aus dem Bad, greife nach der Klinke und schließe die Tür schnell hinter mir. Mein Herz rast bei dem Gedanken, dass diese pelzige Höllenbestie jetzt in meinem Haus herumläuft.

Das ist nur ein weiterer Punkt auf der Liste der Dinge, die ich heute noch erledigen muss.

Die Mädchen für die Schule fertig machen.

Sie zur Schule bringen.

Das Waschmittel aufwischen.

Die Wäsche beenden.

Mich mit einer Dose Haarspray und einem Feuerzeug bewaffnen, um die böse Spinne im Badezimmer abzufackeln.

Meine Sachen aus der Reinigung abholen.

Work-out machen.

Zum Teamtraining gehen.

Die Mädchen bei Kate und Zack abholen.

Abendessen machen.

Die Mädchen baden.

Märchenstunde und kuscheln.

Ins Bett gehen und erschöpft sein.

Es ist alles verdammt einfach, und am nächsten Tag stehe ich auf und mache alles noch einmal, mit einem Lächeln im Gesicht. Ich stelle fest, dass das Leben als Alleinerziehender nicht so entmutigend ist, wie ich dachte, und ich habe endlich einen Rhythmus gefunden. Und meine Rolle als alleinerziehender Vater ist nicht das Einzige, in dem ich meinen Groove gefunden habe, denn im Moment spiele ich mit den Carolina Cold Fury das beste Eishockey meiner Karriere. Das ist dasselbe Team, das ich in der letzten Saison in den Play-offs im Stich gelassen habe, womit ich unsere Chance auf den Pokal beendete.

Wir stehen an der Schwelle zum Dezember und die Saison läuft bereits seit zwei Monaten. Dreiundzwanzig Spiele vorbei. Sechzehn Spiele gewonnen. Mein Gegentorschnitt liegt bei 1,92 und meine Fangquote bei 93,6 Prozent. Die beste Torwartstatistik der Liga und ich bin verdammt gut drauf. Wenn ich diese Serie fortsetze, habe ich eine weitere Chance auf die Vezina Trophy für den besten Torwart der Saison. Noch wichtiger ist, dass wir, wenn meine Ausdauer anhält, einen weiteren ernsthaften Anlauf auf die Meisterschaft machen können, was mein schlechtes Gewissen beruhigen würde. Nicht annähernd so wichtig, aber etwas, das mir eine kleine Freude bereiten würde, ist, dass ich all den Zweiflern, Neinsagern und Arschlöchern, die mich als zu alt bezeichnet haben, um noch Eishockey zu spielen, ins Gesicht schreien könnte: „Irrtum!“

Ich bin gerade zweiunddreißig geworden, um Himmels willen. So wie ich spiele, habe ich noch einige Jahre in der Liga vor mir.

Mein Telefon gibt einen kurzen Ton von sich und ich ziehe es aus der Tasche. Ich kann nicht verhindern, angewidert den Mund zu verziehen, als ich eine E-Mail von Hensley sehe. Die meisten Menschen würden mir zustimmen: Ein Mann hat das Recht, sich vor seiner Frau zu ekeln, wenn sie mit einem anderen Mann schläft. Noch dazu, wenn dieser andere Mann ein Teamkollege ist. Aber das ist nicht der Grund, warum ich die Nase rümpfe. Nein, das habe ich so ziemlich hinter mir gelassen, denn ich denke gar nicht mehr an sie. Tatsächlich erwarte ich jeden Tag das rechtskräftige Scheidungsurteil mit der Post. Unsere Anhörung hat letzten Monat in Boston stattgefunden, und mein Anwalt versicherte mir, dass die Scheidung ohne Probleme durchgehen würde. Vor allem, weil Hensley und ich uns auf eine Aufteilung unseres Vermögens einigen konnten und das Sorgerecht für die Mädchen mir zugesprochen wurde.

Nein, ich habe absolut kein verbittertes Gefühl mehr wegen des Verlusts meiner Frau und ihres Verrats an unserer Ehe. Es ist vorbei, und ich bin bereit, weiterzumachen.

Ich bin jedoch von Hensleys Haltung gegenüber ihren Töchtern entsetzt. Diese kostbaren silberäugigen Schönheiten, die sie vor meiner Haustür abgesetzt hat, bevor sie sich aus deren Leben verabschiedete, um während der Eishockeysaison mit ihrem Lustknaben durchs Land zu ziehen.

Ein kurzer Blick auf ihre E-Mail und mein Magen krampft sich zusammen. Es ist eine Erinnerung daran, dass sie nächste Woche in der Stadt sein wird, wenn mein ehemaliges Team, die Boston Eagles, hier in Raleigh gegen die Cold Fury spielen werden. Da Hensley immer noch mit meinem ehemaligen Eagles-Teamkollegen Patric Sutter vögelt und ihn auf Reisen begleitet, wird sie zu Besuch kommen. Offenbar will sie etwas Zeit mit Violet und Ruby verbringen.

Bevor meine Finger auch nur anfangen können, eine hoffentlich ruhige Antwort zu tippen – denn seien wir ehrlich, ich werde sie nicht von den Mädchen fernhalten –, fängt mein Telefon an zu klingeln und das Bild von Zack erscheint.

Zack Grantham. Mein Mannschaftskamerad. Mein bester Freund. Lebenspartner von Kate Francis, dem Teilzeit-Kindermädchen meiner Kinder und gleichzeitig der Engel, der mir geholfen hat, Bodenhaftung zu bekommen, als ich sie am meisten brauchte.

„Was geht ab?“, frage ich und lehne mich mit dem Rücken an die Wand des Flurs. Ich behalte die Badezimmertür im Auge für den Fall, dass die Spinne herauskrabbelt. Ich halte meinen Fuß bereit, um zuzuschlagen und das kleine Scheißerchen zu zertreten, falls es sich zeigt.

„Alter, mach sofort den Fernseher auf Kanal dreiunddreißig an“, sagt er eilig.

Ich denke nicht einmal daran, die Dringlichkeit in Zacks Stimme zu hinterfragen, und gehe in Violet und Rubys Zimmer, um mir die Fernbedienung zu schnappen. Schnell schalte ich auf den Sportnachrichtensender um, während ich mich auf Violets Bett setze, dessen Tagesdecke mit lila Blumenmuster und weißer Spitze verziert ist.

„… auch wenn es noch spekulativ ist, scheint es so, als ob es die erste weibliche Managerin in der achtundneunzigjährigen Geschichte der Liga geben würde. Quellen innerhalb der Cold-Fury-Verwaltung bestätigen lediglich, dass Brian Brannon von seiner Position als Manager des Teams zurückgetreten ist, aber Präsident und CEO der Organisation bleiben wird. Eine offizielle Erklärung wird im Laufe des Tages erwartet.“

Der männliche Reporter wendet sich an seine Co-Moderatorin am Tisch, eine Blondine, die eher wie eine Schönheitskönigin als eine Sportreporterin aussieht. „Also, Jessica, potenziell historische Nachrichten, die heute aus Raleigh, North Carolina kommen.“

Die Blondine nickt ernst und wendet sich der Kamera zu. „Sehr historisch und auch umstritten. Wenn die Gerüchte stimmen, wird Grayson Brannon, Tochter und Erbin des Brannon-Vermögens, die erste weibliche Managerin eines professionellen Eishockeyteams werden. Das wird mit Sicherheit hitzige Debatten über ihre Fähigkeiten auslösen, und es wird interessant werden, zu sehen, wie sich das entwickelt.“

Der männliche Reporter nickt weise und blickt auf ein Tablet, das vor ihm auf dem Tisch steht. „Schon jetzt häufen sich in den sozialen Medien die Kommentare über den Wechsel im Management.“

Auf dem Fernsehbildschirm erscheint links neben dem Reporter eine Nachrichtengrafik, die einige der Tweets zeigt, während er sie laut vorliest. „Hier ist einer von @FuryFan4Life. Was zum Teufel denkt sich @Carolina_Cold_Fury? Eine Frau als Managerin? Lächerlich.“

Die blonde Reporterin stützt ihr Kinn auf die Handfläche und betrachtet den Moderator beim Verlesen der Tweets. Ihr Gesicht ist die perfekte Maske des besorgten Interesses.

„Gray Brannon ist mehr als qualifiziert. Gebt ihr eine Chance“, liest er vor. „Das kommt von @carolina_girl_87.“

„Es wird viele polarisierte Meinungen darüber geben“, sagt die Blondine, und die Kamera zoomt auf sie. „Man sollte bedenken, dass Gray Brannon zwar jung ist, aber die nötige Erfahrung hat.“

Ich drücke die Stummschalttaste des Fernsehers, weil ich nicht alles über Gray Brannon hören muss. Ich weiß schon genug.

„Glaubst du, es ist wahr?“, frage ich Zack, als ich ihn auf Lautsprecher stelle.

„Keine Ahnung. Ich habe gerade ferngesehen, und da kam diese Eilmeldung.“

Fast wie von Geisterhand brummt mein Telefon und eine Nachricht erscheint. Sie kommt aus dem Büro der Cold Fury und lautet schlicht: Teambesprechung um siebzehn Uhr.

„Hast du die Nachricht gerade bekommen?“, fragt Zack.

„Ja. Und ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und sage, dass es wahr ist.“

Zack gibt einen leisen Pfiff von sich. „Mutiger Schachzug von Brannon.“

Das stimmt. Er setzt seine Tochter auf den Posten des Teammanagers. Das ist verdammt mutig, und ich schätze, es wird zu Unstimmigkeiten in der Chefetage führen. Allerdings nicht bei mir. Ich glaube, dass Gray Brannon den Job machen kann. Sie ist schließlich diejenige, die persönlich dafür verantwortlich ist, dass ich zu den Cold Fury gewechselt bin, und allein deshalb hat sie meine Unterstützung.

Kapitel 2

Gray

„Ich muss dich nicht einmal fragen, ob du dazu bereit bist“, sagt mein Vater, als wir mit dem Aufzug in das Untergeschoss des Stadions fahren.

Ich lehne mich lässig an die Wand, betrachte mich kritisch in der Spiegelung der bronzenen Türen und fühle mich wohl mit der Wahl meiner Garderobe. Ein langer schwarzer Rock mit einem gleichfarbigen Spitzenüberrock, der mir etwa acht Zentimeter über die Knie reicht. Er schmiegt sich an meine Figur und hat einen ausgestellten Saum und einen kleinen Schlitz hinten. Ich habe ihn mit schwarzen Netzstrümpfen und trendigen Pumps kombiniert. Die Rüschen einer cremefarbenen Bluse ragen aus der schwarzen zugeknöpften Strickjacke, die absichtlich eng anliegt, damit die Kurven meiner Brüste zur Geltung kommen.

Es wird glasklar, dass ich eine Frau bin, die in die Höhle des Löwen geht.

Mein Make-up ist makellos und betont meinen blassen Teint und mein feuerrotes schulterlanges Haar. Besagtes Haar ist gestylt, wie ich es am liebsten mag – in großen Wellen, die perfekt sitzen, wenn ich die Finger hineinschiebe und es kurz kräftig aufschüttele, während ich mich nach vorn beuge. Sobald ich mich wieder aufrichte, sehen die wilden Wellen wie ein vom Wind verwehtes, aber stylishes Chaos aus. Mein heutiger Look ist kalkuliert. Er schreit förmlich Weiblichkeit mit einem leicht viktorianischen Flair, dank der Brosche meiner verstorbenen Mutter. Der Look ist sexy, wegen der Netzstrümpfe und der hohen Absätze. Und schlussendlich ist er auch individuell, denn ich habe ein konservatives Business-Kostüm gemieden und mich für einen vielseitigen Mix entschieden, sodass man unschwer erkennen kann, dass ich eine Frau bin, die über den Tellerrand hinausschaut. Weshalb ich jetzt die Managerin der Carolina Cold Fury bin.

Ich stecke die Hände in die Taschen meines Rocks und grinse Dad an. „Nein, du brauchst nicht zu fragen. Ich bin bereit.“

„Das ist mein Mädchen“, sagt mein Vater Brian Brannon mit aufrichtiger Zuneigung und Stolz in seinen irischen grünen Augen.

Irisch in der zweiten Generation. Seine Worte sind kurz und prägnant, es sind sein Tonfall und die Emotionen in seinen Augen, die alles über die Liebe eines Vaters zu seiner Tochter sagen.

„Willst du einen Rat?“, fragt er beiläufig, als der Aufzug zum Stehen kommt und sich die Türen öffnen.

„Gern“, sage ich und folge ihm nach draußen, wo meine Absätze im Einklang mit den Ferragamo-Schuhen meines Vaters auf dem Industriefliesenboden klicken.

„Sei einfach du selbst“, sagt er, während wir nebeneinander zum Mannschaftsraum gehen.

Es ist ein stadionähnlicher Raum, in dem sich das Team normalerweise trifft, um Videos der Spiele anzuschauen, aber manchmal auch, um als Gruppe Informationen zu empfangen.

„Ich selbst sein?“, frage ich skeptisch. „Das ist alles, was der große Brian Brannon rät?“

„Ja, sei du selbst. Versuche nicht, deren Erwartungen zu entsprechen. Ich habe dir diesen Posten nicht angeboten, damit du genau denselben Job machst wie ich. Ich habe ihn dir gegeben, weil ich möchte, dass du darin besser bist als ich. Und das kannst du nur sein, wenn du bist, wie du bist, und nicht, wie sie dich haben wollen.“

Ich lege einen Arm um Dad und spüre die Kraft, die er im reifen Alter von achtundfünfzig Jahren ausstrahlt. Ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen, als ich ihn an mich drücke. „Es ist erstaunlich, dass ich nicht zu einem narzisstischen, egozentrischen Arschloch geworden bin, so viel, wie du mein Ego streichelst.“

Dad lacht leise. „Als ob du jemals weniger perfekt sein könntest.“

Am Ende des Flurs biegen wir rechts ab und die Tür zum Sitzungssaal wird sichtbar. Bis auf das leichte Flattern in meinem Bauch deutet nichts darauf hin, wie bedeutsam dieser Anlass ist.

Für mich.

Für die Liga.

Für dieses Team.

Mit gerade einmal einunddreißig Jahren stehe ich kurz davor, zu einer der jüngsten Managerinnen der Liga ernannt zu werden. Als Frau ist jemand wie ich in dieser Position eine Seltenheit, und ich werde keinen Freifahrtschein erhalten, nur weil ich die Tochter von Brian Brannon bin. Obwohl ich glaube, dass mein Vater Gott am nächsten kommt, gibt es viele da draußen, die denken werden, dass er verrückt geworden ist, zurückzutreten und mich zur Managerin zu ernennen.

Viele werden von Vetternwirtschaft reden. Einige werden annehmen, dass er sich einfach nicht mehr für das Team interessiert. Vielleicht glauben einige sogar, er wäre nur faul und wollte das Kopfzerbrechen nicht mehr haben, das mit der Tätigkeit als Präsident und CEO eines professionellen Sportteams sowie als Manager einhergeht.

Aber sie irren sich alle, und ich hoffe aufrichtig, dass sie ihm heute glauben. Wenn nicht, scheiß drauf. Ich habe einen Job zu erledigen, und Skeptiker, Chauvinisten, Puristen und andere konservative Arschlöcher werden mich nicht davon abhalten, meine Ziele zu erreichen.

Diese Mannschaft soll zum Champion werden.

Ich höre das Rascheln von Kleidung auf den Plätzen, als wir reinkommen. Ich folge meinem Vater zum Podium und schenke Coach Pretore, der in der ersten Reihe sitzt, ein Lächeln und ein Nicken. Ich glaube, ich habe ihn für mich eingenommen, aber ich kann nicht sicher sein, bevor ich nicht eingestiegen bin und mit der Arbeit begonnen habe.

Dad war noch nie ein Freund von Pomp, Schönfärberei oder langen Einleitungen. Er kommt direkt zur Sache.

„Ich weiß, dass ihr alle die Nachrichten gesehen habt, und ich bedauere, dass es durchgesickert ist, bevor ich zu euch sprechen konnte. Mit dem heutigen Tag bin ich offiziell von meiner Position als Manager der Cold Fury zurückgetreten.“

Keiner spricht ein Wort. Kein einziger Laut ist zu hören. Das sagt mir, dass tatsächlich alle die Nachricht schon gehört haben.

„Ich ernenne meine Tochter, Gray Brannon, zu meiner Nachfolgerin.“

Und da ist es. Das Rascheln, wenn sich die Körper auf ihren Sitzen bewegen. Mein Vater fährt fort und macht feste und klare Aussagen über meine Qualifikation.

Mit neunzehn Jahren habe ich meinen Abschluss in Princeton gemacht.

Mit einundzwanzig erhielt ich meinen Master of Business.

Mit vierundzwanzig promovierte ich in Berkeley in Statistik.

Mein genialer IQ ist 142.

Okay, Dad. Das ist ein bisschen viel. Komm zu den guten Sachen.

Während ich Dad halb zuhöre, wie er voller Stolz von meinen beiden olympischen Medaillen erzählt, die ich als Spielerin im amerikanischen Frauen-Eishockeyteam gewonnen habe – eine silberne und eine goldene –, lasse ich meinen Blick über die Gruppe schweifen. In den beiden vorderen Reihen sitzen die Coaches sowie das Ausrüstungs- und das Trainerteam. Die Spieler sitzen in cliquenartigen Gruppen zusammen, je nachdem, in welcher Line sie spielen. Das ist nicht festgeschrieben, aber ich wette, es liegt daran, dass sie eine einzigartige Verbindung und Kameradschaft haben. Sie haben so etwas wie einen sechsten Sinn, der es ihnen ermöglicht, sich gegenseitig auf dem Eis zu lesen.

Mein Blick streift Ryker Evans, den Torwart unserer Mannschaft, und fällt dann wieder auf ihn zurück. Er sieht nicht meinen Vater an, sondern mich, und ich ertappe mich dabei, wie ich unwillkürlich von seinen silbergrauen Augen angezogen werde. Das passiert jedes Mal, wenn ich ihn ansehe, sei es persönlich oder wenn er ein Interview im Fernsehen gibt, was wieder einmal beweist, dass ich tatsächlich eine Frau bin.

Seine Lippen heben sich und seine Augen strahlen Glückwünsche aus. Er nickt mir zu und lässt dann seinen Blick zu Dad gleiten, der jetzt meine Scouting-Bemühungen für die Cold Fury lobt. Ich war in den letzten zwei Jahren der Senior Scout und habe einige großartige Spieler für das Team gefunden.

Ich bewege den Blick nicht sofort weiter, sondern nehme mir einen Moment Zeit, um Rykers kühne Erscheinung zu bewundern. Man nennt ihn Brick, weil er vor dem Tor wie eine Backsteinmauer wirkt. Außerdem ist er sehr groß. Ich meine wirklich groß für einen Torwart, aber er ist trotzdem einer der beweglichsten Torhüter, die ich je gesehen habe. Und wenn ich kurz als Frau spreche, er hat das Gesicht eines GQ-Covermodels. Falls ich mich recht erinnere, war er sogar schon zweimal auf dem Cover. Dunkles Haar, silberne Augen und ein Bart, der nicht länger als drei Tage zu wachsen scheint und nie kürzer oder länger wird, selbst während der Play-offs. Ich bin sicher, dass er eine zweite Karriere als Model machen könnte, wenn er sich zur Ruhe setzt und das will.

Wie es aussieht, interessiere ich mich jedoch viel mehr für Ryker Evans wegen seiner sportlichen Fähigkeiten als wegen seines Äußeren, und ich halte ihn für eine meiner größten Entdeckungen als Scout. Das dachte ich auch, als unsere Play-off-Hoffnungen in Rykers erstem Spiel im Trikot der Cold Fury zunichtegemacht wurden, weil er einen Strafschuss nicht abwehren konnte und uns damit eine dicke Niederlage einbrachte. Ich hielt ihn immer noch für einen fantastischen Spieler, selbst als der Finanzchef der Organisation, Bill Bowman, mich in einer Personalversammlung ausschimpfte, weil ich auf einer so teuren Entdeckung für das Team bestanden hatte. Ich erinnere mich sehr gern an diesen Tag. Bill wurde rot im Gesicht, als er mich beschimpfte, und mein Vater lehnte sich auf seinem Stuhl am Kopfende des Konferenztisches zurück und ließ mich das alles auf mich nehmen. Als ich erwachsen wurde, focht Dad nie mehr meine Kämpfe für mich aus, und ich liebte ihn dafür. Es bedeutete, dass er mich respektierte.

Es spielte keine Rolle, dass es völlig unfair war, diese Niederlage Ryker in die Schuhe zu schieben. Tatsache ist, dass das Team als Ganzes und mit unserem Stammtorwart Max Fournier in den Play-offs gegen Atlanta eine Drei-Spiele-Führung verspielte. Ryker kam eiskalt von der Bank, als Max sich eine Knieverletzung zuzog, die seine Saison beendete, und wurde sofort ins Tor gestellt, um einen Strafstoß gegen einen der besten Spieler der Liga abzuwehren.

Und als das danebenging, wurde er zum Ausgestoßenen des Cold Fury Teams.

Zumindest für kurze Zeit. Aber im Moment ist es schwer, als Außenseiter betrachtet zu werden, wenn man eine Fangquote von 93,6 Prozent hat. Ja, jetzt ist mein Spieler wieder oben. Er ist zu einem Anführer des Teams geworden – ein Mann, zu dem die jüngeren Spieler aufschauen. Er ist auf dem Eis der Hammer, und ich glaube, dass ihn in dieser Saison nichts aufhalten kann. Ich sehe es in seinen Augen, an der Position seines Kinns, an seiner Körperhaltung. Ryker Evans, die Backsteinmauer, wird dieses Team – mein Team – in die Play-offs führen. Er will etwas beweisen, und das ist für mich in Ordnung … was immer ihn am besten motiviert.

„… was bedeutet, dass Gray sich vor euch beweisen muss. Ich bitte euch nicht, ihr eine faire Chance zu geben, denn ich weiß, dass sie euch selbst nie darum bitten würde. Ich bitte euch nur darum, abzuwarten und sie an ihren Taten zu messen.“

Dad geht vom Podium und zwinkert mir zu. Er streckt eine Hand aus und zeigt damit an, dass ich jetzt das Wort habe. Ich erwarte nicht, mit offenen Armen empfangen zu werden. Ich erwarte nicht, dass man mich mit Applaus, Pfiffen oder gar metaphorischem Eishockeyschlägerschlagen begrüßt. Aber ich bekomme mehr, allein durch das kurze Nicken von Ryker Evans. Das reicht mir völlig. Das macht es mir umso leichter, auf das Podium zu steigen und mich darauf vorzubereiten, meinen Platz in der Eishockeygeschichte zu sichern.

„Ich habe es nicht so mit inspirierenden Reden. Es ist nicht meine Aufgabe, euch zu Großem zu motivieren, wie es Coach Pretore tut. Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass er das nötige Rüstzeug hat, um die Mannschaft zum Sieg zu führen. Ich bin nicht überheblich, wenn ich sage, dass wir das Zeug dazu haben, den Cup in diesem Jahr zu gewinnen. Ich sage das mit Zuversicht, weil ich einen guten Teil von euch Männern rekrutiert habe. Keiner von euch braucht mir unter den Rock zu gucken, um zu wissen, dass ich nicht wie ihr ein großes Paar haarige Eier habe. Aber ich sage euch, nur weil ich einen Rock trage, solltet ihr mich nicht unterschätzen. Wenn euch das gelingt, mache ich euch zum Mitglied einer Eishockey-Dynastie.“

Ich höre ein Kichern aus dem hinteren Teil des Raumes und sehe, dass Claude Amedee versucht, sein Grinsen zu verbergen. Offensichtlich ist das, was ich gesagt habe, zu einem geflüsterten Witz unter den Spielern geworden, denn die Jungs, die um ihn herum sitzen, versuchen, mit einem falschen Lächeln im Gesicht unschuldig auszusehen. Ich kümmere mich nicht weiter darum. Darauf bin ich vorbereitet.

„Wir haben in dieser Woche drei Heimspiele, also werde ich mit jedem von euch ein persönliches Gespräch führen. Der Zweck ist ein doppelter. Erstens möchte ich, dass jeder von euch die Möglichkeit hat, sich mit mir zusammenzusetzen und mir seine Bedenken mitzuteilen. Ohne Vorbehalte, völlig ehrlich und ohne Konsequenzen. Zweitens werden wir die Ziele durchgehen, und damit meine ich, dass ich euch sage, was jeder von euch tun muss, um seine Position in diesem Team zu behalten. Ich verabscheue Unpünktlichkeit, also kommt nicht zu spät.“

Noch mehr Kichern aus dem hinteren Teil des Raumes, als ich mich vom Podium abwende, und ich werde von dem warmen Blick meines Vaters begrüßt. Ich weiß, dass es ihn umbringt, die Störer nicht niederzustarren, aber er würde mich nie auf diese Weise respektlos behandeln. Er weiß, dass ich mich selbst mit ihnen auseinandersetzen und mir den Respekt verdienen muss.

All meine Abschlüsse, IQ-Punkte und olympischen Medaillen bedeuten diesen Jungs einen Dreck. Sie werden Ergebnisse sehen wollen, und genau die werde ich liefern.

Kapitel 3

Ryker

Es ist unmöglich, es sich auf dieser Couch bequem zu machen. Wer auch immer die Büros für Führungskräfte entworfen hat, scheint vergessen zu haben, dass große, kräftige Männer im Team spielen. Das beweist die niedrige, dunkelgraue Couch im europäischen Stil, die hart wie Stein ist und mir auf ihr praktisch die Knie bis zum Kinn reichen.

Ich blättere Sports Elite der letzten Woche durch und lese mit Interesse die Vorhersagen für das National Championship Game im College Football. Obwohl sie Außenseiter sind, setze ich auf die Buckeyes. Ich würde auch meinen gesamten Gehaltsscheck darauf verwetten, dass nächste Woche Gray Brannons Gesicht auf der Titelseite zu sehen sein wird.

KANN EINE FRAU EIN EISHOCKEYTEAM LEITEN?

In allen großen Sportmedien wird nur noch darüber geredet, und ehrlich gesagt, ich habe es satt. Es scheint der allgemeine Konsens zu herrschen, dass sie scheitern wird, nur weil sie sich zum Pissen hinsetzt. Das scheint auch die Einstellung der Spieler zu sein. Ich habe mehr als einen Mann gehört, der aus seinem Treffen mit Gray Brannon kam und über ihre Vorstellungen und Methoden schimpfte. In den letzten zwei Tagen, in denen sich alle einzeln mit ihr getroffen haben, habe ich versucht, Details von den Spielern zu bekommen, aber nicht einer von ihnen konnte mir eine konkrete Beschwerde nennen. Auch hier konzentrieren sich die meisten nur auf die Tatsache, dass Gray eine Frau ist.

Claude Amedee hat gestern im Kraftraum über sie gemeckert. Als ich ihn fragte, was genau sein Problem mit ihr sei, sagte er ernsthaft: „Ich habe einen Artikel gelesen, in dem stand, dass sie niemals heiraten und Kinder haben will. Ich meine, kann das überhaupt natürlich sein?“

Ich fühlte mich, als wäre ich in den sprichwörtlichen Kaninchenbau gefallen und im achtzehnten Jahrhundert wieder aufgetaucht. Aber ich habe mich nicht mit ihm angelegt. Ich lege mich mit keinem von ihnen an. Sie haben ein Recht auf ihre Meinung, genau wie ich. Solange wir alle das Ziel im Auge behalten.

„Ich setze auf die Buckeyes“, höre ich, sehe auf und erblicke Gray Brannon. Ihre grünen Augen sind auf die Zeitschrift in meiner Hand gerichtet. „Urban Meyer ist einer der größten Trainer aller Zeiten. Alle scheinen seine Rückkehr zu unterschätzen.“

„Da stimme ich zu“, sage ich, werfe das Magazin neben mich und erhebe mich von der Couch, indem ich meinen Körper wie ein Messer aufklappe. Ich halte Gray meine Hand hin und sie schüttelt sie mit einem festen Druck. „Glückwünsche sind angesagt. Dein Vater hat eine mutige Entscheidung getroffen, aber ich bin sicher, es war die richtige.“

Gray legt den Kopf schief und schenkt mir ein kleines Lächeln. Ich sehe auch ein gewisses Maß an Dankbarkeit. Sie drückt meine Hand noch einmal kurz, bevor sie sie loslässt.

„Du hast Vertrauen in mich.“ Sie sagt es mit Nachdruck und einem Hauch Verwunderung.

„So wie du mir letztes Jahr vertraut hast.“

„Und ich habe immer noch Vertrauen in dich.“

Sie lächelt, und ich folge ihr einen kurzen Flur entlang, vorbei am Büro ihres Vaters, das leer und abgedunkelt ist, zu ihrem Büro, in dem sie das Scouting gemacht hat. Ich kenne es, weil ich den Kopf hineingesteckt habe, um sie zu begrüßen, als ich kam, um mit ihrem Vater und meinem Agenten die Bedingungen meines Vertrags zu besprechen.

„Ich dachte, du würdest in ein größeres Büro umziehen“, sage ich, als wir hineingehen, und stelle fest, dass es genauso vollgestopft ist mit Stapeln von Papieren wie beim letzten Mal, als ich hier war.

„Nein“, sagt sie, während sie sich hinter ihren Schreibtisch setzt. „Ich fühle mich hier wohl.“

Stapel von Dokumenten und Ordnern bedecken ihren gesamten Schreibtisch. Ordner säumen die Regale und Bücher liegen auf dem Boden. Es ist ein totales Chaos, aber ich habe das Gefühl, dass Gray nur so arbeiten kann. Ich hebe einen Stapel Bücher von einem der Stühle und setze ihn auf den Boden. Sie grinst mich verlegen an, als ich mich auf dem Stuhl niederlasse.

„Sorry. Das ist nur etwas Lektüre für heute Abend.“

Ich betrachte den Bücherstapel auf dem Boden.

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„Ich weiß nicht, ob ich beeindruckt oder erschrocken sein soll“, sage ich ehrlich, und als ich meinen Blick wieder zu ihr hebe, werde ich leicht aus dem Gleichgewicht gebracht, weil sie den Kopf zurückneigt und lacht. Ihr Sinn für Humor und das lockere Geplänkel, das wir miteinander treiben, überrascht mich nicht. Doch ihre vollen Lippen, hinter denen sich absolut perfekte Zähne befinden, und die funkelnden grünen Augen, deren Blick auf mir ruht, machen mich ein wenig sprachlos.

Das ist ein Schlüsselmoment für mich. Ein Moment, auf den ich eines Tages zurückblicken und denken werde: Das war der Moment, in dem mir klar geworden ist, dass Gray Brannon eine fantastisch schöne und sexy Frau ist, und dass sie nicht unnahbar ist.

Natürlich wusste ich immer, dass sie attraktiv ist. Wie auch nicht, bei dem heißen Körper und dem engelhaften Gesicht? Das ist mir immer aufgefallen, denn ich bin ein Mann und wir bemerken so etwas. Aber ehrlich gesagt habe ich Gray stets als eine ungemein talentierte Geschäftsfrau und eine brillante Eishockeyspielerin betrachtet. Eine Frau, die ich, je mehr ich über sie erfuhr, mit großem Respekt für ihre Leistungen und ihr Talent betrachtete. Obwohl ich sie kaum gesehen habe, seit sie mich vor fast neun Monaten rekrutiert hat, habe ich ihre Laufbahn verfolgt.

Und ich sage, dass jeder, der sie unterschätzt, ob Mann oder Frau, eins draufkriegen wird.

Aber jetzt, wo sie so offen über mich und mit mir lacht … ist sie einfach nur umwerfend.

„Ich denke, du solltest beeindruckt sein, Ryker“, sagt sie und ihr Lachen versiegt langsam. „Ich glaube, unsere Gegner sollten erschrocken sein.“

Ich schüttele leicht den Kopf, um ihn zu klären, denn obwohl ich mich als Mann niemals dafür entschuldigen würde, eine wunderschöne Frau zu betrachten, ist dies etwas Geschäftliches, kein Vergnügen. Ich muss schnell die Tatsache vergessen, dass Gray Brannon eine Frau ist, die mich auf einer persönlichen Ebene interessieren könnte. Der Gedanke daran, was diese Lippen …

Nein, nicht einmal in diese Richtung denken.

„Ich lehne mich jetzt mal weit aus dem Fenster“, sage ich und nicke zu den Büchern am Boden, „und behaupte, dass du vorhast, dein geniales Gehirn zu benutzen, um unsere Organisation und unsere Gegner zu analysieren und dann eine ernsthafte Zauberstrategie zu entwickeln.“

Gray lehnt sich vor, stützt die Ellbogen auf den Schreibtisch und verschränkt die Hände. Ihr Blick ist ernst und schelmisch zugleich. „Ich glaube, dein Gehirn ist auch ziemlich genial, denn du hast meine Managementphilosophie in weniger als zehn Sekunden und mit einem Blick auf ein paar alte Bücher verstanden. Bei jedem deiner Teamkollegen habe ich fast eine Stunde gebraucht, um ihnen zu erklären, was ich mir vorstelle.“

„Vielleicht hättest du in kürzeren Sätzen sprechen sollen“, scherze ich, während ich locker mein rechtes Bein auf mein linkes Knie lege.

„Vielleicht hätten sie besser zugehört, wenn sie nicht die ganze Zeit auf meine Titten gestarrt hätten.“

Ich kann verstehen, was meine Teamkollegen denken. Gray Brannon besitzt fantastische Titten, soweit ich das bei früheren heimlichen Blicken erkennen konnte, aber zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass mein Blick heute kein einziges Mal dorthin fiel.

„Du hast deutlich gemacht, dass diese Treffen zwei Ziele haben. Sie sollen uns die Möglichkeit geben, dir unsere Bedenken mitzuteilen, und du willst uns mitteilen, was wir tun müssen, um unsere Jobs im Team zu behalten.“

Gray zuckt leicht zusammen. „Das hört sich hart an, wenn man es so ausdrückt.“

„Aber du bist ja auch knallhart, nicht wahr?“ Ich achte darauf, dass ich ihr ein aufrichtiges Lächeln schenke, als ich das frage, denn ich will nicht, dass sie sich angegriffen fühlt. Jeder Geschäftsführer in dieser Branche, ob männlich oder weiblich, muss ein dickes Fell und Eier in der Hose haben und aus Stahl sein, um es mal so auszudrücken.

Sie antwortet nicht auf meine Frage, sondern fragt stattdessen: „Weißt du, warum ich dich für die Cold Fury haben wollte?“

„Wegen meiner Laufbahn, meiner Erfahrung.“

„Nein“, sagt sie mit Nachdruck, während sie ihren Stuhl zurückschiebt, sich dem Regal hinter ihr zuwendet und einen Ordner herauszieht. Sie reicht ihn mir über den Schreibtisch. Als ich ihn nehme, sehe ich meinen Namen in dunkelblauer Schrift auf dem Rücken. Sie nickt. „Deine Laufbahn und deine Erfahrung waren mir scheißegal. Es war mir egal, dass die Leute dich alt und abgewrackt nannten. Es war mir egal, dass Bill Bowman meinte, du bist keine fünf Cent wert, und mich darauf hingewiesen hat, dass unser erster Torwart, Max Fournier, einen besseren Gegentorschnitt und eine bessere Fangquote hat als du.“

Ich presse die Zähne zusammen, damit mir nicht schockiert das Kinn runterfällt, und setze mich aufrechter hin, denn verdammt, das ist hart. Nicht, dass ich es nicht verkraften könnte, weil es leider wahr ist, aber jetzt frage ich mich, warum zum Teufel sie mich im Team haben wollte. Sie lässt mich nicht um eine Antwort betteln.

„Mir gefiel deine innere Stärke.“

„Innere Stärke?“, frage ich verwirrt. Keine Ahnung, wovon sie redet.

„Deine Statistik war nicht viel schlechter als die von Max, aber die meisten Scouts und Personalabteilungen hätten ihn in zehn von zehn Fällen dir vorgezogen, weil sie nur auf die Zahlen schauen.“

„Aber du hast auf etwas anderes geachtet?“

„Ich habe mir die Zahlen angesehen. Das ist mein Job. Aber ich habe deine Stärke analysiert. Ich habe alles auf Zahlen heruntergebrochen. Niedrige Zahlen, aber dennoch Zahlen.“ Sie starrt mich einen Moment lang an, zufrieden mit dem, was sie in meinem Gesicht sieht. Sie scheint zu denken, dass ich ihr folgen kann, aber ich bin nicht sicher, ob das so ist. „Die durchschnittliche Fangquote der Torhüter in der Liga lag letztes Jahr bei 91,2 Prozent. Die hattest du auch, und Max war ein bisschen besser.“

Ich nicke, weil ich das verstehe.

„Dein ehemaliges Team, die Boston Eagles, war das am meisten bestrafte Team der Liga.“

Ich nicke, denn das verstehe ich auch.

„Das bedeutet, dass fünfunddreißig Prozent deiner Aktionen in bestraften Situationen waren, wenn ihr in der Unterzahl gespielt habt. Die Cold Fury sind ein Team mit wenig Strafen, was bedeutet, dass Max’ Schüsse mit einem besseren Schutz durch seine Teamkollegen dastand, da die meisten Schüsse mit vollständiger Mannschaft erfolgten.“

Ich blinzele und wundere mich, dass sich überhaupt jemand die Mühe macht, diese Daten zu analysieren. Doch sie ist noch nicht fertig.

„Wenn man die Statistiken filtert und Äpfel mit Äpfeln vergleicht, das heißt, deine Tore in Unterzahl im Vergleich zu Max, dann übertriffst du ihn sowohl bei den Gegentoren als auch bei der Fangquote deutlich. Das zeigt Stärke.“

Jetzt wird mir alles klar. „Du hast Caysen Rinne und Corey Reimer etwa zur gleichen Zeit rekrutiert.“

Sie nickt. „Erst nachdem ich dich unter Vertrag hatte, habe ich die Verträge mit ihnen abgeschlossen. Ich wollte zuerst dich kriegen.“

Schließlich lächele ich, denn ich sitze hier und führe ein Gespräch mit einem echten, lebenden Genie, und ich verstehe es. Ein verdammt heißes Genie, und es wird immer schwerer, ihre Titten nicht anzuschauen.

„Caysen und Corey sind oft bestrafte Spieler“, sage ich und bin stolz darauf, dass ich endlich kapiere und es schaffe, meinen Blick über ihrer Brusthöhe zu halten.

Gray nickt begeistert. „Ich bin ein großer Fan des alten Eishockeys, wo die Schlägertypen das Eis beherrschten. Ich möchte unsere Stars wie Crossman und Samuelson besser schützen, und das bedeutet, dass ich Schlägertypen wie Rinne und Reimer aufs Eis stellen muss. Die Statistik beweist immer wieder, dass die Teams mit den rabiatesten Vollstreckern nicht nur mehr Spiele gewinnen, sondern vor allem mehr Play-off-Spiele.“

„Und anscheinend bin ich ein ziemlich guter Torwart, wenn es um Spiele in Unterzahl geht.“

„Da hast du verdammt recht“, sagt sie vergnügt und deutet mit dem Zeigefinger auf mich.

Ich muss sagen, dass ich wirklich beeindruckt bin. Sie ist ein regelrechter Billy Beane, der Manager der Oakland A’s, der sich mit statistischen Analysen bei Personalentscheidungen einen Namen gemacht hat. Das ist kein neues Konzept, aber es wird im professionellen Eishockey nicht allgemein angewendet. Das Scouting beruht in unserer Liga auf Vermutungen und manchmal sogar auf Launen. Wenn Gray Brannon ihre Methode zum Aufbau ihres Teams anwenden will, wird sie Geschichte schreiben. Negative oder positive, aber auf jeden Fall Geschichte.

„Ich halte Ende Januar auf der MIT Sports Analytics Conference einen Vortrag über den Einsatz von Analysen im Eishockey, insbesondere bei Vertragsentscheidungen. Ich nehme an, dass mich das nicht sehr beliebt machen wird.“

„Weil du die Durchschnittswerte der Branche heranziehen wirst, um deine Spieler zu motivieren, sich anzustrengen. Du setzt ihnen auf dieser Grundlage Ziele.“

Sie nickt ernst. „Und wenn sie diese nicht erfüllen, werde ich Spieler finden, die es tun.“

Ich pfeife leise durch die Zähne und schüttele den Kopf. Nicht um ihr zu widersprechen, sondern mit einem gewissen Maß an seltsamer Belustigung. Als sich unsere Blicke treffen, beschließe ich, ihr Angebot der totalen Ehrlichkeit ohne Konsequenzen anzunehmen. „Sie werden in dieser Sache nicht viel Unterstützung vom Team bekommen.“

Gray starrt mich einen Moment lang an und tut dann etwas, das für ein ausgewiesenes Genie und eine selbstbewusste Geschäftsfrau untypisch ist. Sie nimmt ihre Unterlippe zwischen die Zähne. Ich sehe fast, wie sich in ihrem Kopf die Zahnräder drehen, während sie überlegt, wie sie am besten auf meine brutale Ehrlichkeit reagieren soll. Ich beobachte, wie sich die perfekten weißen Zähne in ihre rosafarbene Lippe graben, und ich muss an meine Zähne denken, die sich in sie bohren möchten.

Ich stöhne innerlich und verscheuche den Gedanken. O Gott, ich glaube, ich muss wirklich mal wieder Sex haben. Seit ich herausgefunden habe, dass meine Frau mich betrogen hat, ist eine Durststrecke angebrochen. Ich hatte kaum Zeit zu schlafen, geschweige denn, eine Frau zum Ficken zu finden.

Schließlich gibt sie ihre Lippe wieder frei, fährt kurz mit der Zungenspitze darüber und sagt: „Ich nehme an, dass ich keine Unterstützung von denjenigen erhalten werde, denen es schwerfallen wird, meine Maßstäbe zu erfüllen. Und ich nehme an, dass diejenigen, die sie erfüllen werden, zu diesem Thema schweigen werden. Wie auch immer, es ist mir egal. Ich habe diesen Posten bekommen, weil mein Vater als Eigentümer dieses Teams bereit war, große Schritte zu tun.“

„Ich wette, Frank Lessier war begeistert“, denke ich laut und schere mich einen Dreck darum, dass der Spott in meiner Stimme an einen der Anzugträger im Management gerichtet ist. Frank Lessier war der stellvertretende Manager unter Brian Brannon, und man sollte meinen, dass er ein gesetzter Ersatz wäre, wenn Brannon zurücktreten will. Ich wette, dass er immer noch lediglich der stellvertretende Manager ist, geht ihm auf den Keks. Und er ist ein aufgeblasener Arsch. Ich habe den Kerl nie gemocht, aber zum Glück sind die Spieler ziemlich weit vom Büro entfernt. Er ist einer dieser Typen, die denken, dass nur ihre Meinung zählt. Einer von denen, die sich gern in jedem Spiegel, an dem sie vorbeikommen, betrachten, so sehr ist er mit sich selbst beschäftigt.

Gray verzieht den Mund und sieht etwas gequält aus. „Ja, ich bin sicher, dass sowohl ich als auch mein Vater auf Franks persönlicher Abschussliste stehen.“

„Mach dir keine Gedanken. Er wird sich natürlich ärgern, weil du viel hübscher bist als er.“

Ein kleines Lächeln taucht auf. Sie senkt das Kinn und klimpert mit den Wimpern. In einer übertrieben dramatischen, schüchtern-flirtenden Art fragt sie: „Du findest mich hübsch?“ Sie klimpert noch mehr mit den Wimpern.

Ich lache und lehne mich auf dem Stuhl zurück. Sie hat versprochen, dass Ehrlichkeit keine Folgen hat, also sage ich es einfach. Ohne zu scherzen. „Du bist ein Knaller. Und man braucht kein statistisches Modell, um das zu beweisen. Schau nur einmal einen Blick in einen beliebigen Spiegel.“

Ich wollte das nicht so plakativ ausdrücken. So absolut überzeugt. Fast schon so, als wollte ich sie herausfordern.

Grays Augen weiten sich und sie errötet am Hals. Es war zu erwarten, dass bei einer hellhäutigen Frau irischer Abstammung zuerst der Hals und nicht die Wangen rot werden. Aus irgendeinem Grund macht sie das noch attraktiver. Erst nachdem sie mir ein paar Sekunden Verletzlichkeit gezeigt hat, hüstelt Gray und lacht dann freundlich. Sie schüttelt ihre Verlegenheit gut ab.

„Du brauchst mir nicht zu schmeicheln, Brick. Ich habe volles Vertrauen, dass du die von mir gesetzten Ziele noch übertreffen wirst.“

Und schon sind wir wieder beim Geschäftlichen.

Kapitel 4

Gray