Samuel Hebich - Johann Jakob Jaus - E-Book

Samuel Hebich E-Book

Johann Jakob Jaus

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Beschreibung

Es war in Kalikut am Meeresstrand von Malabar, wo Hebich erstmals in Indien gelandet ist. Da begegnete eines Tags der Schreiber dieser Zeilen einem alten ehrwürdigen Heiden und fragte ihn, ob er auch schon etwas von Christus und dem Christentum gehört habe. „Nein“, lautete die prompte Antwort. Aber urplötzlich legte der Alte seine Hände flach gegeneinander, führte sie auf die nackte Brust und sagte in anbetender Stellung: „Aber ich kannte den großen Bartherrn Hebich, jenen Rakschasan, der eine Inkarnation Gottes war.“ Und wiederum machte er mit Gebärden das Zeichen der Anbetung, als ob ihm der Geist des Heroen (Rischi) in der Erinnerung erschienen wäre. Samuel Hebich (29. April 1803 bis 21. Mai 1868) war ein württembergischer evangelischer Missionar im südwestlichen Indien. Er hatte keine besondere Bildung erfahren und auch sein Interesse daran war nur gering. Dafür war er aber ein Mann mit Charisma. Er fiel durch seinen altmodischen Kleidungsstil auf und trug einen langen Bart, was der Mode widersprach. Er redete alles andere als gepflegt und war sehr direkt, im schwäbischen Akzent. Hebich behandelte alle Menschen gleich, unabhängig vom Stand des Gegenübers. Er sprach ohne Hemmungen Leute auf der Straße und ihrem eigenen Haus an, um sie zum Glauben an Jesus Christus zu ermahnen. Seine Art zu predigen, zu lehren und zu ermahnen löste bei den einen Respekt, bei den anderen Spott aus.

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Samuel Hebich

Der große Indien-Missionar

Johann Jakob Jaus

Impressum

© 1. Auflage 2019 ceBooks.de im Folgen Verlag, Langerwehe

Autor: Johann Jakob Jaus

Cover: Caspar Kaufmann

ISBN: 978-3-95893-219-7

Verlags-Seite und Shop: www.ceBooks.de

Kontakt: [email protected]

 

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Dieses eBook ist als Druckausgabe erstmals 1922 erschienen.

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Inhalt

Titelblatt

Impressum

Vorwort

I. Hebichs Werdegang

II. Im Missionshaus und auf der Ausreise

III. In Kanara und Süd-Mahratta

IV. In Malabar

V. Arbeit an Europäern

VI. Der Abschluss in Indien

VII. In der Heimat – nach der Heimat

Merksprüche aus Hebichs Vorträgen

Unsere Empfehlungen

Vorwort

Es war in Kalikut am Meeresstrand von Malabar, wo Hebich erstmals in Indien gelandet ist. Da begegnete eines Tags der Schreiber dieser Zeilen einem alten ehrwürdigen Heiden und fragte ihn, ob er auch schon etwas von Christus und dem Christentum gehört habe. „Nein“, lautete die prompte Antwort. Aber urplötzlich legte der Alte seine Hände flach gegeneinander, führte sie auf die nackte Brust und sagte in anbetender Stellung: „Aber ich kannte den großen Bartherrn Hebich, jenen Rakschasan, der eine Inkarnation Gottes war.“ Und wiederum machte er mit Gebärden das Zeichen der Anbetung, als ob ihm der Geist des Heroen (Rischi) in der Erinnerung erschienen wäre.

Und ganz ähnliches haben des Öfteren besonders diejenigen Missionare erlebt, die in der Hebichstadt Kannanur und Umgebung in seinen Spuren gewandelt sind. Die Malabaren, – seien es Christen, Heiden oder Mohammedaner, – haben die ehrwürdige Hünengestalt im langen Bart mit hohem Hirtenstab, die, wenn sie redete, „Blitz und Donner“ von sich gab, noch immer nicht vergessen! Und phantasiereiche Sagen über ihn werden sein Andenken noch auf kommende Geschlechter hinaus erhalten, die ihn dann sicherlich in ihren Götterhimmel aufnehmen werden.

Auch die Engländer, die in ihrem Kolonialreich Indien so zahlreich vertreten sind, haben ihm ein warmes Andenken bewahrt. Bei der Einweihung der Hebichskirche in Kannanur, im Jahre 1886, hat General Carnegy, eine imposante Gestalt, der als Fähnrich durch Hebich bekehrt wurde, im Namen seiner Landsleute von Hebichs Glaubens- und Zeugenmut ein beredtes Zeugnis abgelegt und gesagt, wie er so vielen von ihnen ein „geistlicher Vater“ geworden sei. Und Sekretär Hiller, der an den Kellnern in London arbeitete und in den letzten Jahren aus England vertrieben wurde, bezeugt, wie anerkennend und bewundernd auch heute noch von Hebich dort gesprochen werde.

Selbst die Amerikaner haben in dem deutschen Missionar ein Original erkannt, das ihnen imponierte und Bewunderung abnötigte. Einer von ihnen, Missionar I. Thomssen, hat daher Hebichs Arbeitsfeld bereist und sich Stoff zu einer Biographie dort gesammelt. In deren Aufschrift nennt er ihn einen „Meister im Menschenfischen“. Sein Buch wird nun in Indien, England und Amerika mit Interesse gelesen.

Selbstverständlich haben auch die Deutschen das Andenken ihres gefeierten Stammesgenossen in würdiger Weise geehrt. Dr. Hermann Gundert, einer der hochbegabtesten und hervorragendsten Basler Missionare, der einst Hebichs Mitarbeiter auf dem Missionsfeld war, hat seine Lebensgeschichte geschrieben. Und darauf gestützt haben später der Schweizer Pfarrer Schölly und der norddeutsche Prediger Jörn dieselbe der deutschredenden Missionsgemeinde nacherzählt.

 

 

Der Verfasser dieses neuen Buches ist drei und ein halbes Jahrzehnt auf demselben Missionsfeld gestanden, auf dem auch Hebich gearbeitet hat. Er ist somit Augen- und Ohrenzeuge geworden von dem, was Hebich in Malabar geleistet und was immer noch über ihn dort berichtet wird. Ja, er hat noch einen der hervorragendsten Mitarbeiter Hebichs, – den in allen Biographien so viel genannten Joseph Jacoby, – als Diakonus von Coilandy ebenfalls zum Mitarbeiter gehabt. Und Abraham Tschattayappen, die lebendige Chronik alter Zeiten, der in anderen Biografien für Mitteilungen aus Hebichs Leben als Gewährsmann aufgeführt wird, war noch Jahre lang sein Gemeindeglied in Kalikut.

Wir haben dem Buch den Untertitel gegeben: „Ein Zeuge Jesu Christi aus der Heidenwelt“, weil sich Hebich in seinen Ansprachen und Predigten selber so bezeichnete.1 Auch sein Grabstein trägt diese Worte.

1 Titel der Druckausgabe von 1922.

I. Hebichs Werdegang

1. Das Elternhaus

Samuel Hebich entstammte einem schwäbischen Pfarrhaus. Aber einem außergewöhnlichen. Die Frömmigkeit war nicht gerade seine Zierde. Der alte „geistliche Herr“, der Vater unseres Samuel, war damals Pfarrherr in Nellingen, einem Albdörflein des alten Ulmergebiets, bei Blaubeuren. Stark und flink wie er war, hatte er mehr Geschick zu einem Fechtmeister und Haudegen, als zu einem Prediger und Seelsorger. Aus seiner Studienzeit brachte er ins Pfarramt viel Gewandtheit in „Fechten und Schlagen“. Die französischen Offiziere, die bei ihm, in jener Zeit der Schmach, in Quartier lagen, lud er zu manchem „Gang“ ein und hat sie oft bös in die Ecke und Enge getrieben. Und die Bauern hatten ihre Freude daran, dass sie in den fatalen Kriegszeiten einen so tapferen und mannhaften Pfarrherrn hatten, der sich vor keinem Menschen fürchtete und sich mit Heldenmut für seine Herde wehrte. Den „guten Kampf des Glaubens“ zu kämpfen und lebenskräftig zu predigen, hatte er weniger Übung. Er war Rationalist vom reinsten Wasser. Das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes, war nicht seine Lieblingswaffe. Die heidnischen Klassiker waren ihm fast lieber. Als er 80-jährig, am Christtag 1827, starb, soll ein Horaz – nicht die Bibel – auf seinem Bett gelegen sein.

Die Pfarrfrau muss ihrem Ehemann fast in jeder Beziehung ebenbürtig gewesen sein. Er selber rühmte an ihr eine große Energie, welcher Eigenschaft er es zuschrieb, dass sie ihm lauter Söhne schenkte, und zwar sieben an der Zahl. Jungs wie Enakskinder! Von zärtlicher Frauen- und Mutterliebe wird nirgends etwas über sie berichtet. –

Der vierte aus diesem kräftigen Geschlecht war unser Samuel, geb. am 9. April 1803. Er war nicht ganz so kräftig wie die anderen, auch stiller und sanfter als seine rauf- und streitlustigen Brüder, die rohe Kräfte walten ließen. Bei der Dorf- und Bauernschaft war er der Liebling, und wer im Hause einkehrte, hatte ihn gern. Er war ein Friedenskind. – Seiner Anlage entsprechend bestimmten ihn seine Eltern zum Prediger. Die Brüder aber wurden Offiziere und Geschäftsleute.

Allein es fehlten die Mittel, um Samuel in eine Stadtschule zu schicken und studieren zu lassen. So blieb er eben zu Hause und der alte Pfarrherr erteilte ihm selber den nötigsten Unterricht. Er gab ihm Latein, Französisch und Religion und zwar in höchst eigener Methode. Das meiste bestand in Memorierübungen, ohne eingehende Erklärung, außer wo sie erbeten wurde. Ein systematisches Lehren gab es nicht. Kraftworte aus den Klassikern und schnurrige Brocken auswendig zu lernen, schien dem alten Herrn viel wertvoller zu sein, und auch der Junge hatte Gefallen daran. In den Religionsstunden wurden, ihrer schönen Poesie wegen, die Psalmen und Propheten gelesen, nie aber das Neue Testament. Mit der Person des Herrn Jesu wurde der Junge nicht bekannt gemacht. Aber merkwürdigerweise, wenn immer einmal dieser Name genannt wurde, so nahm der Vater jedes Mal voll Ehrerbietung sein Käppchen vom Kopf. Samuel verwunderte sich darüber oft, aber eine Erklärung darüber bekam er nie.

In schmerzlicher Erinnerung blieb ihm eine Unterredung des Vaters mit einem der älteren Brüder. Darin sagte er unter anderem: der Bibel sei natürlich nicht durchweg zu glauben, aber um des Volkes willen halte man sich an die alte Lehre. Das machte auf ihn einen wehmütigen Eindruck, den er nie vergessen konnte. Er suchte sich aber damit zu trösten, dass er es vielleicht nicht recht verstanden habe. Wie gut wäre da eine mütterliche Vermittlung und Zurechtstellung gewesen! Aber davon schien keine Rede zu sein. Hier versagte die mütterliche Fürsorge!

Von seiner Jugendzeit in Nellingen schrieb er später einmal:

„Da mein braver Vater schon alt war, fühlte er sich ermattet und nicht sehr geneigt, den Unterricht weit auszudehnen, daher auch die eingesammelten Kenntnisse höchst mangelhaft blieben. Mein Wesen war von Jugend auf still und sanft und ich genoss die Liebe aller Menschen. Meine junge Seele ahnte oft in himmlischer Wonne ein höheres Leben und ließ mich im heiteren blauen Himmel eine Herrlichkeit sehen, die große Gefühle in mir erregte; aber den Trost des Lebens kannte ich noch nicht. Ich fühlte in mir ein Leben und Streben, das sich in stille Sehnsucht verlor, – besonders lange wünschte ich mir in unser vereinsamtes Haus ein Schwesterchen, – bis das Böse in mir die Oberhand erhielt und die Lust der Welt meine Unschuld befleckte.“

Am 4. Mai 1817 wurde Samuel mit dreizehn anderen konfirmiert. Seine Vorbereitung auf diese wichtige Feier war sehr mangelhaft und eindruckslos. Auch von der Konfirmationshandlung selber hatte er keinen Gewinn. Es war alles kirchliche Formalität.

Bezeichnend für den religiösen Standpunkt des alten Vaters und die Wertschätzung, die er der Konfirmation seines Sohnes beilegte, ist sein Konfirmationsgeschenk an diesen. Mit den Worten: „So, jetzt bist du ein Mann!“ überreichte er dem Vierzehnjährigen eine Tabakspfeife!

Ein merkwürdiges Zeichen der Mündigkeitserklärung von einem Pfarrherrn und Vater! Das war der Abschluss seiner Jugenderziehung im Elternhaus. Es ist klar, dass Samuel die Ausrüstung zu seinem späteren Missionsberuf im Elternhaus nicht empfangen hat. Das schwäbische Pfarrhaus war es nicht, das ihn dazu erzog. Im Gegenteil, es ist zum Verwundern, dass er trotz seiner rationalistischen Jugenderziehung doch ein so außerordentliches Werkzeug in Gottes Hand geworden ist.

2. Ein neuer Mensch

Bald nach der Konfirmation verließ Samuel sein Elternhaus. Er sollte bei seinem ältesten Bruder Max in Lübeck in dessen Konditoreigeschäft eintreten und daneben weiterstudieren. Er fand bei seinem Bruder freundliche Aufnahme. Und bald stand er in dessen Geschäft als Gehilfe und nahm Privatstunden daneben. Nach drei Jahren, im Frühjahr 1820, gab es aber eine bedeutungsvolle Änderung. Auf Wunsch seines Bruders und entsprechend seiner eigenen Neigung wandte er sich dem Kaufmannsstand zu. In einem noblen Handlungshaus der Stadt trat er in die Lehre, die ihn auf vier Jahre verpflichtete. Daneben wurden die Privatunterrichtsstunden fortgesetzt und ein Fortbildungskurs besucht. Seine Leistungsfähigkeit wurde dabei aufs äußerste angespannt und seine Lehrzeit war eine schwere Übung in geduldiger Ausdauer!

„Während dieser Zeit ging in meiner Seele viel vor. Ich suchte, suchte mit Tränen, aber meine Seele fand nicht, was sie suchte. Die strenge Arbeit bei meinem Bruder, bei der selbst der Sonntag, wenigstens vormittags, nicht verschont blieb, samt den Privatstudien, ließ mir durchaus keine Zeit übrig, mich auf eine oder andere Weise zu ergehen. Besonders aber ermangelte ich eines Freundes, dem ich meine tiefen Gefühle hätte mitteilen mögen.

Dieses Bedürfnis wurde in mir immer reger. Mein Bruder liebte mich zwar herzlich, aber der Unterschied des Alters war derzeit von der Art, dass mein junges gefühlreiches Herz mit dem reiferen Mann und seinen Bedürfnissen nicht sympathisieren konnte. Ich suchte also einen Freund, der ganz mit mir fühlte; aber vergebens!

Vieles traf zusammen, mein Inneres immer tiefer in Schwermut zu treiben, und wenn ich irgendeinmal eine Stunde ohne Beschäftigung hatte, waren bittere Tränen meine Speise. Wo ist der, den meine Seele liebt? hätte ich wohl ausrufen mögen, obwohl meine Seele ihn noch nicht kannte. Die Wächter aber hatten ihn nicht gesehen und konnten mir auch seine Kennzeichen nicht angeben.“

Der Bruder merkte, dass in Samuel etwas vorgehe, verstand aber seine Herzensqualen nicht. Er fürchtete, es komme vom vielen Studieren, das ihn angreife, und legte es darauf an, ihn mehr in Gesellschaften einzuführen. Auch nahm er ihn mit auf die Jagd, damit er Zerstreuung habe. Samuel legte, wie geheißen, auf einen Vogel an und drückte los. Der Vogel fiel tot vom Zweig. Darüber hätte er dann bitterlich weinen mögen, denn er fühlte, er habe ein Leben zerstört, das glücklicher war als das seine. In jenen Tagen hätte er, wie auch Bunyan von sich erzählt, oft gerne mit dem oder jenem Tier getauscht. Die Gesellschaften aber ekelten ihn an und in gläubige Kreise hatte er keinen Zutritt.

„Es war eine harte Zeit. Ich hatte durch Sünde den ewigen Tod verwirkt. Das Gewissen verdammte und ließ mir keine Ruhe mehr, denn auch das Gesetz Gottes bestätigte diese Verdammung. Nun fing die Seele an zu zagen und zu trauern, denn es war in ihr keine Hoffnung mehr auf einen gewissen Trost. Mein Herz erkannte die Heiligkeit und Gerechtigkeit des großen Gottes und Schöpfers, und das durch Sünde von ihm getrennte Auge wagte nicht mehr, zu dem Heiligen sich zu erheben. Es wurde eine schreckliche Finsternis in mir: Sonne, Mond und Sterne verbargen ihren Schein, und das Innerste meiner Seele rief mit Zittern und Bangen: ‚Ihr Berge fallet über mich! Erde, öffne dich und verschlinge mich! Denn die Missetat meiner Sünden ist offenbar geworden vor dem heiligen Gott, und wer verbirgt mich vor seinem schrecklichen Angesicht und seinem alldurchdringenden Auge!‘“

Diese Zeit der völligen Vernichtung und Verzweiflung dauerte ungefähr acht Tage. – Doch lassen wir Hebich diesen so wichtigen Wendepunkt in seinem Leben selber erzählen! Er fährt weiter:

„Hätte mein Schöpfer und Heiland mich nicht mit seiner allmächtigen Hand erhalten, ich hätte das Leben nicht länger ertragen. Der Teufel setzte mir zu: ‚Töte dich, so ist alles aus!‘ Aber was soll dann aus der Seele werden? hieß es im Innersten. Wo soll ich hingehen vor deinem Geist, wohin fliehen vor deinem Angesicht? …

Da konnte der grundlos gütige und über alles Denken barmherzige Vater, der alle Menschenkinder in seinem Herzen trägt, mich nicht länger in meiner Not sehen, sondern machte sich auf und schämte sich nicht, sich zu einem großen Sünder zu bekennen. Also ließ er auch in mir das Licht leuchten, und da die Finsternis so sehr groß war, so hat seine erbarmende Liebe Rat gefunden, meinem trostlosen Herzen in der höchsten Not ohne menschliche Hilfe aufs kräftigste beizuspringen, damit ich das Leben wieder ertragen möchte.

Da ich mich eben in der größten Bedrängnis befand und durchaus keine menschliche Hilfe hatte, begab es sich, dass ich an einem allgemeinen Volksfest im Juni 1821 abends auf Veranlassung meines Bruders spazieren ging. Mit beklommenem, aber schon, als ich aus dem Hause trat, durch einen Strom von Tränen erleichtertem Herzen drang ich, ganz in mich selbst eingekehrt, durch die Menge des Volkes und kam, ohne es zu wissen, auf ein mit Kohl bepflanztes, freies und stilles Land. Da war es, wo ich zum ersten Mal wieder meinen sündigen Blick zu dem Reinen und Heiligen emporzuschlagen wagte. Auf meine Knie niedersinkend, betete ich im Staube den an, der mich mit seinem heiligen Geist überschattete. Die Last meiner Sünden ward mir abgenommen und ich durfte mit den Augen meines inwendigen Menschen meinen Heiland sehen. Einen irdischen Freund hatte ich gesucht; nun aber fand ich den ewigen Freund, den ich nicht suchte, der auch mein Gott ist.“

Das war Hebichs zweiter Geburtstag! Es war der 13. Juni 1821, ein Mittwoch! – Als dieser Tag 26 Jahre später auf einen Sonntag fiel, da erzählte er seiner eingeborenen und englischen Gemeinde in Indien diese seine Bekehrungsgeschichte. Sein Damaskus-Erlebnis! –

Von diesem Tag an war Hebich ein anderer, ein neuer Mensch! Seine Last war ihm abgenommen, seine Seele hatte Frieden. Er war nun ein glücklicher Mensch! Nun war ihm seine höchste Lust, immer wieder und wieder in der heiligen Schrift zu lesen, die er stets für das untrügliche Wort Gottes hielt. Er las zunächst, wie zu Hause gewohnt, im Alten Testament, im Gesetz, und suchte sein Leben danach zu regeln. Und er war streng gegen sich darin.

Bei diesem alttestamentlichen Standpunkt fühlte er sich aber immer etwas unsicher. Auch kam er nie aus einer gewissen Ängstlichkeit heraus. Der Reichtum der Gnade in Christo Jesu war ihm noch nicht so klar geoffenbart; wenigstens hatte er noch kein Verständnis dafür.

In diesem Zustand blieb er bis in den Februar 1822 hinein. Da besuchte er die Predigten von Pastor Geibel. Zu seinem Erstaunen hörte er da, dass dieser statt Gesetz und Tugend fast ausschließlich Evangelium predigte. Und zu seiner noch größeren Verwunderung hörte er auch, dass er sogar zu Jesus betete. Das hatte er noch nie gehört. Er bezweifelte stark, ob das auch richtig sei. Wohl hatte sein Vater immer sein Samtkäppchen gelupft, wenn der Name Jesus ausgesprochen wurde, aber zu ihm gebetet hatte er nie. In seiner Bekümmernis darüber hörte er aber eines Tags eine Stimme, die sagte zu ihm ganz deutlich: „Das ist derselbe Jesus, in dem dir deine Sünden vergeben sind.“

Nun erst erkannte er, „dass der Mensch allein errettet werden könne durch das Leiden, Sterben und die Auferstehung unsres Herrn und Heilandes. … Und dass mittelst des von ihm freiwillig dargebrachten, ganz vollkommenen und ewig gültigen Opfers sowohl Herz als Verstand in die gottseligste Überzeugung durch die Kraft seines Geistes kommen sollte; denn wer ihn im Glauben so aufnimmt und sich von allen Sünden durch Ihn will reinigen lassen, der hat Leben und unvergängliches Wesen in Ihm gefunden; solchen gibt er Macht, Gottes Kinder zu heißen“.

So wurde ihm durch Wort und Predigt der ganze Heilsplan Gottes offenbar und er kam „aus Licht in Licht und von Gnade in Gnade“. Bald fand er auch den Weg zu christlichen Brüdern in der Stadt und erbaute sich von da an gerne mit ihnen.

In jeder freien Viertelstunde aber las er fortan in der heiligen Schrift und studierte darin aufs fleißigste.

Als sein Bruder das alles bemerkte, wurde er sehr erbost darüber und erklärte ihm rundweg, dass er mit einem Bibelleser, Stündler und Kopfhänger nichts zu tun haben wolle. Auch meldete er die Veränderung dem Vater. Und dieser war ebenso ungehalten. Empört über den neuen Standpunkt des Sohnes schrieb er ihm einen „schrecklichen“ Brief. „Du kleines Büble bist kaum 20 Jahre alt, Dein Vater aber über 70, ein gelehrter und gescheiter Pfarrherr, und Dein Bruder ein angesehener Mann; sollen denn diese beiden Unrecht haben, und Du allein recht? Das kann nicht sein! … Sohn, Du bist auf Abwege geraten!“ Unterzeichnet war der Brief: „Dein treuer Vater, wohlbestallter lutherischer Pfarrer und kein Schneider oder Schuster.“

Samuel war aufs tiefste erschüttert und betrübt, als er diesen Brief gelesen hatte. Er fragte und prüfte sich ernstlich, ob er wirklich im Recht sei. Da hörte er aber wieder eine Stimme, die sagte: „Willst du Vater oder Mutter mehr lieben als mich, dann bist du meiner nicht wert.“ Und damit beruhigte er sich. Er wusste nun, was er zu tun hatte.

Zwei Jahre später, als er einen Besuch im Elternhaus machte, durfte er dann aber doch erleben, dass sich der Zorn des Vaters gelegt hatte. Beim Abschied sagte derselbe: er habe ihn genau beobachtet und freue sich, dass er seiner Gesinnung treu sei und seinem Glauben gemäß wandle. Wenn er es so konsequent forttreibe, so habe auch er nichts dagegen einzuwenden!

Samuel war darüber hoch erfreut. Und als der Vater im Jahre 1827 starb, da fühlte er sich glücklich, dass zwischen ihnen kein Widerspruch vorhanden war. –

Die vier harten Jahre der Lehrzeit waren glücklich vorübergegangen. Sie endeten an Ostern 1824. Samuel hatte etwas Tüchtiges gelernt, und die Welt stand ihm nun offen. Bis Oktober verblieb er aber in seinem alten Geschäftshaus. Erst auf Anforderung einer anderen Firma durch seinen Prinzipal trat er dort ein.

3. Der junge Kaufmann

Hier wurde er nacheinander Korrespondent, Buchhalter, und Geschäftsreisender. Vom Militär wurde er durchs Los frei und konnte somit ohne Unterbrechung im Beruf bleiben.

Besonders wichtig und wertvoll für seinen späteren Missionars-Beruf wurden ihm die Geschäftsreisen, die er im Auftrag seiner Firma zu machen hatte. Gleich seine erste Reise führte ihn nach Reval, Petersburg und Finnland. Später kam er wiederholt nach Schweden. In Finnland lernte er damals eine christliche Dame kennen, die sich für den jungen Hebich besonders interessierte und die ihm später noch zum Eintritt in die Mission verholfen hat.

Es war für Hebich nicht immer leicht, die streng christlichen Grundsätze, zu denen er sich entschieden bekannte, als weltkluger Kaufmann rückhaltlos durchzuführen. Auf Kompromisse ließ er sich aber nicht ein. Immer gab er der Wahrheit und Gott allein die Ehre. Und das auch auf die Gefahr hin, dass er verspottet würde.

Dass er ein ganz außergewöhnlicher Geschäftsreisender war, mag folgendes Beispiel beweisen:

In einem schwedischen Geschäftshause sollte er einen Rechnungsfehler, den seine Firma gemacht hatte, entschuldigen und zurechtstellen. Er ging betend dahin und brachte beim Chef des Hauses die Entschuldigung vor. Dieser war aber gerade in schlechter Laune und gab eine beleidigende Erwiderung. Hebich suchte sich weiter zu beugen und entgegnete: „Wir machen ja alle Fehler, selbst beim besten Willen.“ Diese Bemerkung machte aber den Geschäftsinhaber nur noch erregter. Da bat Hebich direkt um Vergebung und fügte hinzu: wie ja auch Christus uns vergebe. Darauf brach der Zorn des Geschäftsmannes los und er nannte diese Bemerkung eine „wohlfeile Heuchelei!“

Da fiel Hebich augenblicklich auf seine Knie und betete: „Du siehst, Herr Jesus, das; er mir nicht glaubt; so zeige du ihm, dass ich die Wahrheit spreche; du kennst mich, du allein! Du weißt, wer wir sind. Sage du mir's, ob ich ein Heuchler bin …

Der Kaufmann wurde erst still, dann sagte er: „Es ist genug, stehen Sie auf!“ Als der sonderbare Reisende aber fortbetete, klopfte ihm der Schwede auf die Achsel und sprach: „Ich glaube es ja, es soll alles in Richtigkeit sein, stehen Sie nur auf! Bitte vergeben Sie mir, es ist mir leid, dass ich einen christlichen Bruder beleidigt habe.“

Da sagte Hebich „Amen“ und stand auf. Beide reichten sich darauf die Hände, und statt über den Rechnungsfehler weiter zu verhandeln, tauschten sie nun ihre innersten Herzenserfahrungen aus.

Unter solchen Erlebnissen wuchs ihm der Mut, bei allen Menschen unmittelbar aufs Herz einzudringen und nicht weich zu geben, ob er höflich oder grob abgewiesen würde. Die rücksichtslosesten Gegenangriffe hat er stets damit abgeschlagen.

Der junge Kaufmann besah auch ein unbeschränktes Gottvertrauen. Er wusste sich immer und überall in Gottes Hut geborgen. Und folgendes Beispiel der Gottesbewahrung hat ihn darin noch mächtig bestärkt.

Im Jahr 1828 verließ er Moskau, um über Petersburg nach Lübeck zurückzukehren. In Petersburg wurde er aber seines Passes wegen auf der Polizei ungewöhnlich lange aufgehalten. Und doch lag das Schiff, mit dem er reisen wollte, schon flott im Hafen zur Ausreise. Er bat dringend um schnellste Verabfolgung seiner Papiere, fand aber kein Gehör. Als er sie endlich in der Hand hatte und an den Hafen kam, war das Schiff weggefahren und war fern am Horizont gerade am Verschwinden. Er war tief betrübt darüber und grollte im Herzen der rücksichtslosen Polizeidirektion.

Wie war er aber erstaunt, als er, mit einem anderen Schiff nach Lübeck zurückgekehrt, hörte, dass eben jenes Schiff, das ohne ihn weggefahren war, mit Mann und Maus untergegangen sei! Da dankte er Gott für seine Bewahrung und gelobte aufs Neue, sich in allen Lagen rückhaltlos Gottes Führung anvertrauen zu wollen.

In dieser Herzensverfassung und Glaubensstellung war Hebich ein glücklicher Kaufmann! Seine Vorgesetzten und Geschäftsleiter schätzten und achteten ihn als biederen Vertrauensmann. Und Gott segnete seinen Dienst.

Im Jahre 1829 gab es eine Änderung in seiner Stellung. Die bereits erwähnte finnische Dame Lefrin berief ihn als Leiter für ihre arbeiterreiche Papierfabrik und ihr großes Landgut, das damals eines der größten in Finnland war. Er sollte sich dabei vor allem der geistlichen Bedürfnisse der Arbeiter annehmen und ihr Seelsorger sein. Die Dame kannte sein geistesfrisches und lebendiges Christentum und erwartete Großes von seinem Einfluss.

Hebich erkannte darin eine Fügung Gottes und übernahm diese verantwortungsvolle Arbeit im Vertrauen auf seine Hilfe.

„Ich wollte nach der Weise des Apostels mit Händearbeit das tägliche Brot verdienen, um dabei das seligmachende Evangelium umsonst verkündigen zu können“, schreibt er darüber.

Bald aber wurde ihm klar, dass das nicht sein Platz sein könne. Doch, um das ganze richtig einsehen zu lernen, verhielt er sich noch ein volles Jahr inwendig stille, sich in allen Dingen genau prüfend und die Stimme Gottes deutlich vernehmen zu können. Und das Resultat war, dass er wusste, der Herr habe etwas anderes mit ihm vor.

Als die Dame merkte, dass Hebich sich mit anderen Plänen beschäftigte, suchte sie ihn zu einer Heirat zu veranlassen, um ihn damit an seine Stellung zu binden. Aber dazu war er nicht zu bestimmen. Er wollte ein freier Mann sein, frei für den Herrn und frei für den Dienst in der Heidenmission. Diesem Dienst sollte sein Leben gehören.

II. Im Missionshaus und auf der Ausreise

1. Wie er in die Mission kam

Als Hebich den Herrn und die Vergebung seiner Sünden gefunden hatte, fühlte er bald einen unwiderstehlichen Trieb in sich, von diesem seligen Glück auch anderen Mitteilung zu machen. Und zwar wollte er am liebsten zu denen gehen, die überhaupt noch nichts von einem Sünderheiland gehört haben, – zu den Heiden. Er trat daher dem Lübecker Missionsverein bei und las fleißig die Missionsschriften. Als er dann im Jahre 1823 fest entschlossen war, sich in die Mission zu melden, und dieser Entschluss bei ihm zur Sehnsucht geworden war, da ging er zu seinem väterlichen Freund Geibel und bat ihn um Rat. Dieser aber riet ihm, einstweilen noch abzuwarten, um ganz klar sehen und erkennen zu können, was des Herrn bestimmter Wille sei. – Diesem Rat fügte er sich willig und arbeitete treu und fleißig weiter.

Aber die brennende Sehnsucht seines Herzens loderte immer wieder in hellen Flammen auf. Und nachdem er wieder einmal lange und inbrünstig gebetet und die Entscheidung mit einem aufrichtigen: „Dein Wille geschehe“ dem Herrn bedingungslos überlassen hatte, schrieb er seine Bitte um Aufnahme ins Basler Missionshaus nieder und sandte sie an Pastor Geibel, zu Händen des Missions-Inspektor Blumhardt in Basel. Dieselbe lautet unter dem 27. Dez. 1830:

„Teuerwerter Freund in Christo!

Ich erlaube mir hiermit, Ihnen mein Herz zu öffnen und bitte um Ihre Liebe. Ich bin von denen Kindern, die sich unwürdig fühlen der grundlosen Liebe Gottes, so in Christo Jesu ist, die aber dennoch, nachdem sie Gnade überkommen und geschmeckt haben, keine Ruhe finden in dem bequemen Leben des Weltlaufs, sondern deren Herz brennt, etwas zum Preise dessen tun zu können, der sie zuerst geliebt und sein heiliges Leben auch für sie zum ewiggültigen Opfer gelassen, welcher nun ihr einziger Trost, Hoffnung und Leben ist, ja Gott über alles, hochgelobt in Ewigkeit! Amen.“

Er schildert dann in Kürze seinen Lebensgang und fährt dann weiter:

„Nachdem ich nun männlich die Wichtigkeit meines Vorhabens überlegt, alle dabei unausbleiblichen Schwierigkeiten, Beschwerden und Aufopferungen bedacht, vor Gott mein Herz genau geprüft und meinem Heiland meine ganze Sache, die doch Seine Sache ist, empfohlen habe, erlaube ich mir, Sie hiermit zu bitten, mich in Ihr Missionsinstitut aufzunehmen. Ich habe kein Vermögen, auch kenne ich dieserhalb die Anordnungen der Anstalt nicht. Meine Meinung ist indessen: Ganz auf Kosten der Anstalt unter Gottes Gnade zu einem brauchbaren Missionar gebildet zu werden, wogegen ich mich von ganzem Herzen allen Vorschriften der Anstalt unterwerfe, und nach Vollendung meiner Studien auf deren Veranstaltung meinen Beruf in Gottes Namen anzutreten. Meine Reisekosten bis dahin glaube ich selbst bestreiten zu können.“

Nachdem er noch auf Pastor Geibel als Gewährsmann hingewiesen und seine Heimat bekannt gegeben hat, schließt er:

„Gott und der Vater unseres Herrn Jesu Christi leite Ihr Herz auch in dieser Sache! Amen.“

Pastor Geibel, der dieses Schreiben vom Februar bis April bei sich liegen ließ, schrieb folgendes dazu:

„Hebich ist ein christlich ernster, durchaus redlicher Mensch. Sein Eifer, Missionar zu werden, glüht lange schon in ihm.

Ich habe ihn früher zurückgehalten, demselben zu folgen, wissend, aus wie unreinen Quellen und unklaren Vorstellungen er bei so manchen jungen Leuten hervorgeht. Bei diesem ist's nach meiner Überzeugung nicht so. Auch hat er manche Eigenschaften, die wohl zu diesem Beruf eine köstliche Zugabe sind, nämlich ein offenes, heiteres, freundliches Wesen, das ihm leicht die Herzen gewinnt und ihn selbst solchen nahebringt, die seiner Überzeugung entgegenstehen. Er ist gesund, verständig und unverwöhnt, und weist sich in verschiedenen Lagen zu schicken. Ob er fähig ist, sich mit Leichtigkeit auch fremde Sprachen anzueignen, weiß ich nicht, doch vermute ich's …

In seinen früheren Verhältnissen hat er mit großer Treue und Geschicklichkeit gearbeitet, und sich die Achtung aller derer erworben, mit welchen er zu tun hatte. Ist es der Wille des Herrn, ihn zum Heidenboten zu gebrauchen, so wird Er dazu auch den Weg bahnen …

Mit herzlicher Bruderliebe und ernster Fürbitte für Sie und Ihre Anstalt der Ihrige I. Geibel, Pastor der reformierten Gemeinde.“

Dem Basler Missionskomitee fehlten aber damals die Mittel, Hebich aufnehmen zu können, und man musste ihn auf später vertrösten. Hebich war darüber tief betrübt und klagte dem Herrn seinen Schmerz. Da erbot sich Frau Lefrin, die Kosten für seine ganze Studienzeit in Basel zu übernehmen, und die Schwierigkeit war behoben.

Freudig bewegt darüber schrieb Hebich sein zweites Aufnahmegesuch nach Basel. Darin heißt es unter anderem:

„Ich habe mich jahrelang geprüft und mir das Ziel eines Dieners Christi unter den Heiden vor Augen gestellt, und bin gewiss, dass Christus in den Schwachen mächtig ist. Ich baue nicht auf mich selbst, sondern Christus allein ist meine Kraft. In ihm kann ich alles tun. Solches ist meine Hoffnung zu dem, der mich erlöst hat und mich einst aufnehmen wird, sofern ich Glauben halte, in die Gemeinschaft der Gerechten. Er hat das namenlos große Werk vollbracht, dass auf die bedeutungsvolle Frage ‚Wie kann ein Sünder gerecht und selig werden?‘ die bestimmteste Antwort gegeben werden kann. Freilich bedarf ich sehr der Geduld und Barmherzigkeit meiner Brüder, weil ich noch in gar vielen Stücken wider meinen Willen fehle. Ferner hat mich Gott nach seiner unbegreiflichen Barmherzigkeit nur mit mittelmäßigen Gaben ausgerüstet und meine Kenntnisse sind allerdings nur geringe. Ich spreche neben dem Schwedischen etwas Französisch und Englisch und habe auch in meiner frühen Jugend Latein und Italienisch angefangen. Meine Meinung ist auch nicht, ein großer Gelehrter zu werden. Bin aber gewiss, dass mir Gott so viel Kraft geben wird, dass ich das erlernen kann, was zu meinem oder vielmehr zu Seinem Amt nötig ist. Er hat das Christentum und das Wort von der Gottseligkeit durch ungelernte Handwerker gegründet, die aber in Seiner Kraft mächtig waren. Mit einem Teil von dieser Seiner Kraft wird Er auch noch zu unserer Zeit Seine Heidenboten zu Seiner Ehre ausrüsten, denn Er ist ein lebendiger Gott und steht zu Seiner Sache. Das ist mein Glaube und mein Gebet.