Schatten der Sehnsucht - Elena Voss - E-Book

Schatten der Sehnsucht E-Book

Elena Voss

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Beschreibung

Ein packendes Drama über Liebe, Verrat und den unbezwingbaren Mut zweier Frauen, die ein Imperium zu Fall bringen! Lena Berger, eine ambitionierte Mitarbeiterin der mächtigen Stahl Corporation, stößt auf ein Netz aus Korruption und Lügen, das sie direkt zu ihrem Chef Viktor Stahl führt. Gemeinsam mit Alina, Viktors rebellischer Tochter, riskiert sie alles, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Doch ihre verbotene Liebe macht sie zur Zielscheibe – von Viktors skrupellosen Anhängern, einer sensationshungrigen Medienlandschaft und einer gespaltenen Gesellschaft, die zwischen Bewunderung und Hass schwankt. Von einer atemlosen Flucht an die Küste bis zum dramatischen Showdown im Gerichtssaal kämpfen Lena und Alina gegen äußere Feinde und innere Dämonen. Alinas Vergangenheit, geprägt von einem tragischen Unfall und der Kontrolle ihres Vaters, droht, sie zu zerbrechen. Doch Lenas bedingungslose Liebe wird zum Anker in einem Sturm aus Drohungen, Erpressung und Verrat. Gemeinsam stellen sie sich ihren Ängsten und bauen ein neues Leben auf – ein Triumph der Hoffnung über die Schatten der Vergangenheit. Ein mitreißender Roman über die Macht der Wahrheit, die Stärke der Liebe und den unerschütterlichen Willen, frei zu sein. Für alle, die an die Kraft des Zusammenhalts glauben!

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Seitenzahl: 249

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Teil 1: Die Anziehung

Kapitel 1: Der erste Tag

Kapitel 2: Der Schatten im Raum

Kapitel 3: Verbotene Blicke

Kapitel 4: Der erste Kontakt

Kapitel 5: Im Fokus des Chefs

Kapitel 6: Dunkle Geheimnisse

Kapitel 7: Ein gestohlenes Gespräch

Kapitel 8: Die Warnung

Kapitel 9: Der erste Funke

Kapitel 10: Schatten der Vergangenheit

Teil 2: Die Leidenschaft

Kapitel 11: Verbotene Nächte

Kapitel 12: Der erste Kuss

Kapitel 13: Viktors Kontrolle

Kapitel 14: Alinas Geheimnis

Kapitel 15: Der Preis der Liebe

Kapitel 16: Eine gefährliche Nacht

Kapitel 17: Eifersucht

Kapitel 18: Der erste Streit

Kapitel 19: Viktors Drohung

Kapitel 20: Ein Akt der Rebellion

Teil 3: Die Dunkelheit

Kapitel 21: Enthüllungen

Kapitel 22: Alinas Trauma

Kapitel 23: Der Verrat

Kapitel 24: Gefangen

Kapitel 25: Alinas Plan

Kapitel 26: Der Showdown

Kapitel 27: Der Preis der Freiheit

Kapitel 28: Flucht

Kapitel 29: Die Wahrheit kommt ans Licht

Kapitel 30: Wiedersehen

Teil 4: Die Erlösung

Kapitel 31: Der Prozess

Kapitel 32: Gesellschaftlicher Druck

Kapitel 33: Alinas Heilung

Kapitel 34: Ein neuer Anfang

Kapitel 35: Alte Wunden

Kapitel 36: Die Entscheidung

Kapitel 37: Der letzte Kampf

Kapitel 38: Freiheit

Kapitel 39: Zusammen

Kapitel 40: Epilog – Ein Versprechen

Kapitel 1: Der erste Tag

Die Stadt lag unter einem grauen Schleier, als Lena Berger aus der U-Bahn stieg. Der Oktobermorgen war kühl, die Luft schwer von feuchtem Asphalt und dem dumpfen Rauschen des Verkehrs. Ihre Absätze klackerten auf dem Bürgersteig, ein rhythmisches Echo, das ihre Nervosität übertönte. Sie zog ihren Mantel enger, ihre Finger umklammerten den Griff ihrer Aktentasche, als wäre sie ein Anker in einer Welt, die sich plötzlich zu groß anfühlte. Vor ihr ragte der gläserne Turm der Stahl Corporation in den Himmel, ein Monolith aus Stahl und Glas, der das Licht schluckte, anstatt es zu reflektieren. Es war ihr erster Tag, und schon jetzt fühlte sie sich, als würde sie in ein unbekanntes Universum eintauchen.

Lena hatte die letzten Wochen damit verbracht, sich auf diesen Moment vorzubereiten. Die Stellenanzeige war kryptisch gewesen, fast wie eine Herausforderung: Assistentin der Geschäftsleitung gesucht. Diskretion und Belastbarkeit erforderlich. Stahl Corporation. Sie hatte die Worte immer wieder gelesen, bis sie sich in ihr Gedächtnis eingebrannt hatten. Belastbarkeit. Das Wort hatte etwas Bedrohliches, aber auch Verlockendes. Es war die Art von Wort, die nach Macht schmeckte, nach Kontrolle, nach einem Spiel, dessen Regeln sie noch nicht kannte. Doch Lena war nicht der Typ, der vor Herausforderungen zurückschreckte. Sie hatte hart gearbeitet, um hier zu stehen – ein Stipendium an einer Eliteuniversität, ein makelloser Lebenslauf, Nächte voller Lernerei, während ihre Freunde feierten. Und jetzt war sie hier, am Rande von etwas Großem. Oder etwas Gefährlichem.

Die Lobby der Stahl Corporation war ein Tempel der Moderne. Schwarzer Marmor, poliert bis zur Perfektion, reflektierte das kalte Licht der LED-Leuchten. Ein Empfangstresen aus dunklem Holz dominierte den Raum, dahinter eine junge Frau mit einem Lächeln, das so präzise war wie eine Maschine. „Lena Berger?“, fragte sie, ohne den Blick von ihrem Bildschirm zu heben. Lena nickte, ihre Kehle plötzlich trocken. „Fünfunddreißigster Stock. Herr Stahl erwartet Sie.“ Die Worte klangen wie eine Warnung, nicht wie eine Einladung.

Der Aufzug war ein Käfig aus Chrom und Glas, der sie mit einem leisen Summen nach oben trug. Lena nutzte die Sekunden, um sich im Spiegel zu betrachten. Ihr dunkelbraunes Haar war zu einem strengen Dutt gebunden, ihre graue Bluse und der schwarze Bleistiftrock vermittelten Professionalität, aber auch Zurückhaltung. Sie wollte nicht auffallen – noch nicht. Ihre grünen Augen blickten sie an, entschlossen, aber mit einem Hauch von Unsicherheit. Du schaffst das, flüsterte sie sich selbst zu, als die Aufzugtüren sich öffneten.

Der Flur im fünfunddreißigsten Stock war still, fast unheimlich. Die Wände waren mit dunklem Holz getäfelt, und der Teppich schluckte jedes Geräusch. Am Ende des Ganges stand eine massive Doppeltür, flankiert von zwei Sicherheitsleuten in schwarzen Anzügen. Sie nickten ihr zu, ohne zu lächeln, und einer von ihnen öffnete die Tür. „Herr Stahl ist bereit“, sagte er mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete.

Lena trat ein, und der Raum verschlug ihr den Atem. Das Büro war riesig, mit bodentiefen Fenstern, die einen Blick auf die Skyline der Stadt boten. Doch es war nicht die Aussicht, die sie fesselte, sondern der Mann hinter dem Schreibtisch. Viktor Stahl saß dort wie ein König auf seinem Thron, die Hände gefaltet, die Augen auf sie gerichtet. Er war älter, als sie erwartet hatte, vielleicht Mitte fünfzig, mit silbernem Haar und einem Gesicht, das hart und doch makellos war, wie aus Marmor gemeißelt. Seine Augen waren von einem kalten Blau, das sie zu durchbohren schien, und sein Anzug – maßgeschneidert, schwarz, makellos – strahlte eine Autorität aus, die den Raum dominierte.

„Frau Berger“, sagte er, und seine Stimme war tief, kontrolliert, mit einem leichten Akzent, den sie nicht einordnen konnte. „Setzen Sie sich.“ Es war kein Vorschlag, sondern ein Befehl. Lena spürte, wie ihr Herz schneller schlug, als sie sich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch setzte. Die Aktentasche legte sie auf ihren Schoß, ein letzter Schutzschild.

„Sie kommen mit hervorragenden Empfehlungen“, begann Viktor, während er eine Akte durchblätterte, die vermutlich ihren Lebenslauf enthielt. „Summa cum laude, Praktika bei renommierten Firmen, eine beeindruckende Liste an Fähigkeiten. Aber wissen Sie, was mich am meisten beeindruckt?“ Er lehnte sich leicht nach vorne, und Lena spürte, wie die Luft schwerer wurde. „Ihre Beharrlichkeit. Sie geben nicht auf, nicht wahr?“

„Ich... versuche, meine Ziele zu erreichen“, antwortete Lena, bemüht, ihre Stimme ruhig zu halten. Viktor lächelte, aber es war kein warmes Lächeln. Es war das Lächeln eines Raubtiers, das seine Beute taxiert.

„Das ist gut“, sagte er. „Denn in meiner Welt gibt es keinen Platz für Schwäche. Die Stahl Corporation ist kein Ort für Menschen, die zögern. Sie werden an meiner Seite arbeiten, meine Anweisungen ausführen, meine Interessen vertreten. Und Sie werden es perfekt tun. Haben wir uns verstanden?“

Lena nickte, ihre Hände umklammerten die Aktentasche fester. „Ja, Herr Stahl.“

Er lehnte sich zurück, zufrieden, aber seine Augen ließen sie nicht los. „Gut. Ihre erste Aufgabe wird sein, die Unterlagen für das morgige Meeting mit unseren Investoren vorzubereiten. Sie finden alles auf dem Server. Ich erwarte, dass Sie bis heute Abend um acht fertig sind.“

Lena blinzelte. Es war bereits halb zehn morgens. „Heute Abend?“, fragte sie, bevor sie sich bremsen konnte.

Viktor hob eine Augenbraue, und für einen Moment fühlte sich der Raum kälter an. „Gibt es ein Problem, Frau Berger?“

„Nein“, antwortete sie schnell. „Kein Problem.“

„Gut.“ Er stand auf, was das Gespräch beendete. „Frau Meier wird Ihnen Ihr Büro zeigen. Und Lena?“ Er machte eine Pause, und die Art, wie er ihren Namen aussprach, jagte ihr einen Schauer über den Rücken. „Enttäuschen Sie mich nicht.“

Die nächsten Stunden waren ein Wirbelwind aus Anweisungen, Passwörtern und einem Schreibtisch, der in einem kleineren Büro am Ende des Flurs stand. Frau Meier, eine ältere Frau mit einem strengen Gesicht, erklärte ihr die Abläufe mit einer Präzision, die an einen Militärdrill erinnerte. Lena spürte die Blicke der anderen Mitarbeiter – neugierig, abschätzend, manchmal feindselig. Sie war die Neue, die direkt unter Viktor Stahl arbeitete, und das machte sie zur Zielscheibe.

Mittags saß sie allein in der Kantine, einen Kaffee in der Hand, und versuchte, die Flut an Informationen zu verarbeiten. Die Stahl Corporation war ein Imperium, das von Viktor Stahl mit eiserner Hand geführt wurde. Seine Geschäfte umfassten alles, von Immobilien bis hin zu Technologie, und Gerüchte über zwielichtige Verbindungen kursierten in der Stadt. Doch Lena hatte gelernt, Gerüchte zu ignorieren. Sie war hier, um zu arbeiten, nicht um zu spekulieren.

Als sie ihren Kaffee austrank, fiel ihr Blick auf eine Gruppe von Mitarbeitern, die in einer Ecke tuschelten. Einer von ihnen, ein Mann mit schütterem Haar, warf ihr einen Blick zu, bevor er sich wieder abwandte. Lena spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten. Sie war nicht willkommen, das war klar. Aber sie würde sich nicht einschüchtern lassen.

Der Nachmittag verging in einem Rausch aus Tabellen, Berichten und E-Mails. Lena vertiefte sich in die Unterlagen, die Viktor ihr zugeteilt hatte, und ignorierte das Brennen in ihren Augen. Die Zahlen waren kompliziert, die Anforderungen hoch, aber sie war in ihrem Element. Als die Uhr sieben schlug, war sie fast fertig – und erschöpft. Doch sie würde nicht aufgeben. Nicht am ersten Tag.

Als sie die letzte Datei speicherte, hörte sie ein Geräusch an der Tür. Sie blickte auf und sah eine Silhouette im Türrahmen. Es war nicht Viktor, sondern eine Frau – jung, vielleicht Mitte zwanzig, mit langen, dunklen Haaren und Augen, die im schwachen Licht des Flurs funkelten. Sie trug ein schwarzes Kleid, das sowohl elegant als auch provokativ war, und ihre Haltung strahlte eine Mischung aus Arroganz und Neugier aus.

„Du bist die Neue“, sagte die Frau, ihre Stimme weich, aber mit einem Unterton, der Lena aufhorchen ließ.

„Ja“, antwortete Lena vorsichtig. „Lena Berger.“

Die Frau trat näher, und das Licht fiel auf ihr Gesicht. Es war atemberaubend – hohe Wangenknochen, volle Lippen, und Augen, die Geheimnisse zu verbergen schienen. „Alina“, sagte sie schlicht. „Viel Glück mit meinem Vater. Du wirst es brauchen.“

Bevor Lena etwas erwidern konnte, drehte Alina sich um und verschwand im Flur. Lena starrte ihr nach, ihr Herz schlug schneller, ohne dass sie wusste, warum. Viktors Tochter, dachte sie. Und in diesem Moment fühlte sie, dass dieser Job mehr war als nur eine Karriere. Er war der Beginn von etwas, das sie nicht kontrollieren konnte.

Kapitel 2: Der Schatten im Raum

Der Ballsaal der Stahl Corporation glitzerte wie ein Juwel im Herzen der Stadt. Kristallleuchter warfen funkelnde Lichtreflexe an die hohen Decken, und die Wände waren mit dunklem Samt verkleidet, der die Gespräche der Gäste dämpfte. Es war Lenas erstes Firmenevent, und sie fühlte sich wie ein Eindringling in einer Welt, die nicht die ihre war. Die Luft war schwer von teurem Parfüm und dem leisen Klirren von Champagnergläsern, während Männer in maßgeschneiderten Anzügen und Frauen in Abendkleidern sich in einem Tanz aus Macht und Einfluss bewegten. Lena stand am Rand des Geschehens, ein Glas Wasser in der Hand, und beobachtete die Menge mit einer Mischung aus Neugier und Unbehagen.

Es war Freitagabend, nur vier Tage nach ihrem ersten Tag in der Stahl Corporation, und sie hatte die Woche damit verbracht, sich in die komplexen Strukturen von Viktors Imperium einzuarbeiten. Die Arbeit war fordernd, die Erwartungen erdrückend, und Viktors kalte Präsenz schien überall zu sein, selbst wenn er nicht im Raum war. Doch heute Abend war er hier, in der Mitte des Saals, umgeben von Investoren und Geschäftspartnern, seine tiefe Stimme durchschnitt die Gespräche wie ein Messer. Lena hatte ihn schon von Weitem gesehen, seine silberne Haarpracht und die Aura der Autorität, die ihn wie ein Schatten umgab. Sie hatte sich bewusst von ihm ferngehalten, unsicher, ob sie bereit war, erneut in den Fokus seiner eisblauen Augen zu geraten.

Ihr schwarzes Cocktailkleid fühlte sich ungewohnt an, die schmalen Träger und der enge Schnitt betonten ihre Figur mehr, als sie es gewohnt war. Sie hatte es in letzter Minute gekauft, getrieben von der vagen Hoffnung, sich in dieser Welt der Reichen und Mächtigen nicht völlig fehl am Platz zu fühlen. Doch selbst in dem Kleid fühlte sie sich wie ein Fremdkörper, ihre Hände zupften nervös am Saum, während sie versuchte, sich unsichtbar zu machen. Sie war hier, weil Viktor es von allen neuen Mitarbeitern erwartete, eine unausgesprochene Regel, die Frau Meier ihr mit einem scharfen Blick eingeschärft hatte. „Herr Stahl schätzt Präsenz“, hatte sie gesagt, und Lena hatte den Unterton verstanden: Abwesenheit würde Konsequenzen haben.

Die Musik wechselte von einem sanften Streichquartett zu einem tieferen, pulsierenden Rhythmus, und die Menge schien sich zu verdichten, die Gespräche wurden lauter, die Gesten extravaganter. Lena nahm einen Schluck Wasser, ihre Augen wanderten durch den Raum, auf der Suche nach etwas – oder jemandem –, der ihr Halt geben konnte. Sie kannte kaum jemanden, nur ein paar flüchtige Gesichter aus der Kantine oder den Fluren. Die Kollegen, die sie bisher getroffen hatte, waren höflich, aber distanziert, als ob sie Lena abschätzten, bevor sie sich entschieden, ob sie sie akzeptieren würden. Es war ein Spiel, das sie nicht verstand, aber sie wusste, dass sie es lernen musste.

Dann sah sie sie.

Am anderen Ende des Saals, nahe einer der hohen Fensterfronten, stand eine Frau, die sich von allen anderen abhob. Sie war allein, eine dunkle Silhouette gegen das funkelnde Licht der Stadt draußen. Ihr Kleid war tiefschwarz, schlicht, aber so geschnitten, dass es ihre schlanke Figur wie eine zweite Haut umschloss. Ihre Haare, dunkel und glänzend, fielen in weichen Wellen über ihre Schultern, und ihre Haltung war entspannt, fast gelangweilt, als ob sie den ganzen Raum mit einem einzigen Blick abtun könnte. Doch es waren ihre Augen, die Lena innehalten ließen. Selbst aus der Entfernung konnte sie den unnahbaren, fast herausfordernden Blick spüren, der über die Menge schweifte, ohne sich an irgendjemandem festzuhalten. Es war Alina.

Lena erinnerte sich an die kurze Begegnung in ihrem Büro, an die Art, wie Alinas Stimme sie gleichzeitig eingeladen und auf Distanz gehalten hatte. „Viel Glück mit meinem Vater“, hatte sie gesagt, und die Worte hatten sich in Lenas Gedächtnis eingebrannt, begleitet von diesem rätselhaften Lächeln. Jetzt, als sie Alina in diesem Meer aus Menschen sah, fühlte Lena eine seltsame Mischung aus Faszination und Nervosität. Wer war diese Frau, die so mühelos die Aufmerksamkeit auf sich zog, ohne sie zu suchen? Und warum konnte Lena ihren Blick nicht abwenden?

Sie zwang sich, wegzusehen, und richtete ihre Aufmerksamkeit auf einen älteren Mann, der sich ihr näherte. Er stellte sich als Herr Krüger vor, ein Investor, der mit Viktor seit Jahrzehnten Geschäfte machte. Sein Lächeln war ölig, seine Fragen oberflächlich, und Lena antwortete höflich, während ihre Gedanken immer wieder zu Alina abschweiften. Sie versuchte, sich auf das Gespräch zu konzentrieren, aber es war, als ob Alinas Präsenz den Raum verzerrte, wie ein Magnet, der alles andere in den Hintergrund drängte.

„Sie sind also die Neue, die Viktor so hoch lobt“, sagte Krüger, und Lena blinzelte überrascht. Viktor hatte sie gelobt? Sie hatte kaum mit ihm gesprochen, seit er ihr die erste Aufgabe gegeben hatte. „Er hat ein gutes Auge für Talente“, fuhr Krüger fort, „aber auch für Schwächen. Passen Sie auf, dass Sie ihn nicht enttäuschen.“

Die Warnung hing in der Luft, und Lena spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog. Sie murmelte eine höfliche Antwort, und Krüger wandte sich ab, um sich einer anderen Gruppe anzuschließen. Allein gelassen, ließ Lena ihren Blick wieder zu Alina wandern. Sie hatte sich bewegt, stand nun näher an einer Gruppe von Gästen, aber immer noch abseits, ein Glas Rotwein in der Hand. Ihre Lippen waren leicht geschwungen, als ob sie ein Geheimnis hütete, und ihre Augen – diese Augen – schienen alles zu sehen und gleichzeitig nichts preiszugeben.

Lena nahm einen tiefen Atemzug und beschloss, etwas zu tun. Sie konnte nicht den ganzen Abend am Rand stehen und sich verstecken Monk. Vielleicht war es die Erschöpfung der Woche, vielleicht die seltsame Anziehung, die Alina auf sie ausübte, aber sie fühlte sich plötzlich mutig. Sie stellte ihr Glas ab und ging langsam auf Alina zu, ihre Absätze klackerten leise auf dem polierten Boden.

Als sie näher kam, hob Alina den Kopf, und ihre Blicke trafen sich. Es war, als ob die Zeit für einen Moment stillstand. Alinas Augen waren dunkler, als Lena erwartet hatte, fast schwarz, mit einem Glanz, der sowohl einladend als auch gefährlich war. Sie neigte den Kopf leicht, ein kaum merkliches Lächeln spielte um ihre Lippen. „Die Neue“, sagte sie, ihre Stimme weich, aber mit einem spöttischen Unterton, der Lena sofort aus dem Gleichgewicht brachte.

„Lena“, korrigierte sie, ihre Stimme fester, als sie sich fühlte. „Wir sind uns schon begegnet.“

Alina hob eine Augenbraue, als ob sie sich erst jetzt erinnerte. „Stimmt. In deinem Büro. Du sahst aus, als würdest du gleich vor Panik zusammenbrechen.“ Sie nahm einen Schluck Wein, ohne den Blick von Lena abzuwenden. „Und jetzt bist du hier, in der Höhle des Löwen. Mutig.“

Lena spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde, aber sie hielt Alinas Blick stand. „Es ist nur ein Firmenevent“, sagte sie, bemüht, lässig zu klingen. „Ich dachte, es wäre eine gute Gelegenheit, die Leute kennenzulernen.“

Alina lachte leise, ein Geräusch, das Lena einen Schauer über den Rücken jagte. „Die Leute hier kennenzulernen ist wie ein Spiel mit Schlangen. Man weiß nie, welche giftig ist.“ Sie trat einen Schritt näher, und Lena konnte den schwachen Duft ihres Parfüms riechen – etwas Dunkles, Würziges, das nicht zu diesem glänzenden Ballsaal passte. „Aber du bist nicht wie die anderen, oder? Du hast etwas... Neugieriges an dir.“

Lena wollte antworten, aber die Worte blieben ihr im Hals stecken. Alinas Nähe war überwältigend, nicht nur wegen ihrer Schönheit, sondern wegen der Art, wie sie den Raum um sich herum zu kontrollieren schien. Es war, als ob sie ein Geheimnis war, das Lena entschlüsseln wollte, auch wenn sie wusste, dass es gefährlich war.

Bevor sie etwas sagen konnte, ertönte Viktors Stimme über die Menge hinweg. „Meine Damen und Herren“, begann er, und der Raum wurde still. Alina verdrehte die Augen, ein winziger Akt der Rebellion, der Lena fast zum Lächeln brachte. „Ich danke Ihnen, dass Sie heute Abend hier sind, um die Zukunft der Stahl Corporation zu feiern...“

Alina beugte sich leicht zu Lena und flüsterte: „Er liebt es, im Mittelpunkt zu stehen. Aber pass auf, Lena. Er sieht alles.“ Mit diesen Worten wandte sie sich ab und verschwand in der Menge, ließ Lena mit einem pochenden Herzen und dem Gefühl zurück, dass sie gerade etwas betreten hatte, das sie nicht verstand.

Kapitel 3: Verbotene Blicke

Die Tage nach dem Firmenevent waren für Lena wie ein Tanz auf Messers Schneide. Die Stahl Corporation war ein Labyrinth aus Erwartungen, unausgesprochenen Regeln und Blicken, die mehr sagten als Worte. Sie hatte sich in die Arbeit gestürzt, in der Hoffnung, dass die Zahlen, Berichte und Tabellen die Unruhe in ihrem Inneren ersticken würden. Doch jedes Mal, wenn sie einen Moment innehielt, tauchte ein Bild vor ihrem inneren Auge auf: Alina, wie sie im Ballsaal stand, mit diesem unnahbaren Blick, der Lena gleichzeitig anzog und verunsicherte. Es war, als hätte Alina einen unsichtbaren Faden um Lenas Gedanken geschlungen, der sich mit jedem Tag enger zog.

Es war Mittwoch, und Lena saß an ihrem Schreibtisch im fünfunddreißigsten Stock, die Augen auf den Bildschirm gerichtet, während ihre Finger über die Tastatur flogen. Sie hatte die letzte Nacht damit verbracht, einen Bericht für Viktor fertigzustellen, und ihre Augen brannten vor Müdigkeit. Doch sie konnte es sich nicht leisten, nachlässig zu sein. Viktors Worte hallten in ihrem Kopf wider: Enttäuschen Sie mich nicht. Sie hatte das Gefühl, dass er sie beobachtete, selbst wenn er nicht im Raum war, als ob seine kalte Autorität in den Wänden des Gebäudes eingebettet war.

Ein leises Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Gedanken. Frau Meier trat ein, ihre Miene wie immer streng, aber mit einem Hauch von Ungeduld. „Frau Berger, Herr Stahl erwartet Sie in zehn Minuten im Konferenzraum. Bringen Sie die Unterlagen für das Investorenmeeting mit.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, verschwand sie wieder, und Lena spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog. Ein weiteres Treffen mit Viktor. Sie sammelte die Papiere, überprüfte sie ein letztes Mal und machte sich auf den Weg.

Der Konferenzraum war eine weitere Demonstration von Viktors Macht: ein langer Tisch aus dunklem Holz, umgeben von Ledersesseln, und Fenster, die die Stadt wie ein Königreich unter sich ausbreiteten. Viktor saß am Kopfende, seine Hände gefaltet, die Augen auf ein Dokument gerichtet. Neben ihm standen zwei Männer in Anzügen, die Lena als Mitglieder des Vorstands erkannte, und eine Handvoll anderer Mitarbeiter, die sie nur vom Sehen kannte. Sie setzte sich an den Rand des Tisches, ihre Unterlagen vor sich, und versuchte, ruhig zu atmen.

„Frau Berger“, begann Viktor, ohne aufzublicken, „erklären Sie uns den aktuellen Stand der Finanzprognosen.“ Seine Stimme war wie immer kontrolliert, aber da war ein Unterton, der sie nervös machte. Lena räusperte sich, öffnete ihre Mappe und begann, die Zahlen zu präsentieren. Sie hatte sich gut vorbereitet, ihre Stimme war ruhig, aber sie spürte die Blicke der anderen auf sich, als ob sie darauf warteten, dass sie stolperte.

Dann öffnete sich die Tür, und Lena stockte für einen winzigen Moment. Alina trat ein, lässig, fast provozierend entspannt, in einer schwarzen Lederjacke und einer dunklen Jeans, die in diesem Raum voller Anzüge und Kostüme wie eine Rebellion wirkte. Ihre Haare waren zu einem lockeren Zopf gebunden, und ihre Augen glitten über die Anwesenden, bevor sie kurz an Lena hängen blieben. Es war nur eine Sekunde, ein flüchtiger Blick, aber er traf Lena wie ein Blitz. Ihre Wangen wurden heiß, und sie zwang sich, weiterzusprechen, obwohl ihre Stimme für einen Moment zitterte.

„Entschuldigung für die Verspätung“, sagte Alina, ihre Stimme träge, fast spöttisch, als sie sich auf einen Stuhl am anderen Ende des Tisches fallen ließ. Viktor warf ihr einen kurzen Blick zu, seine Lippen wurden schmaler, aber er sagte nichts. Lena spürte die Spannung im Raum, eine unausgesprochene Dynamik zwischen Vater und Tochter, die sie nicht verstand. Sie beendete ihren Vortrag, ihre Hände zitterten leicht, als sie die Mappe schloss.

„Gute Arbeit, Frau Berger“, sagte Viktor schließlich, und Lena spürte einen Hauch von Erleichterung, gemischt mit Misstrauen. Seine Komplimente fühlten sich nie echt an, eher wie eine Prüfung, die sie bestanden hatte – vorerst. „Alina, vielleicht könntest du uns mit deiner Anwesenheit beehren, ohne den Ablauf zu stören.“

Alina lehnte sich zurück, ein Lächeln spielte um ihre Lippen, das Lena nicht deuten konnte. „Ich bin hier, Vater. Ist das nicht genug?“ Ihre Worte waren eine Herausforderung, und Lena spürte, wie die Luft im Raum schwerer wurde. Die anderen Mitarbeiter senkten die Blicke, als ob sie Angst hatten, in diesen Konflikt hineingezogen zu werden.

Das Meeting zog sich hin, und Lena versuchte, sich auf die Diskussion zu konzentrieren, aber ihre Augen wanderten immer wieder zu Alina. Jedes Mal, wenn sie hinsah, schien Alina sie zu beobachten, ihre dunklen Augen undurchdringlich, aber mit einem Funkeln, das Lena nervös machte. Es war, als ob Alina ein Spiel spielte, dessen Regeln nur sie kannte. Einmal, als Viktor abgelenkt war, hob Alina eine Augenbraue, und ihre Lippen formten ein kaum merkliches Lächeln, das Lena den Atem raubte. Sie wandte den Blick ab, ihr Herz schlug schneller, und sie fragte sich, warum diese Frau eine solche Wirkung auf sie hatte.

Als das Meeting endete, war Lena erschöpft, nicht nur von der Anstrengung, sondern von der Anspannung, die Alinas Anwesenheit ausgelöst hatte. Sie sammelte ihre Unterlagen und wollte gerade den Raum verlassen, als sie Alinas Stimme hinter sich hörte. „Lena, richtig?“

Sie drehte sich um, und da stand Alina, lässig gegen den Türrahmen gelehnt, die Arme verschränkt. „Ja“, sagte Lena, ihre Stimme vorsichtiger, als sie beabsichtigt hatte. „Wir sind uns schon begegnet.“

Alina nickte, als ob sie sich daran erinnerte, aber ihre Augen sagten etwas anderes. „Du bist gut“, sagte sie, und es klang fast wie ein Kompliment, aber da war ein Unterton, der Lena aufhorchen ließ. „Die meisten würden unter Viktors Blick zusammenbrechen. Aber du... du hältst stand.“

Lena wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. „Ich versuche nur, meine Arbeit zu machen“, sagte sie schließlich, und Alina lachte leise, ein Geräusch, das Lena gleichzeitig faszinierte und verwirrte.

„Natürlich“, sagte Alina, und ihre Augen glitten über Lena, als ob sie etwas suchte. „Aber pass auf. Dieser Ort... er verändert Menschen.“ Sie trat einen Schritt näher, und Lena konnte den schwachen Duft ihres Parfüms riechen, dasselbe dunkle, würzige Aroma wie beim Firmenevent. „Und mein Vater? Er zerstört sie, wenn sie nicht vorsichtig sind.“

Bevor Lena antworten konnte, drehte Alina sich um und ging den Flur hinunter, ihre Schritte leicht und selbstbewusst. Lena starrte ihr nach, ihr Herz pochte in ihrer Brust, und sie fragte sich, warum Alinas Worte sich wie eine Warnung und gleichzeitig wie eine Einladung anfühlten.

Zurück an ihrem Schreibtisch, versuchte Lena, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, aber ihre Gedanken schweiften immer wieder zu Alina. Sie hatte inzwischen erfahren, dass Alina Viktors Tochter war – ein Fakt, der in der Firma selten erwähnt wurde, als ob es ein Tabu war. Gerüchte schwirrten herum: Alina sei rebellisch, unberechenbar, jemand, der die Regeln brach, nur um zu sehen, wie weit sie gehen konnte. Doch für Lena war sie mehr als ein Gerücht. Sie war ein Rätsel, eine Präsenz, die Lena nicht ignorieren konnte.

Als der Tag zu Ende ging, stand Lena am Fenster ihres Büros und blickte auf die Stadt hinunter. Die Lichter funkelten wie Sterne, aber sie fühlten sich kalt an, distanziert. Sie dachte an Alinas Blick im Konferenzraum, an die Art, wie ihre Augen sie festgehalten hatten, nur für einen Moment, bevor sie wegesehen hatte. Es war ein verbotener Blick, einer, der Lena verwirrte und gleichzeitig in ihr etwas weckte, das sie nicht benennen konnte. Eine Anziehung, die sie nicht wollte, aber nicht leugnen konnte.

Sie schüttelte den Kopf, versuchte, die Gedanken abzuschütteln, und griff nach ihrer Tasche. Doch tief in ihrem Inneren wusste sie, dass dieser Moment, dieser Blick, der Anfang von etwas war, das sie nicht kontrollieren konnte. Und das machte ihr mehr Angst, als sie zugeben wollte.

Kapitel 4: Der erste Kontakt

Die Luft im Büro der Stahl Corporation fühlte sich an diesem Morgen schwerer an als sonst, als ob sie von unsichtbaren Fäden der Erwartung durchzogen wäre. Lena saß an ihrem Schreibtisch, die Augen auf den Bildschirm gerichtet, doch ihre Gedanken waren woanders. Seit dem Meeting gestern, seit diesem flüchtigen, aber elektrisierenden Blick von Alina, hatte sie Mühe, sich zu konzentrieren. Es war, als hätte Alina eine Spur in ihrem Kopf hinterlassen, eine Melodie, die sie nicht abschütteln konnte, egal wie sehr sie es versuchte. Sie schüttelte den Kopf, zwang sich, die E-Mail zu beenden, die sie für Viktor vorbereitete, und ignorierte das leise Pochen ihres Herzens.

Die Woche war ein Wirbelwind aus Anforderungen gewesen. Viktor hatte sie mit Aufgaben überhäuft, jede präziser und dringlicher als die vorherige, als ob er testen wollte, wie viel sie ertragen konnte. Doch Lena war entschlossen, sich zu beweisen. Sie hatte nicht all die Jahre gekämpft, um jetzt zu scheitern. Dennoch nagte etwas an ihr, ein Gefühl, das sie nicht benennen konnte, und es hatte mit Alina zu tun. Die Tochter ihres Chefs, die Frau, die mit einem einzigen Blick die Ordnung in Lenas sorgfältig strukturiertem Leben durcheinandergebracht hatte.

Es war kurz vor Mittag, als Lena den Flur hinunterging, eine Mappe mit Dokumenten unter dem Arm, die sie für eine Besprechung vorbereitet hatte. Der fünfunddreißigste Stock war still, die einzigen Geräusche das leise Summen der Klimaanlage und das gedämpfte Klackern ihrer Absätze auf dem Teppich. Sie wollte gerade den Konferenzraum betreten, als sie eine Bewegung am Ende des Flurs bemerkte. Alina lehnte gegen eine Wand, ein Smartphone in der Hand, die Augen auf den Bildschirm gerichtet. Sie trug ein dunkelgraues Shirt, das ihre Schultern betonte, und eine enge schwarze Hose, die ihre rebellische Eleganz unterstrich. Ihre Haltung war lässig, fast zu lässig, als ob sie genau wusste, dass sie beobachtet wurde.

Lena zögerte, ihre Finger schlossen sich fester um die Mappe. Sie wollte weitergehen, ihre Pflicht erfüllen, aber etwas hielt sie zurück. Alina hob den Blick, und ihre Augen trafen sich. Es war, als ob die Luft zwischen ihnen knisterte, ein unsichtbarer Funke, der Lena die Kehle zuschnürte. Alina lächelte, ein schiefes, fast spöttisches Lächeln, das Lena gleichzeitig ärgerte und faszinierte.

„Du siehst aus, als würdest du gleich einen Herzinfarkt bekommen“, sagte Alina, ihre Stimme weich, aber mit einem Unterton, der Lena herausforderte. Sie steckte das Smartphone in die Tasche und trat einen Schritt näher, ihre Bewegungen geschmeidig, fast raubtierhaft. „Was ist los, Neue? Zu viel Viktor für einen Tag?“

Lena spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde, aber sie hielt Alinas Blick stand. „Ich habe nur viel zu tun“, antwortete sie, bemüht, ihre Stimme ruhig zu halten. „Und mein Name ist Lena.“

Alina lachte leise, ein Geräusch, das Lena einen Schauer über den Rücken jagte. „Lena“, wiederholte sie, als ob sie den Namen testete, ihn auf der Zunge rollen ließ. „Das passt zu dir. Ordentlich, präzise, aber...“ Sie machte eine Pause, ihre Augen glitten über Lena, als ob sie etwas suchte. „Aber da ist noch etwas anderes, oder? Etwas, das du versteckst.“

Lena blinzelte, überrascht von der Direktheit. „Ich verstecke nichts“, sagte sie, aber die Worte klangen schwächer, als sie wollte. Alina trat noch einen Schritt näher, und Lena konnte den schwachen Duft ihres Parfüms riechen – dasselbe dunkle, würzige Aroma, das sie beim Firmenevent bemerkt hatte. Es war berauschend, und sie hasste sich dafür, dass es sie so aus der Fassung brachte.

„Oh, jeder versteckt etwas“, sagte Alina, ihre Stimme jetzt leiser, fast ein Flüstern. „Vor allem hier. In diesem Käfig aus Glas und Stahl.“ Sie deutete mit einer vagen Geste auf die Wände um sie herum, aber ihre Augen ließen Lena nicht los. „Die Frage ist, wie lange du es verstecken kannst.“

Lena spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Sie wollte etwas erwidern, etwas Scharfes, etwas, das Alina in ihre Schranken wies, aber die Worte blieben ihr im Hals stecken. Stattdessen sagte sie: „Und was versteckst du?“ Es war ein Impuls, ein Versuch, das Spiel umzudrehen, und sie bereute es sofort, als Alinas Lächeln breiter wurde, fast gefährlich.

„Mutig“, sagte Alina anerkennend. „Das gefällt mir.“ Sie lehnte sich leicht nach vorne, ihre Stimme sank zu einem verschwörerischen Ton. „Aber sei vorsichtig, Lena. Neugier kann hier gefährlich sein.“

Bevor Lena antworten konnte, öffnete sich die Tür des Konferenzraums, und Frau Meier steckte den Kopf heraus. „Frau Berger, Herr Stahl wartet.“ Ihre Stimme war scharf, und Lena spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog. Sie nickte, warf Alina einen letzten Blick zu und ging zum Konferenzraum. Doch sie konnte Alinas Augen auf sich spüren, wie ein Gewicht, das sie nicht abschütteln konnte.