Schattenherrscher - Die Suche - Kati Wepner - E-Book

Schattenherrscher - Die Suche E-Book

Kati Wepner

4,9

Beschreibung

Die 17-jährige Kate versucht täglich die Fassade eines normalen Teenagerlebens aufrechtzuerhalten. Das gelingt auch gut, denn niemand ahnt, dass sie alleine lebt, grausame Albträume hat und wöchentlich zum Psychiater muss. Ihre Fassade beginnt jedoch gefährlich zu bröckeln, als durch einen dummen Zufall der gutaussehende Jake in ihr Leben tritt und anfängt unangenehme Fragen zu stellen. Aber auch Jake birgt ein düsteres Geheimnis. Als ihr Psychiater dann auch noch versucht sie umzubringen, steht Kates Leben auf einmal Kopf. Und auch Jake droht von seiner Vergangenheit eingeholt zu werden. Und dann ist da noch dieser seltsam vertraute Fremde, mit den faszinierend grünen Augen, der unheimlicher Weise immer da auftaucht, wo Kate gerade ist...

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Leseprobe eBook Ausgabe 2015
©2015 ISEGRIM VERLAG
in der Spielberg Verlag GmbH, Regensburg
Umschlaggestaltung: Isegrim Verlag
Umschlagfoto: © creativ, Fine Art Studio,
Seamartini Graphics - Fotolia.com
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung, Speicherung oder Übertragung

Inhaltsverzeichnis

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

1.

Der Schuss hallte durch das Schweigen der Nacht.

Es folgte ein dumpfes Geräusch.

Ich sah die Hand meines Vaters auf dem Boden liegen. Sein Ring funkelte im Licht.

Dann sah ich, wie sich langsam eine kleine Pfütze aus schwarzer Flüssigkeit bildete.

Ganz langsam.

Die Pfütze wurde größer.

Blut!

Meine Atmung setzte aus.

Bedächtig, wie in Zeitlupe, bewegte sich ein Schatten an der Wand.

Ich starrte nur.

Meine Augen weit aufgerissen. Es war zu dunkel um etwas zu erkennen.

Ich fühlte wie mein Körper mit mir kämpfte.

Nach Luft schrie.

Aber mein Gehirn war nicht dazu in der Lage, den Befehl zum Atmen zu geben. Es war als stünde die Zeit still.

Und dann war es da.

Das Lachen.

Es begann langsam.

Leise.

So leise, dass ich es erst für ein Räuspern hielt.

Doch dann wurde es lauter.

Schriller.

Es klang wahnsinnig.

Durch die entstandene Stille klang das Lachen unnatürlich laut. Es hallte in meinen Ohren wider. Ich wollte schreien, es beenden, es war so schrill. Doch ich konnte nicht schreien, ich bekam keine Luft.

Keine Luft!

Panik breitete sich in mir aus.

Keine Luft…

Mit einem lauten, langgezogenen Schrei wachte ich auf. Ich zitterte, war schweißgebadet und saß aufrecht in meinem Bett. Panisch sah ich mich um, wusste aber sofort, dass ich ihn wieder hatte.

Diesen Traum.

Meine eigene ›und-täglich-grüßt-das-Murmeltier–Version‹ von Traum.

Mein Blick wanderte zur Uhr. Viertel nach drei. Toll, meine Nacht hatte mal wieder eher geendet als geplant. Aber ich wusste genau, egal was ich jetzt tat, ich würde nicht wieder einschlafen können. Ich habe es unzählige Male mit noch viel unzähligeren Methoden versucht. Es klappte nicht. Es würde nie klappen. Vielleicht musste man manche Dinge einfach akzeptieren.

Mein Psychiater meinte, meine Träume spiegeln das Innere meiner Seele wieder. Aber das sagte der gleiche Mann, der neben seinen Medizinbüchern Star Wars Figuren und Comichefte liegen hatte. Nicht wirklich glaubwürdig also. Aber was soll’s.

Ich selbst habe vor einiger Zeit die einzige erfolgreiche Methode gefunden, meine Panik wieder loszuwerden.

Früher habe ich mich zitternd unterm Bett versteckt bis es hell wurde. Oder ich habe mich in eine Ecke des Zimmers gesetzt, meine Arme fest um meine Knie geschlungen und bin hin und her gewippt. Dabei habe ich so geheult, fast schon hysterisch, dass nach einem halben Jahr der Parkettboden in der Ecke Wellen geschlagen hat. Man könnte sagen, ich war eine Heulsuse. Meist habe ich es unter Kontrolle, überhaupt, ich hatte mich normalerweise sehr gut unter Kontrolle. Daraus bestand mein Leben. Kontrolle. Ich konnte alles schaffen, solange ich die Kontrolle behielt Ohne diese Kontrolle ging nichts. Nur durch diese Kontrolle, die ich über Jahre hinweg aufgebaut habe, schaffte ich es meinen Tag zu meistern.

Mittlerweile war ich nahezu perfekt. Ich habe sie so perfektioniert, dass ich jeden täuschte. Keiner bemerkte etwas.

Dieser Gedanke lies mich lächeln, etwas, das ich selten tat. Dann schlüpfte ich in meine Turnschuhe. Sie waren ziemlich ausgelatscht und hatten vom Regen letzte Nacht Spuren davongetragen.

Eine dicke, braune Schlammkruste bröckelte auf den Boden als ich die Schnürsenkel zusammenband. Aber es war mir egal. Mich störte der Dreck auf dem Boden nicht, und außer mir war keiner da den er hätte stören können. Ich ging zur Tür. Einen Schlüssel würde ich nicht brauchen. Außer mir lebte hier niemand. Und selbst wenn, bei mir war nichts zu holen. Einbrecher würden wahrscheinlich sogar eher etwas hier lassen, anstatt etwas mitzunehmen.

Dann lief ich los.

Ich rannte.

Raste die Straße entlang, Richtung Waldweg. Ich war mittlerweile recht gut geworden. Es dauert immer länger bis meine Lungen anfingen zu brennen und meine Beine begannen sich wie Blei anzufühlen. Dabei war das das Einzige was ich wollte.

Dieses Gefühl.

Wenn ich keine Kraft mehr hatte, aber wusste, dass ich weiterlaufen musste.

Wenn ich mich über sämtliche Warnsignale meines Körpers hinwegsetzte.

Wenn ich schneller rief obwohl mein Kopf ›Stopp‹ schrie.

Dann kam dieses Gefühl. Es hielt nicht lange an. Aber wenn es kam, dann fühlte ich mich wie im Himmel. Es war für einen Moment so, als wäre ich frei. In dem Moment konnte ich nichts mehr fühlen. Oder denken. Ich war einfach nur da. Ich allein. Ohne die Angst.

Wie gesagt, lange hielt das Gefühl nicht an. Meist wurde ich danach ohnmächtig. Etwas, an dem ich wohl noch arbeiten musste. Aber für dieses eine Gefühl tat ich alles.

Auch heute Nacht wachte ich nach fast drei Stunden auf dem feuchten Waldboden auf. Die Sonne ging gerade auf, während ich mich langsam aufrichtete. Vorsichtig. Meine Beine fühlten sich an wie Pudding und ich strauchelte einen Moment und kämpfte mit dem Gleichgewicht. Dann ging es langsam. Ich begann gemächlich zurück zu meinem Haus zu laufen. Es war nicht weit. Meine tägliche Runde führt in einer Art Bogen von meinem Haus weg und dann wieder darauf zu. Ideal also.

Nachdem ich mir eine Dusche gegönnt hatte, fiel mein Blick wieder auf meine Mitleid erregenden Joggingschuhe. An der einen Seite war sogar schon eine Naht geplatzt. Ich seufzte. Ich sollte mir langsam aber sicher wohl neue zulegen.

Dann schlang ich ein paar Kekse hinunter, sie waren trocken und eigentlich ungenießbar, aber sie stoppten mein Magenknurren und erfüllten damit ihren Zweck. Vielleicht sollte ich daran arbeiten entweder die ganze Packung zu essen oder die Restlichen wenigstens in eine Dose packen. Mhm, vielleicht sollte ich mir eine Dose kaufen.

Dann schnappte ich mir meinen Rucksack und ging. Zur Bushaltestelle musste ich fast zwanzig Minuten laufen. Man könnte sagen, ich wohne etwas außerhalb.

Eigentlich sehr weit außerhalb.

So weit, dass die Busroute nur für mich verändert wurde. Meine Haltestelle war der erste Halt. Es kam wahrscheinlich nicht oft vor, dass man eine Haltestelle ganz für sich allein hatte. Besser gesagt, dass die Haltestelle nur für einen allein erschaffen worden war.