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Anfangen, wieder. Ein Kind wird geboren. Richtet die Wahrnehmung neu aus. Euphorie wechselt sich ab mit Erschöpfung. Zugleich ist da der Schmerz des Verlustes. Ein geliebter Mensch ist kurz zuvor gestorben. Der Schock hallt nach, schneidet ein in den Körper und in die Laute. Wie lassen sich Gefühle und Gedanken ineinander übersetzen? Wie hängen Wörter und Ich zusammen? Erfüllende Momente und Leid? Nico Bleutge holt diese Fragen in das Sprechen und gewinnt aus ihnen seinen ganz eigenen Rhythmus. Darin reflektiert er die elementaren Widersprüche und Veränderungen unserer Gegenwart, wie sie der flimmernde Titelzyklus spürbar macht. Wir folgen Falken und Staren an den Tiber, sehen Risse in den Bildern, die den Rissen in der Landschaft ähneln. Und die Erinnerung speist scheinbar Nebensächliches ein. Verse über das Beginnen, über Sprache vor der Sprache und über das Verhältnis von Erinnerung und Präsenz. Die Zeit dehnt sich oder schießt im Spiel der Laute zusammen: «dies nagen, ineinanderdrehen / von wolken, beginn: nicht eine / silbe zum stehen, stauchen / alles drin». Mit großem sprachlichen Gespür geht Nico Bleutge den Lücken in der Wahrnehmung nach und zeigt uns die Kraft der Wörter, klangstark, lustvoll, ebenso konkret wie imaginär.
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Veröffentlichungsjahr: 2023
Nico Bleutge
schlafbaum-variationen
gedichte
C.H.Beck
Ein Kind wird geboren. Richtet die Wahrnehmung neu aus. Glücksgefühle, Erschöpfung, dann wieder großes Glück. Zugleich ist da aber der Schmerz des Verlustes. Ein geliebter Mensch ist kurz zuvor gestorben. Der Schock hallt nach, schneidet ein in den Körper und in die Laute. Wie lassen sich Affekte und Gedanken ineinander übersetzen? Wie hängen Wörter und Ich zusammen? Nähe und Ferne? Euphorische Momente und Leid?
Nico Bleutge holt diese Fragen in das Sprechen und gewinnt aus ihnen seinen ganz eigenen Rhythmus. Verse über das Anfangen, über Sprache vor der Sprache und über das Verhältnis von Erinnerung und Präsenz. Die Zeit dehnt sich oder schießt im Spiel der Laute zusammen: «dies nagen, ineinanderdrehen//von wolken, beginn: nicht eine/silbe zum stehen, stauchen//alles drin». Der flimmernde Titelzyklus folgt Falken und Staren an den Tiber. Wortschatz und Zauberwort stoßen hier aufeinander. Wir sehen Risse in den Bildern, die den Rissen in der Landschaft ähneln. Und die Erinnerung speist scheinbar Nebensächliches ein. Wie das Geräusch des Atmens, das immer da ist, das man aber erst bemerkt, wenn man die Aufmerksamkeit darauf lenkt. Mit großem sprachlichen Gespür geht Nico Bleutge den Lücken in der Wahrnehmung nach und zeigt uns die Kraft der Wörter, klangstark, lustvoll, ebenso konkret wie imaginär.
Nico Bleutge lebt in Berlin. Bei C.H.Beck erschienen die Gedichtbände «klare konturen» (2006), «fallstreifen» (2008), «verdecktes gelände» (2013), «nachts leuchten die schiffe» (2017) und der Band «Drei Fliegen. Über Gedichte» (2020). Für sein Schreiben wurde er vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Alfred-Kerr-Preis (2016), dem Kranichsteiner Literaturpreis (2017) und dem Stipendium der Villa Massimo Rom (2018/19).
I.
anfangen, wieder
schneebeere
funken
II.
besuche im klinikum
hufe zählen
was ein wunsch wäre
pelzentbehrt
III.
schlafbaum-variationen
Anmerkungen
Dank
dies nagen, ineinanderdrehen
von wolken, beginn: nicht eine
silbe zum stehen, stauchen
alles drin. gedrippelt und gedoppelt
stoppelnder sinn. schon fönt es
die brust, wenn die plitschernde nahe
kommt, quappig, gebadet, wohin
wohin. und was, was ist es, das
du hörst, tröpfelnde, zu schmatzen
zu kauen, den rücken wohlig durch-
zustrecken. denkt nämlich einer
mit glucksen im bauch wieder, käme
die geister zu meistern ferner rausch
muß er doch lauschen, mit hasigen
ohren, blicke tauschen, fragen der kleinen
stimme, was sie sieht, mit blubbern nach-
zieht oder vor-, erwachen die laute rings
nicht am kopf berührt
werden. vom arm nicht wollen, nicht
gepuckt sein wollen. beflügelt der anfang
wenn, aus der ferne, so viel nicht mögen
heißen kann. als wäre es meer und land
und der alles deckende himmel. mischt
nur geruch hinein, sucht mit den augen
nicht dich die warmgehaltene pflanze? milch-
räume, keime der dinge. irgendwes’ fühlen
auch die fische kommen herauf, wischen
nachthaltend wieder durch ihren schlaf.
aus kupfer die mondkralle, und wie
die quelle dem strom folgt. molchig
wenn alles gähnen ist, gäumlings. singen
heißt nicht das herz zu verwalten? spucke
spucke bewohnt hier noch immer die luft
mulchtau, flaum an den ohren
was ist diese wärme,
ärmelig hell, die an der schläfe, braue
die an den haaren spürbar wird (kochende
welle, solarfeld aus puckernden stellen
oder ausbreitung des lichts im vakuum). war
so in ihrer welt, ein zappeln, lehnen, und bald
die müdigkeit in ihren zaum gedreht.
kommt fieber in schwärmen? jeder vogel trägt
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