Schlüsselmomente - Dr. Viviane Theby - E-Book

Schlüsselmomente E-Book

Dr. Viviane Theby

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Beschreibung

Tiertraining ist ein Handwerk, das man lernen kann, und eine Technik, die man üben muss. So weit, so gut. Dennoch hört es bei der Beherrschung der Technik allein nicht auf: Ein guter Tiertrainer braucht auch "Soft Skills", die ihm helfen, im Hier und Jetzt zu sein, bei sich zu sein, authentisch zu sein, sich selbst zu hinterfragen – alles Dinge, die uns nicht nur beim Trainieren von Tieren helfen, sondern die unsere gesamte Persönlichkeit zum Besseren verändern. "Willst du das Verhalten deines Tieres ändern, musst du dein eigenes Verhalten ändern", ist ein Leitsatz von Bob Bailey, den auch die Autorin Dr. Viviane Theby gern und oft in ihren Büchern, Unterrichtsstunden und Seminaren zitiert. Über die Jahre reifte dabei in ihr die Erkenntnis, dass man ihn genauso gut auch umwandeln kann in: "Willst du dein Leben ändern, musst du dein eigenes Verhalten ändern." Diese Erkenntnis war für sie ein Schlüsselmoment, dem viele weitere folgten. Dass es zum Beispiel weder hilfreich ist, den Hund von gestern zu trainieren noch ständig über die Probleme von gestern zu sinnieren. In diesem kostbaren Buch teilt sie diese Schlüsselmomente – für so manches Aha-Erlebnis, eine neue Perspektive auf das Tiertraining und einen Umgang mit sich selbst und anderen, egal, ob zwei- oder vierbeinig, der sich einfach stimmig anfühlt und auf allen Ebenen zu positiven Veränderungen führen wird.

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Seitenzahl: 224

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Dr. Viviane Theby

Schlüsselmomente

Tiertraining alsLebensphilosophie

Kynos Verlag

© 2023 KYNOS VERLAG Dr. Dieter Fleig GmbH

Konrad-Zuse-Straße 3 • D-54552 Nerdlen/Daun

Telefon: +49 (0) 6592 957389-0

www.kynos-verlag.de

eBook-Ausgabe der Printversion

eBook ISBN: ISBN 978-3-95464-315-8

ISBN der gedruckten Ausgabe: ISBN 978-3-95464-300-4

Titelbild und Grafiken: Nicole Hilgers unter Verwendung von tmart_foto-stock.adobe.com und monamonash-stock.adobe.com

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www.kynos-stiftung.de

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Für Chiara, Delia und Matz

INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort

Workbook zum Buch

Ein bisschen Senf …

1. „You‘ve got the power!“

Die Macht, etwas zu verändern

„You get what you reinforce, not what you want“

Das Lernlabor

2. Einen Plan haben

Das Lebensziel

Der Ausgangspunkt

Der Plan

Die Feedbackschleife

3. Im Hier und Jetzt sein

Das Tier von gestern

Etiketten

Timing

Das richtige Verhalten zur richtigen Zeit abfragen

4. „Think-Plan-Do“

Das DO

„Der beste Trainer der Welt“

Wie man ins Tun kommt

5. Lebenstipps

Sehen, was man haben will

Vorbereitet sein

Klitzekleine Trainingsschritte

Geduld

Die Kraft der Pausen

6. Wir können nicht nicht trainieren

Erwartungen

Agieren und Reagieren

Flexibilität

7. Wertungen

Richtig und Falsch

Sich vergleichen

Kritisch hinterfragen

8. Das Prinzip der Sicherheit – eine Illusion?

Die ganzheitliche Sichtweise

Alles ist immer auch das Gegenteil

The sun will rise tomorrow

9. Übung macht den Meister

Der Hund als Lehrer

Über den Dingen stehen

Körper und Verstand

Herausforderungen

10. Werde dein eigener Mentor

Beispiel Ernährung

Körperweisheit

Authentizität

Auf die innere Stimme hören

„Are you better off now, than you were before?“

„Sorge dafür, dass die Grenzen die des Tieres sind und nicht deine eigenen“

Lieben, lernen, wachsen

Über die Autorin

Danksagung

Buchempfehlungen

Vorwort

Die Tierakademie gibt es jetzt seit fast 25 Jahren. Eine lange Zeit, während der wir viel über Training gelernt haben. Wir haben viele Menschen mit ihren Hunden trainiert. Wir haben vielen Menschen das Training beigebracht und machen das natürlich immer noch.

Über all die Zeit haben wir immer herauszufinden versucht, wie wir das Training noch weiter verbessern können. Wie haben über die Zeit mit vielen spannenden Menschen gearbeitet, die uns im Lernen unterstützen.

Und vor allem haben wir immer wieder unser Verhalten geändert.

„Willst du das Verhalten deines Tieres ändern, musst du dein eigenes Verhalten ändern!“ Dieser Tipp von Bob Bailey war uns immer ein Leitsatz.

Und dann hat sich herausgestellt, dass dieser Satz nicht nur fürs Tiertraining super hilfreich ist, sondern auch im eigentlichen Leben. Man kann ihn umwandeln in „Willst du dein Leben ändern, musst du dein eigenes Verhalten ändern.“

Und das durften wir lernen. Wir haben uns über die Jahre ein Leben geschaffen, von dem man nur träumen kann. Das haben wir aus den Prinzipien gelernt, die wir auch im Training anwenden. Eigentlich ist es ja auch gar nicht so verwunderlich. In der englischsprachigen Wissenschaft wird immer von „human and non human animals“ gesprochen. Wir haben viele Gemeinsamkeiten mit unseren Tieren. Da ist es wenig verwunderlich, dass wir dieselben Prinzipien wie im Tiertraining für unser Verhalten im Leben anwenden können. Darum wird es in diesem Buch gehen.

Das Allerschönste daran ist, dass wir damit unser Leben gestalten können, wie wir es gerne hätten.

Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die positiven Auswirkungen, die das auf das Training mit unseren Tieren hat. Je mehr wir im Gleichgewicht sind, entspannt sind und in unserer Mitte ruhen, desto mehr können wir unseren Tieren helfen. Denn wenn ich zum Beispiel selbst total im Stress bin, wie das heute bei den meisten Menschen der Fall ist, kann ich dem Tier nur schwer vermitteln, dass es entspannen sollte. Es kommt nicht von ungefähr, dass wir immer mehr gestresste Hunde sehen. Darin spiegeln sie sehr oft ihre Besitzer.

Aus Hundetrainer-Sicht ist es dann oft frustrierend, wenn man nur mit dem Hund an dessen Entspannung arbeiten will, der Besitzer aber eigentlich immer wieder Öl ins Feuer gießt, weil er selbst in seinem Stress bleibt. Das kann immer nur Training mit angezogener Handbremse (wie ich das nenne) bleiben. Der Hundehalter ist ein wichtiger Teil des Teams und er darf genauso ins Training mit einbezogen werden wie der Hund.

Bob Bailey hat uns so viele weise Sätze hinterlassen. Letztendlich kann man sie alle auf das wirkliche Leben übertragen. Das möchte ich in diesem Buch versuchen.

Dr. Viviane Theby

im März 2023

Workbook zum Buch

Damit du die Gedankenstöße, die du hoffentlich in diesem Buch bekommst, auch gleich in die Tat umsetzen kannst, gibt es ein gratis Workbook für dich zum Download. Denn wenn man etwas verändern möchte, muss man es nicht nur wissen, sondern vor allem tun. Dabei soll dir dieses Workbook helfen! Du kannst es parallel zum Buch durcharbeiten und dir Notizen machen oder immer mal wieder in die Abschnitte schauen, die für dich und deine Situation gerade besonders aktuell sind. Viel Spaß auf dieser erkenntnisreichen Reise!

Hier geht‘s direkt zum Workbook:

https://elopage.com/s/tierakademie/workbook-schluesselmomente

Ein bisschen Senf …

… muss ich als Leiterin des Kynos Verlags zu diesem eher außergewöhnlichen Buch doch auch noch loswerden, auch, weil es mich auch persönlich sehr angesprochen hat.

Ich kenne Viviane Theby schon lange, wir haben unser erstes gemeinsames Buch vor nun schon über zwanzig Jahren veröffentlicht – zum Thema „Dog Dance“, das damals in Deutschland ebenso neu und ungewöhnlich war wie das Klickertraining. Bei Viviane und ihrem Scheuerhof-Team hatte ich von Anfang an das Gefühl: Da weht ein frischer Wind. Sie kam mit immer neuen Ideen, und immer mit einer Begeisterung, die ansteckend wirkte. Da konnten wir gar nicht anders, als den Weg mitgehen, und die Reaktionen der Leser gaben uns Recht. Das Spannende ist, dass ich viele der Dinge, Entwicklungsschritte und Erkenntnisse, die Viviane in diesem Buch beschreibt, auch parallel bei mir selbst so oder so ähnlich erlebt habe. Wir sind ähnlich alt, haben ähnlich lange mit Tieren zu tun und sind ähnlich neugierig. Und es scheint tatsächlich so zu sein, dass man, was man früher gern als hohle Sprüche abtat – „Wenn Du erstmal in dem Alter bist …“ oder „Das verstehst Du später“ tatsächlich etwas dran ist. Die Erfahrung erweitert die Perspektive, sofern man denn bereit ist, sich zu bewegen und zu verändern. Plötzlich fallen einem Dinge und Zusammenhänge wie Schuppen von den Augen und wieder ein neues Puzzlestückchen des Lebens fällt an seinen richtigen Platz. „Ach so! Hätte ich das doch früher verstanden!“ ruft es dann in einem.

Wobei es oft eher eine Rückkehr zu dem ist, was man als Kind eigentlich intuitiv schon wusste, dann aber verstandesmäßig wieder verlernt hat, weil man trainiert wurde, dass es nur auf die harten und nachweisbaren Fakten und auf die Leistung ankommt. Als Kind war ich felsenfest davon überzeugt, dass Tiere sprechen können und wir uns nur anstrengen müssen, sie zu verstehen. Das wurde mir später quasi „ausgeredet“, da hieß es beispielsweise, du musst dein Pferd dominieren, damit es dich respektiert, du musst dich durchsetzen und vieles mehr, was mir kontraintuitiv erschien, aber gut, ich machte und glaubte es, weil namhafte Trainer es sagten.

Heute, viele Jahre und Erfahrungen später, glaube ich wieder, dass Tiere mit uns sprechen können. Und ich beginne gerade immer mehr Wege zu finden, sie zu verstehen. Das ist genauso wenig esoterisch wie das, von dem Viviane in ihrem Buch erzählt. Sie fügt lediglich ein paar wichtige fehlende Puzzleteile hinzu.

„Meine bisherigen Bücher waren Verstandesbücher. Hier kommen Körper und Geist zusammen,“ sagt sie an einer Stelle des Buchs so schön, und das fasst die Essenz eigentlich ziemlich treffend zusammen.

Oft ist da auch die Rede von Schwingungen und Energie, und das aus dem Mund einer Trainerin, die doch jahrzehntelang ihren Schülern stets die „nüchternen Fakten“ der operanten Konditionierung gelehrt hat und ihnen eingeschärft hat, sie sollten vernünftig ihre Schritte planen, Daten sammeln und die Emotionen aus dem Spiel lassen. Das stimmt ja auch immer noch. Aber es ist eben nur die eine Seite der Medaille – sprich des Trainings sprich des Umgangs mit anderen Lebewesen sprich mit uns selbst. Das eine ist so wichtig wie das andere. Allein mit positiver Energie kannst du auch keinem Hund den Rückruf beibringen. Es ist Arbeit, Handwerk, Übung. Aber eben nicht nur.

Eine kleine Geschichte aus meinem eigenen Leben möchte ich noch erzählen, die mir spontan beim Lesen der ersten Kapitel von Vivianes Manuskript wieder einfiel – da, wo sie vom Wünschen, von der Wunschenergie und der Umsetzung der Wünsche schreibt.

Als Kind wünschte ich mir nichts sehnlicher als ein Pferd. Der Wunsch war überwältigend stark, immer da und ließ sich nicht verdrängen. Er war mehr als eine vorübergehende Laune, weil viele kleine Mädchen halt für Pferde schwärmen, die Frage erschien mir tatsächlich eher existenziell. Ohne Pferd, so war ich überzeugt, könnte ich dauerhaft kein glückliches Leben führen. Meinen Eltern entging das nicht, aber sie trauten der Ernsthaftigkeit meines Wunsches nicht so recht, mal abgesehen davon, dass wir zuhause nicht die Möglichkeit zum Halten eines Pferdes gehabt hätten (und so etwas wie Pensionsställe gab es damals auch noch nicht, mal abgesehen davon, dass das finanziell nicht infrage gekommen wäre). Also blieb es bei den Steckenpferden und einem Regal voll Pferdebücher.

Eines Sonntags schleppten meine Eltern mich auf einen Flohmarkt mit. Da lag ein altes, kaputtes Zaumzeug auf dem Boden vor einem Stand und mein Vater merkte, wie ich es anschaute. Ohne großes Überlegen wandte er sich an den Verkäufer und fragte, was es kosten sollte. Ich glaube, es waren fünf Mark. Er kaufte es, drückte es mir in die Hand und sagte: „Wenn du erstmal die Klinke hast, baut sich das Haus dazu, wirst schon sehen.“

Fortan hing das Zaumzeug in meinem Zimmer, und was soll ich sagen, wenige Jahre später hatte ich tatsächlich ein Pferd, das auf völlig ungeplanten Umwegen und unter unvorhergesehenen Umständen zu mir fand. Und heute lebe ich meinen Kindheitstraum zusammen mit meinem Mann auf unserem wunderschönen alten Hof in der Eifel mit vielen Pferden direkt hinter dem Haus, die ich morgens in Hausschuhen besuchen gehen kann, mit Hunden und Katzen und einem wunderbaren Beruf. Und das Zaumzeug habe ich immer noch.

Mein Vater hat mir damals, ob bewusst oder unbewusst, eine unglaublich wichtige Lebenslektion mitgegeben: Glaub an deine Träume, verliere sie nicht aus dem Blick, auch, wenn sie unerfüllbar scheinen, hab Geduld und geh Schrittchen für Schrittchen auf dein Ziel zu. Dann werden sie wahr.

Ich wünsche euch allen so viel Spaß und so viele gute Gedankenanstöße beim Lesen dieses eher ungewöhnlichen „Trainingsbuchs“, wie ich es hatte.

Gisela Rau

Kynos Verlag

im März 2023

„Folge deinen Träumen. Sie kennen den Weg.“

Kobe Yamada

1.

„You‘ve got the power!“

Mit diesem Satz sitzt mir Bob Bailey immer auf den Schultern. Bob Bailey, einer der Urgesteine im Tiertraining, war in ganz vielen Dingen unser Mentor. Er hat uns so viel über das Training, aber auch für das Leben beigebracht.

In diesem Buch möchte ich gerne kurz und knapp vorstellen, was wir im Training gelernt haben, und dann zeigen, was das für unser Leben bedeutet.

Denn es ist so spannend: Es ist so, als ob uns das Universum überall Hinweise dazu gäbe, wie die Gesetzmäßigkeiten im Leben sind. Das gilt eigentlich für jedes Fachgebiet. Hier ist es am Beispiel des Tiertrainings gezeigt.

So haben wir zum Beispiel im Training die Power über die Position des Tieres, je nachdem, wo wir unseren Belohnungspunkt hinlegen. Viele Trainer laufen mit den Leckerchen ihrem Hund nach und versuchen, es ihm da zu geben, wo er sich gerade befindet. Aber es ist so viel cleverer, sich zu überlegen, wo wir den Hund haben wollen und dann an dieser Stelle zu füttern. Wenn es zum Beispiel darum geht, dass der Hund an lockerer Leine geht, dann ist ein guter Futterpunkt direkt am Bein des Hundehalters. Ich halte also das Leckerchen einfach an meinem Bein herunter und der Hund darf dahin kommen, um es sich abzuholen. Ich gehe also nicht zwei Meter nach vorne und gebe es dem Hund, sondern er darf zu mir kommen. Im Laufe der Zeit führt das auch dazu, dass der Hund immer näher bei mir bleibt.

Mit dem Ort der Belohnung haben wir also die Power.

Das ist ein Beispiel. Wir haben im Training natürlich noch auf viele weitere verschiedene Art und Weisen die Power. Wichtig ist da, dass wir wirklich machtvoll sind. Wir sind dem, was da mit dem Hund passiert, nicht machtlos ausgeliefert. Es gibt sehr viel Selbstbewusstsein, wenn man diese Möglichkeiten erkennt und anwenden kann.

Was heißt das für uns im Leben? Auch im Leben haben wir die Power. Und darum geht es im Folgenden.

„you’ve got the power!“

Die Macht, etwas zu verändern

Jeder hat die Macht, sein Leben so zu gestalten, wie er es gerne haben will. Auch du. Vielleicht geht es dir aber so wie vielen, die sich machtlos vorkommen. Da ist zwar dieses vage Gefühl, dass das Leben etwas anders sein könnte, aber …

In diesem ersten Kapitel möchte ich die Tatsachen aufzeigen, die wir alle sowieso alle mehr oder weniger nutzen, um unser Leben zu gestalten. Kennt man diese Mechanismen, kann man sie auch zu seinen Gunsten verändern.

Da haben wir einmal die anatomischen Grundlagen. Nehmen wir unser Gehirn mit seinen Nerven und Synapsen. Gedanken schaffen Nervenverbindungen. Es gibt sogar Studien darüber, die zeigen, dass es keinen Unterschied macht, ob ich mir genau vorstelle, die Tonleiter auf dem Klavier zu spielen oder ob ich es tatsächlich übe. Das Ergebnis im Gehirn ist dasselbe. Spannend, oder?

Jetzt nimm mal wahr, welche Gedanken du so den ganzen Tag denkst. Welche Verbindungen werden da geschaffen?

Diese Verbindungen kann man sich wie Pfade im Dschungel vorstellen. Gehe ich einmal durch ein bisher unbetretenes Gelände, wird man kaum etwas davon sehen, es sei denn, man ist erfahrener Spurenleser. Mit jeder Wiederholung wird der Pfad aber deutlicher. Irgendwann will ich mit einer Karre den Pfad gehen, was ihn noch etwas breiter macht. Vielleicht überholt mich jemand mit seiner Karre und der Weg wird immer breiter. So kann das weitergehen, bis aus dem Pfad eine Autobahn entstanden ist. Das sind dann die Abläufe, die automatisch gehen und über die wir gar nicht mehr nachdenken müssen.

Das Autofahren ist ein schönes Beispiel: Während wir in der Fahrschule jede Bewegung von Händen oder Füßen sehr bewusst machen mussten, läuft das jetzt ganz automatisch.

Eine Straße, die irgendwann nicht mehr genutzt wird, wird wieder zuwachsen. Selbst durch den Asphalt wachsen wieder die Pflanzen. Löwenzahn ist zum Beispiel so stark, dass er selbst Asphalt aufbrechen kann.

Wir können bestimmen, welche Straßen wir in unserem Gehirn regelmäßig nutzen und ausbauen oder welche wir zuwachsen lassen. Das ist also kein Zufall, sondern folgt ganz bestimmten Gesetzmäßigkeiten, die wir für uns nutzen können.

Schwingungen sind ein weiteres schönes Beispiel. Wenn du dich mit Musik beschäftigst, dann weißt du vielleicht, dass, wenn man auf einer von zwei nebeneinander liegenden Gitarren die G-Saite anschlägt, diese auch auf der anderen Gitarre ins Schwingen kommt, obwohl man die gar nicht angefasst hat.

Die Quantenphysik zeigt uns, dass alles Schwingung ist. Subatomare Teilchen erscheinen nämlich manchmal wie Teilchen und manchmal wie Wellen. Ihre Eigenschaften werden durch Quantenzustände beschrieben, die sich gegenseitig beeinflussen können. Gleiche Schwingungen schwingen gemeinsam und können sich verstärken.

Je nachdem, wie wir selber schwingen, werden uns entsprechende Situationen im Leben begegnen. Ein wenig wird das in unserem Sprachgebrauch deutlich. So sprechen wir manchmal davon, dass wir „high“ sind, wenn es uns so richtig gut geht oder „down“ im gegenteiligen Fall. „Das zieht mich runter“ ist auch ein Ausdruck für die niederen Schwingungen. Dr. David R. Hawkins, ein amerikanischer Psychiater (1927-2012), hat eine Bewusstseins-Skala entwickelt, in der Emotionen basierend auf ihrer vermeintlichen Frequenz auf einer Skala von 1-1000 bewertet werden. Demnach hat zum Beispiel Scham den Wert 20, Verzweiflung den Wert 50, Akzeptanz 350, Freude 540 und Frieden 600.

Nun kann man sich gut vorstellen, dass – wie in der Physik – diese Schwingungen sich beeinflussen. So sagt man ja auch, dass gute Laune ansteckend ist. Wir können also sagen, dass die Umwelt immer unser Spiegel in Sachen Schwingungen ist.

Ich weiß noch, wie ich am Anfang meiner Karriere viel auf Bahnhöfen unterwegs war und dabei immer gerne die Menschen beobachtete. „Es gibt kaum noch hübsche Menschen auf der Welt“, war damals mein Gedanke. Als ich vor Kurzem mal wieder auf Tour war, begegnete ich lauter hübschen Menschen. Das ist ein schönes Beispiel. Denn die Menschen haben sich ja nicht verändert, aber ich und meine Schwingung. Deshalb nehme ich die Welt auch ganz anders wahr.

Mit etwas Übung können wir unsere Schwingung genauso bewusst verändern wie unsere Nervenverbindungen und unsere Biochemie. Wir haben also viele Rädchen, an denen wir drehen können.

„You get what you reinforce, not what you want“

„Du bekommst das, was du verstärkst, nicht das, was du willst“.

Dieser Satz von Bob Bailey ist selbst im Trainingskontext oft schwer zu verstehen. Dasselbe gilt für die Anwendung im Leben. Also versuche ich das mal zu erklären:

Im Training heißt das, dass unser Tier das Verhalten zeigt, was wir ihm beigebracht haben. Bei Verhalten, die wir bewusst trainiert haben, wird jetzt jeder sagen „Klar, was denn sonst.“ Aber bei unerwünschten Verhalten geht es dann los. Da ist der Hund aggressiv gegen andere Hunde auf dem Spaziergang. Wenn ich dann sage, der erste Schritt auf dem Weg zur Lösung ist es, die Verstärker abzustellen. Dann ernte ich regelmäßig entsetzte Blicke, so nach dem Motto: „So ein Verhalten würde ich doch nie verstärken!“ Und doch ist es in der Regel genau das, was den Hund in seinem Problemverhalten hält.

Was sind denn nun Verstärker in der Situation? Aufmerksamkeit ist ein riesengroßer Verstärker. Gehen Hund und Mensch normalerweise nebeneinander her, ist der Mensch meist mit seinen Gedanken beschäftigt und nur selten anwesend in der Situation, im Hier und Jetzt. Für den Hund ist das dann so, als ginge eine leere Hülle neben ihm. Es ist einfach niemand zuhause. ür den Hund als sehr soziales Wesen ist das keine angenehme Situation. Das ändert sich augenblicklich, wenn der Hund irgendetwas macht, was er eigentlich nicht soll. Sofort ist sein Mensch mit der Aufmerksamkeit bei ihm. Das ist also ein großer Verstärker für alle unerwünschten Verhalten. Ganz speziell bei der Hundebegegnung kommt dann noch dazu, dass es ganz schnell der Mensch ist, der als erstes auf den anderen Hund reagiert, schon allein deshalb, weil er den Hund aus seiner Perspektive viel eher sieht. Er nimmt die Leine kürzer, spannt sich an, hört meistens auf zu atmen und ist schon voller Erwartung auf das, was da kommt. Er hat das Bild schon genau vor sich. Aus Sicht des Hundes muss da eine ganz gefährliche Situation im Anmarsch sein, sonst würde sein Mensch ja nicht so reagieren. Und wann reagiert er so? Immer dann, wenn ein anderer Hund kommt. Also müssen andere Hunde gefährlich sein. Und so ist es der Mensch, der das Verhalten des Hundes bestimmt und immer wieder verstärkt.

Ein anderes häufiges Beispiel, was dieses Prinzip sehr schön verdeutlicht, ist das Aufnehmen von Gegenständen bei Welpen. Die Welpenbesitzer möchten verständlicherweise nicht, dass ihr Kleiner etwas potenziell Gefährliches aufnimmt und eventuell sogar herunterschluckt. Also passen sie sehr gut auf. Sobald der Kleine etwas gefunden hat, laufen sie schnell hin und nehmen es ihm aus dem Maul. Wieder ist es die Aufmerksamkeit, die das Verhalten sehr bestärkt. Aus Sicht des jungen Hundes hat er ja etwas Spannendes gefunden. Denn sonst käme sein Mensch ja nicht sofort angelaufen und wollte das auch haben. Da Hunde eine viel bessere Nase haben als Menschen, wird er diese begehrten Dinge immer viel erfolgreicher finden als wir. Besonders eklig finden es die Hundehalter, wenn es sich dabei um Kot handelt. Und schon entsteht ein Teufelskreis und das allerbeste Missverständnis. Der Mensch möchte eigentlich jede Aufnahme vermeiden, aber genau dadurch macht er es erst spannend und bietet dadurch den besten Verstärker.

Es ist so schön, wenn man einen Welpen beobachtet, der etwas für ihn Spannendes gefunden hat, sich aber kein anderer dafür interessiert. Schnell verliert er dann daran auch das Interesse. Denn er lernt ganz viel durch Beobachten.

Stellt sich für ihn jedoch heraus, dass alle anderen das auch sehr spannend finden und dann sogar angelaufen kommen, um es ihm wegzunehmen, wird er zunächst versuchen, seine kostbare Beute in Sicherheit zu bringen, indem er damit wegläuft oder/und sein Maul ganz feste zuhält, wenn er geschnappt wird. Da das in der Regel nicht sehr erfolgreich ist, weil der Mensch es ihm immer noch wegnimmt, ist der nächste Schritt einfach das Herunterschlucken. Da ist die Beute in Sicherheit und keiner kann sie ihm mehr wegschnappen. Und schon wurde dem Hund beigebracht, Dinge hinunterzuschlucken, bei denen er von sich aus nie auf die Idee dazu gekommen wäre. Man bekommt das, was man verstärkt, nicht das, was man möchte!

„You get what you reinforce, not what you want“

Hat man das Prinzip erst einmal verstanden, ist man der Lösung des Problems schon einen großen Schritt näher. Man darf den Verstärker finden, sein Verhalten ändern und damit wird sich auch das Verhalten des Hundes ändern. Die Betonung liegt auf der Veränderung des eigenen Verhaltens (siehe auch S. 97). Das ist sehr entgegen der allgemeinen Vorstellung, in der immer versucht wird, das Verhalten des Hundes zu verändern. Soweit zum Trainingskontext. Wie ist es jetzt im Leben?

Auch im Leben kann man sagen, dass wir uns die Situation, in der wir jetzt leben, genau so erschaffen haben! Oh, das ist hart! Und diese Kröte ist nicht leicht zu schlucken. Vielleicht wurde es ja schon durch das vorherige Kapitel mit den Schwingen etwas deutlich. Hier möchte ich noch eine andere Art der Erklärung bringen, um es verständlicher zu machen.

Es heißt ja schon in der Bibel: „Bittet und so wird euch gegeben.“ Aber genauso wenig, wie man seinem Hund mit Absicht beibringt, gefährliche oder eklige Sachen abzuschlucken, ist dieser Zusammenhang zunächst unverständlich. Man kann sich das Universum wie ein großes Einkaufshaus vorstellen oder in heutiger Zeit eher wie einen Onlinehändler. Man braucht nur die Bestellung abzugeben und bekommt geliefert, oft sogar schon am nächsten Tag. „Moment mal! Das ist ja klar, aber ich bestelle mir ja nicht … in mein Leben.“ Fülle einfach ein, was für dich da zutrifft.

Doch! Ein schönes Beispiel sind die Warum-Fragen, die man sich immer wieder stellt. Das sind die deutlichsten Bestellknöpfe. „Warum klappt das bei mir nicht?“ Schwupp, Bestellung abgeschickt, wird geliefert! „Weil du nicht gut genug bist!“ „Weil du zu blöd bist!“ „Weil du das nicht verdient hast!“ Und neben den Antworten, die du dir ja selber lieferst, schickt das Universum noch die passenden Situationen dazu. Die Bestellung wird also zuverlässig geliefert. Garantiert.

Ein anderer schöner Bestellknopf ist „Ich will nie …!“ Fülle wieder ein, was für dich zutrifft. Ich wollte zum Beispiel nie einen Schimmel. Rate mal, welche Farbe mein Pferd hat? Natürlich: weiß.

Als ich mit der Verhaltenstherapie angefangen habe, war für mich schnell klar „Ich will nie einen Problemhund!“ Was suchte ich mir aus? Den ängstlichsten Hund aus dem Wurf. Natürlich spielte da auch mein Ego mit: „Wer, wenn nicht du, sollte das hinbekommen?“ Ich habe es hinbekommen. Aber nicht durch mein Wissen aus der Verhaltenstherapie, sondern durch die richtige Bestellung beim Universum. „Wie finden wir eine Lösung?“ ist dafür ein schöner Bestellknopf. Runa wurde der perfekte Hofhund und hat so vielen Welpen auf sehr klare, deutliche, aber ungefährliche Weise beigebracht, dass man erwachsenen Hunden gegenüber höflich sein sollte.

Ein anderer Bestellknopf ist „Ich wünsche mir …!“ Antwort des Universums: „Ok, dann wünsch du dir!“ Sehen wir uns das mal wieder mit dem Wissen um die Schwingungen an. Eine Wunschschwingung hat meist auch eine Schwingung des Nicht-daran-Glaubens enthalten. Vergleiche mal „Ich wünsche mir ein Traumschloss“ mit „Morgen bekomme ich eine neue Frisur.“ Beim Traumschloss wirst du die Wunschenergie spüren, beim Gedanken an die neue Frisur die Habenenergie. Merkst du den Unterschied? Man kann also fast sagen: Das, was man sich erhofft, wird man nie bekommen! Oh, das ist starker Tobak, oder? Aber ich bin sicher, dass du viele Beispiele dafür finden wirst, wenn du dein Leben mal durchforstest.

Wir dürfen also lernen, die Habenenergie in uns zu fördern. Wieder ist es eine Arbeit in unserem Inneren und hat mit dem Außen nichts zu tun. Dafür ist die Zusammenarbeit von Körper, Verstand und Gefühlen sehr wichtig. Wir dürfen wahrnehmen lernen, wie sich die Habenenergie im Körper anfühlt und von welchen Gedanken sie begleitet ist. Den Status brauchen wir dann „nur noch“ kopieren und in anderen Situationen anzuwenden. Das „nur noch“ steht in Anführungsstrichen, weil es zwar ganz einfach, aber nicht leicht ist. Das dürfte für die meisten ein viel zu großer Trainingsschritt sein. Aber das macht ja nichts. Da kann man sich ja hinarbeiten.

Hier sind wir erst einmal bei dem Punkt: Wissen ist Macht. Wenn ich diese Zusammenhänge nämlich verstehe, dann habe ich eine ganz große Macht. Ich brauche sie dann nur noch Schritt für Schritt zu meinem Vorteil anzuwenden.

Das Lernlabor

In unserer Trainerausbildung bei Bob Bailey waren die Hühnermodule ein zentraler Punkt. Sie haben unser Training wirklich auf das nächste Level gebracht. Oft ist es für Menschen sehr erstaunlich, dass man sein Training mit dem Training von Hühnern verbessern kann. Was hat Hühnertraining mit Hundetraining zu tun? Beim Training mit den Hühnern wird der Fokus viel mehr auf den Trainer gelegt. Das Verhalten des Trainers steht im Spotlight. Beim Hundetraining oder auch beim Training anderer Tierarten steht das jeweilige Tier zu sehr im Fokus mit seiner Eigenschaft, mit seiner Persönlichkeit. Der Trainer ist dabei wie der Satellit eines Planeten. Alles dreht sich um das Tier. Entsprechend liegt es dann auch immer am Tier, ob ein bestimmtes Vorgehen im Training klappt oder nicht.

Beim Hühnertraining wird das umgedreht. Da steht der Trainer im Mittelpunkt. Das Huhn ist sozusagen nur der Zeiger, ob das, was der Trainer macht, Ergebnisse bringt oder nicht. Der Trainer mit seinem Verhalten steht im Fokus. Denn es ist immer der Trainer, der sein Verhalten ändern muss, um das Verhalten des Tieres zu ändern.