Verstärker verstehen - Dr. Viviane Theby - E-Book

Verstärker verstehen E-Book

Dr. Viviane Theby

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Beschreibung

Belohnen ist mehr als nur Leckerchen geben: Richtig verstanden, steckt darin ein riesiges Potenzial, um das Training effektiver zu gestalten und gewünschte Verhaltensweisen felsenfest zu verankern. Die erfolgreiche Tiertrainerin Dr. Viviane Theby erklärt auf solider wissenschaftlicher Grundlage, warum richtige Belohnungen so machtvolle Verstärker von Verhalten sind, worin der Unterschied zwischen primären und sekundären Verstärkern besteht, warum das exakte Timing entscheidend ist und was es mit Belohnungskriterien und Belohnungsraten auf sich hat. Damit Sie die Verstärker nicht nur verstehen, sondern auch anwenden können, bietet das Buch zahlreiche Praxisübungen zur Verfeinerung Ihrer eigenen Technik. Denn: Training ist ein Handwerk, das man lernen kann. Hier steht, wie es geht. Überarbeitete und erweiterte Neuauflage 2023

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Seitenzahl: 273

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© 2011 KYNOS VERLAG Dr. Dieter Fleig GmbH

Konrad-Zuse-Straße 3 • D-54552 Nerdlen / Daun

Telefon: +49 (0) 6592 957389-0

www.kynos-verlag.de

Fotos: Dr. Viviane Theby: S. 60, S. 156-158, 181; Gisela Rau: S. 178-179; Michaele Hares S. 183

alle anderen sowie das Titelbild: Mike & Claudia Winter, Tierfotografie Winter

eBook Ausgabe der Printversion

7. überarbeitete und erweiterte Auflage 2023

eBook-ISBN: 978-3-95464-299-1

ISBN der gedruckten Ausgabe: 978-3-95464-301-1

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1.Training mit Belohnung

Unterschied: Belohnung – Verstärker

Primäre positive Verstärker

Richtig belohnen: Die Handhabung erlernen

Welche Belohnungen gibt es überhaupt?

2.Trainingsprinzipien

Timing

Kriterium

Belohnungsrate

Ampeltraining

PENG

3.Verstärker in der Wissenschaft

Skinner

Pavlov

Klassische oder instrumentelle Konditionierung?

Premack

Yerkes / Dotson

Was passiert, wenn nicht belohnt wird?

4.Sekundäre Verstärker

Was ist das?

Warum brauchen wir sekundäre Verstärker?

Wie wird ein sekundärer Verstärker auftrainiert?

Sekundäre Verstärker – immer wieder neu

Das Konditionieren eines ängstlichen Tieres

Unbeabsichtigte sekundäre Verstärker

Freies Formen – Lernen mit sekundärem Verstärker

Kommandos als sekundäre Verstärker

Der Click beendet das Verhalten – wahr oder falsch?

Sekundäre Verstärker als »das goldene Kalb« im Training?

Tertiäre Verstärker

5.Effektives Belohnen im Training

Ablenkung

Welcher primäre Verstärker für welchen Hund und welche Aufgabe?

Von billigen und teuren Verhalten

»Festigungseinheiten«

Was genau soll belohnt werden?

Schwarz oder weiß, nicht grau

Was will man nicht belohnen?

We click for action, feed for position

Differenzierte Belohnung

Überraschungen

Locken oder freies Formen?

6.Funktionale Verstärker

Was sind funktionale Verstärker?

Beispiel aus der Hundesicht

Futterpunkte/Belohnungspunkte

7.Regelmäßige oder variable Belohnung?

Unterschiedliche Belohnungssysteme und ihre Auswirkungen aufs Verhalten

Regelmäßige Belohnung nach einer bestimmten Anzahl von Verhalten

Variable Belohnung nach einer bestimmten Anzahl von Verhalten

Feste Belohnung nach einer bestimmten Zeitdauer

Variable Belohnung nach einer bestimmten Zeitdauer

8.Volle Kraft mit Clicker!

Fehlerfreies Lernen

Kommandos als sekundäre Verstärker

Scheinbare Kontrolle des Tieres über den Trainer

Viele, viele Wiederholungen

Die Kunst des Nicht-Clickens

Verhalten unter Druck setzen

9.Das Training von Verhaltensketten

Unterschiedliche Trainingsmöglichkeiten

Das Training von Verhaltensketten

Besonderheiten der Belohnung beim Training von Verhaltensketten

Das Erhalten einer Verhaltenskette

10.Sekundäre Verstärker bei der Arbeit mit mehreren Tieren

Der gleiche Verstärker für alle

Für jeden einen eigenen Verstärker

Weitere Tipps für das Arbeiten mit mehr als einem Hund

Kommandos in einem Mehrhundehaushalt

11.Unerwünschtes Verhalten und Belohnung?

Ändern der Sichtweise

Verstärker verstehen und abstellen

Management

Alternativen trainieren

Ein Spiel daraus machen

Die erste Stufe belohnen

Instrumentalisieren von unerwünschtem Verhalten

Verstärker bei unerwünschten Verhalten erkennen

12.Die Kraft der klassischen Konditionierung

Wann ist die klassische Konditionierung angebracht?

Was sind die Regeln für klassische Konditionierung?

Art des unkonditionierten Stimulus

Präsentation

Verlauf des Trainings

Umstieg auf operante Konditionierung

Vermeidung von Hundebegegnungen in der Phase der klassischen Konditionierung

Weitere Anwendungen der klassischen Konditionierung im Training

13.Belohnen für Fortgeschrittene

Verschiedene Trainingsmethoden

Vom Reiz der Ablenkung

Keep-Going-Signal

Details über den Wert eines Verstärkers

Wirklich zuverlässiges Verhalten nur über Belohnung

Belohnungschiene/Strafschiene

Verstärktes Verhalten im Training erkennen

Die Hundert-Prozent-Regel

50 Rädchen, an denen man im Training drehen kann

Über die Autorin

Unsere vierbeinigen Models

Vorwort

Immer dann, wenn ich bisher in meinen Büchern etwas wie »Belohnen Sie Ihren Hund« geschrieben habe, hatte ich das Gefühl: Da fehlt noch so viel! Dieser eine Satz beinhaltet ein so komplexes Thema, dass ich mich jetzt dazu entschieden habe, über die Belohnungsmöglichkeiten ein eigenes Buch zu schreiben. Training ist ein Handwerk. Man kann so viel darüber lernen! Das gilt in besonderem Maße für die Belohnung.

Im Amerikanischen spricht man vom »ABC des Trainings«. Das A steht für »Antecedents«, das sind die Dinge, die vor dem Verhalten passieren, wie zum Beispiel die Signale, die Umgebung, die innere Einstellung und so weiter. Das B steht für »Behavior«, also das eigentliche Verhalten, und das C für »Consequences«, also die Folgen des Verhaltens. Und genau darunter fallen unsere Belohnungen. Sie sind also ein ganz wichtiger Teil im Training. Und es lohnt sich, sie mal genauer unter die Lupe zu nehmen. In der Regel machen sich die meisten Menschen nämlich schon sehr viel Gedanken über den Trainingsaufbau und die verschiedenen Möglichkeiten, die sich da bieten. Aber die Belohnung kommt noch viel zu kurz. Dabei steckt gerade darin so viel Potenzial, das Training entscheidend zu verbessern, viel effektiver zu trainieren und die Kommunikation mit dem Hund immer weiter zu verfeinern. Daher hoffe ich, ich kann Ihnen einige Anregungen bieten, die Sie mehr und mehr in Ihr Training einbauen können.

Die Übungen, die hier vorgestellt werden, können natürlich nur dann etwas bewirken, wenn sie auch durchgeführt werden. Wie bereits gesagt - Training ist ein Handwerk. Und ein Handwerk lernt man nicht durch Lesen, sondern nur durch Tun. Und gerade die scheinbar so einfachen Übungen am Anfang sind die, die wirklich grundlegend wichtig sind. Da sollte man sich nie zu schade sein, sie immer wieder zu üben. Denn nur Übung macht den Meister! Dieses Buch bietet eine Fülle an theoretischem Hintergrundwissen. Ich möchte es jedoch in erster Linie als Arbeitsbuch verstanden wissen, mit dessen Hilfe man seine eigenen Fähigkeiten immer weiter verbessern kann. Das, was hier am Beispiel von Hunden erklärt ist, gilt natürlich sinngemäß für das Training jeder anderen Tierart genauso.

Eine Sache ist mir noch wichtig zu erwähnen: Es gibt keine festgeschriebenen Regeln im Training. Man kann sich das Training wie ein riesiges Zahnradgeflecht vorstellen. Für einen guten Trainer ist es wichtig zu wissen, was passiert, wenn man an welchem Zahnrad dreht. So kann es auch sein, dass man ein Rad genau anders herum dreht, als es vielleicht ein anderer machen würde, oder als man es selber in einem anderen Fall tun würde. Und trotzdem ist es richtig. Es ist also bei keinem der hier angesprochenen Trainingstipps so, dass es sich um die einzig wahre Möglichkeit handelt. Sondern immer wird sozusagen ein Zahnrad aus einem ganzen System beleuchtet. Mir ist es ein Anliegen, dass immer mehr Trainer dieses ganze System verstehen lernen. Dann ist es durchaus spannend zu sehen, was passiert, wenn einer ein Rädchen ganz anders dreht, als man es selber getan hätte. Man muss sich nur bewusst sein: Es ist immer eine Möglichkeit von sehr vielen. Wenn man dann weiß, was es für Folgen hat, wenn man ein Rädchen in eine bestimmte Richtung dreht und diese Folgen bewusst in Kauf nimmt, dann ist das die Entscheidung jedes einzelnen Trainers. Voraussetzung ist eben nur, dass man weiß, was passiert. Und das will ich im vorliegenden Buch etwas beleuchten.

Vorwort zur 7. Auflage 2023

Inzwischen gibt es dieses Buch schon seit zwölf Jahren und ich darf sagen, dass es immer noch das Standardwerk über Verstärker im Hundetraining ist. Wir lernen immer dazu und das teile ich natürlich immer gerne. So sind auch in dieser Auflage einige Ergänzungen. Und jetzt können wir das Wissen aus dem Buch auch praktisch ergänzen, nämlich mit unserem Trainings-Club.

Dazu einfach den nebenstehenden QR-Code scannen.

Viel Spaß dabei!

Ihre Dr. Viviane Theby

1. Training mit Belohnung

Glücklicherweise findet das Training mit Belohnung mehr und mehr Verbreitung und der Zwang hat zusehends ausgedient. In Sachen Zwang war die Menschheit sehr einfallsreich: Angefangen beim Würgehalsband über das Stachelhalsband bis hin zu Elektroschock gab es eine ganze Bandbreite an Möglichkeiten. In Sachen Belohnung sind die Möglichkeiten noch viel größer, auch wenn viele Trainer damit nur die Gabe von Leckerchen im Kopf haben.

Belohnung kann so viel mehr sein als nur die Gabe von Leckerchen.

Unterschied: Belohnung – Verstärker

»Belohnung« ist ein sehr ungenauer Begriff. Er umfasst alles, was der Mensch meint, dem Hund Gutes zu tun. Oft wird darunter das Geben eines Leckerchens verstanden oder auch Streicheln. Und es gibt auch Menschen, die ihren Hund angeblich ohne Belohnung trainieren, weil sie das »Gehorchen« als selbstverständlich erachten.

Für die genaue Untersuchung von Verhalten in der Wissenschaft ist das alles zu vage. Um genau zu untersuchen, welche Konsequenzen bestimmte Auswirkungen auf Verhalten haben, muss man ganz präzise vorgehen. Voraussetzung dafür ist schon mal eine ganz genaue Definition. So spricht man in der Wissenschaft, die mehr und mehr von Ergebnissen über die Hirnforschung beeinflusst wird, von Verstärkern. Und Verstärker sind sehr genau definiert, wenn auch in den einzelnen Fachbereichen der Wissenschaft etwas unterschiedlich.

So ist in der Neurophysiologie ein positiver Verstärker etwas, was dazu führt, dass ein zuvor gezeigtes Verhalten wahrscheinlich häufiger auftritt. Während ein negativer Verstärker bewirkt, dass ein Verhalten wahrscheinlich weniger wird. Landläufig spricht man da auch von Strafe.

Achtung:

Wir verwenden in diesem Buch aber die Definition aus der Psychologie, die auch als »die vier Quadranten der operanten Konditionierung« bekannt ist. Danach sind im Gegensatz zur Neurophysiologie Verstärker immer etwas, das ein Verhalten wahrscheinlicher macht, es also verstärken. Sie werden unterteilt in positive und negative Verstärker: Positiv und negativ bezieht sich hier nicht auf »gut« oder »schlecht«, sondern meint im mathematischen Sinne, dass etwas hinzugefügt/adddiert bzw. weggenommen/subtrahiert wird. Wir versuchen aber immer, so viel wie möglich mit positiven Verstärken zu arbeiten und möglichst wenig mit negativen. Auf der rechten Seite der Tabelle haben wir die beiden Arten der Strafe, die entsprechend durch Zufügen von etwas Unangenehmem (das ist das, was wir landläufig unter Strafe wie z.B. einen Leinenruck verstehen) oder Wegnehmen von etwas Angenehmen (Entzug von Aufmerksamkeit z. B.) bestehen.

Verhalten wird

wahrscheinlicher

Verhalten wird

unwahrscheinlicher

Positive Verstärker

Etwas Angenehmes zufügen

Positive Strafe

Etwas Unangenehmes zufügen

Negative Verstärker

Etwas Unangenehmes wegnehmen

Negative Strafe

Etwas Angenehmes wegnehmen

»Die Ausbildung über positive Verstärkung funktioniert nicht«, ist eine Aussage, die man hin und wieder hört. Dieser Satz ist jedoch in sich unsinnig. Denn von einem positiven Verstärker spricht man per Definition nur, wenn er das entsprechende Verhalten auch wahrscheinlicher macht. Der Begriff »positiver Verstärker« beinhaltet also schon den Erfolg. Sonst ist es kein positiver Verstärker. Das ist wichtig zu verstehen. Immer, wenn man versucht, dem Hund etwas beizubringen und es klappt nicht, dann wird das Verhalten auch nicht positiv verstärkt. Wir werden uns im Folgenden noch im Detail ansehen, was alles eine Rolle spielt. Aber zunächst ist wichtig, dass Sie sich merken:

Ein positiver Verstärker verstärkt das Verhalten, sonst ist es eben kein positiver Verstärker.

Primäre positive Verstärker

Was ist das?

Primäre Verstärker sind alle Dinge, die ein Tier von Natur aus angenehm findet. Das sind in der Regel solche, die zum Leben notwendig sind. Dazu gehören zum Beispiel Futter, Wasser, Sozialkontakt, Sex, ein schützender Unterschlupf und was sonst noch zum Überleben wichtig ist. Bei Hunden gehörten auch noch die Jagd dazu, das Stöbern in Müll und so weiter.

Primäre Verstärker brauchen die Tiere nicht erst zu lernen. Sie sind angeborenermaßen toll.

Wenn ein positiver Verstärker nun bewirkt, dass eine Handlung wahrscheinlicher wird, sind diese Dinge unser Handwerkszeug, um das Verhalten des Hundes in unserem Sinne zu beeinflussen. Denn wenn wir dem Hund ein bestimmtes Verhalten beibringen wollen, soll er es ja immer häufiger zeigen. Das Verhalten wird also positiv verstärkt.

Und diese positive Verstärkung spielt so eine zentrale Rolle im Training, dass es sich lohnt, sich einmal genauer damit zu befassen.

Hunde arbeiten gerne für positive Verstärker.

Richtig belohnen: Die Handhabung erlernen

Eine entscheidende Sache ist zunächst die Handhabung der Belohnung. »Was soll man daran schon lernen?«, werden Sie vielleicht denken. »Man braucht dem Hund schließlich nur das Leckerchen zu geben.«

Über die richtige Handhabung der Leckerchen ist es jedoch möglich, das Training ganz entscheidend zu beeinflussen. Es lohnt sich also, das für sich alleine und speziell zu üben, auch wenn das zunächst etwas seltsam erscheint.

Arbeiten wir erst einmal an der Geschwindigkeit. Versuchen Sie mal, so schnell wie möglich Leckerchen in eine Tasse zu legen. Die Tasse entspricht jetzt mal der Hundeschnauze. Stellen Sie sich einen Timer auf 15 Sekunden und versuchen Sie in dieser Zeit, so schnell es geht, ein Leckerchen nach dem anderen in den Becher zu befördern.

Wichtig ist dabei, dass Sie das aus einer – ich nenne es – Null-Position heraus machen. Das ist sozusagen die neutrale Körperhaltung, die dem Tier noch nichts über Ihre Absichten verrät. Dazu könnten Sie die Hände vor dem Bauch halten oder auch gerade runterhängen lassen, je nach Vorliebe. Aus dieser Null-Position heraus geben Sie jetzt ein Leckerchen nach dem anderen so schnell es geht in 15 Sekunden.

Versuchen Sie verschiedene Varianten:

•Die Leckerchen sind in einer Leckerchentasche

•Sie liegen offen auf dem Tisch

•Sie sind schon in größerer Anzahl in der Hand

•und so weiter.

Führen Sie diese Übung auch mit unterschiedlichen Leckerchen durch. Wie sieht es zum Beispiel aus mit Trockenfutter, klein geschnittener Fleischwurst, Käsestückchen und so weiter? Ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. So lässt sich Trockenfutter wahrscheinlich besser einzeln aus der Hand füttern, während klein geschnittene Fleischwurst etwas klebt und nicht so gut zu vereinzeln ist.

Natürlich können Sie diese Übung auch sofort mit dem Hund machen. Der freut sich dann über die kostenlosen Leckerchen. In einer Hundeschule bietet sich diese Übung in der ersten Stunde an. Dadurch lernt der Hund nämlich schon mal etwas sehr Wichtiges: Das hier ist ein toller Ort! Und das soll er ja auch sein.

Einen weiteren wichtigen Faktor, den Sie mit Hund zusammen testen können, ist: Wie schnell schluckt der Hund die Leckerchen? Oder muss er erst noch lange darauf herumkauen? Wenn es um möglichst viele schnelle Durchgänge im Training geht, wäre das natürlich etwas hinderlich.

Was ist an dieser Übung so wichtig und weshalb lohnt es sich, sie immer wieder zu üben, selbst wenn man sich schon sehr geschickt wähnt?

Das Entscheidende fürs Training ist, dass die Hand in so großer Geschwindigkeit zum Hund geführt wird, dass das Leckerchen für den Hund praktisch aus dem Nichts erscheint. Genauso schnell sollte die Hand wieder verschwinden und der Mensch sollte in der Null-Position verharren bis zur nächsten Belohnung. Das Schöne ist, dass das einfach eine Geschicklichkeitsübung ist und jeder darin immer besser werden kann.

Klebrige Fleischwurststücke erfordern schon einiges Geschick.

Vielleicht verstehen Sie noch gar nicht, warum das so sein soll. Im Moment müssen Sie mir einfach glauben, dass das ein Faktor ist, der darüber entscheidet, ob Sie an einem Verhalten wochenlang oder nur wenige Minuten trainieren.

Und jetzt beide Hände!

Ein guter Trainer ist mit beiden Händen gleich geschickt. Üben Sie die oben beschriebene Übung sowohl mit der rechten als auch mit der linken Hand.

Wir wandeln die Übung jetzt etwas ab, um sie anspruchsvoller zu machen. Sie stellen die Tasse, die die Hundeschnauze darstellt, so auf den Tisch, dass sie schräg hinter Ihnen steht. Können Sie jetzt Leckerchen in die »Schnauze« geben, ohne hinzusehen? Geht das auch wieder sowohl mit der rechten als auch mit der linken Hand?

Arbeiten Sie immer an der Geschwindigkeit. Versuchen Sie Ihren persönlichen Rekord immer wieder zu toppen!

Vielleicht denken Sie auch, dass diese Übung etwas zu gekünstelt ist. Schließlich ist die echte Hundeschnauze ja nicht immer an einem festen Platz. Je nach Übung sollte sie das aber sein. Und über den Ort der Leckerchengabe entscheiden Sie schließlich, wo die Hundeschnauze ist.

Dazu eine Übung:

Lassen Sie den Hund in ablenkungsarmer Umgebung lose laufen und haben Sie gute Leckerchen dabei. Aus der Null-Position heraus präsentieren Sie jetzt die Leckerchen so, dass die Hand an Ihrem Bein ist, etwa in Höhe der Hundeschnauze. Wichtig ist, dass Ihre Hand einen festen Punkt hat, an dem das Leckerchen präsentiert wird. Laufen Sie mit dem Leckerchen nicht dem Hund nach. Er kann es sich aus der Hand abholen.

Machen Sie das zuerst einige Male hintereinander im Stehen, dann im langsamen Gehen und schließlich im zügigen Gegen. Dabei lassen Sie immer die Hundeschnauze zum Leckerchen kommen und nicht umgekehrt.

Hier war die Hand etwas langsam, der Hund hatte Zeit zum Springen.

Versuchen Sie die Übung auch wieder sowohl mit der rechten als auch mit der linken Hand.

Ist Ihnen der Bewegungsablauf dann gut vertraut und bleibt Ihre Hand jeweils an dem vorgegebenen Punkt, ohne dass Sie sich darauf ganz besonders konzentrieren müssen, dann machen Sie dasselbe, ohne hinzusehen. Sie werden spüren, wenn der Hund an Ihrer Hand ist und Sie das Leckerchen loslassen können.

Bei dieser ganzen Übung ist wichtig, dass es wirklich eine Übung für Sie ist. Das bedeutet, dass Sie vom Hund nichts erwarten. Sobald seine Schnauze an Ihrer Hand ist, bekommt er das Leckerchen und das, wenn es geht, auch wieder so schnell wie möglich hintereinander. Vermeiden Sie jedes Rufen oder Motivieren des Hundes.

So ist es richtig.

Beobachten Sie einfach, was Ihr Hund macht, ohne dass Sie etwas von ihm fordern.

Läuft er schön auf der durch Ihre Leckerchenhand beim Füttern vorgegebenen Höhe an Ihrer Seite? Toll!

Springt er zwischendurch immer wieder hoch? Dann halten Sie die Hand beim Füttern vielleicht etwas hoch oder ziehen sie zu langsam weg in die Null-Position.

Ist er mit etwas anderem beschäftigt und braucht immer eine ganze Weile, bis er überhaupt zum hingehaltenen Leckerchen kommt? Dann ist das Leckerchen für den Hund wahrscheinlich nicht wirklich lecker. Oder Sie sind zu langsam, dass die Belohnungsrate insgesamt zu langsam ist und es sich für den Hund nicht lohnt, neben Ihnen zu laufen?

Stellen Sie einfach nur fest und versuchen Sie dann Ihr Verhalten zu ändern und beobachten Sie, ob sich am Hund was ändert.

Bleibt der Hund also eher dabei, wenn Sie häufiger Leckerchen präsentieren? Hört er auf hochzuspringen, wenn Sie die richtige Präsentationshöhe gefunden haben? Und so weiter!

Es ist ein ganz wichtiges Prinzip im Training, dass Sie immer nur Ihr eigenes Verhalten wirklich kontrollieren können. Deshalb gilt, dass Sie Ihr Verhalten ändern müssen, wenn Sie das Verhalten Ihres Tieres ändern wollen! Wir werden darauf noch häufiger zurück kommen.

Ein wichtiger Leitsatz fürs Training: Sie müssen Ihr Verhalten ändern, wenn Sie das Verhalten Ihres Tieres ändern wollen!

Welche Belohnungen gibt es überhaupt?

Denkt man an Belohnung, fallen einem hauptsächlich Leckerchen und Spielen ein. Daneben gibt es noch Streicheln, was wir uns später genauer ansehen wollen.

Welche Leckerchen sind geeignet?

Grundsätzlich sind der Fantasie da keine Grenzen gesetzt. Es gibt zum Beispiel viele Leckerchen im Handel. Die meisten sind allerdings für effektives Training zu groß. Selbst für große Hunde wäre eine halbe Erbsengröße ideal. Leider ist der Leckerchenhandel noch wenig auf Training ausgerichtet, sondern mehr auf das Verwöhnen der Hunde, wo es darum geht, dass der Hund möglichst lang etwas vom Leckerbissen hat. Aber es gibt durchaus hier und da schon schön kleine Stückchen zu kaufen. Ideal ist auch, wenn sie ein bisschen feucht sind.

Was ich sehr liebe, weil sie die richtige Größe haben, sind Katzenfutter-Stückchen. In der Regel werden die von Hunden auch sehr gerne genommen.

Manche Hunde-Trockenfutter sind sehr weich und gut zu zerkleinern, was auch eine Möglichkeit ist, nur entsprechend Arbeit macht.

Was Hunde sehr mögen, sind natürlich Wurststückchen. Die kann man auch sehr gut in kleine Würfelchen schneiden. Für ein besseres Verfüttern ist es praktisch, wenn man die klein geschnittenen Würfelchen im Kühlschrank etwas antrocknen lässt. Dann kleben sie nicht so. Das gleiche gilt für kleingeschnittene Käsestückchen.

Wer Bedenken hat wegen der Gewürze, die unsere Lebensmittel enthalten, kann auch Hundewurst verwenden, die hundegeeignetere Inhaltsstoffe haben sollte.

Wer gerne etwas selber macht, dem stehen sowieso alle Möglichkeiten offen. Die meisten Hunde lieben getrocknete Fleisch-, Leber- oder Herzstückchen. Das lässt sich alles auch sehr gut verarbeiten, das heißt entsprechend klein schneiden. Von Pansen kann ich da nur abraten. Er lässt sich nur schwierig so klein schneiden und er stinkt beim Trocknen im Backofen ekelhaft, so dass man den Geruch tagelang nicht aus der Wohnung bekommt.

Außer den puren Leckereien kann man natürlich auch Hundekekse backen. Je höher der Fleischanteil, in der Regel desto leckerer. Allerdings kann man auch einmal ganz andere Geschmacksrichtungen ausprobieren und findet vielleicht etwas, was der Hund noch viel lieber mag:

Hier ein Rezept, wie Manuela Joy und Ccino verwöhnt:

200 g

Vollkornmehl oder Schrot

150 g

Quark

1

Ei

6 El

Milch

6 El

Olivenöl

dann je nach Geschmack des Hundes:

100 g

Leberwurst

100 g

geriebener Käse und fein gehackte frische Kräuter

1

Banane

Alle Zutaten gut miteinander vermischen.

Den Teig zu einer ca. 1 cm dicken Rolle formen und in kleine Stücke schneiden. Bei 200°C für 25 – 30 Min backen.

Eine weitere schöne Belohnungsmöglichkeit ist aber auch Obst. Lassen Sie Ihren Hund mal verschiedene Obstsorten versuchen. Vielleicht mag er etwas. Wir hatten schon Hunde, die stehen auf Bananen, andere auf Äpfel und so weiter.

Sehr gesund ist auch frisches Gemüse. Relativ viele Hunde lieben Möhrenstückchen oder auch andere Gemüsesorten, sodass es sich durchaus lohnt es einmal damit zu versuchen.

Fischstückchen lieben viele Hunde auch sehr. Die gibt es zum Beispiel als Leckereien für die Katzen. Man sollte sie aber auch noch klein schneiden.

So hat meine Kollegin Michaela Hares immer einen Eimer ganz verschiedener Köstlichkeiten, die sie ganz durcheinander mischt. Ich glaube, es gab noch nie einen Hund, der nicht verrückt nach Michaelas Leckerchen war.

Der große Vorteil einer solchen Mischung ist natürlich auch die Abwechslung. So bleibt das Belohnen für den Hund immer spannend, weil er nie weiß, welches von den zwanzig verschiedenen Leckerchen jetzt an der Reihe ist. Das ist natürlich etwas anderes, als wenn jemand nur eine Sorte Leckerchen bei sich hat, der Hund einmal an seinem Menschen hoch schnüffelt und weiß, was heute auf dem Programm steht.

Der Nachteil ist, dass man sich damit die Vorteile der differenzierten Belohnung (siehe S. 92) etwas verbaut. Aber das kann man ja je nach Übung entscheiden, was in dem Moment am besten geeignet ist. Oder man wählt aus dem ganzen Gemisch schnell die angemessene Belohnung.

Futtertuben

Mein persönlicher Favorit an Leckerchen-Belohnung sind Futtertuben. Die kann man in die Tasche stecken, nach jedem Gebrauch sauber verschließen und die Hunde lieben es in der Regel, daran zu nuckeln. Es gibt verschiedene Varianten. Zum einen gibt es diverse Tuben für die menschliche Ernährung, die Hunde ziemlich unwiderstehlich finden, wie Leberwurst-, Käse-, Lachspasten- oder Kaviartuben. Der Nachteil an allen ist, dass es sich eben um menschliche gewürzte Nahrung handelt. Ausnahmsweise und ein wenig sind sie für die Belohnung schon geeignet, aber nicht, wenn es um größere Mengen geht.

Da bieten sich dann wieder befüllbare Tuben an, die man sich selbst füllt.

So kann man zum Beispiel ein Dosenfutter pürieren oder ein für den Hund geeignetes Futter zusammenstellen und das dann pürieren. Eine schöne Möglichkeit zur Befüllung von Tuben sind auch Babygläschen. Diese Variante hat dann den Vorteil, dass man auch mal eine ganze Tube ohne Bedenken verfüttern kann.

Inzwischen haben auch die Futtermittelfirmen diese Marktlücke erkannt und stellen solche Tuben her, die dann in der Zusammensetzung optimal auf die Bedürfnisse der Hunde abgestimmt sind.

Größere Dinge zum »Auspacken«

Will man den Hund besonders belohnen, kann man ihn sehr gut etwas auspacken lassen. Der Vorgang des Auspackens ist mindestens so toll wie das oder die Leckerchen selber. Das geht zwar nicht so schnell für im Training so zwischendurch. Aber am Ende für eine gute Leistung bietet sich das an. Außerdem ist das ein schöner Abschluss einer Trainingseinheit. Da kann der Hund sozusagen seinen Erfolg noch länger genießen.

Zum Auspacken bieten sich verschiedene Möglichkeiten an. So gibt es im Handel diverse Spielzeuge, die man befüllen kann. Sehr gut sind da z. B. die Kong®-Spielzeuge. Im Internet findet man sogar schon diverse Rezepte zur Füllung, denen kaum ein Hund widerstehen kann.

Dabei muss der Hund ähnlich wie bei einem Markknochen die leckeren Innereien herauskauen oder -lutschen. Andere Möglichkeiten sind Spielzeuge mit kleinen Öffnungen, die der Hund bewegen muss, damit aus den Öffnungen die Leckerchen herausfallen. Eine kleine Auswahl an Bezugsquellen finden Sie im Anhang.

Spielzeug als Belohnung

Viele Hunde spielen sehr gerne. Auch bei Spielzeug gibt es die verschiedensten Varianten, mit denen man den Hund abwechslungsreich belohnen kann.

Für Hunde, die sowieso sehr gerne apportieren, kann man alles Mögliche werfen. Bespaßt sich der Hund mit dem Wurfobjekt lieber selber, als es wieder zu bringen, ist diese Art Spielzeug für eine Belohnung nicht so geeignet, weil der Hund dann in der Regel auch entscheidet, wann er genug gespielt hat.

In dem Fall eignen sich Spielzeuge mit Griff besser. Dann kann der Mensch mit dem Hund spielen und hat das Ganze besser unter Kontrolle. Da gibt es die verschiedensten Ausführungen.

Auch gibt es die unterschiedlichsten »Füllungen«, die dafür sorgen, dass die Spielzeuge unterschiedlich hart oder weich sind, was die Hunde unterschiedlich bevorzugen.

Manche Spielzeuge machen Geräusche, indem sie quietschen oder knistern. So kann man also auch hier dem Hund einiges an Abwechslung bieten.

Ein Trainingsspielzeug sollte der Hund nicht immer zur freien Verfügung haben. Das ist wirklich nur etwas zum Training. Dann ist es nämlich auch wertvoller als dann, wenn er auch in seiner Freizeit immer damit spielen darf. Dadurch hat man auch gleichzeitig eine größere Auswahl. So gibt es zum Beispiel in einem großen schwedischen Möbelhaus oft Plüschspielzeuge für Kinder, die schön knistern. Als wirkliche Hundespielzeuge sind sie eigentlich nicht geeignet, weil sie die Strapazen nicht aushalten. Für ein kontrolliertes Belohnungsspiel sind sie aber sehr wohl geeignet.

Eine Kombination aus Spielzeug und Leckerchen sind die oben schon erwähnten befüllbaren Spielzeuge, aber auch die diversen im Handel erhältlichen Leckerchen-Dummys. Eine weit billigere Variante ist ein Schulmäppchen, die es manchmal sehr preiswert gibt und die sich auch sehr gut zum Befüllen mit Leckerchen eignen.

Streng genommen zählt Spielen nicht zu den primären Belohnungen. Es muss nämlich gelernt werden. Bei manchen Hunden hat es aber schon den Anschein, als spielten sie einfach von Natur aus gerne. Deshalb steht es unter dieser Überschrift. Die gute Nachricht ist aber, dass man allen Hunden das Spielen wie eine sekundäre Belohnung beibringen kann.

Richtig spielen:

Versuchen Sie mal, mit Ihrem Hund ein richtig schönes Spiel zu machen. Dazu ist es wichtig, dass Sie sich ihm nie aufdrängen. Der Hund soll aus freien Stücken mitspielen.

Schritt 1:

Machen Sie das Spielzeug spannend Präsentieren Sie dem Hund das Spielzeug. Sollte er nicht von vornherein Spaß daran haben, dann spielen Sie in kurzen Sequenzen selber mit dem Spielzeug und zeigen Sie dem Hund, wie viel Spaß das macht. Die meisten Hunde werden dann neugierig.

Viele Hunde mögen es nicht, wenn ihnen ein Spiel aufgezwungen wird …

Je weniger Interesse der Hund am Spielzeug hat, desto eher müssen Sie das Spiel bei einem Anzeichen von Interesse beenden.

… wohl aber, wenn sie mitspielen dürfen.

Schritt 2:

Spielregeln einführen

Sobald der Hund mit Ihnen gerne am Spielzeug herumzergelt, ist es wichtig, Spielregeln einzuführen. Sie müssen das Spiel, wann immer Sie wollen, beenden können. Fassen Sie während des Spiels das Spielzeug immer kürzer. Sagen Sie Ihr dafür vorgesehenes Signal, wie zum Beispiel »Aus« oder »Schluss«. Dann frieren Sie augenblicklich in der Bewegung ein.

Es ist völlig egal, was der Hund macht, Sie dürfen sich weder bewegen noch etwas sagen. Der Hund wird unterschiedlich lang versuchen weiterzuspielen. Sie bleiben »eingefroren«, was immer auch passiert. Sobald der Hund loslässt, starten Sie das Spiel wieder wie zuvor.

Wiederholen Sie das so lange, bis der Hund auf Ihr Signal hin sofort das Spielzeug ausspuckt.

Schritt 3:

Spielmotivation immer weiter steigern

Um den Hund immer verrückter aufs Spielen zu machen, sollten Sie aufhören, wenn es am schönsten ist. Warten Sie auf keinen Fall, bis der Hund keine Lust mehr hat! Machen Sie lieber mehrere kurze Sequenzen als dass Sie zu lange spielen.

So können Sie den Wert des Spiels und damit dessen Belohnungswert immer weiter steigern, was Ihnen dann im Training zugute kommt. Ob das Spiel dann letztendlich wirklich ein positiver Verstärker ist, sehen Sie daran, wie sich das Verhalten, das Sie trainieren wollen, entwickelt.

Mein Hund spielt nicht

Es gibt Hunde, die als Welpen nicht zu spielen gelernt haben. Bei denen kann es sein, dass die oben beschriebene Vorgehensweise nicht zum Erfolg führt. Tatsache ist, dass man jedem Hund das Spielen beibringen kann. Für ein abwechslungsreiches Training ist das auch sehr sinnvoll. Man muss sich in einem solchen Fall also überlegen, ob man sich die Arbeit macht, das Spielen zu trainieren oder aber sich mehr Gedanken macht über abwechslungsreiches Training, weil man das Spielen dann nicht als mögliche Option hat.

Hier gibt es auf jeden Fall einige Möglichkeiten, auch einen nicht spielenden Hund zum Spielen zu bringen. Wichtig ist, wie schon im oberen Abschnitt beschrieben, dass nie versucht wird, dem Hund das Spielen aufzuzwingen. Anstelle eines Spielzeugs kann ein Kauknochen genommen werden und mit diesem können die oben genannten Trainingsschritte durchgeführt werden. (Diese Variante geht natürlich nur bei Hunden, die nicht aggressiv bei Futter sind und man den Kauknochen auch problemlos anfassen kann, wenn der Hund ihn in der Schnauze hat.) Ochsenziemer oder Schweineohren sind auch gut geeignet.

Ist der Hund dann so weit, dass er mit dem Kauspielzeug zergelt, kann man dieses an ein Zerrspielzeug befestigen und dann eine Weile mit beidem zusammen spielen. Erst im nächsten Schritt präsentiert man das Spielzeug alleine, welches allerdings noch gut den Geruch des Kauartikels tragen sollte. Über diese Vorgehensweise bekommt der Hund mit der Zeit so viel Spaß am Spielen, dass er später auch mit einem nicht präparierten Spielzeug spielen wird.

Eine andere Möglichkeit ist, dass man sich das Spielen wie ein Verhalten vorstellt, das man trainieren möchte. Man kann es frei Formen oder aber auch dem Hund Hilfen geben. Sobald er andeutungsweise etwas in die Richtung des gewünschten Verhaltens zeigt, wird er mit Leckerchen belohnt. Wie jedes andere Verhalten auch, das dem Hund viele Erfolge und eine gute Belohnungsgeschichte verschafft hat, wird der Hund es gerne wieder zeigen, so dass man das Spiel später als Verstärker einsetzen kann.

Spielen klassisch konditioniert

Die klassische Konditionierung bietet eine weitere schöne Möglichkeit, dem Hund das Spielen beizubringen. Das geht dann quasi so nebenbei und erfordert so gut wie keine Trainingszeit.

Bei der klassischen Konditionierung werden ja zwei Dinge verknüpft. Das läuft unbewusst ab, der Hund braucht also gar nicht darüber nachzudenken. Mehr dazu auf S. 49.

Jedes Mal vor dem Füttern wird kurz das Spielzeug präsentiert. Mit Präsentieren meine ich wirklich nur hinhalten. Spielzeug und vorbereitete Futterschüssel stehen also auf der Anrichte. Sie greifen das Spielzeug, zeigen es für zwei Sekunden und greifen dann die Futterschüssel und stellen sie hin. Das machen Sie eine Woche lang bei jeder Malzeit. Danach legen Sie das Spielzeug auf den Boden, bevor Sie die Futterschüssel hinstellen.

Es wird die Zeit kommen, da nimmt der Hund das Spielzeug ins Maul, weil es so mit Futter verknüpft ist, dass er gar nicht anders kann. Dann kann man langsam dazu übergehen, das Spielzeug zu halten, wenn der Hund es im Maul hat. Alles nur sehr kurz und unmittelbar darauf wird die Futterschüssel abgestellt. Ganz allmählich wird so ein Spielen aufgebaut und der Hund kann gar nicht anders.

Marian und Keller Breland, Studenten von B.F. Skinner (s. S. 46), nannten dieses Phänomen »instinctive drift«. Sie stellten fest: Wenn sie einem Tier ein Verhalten beibringen wollten, das der Nahrungsaufnahme ähnlich war, war dieses Verhalten nicht aufrechtzuerhalten, weil es mehr und mehr »abdriftete«, auch wenn es richtig belohnt wurde. Waschbären fingen an, Münzen zu waschen, die sie eigentlich in eine Spardose werfen sollten. Obwohl das nie belohnt wurde, verstärkte sich dieses Verhalten immer mehr, bis sie die Münzen gar nicht mehr abgaben, obwohl das erst die Belohnung brachte. Killerwale verschlucken irgendwann die Bälle, mit denen sie spielen sollen, weil sie so sehr mit Futter verknüpft sind.

Das, was in diesen Einzelfällen also das Training sehr gestört hat, machen wir uns gezielt zunutze, um dem Hund das Spielen beizubringen.

Die individuell richtige Belohnung

Ein Trainer hat es einmal schön ausgedrückt: Sobald man meint, die perfekte Belohnung gefunden zu haben, ist sie es nicht mehr.

Das hängt damit zusammen, dass Belohnung etwas sehr Individuelles ist. So tue ich persönlich zum Beispiel einiges für ein Schokoeis mit heißer Schokosauce. Habe ich jetzt aber gerade ein Fünf-Gänge-Menü hinter mir und es kommt jemand und möchte mir ein Schokoeis mit heißer Schokosauce anbieten, wäre ich wohl alles andere als begeistert (siehe Kapitel Funktionale Verstärker S. 100).

So muss man sich das auch mit dem Hund vorstellen. In den allermeisten Fällen kann der Hund für sein normales Futter arbeiten. Schließlich will und muss er fressen. Das heißt nicht, dass man den Hund hungern lassen soll. Er soll eben nur für seine Tagesration arbeiten und was abends noch übrig ist, bekommt er dann eben im Napf.