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Eigentlich wollte ich mit ca. 15 Jahren, mit meinem Leben Schluss machen, viele Schwierigkeiten und Ereignisse hatten dazu geführt, natürlich würde das Buch auch nicht gegeben. Aber wichtige Endscheidungen in ganz bestimmten Situationen, beeinflussen das Leben ganz enorm, so sind meine Erlebnisse so umfangreich, das ich mir die Mühe gemacht habe, sie aufzuschreiben. Der Titel beschreibt, wie ich mein Leben, heute empfinde, und ich habe es viele Jahre genossen. Obwohl ich nie ein Engel war, hatte ich oft einen Schutzengel an meiner Seite, der auf mich aufpasste. Beim Hobby reiten, habe ich meine Frau, Regina kennen gelernt, und mit ihr einen Wanderritt über 3 Wochen, erfolgreich durchgeführt. Viele unglaubliche Ereignisse haben mich begleitet, und alle sind wahrheitsgetreu auf geschrieben, nichts hinzugefügt. Natürlich musste ich auch Geld verdienen, so habe ich mich selbstständig gemacht, das auch ein großen Teil meines Lebens stark beansprucht hat, und die Selbstständigkeit, hat 24 Jahre gehalten. Ich habe die Firma, mit 53 Jahren aufgeben müssen, und habe nochmal eine Anstellung,mit 55 Jahren in meinem Beruf, gefunden. Im Jahr 2001, habe wir nach reichlich Recherchen, ein Wohnmobil gekauft, und wir sind durch Europa gereist, über 20 Jahre, und jetzt lesen sie das Buch !
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Seitenzahl: 170
Veröffentlichungsjahr: 2024
Georg Henke
Schön, dass ich noch lebe!
tredition GmbH
Heinz-Beusen-Stieg 5
22926 Ahrensburg
© 2024 Henke
Verlagslabel: Henke
Druck und Distribution im Auftrag des Autors: tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Germany
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: Langenfelder Straße 35, 22769 Hamburg Altona-Nord, Germany.
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Schön, dass ich noch lebe!
Ich finde gut, dass Sie das Buch gekauft haben, aber eigentlich können Sie es schon wieder schließen, denn ich lebe noch und bin gerade 82 Jahre geworden.
Allerdings habe ich schon mit ca. 15 Jahren mit demselben Schluss machen wollen.
Zunächst mal ein bisschen zu meiner Vergangenheit: Ich bin in Ostpreußen, in Posen, 1942 geboren. Mein Vater war noch im Krieg und wir sind am 20.01.1945 (ich war fast 3 Jahre alt) vertrieben worden.
Die nettesten Nachbarn, es waren Polen, kamen mit dem Maschinengewehr: „Ihr musst in 2 Stunden weg sein, ich habe euch einen Pferdewagen zurecht gestellt, schmeißt alles drauf, was ihr braucht.“ Er schmiss die Waffe in die Ecke und half mit packen. So mussten wir, Mutter, Tante, und wir 3 Kinder, auf den Wagen und Richtung Westen fahren.
In den Jahren '45 – '46 waren wir in den Lagern in Rudolstadt, dann in Augsburg.
Eines Tages auf der Straße, wir sind erst schön brav Hand in Hand gegangen, soll ich mich losgerissen haben und einige Meter zurückgelaufen sein. Ich habe zwei US-Soldaten angesprochen: „Have you chocolate?“ Die Soldaten schauten kopfschüttelnd zu mir runter: „No.“ Dann gaben sie mir 5 Doller. Das Geld konnte ich nicht essen, also gab ich es meiner Mutter.
Übrigens: Diese Daten stammen von Aufzeichnungen oder Erzählungen meiner Mutter. Sie berichtete auch, dass ich im Lager als Vierjähriger gebettelt habe. Ich bin herumgelaufen und wenn andere was zu essen hatten, soll ich gesagt haben: „Du isst und ich nicht.“ Und schon habe ich was abbekommen.
Wenn ich satt war, habe ich es meinen Brüdern gebracht.
Es waren schlimme Zeiten, und in der Zeit, gleich am Ende des Krieges, kam mein Vater aus der Gefangenschaft und hat – ich weiß nicht wie – ein Haus gebaut. Natürlich, ganz einfach aus Holz, und im Wohnzimmer, in der Mitte, stand ein Bullenofen, der mit Sägespänen gefüllt wurde und viele Stunden brannte. Mit einem sehr langen Ofenrohr, das alles warm machte. Ich erinnere mich auch gerne an schöne Momente, wenn im kalten Winter die Scheiben mit Eissternen zugefroren waren und wir dann Löcher durchhauchten, um durchsehen zu können.
Ab 1946 wohnten wir in Burghaig, Kreis Kulmbach.
Mein Vater, der Vertreter
In Burghaig hatte mein Vater jede Art von Vertretung angenommen, die er bekommen konnte. Er hatte unterwegs die Nachricht verbreitet, dass er Brennmeister ist (Alkohol-Destillat, 80 % Rohsprit) und Arbeit sucht. Auf einer DKW 125 durchkreuzte er das Land. Er brachte Ansichtskarten mit, die der Nachbar groß auf Leinwand malte und die er in derselben Gegend verkaufte. Ein paar Jahre später sah mein Vater in einem Hausflur sein Bild wieder und fragte: „Das ist ja ein schönes Bild, wo haben Sie das her?“ Der Hausbesitzer antwortete: „Ach, das haben wir einem armen Landser abgekauft.“
Mein neuer Lebensabschnitt
1949 war meine Einschulung. Am Anfang hat die Schule Spaß gemacht, aber dann … Hier ein Bild vom ersten Schultag.
Zu essen hatten wir nur das Nötigste und für ein Eis (10 Pfennige) hat das Geld nur selten gereicht. Also sammelten wir auf der Straße die weggeschmissenen Jopa-Eis-Gutscheine (1 Pfennig), denn für 10 Stück gab es ein neues Eis. Auch beim Bäcker haben wir anschreiben lassen. Ich musste dort Brot holen und wenn mir meine Mutter Brötchen aufschrieb, hat die Verkäuferin die gestrichen mit den Worten: „Sag deiner Mutter, sie soll erst einmal was bezahlen.“ Aber Brot habe ich immer bekommen.
Meine Mutter hatte oft einen kleinen Leiterwagen genommen, hatte irgendwelche Sachen drauf gelegt und ist dann auch zu den Bauernhöfen gegangen und hatte ihre Sachen zum Tausch angeboten. Oft hatte sie ohne Tausch z. B. Speck oder Kartoffeln bekommen. Es war eine harte Zeit. Wir sind zwar immer satt geworden, aber man lernte Sparsamkeit, die für mich auch im späteren Leben sehr nützlich war.
Es dauerte lange, aber ca. Anfang 1951 kam ein Telegramm für meinen Vater, dass man sofort einen Brennmeister brauche und bitte sofort kommen solle. Gruß Graf Solmsche Gutsverwaltung, Dortelweil. Mein Vater teilte ihm mit, dass er kein Geld für die Reise habe. Sofort schickte der Graf 200 DM telegrafisch für die Reise. Das war damals viel Geld für uns. Dort angekommen, konnte mein Vater seine Arbeit gut verrichten. In der Brennerei arbeitete er nur über die Wintermonate, und im Sommer reparierte mein Vater Landmaschinen. Das gefiel dem Grafen sehr gut, und wir konnten nachziehen.
Im August 1952 zogen wir nach Dortelweil bei Frankfurt. Dort lebten wir mit 5 Personen (3 Kinder, Mutter und Tante) in 2 Zimmern, die 1,5 km weit auseinander lagen. (Mein Vater hatte ein kleines Zimmer auf dem Gutshof, wo er als Brennmeister (Alkohol-Herstellung für die Monopol-Gesellschaft) arbeitete. Er selbst hat aber nicht getrunken. Es war auch alles plombiert und wurde von der Monopol-Gesellschaft kontrolliert und abgeholt. Außerdem war der 80%ige Alkohol nur ein Rohsprit, also ungenießbarer Fusel.
Bei der Reparatur von Landmaschinen hatte mein Vater eine gute Idee: Er konstruierte und baute eine neue Maschine zum Kartoffelstecken für gleichzeitig 4 Reihen. Ein Mann fuhr den Traktor und 2 Mann, die hinten auf dem Gerät saßen, mussten nach jedem Klick je eine Kartoffel in die 4 Röhren werfen. Das war eine große Erleichterung und sparte viel Personal. Es dauerte nicht lange, da kamen Maschinenbauer auf den Hof und ließen sich die Maschine vorführen. Natürlich sind die Nachbauten gleich verbessert worden, ohne Menschen, aber die Kartoffeln mussten immer die gleiche Größe haben.
Dadurch und auch durch die Ermutigung seines Arbeitgebers baute mein Vater, hauptsächlich in Eigenarbeit, in Dortelweil ein Haus. Das Grundstück hatte er von einem Bauern billig erstanden: 1 DM pro qm, es war ja noch Ackerland. Aber die Kellerdecke war noch nicht mal drauf, da war das Geld schon alle und die Banken sagten: „Erst wenn die Kellerdecke drauf ist, können Sie einen Kredit bekommen.“ Der Verzweiflung nahe, wollte mein Vater schon aufgeben und alles verkaufen. Doch der Graf, sein Arbeitgeber, erfuhr davon und lieh ihm sofort 6.000 DM – und schon ging es weiter. Die Außenmauern wurden mit Hohlblocksteinen hochgezogen, und für die Innenmauern wurden Abbruchziegel verwendet. Lkw kippten die Ladung in den Hof, und dann hieß es Steine klopfen. Ich durfte auch helfen.
Folgendes Erlebnis habe ich in guter Erinnerung: Der Rohbau war fertig und Strom war da. Aber ich habe mich immer gewundert: Aus den zwei Löchern (Steckdose) bekommt man Licht und Kraft, wer ist denn da drin? Ich habe also auf dem Bau, als keiner da war, meine Forschung betrieben, einen blanken Kupferdraht gebogen und in die zwei Löcher der Steckdose gesteckt…
Es hat sofort BUUUMMM gemacht
und eine mächtige Stichflamme kam aus der Steckdose. Das muss der Teufel sein, dachte ich mir. Doch Gott sei Dank hatte ich zuerst den Nulleiter getroffen und somit keinen Schlag bekommen. Aber die Steckdose war schwarz, und alle Sicherungen, auch die Hauptsicherung, waren durchgebrannt. Ich beseitigte die schwarzen Spuren mit einem langen Stock und einem Lappen. Als mein Vater abends von der Arbeit kam, fragte er: „Warum gibt es keinen Strom?“ Die Sicherung zu wechseln, reichte jedoch nicht aus, der Elektriker musste also die plombierte Hauptsicherung austauschen. Bei allen herrschte eine große Verwunderung und kein Fehler wurde gefunden. Erst viele Jahre später habe ich meinem Vater meine Tat gestanden.
Mit ca. 14 Jahren, der Strom hatte mich sehr interessiert, habe ich mit Unterstützung meines Vaters und durch seine Bücher gelernt, wie Drehstrom-, Wechselstrom- und Gleichstrommotoren funktionierten. Solche Bücher habe ich gerne gelesen, alle Technik interessierte mich sehr, und so habe ich vom Teufel Strom auch viel gelernt. Irgendwann erfuhr mein Lehrer von meinem Wissen und ich durfte eine Stunde lang vor meiner Klasse einen Vortrag über die drei Motorenarten halten. Der Lehrer saß hinten und hörte zu, und zu meiner Überraschung gab es auch viele Zwischenfragen. Am Ende sagte der Lehrer: „Wo hast du das alles her? Ich habe heute eine Menge gelernt, woher weißt du das nur alles?“
Ich war ein sehr neugieriger Mensch, ich musste immer wissen, wie etwas funktioniert. Dazu musste ich oft alles zerlegen – aber ich konnte fast alles auch wieder zusammenbauen. So bin ich auch auf die Idee gekommen, eine Rakete zu bauen. Der erste Treibstoff waren Zündholzköpfe. Natürlich gab es fürchterlichen Stress, wenn viele Streichholzschachteln nur noch aus den Hölzchen bestanden und keinen roten Zündkopf mehr hatten. Der Treibstoff und die Bauart waren schlimm, die Mini-Rakete ist keine 10 cm hoch geflogen. Sie ist gleich wieder umgefallen. Es musste also eine andere Konstruktion her, ein anderer Treibstoff, man ist ja lernfähig, auch ein anderer Aufbau mit Zündkabel, das ich auch selber hergestellt habe, eine Startrampe aus dem Trix-Metallbaukasten. Die Rakete bekam drei Flügel, die so schräg gestellt waren, dass die Rakete in Drehung versetzt wird und sich bei einseitigem Antrieb selber korrigierte. Den Start wollte ich sicher hinter einem Garagenfenster fotografieren. Aber es gab einen Schlag – und die Rakete war weg. Ich hatte nur die schwarze Startrampe auf dem Foto. Ich lief raus, aber nichts war da! 10 Sekunden später zischte es im Gras unweit der Startrampe, und ich war stolz, denn sie musste sehr gerade geflogen sein. Die weiteren Versuche musste ich einstellten – nach einem eindringlichen Verbot meines Vaters. Sonst wäre ich vielleicht heute ein Mondbewohner.
Meine Neugier hatte auch zu Fragen an meinen Vater geführt: „Was kommt nach dem Weltall?“ Die Antwort: „Sonne, Mond, Sterne – und das unendlich.“ „Ja, aber was kommt danach, es kann doch nicht unendlich so weitergehen?“ Die Antwort: „Das wissen die Menschen auch noch nicht.“ Diese Aussage befriedigte mich nicht. Zu der Zeit wollte ich noch mit einer Rakete in das Weltall fliegen, um das zu erkunden.
Die Interessen änderten sich!
Aber ich weiß das heute auch noch nicht!
Um ca. 1955 hatte ich wahnsinnige Komplexe, die meine Person und meine Umgebung betrafen. Ich war immer der Kleinste, einfach bei allem. Auch in der Rechtschreibung war ich eine Niete. So wurde ich also in der Schule immer gehänselt. Ganz schlimm war es in der Pause auf dem Schulhof. Tagelang hatten 3 oder 4 Schulkameraden mich richtig genervt, waren immer um mich herumgelaufen und hatten laufend Sprüche losgelassen: „Warum bist du denn so klein? Sollen wir dir ein Kissen mitbringen? Mit deinen abstehenden Ohren könntest du doch gut segelfliegen? Wir haben gehört, du bist so ein toller Schläger, muss man Angst vor dir haben?“ Ich wollte nur mein Pausenbrot essen, doch die Ermahnungen, sie sollten mich doch endlich in Ruhe lassen, blieben ohne Erfolg. Eines Tages platzte mir dann der Kragen. Ich nahm mein Butterbrot in die linke Hand und haute mit der Handkante nach rechts oben aus. Ich hatte einen getroffen, mit starken Nasenbluten lief er nach Hause. Ich hatte einen fürchterlichen Schreck bekommen, aber zum Pausenende kam er wieder und kaute noch an einem Butterbrot. Diese Art der Belästigung hörte auf, aber andere gingen weiter. Die Schulzeit ging zu Ende, aber das Leben wurde nicht einfacher.
Bei der Berufsberatung antwortete ich auf die Frage, was ich mal werden wolle: „Rentner!“ Die Antwort war:„Das kommt später.“ So hatte ich den Berufswunsch Feinmechaniker, doch leider kamen auf eine freie Lehrstelle 100 Bewerber und ich hatte keine Chance, obwohl ich für diesen Beruf eine Eignungsprüfung mit gut absolviert habe. Unter 40 Prüflingen war einer sehr gut und 8 waren gut. Ich schieb viele Bewerbungen, aberbekam nur Absagen.
Ich resignierte so sehr, dass ich zu einem unbeschrankten Bahnübergang ging, einer Nebenstrecke mit Feldwegkreuzung, und Schluss machen wollte mit meinem Leben. Eine Viertelstunde wartete ich, doch als der Zug kam, stieg die Aufregung so gewaltig an, dass ich mein Vorhaben auf den nächsten Zug verschob. Es dauert eine Weile, bis mir klar wurde, dass ich dieses Vorhaben nur einmal umsetzen, ich aber jederzeit an diesen Ort zurückkehren kann. Also verschob ich meine unwiderrufliche Tat.
In einem anderen Hobby, dem eigenständigen Entwickeln von Schwarz-weiß-Bildern, bekam ich dann mit Verspätung eine Lehrstelle als Fotolaborant. So ganz ideal war die Stelle auch nicht, denn der Chef war sehr aggressiv. Die Vertragsunterzeichnung war am 1. November, und ca. 6 Wochen später bekam ich die Aufforderung, doch noch eine Lehrstelle in meinem Berufswunsch Feinmechaniker anzutreten, aber es war leider zu spät.
Ich habe auch nie Wert darauf gelegt, mich mit Krawatte oder im Anzug zu präsentieren oder vornehm zu sein. Ich war möglichst immer ein ganz einfacher Mensch.
In der Berufsschule hatte ich dann ein sehr eindrucksvolles Erlebnis. Es betrifft die Verdünnungsformel. Bei der Formel wird immer über Kreuz die kleinere Zahl von der größeren abgezogen. Das ergibt die Anteile der oben stehenden Konzentration. Das funktioniert aber nur, wenn die zu erreichende Lösungskonzentration, die in der Mitte steht, niedriger ist als eine der oben verwendeten Konzentrationen. Der Lehrer erklärte gerade die Verdünnungsformel mit einem Gedankenfehler. Er malte die Kreuz-Formel an die Tafel. Die linke ist richtig, die rechte ist falsch!
Die damals verwendete Formel war anders und nicht so eindeutig zu erkennen.
Es meldeten sich ca. 10 Schüler und sagten, dass die rechte Formel nicht stimme. Der Lehrer verteidigte seine Ansicht und die Diskussion dauerte über eine halbe Stunde. Immer mehr Schüler verstummten, und die letzten 10 Minuten war ich ganz alleine mit meiner Ansicht. Ich habe angefangen, an mir zu zweifeln, auch weil der Lehrer sagte: „Manchmal hat man einen Blackout, und man kann der Logik nicht folgen.“ Aber ich ließ nicht locker, und als die Stunde zu Ende war, sollte ich mir zuhause mal Gedanken machen. Das tat ich, und jeder, dem ich das erzählte, sagte: „Du hast recht!“ Ich bekam viele Beispiele, um dem Lehrer das zu erklären.
Am nächstem Schultag kam der Lehrer in die Klasse mit den Worten: „Na, Georg, ist dir ein Licht aufgegangen?“ Ich antwortete: „Ja, ich hoffe, ich kann Ihnen das erklären.“ Es dauerte keine 10 Minuten und beim zweitem Beispiel ging nun ihm ein Licht auf. Er war fertig, lobte mich ohne Ende, auch für meine Hartnäckigkeit, und trug ein besonderes Lob ins Klassenbuch ein.
Die Fotolaboranten-Lehre schloss ich mit gut ab. Doch geimpft von meinem Bruder und anderen Bekannten, die sagten, man solle nie bei dem bleiben, bei dem man gelernt hat, weil man da immer ein Lehrling bleibt, habe ich beim nächsten Wutanfall meines Chefs, bei dem ich im Recht war, gekündigt. Mein Vater musste die Kündigung bestätigen.
Ich bewarb mich nur einmal, und zwar bei der Firma Flexichromtechnik, und wurde nach einer Schwarz-weiß-Probearbeit sofort genommen. Kurz gesagt: Die Farbfotografie steckte noch in den Kinderschuhen, und in der Firma hatte man über ein Kodak-USA-Verfahren aus Schwarz-weiß-Negativen ein Gelatine-Relief großformatig (ca. 60 cm x 80 cm) im Flexichrom-Verfahren und somit handkolorierte Farbbilder hergestellt. Die Struktur und die Farbdichte wurden durch das Gelatine-Relief begrenzt. Die so entstandenen Farbbilder wurden als Druckvorlage für Werbeanzeigen oder Plakat-Drucke für Bärenmarke, Tchibo und viele andere große Firmen verwendet. Ich arbeitete mich schnell ein.
Zwischendurch Lausbuben-Streiche
In der Zwischenzeit hatte ich natürlich auch Lausbuben-Ideen, so wollte ich meinen technischen Basteltrieb sinnvoll nutzen. Ich habe mir eine laute Klingel aus dem Trix-Baukasten gebaut, sie bei meinem Vater unter dem Bett eingebaut und sie mit Verbindungsdrähten zu meinem Bett gelegt. Wenn ich nachts wach wurde, habe ich die Drähte verbunden und die Klingel war im ganzen Haus zu hören. Nach dem zweiten Auslösen kam mein Vater wütend zu uns rüber und klopfte mit einem schweren Gürtel die Bettfedern weich. Auf dem Rückweg fand er die Drähte und zerriss sie. Selbstverständlich hatte ich noch weitere Ideen: Einen alten Wecker, den ich repariert hatte, stellte ich auf 3 Uhr und versteckte ihn in seinem Bett. Vaters mächtige Aufregung wurde mit einem leichten Grinsen gemildert, und so durften wir uns mit ihm freuen. Übrigens: Oft, wenn mein Vater kräftig schimpfte, sagten mein Bruder oder ich: „Oh, ein Unwetter zieht auf!“ Und schon musste er wieder grinsen.
Natürlich habe ich mit 18 Jahren den Führerschein gemacht. Selbstverständlich ein Mitglied im Motorsport Club, reichten dem Fahrlehrer 60 DM Anzahlung. Den Rest erließ er mir für eine Fotoserie, die ich für ihn und seine Fahrzeuggalerie und von seinem Gebäude machte, denn er war sehr zufrieden.
Was braucht man dann? Ein Auto! Die Entscheidung fiel auf einen VW Käfer, selbstverständlich gebraucht. Am dritten Tag schon hatte ich einen Unfall auf nassem Kopfsteinpflaster. Ich hatte zu spät gebremst. Der Schaden war ca. 700 DM. Mein Vater unterstützte mich, indem er die Finanzierung sicherte. Damals haben wir Wechsel unterschrieben, die ich nach der Bezahlung ausgehändigt bekommen habe. Die habe ich heute noch. Hier ein Foto von einem Wechsel.
Ich schlug mich durch und hatte mir bald ein eigenes Schwarz-weiß-Labor zuhause im Keller eingerichtet. Ich machte auf Vergnügungsfeiern, beim Karneval und auf Weihnachtsfeiern Aufnahmen. Von den Bildern in Postkarten-Größe nahm ein Schulkollege Bestellungen auf. Nach meiner Fertigung trug er sie aus und kassierte den Preis von 1 DM. Davon bekam er 20 Pfennig pro Karte.
Eine sehr schöne Erinnerung habe ich an einen Maskenballabend. Da hatte sich ein Teilnehmer am Abend bei seinen Tischnachbarn für später angekündigt. Er hatte sich sehr gut verkleidet als Frau und sich an seinem Stammtisch, der nur aus Männern und Bekannten bestand, ein Bier nach dem anderen ausgeben lassen. Seine Kumpels wunderten sich, dass diese Frau so viel vertragen konnte. Um 0 Uhr war die Demaskierung geplant und wir waren gespannt. Ich kannte den Stammtisch auch sehr gut und hatte sehr viele Aufnahmen gemacht. Kurz vor 0 Uhr hatte sich die scheinbare Frau verdünnisiert und war mit einer tollen Entschuldigung natürlich als alter Kumpel umgezogen an ihren Stammtisch zurückgekommen. Alle wollten ihm die Frau zeigen, die so viel saufen konnte. Sie sagten: „Stell dir vor, wir haben die nicht besoffen machen können. Die muss auch gleich wiederkommen!“ Aber sie kam nicht, und natürlich ist das später rausgekommen.