Schöner leben ohne Arschkarten - Daniela Kickl - E-Book

Schöner leben ohne Arschkarten E-Book

Daniela Kickl

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Beschreibung

Tauchen Sie ein in die bunte Welt der Arschkarten. Lernen Sie die Arschkarten-Verteiler kennen und erfahren Sie endlich, wie Sie die Arschkarte erkennen können. Ob "Let's take back control" oder "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen"; Gerade seitens der Politik wird viel unternommen, Ihnen die Arschkarte zuzuweisen. Das muss nicht so bleiben! Wer eine Arschkarte erkennen kann, wird sie sich nicht mehr so leicht unterjubeln lassen. Ein Buch über die Arschkartologie für alle unfreiwilligen Arschkarten-Magneten.

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Für A, B & OPQ

Danksagung

Glücklicherweise findet man in den sozialen Medien nicht nur Blödheiten abstruser Natur, sondern auch echte Menschen, mit denen man sich gut versteht. Auf Twitter durfte ich die großartige Daniela Haarmann kennenlernen, die Lektorat und Korrektorat durchgeführt hat. Ihre Hinweise waren sehr wertvoll und sollten Sie dennoch den einen oder anderen Fehler entdecken, so liegt der an der Autorin selbst. Ebenfalls auf Twitter habe ich Gerald Krieghofer gefunden, der sich der Zitateforschung verschrieben und mich bei der Herkunft der „Arschkarten“ unterstützt hat. Danke auch an Dmitry Abramov, der das Bild vom Schiri mit der roten (Arsch)Karte via Pixabay zur Verfügung gestellt hat.

Last but not least möchte ich mich bei Andreas „Schani“ Javernik bedanken, der sowohl als Quelle der Inspiration als auch helfender Korrekturleser fungierte. Er hat schon viel mitgemacht, denn jedes Brieferl an den „lieben Cousin Herbert“ geht vor Veröffentlichung durch seine bewährten Hände.1

1https://danielakickl.com/category/lieber-cousin-herbert/ (abgerufen am 09. September 2021)

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Eine behutsame Einführung in die Welt der Arschkarten

Die naturgegebene Arschkarte

Die zugewiesene Arschkarte

Naturgesetze der Arschkarten

Die Arschkartenverteiler

Die Arschkartenempfänger

6.1 Die naturgegebene Arschkarte mit permanenter Wirkung

6.2 Die naturgegebene Arschkarte für das einmalige Ereignis

6.3 Die zugewiesene Arschkarte

6.3.1 Die zugewiesene Arschkarte für den Einzelnen

6.3.2 Die einer Gemeinschaft zugewiesene Arschkarte

Verhaltensweisen der Arschkartenverteiler und der Arschkartenempfänger

Spezialformen der Arschkarte

8.1 Die Schwarzer-Schwan–Arschkarte

8.2 Die Karen-Arschkarte

8.3 Die verdeckte Arschkarte

Strategien zur Abwendung von Arschkarten

9.1 Die naturgegebene Arschkarte

9.2 Die zugewiesene Arschkarte für den Einzelnen

9.3 Die einer Gemeinschaft zugewiesene Arschkarte

9.4 Die Schwarzer-Schwan-Arschkarte

9.5 Die verdeckte Arschkarte

Schöner leben ohne Arschkarte

Vorwort

Die Arschkarte.

Jeder kennt sie, keiner mag sie. Wissenschaftlich wird sie behandelt, als ob sie uns allen dermaßen am Arsch ginge, dass sich niemand mit ihr befassen will. Warum ist es möglich, dass sich ganze Studienzweige und damit eine Reihe von Wissenschaftlern beispielsweise mit den sozialen Konstrukten in der Welt von Spongebob Schwammkopf2 beschäftigen können, wofür viele auch bezahlt bekommen, wenn gleichzeitig die Arschkarte ein tristes Dasein abseits jeder Aufmerksamkeit fristen muss?

Wenn wir das Leben genau unter die Lupe nehmen, so ist jedwedes Dasein eine einzige Aneinanderreihung von Arschkarten, die wir von irgendwo her bekommen sollen. Generationen von Philosophen haben sich, wenngleich ohne den Terminus „Arschkarte“ zu verwenden, darüber Gedanken gemacht, wie wir sie abwehren können und was der Sinn hinter einem Leben mit Arschkarten ist.

Die aus Ungarn stammende Philosophin Agnes Heller hatte in einem Interview ihren eigenen Lehrer, den Philosophen Georg Lukács zitiert. Dieser meinte nämlich:

„Unglück trifft jeden, aber ein gescheiter Mensch kann daraus Nutzen ziehen.“3

Arschkarten sind nicht unbedingt mit Unglück gleichzusetzen, denn sie variieren stark in ihren Auswirkungen. Auch ist es nicht unerheblich, von wem sie dem Empfänger zugeteilt werden und auch die Abwehrmechanismen divergieren. Aber zu diesen Details kommen wir später (das Buch ist ja lang genug!).

Ob es uns gefällt oder nicht: Die Arschkarte, die gerne auch mit ihren Artgenossinnen im Team auftaucht, ist ein Teil unseres Lebens. An jedem Silvesterabend träumen wir davon, im nächsten Jahr weniger von ihnen zugeteilt zu bekommen und stattdessen lieber das große Los zu ziehen. Leider erfüllt sich diese Hoffnung nur ausnehmend selten, weshalb die wissenschaftliche Betrachtung der Arschkarte umso wichtiger ist.

In diesem Buch gehe ich jenen Fragen nach, die sich die Menschheit seit Jahrhunderten stellt:

Wie ist die Arschkarte definiert?

Welche Arschkarten gibt es?

Wie funktioniert deren Verteilung?

Wer verteilt sie und warum?

Was kann der Empfänger einer Arschkarte tun?

Folgen Arschkarten Naturgesetzen?

Wie kann man Arschkarten erkennen?

Können wir die Zuteilung von Arschkarten verhindern und falls ja, wie machen wir das?

Nachdem wir diese Fragen geklärt haben, wird unser Leben besser sein. Wir werden feststellen, dass uns der Arsch ob einer Arschkarte nicht unmittelbar auf Grundeis gehen muss. Keiner wird sich mehr in den Arsch beißen wollen, nur weil er eine Arschkarte bekommen hat und nicht weiß, wie er mit ihr umzugehen hat. Wer die Natur der Arschkarte begriffen hat wird auch wissen, wie er sich ihrer entledigen kann.

Nichts macht mehr Angst, als die Angst selbst. Und nichts geht einem mehr am Arsch, als ein Bündel Arschkarten. Aber wenn wir uns den Arsch aufreißen, dann haben die Arschkarten keine Chance mehr, über unser Leben zu bestimmen!

Möge dieses Buch nicht für den Arsch sein!

2https://www.researchgate.net/publication/328887165_Gender_Role_Stereotypes_and_Media_Performance_as_Social_Construction_and_Lessons_from_SpongeBob_Squarepants (abgerufen am 05. September 2021)

3https://sz-magazin.sueddeutsche.de/literatur/der-sinn-des-lebens-ist-zu-leben-80204 (abgerufen am 05. September 2021)

1 Eine behutsame Einführung in die Welt der Arschkarten

Der kulturelle Ursprung der Arschkarte ist weitgehend unerforscht und voller Spekulationen. Die einen meinen, sie geht auf den Fußball zurück. Um Verwechslungen mit der gelben Karte zu vermeiden, die er in der Brusttasche seines Trikots verwahrt., zieht der Schiri die Rote Karte aus der Gesäßtasche seiner Sporthose. Andere wiederum sagen, dass die Redewendung „die Arschkarte ziehen“ bereits lange vor der Einführung der roten und gelben Strafkarten anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 1970 existiert hat.4

Das Neologismenwörterbuch OWID schreibt die Redensart „die Arschkarte ziehen“ den 1990er Jahren zu und kategorisiert diese als „Neulexem (Phraseologismus)“.5 Das „Lexikon der bedrohten Wörter“ aus dem Jahr 2005 hat die Arschkarte ebenfalls in ihr Repertoire aufgenommen und verweist in deren Beschreibung auf die Wurzeln des Fußballs zu Zeiten des Schwarzweißfernsehens.6

Wie auch immer es die Arschkarte geschafft hat, sich in unsere Leben zu drängen, eines ist sicher: Jeder hat schon welche gezogen und keiner will sie haben. Nicht zuletzt wegen der Unsicherheiten ihres historischen Ursprungs7 wurde der Arschkarte bisher noch nicht die ihr zweifellos zustehende Betrachtung zuteil. Das wird hiermit geändert. Erwarten Sie bitte keine exakte wissenschaftliche Abhandlung, dafür ist die Disziplin der Arschkartologie noch zu jung.

Doch wenn der Tag einmal gekommen ist, an dem endlich an europäischen und angloamerikanischen Universitäten das Studienfach „Arschkarten Studien“ neben dem der „Gender Studies“ zu finden sein wird, werden sich zweifellos genügend Lern-, Lehr- und Forschungswillige einfinden, um das zu ändern! Bis dahin müssen wir uns mit diesem hier vorliegenden Werk begnügen, das, beeinflusst von Meta- und Pataphysik8, eine Verknüpfung von Geschichte, Philosophie, Psychologie und Soziologie bietet, deren Ergebnis ein besseres Leben mit weniger Arschkarten sein kann.

Dies hängt davon ab, wie sehr Sie das Geschriebene verinnerlichen und verwerten können.

Bevor wir uns mit den Grundtypen und Auswirkungen auseinandersetzen können, muss die Arschkarte ordnungsgemäß definiert werden. Der Brockhaus hat die Arschkarte erst gar nicht im Repertoire. Wikipedia ist bis dato wenig genau und erklärt sie als „eine Situation, die für eine Person besonders ungünstig verläuft oder unangenehme Folgen hat.“9

Der Duden begnügt sich mit der Erklärung der geläufigen Redewendung:

„Die Arschkarte ziehen (derb: der oder die Benachteiligte sein, den Schaden tragen: als Vierter hast du die Arschkarte gezogen; wohl nach dem Umstand, dass früher die Fußballschiedsrichter die Rote Karte in der Gesäßtasche trugen).“10

Im Englischen und auch anderen Sprachen existiert die Arschkarte als Sprachbild nicht. Zwar machen uns Programme wie Google Translate eine akkurate Übersetzung vor, diese stimmt jedoch nicht mit dem Sprachgebrauch überein.

Auch wenn Ihnen Google Translate selbstbewusst im Englischen die „ass card“, im Französischen die „Carte de cul“ und im Spanischen die „Tarjeta de culo“ anzeigt, so ist dies nicht korrekt. Im Englischen müssen wir uns für „die Arschkarte ziehen“ bis dato mit „to get the short straw“, im Französischen mit „avoir la scoumoune“ und im Spanischen „tener mala suerte“ begnügen. Dieses Versäumnis ist also mit ein Grund, warum der akkurate deutsche Ausdruck die Herrschaft übernehmen sollte.

Wegen dieses Mangels an genauen Definitionen, betraf es nun einer neuen Bestimmung der Arschkarte. Wir bedienen uns daher der nachfolgenden Determination:

Arschkarte, die

Von der Natur oder Mitmenschen zugeteiltes Ungemach, das sich negativ auf den Empfänger oder die Empfängergruppe auswirkt und von einmaliger oder dauerhafter Wirkung ist.

Grundsätzlich unterscheiden wir also zwischen zwei Elementarvarianten der Arschkarte:

Die naturgegebene Arschkarte;

Die zugewiesene Arschkarte.

Wie Sie sich sicherlich vorstellen können, ist die Welt der Arschkarten eine wesentlich komplexere, als dass nur diese beiden Grundformen existieren würden. Die Untergruppen der naturgegebenen und der zugewiesenen Arschkarte werden in den entsprechenden Kapiteln detailliert beschrieben.

Unabhängig von der Variante gibt es zwei Adressatenkreise, an welche sich die Arschkarten richten:

den individuellen Arschkartenempfänger;

den gemeinschaftlichen Arschkartenempfänger.

Während naturgegebene Arschkarten eben von der Natur und damit einer in gewissem Sinne „höheren Macht“ verteilt werden, finden die zugewiesenen Arschkarten ihren Weg zum Empfänger durch einen Verteiler. Auch hier unterscheiden wir zwischen zwei elementaren Gruppen, nämlich:

den individuellen Arschkartenverteiler;

den gemeinschaftlichen Arschkartenverteiler.

Nun haben wir die Grundtypen von Arschkarten kennengelernt und wissen, an wen diese von wem verteilt werden. Daher können wir uns nun frohen Mutes daran machen, die einzelnen Arschkarten sowie Kombinationen aus Empfängern und Verteilern näher zu beleuchten.

4https://www.spiegel.de/geschichte/fussballgeschichte-a-948781.html (abgerufen am 05. September 2021)

5https://www.owid.de/artikel/401142 (abgerufen am 08. September 2021)

6https://archive.org/details/lexikonderbedroh0000mroz/page/26/mode/2up?q=arschkarte (abgerufen am 08. September 2021)

7https://www.wienerzeitung.at/meinung/glossen/265234_Die-Arschkarte-gibt-uns-Raetsel-auf.html (abgerufen am 05. September 2021)

8https://www.matthes-seitz-berlin.de/buch/pataphysik.html (abgerufen am 05. September 2021)

9https://de.wikipedia.org/wiki/Arschkarte (abgerufen am 05. September 2021)

10https://www.duden.de/rechtschreibung/Arschkarte (abgerufen am 05. September 2021)

2 Die naturgegebene Arschkarte

Bei der naturgegebenen Arschkarte handelt es sich um jene Arschkarte, die man von der Natur zugewiesen bekommen hat. Manch einer kommt beinahe gänzlich ohne zur Welt, dafür haben andere gleich mehrere ausgefasst.

Ein wesentliches Merkmal dieser Arschkarte ist es, dass es kaum Möglichkeiten gibt, sich ihrer zu entledigen. Entweder ist es gar nicht möglich oder aber die Aufwendungen sind sehr hoch. Dies ist ein wichtiges Merkmal, das für alle weiteren Überlegungen von elementarer Bedeutung sein wird.

Je nachdem, an welchen Adressaten sich die Arschkarte wendet, unterscheiden wir bei der naturgegebenen Arschkarte zwei Spezialfälle:

die individuelle, natürliche Arschkarte;

die gemeinschaftliche, natürliche Arschkarte.

Dabei ist jenem Prinzip Rechnung zu tragen, das unsere Erde, unser Leben bestimmt: dem Prinzip der Begrenztheit. Alles ist begrenzt.

Unser Platz auf der Erde, die darauf wachsenden Ressourcen, die Zeit, die wir auf der Erde lebend verbringen, alles ist limitiert. Diese Begrenztheit bedeutet auch Unausgeglichenheit.

Wenn einer mehr an Ressourcen zur Verfügung hat, dann muss ein anderer zwangsläufig weniger haben. Das gilt auch für die Arschkarten, die sich harmonisch in dieses Naturgesetz einfügen.

Menschen kommen in unterschiedlichen Umgebungen mit verschiedenen Fähigkeiten und insgesamt divergierender Gesamtausstattung zur Welt. Entsprechend sind auch die Arschkarten beim Eintritt ins Leben unterschiedlich verteilt. Manche einer der selbsternannten Privilegierten ist gar stolz darauf, diese unsere Welt ohne eine einzige Arschkarte betreten zu haben, wenngleich dies nichts als reiner Zufall für den Unbeschenkten ist.

Diejenigen, die gleich mit einer hübschen Menge naturgegebenen, individuellen Arschkarten zur Welt kommen, werden gemeinhin als Armutschkerln, Benachteiligte oder auch „im Oasch daham“ (für alle, die nicht aus Wien stammen: „im Arsch zu Hause“) bezeichnet. Je nachdem, wie sehr man sich der politischen Korrektheit verbunden fühlt. (Wir bemerken an dieser Stelle, wie sehr die Arschkarte in unseren Leben präsent ist, weshalb auch das Wort „Arsch“ in den täglichen Sprachgebrauch eingeflossen ist.)

Generelle Beispiele für die individuelle, natürliche Arschkarte sind Hässlichkeit, Armut, genetische Disposition für mangelnde Intelligenz etc. Wie wir bereits zuvor festgestellt haben, lassen sich diese Arschkarten gar nicht oder nur mit hohem Aufwand beseitigen. Äußerlichkeiten kann man mittels chirurgischer Eingriffe verbessern, wenngleich sich die Frage stellt, ob wir irgendwann wirklich alle gleich aussehen möchten.

Der Trend bei Frauen geht zu schlauchboot-artigen Lippen, üppiger Oberweite, die zwar für den Rücken schlecht, aber für potentielle Partner sehr attraktiv sein soll, und selbstverständlich Faltenfreiheit. Auch Männer lassen sich mittlerweile „verschönern“ und schwören auf Botox-Behandlungen und Vampirlifting11 sowie Fettabsaugung und Lidstraffung. Diese Maßnahmen setzen gewisse finanzielle Mittel voraus, die uns zur nächsten naturgegebenen, individuellen Arschkarte bringen, der Armut.

Wer in eine Familie mit geringen finanziellen Mitteln hineingeboren wird, tut sich ungleich schwerer, im Laufe seines Lebens zu mehr Vermögen als die Eltern zu kommen, als jene, deren Familie begütert ist.

Berufe, die eine lange Ausbildungszeit voraussetzen und üblicherweise auch besser bezahlt werden, sind vielen verschlossen. Krankheiten und Armut hängen auch zusammen und können daher in eine Abwärts-Spirale führen, aus der es kein Entrinnen gibt.12 Wer nicht gesund ist, kann nicht gut arbeiten, wer keine gute Arbeit hat, wird krank. So weit, so deprimierend. Echt „oasch“ eben.

Weniger nach außen sichtbar, aber nichtsdestotrotz auch eine Arschkarte, ist mangelnde geistige Agilität, sprich: wenig ausgeprägte Intelligenz. Während jedem klar ist, dass es äußerliche, persönliche Merkmale gibt, die unterschiedlich sind, will so mancher andere, ebenfalls genetisch bedingte Eigenschaften weniger wahrhaben und den Menschen als seelische und psychische Tabula Rasa wahrnehmen. Aktuelle Forschungen zeigen, dass dies nicht der Fall ist.13

Damit stoßen wir bereits in ein sehr bedeutsames Gebiet in der Arschkartenforschung vor: Die Arschkarten-Kognition.

Das wichtigste im Umgang mit jeder Arschkarte ist, dass man sie als solche erkennt und akzeptiert. Wie soll man sich denn sonst einer Arschkarte entledigen oder zumindest ihre Wirkung eindämmen, wenn man sie gar nicht erkennt? Eben!

Es gibt also auch bei den naturgegebenen Arschkarten absolut nichts zu beschönigen. Im Gegenteil könnte man sogar annehmen, dass jene, die partout so tun, als ob es sie nicht gäbe, damit lediglich ihre eigene Unfähigkeit im Umgang mit Arschkarten kaschieren möchten. Weil für etwas, das es nicht gibt, braucht man schließlich auch keine Lösung.

Vielleicht gehören solche Arschkarten-Leugner auch zu der Gruppe jener, die ohne naturgegebene, individuelle Arschkarte in diese unsere Welt getreten sind, weshalb sie naiv annehmen, es wäre bei allen anderen auch so. Sie zeichnen sich jedenfalls durch ein Mindestmaß an ansehnlichem Äußerem sowie geistigen Fähigkeiten aus, freuen sich über ein finanziell sowie emotional stabiles Elternhaus und beginnen ihr Dasein in einer friedlichen und sicheren Umwelt.

Arschkarten sind nicht nur auf individueller, sondern auch auf kollektiver Basis von der Natur zugewiesen. Wir bezeichnen sie folglich als naturgegebene, gemeinschaftliche Arschkarte. Dabei sind folgende Unterarten zu unterscheiden:

die naturgegebene, gemeinschaftliche Arschkarte für das einmalige Ereignis

die naturgegebene, gemeinschaftliche Arschkarte mit permanenter Wirkung

Zur naturgegebenen, gemeinschaftlichen Arschkarte für das einmalige Ereignis zählen beispielsweise Blitzeinschläge, Vulkanausbrüche, Erdbeben und andere Naturereignisse, die nachteiligen, negativen Einfluss auf die in der Nähe befindlichen Lebewesen haben. Gemein ist ihnen jedenfalls, dass sie vom Menschen weder vorhergesagt noch verhindert werden können. Andererseits haben wir bis zu einem gewissen Grad aber gelernt, mit diesen Arschkarten umzugehen. Auch wenn wir nicht wissen, wann und wo ein Blitz einschlagen wird, so haben wir den Blitzableiter erfunden. Vulkanausbrüche und Erdbeben lassen sich ebenso bis zu einem Grad vorhersagen, wie auch nachteilige Wetterlagen.

Warum man dennoch nicht ausschließlich erdbebensicherere Häuser in einem Gefahrengebiet oder trotzdem Siedlungen in der Nähe eines Vulkans bewohnt, steht auf einem anderen Blatt.

Auch lässt sich darüber diskutieren, ob eben Erdbeben und Vulkanausbrüche tatsächlich zu den naturgegebenen, gemeinschaftlichen Arschkarten für das einmalige Ereignis zu rechnen sind, oder ob sie nicht doch zur zweiten Kategorie, der naturgegebenen, gemeinschaftlichen Arschkarte mit permanenter Wirkung zählen.

Auch wenn Beben und Ausbrüche tendenziell singuläre Ereignisse darstellen, so ist das Versprühen von Lava lediglich dem Vulkan vorbehalten und die Erde bebt auch nicht überall, sondern nur dort, wo es zu Verschiebungen der tektonischen Platten kommen kann. Falls Sie Seismologe sind, werden Sie jetzt einwerfen, dass Erdbeben auch, wenngleich seltener, durch vulkanische Aktivität, Einsturz oder Absenkung unterirdischer Hohlräume, große Erdrutsche und Bergstürze sowie durch Sprengungen entstehen können. Stimmt! Aber das hier ist kein Einmaleins der Seismologie, sondern eine wissenschaftliche Betrachtung der Arschkarten.

Für die etwa halbe Million Menschen in der direkten Umgebung des Vesuv kann der Berg eine durchaus permanente Belastung darstellen.14

Ebenso wie bei den in San Francisco direkt auf der San-Andreas-Verwerfung Beheimateten, könnte die ständig mitschwingende Angst vor dem nächsten Beben oder Ausbruch durchaus eine ständige, negative Auswirkung auf ihr persönliches Leben haben.

Zu den üblichen naturgegebenen, gemeinschaftlichen Arschkarten mit permanenter Wirkung zählen aber beispielsweise Regionen, in denen sich Menschen zwar angesiedelt haben, die aber aufgrund der klimatischen und/oder geologischen Bedingungen nicht nur oft als Arsch der Welt bezeichnet werden, sondern die Arschkarte im Dauerbezugsverhältnis für ihre Einwohner bereit halten. Weltregionen, in denen es besonders heiß oder bitterkalt ist, sind hier auf jeden Fall betroffen. Auch können politische und gesellschaftliche Umstände zum Arsch der Welt-Status beitragen, wenngleich diese niemals von permanenter Dauer sind, auch wenn es sich für Betroffene oft so anfühlt.

Oder gar tatsächlich für ein Leben lang anhält. Wer heutzutage beispielsweise als Mädchen in Afghanistan zur Welt kommt, der kann gleich ein ganzes Bündel an Arschkarten sein Eigen nennen. Egal ob verordnetes Tragen der Burka, schwieriger (falls überhaupt ermöglichter) Schulbesuch oder eine erzwungene Ehe; die Arschkarten der weiblichen Geschöpfe in diesem Land sind dermaßen vielfältig und bedrückend, dass einem manche Bürde der westlichen Zivilisation beinahe lächerlich erscheint.

Wir wollen und dürfen an dieser Stelle aber weder Mut noch Stimmung verlieren. Aber eine kleine Erinnerung daran, dass so manche Arschkarte, die wir bekommen haben, nicht annähernd so gravierend ist, wie sie sich manchmal für uns präsentiert, kann nicht schaden.

Die Frage, ob es sich beispielsweise bei der aktuellen Covid-19-Pandemie um eine Arschkarte für das einmalige Ereignis oder doch eine mit permanenter Wirkung handelt, ist eine sehr spannende und akademisch nicht einfach zu beantwortende.

Grundsätzlich fallen Naturereignisse in die Kategorie des einmaligen Ereignisses.

Die Pandemie entstand zwar ursächlich in einem Einzelereignis, einer singulären Arschkarte, nämlich mit der Infektion von Patient 0.15

Allerdings war dies eben nur der Beginn und im Gegensatz zu einem Blitzeinschlag, der genauso schnell wieder vorbei ist, wie er gekommen war, ist die Pandemie ein langer Prozess. Was genau uns am Ende erwarten wird (Das Licht am Ende des Tunnels?16) werden wir noch sehen.

. Lockdowns und alle damit verbundenen wirtschaftlichen und auch oftmals psychischen Probleme werden zweifellos längerfristig nachwirken. Ob etwaige Einschränkungen oder auch Veränderungen in der Lebensweise von dauerhafter Wirkung sein werden, wird die Zeit weisen. Danach werden wir auch aus wissenschaftlicher Sicht der Covid-19-Pandemie die korrekte Arschkarte zuordnen können.

Die erste Elementarversion der Arschkarte, nämlich jene, die uns von der Natur zugeteilt wird, haben wir hiermit abgeschlossen. Legen Sie das Buch an dieser Stelle keinesfalls weg, denn jetzt geht es um die Arschkarten, die uns zugewiesen werden.

11https://www.infomedizin.de/themenwelt/faltenbehandlung/behandlungen/vampir-lifting/ (abgerufen am 05. September 2021)

12https://www.aerzteblatt.de/archiv/34553/Sozialmedizin-Armut-bedroht-die-Gesundheit (abgerufen am 05. September 2021)

13https://link.springer.com/article/10.1007/s11825-018-0201-7 (abgerufen am 05. September 2021)

14https://www.tagesspiegel.de/wissen/gefahren-durch-aktive-vulkane-der-vesuv-ein-feuerberg-im-vorgarten/9382612.html (abgerufen am 05. September 2021)

15https://www.washingtonpost.com/world/asia_pacific/covid-pandemic-origin-wuhan-lab/2021/07/07/41fbbf9e-d560-11eb-b39f-05a2d776b1f4_story.html (abgerufen am 05. September 2021)

16https://orf.at/stories/3179146/ (abgerufen am 05. September 2021)

3 Die zugewiesene Arschkarte

Im Gegensatz zur naturgegebenen Arschkarte zeichnet sich die zugewiesene Arschkarte dadurch aus, dass sie nicht vom Schicksal, der Natur, oder welch übergeordneten Macht auch immer verteilt, sondern explizit von einem oder auch mehreren Menschen einem anderen Menschen oder auch Gruppen zugewiesen wird. Auch hier unterscheiden wir zwischen der individuell zugewiesenen Arschkarte und jener Arschkarte, die gleich einem ganzen Personenkreis zugewiesen wird.

Dazu muss man wissen, dass sich jene, die Arschkarten verteilen, an zwei unterschiedliche Adressatenkreise wenden können:

den individuellen Arschkartenempfänger;

den gemeinschaftlichen Arschkartenempfänger.

Beide Grundtypen der zugewiesenen Arschkarten haben die elementare Eigenschaft, dass sie sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld verteilt werden. Das Wesen der zugeteilten Arschkarte liegt darin, dass sie in einem wohlig duftenden Umschlag übergeben wird, den man gerne übernimmt.

Selbst wenn man manchmal als Empfänger bereits das Gefühl hat, dass irgendetwas vielleicht doch nicht stimmt, so lässt man sich doch (zu gerne) benebeln. Der Duft des Kompliments oder auch der Hoffnung, geschickt verpackt in einer Lüge, umschmeichelt uns und lässt die Widerstandskraft schwinden.

Nehmen wir zuerst die individuell zugewiesenen Arschkarte unter die Lupe, also jene Arschkarte, die auf individueller Basis an eine Einzelperson gegeben wird: Wie eine Arschkarte dem individuellen Empfänger im privaten Bereich zugewiesen wird, lässt sich am ehesten anhand von beispielhaften Sätzen illustrieren.

So schlimm wie du immer glaubst, ist das gar nicht! Versprochen!

Du wirst schon sehen, das wird bestimmt lustig!

Es freuen sich schon alle auf dich!

Sie riechen ihn förmlich, den Duft des Kompliments, der Zuversicht und der Hoffnung, nicht wahr? Aber dennoch sagt Ihnen ihr Näschen, dass da wohl etwas faul sein wird.

Manche dieser Arschkarten lösen sich dann tatsächlich in Luft auf und das Ereignis, an dem man freundlicherweise teilnimmt, weil man sich einlullen ließ, entpuppt sich als von „war doch nicht so schlimm wie befürchtet“ bis zu „bin erstaunt, dass es so gut war“.

Das macht auch gleichzeitig die Gefahr dieser Arschkarte aus. Aus der Erfahrung, dass manche verduften, lässt man sich eher auf ein neues Exemplar ein. Auch wenn man bereits ahnt, dass es sich bei der Anfrage um eine potentielle Arschkarte handelt, so ist man doch geneigt, sie anzunehmen. Manchmal auch „um des lieben Friedens willen“.

Gerade deshalb gestaltet sich die Ablehnung einer Arschkarte im privaten Umfeld als besonders schwierig.. Man will schließlich weder unfreundlich oder gar undankbar erscheinen. Denn die Motive jener, die uns Arschkarten zuteilen, müssen nicht unbedingt niedriger Natur sein. Sie können gerade im Privatbereich durchaus auch „gut gemeint“ sein. Allerdings wissen wir alle aus langjähriger Lebenserfahrung, dass „gut gemeint“ die hübsche Umschreibung für „schlecht gemacht“ ist.

Doch obwohl sich eine drohende Arschkarte durch ein schlichtes „Nein!“ oder mit einer Begründung wie „Heute geht es leider ganz schlecht“ abwehren lässt, ergreifen wir diese einfache Schutzmöglichkeit nur selten. Die Angst, dass etwa aus der schlechten Stimmung wegen Zurückweisung der Arschkarte wiederum selbst eine Arschkarte werden könnte, lässt uns nur zu häufig „ja“ anstatt „nein“ antworten. Daher gilt es, das kleinere gegen das größere Übel abzuwägen, wobei (das sei hier verraten) die Konsequenzen üblicherweise vernachlässigbar oder zumindest hinnehmbar sind.

Im beruflichen Umfeld der Arschkarte für den individuellen Empfänger zu entkommen ist grundsätzlich zwar möglich, aber eventuell mit Konsequenzen wie einer Karriereleiter ohne Sprossen, übergegangener Gehaltserhöhung oder Zuteilung von unliebsamen Aufgaben verbunden.

Hier seien ein paar beispielhafte Sätze angefügt, um diese Konstellation zu illustrieren: