Schrippenblues - Moses Wolff - E-Book

Schrippenblues E-Book

Moses Wolff

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Beschreibung

"Die kommt eh nach a paar Wochen wieder. Was will die denn mit am Berliner? Allein die ganzen Verrückten in der Großstadt hält die doch ned aus." Doch so einfach ist es leider nicht ... Als sein geliebtes Tinerl nach Berlin abhaut – noch dazu mit einem nikolausbärtigen Schlumpfmützenträger – sieht der Wildbach Toni keine andere Möglichkeit, als ihr hinterherzureisen, um sie schleunigst zurück in die Berge zu holen. So nimmt er den nächstbesten Zug und stürzt sich mitten hinein ins urbane Abenteuer. Aber ein echter Bergmensch hat es im Großstadtdschungel gar nicht so leicht ...

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Seitenzahl: 295

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Buch

In dem beschaulichen Bergdorf, in dem der Wildbach Toni zuhause ist, wäre eigentlich alles in bester Ordnung. Die Menschen leben im Einklang mit der Natur, das Klima ist angenehm, und zahlreiche Touristen sichern die Einnahmen. Doch dann macht das Koch Tinerl dem Toni einen Heiratsantrag. Er reagiert arg unbekümmert, woraufhin das Tinerl enttäuscht und gekränkt über Nacht nach Berlin durchbrennt. Toni hat keine Wahl: Er muss sie schleunigst zurück in die Berge holen, denn eigentlich ist sie doch seine große Liebe … So nimmt er den nächstbesten Zug und stürzt sich mitten hinein ins urbane Abenteuer. Aber wie soll er in dieser wahnsinnigen Stadt sein Tinerl finden?

Weitere Informationen zu Moses Wolff sowie zu lieferbaren Titeln des Autors finden Sie am Ende des Buches.

Moses Wolff

__________________

Schrippenblues

Roman

Der Wildbach Toni entstammt einer Idee von Moses Wolff und Richard Westermaier.Moses Wolff wird ausgestattet von Trachten Angermaier, München.

1. AuflageOriginalausgabe Oktober 2014Copyright © 2014 by Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbHIllustrationen im Innenteil © by Moses WolffUmschlaggestaltung: UNO Werbeagentur MünchenUmschlagmotiv: © Alexander Binder; from Park Inn Hotel/© Dieter Heinemann/Westend61/CorbisAG ∙ Herstellung: Str.Satz: Uhl + Massopust, AalenISBN 978-3-641-09308-2www.goldmann-verlag.de

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Für Micha

riaßeich! Herzlich willkommen auf dem Berg! Ich geh davon aus, dass es mittlerweile alle begriffen haben und inzwischen jeder schon mal auf einem Berg war. All denen, denen der Berg neu ist, soll gesagt sein: Es gibt Regeln, an die man sich halten sollte, damit einem nichts passieren kann. Allerdings gilt dieser Grundsatz überall, auch in einer Großstadt, wie ich kürzlich erfahren musste.

Wir wohnen in einer hinreißenden Berggegend, ziemlich weit oben. Neulich saß ich vor meiner Hütte und ließ mich vom Blick auf die davorliegende Wiese unterhalten, wo das Gras ungemäht, und, obgleich mit Wildblumen übersät, unverblümt im Winde weht. Einzelne weiße Steine haben in vollster Harmonie ihren Platz zwischen den Halmen. Meine Hütte ist eine kleine, freilich aber gemütliche Behausung, versehen mit nur wenigen Einrichtungsgegenständen, dafür allerdings einigen religiösen Kunstwerken, allen voran eine geschnitzte Statue des heiligen Joseph, den ich seit jeher aufrichtig verehre und bewundere. Ein gemütliches Holzbett findet sich ebenfalls in meiner Behausung, außerdem ein blankgehobelter Tisch, verfertigt aus Fichtenholz, zwei Stühle, eine Flasche Schnaps und ein Kartenspiel, fertig! Mehr braucht man nicht in einem Eigenheim für das wahre Glück der Seele, solang man den himmlischen Mächten darin Wohnung zu geben bereit ist.

Hinter meiner Hütte steigt die Bergwiese steil an bis zum Rand der Wälder, über denen sich Berge und Himmel eindrucksvoll zu erheben wissen. Die Berggipfel sind gern mit Schneehauben bedeckt, im Hochsommer jedoch selten. Sie strahlen zu jeder Jahreszeit eine große majestätische Erhabenheit aus, die viele Menschen zu Recht ehrfürchtig erstarren lässt; doch sobald man ihnen Vertrauen entgegenbringt, dann, ja dann, vermögen sie jenen, die ihr Herz nicht verschließen, allerlei Weisheit, Inspiration und Freude zu schenken.

An manchen Stellen sind die Berge etwas abgewetzt, das liegt größtenteils an leichtfertigen, schlecht informierten »Bergsteigern« aus Großstädten wie zum Beispiel Berlin, die aus Unachtsamkeit hinabgestürzt und dabei an der Felswand entlanggeschrammt sind. Doch wie man bei uns sagt: »Mit Schwund muss man rechnen!«

Berlin. In meiner Vorstellung wird man in einer solchen Stadt wahnsinnig bei all der Reizüberflutung und den vielen Menschen, von denen jeder täglich darum kämpfen muss, nicht unterzugehen und seine Individualität zu wahren. Dass ich dort einmal hingeraten würde, hätte ich mir niemals vorstellen können. Wozu auch? Nun ja, der Verlauf der Geschichte wird es erklären …

An diesem Tag also, als ich auf der kleinen Bank vor meiner Hütte saß und auf die Wiese vor mir blickte, kam plötzlich ein Maulwurf zu Besuch, und ich sah ihm eine gute halbe Stunde dabei zu, wie er bald hier, bald dort ein hübsches Erdhügelchen auf die Wiese zauberte. Es entspannt mich immer enorm, anderen bei der Arbeit zuzusehen. Maulwürfe sind sehr zahme Tiere mit uraltem Wissen. Leider sehen sie nicht gut, beziehungsweise eigentlich überhaupt nicht, weil sie ja immer unter der Erde hausen. Daher können sie sich manchmal auch nicht gescheit wehren, wenn böse Kreaturen ihnen Übles zufügen wollen. Bei uns aber werden Maulwürfe (wie übrigens alle Tiere) gut behandelt und geschätzt.

Dieses blinde Kerlchen jedenfalls kam aus einem frisch gebuddelten Hügel heraus und reckte sein spitzes Näslein in die Höhe. Die feinen Barthaare glänzten im Sonnenlicht. Er schien etwas erschnuppert zu haben und krabbelte daraufhin leicht umständlich nach oben ins Freie. Dort streckte er sich erstmal, wie sich Menschen nach einem langen Tiefschlaf strecken. Maulwürfe machen das nach erledigter Buddel-Arbeit. Doch auf einmal rauschte es von oben: Eine Eule kam herabgeschossen, was mich sehr verwunderte, da Eulen normalerweise nachtaktive Tiere sind und hier tagsüber eigentlich überhaupt nichts verloren haben! Allem Anschein nach wollte sie sich den armen Knirps angeln. Ich kannte leider den Namen des Maulwurfs nicht, also rief ich ihn kurzerhand »Kamerad«.

»He, Kamerad, pass auf, da chemmt a Eule!«

Er blickte in meine Richtung, das heißt, sein Gesicht wandte sich mir zu. Blicken konnte er nicht, er war ja blind. Blitzschnell entschied er sich für die Flucht nach vorne. Die Eule, deren Angriff ich zu vereiteln suchte und die sich noch im Sturzflug befand, wendete mir den Kopf zu und sah mich erzürnt an. Eulen hassen es, wenn jemand den geregelten Lauf der Natur zu stören versucht. Was mir zugegebenermaßen eigentlich genauso geht. Der Maulwurf versteckte sich hinter einem Stein, über den er zufällig gestolpert war und den er aufgrund seines guten Tastsinns sogleich als möglichen Schutz erkannt hatte. Weil sehen konnte er ihn ja nicht, dies sage ich nur deshalb nochmals, um alle späteren Missverständnisse, die möglicherweise für viel Ärger sorgen könnten, ein für allemal auszuschließen. Die Eule aber ließ nicht locker.

»Verschwind hier, du Schwein!«, sagte ich zu der Eule, die jetzt richtig erzürnt wurde, weil Eulen es erst recht hassen, wenn man sie als Schwein bezeichnet. Schweine sind in der Welt der Eulen zwar heilig, aber als ein solches beschimpft zu werden, ging ihr dann doch zu weit, und sie schnaubte mir entrüstet zu. Ich sprang von meiner Bank auf und fuchtelte abwehrend mit der rechten Hand nach dem Federvieh, um es zu verscheuchen. Die Eule überlegte kurz, ob sie weiterhin nach dem armen Maulwurf jagen sollte, dann wurde es ihr aber scheints zu bunt, und sie flog von dannen oder, wie zu vermuten steht, auch von hinnen.

Viele moderne Menschen fragen ja grundsätzlich »Was hab ich davon?«, bevor sie anderen helfen, jemandem einen Gefallen tun oder auch nur freundlich schauen. Dieses Verhalten ist absolut verwerflich und übel, denn wir sind alle Geschöpfe des HERRN und haben die Pflicht, Gutes zu tun, ehrlich zu sein und uns um unsere Mitgeschöpfe zu kümmern, besonders wenn diese in Notlagen geraten. Wer nur an sich selbst denkt, mit dem wird es gewiss kein gutes Ende nehmen. Wer dagegen nach Glück strebt und sich dabei bemüht, immer redlich und charakterstark zu sein, wird sich vom Leben irgendwann reich beschenkt sehen. Natürlich gibt es Erdenbürger, die in Diktaturen oder ähnliche schlimme Verhältnisse hineingeboren werden, oder andere, die erst im Lauf des Lebens in furchtbare Verhältnisse geraten. Bekommt man so etwas mit, sollte man hinschauen und alles Menschenmögliche unternehmen, um diese armen Kreaturen aus ihrer Misere zu befreien. Und nicht nach dem eigenen Vorteil fragen. Da könnt ich mich ja allein beim Gedanken an solch schmähliches Verhalten schon wieder aufregen! So ist es jedenfalls bei uns Menschen und auch in der Tierwelt: Manche Tiere geraten in furchtbare Verkettungen und können sich selbst nicht emanzipieren. Daher muss man als guter Mensch manchmal eingreifen. Das ist doch wirklich nicht so schwer zu verstehen, oder?

Menschen und Tiere sollen im Einklang miteinander leben. Gut, zugegeben, manchmal muss man den Tieren zeigen, wer »die Hosen anhat«. Sonst glauben sie, sie könnten sich aufführen wie eine Horde betrunkener Australier. Sowohl bei den Australiern als auch bei den Tieren muss man in der Lage sein, sie in ihre Schranken zu weisen. Dies funktioniert leider nicht immer ohne Gewaltanwendung. Einmal ist beispielsweise bei uns im Dorf ein Tourist aus Finnland von einem Rebhuhn angegriffen worden. Das Rebhuhn war völlig übergeschnappt, hat auf den armen Mann eingebissen und ihm wirklich Angst gemacht. Da bin ich hingegangen und hab dem Rebhuhn eine saftige Ohrfeige gegeben, weil sich so was einfach nicht gehört! Der Mann war wie benommen und stammelte in seiner Verwirrung lauter sonderbares Zeug. Da hab ich ihm auch eine Ohrfeige gegeben, damit sein Kreislauf wieder in Ordnung kam. Man muss manchmal auch aus dem Bauch heraus handeln.

Abgesehen davon sollte man aber allen Lebewesen angemessenen Respekt erweisen.

Bei uns heroben gibt es ja eine Menge überliefertes Wissen, zum Beispiel, dass der Verzehr von Kühen gesünder ist als der von Schweinen, weil Schweinefleisch unter anderem für Antriebsschwäche sorgt. Mit Schweinen kann man aber gut herumtoben und Schlammschlachten austragen, sie sind lustige Kumpels, deshalb haben wir bei uns gern welche. Außerdem kann man aus ihnen einen schönen schmackhaften Speck machen, der trotz der dadurch hervorgerufenen Müdigkeit ganz wunderbar schmeckt. Mit Kühen kann man gemütlich auf einer Wiese herumliegen und das Geschehen der Natur beobachten. Sie sind sehr geduldige Zeitgenossen und phantastische Zuhörer.

Es gibt hier heroben einen außergewöhnlichen Mann: den Steinbichler Georg. Er ist ein Klettergenie und Erfinder diverser Sicherheitssysteme für Gurte. Gerne zitiert er Weisheiten seines großen Vorbildes Anderl Heckmair, dem Erstdurchsteiger der Eiger-Nordwand, die da zum Beispiel lauten: »Alkohol in Maßen genossen, schadet auch in größeren Mengen nicht« oder »Ein junges Weib frisst auch nicht mehr als ein altes«. Gemeinsam mit Freunden geht er gern in die Steilwand. Auch ich gehöre manchmal zu dieser Seilschaft. Das werden immer herrliche Ausflüge. Ansonsten führt der Georg gegen ein »kleines Entgelt« (wie er seinen Klienten, stets schlitzohrig mit dem angemessenen Ernste in seiner Mimik, zu vermitteln weiß) Besucher herum und zeigt ihnen versteckte Gipfel. Er hört auf den Namen »Action Schorsch«.

Der Action Schorsch verbringt viel Freizeit auf Kuhweiden und kennt die meisten einheimischen Kühe persönlich recht gut und ist mit fast allen per du. Ab und zu liest er gemeinsam mit dem Herrn Doktor den jungen Kühen aus den Werken von Wolf Haas vor (und selten auch mal älteren Kühen was von der Josephine Mutzenbacher). Die Kühe lieben diese literarischen Stunden und lauschen dankbar und aufmerksam dem Vorgetragenen. Drei Kühe, die Moni, der Dammerl und das Fräulein Bixler, das darauf besteht, gesiezt zu werden, sind besonders literaturinteressiert, was man daran merkt, dass sie mit leicht gesenktem Haupt den Herrn Doktor und den Schorsch bei ihrem Vortrag fixieren und ab und zu nachdenklich in die Ferne blicken, wenn sie nach dem Gehörten noch etwas über eine These oder einen Gedanken sinnieren. Man kann mit Kühen auch Dialoge führen, dies erfordert aber viel Geduld. Ihre Antworten sind immer recht knapp, sie können nämlich genaugenommen rein anatomisch keine Vokale aussprechen, daher sagen sie auch nicht, wie viele Kinder glauben »Muh«, sondern sie brummen nur ein »Mmmm«. Müssts mal genau hinhören, dann werdet ihr mir recht geben. Das Koch Tinerl hört übrigens am »Mmmm« der jeweiligen Kuh, ob es grad passt mit dem Melken oder nicht.

Das Koch Tinerl ist im Prinzip die große Liebe meines Lebens: eine blonde, wunderschöne junge Frau mit sehr weicher Haut und schönen langen, zarten, stets braungebrannten Beinen. Sie ist für die Liebe wie geschaffen und öffnet, wenn ein stattliches Mannsbild einen Schneid hat und galant anfragt, gern auch mal das Türl zu ihrem Kammerl, was mich nicht stört, weil ich mir ihrer Liebe gewiss bin und nicht zur Eifersucht neige. Außerdem haben wir ausgemacht, dass wir uns mit diesen Dingen nicht gegenseitig behelligen. Wenn man es nicht weiß, stört es einen nicht, und gelegentliche Eskapaden beeinträchtigen unsere Liebe in keiner Weise. Die einzige Regel lautet: Man darf sich nicht ernsthaft in jemand anderen verlieben. Klar, wenn man sich mal für ein paar Stunden oder drei Tage etwas verknallt, ist das erlaubt. Nur weiter sollte es nicht gehen. Da sind wir uns einig.

Das Tinerl hilft im Gemeindeamt bei der Trudi aus und jobbt beizeiten aushilfsweise beim Schlemmerwirt. Ihre Eltern haben eine Käserei, da arbeitet sie aber nicht so oft, weil ihr Vater immer recht mit ihr schimpft, wenn sie den Kunden den Kopf verdreht. Weil sie so ein zartes Wesen ist, halten wir sie auch, so weit es geht, von unschönen Situationen fern, wenn wir zum Beispiel ungehobelten Touristen mit dem Dreschflegel Manieren beibringen oder wenn der Herr Doktor eine Kuh behandelt, die sich verletzt hat.

Wie man sieht, machen wir uns viele Gedanken um unsere Freunde, seien es Tiere oder Menschen. Und wir machen uns Gedanken, die über den Tod hinausgehen. So sollte es generell sein, bei Menschen, aber besonders auch bei Tieren, sie schenken einem ja zu Lebzeiten wunderbare Augenblicke und nach ihrem irdischen Sein noch feine Brotzeiten und Hauptspeisen.

Daher stehe ich einem Großteil der Jäger mit großer Skepsis gegenüber. Einige dieser Kameraden erschießen Tiere einfach nur zum Spaß, ohne ihnen die nötige Hochachtung zuteilwerden zu lassen. Es gibt aber zum Glück auch andere, anständige Jäger. Einige meiner Freunde sind Wilderer, die sagen: Wenn man ein Tier erschießt, muss man sich sehr respektvoll verhalten. Und dazu gehört auch, dass man das erlegte Wild selbst »versorgt«, sprich aufbricht. Aufbrechen heißt abziehen, zerteilen, ausbeinen und zerwirken. Außerdem legt man dem Tier einen Eichenzweig in den Mund, um sich nochmals vor ihm zu verneigen und ein kleines Symbol der Zuneigung zu setzen. Dieses Ritual ist sehr wichtig. Jäger, die auf Zweig und Aufbrechen verzichten, verhalten sich absolut unehrenhaft und haben keine Ehrfurcht vor dem Leben. Diese Leute haben ihrerseits keinerlei Freundlichkeit oder Wohlwollen verdient.

Was ist der Unterschied zwischen Wilderern, ehrenhaften und unehrenhaften Jägern? Das ist ganz einfach: Wilderer erlegen die Tiere, um selbst zu überleben oder um Hilfsbedürftigen eine Mahlzeit zu verschaffen. Manchmal verkaufen sie die erlegten Tiere auch an Gastwirte und verwenden das Geld dann für edle Zwecke. Haderlumpen, die dieses Geld für Unfug ausgeben, sind daher nicht in die Kategorie Wilderer einzustufen! Wilderer sind so etwas Ähnliches wie alpenländische Geistes- und Waffenbrüder Robin Hoods. Merke: Wilderer töten nur aus sozialen Motiven. Nie nur so zum Spaß, nie, wenn das Tier schwanger ist oder gerade Junge geboren hat. Das Tier wird dann samt Eichenzweig im Mund mitgenommen und seiner Bestimmung zugeführt. Ehrenhafte Jäger erkennt man daran, dass sie die Tiere selbst aufbrechen und ebenfalls nach der Tötung verzehren. Unehrenhafte Jäger erkennt man daran, dass sie sich Trophäen an die Wand hängen (meist ein Hirschgeweih ans andere), Muttertiere meucheln, aus reiner Mordlust töten und später am Stammtisch damit prahlen.

Es gibt freilich leider auch launische Tiere wie Bären, Wildschweine oder Wölfe, die rüpelhaft auf höflich gemeinte Annäherungsversuche des Menschen reagieren. Wird man unverhofft von einem solchen Tier angegriffen, sollte man sich zur Wehr setzen, sei es mit Waffen oder mit bloßen Händen.

Es gibt wenige Fälle, die auf Missverständnissen beruhen. Ich persönlich habe beispielsweise einmal als kleiner Bub versehentlich ein Reh erwürgt, das sich von hinten an mich herangepirscht hatte. Ich dachte, es wäre ein Angreifer, und habe in der Dunkelheit zugepackt. Es hätte ja auch ein Bösewicht sein können oder ein wilder Eber. Als ich dann ein Streichholz angezündet habe, um zu schauen, wer mich da anzufallen versucht hat, bin ich natürlich erschrocken, habe mich aber schnell wieder gefangen. Das noch warme Fleisch des Rehs hat übrigens ausgezeichnet geschmeckt und mir wieder neue Kraft gegeben.

Unterm Berg finden sich Schlupflöcher und Höhlen, die aber meist als Tierbehausungen dienen und daher von Menschen nicht betreten werden sollten. Zum einen kann es zu unschönen Zwischenfällen kommen, zum anderen macht man das einfach nicht, dass man bei wildfremden Leuten ungefragt in die Stuben rennt. Wie würden Sie denn reagieren, wenn plötzlich irgendwelche Füchse oder Wiesel bei Ihnen ins Wohnzimmer reinschneiten? Einmal bin ich mit einer hübschen brünetten Touristin in eine Höhle gegangen, um ein bisserl zu schmusen. Ich glaubte, die Höhle wäre unbewohnt. Leider war ich nicht auf dem neuesten Stand: Mittlerweile lebte nämlich ein Bär dort. Er war zum Glück vernünftig und hat uns wieder unverrichteter Dinge gehen lassen.

Ein Ehepaar aus Paris dagegen ging einmal in den unendlichen Höhlenweiten der Bergwelt verschollen und ist bis zum heutigen Tag nicht mehr aufgetaucht, was zumindest bei deren Verwandten, Freunden und Arbeitskollegen des Mannes große Bestürzung ausgelöst hat. Mich hat es nicht so ergriffen, ich hatte sie schließlich vorher gewarnt und ihnen empfohlen, eine offizielle Höhlenwanderung bei mir für einen Sonderpreis zu buchen. Selbst schuld, möcht ich meinen …

»Komm wieder zurück, die Luft ist rein«, teilte ich dem Maulwurf nun mit, nachdem die Eule davongeflogen war. Seine Ohren schienen vorzüglich zu funktionieren, denn er blickte wieder in meine Richtung, nickte dann dreimal schnell und tapste zurück. Aber o je! Er fand seinen Hügel nicht mehr. Man darf Maulwürfe nicht anfassen, das mögen sie überhaupt nicht, daher versuchte ich ihn mit Worten hinzulenken.

»Waaarm, waaaarm«, sagte ich, wie man es bei dem Kinderspiel Topfschlagen macht. Doch da kam er vom Kurs ab!

»Kälter, kälter!«

Nun ging er wieder in die richtige Richtung.

»Wärmer, wärmer, wääääärmer. Heiß!«

Er war angekommen, sah noch mal zu mir rüber, zog in einer Art Pantomime einen imaginären Hut und verschwand in seinem Hügelchen.

Da wurde mir wieder einmal klar: Tiere und Menschen teilen sich diese wunderschöne Erde. Beide haben ihren Raum, ihre Bedürfnisse, ihre Grenzen. Wir alle sind von GOTT geschaffen. Daher müssen wir Menschen die Tiere ehren und unterstützen. Und andersherum.

Vagabunden

nd schon sind wir mitten in unserer Geschichte. Ich war ein paar Tage nach dem Erlebnis mit dem Maulwurf und der Eule gerade von einem kleinen Tagesausflug mit einer Gruppe Touristen zurückgekehrt. Ich verdiene ja mein Geld überwiegend damit, überforderten Stadtmenschen zu zeigen, was Leben, Lieben und Laben bedeutet. Manchmal mach ich dazu »Seminare« (ein Begriff, den ich mir vor ein paar Jahren anzueignen wusste, weil er von meinen Kunden, größtenteils durch die herrschende Propaganda verblendet, gut angenommen wird und sich dadurch für mich als recht lukrativ erwies), manchmal kleine Exkursionen, oft Bergwanderungen, ab und zu auch kleine zwischenmenschliche Kurse wie Alpenkamasutra. Ich halte beizeiten Vorträge über Quellwasser, Schnaps und sonstige Ernährung und, auf besonderen Wunsch: über die Nicht-Gefahren des Tabak- und Alkohol-Genusses, über die Geschichte der Werkausgaben Immanuel Kants im Zeitraum der Jahre 1905–1970 und über bedenkliche und uns fassungslos zurücklassende Entwicklungen innerhalb des deutschen Alpenvereins.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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