Sebastian Kurz - Paul Ronzheimer - E-Book

Sebastian Kurz E-Book

Paul Ronzheimer

4,4

Beschreibung

Als Chef der ÖVP hat er mit seiner "Liste Sebastian Kurz" die Parlamentswahl in Österreich gewonnen. Jetzt ist der 31-Jährige österreichischer Bundeskanzler. Der jüngste Regierungschef Europas will eine neue Politik – für Österreich und Europa, "weg von faulen Kompromissen und politischem Tauschhandel, hin zu klaren und mutigen Entscheidungen". Wer ist dieser junge dynamische Politiker? Was bedeutet seine Politik für Deutschland und Europa? Paul Ronzheimer hat in zahlreichen Gesprächen mit Sebastian Kurz, seiner Familie und seinen Freunden und Weggefährten einen exklusiven Zugang erhalten und erzählt vom Leben, dem Aufstieg und den politischen Überzeugungen von Sebastian Kurz aus erster Hand.

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Paul Ronzheimer

 

 

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2018

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

 

Umschlaggestaltung: Chris Langohr Design

Umschlagmotiv: © Getty Images

 

E-Book-Konvertierung: Daniel Förster, Belgern

 

ISBN (E-Book) 978-3-451-81340-5

ISBN (Buch) 978-3-451-39977-0

Inhalt

Vorwort

Kapitel 1: Kindheit und Jugend

»Als hätten wir das Fluchtthema in den Genen«

Aus einfachen Verhältnissen

»Er war immer in Bewegung«

Schulzeit

»Selbst wenn es ganz finster ist, kann man noch eine Lösung finden«

Erste politische Schritte

»Ich habe einfach mit diesen extremen Haltungen nie was anfangen können«

Kapitel 2: Der politische Aufstieg

Radau bringt Erfolg

Frühe Kontakte nach Deutschland

»Ich will erreichbar bleiben für die Leute«

Ein Karrierist?

24-Stunden-Politik

Ein besonderes Angebot

Vernichtende Kritik

Kampf gegen das Schnösel-Image

Auf dem Weg zum Hoffnungsträger

Kapitel 3: Der Außenminister

Große Vorbilder

Der jüngste Außenminister der Welt

Erste Schritte im Außenamt

Ein echter Europäer?

Ein gutes Verhältnis zu Israel

Der enttäuschte väterliche Freund

Krisenzeit

Nur ein Kalter Krieg?

»Kleines Österreich ziemlich groß«

Kapitel 4: Die Flüchtlingskrise

Die Probleme der Welt kommen nach Europa

Eine selbst verschuldete Krise?

Ein Tweet und seine Folgen

In der Ecke der Hardliner

»Wir schaffen das!«?

»Einfaches Durchwinken ist keine Lösung«

Der Stimmungsumschwung

Die Schließung der Grenzen

Der Türkei-Deal

Kapitel 5: Auf dem Weg zum Kanzler

Der größte Tag: Die Angelobung des Kanzlers Kurz

Schwarz-blau – eine Wunschkombination?

Das wichtigste Thema im Wahlkampf: Flüchtlinge

»Wir wussten immer, dass Sebastian auf den richtigen Zeitpunkt warten musste«

Die Übernahme der ÖVP

Ein schmutziger Wahlkampf

Koalitionsverhandlungen mit der FPÖ

»Wir werden weiter versuchen, Brückenbauer zu sein« – die Zukunftspläne

Kapitel 6: Die Zukunft

Wer ist Sebastian Kurz?

Gelingt der politische Balanceakt?

Eine mögliche Agenda Sebastian Kurz

Über den Autor

Vorwort

Es war März 2016, als die Bilder von Flüchtlingen am Grenzzaun zwischen Griechenland und Mazedonien um die Welt gingen. Die Grenze war plötzlich zu, und Frauen, Kinder und Männer saßen im Schlamm fest.

Sebastian Kurz war derjenige, der für diese Bilder in ­Idomeni politisch mit verantwortlich war. Er kam aus Wien, ich aus Idomeni, als wir uns bei einem Abendessen in Berlin trafen. »Wie können Sie diese Menschen alleinlassen, wie konnten Sie die Balkan-Route schließen? Das ist eine Schande für Europa«, blaffte ich ihn an.

Kurz blieb im Gegensatz zu mir ruhig. Und erklärte stoisch, warum es aus seiner Sicht keine Alternative zur Schließung der Balkan-Route gab, warum er die Bilder des Zauns als Abschreckung für wichtig hält, und dass aus seiner Sicht nur so die Flüchtlingskrise bekämpft werden könne.

Ich berichtete ihm von den Menschen dort. Von ihrem Leid. Und von dem Leben in den Krisenregionen. »Auch ich habe Mitleid mit den einzelnen Menschen«, sagte Kurz zu mir, »aber was hätten wir denn machen sollen? Es kamen doch immer mehr!«

Wir waren uns an diesem Abend fast in jeder Frage uneinig, aber blieben intensiv in Kontakt und diskutierten in den folgenden Wochen und Monaten immer wieder über die Flüchtlingskrise.

Kurz war und ist interessiert an anderen Perspektiven. Und wenn mir etwas schon früh aufgefallen ist am Politiker Sebastian Kurz, dann war es das aufrichtig erscheinende Interesse an seinem Gegenüber. Er fragt häufig nach, will immer mehr wissen. Das ist durchaus untypisch für Politiker, die häufig vor allem sich selbst gern reden hören.

Ich kenne Sebastian Kurz seit 2014, als ich als Reporter für BILD fast das ganze Jahr über aus der Ukraine berichtet habe. Ich habe den damaligen Oppositionsführer Vitali Klitschko monatelang am Maidan begleitet. Und ich war auch dort, als Kurz auf den Platz im Zentrum von Kiew kam. Es war das erste Mal, dass Kurz in seinem Leben mit Krieg konfrontiert war, und die Monate dieser Krise haben ihn ganz sicher nachhaltig beeindruckt und verändert.

Aber warum eine Biografie über einen 31-Jährigen? 

Natürlich kann dieses Buch nur eine Bestandsaufnahme sein, für Sebastian Kurz werden vor allem die kommenden Jahre als Kanzler entscheidend sein, um sein politisches Leben bewerten zu können. Und dennoch hat er in den vergangenen sechs Jahren einen solch einzigartigen Weg hingelegt, dass er schon jetzt als Ausnahmepolitiker gilt.

Er ist mit seinem steilen Aufstieg, seiner demonstrativen Nahbarkeit und als Initiator einer Bewegung vielleicht auch typisch für eine neue Generation europäischer Politiker, die sich in den nächsten Jahren anschickt, die Macht zu übernehmen. Die Dinge ändern sich nicht nur, sie tun das auch immer rascher. Wer sich dem am besten anpassen kann, gewinnt. Sebastian Kurz steht dafür.

Er hat mir die Möglichkeit gegeben, intensiv Einblick zu erhalten. Ich habe ihn nach der Wahl im Oktober 2017 zu stundenlangen Gesprächen in seinem Wohnviertel in Wien-­Meidling getroffen, ich war mit ihm auf dem Bauernhof seiner Großmutter in Niederösterreich und in seinem Außenministerbüro.

Bei der Angelobung am 18. Dezember 2017, als Kurz zum Kanzler ernannt wurde, habe ich ihn begleitet. Und seine Eltern gaben mir das erste Interview, das sie jemals mit einem Journalisten geführt haben. Zu Kurz’ Strategie gehörte bisher immer eine fast komplette Abschottung seines Privatlebens, weshalb auch seine Eltern in den Medien kaum aufgetaucht sind.

Ich habe auch viele Politiker und Weggefährten kontaktiert, die Kurz kritisch gegenüberstehen. Auffällig war dabei, dass viele entweder gar nicht sprechen oder nur anonym zitiert werden wollten. »Wir wollen erst mal abwarten, wie die Regierung jetzt arbeitet, und nicht gleich als Kritiker auffallen«, hieß es zum Beispiel.

In diesem Buch geht es um den Weg von Sebastian Kurz zur Macht, wie er als 31-Jähriger Kanzler werden konnte, und was in seinem politischen Leben passiert ist.

Seine Unterstützer sehen in Kurz einen Politiker ganz neuer Art, der Österreich reformieren und verändern wird. Und als junger aufstrebender Kanzler dem Land in Europa ein neues Gewicht verleiht.

Seine Kritiker sehen in ihm einen Karrieristen, der für Wählerstimmen gegen Flüchtlinge Stimmung gemacht hat, und jetzt eine Koalition mit Rechtspopulisten eingegangen ist, nur um an die Macht zu kommen.

Eine zentrale Rolle in Kurz’ Karriere nimmt die Schließung der Balkan-Route ein, und deshalb ist dieses Buch auch keine rein klassische Biografie. Es geht auch um Menschen, denen Kurz zwar nicht begegnet ist, deren Leben er aber, gewollt oder ungewollt, mitbestimmt hat.

Als Reporter habe ich aus Ländern wie Syrien, Irak, Libyen, Ägypten, Ukraine, Afghanistan, Griechenland und der ­Türkei berichtet. Insbesondere während der Flüchtlingskrise habe ich mich bei der Berichterstattung auf die Schicksale der Menschen und ihre Geschichten konzentriert. Auch sie sollen zu Wort kommen, denn auch sie gehören zum Leben von Sebastian Kurz. Er hat insbesondere als Außenminister Entscheidungen mitgeprägt, die nicht nur Konsequenzen für Österreich hatten, sondern weit darüber hinaus.

Sebastian Kurz ist jetzt Kanzler. In diesem Buch erfahren Sie, wie es dazu kam.

 

Mein Dank geht an meine Freunde und Kollegen beim Axel Springer Verlag und der BILD-Zeitung, die mir seit Jahren alle Unterstützung und Freiheit geben, die sich ein Reporter nur wünschen kann, besonders an Julian, Kai und Nikolaus. ­Außerdem geht mein Dank an meine Eltern und meine ganze Familie.

Kapitel 1Kindheit und Jugend

»Als hätten wir das Fluchtthema in den Genen«

Sebastian Kurz ist sechs Jahre alt, als er in seinem Leben zum ersten Mal Kriegsflüchtlinge trifft.

Es ist das Jahr 1992, der Jugoslawien-Krieg wütet nur 500 Kilometer entfernt von Wien. Tausende Tote, ein Genozid mitten in Europa. Millionen Menschen werden vertrieben oder fliehen. Über 100 000 wollen nach Österreich.

Elisabeth Kurz und Josef Kurz, die Eltern des Mannes, der 25 Jahre später Österreich und Europa verändern wird, sehen die Bilder der verzweifelten Menschen im Fernsehen. Und treffen eine Entscheidung: Sie möchten helfen.

Josef Kurz ist heute 67 Jahre alt und arbeitet trotz Rentenalters immer noch als Ingenieur. Die Ähnlichkeit mit seinem Sohn ist verblüffend, weiche Gesichtszüge, das gleiche verschmitzte Lachen.

»Das war so eine gewisse Stimmung«, erinnert sich Josef Kurz an die Zeit während des Jugoslawien-Krieges. »Man hat gehört, dass unser Bundesheer auch dort stationiert werden sollte. Wir haben dann erfahren, dass es in Niederösterreich bereits Geflüchtete gab. Und da wir Platz hatten auf dem Bauernhof in Zogelsdorf, hat eine Familie dann bei uns auf dem Hof gewohnt.«

Zogelsdorf, so heißt der Ort, in dem Elisabeth Kurz aufgewachsen ist. 150 Einwohner, ein Kriegsgräberdenkmal, eine Kapelle. Der Bauernhof, den die Großeltern von Sebastian Kurz noch bewirtschaftet hatten, ist während des Jugoslawien-­Krieges nicht mehr in Betrieb.

»Wir haben dann mit ihnen Deutsch gelernt«, sagt Josef Kurz, »manchmal bin ich mit den zwei Flüchtlingsmädchen und Sebastian ins Hallenbad und musste aufpassen, dass die alle drei nicht ertrinken.«

Dass die Kinder aus dem Krieg geflüchtet sind, versteht der Mann, der als jüngster Kanzler Österreichs in die Geschichte eingehen wird, damals noch nicht. »Dadurch, dass bei uns häufig viele Kinder zu Besuch kamen, war das nichts Ungewöhnliches«, sagt Elisabeth Kurz. »Der Unterschied war eben nur, dass sie noch nicht Deutsch sprechen konnten. Aber Flucht oder Krieg, das haben wir versucht auszublenden mit den Kindern.«

Sebastian Kurz kann sich noch heute an die Mädchen erinnern, die damals auf dem Hof gelebt haben und mit denen er zusammen unterwegs war. »Es waren Mädchen, die damals in einer extrem schrecklichen Lage waren«, sagt er. »Und doch war es so, dass sie zumindest dann beim Spielen so gewirkt haben, dass sie halbwegs unbeschwert sein können. Ich weiß noch genau, dass ich mich gefragt habe, wo denn ihre Väter sind.«

Sebastian Kurz wird als Kind früh damit konfrontiert, was Krieg, Flucht und Vertreibung bedeuten. Auch weil es Teil der eigenen Familiengeschichte ist.

Die Großmutter kommt aus Novi Sad (heute Serbien) und flüchtete als 16-Jährige im Zweiten Weltkrieg nach Niederösterreich. Sie spricht nur Ungarisch, als sie während des Krieges die 598 Kilometer durch Ungarn und die Slowakei bis nach Niederösterreich läuft. Ein wochenlanger Marsch immer in der Angst, getötet zu werden. In Niederösterreich lernt sie später Kurz’ Großvater kennen.

»Die Mama hat mir immer wieder erzählt, was dort los war«, sagt Elisabeth Kurz, die noch heute mehrmals in der Woche ihre pflegebedürftige Mutter besucht. »Die Leichen haben in den Straßengräben gelegen, sie wurden die ganze Zeit bombardiert aus der Luft. Und diejenigen, die das überlebt haben und nicht geflohen sind, wurden einfach erschossen.«

Die Großmutter von Sebastian Kurz redet bis heute viel über das, was sie während des Zweiten Weltkriegs gesehen hat. »Sie hat immer wieder plötzlich diese Bilder vor Augen und träumt auch davon. Das ist so, als hätten wir dieses Fluchtthema in den Genen«, sagt Elisabeth Kurz. »Das ist etwas Furchtbares, auch für mich. Wie eine Erinnerung, obwohl ich es nicht erlebt habe. Das ist in mir und natürlich auch die Angst.«

Sebastian Kurz fällt als Kind auf, dass seine Oma Ungarisch sprechen kann. »Das war irgendwie interessant, und ich habe sie dann immer wieder nach ihrer Geschichte gefragt. Das ist natürlich sehr prägend für einen.« Die Erlebnisse seiner Großmutter und die Bilder von den Jugoslawien-Flüchtlingen werden Sebastian Kurz auch später noch beschäftigen, als er sich in der Flüchtlingskrise gegen den Kurs von Kanzlerin Angela Merkel stellt.

»Sie hat mir Disziplin und viel Liebe mitgegeben«, sagt Kurz vor der Wahl 2017 in der »Kronen Zeitung« über seine Großmutter. »Ich habe sie eigentlich immer nur arbeitend erlebt. Sie ist nie ruhig gesessen und hatte auch nie Urlaub (…) Das ist die Generation, die unser Land nach dem Krieg mit viel Fleiß aufgebaut hat, der wir unseren Wohlstand verdanken. Deshalb muss es einen Unterschied machen, ob man ein Leben lang etwas für das Land geleistet hat oder noch nie ins System einbezahlt hat. Unser Sozialsystem muss vor zu viel Zuwanderung geschützt werden.«

Migranten, Zuwanderung, Sozialsystem – es sind diese Schlagworte, die Kurz bei Kritikern zu »Strache light« machen werden. Eine Anspielung auf den Chef der rechtspopulistischen FPÖ, Heinz-Christian Strache, mit dem er nach der Wahl 2017 eine Koalition eingeht. Sebastian Kurz weist diese Vergleiche immer von sich. »Ich habe nie einen hetzenden oder träumerischen Ansatz bei der Integration gehabt, sondern immer einen pragmatischen«, sagt er. »Das hat sich in all den Jahren nie geändert.«

Kritiker sehen das anders und werfen ihm vor, seine Position im Laufe der Jahre immer der Stimmung im Land angepasst zu haben.

Aus einfachen Verhältnissen

Elisabeth und Josef Kurz wachsen 70 Kilometer voneinander entfernt auf, sie auf dem Bauernhof in Zogelsdorf, er in dem 200-Einwohner-Ort Wetzleinsdorf. Beide jeweils rund eine Stunde von Wien entfernt.

Ein Bruder von Josef Kurz wird in Wetzleinsdorf später Bürgermeister. Und Josef Zimmermann, ein Cousin von Sebastian Kurz, ist noch heute Bürgermeister in der Gemeinde Großrußbach. Zimmermann ist während der Flüchtlingskrise 2015 als Helfer für das Deutsche Rote Kreuz unterwegs. »Wir sind um vier Uhr früh an die Grenze nach Nickelsdorf gefahren, wir wollten helfen«, berichtet er während der Krise der Zeitung »Österreich«.

Es zeigt beispielhaft, wie zerrissen auch die Familie Kurz in der Flüchtlingsfrage ist. Auf der einen Seite steht ihr christlich-sozialer Glaube und ihre feste Überzeugung, dass man Menschen in Not helfen muss. Auf der anderen Seite steht die Überforderung durch eine immer größer werdende Anzahl von Flüchtlingen.

Elisabeth ist erst 16 Jahre, Josef 23, als sie sich in Wien das erste Mal treffen. »Wir haben uns beim Katharinentanz kennengelernt«, erzählt Josef Kurz, »das ist der letzte Tanz vor Weihnachten. Danach hat man damals bis Weihnachten nicht mehr getanzt.«

Elisabeth geht damals noch zur Schule, Josef arbeitet bereits als Ingenieur. »Mich haben sie schon während der Schule gefragt, ob ich zu Philips kommen möchte«, erzählt Josef Kurz. »Eigentlich bin ich nur in Reserve aufgenommen worden. Die haben mir dann etwas zum Lesen und zur Selbstbeschäftigung gegeben, mir ist das total komisch vorgekommen. Aber mein damaliger Chef wollte sich einfach absichern, damit er direkt jemanden hat. Sie haben damals oft Leute aufgenommen, obwohl es gar nicht notwendig war.«

Das junge Paar zieht schnell zusammen, in eine Wohnung am Wiener Stadtring, ihr Verdienst ist damals übersichtlich. Elisabeth Kurz hat die erste Wohnung noch heute genau vor Augen. »Das war schon eine sehr, sehr kleine Wohnung«, sagt sie. »Im Zimmer war ein Ölofen und wir sind dann immer mit einem Kanister Öl holen gegangen an einer Tankstelle. Alles hat danach gestunken. Und dann gab es nur eine Glastür zum Gang hinaus, da hat man immer gesehen, wer über den Flur geht. Das war ein bisschen gruselig.«

Die 70er-Jahre auf den Straßen von Wien sind wild. Protestbewegungen entstehen, es wird gegen Atomkraft auf die Straße gegangen und der SPÖ-Mann Bruno Kreisky wird Kanzler. Er hatte es zuvor als Außenminister in den 60er-Jahren geschafft, Wien zu einem wichtigen Zentrum der internationalen Diplomatie zu machen. Nun gelingt es ihm, eine Alleinregierung der SPÖ zu organisieren.

Die Angst, dass aus einem Kalten Krieg ein heißer Krieg wird, schwingt in diesen Jahren immer mit. Auch Elisabeth Kurz und Josef Kurz haben Angst davor, insbesondere Kurz’ Mutter in Zogelsdorf ist in Sorge, sie hat ihre eigene Geschichte immer vor Augen.

Und die politischen Konflikte der Welt erreichen auch ­Wien. Am 21. Dezember 1975 stürmen während einer Ministerkonferenz sechs Terroristen, darunter zwei Deutsche, das OPEC-Gebäude, töten drei Menschen und nehmen 62 Geiseln.

Während die Welt immer chaotischer zu werden scheint, versuchen Josef Kurz und Elisabeth Kurz ihr Leben ruhig zu leben. Sie beschäftigen sich wenig mit der österreichischen Politik, bei Wahlen geben sie der ÖVP ihre Stimme. »Bei uns auf dem Land wurde immer konservativ gewählt, das war einfach so«, sagt Josef Kurz.

Die Wahlkämpfe sind auch damals schon sehr umstritten. Die ÖVP versucht den Sozialdemokraten Kreisky als »Wegbereiter des Kommunismus« anzuprangern. Und der ÖVP-Bundeskanzler, gegen den Kreisky 1970 antritt, lässt sich auf Plakaten als »echten Österreicher« darstellen. Viele Sozialdemokraten verstehen das damals als antisemitische Anspielung auf Kreiskys jüdische Herkunft.

Elisabeth beginnt mit 19 Jahren ihr Lehramtsstudium. »Wir haben dann von einem Gehalt gelebt«, erzählt Josef Kurz, »es war nicht viel, was ich am Anfang verdient habe. In unserer Wohnung hatten wir keine Waschmaschine. Deshalb sind wir jedes Wochenende rausgefahren auf den Bauernhof und haben unsere Wäsche mitgenommen.«

»Er war immer in Bewegung«

Anfang der 80er-Jahre beendet Elisabeth Kurz ihr Studium, Josef Kurz steigt bei Philips weiter auf. Es sind gute Zeiten, in denen sie sich entscheiden, eine Familie zu gründen. Ende 1985 wird Elisabeth Kurz schwanger.

1986 putscht sich Jörg Haider an die Spitze der rechtspopulistischen FPÖ. Er stürzt den Vorsitzenden der FPÖ, Norbert Steger, mithilfe des deutschnationalen Flügels. Haider ist der Mann der Stunde. Und in Europa sorgt er schon damals für Angst vor einem Rechtsruck.

In Kärnten hatte er in den Jahren zuvor unter anderem gefordert, dass für Kinder der slowenischen Minderheit getrennte Schulklassen eingeführt werden sollten, weil sonst der Erfolg der deutschstämmigen Sprösslinge gefährdet sei.

Als Haider, 36, beim Parteitag zum Rednerpult läuft, begleiten ihn vereinzelte »Sieg Heil«-Rufe. Und die Frau des gestürzten Parteichefs Steger wird von Betrunkenen angepöbelt, ihr Mann gehöre »vergast oder erschossen«, berichtet der »Spiegel«.

Die Stimmung ist aufgeladen, auch, weil Österreich die zweitgrößte Wirtschaftskrise seit 1945 erlebt. Der größte Konzern des Landes, die schwer defizitäre Gesellschaft Voest-Alpine-­AG, will ein Viertel ihrer 38 000 Beschäftigten entlassen. Für das kleine Land Österreich ein schwerer Schlag.

Familie Kurz macht damals ein anderes Ereignis große Sorgen: der Reaktorunfall in Tschernobyl. »Wir haben das erst gar nicht richtig verstanden, weil die Meldung ja viel zu spät kam und erst gar nicht so dramatisch klang, wie sie wirklich war«, sagt Elisabeth Kurz. »Ich habe mir natürlich riesige Sorgen gemacht, weil ich im sechsten Monat schwanger war. Es gab schon viele Diskussion, über die Milch und alles Mögliche. Einige haben sogar Lebensmittel eingefroren.«

Tatsächlich ist Österreich durch den radioaktiven Niederschlag stärker betroffen als die meisten Nachbarländer. Und die Panik ist groß.

Die Wolke erreicht Österreich am 29. April 1986, drei ­Tage nach dem Super-GAU. Im Wiener Atominstitut wird um 13.30 Uhr eine erhöhte Strahlenbelastung gemessen. Der starke Regen sorgt dafür, dass vor allem Teile Oberösterreichs und Salzburg stark betroffen sind. Und verändert das Leben von Menschen, Tieren und Landschaft für immer.

In den Wäldern dürfen keine Pilze mehr gesammelt werden, in einigen Schulen geht es so weit, dass sich Kinder beim Sport im Freien nicht mehr auf den Rasen setzen dürfen. Sie müssen stehen.

1000 Kilometer Luftlinie von Wien entfernt befindet sich damals ein Mann im Epizentrum des Unglücks, der später in der Karriere von Sebastian Kurz noch eine Rolle spielen wird.

Vitali Klitschko ist gerade 14 Jahre, als sein Vater zu einem Einsatz gerufen wird. »Er sagte, dass er für einen Notfalleinsatz ein paar Tage weg müsse«, erinnert sich Klitschko. »Wir haben nicht gefragt, wohin. Nach zwei Tagen kontaktierte er uns dann panisch. Wir sollten zu Hause bleiben, die Wohnung nicht verlassen, weil das Atomkraftwerk in Tschernobyl explodiert ist.«

Plötzlich sieht Vitali Klitschko in Kiew keine Busse mehr. Sie sind alle in Tschernobyl, um Menschen zu evakuieren. ­Tickets für Flugzeuge oder Züge sind vergriffen.

Wladimir Rodionowitsch Klitschko ist währenddessen in der verseuchten Zone und koordiniert die Löscheinsätze der Armee. Die Männer, die löschen, dürfen immer nur für eine begrenzte Zeit arbeiten. Aber trotzdem werden viele von ihnen nach dem Einsatz sterben.

Vitali Klitschko hat Sebastian Kurz später von Tschernobyl erzählt und davon, wie sein Vater 2011 an den Spätfolgen mit nur 64 Jahren an Krebs starb.

»Ich bin selbst schon häufiger in der gesperrten Zone gewesen«, sagt Klitschko. Ein schreckliches Gefühl, wenn man die immer noch verlassenen Städte und Dörfer sieht. Viele Tausend Menschen haben ihr Leben durch die Katastrophe verloren.« 

Als Tschernobyl passiert, ahnt niemand, dass die Lebens­linien von Vitali Klitschko und Sebastian Kurz sich einmal berühren würden. 27 Jahre später, der Eiserne Vorhang ist längst gefallen, sind Klitschko und Kurz beide Berühmtheiten in ihrem Land. Sie lernen sich während einer erneuten Krise des europäischen Kontinents kennen. Es sind die Tage, als in der Ukraine ein Krieg ausbricht.

Sebastian Kurz kommt dreieinhalb Monate nach der Tschernobyl-Katastrophe auf die Welt. Die Familie wohnt in Meidling, damals noch mehr ein Arbeiterstadtteil als heute.

Seit 1946 hat der Stadtteil einen durchgehend sozialdemokratischen Bezirksvorsteher, es gibt von der Stadt finanzierten Wohnungsbau. Neben den klassischen Schuh- und Klamottengeschäften gibt es mittlerweile auffällig viele Handyshops und Imbissläden, viele betrieben von ehemaligen Flüchtlingen.

Aber daneben gibt es auch das gutbürgerliche Meidling. Kurz hielt seine erste Pressekonferenz als kommender ÖVP-Chef im »Springer-Schlössl«, wo die Parteiakademie untergebracht ist.

Familie Kurz wohnt in den ersten Jahren in einer Wohnung in einem klassischen 70er-Jahre-Bau.

»Als Baby war er am Anfang ganz brav, aber nur die ersten zehn Monate«, sagt Elisabeth Kurz, »dann ist es schwierig geworden, weil er immer so quicklebendig war, dass es kaum zum Aushalten war. Er war ein wahnsinnig herzliches Kind, total lieb und total süß. Aber eben total fordernd. Ich habe sehr oft mit ihm draußen etwas gemacht, weil er immer Bewegung brauchte«, sagt Elisabeth Kurz, »dann sind wir baden gegangen ins Freibad im Sommer. Und er ist dann ohne Schwimmflügel losgerannt und hat geschrien: Mama guck mal. Dann ist er einfach ins Wasser gehüpft und hat gelacht. Dabei konnte er ja gar nicht schwimmen. Ich musste immer aufpassen, er fand das total lustig.«

Vater Josef Kurz versucht als Ingenieur seinen Sohn für Technik zu begeistern, bringt Lego mit nach Hause. Aber der Sohn spielt anders mit den Steinen, als es der Vater erwartet hat. »Er war schon immer so, dass er viele beschäftigt hat«, sagt Josef Kurz. »Bei der Mama war es so, dass er nicht wollte, dass sie am Rand sitzt, sondern hinter ihm her rennt, weil ihm das Spaß gemacht hat. Beim Lego gab es dann ein Schiff oder eine Burg, die gebaut werden sollte. Er hatte dann Freunde dabei und da war er meistens schon der Chef und hat gesagt: Ich möchte das so und nicht so. Das ist dann alles sozusagen unter seiner Anleitung entstanden.«

Im Sommer ist die Familie manchmal wochenlang auf dem Bauernhof in Zogelsdorf. Das prägt Sebastian Kurz. Die zwei Österreichs, die er kennenlernt, die Stadt und das Land. Es ist Bodenständigkeit, Naturverbundenheit und auch Sicherheit, die er als Kind spürt. Das Selbstbewusstsein, das er hier entwickelt, hilft ihm später, den Menschen offen zu begegnen.

Zu Hause fühlt er sich auch in Zogelsdorf: »Ich bin dort sehr eng aufgewachsen mit meinen zwei Cousinen und meinem Cousin. Weil ich keine Geschwister hatte, war ich mit denen sehr verbunden«, sagt Sebastian Kurz. Die Cousinen witzeln noch heute, dass Geschwister neben Sebastian Kurz wohl kaum Platz gehabt hätten.

Auf dem Bauernhof entwickelt sich seine große Tierliebe, nicht nur für den Hund Tasso. »Wir haben irgendwann mal über 20 Hasen gehabt, weil die sich so schnell vermehrt haben. Einmal habe ich als Kind auch einen Zwergziegenbock von einem anderen Bauernhof geholt und dann hatten wir den einfach im Garten«, erzählt Kurz.

In seiner Kindheit versammelt sich auf dem Hof in Zogelsdorf häufig die gesamte Nachbarschaft. »Der ganze Hof war immer voll mit Kindern«, erzählt Elisabeth Kurz, »ich kann mich noch gut erinnern, dass wir alle an einem Tisch saßen und ich habe Palatschinken gemacht. Alle kannten den Speiseraum der Oma, wo es Süßigkeiten gab. Die Kinder sind da ein und ausgegangen. Zu uns nach Wien ist meine Mutter nur dann gekommen, wenn Sebastian krank war und ich nicht mehr weiter wusste. Ansonsten sind wir immer auf den Hof an den Wochenenden.«

»Heimat ist für mich ein Ort, wo ich mich geborgen ­fühle«, sagt Sebastian Kurz. »Das hängt jetzt gar nicht so sehr mit meiner Umgebung zusammen, sondern eher mit meiner Familie und Freunden. Und wenn es jetzt um Österreich insgesamt geht, dann sind es die Berge, das Mountainbiken und Klettern und Wandern. Und es ist die gesamte Vielfalt: von der großen Stadt Wien bis hin zum Land und den Bergregionen.«

Marlene ist die Cousine, mit der Sebastian Kurz in der Kindheit und Jugend besonders viele gemeinsame Tage auf dem Bauernhof verbracht hat. Sie wohnt noch heute in der Nähe von Zogelsdorf, arbeitet als Kindergärtnerin und hat jetzt selbst drei Kinder. »Für mich ist er wie ein Bruder«, sagt sie, »ich erinnere mich noch, als ich 21 war, er elf Jahre und wir gemeinsam in den Urlaub gefahren sind. Da hat man schon gesehen, dass er als junges Kind schon gern sehr viel Verantwortung übernommen hat. Meine Tochter konnte damals eine Woche lang nicht aufs WC gehen. Das hat er dann mitbekommen und ist einfach zur Rezeption gegangen und hat einen Arzt gerufen. Auf einmal klopft es an unserer Zimmertür und ein Arzt war da. Wir wussten davon ja nichts.«

Auch Marlene erinnert sich an Sebastian Kurz als ein besonders aufgewecktes Kind. »Er war immer in Bewegung. Er hat sein Rad genommen und ist im Hof Runden gefahren oder hat mit unserem Hund gespielt. Irgendwann wollte er dann immer Wasserschlachten veranstalten. Als der Vater dann gerade auf der Sonnenliege eingeschlafen war, haben wir Luftballons mit Wasser aufgefüllt und er war plötzlich komplett nass.«

Schulzeit

Nach der Volksschule wechselt Sebastian Kurz aufs Gymnasium, das nicht weit von seinem Zuhause entfernt ist. Das Straßenbild von Meidling hat sich zu diesem Zeitpunkt bereits stark gewandelt. Durch den Jugoslawien-Krieg sind viele Flüchtlinge gekommen, viele sind geblieben. Die meisten stammen aus Bosnien und Kroatien.

»Ich habe damals auf den Straßen gemerkt, dass es diese Spannungen zwischen Serben, Kosovaren und Bosniern dann auch teilweise hier gab«, sagt Sebastian Kurz. »Aber mir ist eigentlich erst viel später bewusst geworden, warum da teilweise eine grundlegende ablehnende Haltung da war und warum es so viele Vorurteile und Ablehnungen gab.«

Aber in den 90er-Jahren funktioniert die Integration. Schon 1991 sind 30 000 Asylbewerber im Land, und Österreich rüstet sich bereits damals für 60 000 weitere. Die Entscheidungen fallen im Innenministerium. Dort hauptverantwortlich für die Umsetzung: Helmut Kodydek.

»Der Krieg war damals nur ein paar Kilometer von uns entfernt«, sagt Kodydek dem »ORF« bei einem Rückblick 2015. Für ihn ein entscheidender Grund, warum auch die Integration besser und schneller funktioniert. »Auch die Darstellung der Kriege in den Medien war anders. Heute ist alles rechts angehaucht und es wird das Vorurteil geschürt, dass die Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak alle aus wirtschaftlichen Gründen nach Europa kommen.«

Es ist genau diese Debatte, der sich Sebastian Kurz in seinem späteren politischen Leben immer wieder stellen muss.

Auch in seinem Gymnasium gibt es damals viele, die aus dem ehemaligen Jugoslawien geflohen waren und jetzt in Kurz’ Klasse lernen wollen.

»Die Hälfte hatte schon damals einen Migrationshintergrund«, erinnert er sich, »Wir waren alle gute Freunde und sind gemeinsam ausgegangen, haben gemeinsam Fußball gespielt und gemeinsam die Schule geschwänzt. Bis heute habe ich mit vielen aus meiner Klasse guten Kontakt.«

Schon damals ist Sebastian Kurz der festen Überzeugung, dass es in Österreich jeder schaffen kann, wenn er will. Als Integrationsstaatssekretär wird er es später »Integration durch Leistung« nennen.

»Bei uns in der Schule hat es gut funktioniert, weil es ein Gymnasium war und weil alle schon Deutsch konnten, als sie da in der Schule gestartet sind«, sagt Kurz. »Aber in unserem Bezirk habe ich auch damals immer die Schattenseiten erlebt. Dass es Gegenden oder gewisse Straßen gab, wo Migranten waren, die keine Schulausbildung gemacht haben und die dann am Nachmittag im Park waren und andere belästigt haben. Da hatten dann damals Frauen bereits Sorgen, wenn sie allein da langgelaufen sind.«

Neben der Schulzeit macht Sebastian Kurz bereits als junger Schüler viel Sport. Neben dem Bergsteigen ist er begeisterter Tennisspieler. Und gleichzeitig geht Kurz schon früh gern in Bars und Diskotheken. »Meine Eltern haben mich sehr liberal erzogen und mir eigentlich keine großen Vorschriften gemacht«, erinnert sich Sebastian Kurz, »wenn ich so zurückblicke, dann wundert mich das eigentlich schon ein bisschen. Wenn ich bald selbst Kinder hätte, wüsste ich nicht, ob ich das so machen würde.«

Der Geografielehrer von Sebastian Kurz erinnert sich gern an seinen Schüler. Noch heute lehrt Edwin Fichtinger am selben Gymnasium.

»Unsere Schule hat jeden Krieg und jede Krise immer direkt miterlebt. Als der Schah von Persien gestürzt wurde, kamen Flüchtlinge zu uns. Als es Probleme auf den Philippinen gab, kamen Flüchtlinge zu uns. Und dann gab es viele Flüchtlinge, als der Jugoslawien-Krieg ausbrach. Das war in der Zeit, als Sebastian hier war.«

Auch in der Flüchtlingskrise 2015 kommen viele Schüler aus dem Irak, Syrien oder Afghanistan an die Schule, in der Kurz auf der Schulbank saß. »Heute ist es aber komplizierter geworden«, sagt Fichtinger, »denn wir werden mit vielen Sachen allein gelassen. Viele der Flüchtlinge können kein Deutsch und wir müssen es dann irgendwie schaffen, alle gemeinsam zu unterrichten. Das ist nicht einfach.«

Es sind Menschen wie Fichtinger, die Kurz später in seinem Wahlkampf ansprechen wird. Die Leute, die das Gefühl haben, dass sich etwas verändert hat, ohne dass der Staat noch die Kontrolle behält. Die Antworten von der Politik erwarten, aber keine bekommen. Die sich zweitrangig und allein gelassen fühlen.