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Auch im vorletzten Band der 9-teiligen Reihe Seelenlos ist wieder mächtig was los. Wobei in diesem Teil der Untertitel Gesetz ist. Die Emotionen kochen nämlich bei etlichen Protagonisten ziemlich hoch. Sei es nun vor lauter Glückseligkeit, brennender Eifersucht oder unbändiger Wut. Bei all den neuen Liebesbeziehungen, ob gewollt oder nicht, den damit verbundenen Beziehungskrisen, erotischen Aufeinandertreffen und jeder Menge Missverständnissen rückt der bevorstehende Krieg beinah schon in den Hintergrund. Schon allein, weil sich Paar-Konstellationen bilden, die selbst die hierbei Beteiligten nicht für möglich gehalten hätten. Erst recht, wenn Tod und Verderben eine Symbiose eingehen, die selbst einem Teufel die Eifersucht lehren. … Enthält: Unerwartete Wendungen; Sex von soft bis hin zur härteren Gangart; dickköpfige Prinzessinnen; vorschnelle Urteile; Seelengefährten der besonderen Art; eifersüchtige Teufel und Hoffnungsschimmer, wo es schon keine Hoffnung mehr gab. …
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Seitenzahl: 371
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Die Ereignisse haben sich dramatisch zugespitzt. Vampirdämon Jeemahl und die Engel, die ihn in den Club The Dragon Spell begleitet hatten, um Galimar aus den Fängen der Dämonen zu befreien, können nicht glauben, was Silvano seinem eigenen Bruder angetan hat. Zumal er seine Wahl getroffen hat und zu den Dämonen übergelaufen ist.
Und auch Schneeengel Shalarr, der kurz zuvor noch als Einmann-Armee vielen unschuldigen Seelen das Leben rettete, wurde durch Dämon Santanas zu Fall gebracht.
Das Chaos ist somit perfekt und der Sieg über das Lichtvolk für die Dämonen zum Greifen nah.
Derweil rüsten sich auf Altania alle Völker, sowohl des Lichts, als auch der Dunkelheit, für den zu erwartenden Kampf. Wobei all die anderen Ereignisse rund um diese große Entscheidungsschlacht eine nicht unerhebliche Rolle spielen. …
Warnung:
Diese Buchserie ist Großteils nichts für Zartbesaitete. Wer sich Themen wie Folter, sowie sexuelle und körperliche Gewalt nicht zumuten möchte, sollte daher von der Lektüre dieses Buches Abstand nehmen! Zudem könnten einige auch an den explizit beschriebenen Sexszenen, insbesondere im Homoerotischen Bereich, Anstoss nehmen!
SEELENLOS
Band 08
Emotionen
Leandra Low
Dark Fantasy
Leandra Low schreibt seit frühster Jugend. Sie selbst ist eine bekennende Leseratte und liebt es anderen aus ihren Werken vorzulesen. Dadurch entstand auch ihre Lesegruppe »Das Dämonische Lesestübchen«, die sich regelmäßig trifft.
Die freischaffende Künstlerin lebt mit ihrem Mann Christoph in Hannover, wo sie sich neben dem Schreiben mit Malerei, Illustration, darstellender Kunst und Musik beschäftigt..
Alle Rechte vorbehalten!
Alle in diesem Roman vorkommenden Personen, Schauplätze, Ereignisse und Handlungen sind von der Autorin frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen sind rein zufällig, oder so gewollt.
Kein Teil dieses Buches darf reproduziert, gescannt oder in gedruckter oder elektronischer Form ohne vorherige Erlaubnis der Autorin verbreitet werden. Ausnahme ist die Benutzung von Auszügen in einer Buchbesprechung.
Copyright 2021 Leandra Low / ZAUSEL–VERLAG
Website: https://leandralow.de
Cover und Illustrationen by Leandra Low.
2. Auflage; überarbeitet
ISBN: 978–3– 98551–287–4
Bisher erschienen:
Seelenlos - Band 01 - Die Engelssuche
ISBN: 978-3-96443-939-0 (Print 380 Seiten - Feb. 2019)
ISBN-Nr:ISBN: 978-3-95849-376-6 (E-Book - Feb. 2019)
SEELENLOS Band 02 – Zeitreisen
ISBN: 978–3–96443–957–4 (Print 352 Seiten - März 2019)
ISBN: 978–3–96544–157–6 (E-Book - Feb. 2019)
SEELENLOS Band 03 – Die Rückkehr
ISBN: 978–3–96443–894–2 (Print 350 Seiten - Juni 2019)
ISBN: 978–3–96661–126–8 (E-Book - April 2019)
SEELENLOS Band 04 – Dämonische Spiele
ISBN: 978–3–96858–067–8 (E-Book - April 2020)
SEELENLOS - Band 05 - Flucht ins Ungewisse
ISBN: 978–3–96799–045–4 (E-Book - Mai 2020)
SEELENLOS - Band 06 - Der verlorene Sohn
ISBN: 978–3–96987–139–3 (E-Book - Nov. 2020)
SEELENLOS - Band 07 - Brüder des Lichts
ISBN: 978–3–96953–793–0 (E-Book - 2 Feb. 2021)
(Die Printbücher enthalten zudem zahlreiche Illustrationen.)
Zu Beginn möchte ich allen Lesern danken, die dieses Buch auf legale Weise erworben haben. Sprich, es gekauft oder über einen seriösen Anbieter bekommen haben. Daher vielen Dank für eure Unterstützung!
Leider kommt es immer häufiger vor, dass Bücher von uns Kleinautoren der Piraterie zum Opfer fallen, was bedeutet, sie werden kopiert und zu Dumpingpreisen illegal angeboten, von denen der Autor nicht einen einzigen Cent sieht.
Sicher freut sich jede Leseratte, wenn sie ihren Hunger mit möglichst günstig ergatterten Lesestoff füttern kann, aber bitte vergesst dabei nicht diejenigen, die viele Stunden damit zugebracht haben, um sich Geschichten auszudenken und damit zu eurer Unterhaltung beizutragen. Ich denke, niemand arbeitet gern umsonst. …
Zwar fallen auch die Werke von Autoren der großen Verlage dieser Piraterie zum Opfer, aber diese sind zumeist durch ihren Verlag abgesichert, während wir Kleinautoren uns überhaupt nicht wehren können, sondern dem Ganzen einfach nur hilflos gegenüberstehen. Ich für meinen Teil habe jedenfalls nicht die Möglichkeit, jeden Monat pro Buch (!) rund 30 Euro locker zu machen, um Firmen zu beauftragen, die das Internet nach diesen Piratenseiten durchforsten, die ohnehin gleich nachdem sie aufgeflogen sind, unter anderem Namen weitermachen. Allein der Vertrieb, der Druck und alles andere sprengt zumeist schon mein Budget.
Daher bitte ich euch dringend, bleibt fair und erweist uns Autoren auf diese Weise euren Respekt für unsere Arbeit, indem ihr diese Piraterie nicht unterstützt.
Vielen Dank, eure Leandra Low.
Landkarte von Altania:
Für meine Freunde!
Freunde sind wie Laternen
Auf einem langen dunklen Weg.
Sie machen ihn nicht kürzer,
aber ein wenig heller.
Danke für eure Freundschaft!.
Engel &Dämonen:
Liste der Engel & ihre Bedeutung:
Der Seher
Geschichtenerzähler Demar Julosrow aus Kroatien (geb. im Januar1798 / 1820 bei Rettung zweier Kinder verbrannt) wird zum Engel SHYNTALL – Fantasie; Rufname: Demar
Der Formwandler
Farmerstochter Lane Barrington aus Colorado (geb. Februar 1883 / 1904 zu Tode gefoltert) wird zur Angelina LOGANO – Regenbogen; Rufname: Loo
Der Lichtengel
Millionärssohn Jamain Erikson aus Schweden (geb. März 1958 / erwürgt 1974 aus Habgier) wird zum Engel HALDOR – Licht; Rufname: Hal
Der Wetterengel
Der 17-jährige Senatorensohn Antonio Lepidos (geboren im Rom der Antike / im Circus durch die Löwen getötet) wird zum Engel RAVETH – Regen; Rufname: Rain
Der Heiler
Bauernsohn Cristoff Kilian aus Deutschland (geb. Mai 1660 / 1681 als Hexer verbrannt) wird zum Engel SERENADE – Mondlicht; Rufname: Moon
Der Liebesengel
Der 16-jährige Fischer Lamuell Koradis (geboren im Griechenland der Antike / bei Rettung einer Frau erstochen) wird zum Engel JALIMARA – Liebe; Rufname: Jali
Der Sonnenengel
Gutbetuchter Bürger Angelo Petrell aus Österreich (geb. Juli 1968 / 1995 durch Auftragsmord, der seiner Freundin galt, getötet) wird zum Engel SAJO – Sonne; Rufname: Jojo
Herr der Pflanzen & Sprecher der Tiere
Einzelgänger Ronald O´Cloude aus Irland (geb. August 1938 / 1961 in den Tod getrieben – erhängte sich) wird zum Engel RUBIO – blutroter Rubin; Rufname: Red
Der Anführer
Elfenkaiser Albian van DeBeladore (derzeit umgerechnet ungefähr 33 Menschenjahre alt) vertritt den Platz des 12. ten Kriegers.
Herr der Gezeiten
Piratensohn Marco Lecourse aus England (geb. Oktober 1689 / 1719 im Kampf gegen Dämon Jesebell getötet) wird zum Engel WAROLL – Gold, wertvoll; Rufname: Waro
Der vampirische Meister des Schwertes
Edelmann Renaldo D´Arbo aus Frankreich (geb. 20. November 1767 / 1789 von seiner eifersüchtigen Schwester erstochen) wird zum Engel MIRAGELL – Mitternacht; Rufname: Rage
Der Felsformer & Wandler
Der etwa 26-jährige Indianer White Eagle (Geburtstag unbekannt / starb im Kampf gegen Monsterbären) begegnet den Suchenden im Jahre 1993 in Kanada und wird zum Engel SHALARR – Schnee, Erstarrung; Rufname: Snow
Der Seelenlose & Dreizehnte Krieger
Elfenprinz Silvano van DeBeladore ist der Auserwählte JALAY – Seltenheit, Silber.
Liste Dämonen & ihre Bedeutung:
Der Feuerengel – Des Teufels Sohn: Lorendos
Gedanken aus Feuer und Vernichtung / benutzte Identität auf der Erde als Model oder Anwalt unter dem Decknamen Karim Puschang.
Die Kralle aus Stein: Karamirr
dunkelhäutige Todeskralle / benutzte Identität auf der Erde als Türsteher Dschaad Shacour für den angesagten Hamburger Club The Dragon Spell.
Der Adler - Die Schwinge des Todes: Varungar
Vogeldämon und Formwandler / benutzt auf der Erde den Decknamen Nicolai Lombardi und arbeitet vor seiner Rückkehr zu den Dämonen als Kunstdozent.
Die Katze - Der Willenbrecher: Rhamsis
Die ägyptische Teufelskatze und ältester der Dämonen / benutzt auf der Erde den Decknamen Prof. Donevan Somerville und arbeitete vor seiner Rückkehr zu den Dämonen als Forscher der Archäologie oder als Anwalt. Wurde bereits von Engel Raveth als Gegner erkannt.
Das Gift: Shandaar
Krankheitsüberträger durch Atem / lebt auf der Erde weiterhin unter seinem ehemaligen Menschennamen Francesco Ylang. Führt die Geschäfte der Dämonen, unter anderem als Geschäftsführer des The Dragon Spell.
Das Wasserwesen: Maiden
stolzer Wasserelf und Kampftalent / benutzt auf der Erde den Decknamen Joshua Draven und arbeitet dort als Surflehrer und Tänzer.
Der Sadist - Das uralte Böse: Santanas
zweitältester der Dämonen / benutzt auf der Erde den Decknamen Orlando Dela Lothring und frönt seiner Neigung als Snuff-Film-Regisseur. Wurde von Engel Shyntall bereits als Gegner erkannt.
Der Gestaltenwandler - Der Teufel: Luziveron
Anführer der Dämonen und begabter Gestaltenwandler / benutzt auf der Erde überwiegend den Decknamen Damian Daniel Natas und betreibt zwielichtige Geschäfte.
Der Meister des Fleisches: Alessio
Die Unschuld und Verführung des Todes – Der Hermaphrodit benutzt auf der Erde den Decknamen Sergio Fernandez und arbeitet als Sänger und Tänzer. Er und der Engel Jalimara hatten sich bereits gegenseitig als Gegner erkannt.
Die Spinne des Todes: Jesebell
Waffenspezialist und Heiler / benutzt auf der Erde den Decknamen Michelle Aramire und ist als Leibwächter tätig. Vorzugsweise Luziverons Mann fürs Grobe.
Der Vampir - Der Engel des Todes: Jeemahl
Der einsame Wolf und Bluttrinker / einst ein französischer Edelmann namens Julien DeLacour, bevor er zum Vampir wurde; arbeitete vor seinem Beitritt in Luziverons Truppe auf Errah als Edelcallboy. Wurde zum Showhighlight seines Clubs The Dragon Spell. Kennt nun jedoch seine wahre Identität und hat sich daher gegen seine Kumpanen gestellt, um Galimar zu schützen.
Der Werwolf: Xanthos
benutzt auf der Erde den Decknamen Romeo Savage, tritt als Rocksänger auf und heizt mit seinem Motorrad durch die Gegend.
Prolog!
Altania in der Vergangenheit!
»Hey, was ist mit dir los?« Miragell beugte sich zu dem Kind herunter. Welches den Kopf auf die verschränkten Arme abgelegt hatte, mit denen es die angewinkelten Beine umschlungen hielt, während die Schultern verdächtig zuckten.
Die kohlpechrabenschwarze Mähne ringelte sich dabei weit hinab auf dem schmalen Rückengrad, wo sie sich vom blendenden Weiß eines seidigen Oberteils scharf abhob.
Miragell empfand Mitleid mit dem Kleinen, der sich offensichtlich fernab vom heimatlichen Schloss seinem Kummer ergab, den er ansonsten niemals vor anderen zeigte.
Silvano schrak auf, als er die dunkle Stimme des Engelskriegers im Nacken vernahm. Seine silberblauen Augen sahen angstvoll zu Miragell auf, als er den Kopf hob und diesen ansah.
Nur kurz währte dieser Moment, schon verirrte sich das gewohnte Misstrauen in den Blick des Kindes und überheblich verzog es den hübschen Mund, bevor es trotzig antwortete: »Was soll schon los sein? Ich habe nur nachgedacht, mehr nicht!«
»Okay!« Miragell nickte bedächtig mit dem Kopf und ließ sich neben dem Jungen im Gras nieder. Wobei er den Blick geradeaus richtete, ohne den Prinzen weiter anzusehen.
Silvano indessen betrachtete den dunklen Engel seitlich, bevor er tief Luft holte: »Ich habe nicht um Eure Gesellschaft gebeten, Rage. Ihr dürft Euch also wieder entfernen!«
Miragell blickte ihn gelassen an, während er versonnen an einem Grashalm kaute: »Oh, ich wusste nicht, dass ich deine Erlaubnis benötige, um mich hier nieder zu lassen!«
Silvano sog noch einmal scharf die Luft ein: »Erstens habe ich Euch weder das erlaubt, noch erlaubte ich Euch, mich derart vertraulich anzusprechen. Zum anderen ist das Reich wahrlich groß genug und es dürfte daher für Euch keinerlei Probleme darstellen, Euch ein anderes stilles Plätzchen zu suchen, an dem ihr grasen könnt!«
Als Antwort erntete Silvano ein Lachen, welches seinen Gesichtsausdruck vom Überheblichen in tiefste Finsternis gleiten ließ.
»Was bitte erheitert Euch dermaßen?«, knurrte er leise.
Miragell gluckste: »Verzeih Kleiner… äh, ich meine natürlich Eure Hoheit! Ich finde es nun mal befremdlich, ein Kind Eures Alters derart blasiert daherreden zu hören!«
»Nun, das liegt vielleicht daran, weil Ihr einst ein dummes, einfältiges Menschenwesen ward und daher nicht begreifen könnt, dass es hier bei uns andere Maßstäbe und Richtlinien gibt. Und Kinder meines Alters, wie Ihr es auszudrücken beliebt, nun einmal nicht mit Eurer primitiven Gattung zu vergleichen sind«, antwortete Silvano mit all der Verachtung und Herablassung in der Stimme, derer er fähig war.
Miragell sah ihn einen Moment lang mit seinen dunklen Augen ernst an. Jeglicher Spott war hierbei aus seinem Blick verschwunden und Silvano kam nicht umhin, sich unwohl unter diesem Blick zu fühlen.
Trotzdem blieb er standhaft und sah nicht weg. Um so verwunderter war er, als ein sanftes Lächeln auf den Lippen des gut aussehenden Engelskriegers erschien.
»Vielleicht ist das aber auch der Grund, warum Kinder meiner primitiven Rasse zumeist glücklicher sind als Ihr, mein kleiner, trauriger Prinz. Eben weil sie noch nicht dieses Wissen und diese Ernsthaftigkeit haben, die sich auf Eure schmalen Schultern zu drücken scheinen!«
Nach diesen Worten erhob Miragell sich und noch ehe Silvano zurückzucken konnte, wuschelte die Hand des Engels durch Silvanos dunkles Haar.
»Wenn Ihr jemanden braucht, dem Ihr Euer Herz ausschütten möchtet … Ihr wisst, wo Ihr mich findet, mein Prinz!«
Dann ging Miragell und ließ einen zutiefst verwirrten Prinzen zurück, dessen Herz vor Aufregung und aufkeimender Zuneigung zu diesem Engelkrieger einige Takte schneller schlug. …
***
Emotionen
»Das Schlimmste am Tod ist
nicht die Tatsache,
dass er uns
einen geliebten Menschen nimmt,
sondern vielmehr, dass er uns mit unseren
Erinnerungen allein lässt!«
(Verfasser unbekannt)
Vorboten des Sturms!
Errah in der Gegenwart – September 2009
Als Jeemahl entsetzt mit ansehen musste, wie sein Geliebter tot zusammenbrach, drehte er förmlich durch. Genauso gut hätte Silvano ihm selbst das Herz herausreißen können. Ihm wurde schmerzlich bewusst, dass es bereits zu lange her war, dass er und Galimar ihr Blut tauschten, zumal Galimar zu dem Zeitpunkt noch in einem Frauenkörper steckte. Jetzt war es zu spät. Jetzt konnte er ihn nicht mehr retten. Sein Blut hatte den Organismus des Jungen längst verlassen und damit war die Liebe seines Lebens für ihn verloren.
Die drei Engel waren noch viel zu geschockt, um zu reagieren, während Jeemahl sich mit einem unmenschlichen Schrei auf den Prinzen stürzte.
Sofort traten die Dämonen in Aktion und rissen ihren ehemaligen Gefährten von Silvano fort, welcher noch immer Galimars leblosen Körper umklammert hielt.
Er wartete darauf, dass die Seele seines Halbbruders auf ihn übergehen würde, um diese ganze verdammte Farce ein für alle Mal zu beenden und die Entscheidung hervorzubringen.
Die Seite der Dunkelheit würde siegen und er, der vormals so belächelte als verwöhnt und launisch bezeichnete Seelenlose, wäre derjenige, der dafür gesorgt hätte.
Silvano konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, während sein Blick beinahe mitleidig auf den tobenden Jeemahl fiel. Der kämpfte gegen die festen Griffe von Karamirr und Rhamsis an, die sichtlich Mühen hatten, ihn zu bändigen.
Währenddessen griffen Luziveron, Alessio, Jesebell und Shandaar die drei Engel an. Die hatten sich endlich von ihrem Schockzustand erholt und machten nun ihrerseits ihrer verzweifelten Wut Luft, indem sie auf ihre dämonischen Gegner eindroschen.
Demar stellte sich schützend zwischen Miragell und Jesebell und steckte daher einige fiese Verletzungen ein. Denn der dämonische Waffenmeister versuchte alles, um an seinen Seelengegner heranzukommen, und dabei wollte er sich von dem hochgewachsenen Engel nicht in die Quere kommen lassen.
Doch auch Miragells unbändiger Hass trieb diesen an.
»Geh mir aus dem Weg Demar!«, fauchte er daher den Seher an, und als dies nichts half, schob er ihn einfach zur Seite und drosch dann selbst wie ein Berserker auf den Spinnendämon ein.
Die grenzenlose Wut über den Mord an seinen Schützling trieb ihn an und schaffte es, dass er kurzfristig dem Gegner überlegen war.
Dann jedoch verwandelte Jesebell sich und bewies damit, warum man ihn »Die Spinne des Todes« nannte. Acht schwertschwingenden Armen anstelle von zweien, galt es nun entgegenzutreten und auch so ein kampferprobter Fechter wie Miragell hatte damit seine liebe Not.
Waroll und Demar, der sich augenblicklich anders orientierte, nachdem Miragell ihn zur Seite schubste, waren etwas besser dran. Sowohl Alessio als auch Shandaar waren nicht unbedingt die besten Kämpfer, da ihre Waffen nicht mit denen aus Stahl gleichzusetzen waren.
Einzig Luziveron, der sich eines von Jesebells Schwertern schnappte, war ein würdiger Kontrahent. Doch er schien abgelenkt, denn seine Blicke schweiften immer wieder in Silvanos Richtung.
Dieser indessen schien verwundert. Noch immer war die Seele des Jungen nicht auf ihn übergegangen, geschweige denn hatte dessen Körper verlassen. Skeptisch blickte der schöne Elf in das bleiche Gesicht seines toten Bruders. Hatte er es etwa nicht bemerkt und die Seele war längst in seinem Körper? Oder dauerte es in diesem besonderen Fall einfach nur länger?
Noch während er grübelte, riss sich Jeemahl los und stürzte sich erneut auf ihn.
Silvano musste nun doch zugeben, dass der Vampirdämon ihm irgendwie Angst machte.
Jeemahls dunkle Augen leuchteten blutrot und er hatte wie ein gefährliches Raubtier die Oberlippe zurückgezogen. So, dass der Prinz deutlich die nadelspitzen Hauer vor sich sah, die ihn unweigerlich an einen wütenden Panther erinnerten.
»Ich bring dich um, du widerliches Stück Elfenscheiße!«, fauchte Jeemahl, während Silvano all seine Kraft brauchte, um ihn abzuwehren.
Galimars Leiche war ihm derweil aus den Armen geglitten und zu Boden gestürzt, wo sie aus dem Sichtfeld der Kämpfenden rollte und auf der Seite liegen blieb.
»Versuchs doch, Schwanzlutscher«, presste Silvano hervor und sein silberleuchtender Blick bohrte sich in die blutrünstigen Augen seines Angreifers.
Karamirr indessen stürzte sich auf Jeemahls ungeschützten Rücken und verpasste ihm dort mit seiner Kralle eine tiefe Fleischwunde. Die ließ Jeemahl nur kurz zusammenzucken, brachte ihn jedoch nicht von seinem Vorhaben ab, Silvano zu töten.
Jeemahl war sein eigenes Leben inzwischen ohnehin egal. Jetzt, wo sein geliebter Gefährte und Bruder tot war. Daher überließ er, ohne an seine eigene Sicherheit zu denken, seinen Körper den Attacken der beiden Dämonen, denn auch Rhamsis setzte ihm nun zu.
Jeemahl wollte nur noch Silvano, den Mörder Galimars, mit in den Tod nehmen.
Dieser jedoch hatte nicht vor, sich einfach so beseitigen zu lassen. Er konnte sich ohnehin nicht erklären, warum der Vampirdämon so eine beängstigende Wirkung auf ihn hatte. Zumal er sich irgendwie auch zu ihm hingezogen, ja fast mit ihm verbunden fühlte. Trotzdem wollte er ihn lieber töten, und als er spürte, dass Jeemahls innere Verletzungen nur unzureichend verheilt waren, nutzte er seine Chance.
»Tut mir leid Langzahn, aber mein Leben ist zur Zeit wichtiger als deines!«
Mit diesen Worten griff Silvano an Jeemahls Unterleib und ließ seine Macht strömen. Eine Macht, die diesmal nicht verzaubernd, sondern zerstörend war.
Jeemahl keuchte auf, als seine inneren Wunden, die noch vom gestrigen Kampf mit Jesebell herrührten, erneut aufbrachen und Blut den Bauchraum füllte. Er merkte, wie ihm bereits die Sinne schwanden, denn auch Karamirr und Rhamsis hatten mit ihren Attacken gegen ihn nicht aufgehört. Doch trotz des Schmerzes riss Jeemahl sich ein letztes Mal zusammen und versenkte die Reißzähne mit einem Ruck im Hals des Prinzen.
Silvano verstärkte seinen Griff, konnte sich jedoch ebenfalls nicht aus dem Klammergriff des Vampirs befreien. Sein silberblaues Blut indessen verlieh auch Jeemahl eine Welle von neuer Kraft und Stärke, die ihn weitermachen ließ.
Demar derweil nutzte seine Chance als Miragell und Waroll die Dämonen, welche außer Jesebell und Luziveron unbewaffnet waren, in Schacht hielten. Der seherische Engel aktivierte daher den Dimensionenschlüssel und gab Altanias Koordinaten ein. Dabei suchte sein Blick Galimars toten Körper, denn ohne den würden er und die anderen diesen verfluchten Ort nicht verlassen. Albian würde nicht wollen, dass sein geliebter Sohn zurückblieb. Und auch Demar selbst sträubte sich gegen diesen Gedanken.
Auch wenn sonst alles verloren schien, so würde man Galimar wenigstens in Ehren begraben können. Außerdem erschien es dem Engel, als sei der Seelenwechsel noch nicht vollzogen worden und das gab ihm eine geringe Hoffnung. Vielleicht war es sogar noch möglich, den Jungen auf irgendeine Weise zu retten.
Zumindest könnte man seine Seele, sofern sie zu retten war, zu einem späteren Zeitpunkt zur Wiedergeburt auf die Erde zurückbringen, so wie damals bei Reds Frau Caroline.
Endlich entdeckte Demar den Leichnam Galimars und gleichzeitig bemerkte er den aussichtslosen Kampf, den Jeemahl in seiner Verzweiflung gegen Silvano und die Dämonen führte.
Demars Herz verkrampfte sich beim Anblick des blutüberströmten Vampirs, der seine letzten Kräfte mobilisierte, um gegen seine Gegner anzukommen.
Demars Entscheidung war gefallen. Wenigstens einen von Albians Söhnen würde der große Engel lebend nach Altania mitnehmen.
Auch wenn Jeemahl, Demars Vermutung nach lieber sterben wollte, als ohne Galimar weiterzuleben, so würde er ihn dennoch dazu bringen, mit ihnen mitzukommen. Wenn es sein musste mit Gewalt!
Entschlossen trat er auf die vier Kämpfenden zu und trieb zuerst den gewaltigen schwarzen Muskelprotz mit dem Schwert zur Seite.
Widerwillig ließ Karamirr von Jeemahl ab und Rhamsis sah sich daher gezwungen, seine Raubkatzengestalt anzunehmen, um den Engel mit einem wütenden Fauchen und ausgefahrenen Krallen anzugreifen.
Währenddessen hatte Silvano es geschafft, den schwer verletzten Jeemahl von sich zu stoßen.
Aus dessen unzähligen Wunden strömte sein purpurfarbenes Blut und er bemerkte resigniert, wie seine Kräfte ihn verließen. Jeemahl schloss ergeben die Augen und wartete auf den vernichtenden Schlag, zu dem Silvano nun ansetzte, nachdem er sich aufgerappelt hatte.
Der Prinz murmelte eine Beschwörungsformel, mit deren Hilfe er Jeemahl den Rest geben wollte. Blaues Licht entströmte dabei seinen Fingerspitzen und umfloss den verkrümmt daliegenden Körper seines Gegners, der sich in krampfartigen Schmerzen wand.
Silvano konzentrierte sich noch mehr, hielt jedoch augenblicklich inne, als etwas Kaltes seine Kehle berührte.
»Hör lieber damit auf Arschloch, sonst machst du gleich deinen letzten Atemzug!«, hauchte ihm eine sanfte Stimme ins Ohr und Silvano überlief es eiskalt, als er den Besitzer der Stimme erkannte. …
***
Altania: Palast der Schneeelfen
Jasalia schreckte aus ihrem Schlaf hoch und spürte deutlich die Nässe auf ihrem Gesicht und dem Kopfkissen unter sich. Tränen liefen ihr unaufhörlich aus den Augen und der Kummer in ihrer Brust schien ihr die Luft zum Atmen abzuschnüren. Sie hatte gesehen, wie er starb, dessen war sie sich sicher. Hatte geträumt von seinem Tod. Dem Tod durch den Speer, den dieser engelsgesichtige Dämon tief in seine Brust getrieben hatte.
»Oh Shalarr!«, hauchte sie, als das Erkennen von Shalarrs Seelennamen sie durchdrang und diese Erkenntnis schnitt ihr ins Herz. Nur den Engeln selbst sowie Albian und seinen engsten Vertrauten waren die Seelennamen der Engelskrieger bekannt … und denen, die sie liebten!
Ihre Gefühle hatten sie also nicht getäuscht. Sie liebte Shalarr. Liebte ihn mit der ganzen Tiefe ihres Herzens … und ihrer Seele. Nicht einmal Noroline hatte Jasalia so sehr geliebt wie diesen weißen Engel. Den sie kaum kannte und der sie dennoch so glücklich machte, als er zwei einfache Krücken aus Holz schnitze. Ihr diese schenkte und mit dieser winzigen Geste dafür sorgte, dass all ihre damaligen trüben Gedanken und schmerzhaften Empfindungen mit einem Schlag vergessen waren und zu einem Hauch von Nichtigkeit zusammenschrumpften. Und nun … nun war er tot!
Sie rappelte sich auf. Sie musste es Albian sagen. Sofort!
Vielleicht war ihr Traum ja nur eine Warnung gewesen. Eine Art Prophezeiung, die noch nicht eingetroffen sein musste. Vielleicht sogar niemals eintraf.
Sie lauschte in die Dunkelheit des Raumes. Hörte die regelmäßigen Atemzüge der anderen. Doch auch das leise Murmeln Mylandras, die anscheinend auch nicht schlief. Ebenso wie Albian. Denn es war unverkennbar sein Seufzen, welches durch die Stille des Zimmers drang.
Jasalia sträubten sich die Nackenhaare.
Hat er etwa gerade Sex? – Vergnügt sich mit seiner Frau, während seine treuen Kämpfer irgendwo ihr Leben lassen?
Wut loderte in Jasalia auf, und am liebsten hätte sie ihm ihre Abscheu ins Gesicht geschrien. Jedoch hielt sie sich zurück. Zumal ein Streit in dieser Situation nicht unbedingt angebracht war.
Shalarr zuliebe zügelte sie ihre Stimme, als sie fordernd Albians Namen rief.
Mylandra hörte die Stimme ihrer Mutter und löste sich vorsichtig aus Albians Armen.
Er war gerade eingeschlafen, nachdem er die ganze Zeit grübelnd wach gelegen hatte. Gebeutelt von Sorgen um die, die ihm so wichtig waren und todunglücklich wegen der Untätigkeit, zu der er momentan wegen seiner noch nicht verheilten Verletzungen verdammt war.
Es hatte unendlich vieler tröstender Worte und Streicheleinheiten ihrerseits bedurft, bis er letztendlich mit einem Seufzen auf den Lippen einschlummerte. Wobei er vielleicht endlich die Ruhe fand, die er für seine Heilung benötigte. Und nun würde ihn das Geschrei ihrer Mutter wieder daraus herausreißen.
Entschlossen schwang die junge Elfe ihre langen Beine aus dem Bett und schlich hastig zu Jasalias Lagerstatt.
»Bitte seid ruhig, Mutter, er schläft endlich«, fuhr sie die Ältere mit nur mühsam beherrschter Stimme an.
Jasalias Blick umwölkte sich: »Was interessieren mich die Schlafgewohnheiten deines Gatten? Ich brauche seine Hilfe!«
»Wobei denn? Er ist selbst noch viel zu schwach. Wenn Ihr Hilfe für Eure Notdurft oder sonst was braucht, ruft nach mir oder einem der anderen«, fauchte Mylandra erzürnt.
»Du dummes Ding, für solcherlei benötige ich keine Hilfe, sondern …«, sie atmete tief durch und fuhr dann leiser fort: »Ich hatte einen Traum. Ich träumte von Snow. Er ist in Gefahr. Ich bin mir absolut sicher!«
Jasalias erregte Stimme ließ Mylandra aufhorchen, jedoch blieb sie skeptisch: »Was macht Euch so sicher, dass es nicht nur ein Traum war?«
»Ich sah den Palast der Engel und diesen Dämon mit dem hübschen Gesicht. Und Snow – er hatte sich verwandelt und der Dämon spießte ihn auf. Und dann …« Jasalias Stimme brach.
Mylandra war geschockt und ließ sich auf dem Bettrand nieder, während sie die Schulter ihrer Mutter streichelte: »Es war nur ein Traum Mutter. Ein furchtbarer Albtraum!«
»Nein!« Gequält schüttelte Jasalia die Hand ihrer Tochter ab. »Ich sah noch nie zuvor einen Dämon und ich … ich … Kind … es war Shalarr!«
Mylandra blickte fragend drein: »Shalarr? Was bedeutet das?«
»Das ist Snows Seelenname«, drang Moons sanfte Stimme zu ihnen herüber.
Der Heiler trat aus dem Dunkel zu ihnen ans Bett und sein Gesichtsausdruck war ernst. »Ich befürchte, Eure Mutter hat recht Mylandra. Snow muss etwas geschehen sein und wir können nur beten, dass er noch am Leben ist. Ansonsten hat die Seite des Lichts verloren!« …
***
Es war so dunkel und eisig an diesem Ort und trotzdem vernahm er überdeutlich das erregte Stimmengewirr um sich herum. War er tot?
Er war sich nicht sicher. Seine Erinnerung war verschwunden, einzig der Schmerz, der dem eiskalten Schnitt der Klinge gefolgt war, blieb ihm im Gedächtnis hängen.
Er bewegte sich und erneut umspülten Schmerzwellen seinen gepeinigten Körper. Dieser erinnerte sich deutlich an die Schläge und Tritte, die ihm zuvor verabreicht wurden.
Er versuchte, die Augen zu öffnen, doch es gelang ihm nicht und zudem begann sein Magen zu rebellieren, dabei hatte er seit gestern Morgen keinerlei Nahrung mehr zu sich genommen.
Die Stimmen um ihn herum wurden deutlicher. Drohender! Vermischt mit Waffengeklirr und dem Knurren eines wilden Tieres.
Das Übelkeitsgefühl war inzwischen überwältigend stark und er war sich sicher, dass er sich gleich übergeben würde. Gleichzeitig brannte in ihm eine Art von Feuer und die Haut kribbelte, als würde sie von tausend Nadeln durchbohrt.
Er öffnete den Mund und japste auf, als die Luft ungefiltert, beinahe gewaltsam in seine Lungen gepresst wurde. Während seine Kehle schmerzte, als würde man ihm dort eine lodernde Fackel daranhalten.
Nun konnte er zwar die Augen öffnen, jedoch die Tränen des Schmerzes vernebelten seinen Blick und ließen ihn nur verschwommene Bilder wahrnehmen. Schattenhafte Bewegungen huschten in einiger Entfernung an ihm vorbei und der Lärm hatte eindeutig an Lautstärke gewonnen.
Mühsam versuchte er, sich aufzurappeln, brach aber gleich wieder in sich zusammen, als erneute Schmerzwellen über ihn hereinbrachen. Auch das Ziehen in der Brust nahm zu, so als würde ihm irgendwer das Herz durchbohren.
Dann schien in ihm etwas zu explodieren und erreichte damit, dass er sich nach Luft ringend in eine kleine schmerzgepeinigte Kugel zusammenrollte.
Hätte er noch genügend Atem zum Schreien gehabt, so wäre sein Geheul jetzt wohl ohrenbetäubend gewesen. So allerdings drang kein Laut über seine Lippen. Nicht einmal ein winziges Stöhnen.
Und dann war es so plötzlich vorbei, als hätte jemand den Schmerz wie eine Lampe ausgeknipst. Lediglich das Kribbeln blieb. Doch auch das war nun weitaus angenehmer als zuvor.
Ein berauschendes Gefühl von Stärke und Überlegenheit durchfloss ihn, kitzelte seine empfindsamen Nervenstränge und schaffte es, dass er sich schlagartig besser fühlte.
Dann durchströmte ihn ein Gefühl der Trauer und des Verlustes, bei der er absolut überzeugt war, dass es nicht seine eigenen Empfindungen waren. Auch andere Sinneseindrücke wie Angst, Schmerz und Hass stürmten auf ihn ein. Überwältigten ihn!
Er richtete sich auf und spähte in die Dunkelheit, die nun für ihn keine mehr war. Seine geschärften Sinne erkannten die Gefahr, in der ER schwebte. Eine Bedrohung, aus der nur er momentan dazu in der Lage war, ihn herauszuholen. Und genau das tat er. …
***
»Gelobt seien die Hohen! Ihr lebt noch.« Samarah wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel, als der weiße Engel sich regte.
Vorsichtig öffnete Shalarr zunächst ein, dann schließlich beide Augen und blinzelte in die Richtung der ehemaligen Hofdame, die ihn anscheinend während seiner Bewusstlosigkeit gesund gepflegt hatte.
»Wo … wo bin ich?«, hauchte er kaum hörbar, während Samarah sich geschäftig über ihn beugte und seine Verbände prüfte. Sie sah auf und erst jetzt erkannte er in ihr Silvanos Exgespielin wieder.
Misstrauen stahl sich in seinen Blick und dies blieb auch ihr nicht verborgen, als sie ihm mit zittriger Stimme antwortete: »Ihr seid noch im Palast und bitte glaubt mir, wenn ich Euch versichere, dass von meiner Seite keinerlei Gefahr droht!«
Als sie seine berechtigte Skepsis bemerkte, fuhr sie seufzend fort: »Ich weiß, dass ich mich in der Vergangenheit nicht gerade mit Ruhm bekleckert habe. Aber Ihr müsst mir glauben, inzwischen bereue ich mein Handeln zutiefst und würde alles tun, um es wieder gut zu machen. Also bitte verurteilt mich nicht!«
»Es steht mir nicht zu, ein Urteil über Euch zu fällen, Madam. Und da ich annehmen muss, dass Ihr es ward, die meine Wunden versorgte, schulde ich Euch meinen Dank!«, antwortete Shalarr mit seiner sanften, wohlklingenden Stimme, die Samarah durch und durch ging.
Warum war ihr das Aussehen des weißen Engels eigentlich vorher nie aufgefallen? Erst in den letzten Tagen, wo sie ihn gesund pflegte, hatte sie registriert, wie überaus attraktiv er war.
Vermutlich weil wegen Silvanos strahlender Erscheinung die Damen des Hofes anscheinend alle – einschließlich ihrer eigenen Person – mit Blindheit für ihr direktes Umfeld geschlagen gewesen waren.
Silvano! … Allein der Gedanke an ihn schmerzte.
Jedoch nicht mehr so wie zuvor, sondern es waren eher unangenehme Empfindungen, die sie durchfluteten, wenn sie an ihren ehemaligen Geliebten dachte.
Sie hoffte, ihn nie wieder zu sehen, und das lag nicht allein daran, weil sie um ihr Leben fürchtete, sondern weil sie sich von ihm verraten und erniedrigt fühlte.
Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Shalarr und lächelte ihn an. Wobei sie es jetzt schon vermisste, dass sie seinen festen Körper nun nicht mehr so ungezwungen befühlen konnte, wie sie es oftmals in den vergangenen Tagen seiner Bewusstlosigkeit getan hatte.
Der Gedanke daran ließ sie erröten und daher widmete sie sich schnell ihrer vorherigen Betätigung und begann damit den Verband zu wechseln.
Die Wunde, die darunter zum Vorschein kam, verheilte zufriedenstellend. Es würde wohl keine großartige Narbe zurückbleiben, denn Samarahs Nähkünste waren unübertrefflich. Zumal Nähen die einzige häusliche Tätigkeit war, die sie gerne tat. Wobei sie mit dieser Kunst schon seit Jahren ihrer aufwendigen Garderobe den letzten entscheidenden Schliff verlieh, der ihre Gewänder von denen der anderen Elfen abhob.
Vorsichtig, beinah schon zärtlich, strich sie über die heilende Verwundung und ihre Berührung verursachte bei Shalarr eine angenehme Gänsehaut. Sie bemerkte es und dehnte ihre Zärtlichkeiten aus.
Verwirrt blickte er sie an und ihr Verlangen wuchs, während sie seinen Blick aus eisgrauen Augen erwiderte. Der Kloß, der sich zuvor in ihrem Hals gebildet hatte, verschwand und wie von unsichtbaren Fäden gezogen beugte sie sich über sein Gesicht. Wobei ihre hellblonden Strähnen sich mit seinem weißblonden Haar vermischten, als einzelne Locken über sein Gesicht strichen.
Shalarr schloss die Augen, als ihre Lippen sich zögernd seinen näherten, doch kurz bevor sie sich berührten, drehte er leicht den Kopf: »Haltet ein Madam, ich bitte Euch!«
Verstört blinzelte sie und erneut flammten ihre Wangen rot auf, während sie ruckartig den Kopf zurückriss.
Bei den Elben, was war ich da im Begriff zu tun?, dachte sie beunruhigt.
Sie hatte dies zwar in den letzten Tagen oftmals getan, aber eben da hatte er davon nichts mitbekommen. Und auch wenn es schön gewesen war, die Süße seiner Lippen zu kosten, so war es doch ein unbefriedigendes Gefühl, wenn von der anderen Seite keine Gegenreaktion zurückkam. Daher war sie so begierig darauf gewesen, ihn einmal bei vollem Bewusstsein anzutesten.
Wohingegen sie sich schämte, die verlockende Situation ausgekostet zu haben, als er sich noch nicht dagegen wehren konnte. Dabei wollte sie ihn noch nicht einmal benutzen, so wie all die anderen Männer vor ihm. Im Gegenteil. Er war zu ihrem strahlenden Helden geworden. Ihrem Rettungsanker.
Immer wenn die Dämonen sie für diverse sexuelle Gefälligkeiten holten, hatte ihr Geist sich an die hilflose Gestalt auf ihrem Lager geklammert. Die geduldig auf sie wartete und ihr Trost spendete, wenn sie aus den Diensten ihrer Schänder wieder entlassen war und in ihre Kammer zurückkehren durfte.
Zwar wurde sie von den Dämonenkriegern nicht mehr so hart rangenommen wie von Luziveron, trotzdem war es für die einst so leidenschaftliche Elfe eine Tortur, wenn sich die zwar ästhetischen, aber von ihr so gehassten Dämonenleiber mit ihrem Körper vereinigten. Sie fühlte sich hinterher schmutzig und benutzt.
Wenn sie dann in ihrem Zimmer war, kuschelte sie sich daher schutzsuchend neben den Engel. Die Wärme seines Körpers ließ sie ihren Kummer und ihren Ekel für kurze Zeit vergessen. Schenkte ihr gar wenige Stunden erholsamen, friedlichen Schlaf.
»Tut … tut mir leid«, stammelte sie nun verlegen und drehte ihm schnell den Rücken zu, damit er ihre Tränen der Scham nicht sehen konnte.
Shalarr fühlte sich ebenfalls unwohl. Zumal er selbst den Kuss fast zugelassen hätte.
Der schweigsame Engel war es nicht gewohnt, von der holden Weiblichkeit begehrt zu werden. Bisher war er immer allein geblieben, während seine Gefährten kaum einem Flirt oder einer Tändelei aus dem Weg gegangen waren.
Einzig Haldor und der schüchterne Red hielten sich ebenso zurück wie er selbst. Wobei es bei den beiden andere Gründe waren.
Der zynische Haldor schien Frauen zu verabscheuen. Nun zumindest nicht sonderlich zu mögen. Während Reds Schüchternheit es schwer machte, sich diesem zu nähern. Alleinig bei einem Menschenmädchen mit Namen Caroline, welches vor gut einem Sommer gezwungenermaßen als Gast im Palast gelebt hatte, nachdem sie zuvor von den Dämonen getötet und nach Altania gebracht worden war, gelang es ihm, seine Zurückhaltung zu überwinden. Aber seitdem hielt Red sich erst recht zurück, denn er liebte nach wie vor Caroline, die zur Erde zurückkehren musste, da ihr Astralleib auf Dauer in ihrer Welt nicht existieren konnte.
Was Shalarr selbst anbetraf, so verabscheute er weder Frauen, noch war er sonderlich schüchtern. Er hatte sich einfach nur noch nie Gedanken um die Suche nach einer in Frage kommenden Gefährtin gemacht. Geschweige denn, dass ihm eingefallen wäre, um eine Frau zu werben. Weder damals zu Lebzeiten noch hier auf Altania.
Als Samarah ihm nun so offensichtlich ihre Zuneigung zeigte, verstörte ihn das über alle Maßen, zumal er eigentlich andere Sorgen haben müsste.
Er versuchte, den peinlichen Moment zu überspielen, indem er das Thema wechselte: »Sagt Madam, warum gab man Euch den Auftrag, mich gesund zu pflegen?«
»Ehrlich gesagt weiß ich das nicht. Man brachte Euch hierher, nachdem Ihr Euch aus Eurer Tiergestalt zurückverwandelt hattet. Und man gab mir deutlich zu verstehen, dass es nur zu meinem Besten sei, Euch ins Leben zurückzuholen!«
Samarah schien erleichtert, dass er die vorangegangene Situation auf diese Weise zum Erliegen brachte. Als ihr dann jedoch ihre letzte Wortwahl bewusst wurde, fügte sie eilig hinzu: »Aber bitte glaubt mir, dass ich es gern tat und ohnehin alles getan hätte, was in meiner Macht liegt, um Euch zu helfen!«
»Daran hatte ich keinerlei Zweifel«, lächelte Shalarr und griff nach dem Becher voll Wasser, der auf dem Schränkchen neben dem Bett stand.
»Oh wartet, ich helfe Euch. Ihr dürft Euch noch nicht so stark bewegen!« Samarah eilte zu ihm und stieß dabei gegen seine Hand, welche bereits den Becher hielt. Der Inhalt schwappte über Shalarrs nackte Brust und sammelte sich zum Teil in einer kleinen Pfütze in seiner Körpermitte, während der Rest an seinen Seiten herabfloss und im Bettlaken versickerte.
»Oh«, brachte Samarah lediglich heraus und starrte auf die Bescherung, die sie angerichtet hatte, bevor sein leicht belustigter Blick sie traf.
»Nun ja, ein Bad wäre jetzt sicher nicht schlecht«, schmunzelte er und erreichte damit, dass Samarah zum ersten Mal in ihrem Leben Schmetterlinge im Bauch verspürte.
Es war ein überwältigend schönes Gefühl und noch währenddessen sie zu einem Tuch griff, um das Wasser abzuwischen, wurde ihr klar, dass sie dabei war, sich rettungslos zu verlieben. …
***
Silvano erstarrte. Das konnte doch wohl nicht möglich sein. Er selbst hatte ihn vorhin erst getötet. Hatte ihn sterben sehen. Und doch war es unweigerlich Galimars Stimme in seinem Ohr. Sowie Galimars Hand, welche den Dolch, mit dem Silvano selbst ihm die Kehle durchschnitten hatte, nun an den schlanken Hals des Prinzen ansetzte.
Auch Demar, der den Katzendämon mit mehreren kraftvollen Schwerthieben außer Gefecht gesetzt hatte, wollte zunächst seinen Augen nicht trauen, als er Galimar erblickte. Nun zumindest war er sich sicher, dass es sich bei dem jungen Mann, der Silvano umklammert hielt, um Galimar handelte. Denn er sah irgendwie verändert aus.
Erwachsener!
Reifer!
Vor allem aber Fremdartiger!
Miragell und Waroll hatten sich inzwischen zu Jeemahl durchgekämpft. Zumal sich hinter diesem praktischerweise der Tunneleingang öffnete, durch den sie nach Altania gelangen würden.
Jesebell, um einige Gliedmaßen erleichtert und von unzähligen Verwundungen übersät, stand keuchend gegen eine der im Raum befindlichen Säulen gelehnt zu Füßen den bewusstlosen Dämonenfürsten.
Er warf einen missmutigen Blick in die Richtung seiner restlichen Gefährten, die im Kampf gegen die Engel so schmählich versagt hatten. Zwar hatten auch sie ihre Gegner mit zahlreichen Wunden übersät, jedoch tröstete dies den Spinnendämon nicht darüber hinweg, dass die Engel zum einen in der Unterzahl waren und die Dämonen zum anderen beobachten mussten, wie ihre Feinde nacheinander im Tunnel verschwanden. Zumindest, nachdem Miragell den schwer verletzten Jeemahl geschultert hatte. Galimar derweil setzte gerade dazu an, mit einem Dolch Silvanos Herz zu durchbohren, was aber von dem durch das erneute Einsetzen seiner Macht verhindert wurde.
Die Waffe wurde Galimar aus der Hand geschleudert und Silvano drehte sich mit hasserfülltem Blick zu ihm um: »So einfach mache ich es dir nicht, kleiner Bruder!«
Er wollte nach Galimar greifen, aber Demar war schneller und schnappte sich den finster dreinblickenden Jungen, der offensichtlich ziemlich aufgebracht darüber war, dass seine Rache vereitelt wurde.
Als Rhamsis, der sich wieder erholt hatte, auf sie zusprang, schlug der Engel zweimal kräftig mit den Flügeln, setzte über den Katzendämon hinweg und flog mit Galimar in das sich schließende Tor des geöffneten Tunnels zurück nach Hause. …
***
Gefährten des Lichts!
Altania
»Lebt er noch, Rage?«, keuchte Demar in Miragells Richtung, während er versuchte, wieder zu Atem zu kommen.
»Sein Puls ist schwach, aber er atmet noch!« Miragell ließ besorgt die Schultern hängen, wobei er es kaum wagte, Jeemahl anzusehen, geschweige denn zu berühren.
Der Vampirdämon war übel zugerichtet und erschien mehr tot als lebendig.
Resigniert hob Miragell den Blick und ließ diesen in eine entferntere Richtung schweifen, wo eine einsame Gestalt mit dem Rücken zu ihnen stand. Den Blick in die Ferne gerichtet, wobei sie sich mit beiden Armen umklammert hielt, so als würde sie sich wärmen müssen.
Das dunkelrote, inzwischen wieder ziemlich lange Haar wurde vom Wind gepeitscht und seine ehemals so knabenhafte Gestalt war breiter und hochgewachsener geworden.
Lag das daran, weil es ein Vierteljahr her war, seit Miragell ihn zum letzten Mal als Mann gesehen hatte, oder lag es nur daran, weil Galimar nicht mehr derselbe war wie zuvor?
Er konnte nur mutmaßen, aber er war sich sicher, dass es Letzteres war. Es war das dämonische Blut des Vampirs, was nun durch Galimars Adern floss … und was ihn letztendlich gerettet hatte. Entgegen Jeemahls Vermutung war anscheinend doch noch genug davon im Körper des Jungen verblieben, um ihn dem Tod zu entreißen.
So wie damals bei Miragell selbst, als er im Grab erwachte, nachdem die eigene Schwester ihn aus Eifersucht tötete.
Miragell seufzte auf. Somit hatte Julien sie beide gerettet. Und obwohl der Engel froh darüber war, ärgerte es ihn doch, dass Galimar ihm nie anvertraut hatte, dass er vor ihrem Kennenlernen schon mehrmals sein Blut mit Juliens tauschte. Dieses Wissen hätte einiges leichter gemacht.
Jedoch vielleicht auch weitere Probleme aufgeworfen!, entschied er.
Nun gut, Galimar war nun also ebenfalls ein Vampir und da Julien wohl … hoffentlich nur vorerst … ausfiel, oblag es nun also ihm, Miragell, ihn auf sein neues Leben vorzubereiten.
Gerade als er diese Entscheidung fällte, drehte Galimar sich um und sein Frontalanblick ließ den Älteren frösteln. Er erinnerte ihn erneut an seinen Traum, wo er sich bei Galimars Anblick so sicher gewesen war, dass der Julien irgendwann den Rang ablaufen würde, wenn er erst einmal älter wäre.
Das Vampirsein steht dir gut, mein Schöner!, schoss es Miragell durch den Kopf, während er ihn ansah.
Die kindlich weichen Züge des Jungen waren fast gänzlich verschwunden. Sein derzeitiger Blick war finster und voll verbitterter Wut, und dies verlieh seinem Anblick eine wilde Männlichkeit, die nichts mehr mit dem sanften Knaben von einst gemeinsam hatte.
Himmel, er war dermaßen attraktiv geworden, sodass Miragell sich sicher sein konnte, das Altania, nun nach Silvano einen neuen Favoriten gefunden hatte. Welcher in der Gunst der weiblichen Anhängerinnen des Lichts … und vielleicht auch etlicher der Dunkelheit … ganz oben rangieren würde.
»Ich werde uns einen Tunnel zum Schneegebirge öffnen, denn ich befürchte, einen längeren Flug wird Dschulijen nicht überstehen«, riss Demars Stimme Miragell aus seinen Beobachtungen.
Galimar war näher getreten und hockte sich neben seinen Gefährten, der nur noch unregelmäßig Atem schöpfte.
Seine schlanken Hände strichen zärtlich über die schweißnasse Stirn des Vampirdämons, bevor sie tiefer wanderten und nach dem Anhänger griffen, welchen Jeemahl an einem Lederband um den Hals trug. Galimar löste die Schutzummantelung des winzigen Dolches und die Engel erstarrten angesichts dem, was er nun tat. Er schlitzte sich das linke Handgelenk auf und als dunkles Blut hervorquoll, drückte er die Wunde auf die leichtgeöffneten Lippen seines Geliebten.
Ein kaum wahrnehmbares Zittern schüttelte dessen Körper, bevor sich die vorerst so schlaffen Lippen auf die ihm dargebotene Nahrungsquelle pressten und Jeemahl zu trinken begann.
Man konnte förmlich dabei zusehen, wie sein Leib sich regenerierte. Jetzt, wo das mächtige Blut eines Unsterblichen durch seine Innereien floss.
Hingegen Galimars Kräfte wurden schwächer, denn immerhin hatte er seit seiner Verwandlung nicht mehr sonderlich viel zuzusetzen. Er hätte eher selbst einen ordentlichen Schuss Frischblutzufuhr vertragen können. Trotzdem stoppte er nicht. So lange, bis Miragell ihn fortriss und selbst Hand anlegte, indem er Jeemahl von sich trinken ließ.
»Willst du, dass wir dich gleich wieder verlieren?«, herrschte er den schweratmenden Jungen an, dessen Blässe sich deutlich verstärkt hatte.
Miragells Wut wegen Galimars Handeln beruhte allerdings eher auf der Tatsache, dass er sauer auf sich war, dass ihm die offensichtlichste Lösung des Problems nicht selbst eingefallen war.
Jeemahl atmete bereits viel leichter, als Miragell ihm sein Handgelenk entzog und dieses nun Galimar hinhielt. »Komm, trink! Du wirst es brauchen!«
Doch der junge Mann schüttelte entschieden den Kopf: »Nein danke, ich schaffe es schon noch bis zu unserem Ziel!«
Er wandte sich ab, bevor Miragell etwas erwidern konnte, und richtete das Wort an Demar: »Meinen Sie nicht, dass es ratsamer wäre, erst einmal auf Tunnelreisen zu verzichten? Ich weiß, dass die Dämonen es lokalisieren könnten, wenn wir uns mit dieser Methode fortbewegen und dann wissen sie auch unseren Aufenthaltsort. Wenn Sie und der andere Engel also wieder fit sind, bringen Sie Julian dorthin, wo man ihm helfen kann. Ich denke, er ist jetzt kräftig genug, um einen Flug zu überstehen. Renaldo und ich könnten derweil zu Fuß folgen, bis uns jemand abholen kommt!«
Die drei Engel blickten Galimar erstaunt an, bis Waroll das Schweigen brach: »Der Bengel hat recht Demar! Lass uns aufbrechen. Je eher wir Sharadans Sohnemann in Sicherheit gebracht haben, desto schneller kann ihm geholfen werden. Wir können ja gleich nach unserer Ankunft dort einen Adler für die beiden hier her schicken!«
Adler?
Galimar zog die Stirn in Falten.
Weswegen wollen die einen Greifvogel schicken?
Er sagte jedoch nichts, denn im Moment zählte für ihn nur, dass Jeemahl so schnell wie möglich Hilfe bekam. Zumal seine und Miragells kleine Blutspenden hatten ihm lediglich etwas Zeit verschafft, hingegen noch keine Heilung.
Heilung – na klar!, schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf und er wandte sich erneut fragend an Demar: »Dieser Moon befindet er sich auch da, wo Sie Julian hinbringen werden?«
Der große Engel nickte und erschauderte wohlig, als sich auf Galimars bisher so ernste Züge ein erleichtertes Lächeln ausbreitete: »Na Gott sei Dank! Der hat mir nämlich damals super geholfen!«
Dann richtete er beinah ängstlich den Blick auf den Engel: »Er wird Jul doch wohl auch helfen? Oder darf er das nicht, weil Jul ein Dämon ist?«
Nun konnte sich Demar eines Lächelns nicht länger erwehren, angesichts der offensichtlichen Furcht des Jungen. Welches endlich wieder denjenigen erkennen ließ, den er bei ihrer vorangegangen ersten Begegnung in der Höhle kennengelernt hatte.
»Macht Euch keine Sorgen, Galimar. Natürlich wird Moon sein Bestes geben, um Euren Bru … ähm, Euren Gefährten zu heilen. Das kann ich Euch ruhigen Gewissens versprechen! … Und bitte hört auf, mich so förmlich anzusprechen!«
Dankbarkeit durchflutete Galimars Herz und sein Lächeln kehrte kurz zurück, bevor er tief durchatmete und seiner Stimme einen neutralen Klang verlieh, als er verlangte: »Gut Demar, ich danke … dir. Dann verliert aber bitte keine Zeit mehr. Lasst uns aufbrechen!«
Die Engel nickten erstaunt über den fordernden Tonfall des Jungen.
Waroll, obwohl kleiner, hob Jeemahl vorsichtig auf die Arme, nachdem Demar diesen in seinen Umhang gewickelt hatte.