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Sehnsucht nach deiner Liebe Nach sieben Jahren kehrt die junge Krankenschwester Maria Schönauer aus der Stadt in ihre heimatlichen Berge im Berchtesgadener Land zurück, um sich mit ihrem kranken Vater auszusöhnen und ihn zu betreuen. Da sie in ihrem Beruf keine Anstellung findet, arbeitet sie zunächst aushilfsweise beim Fremdenverkehrsamt, dessen Leiter ein alter Freund der Familie ist. Bald trifft sich auch auf Ulrich von Vitznau, der ebenfalls nach langer Abwesenheit zurückgekehrt ist, um das Erbe seines Vaters anzutreten. Maria ist von Anfang an von dem weltgewandten Mann fasziniert, der sich auch für sie zu interessieren scheint. Aber Missverständnisse und das Auftauchen einer anderen Frau aus Ulrichs Vergangenheit drohen die sich nur langsam entwickelnde Zuneigung zwischen Maria und Ulrich zu zerstören.
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Seitenzahl: 151
Veröffentlichungsjahr: 2021
Sehnsucht nach deiner Liebe
Frank Michael Jork
Published by BEKKERpublishing, 2021.
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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author / Titelbild: Alfred Hofer/123RF, 2016
© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
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Frank Michael Jork | Sehnsucht nach deiner Liebe: Roman
Sehnsucht nach deiner Liebe
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Frank Michael Jork
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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
© by Author/ Titelbild: Alfred Hofer/123RF, 2016
© dieser Ausgabe 2016 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
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Als Maria Schönauer auf dem Bahnhof von Leopoldshofen dem Mittagszug, der sie aus München hierher gebracht hatte, entstieg, fühlte sie sich ermattet. Die Strecke war nicht sehr lang gewesen, aber der Zug hatte nahezu an jeder Station des Voralpenlandes angehalten und die Sommersonne und die vielen Touristen hatten das Innere der Waggons kräftig aufgeheizt.
Aber als sie zusammen mit vielen Mitreisenden den Bahnsteig betrat, in der Hand ihren alten Koffer, in der sich alles befand, was sie besaß, straffte sie ihr Rückgrat und fasste den Entschluss, erhobenen Hauptes und kräftigen Schrittes einen neuen Abschnitt in ihrem Leben zu beginnen. Sie war nicht überaus elegant, aber doch gut gekleidet. Ihr enzianblaues Kostüm, zu der sie eine passende Handtasche und Schuhe in der gleichen Farbe trug, signalisierten ihre großstädtische Herkunft.
Einen Augenblick sah sie dem davonfahrenden Zug noch nach, der seinem Ziel Berchtesgaden zueilte, dann verließ auch sie den Bahnsteig, der sich inzwischen wieder geleert hatte.
Als sie auf den Bahnhofsvorplatz trat, atmete sie tief die frische Landluft ein und warf einen langen zufriedenen Blick auf die mächtigen Berge, deren steinerne Spitzen aus den saftigen Almen ragten. Dazwischen das Dunkelgrün der dichten Wälder an den unteren Hängen.
Auch wenn Maria einst in der kleinen Stadt daheim gewesen war, so kam ihr vieles fremd vor. Sie war sie ein Kind dieser Region, die sie so viele Jahre hatte vermissen müssen. Zu lange hatte sie in der Fremde gelebt. Aber das Schicksal hatte es von ihr gefordert.
Ihre Mutter war früh verstorben und mit dem Vater hatte sie sich nicht gut verstanden. Deshalb war sie mit der Volljährigkeit fortgegangen und hatte in München einen Beruf ergriffen.
Doch nun war der Vater alt und krank geworden und sie hatte es als ihre Pflicht angesehen, heimzukehren und sich um ihn zu kümmern. Das konnte sie, denn sie war eine ausgebildete Krankenschwester und eine gute dazu.
Leicht war es ihr nicht gefallen, ihre Kollegen in der Klinik, von denen auch einige ihre Freunde geworden waren, zu verlassen. Auch der Chefarzt hatte mit großem Bedauern ihre Kündigung entgegengenommen. Die hübsche junge Frau war ihm eine große Stütze gewesen. Aber er verstand gut, warum sie nun in ihre Heimat zurückkehren wollte, ja musste....
Maria sah sich um. Eigentlich hatte sich nicht viel verändert, stellte sie auf den zweiten Blick fest. Vor dem schlichten Bahnhofsgebäude stand noch immer der Kiosk vom Fremdenverkehrsverein, der den Touristen für ihre Fragen zur Verfügung stand und bei dem die Kurzentschlossenen im Bedarfsfall auch ein gemütliches Zimmer für eine oder mehrere Nächte vermittelt bekamen.
Daneben befand sich der Taxistand, wobei es im Ort immer noch nur zwei Wagen gab. Und gegenüber auf der anderen Seite hinter dem Springbrunnen mit dem kreisförmigen Blumenbeet drum herum war auch immer noch die Bushaltestelle für den Postbus.
Die Namen der Geschäfte rund um den Bahnhofsplatz waren ihr ebenfalls noch vertraut. Die Fleischerei Gruber, die Konditorei Mittenseer und der große Andenkenladen von Alfons Schmidbauer. Schließlich das Postamt und daneben das Gasthaus, das natürlich dann auch „Zur Post“ hieß.
Auch die Hauptstraße, die durch den Ort führte und an der noch viele andere Geschäfte lagen, die sie von früher her kannte, war belebt wie immer. Sie blickte nach Süden, wo aus der Ferne die mächtigen Gipfel der noch höheren Berge der Berchtesgadener Alpen herüber grüßten. Irgendwo dort lag auch der alles überragende Watzmann, den man aber von hier aus nicht sehen konnte.
Maria überlegte, ob sie ein Taxi nehmen oder den Weg zu ihrem Vaterhaus zu Fuß zurücklegen sollte. Sie hatte es nicht eilig und wollte sich auch gern zunächst in der Stadt umsehen. Aber der große Koffer, der sehr schwer war, ließ sie von dem Vorhaben Abstand nehmen.
Doch dann hatte sie eine Idee. Sie hielt inne, überlegte noch einen Augenblick und nickte dann lächelnd. Dann lenkte sie ihre Schritte zum Fremdenverkehrsbüro und schaute durch das Fenster in den kleinen Raum.
Sie hatte sich nicht getäuscht, denn dort saß jemand, den sie schon ihr Leben lang kannte. Also ging sie hinein und sofort hörte sie beim Öffnen der Tür, was sie erwartet hatte, eine altmodische Ladenklingel.
Sie bekam gerade noch mit, wie sich zwei junge Männer mit Rucksäcken und Wanderstiefeln für die Informationen bedankten, die sie offensichtlich erhalten hatten. Als die beiden hinausgingen, sahen sie Maria wohlgefällig an, flüsterten sich gegenseitig etwas zu und lachten dann laut, wobei sie sich noch einmal umblickten.
Maria schüttelte amüsiert den Kopf. Diese bewundernde Reaktion von Männern war ihr nicht neu. Nun war das kleine Fremdenverkehrsbüro leer.
„Grüß Gott, Herr Eberwein“, sagte sie schließlich nach einem Augenblick der Stille.
Der Mann hinter dem Tresen des Tourismusbüros, ein kräftiger Mann von ungefähr fünfzig Jahren mit dunklem Haar, grauen Schläfen und einem gewaltigen Schnurrbart sah erstaunt auf. Er trug wohl auch der Fremden wegen ein kariertes Hemd sowie Lederhosen mit Hosenträgern.
„Grüß Gott, junge Frau“, grüßte nun auch er, wunderte sich aber, dass er gleich mit seinem Namen angesprochen wurde „Woher....?“ Er unterbrach seine eigene Frage und nahm seine Lesebrille ab. „Ja, gibt’s denn das!“, rief er aus, denn nun erkannte er die Besucherin mit dem Koffer. Das war keine von den normalen Touristen.
„Die Schönauer Maria, hab' ich Recht?“ Seine kräftige Stimme erfüllte den kleinen Raum und er kam freudig auf sie zu.
Maria nickte lächelnd.
„Wie schön, dass Sie mich gleich erkannt haben nach der langen Zeit.“
„Ja, freilich. Obwohl.... im ersten Augenblick war ich net sicher. Madel, lass dich anschauen. Bist eine blitzsaubere junge Dame geworden, Maria. Sag, wie lang' ist's jetzt her, dass du fortgegangen bist?“
„Sieben Jahre, Herr Eberwein. Ich war damals gerade großjährig geworden.“
„Sehnsucht nach deiner Liebe
Nach sieben Jahren kehrt die junge Krankenschwester Maria Schönauer aus der Stadt in ihre heimatlichen Berge im Berchtesgadener Land zurück, um sich mit ihrem kranken Vater auszusöhnen und ihn zu betreuen. Da sie in ihrem Beruf keine Anstellung findet, arbeitet sie zunächst aushilfsweise beim Fremdenverkehrsamt, dessen Leiter ein alter Freund der Familie ist. Bald trifft sich auch auf Ulrich von Vitznau, der ebenfalls nach langer Abwesenheit zurückgekehrt ist, um das Erbe seines Vaters anzutreten. Maria ist von Anfang an von dem weltgewandten Mann fasziniert, der sich auch für sie zu interessieren scheint. Aber Missverständnisse und das Auftauchen einer anderen Frau aus Ulrichs Vergangenheit drohen die sich nur langsam entwickelnde Zuneigung zwischen Maria und Ulrich zu zerstören.Dann bist jetzt also achtundzwanzig. Herrgott, wie schnell doch die Zeit vergeht. Aber bist noch schöner geworden, Kind.“
Maria errötete. Sie selbst hielt sich allerhöchstens für durchschnittlich aussehend, aber die Komplimente, die sie immer wieder von den Männern erhielt, bewiesen das Gegenteil.
Schnell wechselte sie das Thema und erzählte, warum sie nach Leopoldshofen zurückgekehrt war.
„Ja, ich hab's schon gehört, dass es deinem Vater net gutgeht. Das tut mir leid. Weißt, Maria... auch wenn du dich mit ihm net gut verstanden hast, so ist er doch kein schlechter Mensch. Er war nach dem Heimgang deiner Mutter einfach überfordert mit der Situation, allein für dich zu sorgen. Dazu sein Beruf als Bergführer im Sommer und Skilehrer im Winter. Da blieb ihm einfach net genug Zeit für dich. Er hat immer hart arbeiten müssen.“
Maria machte ein betretenes Gesicht und nickte.
„Ja mei, inzwischen ist mir das auch aufgegangen. Als ich dann hörte, dass er krank ist und Hilfe braucht, hab ich auch net gezögert...“
„Das ist recht, Maria. Willst jetzt zu ihm?“
„Ja, Herr Eberwein. Ich wollt' zu Fuß durch die Stadt und es ist ein ganz schönes Stückerl Weges zu uns hinaus. Deswegen dachte ich, ich könnt' vielleicht meinen schweren Koffer hier bei Ihnen...“
„Kein Wort mehr, Maria. Das ist doch keine Frage.“
„Ich hole ihn mir dann heute nachmittag ab, wenn's recht ist.“
„Ach was, Kind. Wenn du so lang' warten kannst, dann bring' ich dir dein Gepäck nach Dienstschluss selbst mit dem Auto.“
Maria dankte herzlich, nahm ihre Handtasche und verließ den alten Freund.
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Maria genoss die warme Sommersonne, während sie durch die kleine Stadt ging. Hin und wieder wurde sie von alten Bekannten gegrüßt, die sie trotz ihrer langjährigen Abwesenheit erkannten.
Allerdings war auch der eine oder andere dabei, der sich doch sehr wunderte, sie zu sehen. Ihr plötzlicher Weggang aus Leopoldshofen war nicht frei von Gerüchten und falschen Anschuldigungen vonstattengegangen. Von unglücklicher Liebe über heimliche Schwangerschaft bis hin zu Diebstahl hatten ihr böswillige Nachbarn alles zugetraut.
Die üblen Nachreden waren ihr zu Ohren gekommen, aber das lag alles weit hinter ihr. Hier und heute ließ sie sich von der sommerlichen Ferienstimmung anstecken und war bester Laune, als sie endlich das Haus ihres Vaters, das einmal auch ihr Heim gewesen war, erreicht hatte.
Je näher sie kam, desto unruhiger wurde sie jedoch. Ihr Herz pochte schnell und laut und sie hatte das Gefühl, den Boden unter ihren Füßen zu verlieren, als sie durch das schmiedeeiserne Tor den Vorgarten betrat. Auch wenn der Vater wusste, dass sie heute ankommen sollte, fragte sie sich nun unentwegt, wie er reagieren würde, wenn sie ihm schließlich direkt gegenüberstand.
In diesem Augenblick öffnete sich die Tür und ein alter Mann trat aus dem Haus. Maria erkannte ihn erst gar nicht. Der Vater, den sie in der Erinnerung trug, war ein stattliches Mannsbild gewesen mit aufrechtem Gang, gesunder Gesichtsfarbe, klarem Blick und kräftigem schwarzen Haar. Aber entgegen kam ihr eine Gestalt, dass das genaue Gegenteil war und viel älter als Ende Fünfzig wirkte, und doch war es ihr Vater.
Er ging gebeugt, hinkte leicht, sein graues Haar war schütter, die Haut blass und die Augen wie erloschen. Dann aber erblickte er Maria und sein Rücken straffte sich und die Augen bekamen für einen Augenblick ihren alten Glanz wieder.
„Maria!“ rief er aus. „Kind, wie schön... Dass du wieder da bist, dass du nur endlich wieder bei mir bist“, sagte er und breitete die Arme aus. Kein Anzeichen von Groll war ihm anzumerken.
Seine Stimme war unverändert geblieben, stellte Maria fest und nun fiel auch von ihr der letzte Zweifel von ihr ab, ob es richtig gewesen war, zurückzukehren. Hier war ihr Heim und ihr Vater brauchte sie und seine Ungerechtigkeiten, die sie als junges Mädchen empfunden und aus dem Haus getrieben hatten, waren vergessen.
„Vater, kannst du mir verzeihen, dass ich damals...“
„Maria, mein Kind. Kein Wort mehr. Es war meine Schuld, dass du's hier nimmer ausgehalten hast. Doch ich hab' nur immer dein Bestes gewollt, das musst mir glauben.“
„Ja, Vater. Das weiß ich jetzt. Ich war ungerecht zu dir. Deswegen bitt' ich dich um Vergebung.“
„Aber nein, das musst net.“ Franz Schönauer winkte ab. Dann wurde sein Gesicht nachdenklich.
„Weißt, ich denk' mir, dass wir beide unseren Anteil daran haben, warum wir uns entzweit haben. Das war vor vielen Jahren und nun soll Schluss damit sein und wir wollen net mehr darüber reden.“
„Ja, so wollen wir's halten.“
Maria umarmte ihren Vater noch einmal und küsste ihn auf die Wange. Dabei bemerkte sie, dass ihm eine Träne herablief.
Sie ließ ihn los, öffnete ihre Handtasche und holte ein Taschentuch heraus, mit dem sie dem Vater die Wange trocknete.
Franz lachte.
„Kaum bist wieder daheim, fängst auch schon an, mich alten Mann zu bemuttern.“
Aber Vater, du bist doch net alt. Das möcht ich net mehr von dir hören.“
„Wenn du dich um mich kümmern tust, dann werd' ich glatt wieder ein junger Hüpfer“, antwortet Franz nun übermütig. „Nächste Woche geh' ich zum Tanz und in einem Monat steige ich auf den Watzmann.“
Maria erhob mahnend den Zeigefinger und sah ihren Vater mit gespielter Strenge an.
„Net übertreiben, hörst? Du wirst schön das tun, was ich dir sage“, erklärte sie in dem Tonfall, den sie in den letzten Jahren gegenüber den Patienten angeschlagen hatte, die sich nicht an ihre krankenschwesterlichen Anweisungen halten wollten.
Franz betrachtete voller Stolz seine Tochter und nickte dabei voller Zufriedenheit.
„Ich hab' schon gehört, dass du eine gute, sogar eine sehr gute Krankenschwester sein sollst. Jetzt bin ich mir sicher.“
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Maria ging in ihr altes Zimmer unter dem Dach. Ihr Vater folgte ihr langsam.
„Eines macht mir Sorgen, Madel.“
Maria legte ihre Jacke ab und drehte sich fragenden Blickes um.
„Was denn nur, Vater?“ fragte sie.
„Du hast meinetwegen deine gute Stellung in der Stadt aufgegeben und ich bekomm' doch nur eine kleine Rente. Wovon sollen wir leben?“
„Darüber musst dir keine Gedanken machen, Vater. Das habe ich schon bedacht. Ich werde mir natürlich hier im Ort eine Arbeit suchen. Irgendetwas wird sich schon finden. Wenn es sein muss, gehe ich ins Wirtshaus als Bedienung oder wegen meiner auch als Zugehfrau.“
Franz schüttelte den Kopf und sein Gesichtsausdruck wurde ernst.
„Aber Kind, du hast doch einen so schönen Beruf...“
„...den ich hier net ausüben kann, weil es in Leopoldshofen kein Spital gibt.“
„Dann fragst halt mal bei den Ärzten nach.“
Maria sah ihren Vater skeptisch an.
„Es gibt doch nur zwei und die haben ihre bewährten Helferinnen. Da hab ich schon gefragt, bevor ich herkam... Aber ich werd' schon eine Arbeit finden. Ich bin jung und bin mir für nix zu schad'. Wirst sehen, es findet sich bald eine Stelle für mich.“
Maria warf dem Vater einen möglichst zuversichtlichen Blick zu und ging dann zu dem alten Bauernschrank. Sie öffnete ihn und war überrascht.
„Vater, du hast wirklich all' meine Kleider aufbewahrt, die ich zurückgelassen hab'?“
Franz lächelte. „Ja mei, ich hab mir 'dacht, eines Tags kommst wieder und dann hast nix Anständiges, wenn ich vorher alles fortwerfen tu. Hier bei uns siehst ja sonst aus wie eine Fremde, wenn du deine Stadtkleidung trägst.“
Er deutete auf die Kostümjacke, die Maria auf das Bett geworfen hatte.
„Wo hast denn dein Gepäck?“, war seine nächste Frage.
„Der Koffer war mir sehr schwer. Da hab' ich ihn beim Herrn Eberwein am Bahnhof untergestellt. Er will ihn mir heute abend bringen.“
„Da schau her. Den Max hast also schon getroffen, den alten Pritscher.“
„Warum sagst des jetzt vom Herrn Eberwein?“, reagierte Maria scharf.
„Weil er einer ist. Klatschen und Tratschen tut er. Kein Geheimnis kann er für dich behalten.“
„Ich wüsst' net, dass meine Ankunft eines wär'. Ich hab' immer gedacht, dass ihr Freunde wärt.“
„Freilich, das sind wir, Kind“, erklärte Franz. „Aber trotzdem ist er einer, der gern über andere Leut' reden tut.“
Maria seufzte.
„Ich bin etwas erschöpft von der Reise und möcht' etwas schlafen.“
„Möchtest net was essen?“
„Vergelt’s Gott, Vater. Aber ich bin nur müd' und brauche jetzt meine Ruh'.“
Er strich ihr über ihr blondes Haar.
„Natürlich, das versteh' ich. Ich geh' schon.“
Mit diesen Worten verließ Franz Schönauer das Zimmer seiner Tochter, die bereits eingeschlafen war, kaum dass er die Tür hinter sich geschlossen hatte.
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Erst am späten Nachmittag erwachte Maria aus ihrem tiefen, traumlosen Schlaf. Im ersten Augenblick war sie verwundert, sich in ihrem alten Zimmer im Haus ihres Vaters vorzufinden. Aber dann erinnerte sie sich natürlich sofort daran, wie sie vor ein paar Stunden angekommen war.
Sie erhob sich und suchte im Schrank nach einem Kleid, dass sie anziehen konnte. Schließlich griff sie nach einigem Überlegen ein grünes Kleid, bei dem der Ausschnitt ihren Busen nicht zu freizügig präsentierte und das sie mit einer rot-weiß karierten Schürze kombinierte. Es fand sich auch noch Unterwäsche in einer der Schubladen.
Sie legte alles auf das Bett, zog sich vollends aus und ging über den oberen Korridor ins Bad, um sich unter der Dusche zu erfrischen.
Das Wasser war nicht sehr warm, aber angesichts des heißen Sommertages war es wunderbar, sich so abkühlen zu können. Mindestens fünf Minuten genoss es Maria, die feinen Wasserstrahlen auf ihrer Haut zu spüren.
Erst als sie vom Gang her ein Geräusch hörte, stellte sie die Dusche ab, trocknete sich ab und hielt sich das Handtuch vor die Brust. So spärlich bedeckt trat sie hinaus. Sie dachte sich nichts dabei, denn sie erwartete, ihren Vater anzutreffen. Allerdings war ihr Schreck groß, als sie einen fremden jungen Mann erblickte, der an der gegenüberliegenden Wand lehnte und sie unverhohlen musterte, während ein anzügliches Lächeln seine Lippen umspielte.
Maria wich erschrocken ins Badezimmer zurück, ließ aber die Tür einen Spalt offen und sah den Fremden durch die Öffnung an.
„Wer sind Sie?“, fragte sie mit lautem Entsetzen. „Wie kommen Sie hier ins Haus und was machen Sie hier oben?“
„Willst mich net erst mal begrüßen, Maria?“ fragte der junge Mann in vertraulichem Ton. „Anstatt mir ein Busserl zur Begrüßung zu geben, wie es sich gehört, stellst mir nur lauter unnütze Fragen.“
Maria glaubte ihren Ohren nicht zu trauen.
„Sie sind wohl nicht bei Trost!“, empörte sie sich. „Verschwinden S', sonst ruf ich meinen Vater und der holt die Polizei.“
