September. Fata Morgana - Thomas Lehr - E-Book

September. Fata Morgana E-Book

Thomas Lehr

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Beschreibung

Zwei Väter und zwei Töchter, zwei parallele Lebensgeschichten in den USA und im Irak. Ihre Schauplätze sind weit entfernt, und doch verbinden sie zwei politische Ereignisse: Sabrina stirbt am 11. September 2001 im New Yorker World Trade Center, während Muna 2004 in Bagdad bei einem Bombenattentat ums Leben kommt. Thomas Lehr begibt sich in seinem grandiosen, vielschichtigen Werk auf eine literarische Grenzwanderung zwischen zwei Kulturen. In einer verdichteten, lyrischen Sprache erzählt "September" vom Islam, von Öl, Terror und Krieg und von zwei Frauen, die stellvertretend für die Opfer dieses Konflikts stehen.

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Thomas Lehr

September

Fata Morgana

Roman

Carl Hanser Verlag

Der Autor dankt dem Deutschen Literaturfonds e.V.

für die Unterstützung der Arbeit an diesem Werk.

eBook ISBN 978-3-446-23671-4

© Carl Hanser Verlag München 2010

Satz: Greiner & Reichel, GmbH

Datenkonvertierung eBook:

Kreutzfeldt digital, Hamburg

Unser gesamtes lieferbares Programm

und viele andere Informationen finden Sie unter:

www.hanser-literaturverlage.de

Für Dorle

und für Fadhil,

von denen ich nicht genug lernen kann.

Die Geschichte ist der Irrgarten der Gewalt.

                            Johann Wolfgang Goethe

I. Das Schiff

September 2001

An dieser Welt bleib ich doch immer kleben,

An ihr erlahmt mein noch so hohes Streben,

Kein Wissen, das mich über sie erhebt,

Und kein Verstand, um ohne sie zu leben.

(Omar I-Khajjam, Die Sinnsprüche Omars des Zeltmachers)

Und ich sage jedem Mann und jeder Frau:

Lass deine Seele kühl und gefasst vor einer Million Universen stehen.

Und ich sage allen Menschen: Seid nicht neugierig auf Gott,

Denn ich, der neugierig auf alles ist, bin nicht neugierig auf Gott.

(Walt Whitman, Grasblätter)

Muna

Unsere Geschichte

hängt in der Luft in der Nacht

Schwester denn du beendest sie nicht ihr seidener Faden hält unser Leben unsichtbar im Dunkel wer ihn zerschneidet

braucht es nicht gewusst zu haben

immer schon wunderte es mich weshalb es den König nicht störte dass Dinarasad jede Nacht unter seinem Bett lag und ich fragte mich auch um was für ein Bett es sich handelte damit sie darunter liegen konnte ich denke es mir oben wie einen kleinen Palast aus Seidenkissen Flamingofedern schwellendem Purpur Rosenblättern und Zungen und darunter den Staub die Knochen die Spinnweben ich habe keine Ahnung wie sie die Schlafstätten der Könige bauten

im Inselreich von Indien und China

im Fernen Osten in dem es noch exotischere Märchen geben soll als hier in Bagdad nirgendwo fantasiert man besser als unter dem mächtigen Bett meines Großvaters (ich kannte ihn nicht er starb ein Jahr vor meiner Geburt und war eine Art Radio- und Fernsehkönig) in seinem Haus in Wasiriya in dem ich mit Sami Verstecken spielte um auch ihn so oft unter jenem Bett zu finden in dem meine Großmutter alleine schlief schon seit mehr als tausend Nächten

an jenem Tag vor drei Wochen an dem ich

siebzehnjährig

nur aus Spaß noch einmal das Versteckspiel wiederholte (allein) dieses Sich-Begraben am helllichten Tag Skorpion im Wüstensand während draußen im Innenhof seit Stunden die Hochzeitsgesellschaft tafelt trinkt tanzt liege ich noch einmal unter dem nach Rosenwasser Lavendelsträußchen Moder und getrockneten Orangenschalen riechenden Bett der Spaß den ich mir machte war aber nur die Flucht

vor der Flucht es war doch so dass ich den kalt triefenden Blick (Spucke auf Eiswürfeln) des Majors nicht mehr ertrug dieses angeblichen Freundes des zu allem lächelnden Bräutigams meiner Schwester

still lag ich unter dem Lattenrost im Grab der verwitweten Frauen ich wünschte mir Sami an meine Seite noch einmal als Zehn- oder Zwölfjährigen vergnügt ohne Angst zu allem bereit dann hätten wir dem Major heimlich Salz in den Arrak geschüttet oder gar hineingespuckt in den Nebel den er trinkt das Glas strahlte im Innenhof für eine Sekunde so leuchtend weiß auf wie das perlenbesetzte Kleid meiner Schwester Täubchen sagte er zu mir wie zu einem Kind und streifte scheinbar versehentlich mit dem Ellbogen meine Brust Täubchen und ich sah den kurdischen Jungen am Rand des Saadun-Parks vor mir der die Federn aus einer von einem Auto angefahrenen Taube riss aus mir als liefe das Blut

aus meinen Brustwarzen

die ich jetzt mit flachen Händen schütze während der Rost unter der großen Matratze sich biegt Schwester fast stößt er mir ins Gesicht auch dich nennt er Täubchen Jasmin diese Stimme gerade als ich unter dem Bett wieder hervorkriechen wollte ich muss dich jetzt haben heute hier als Braut es ist vielleicht das letzte Mal glaub mir ach was Kasim wird nichts merken ich werde mit ihm saufen bis er seinen Hosenschlitz nicht mehr aufkriegt leg dich doch mein Täubchen

und wie du muss ich die Beine öffnen die Knie nach außen drehen den Kopf abwenden als wollten mich die schwingenden Latten (grau staubig hart) küssen mir Nase und Zähne brechen

ihr

das Ungeheuer

gegürtet mit federnden Spanten

der König Tod in dir sein Pfahl ich sah ihn nur als Stein Onyx eines Gottes in einer Vitrine und als schlackerndes Anhängsel meines Bruders bevor er zur Schule ging wiegt er dich (von innen) was weiß er schon von deinen Schätzen Schwester was für ein stöhnendes Kamel ihr geworden seid in einer Wüstennacht Kamel mit zwei gegenüberliegenden Buckeln

Tauben

in der Nacht weiß schwarz schwarz weiß

Nacht vernagelt mit ächzendem Holz brecht nicht die Knochen meines Gesichts meine Rippen unter fröstelnder Haut unter dem Ansturm des Rosts des Saurierbrustkastens in dem ihr wütet Rippe an Rippe ich spüre euer Herz das Herz eines roten Ifrit es könnte ein Schiffskiel sein der über mich hinwegfährt der ganze Rumpf eines Schiffs der Lattenrost zurechtgebogen neu verfugt vergrößert hoch in der Luft Schwester

euer Bett ist

das Segelschiff deiner verräterischen Liebe

in einem rauschenden Himmel hinter meinen geschlossenen Lidern sehe ich unendlich weit als wäre eure Dau von einem Hafen inmitten der Wüste direkt in den Himmel ausgelaufen Sand trockene Körner rieseln auf meine Wangen welche Figuren nur bewegen sich in den geblähten Segeln unter den steilen Rahen machtvoll bläst uns der Wind hinauf oder zieht euch die Gier des Königs der in grünem Öl badet empor was träume ich es ist

nichts es ist

nur der Major der in meiner Schwester

brennt

wie hält sie es aus (entweder den Falschen zu heiraten oder sich benutzen zu lassen oder zwischen zwei Lügen zu leben) spritze daneben sagt sie plötzlich so kühl als stünde sie in ihrem Labor neben einem Laboranten mit einer Destillierflasche in der Hand während der

Taubenschlächter

den siebten Himmel durchpflügt

unter mir

die ich unter eurem Kiel treibe wie der helle Schatten eures Ankers

sind sechs Himmel und sieben Erden auf dem Rücken des Stiers der die Hufe auf den Fisch gestellt hat im letzten Wasser des schwarzen Meeres das auf der Dunkelheit ruht vergiss

alles vergiss alles

ich

müsste jetzt meine Stimme erheben und sagen: Erzähl mir eine Geschichte Schwester

aber du

bist in einem anderen Land

Sabrina

An einem leuchtenden Morgen beim Frühstück im Haus auf Long Island

mit Blick auf einen Streifen Sand einen Streifen Meer eine schmale Himmelslinie die Flagge Sommer im weißen Lackrahmen eines Küchenfensters es ist ein schön hinausgedehnter Sommer ein Immer-noch-Sommer fast wolkenlos mit dem Versprechen auf erträgliche Hitze an diesem Tag die Haut die Knochen noch durchglüht von Erinnerung der Duft von Sonnenmilch und Gras Sandkörnchen im Ohr unter den Fingernägeln zwischen den Zehen

aber warten wir nicht mit der ersten Geschichte des ersten Tages während du unter uns dahinfliegst mit dem Rücken zur Erde unter dem Kiel des Himmelsschiffs

meine Mutter Amanda

(zwei Wochen ist es her) sie war rasch aus ihrem Sportwagen gestiegen und hatte die Handbremse nicht oder nicht genügend angezogen so dass er leer und lautlos wie ein Spielzeugauto rückwärts die Auffahrt hinabrollte zwischen einem radelnden Jungen und einem gelben Lieferwagen hindurch über die vollkommen ruhige Straße genau zwischen die Pfosten der Einfahrt des gegenüberliegenden Hauses und dort auch in die Garage hinein wie perfekt einparkend jedoch viel zu schnell auf die Werkbank voller Flaschen Lackdosen Kanister mit Säuren und Lösungsmitteln zu und die Erinnerung an jenen Tag verwandelt sich mit einem ohrenbetäubenden Knall (die Rückwand der Garage vielleicht auch die seitliche Fensterreihe die Wellenfläche des Dachs wie ein berstender Teich) zu einer glühenden geballten Faust

ich besuche dich durch

einen Turm aus Feuer Schwester

so leicht wie nur ein

Gedanke

so wie ein helles weißes Licht die Laser-

Fee aus gleichmäßig tanzenden Atomen mitten

durch eine Explosion durch eine Feuersbrunst durch einen kochenden Planeten eilen kann

unser fliegendes Schiff verwandelt sich

zu weißer Asche hoch in der Luft leise segelnd vorsichtiger als alles andere auf der Welt es zerfällt so rasch wie eine Idee eine Geschichte ein

Leben

Schwester vieles stellen wir uns falsch vor nur weil wir zu wenig Geschichten hörten unter dem Bett durch die Matratze siehst du vielleicht nur dich selbst auf der anderen Seite in

meiner weißen Haut

als deinen eigenen Traum vom tödlichen König wir müssen alle Geschichten kennen den großen Reigen auf der Erde dann siehst du auch den dunkelblonden Jungen der aus dem Haus läuft dessen Garage in Flammen aufging wie durch den Schleier

eines Traums er ist zu Tode

erschrocken er glaubt vielleicht ein Krieg habe begonnen

brennendes Öl ein Feuerengel der mit einer weiteren Explosion die Glasfront des Wintergartens sprengt ein Bote der immer das Ziel findet aber noch einmal vertrieben werden kann denn alle helfen mit sämtliche Nachbarn der herbeigeeilte Liebhaber meiner Mutter die Eltern des Jungen die Feuerwehr endlich die hier noch einmal eine leichte Übung hat

niemand ist

zu Schaden gekommen man sitzt beieinander neben den gelb gestreiften Rittern des F.D.N.Y. Erics Mutter neben meiner Mutter zwei vollkommen verschiedene Frauen mit der nahezu gleichen Frisur (sie gehen beide zum besten Damenfriseur der nächsten größeren Stadt und werfen sich in all der Aufregung doch immer wieder einen peinlichen Spiegelblick zu) die gepflegte mollige Hausfrau aus der Vorabendserie erschrocken und rosarot um Fassung ringend dagegen Amanda aus dem Abendprogramm des Fernsehers Leben wo man kalte schöne Managerinnen zeigt aber sie ist doch ein wenig aufgelöst für ihre Verhältnisse und seltsam heiter

Heiterkeit ist der Bote des Schmerzes

sagt Emily

in meinem Kopf in meiner Brust

so leicht und einfach und sie dreht sich gelassen um und verschwindet in ihrem Zimmer ohne die Tür ganz zu schließen

(spucke Blut du bist verletzt!)

regelrecht ausgelassen erscheint mir Amanda vielleicht weil ihr endlich einmal etwas schiefgegangen ist und wenn es nur für mich wäre denn ich denke plötzlich dass ich das von ihr lernen möchte so elegant so menschlich einfach ein Versagen einzugestehen in der weißen Sommerhose und dem malvenfarbenen T-Shirt in dem offenkundig wird dass ihre von Sommersprossen und Leberflecken gepunkteten Oberarme nicht mehr die Spannung von früher haben so entspannt entwaffnend so als könnte sie im nächsten Moment auch den freundlichen untersetzten Mann mit dem gelichteten Haar und der betont sportlich-lässigen Kleidung diesen wie von sich selbst erfundenen typischen Long-Island-Drehbuchautor vorstellen als

gestatten mein Liebhaber Lesley

entwaffnend entschuldigend weil er ihrem zweiten Ehemann ähnelt aber eigentlich weniger gut aussieht als dieser

aber ihre Verhältnisse und Manöver stören mich heute nicht so sehr der Brand- und Aschegeruch des Unfalls lässt alles zugleich falsch und richtig erscheinen man weiß einfach nicht mehr was stimmt und lehnt sich müde und doch seltsam erregt in die blaue rauchige Luft so dass man sich leicht an einer fremden Schulter wiederfinden könnte

stell dir vor

wird Eric in einigen noch ganz unvorstellbaren Tagen zu mir sagen dass sie einfach nur einen Freund braucht jemanden mit dem sie reden kann wenn dein Stiefvater nicht da ist vielleicht ist das alles nur eine

Projektion

und er wird grinsend einen Zeigefinger heben also befreie dich lieber selbst und komm mit nach L.A.

schließe die Tür von außen statt sie halb geöffnet zu lassen als Abstoßung als Anziehung als Zumutung für deine irritierte Umwelt aber jetzt

reden wir zum ersten Mal miteinander nachdem wir uns zuvor nur verstohlen beobachtet und verlegen gegrüßt haben

die Nachtigall

fliegt zur Rose Schwester

er hat so freundlich unordentlich geschnittenes Haar seine Ohren stehen zu weit ab so dass er nicht zu hübsch wirkt nicht zu glatt er hat ungleich lange Fingernägel (rechts länger der Mann spielt Gitarre Watson) keine Haare im Brustausschnitt seines hellblauen kurzärmligen Hemdes

der Feuerwehrzug steht ruhig vor unserem Haus die Versicherungsgesellschaft werde alles regeln er könne sich schon einmal ein neues kaufen sagt meine Mutter und Erics linke Schulter berührt mich tatsächlich als wir am Ende noch einmal das unsinnig verbogene unter dem Ruß glänzende Skelett seines Rads betrachten du könntest dir vorstellen

ein Wesen aus Asche und verkohlten Resten zu sein ein fast nicht zusammenhängender Körper der in dem Augenblick stirbt in dem ein Lebewesen auf ihn tritt der drei Sekunden existiert oder auch dreitausend Jahre

wie heißt du eigentlich

fragt Eric sanft

Begrüßung

Mein Schleier, Liebster, ist mein Haar.

Lüfte ihn und sieh.

Meine Lippen flüstern dich.

Berühre sie und flieh!

Martin

Die Glücklichen sollten klug sein und fünfmal am Tag (wie ein guter Moslem betet) spüren dass ihr Leben gelingt wie

ein Kinderspiel

so hätten sie noch immer einige gute Stunden

vor der Vertreibung ich atme ruhig ich gehe in die Küche und koche Kaffee mit einer deutschen Maschine die ich noch vor Kurzem so reflexhaft in der Ipswich-Mall als wahrscheinlich gute Qualität kaufte wie es die meisten Amerikaner auch getan hätten ich gestehe mir ein (entgegen dem Widerwillen einer unvorstellbar nahen Zukunft) dass ich froh bin das Haus wieder für mich zu haben denn obwohl ich noch zu wenig über Mohammed und Marianne weiß habe ich

Suleika

schon längst gefunden und bin ihr erlegen und staune und bin dankbar für den Sturm den sie (auch nach drei Jahren noch ganz leicht) in mir entfacht für die plötzlichen Anfälle von ruhiger gelassen einige Bücher oder einen Stuhl beiseite schiebender eine Schürze den Rock ein sonnengebräuntes weiches Bein hebender Gastlichkeit in der Küche oder auf der schmalen Treppe (dort verunglückend und wie halb noch gefesselte Flüchtlinge aus der Gefangenschaft unserer College-Professoren-Seriosität in die verblüffte junggesellige Arroganz meines Leseschlafzimmers stolpernd)

jetzt bin ich noch

und schon

ganz allein ich ärgere mich (zum schrecklichen letzten Mal) über Sabrina über ein abhanden gekommenes Buch ich stehe (schon versöhnt) in ihrem Zimmer ihrem einstigen Mädchenzimmer seit sie in Cambridge studiert ist sie nur selten hier gewesen alles scheint unverändert wie konserviert in dem eigenartigen Übergangszustand zwischen chaotisch-märchenhafter Mädchenwelt (frühe Poesiealben und alte Disney-Comics treue Plüschtiere das Poster eines weiblichen Rockstars) und der erst auf den zweiten Blick eingängigen gewissermaßen heimlichen Ordnung einer jungen Frau (chronologisch eingestellte National-Geographic-Magazine Lehrbücher Songbooks Romane Lyrikanthologien PC-Manuale CD-Stapel) es gibt aber noch den jetzt fast freien Platz im Bücherregal unter den sie auf meinen ironischen Vorschlag vor einigen Jahren hin ein handbeschriebenes Etikett klebte

Geklaut von Papa

hier finde ich auch meine Hafis-Ausgabe die einzige die halbwegs erfolgreich versucht die arabischen Metren ins Deutsche zu übertragen und dann werde ich

sanft

wie von einer Mädchenhand (es ist die einer jungen Erwachsenen) zurückgedrängt aus dem schon versiegelten schon unberührbaren Bereich und wende mich vergnügt ab eine Tochter die dir Bücher stibitzt ist eine Gestalt aus einem Märchen das du dir früher nicht einmal erträumen konntest ich werde das Frühstück verschieben es ist der fast wolkenlose Morgen

des letzten Tags

es ist acht Uhr ich schnüre meine Laufschuhe ich nestle an den Bügeln meiner Sportbrille zwischen Ohrmuscheln und kurz geschorenem Schläfenhaar (silbrig gestreift wie ein Dachspapafell sagte sie) und trete auf die Holzveranda hinaus mit Blick über eine große Rasenfläche auf die North Pleasant Street der Vorgeschmack von Herbst liegt schon auf den Lippen ich denke mit Vorfreude und einer gewissen andächtigen Hilflosigkeit oder Ehrfurcht an die fünfte Jahreszeit die die Hügel rings um die Stadt mit feurigen Laubdecken überziehen wird (das Blut des Großen Bären wie es in den Indianerlegenden heißt) mit Wirbeln aus honigfarbenen grell orangenen fleischroten violetten hellbraunen kastanienbraunen umbrafarbenen

Blättern

die auf den blauen Spiegelbahnen der Straßen treiben die als raschelndes Flammenmeer die weißen Holzhäuser einschließen ihnen einen fast erhabenen Glanz verleihen als wären ihre lackierten Bretter Marmor als hielten die rosafarbenen Steine und der Zuckerbäckergips an den städtischen Gebäuden jahrtausendelang oft setze ich mich dann ins Auto und fahre aus der Stadt zum Metacomet Trail oder auch bis zum Holyoke Park ich laufe viel und meine längsten und einsamsten Strecken in dieser traumlos schönen Jahreszeit die ein Glück durchsetzt mit unfassbarer leiser Verzweiflung für mich darstellt schon immer vielleicht notwendigerweise einfach nur so etwas wie ein Geburtsfehler des nein eigentlich jeden Idylls

wie die feinen Bruchlinien die Haarrisse die sich nun im tiefen Muranoglas des Himmels abzeichnen nicht wegzuwischen nicht zu beseitigen außer durch

Vergessen oder es sind

Risse im Glaskörper meines Auges Risse aus der Zukunft weil du nicht erträgst wie bruchlos die Vergangenheit dir einmal erscheinen konnte als ich die Hafis-Ausgabe in Sabrinas Zimmer suchte fiel mein Blick zum ersten Mal auf einen Schuhkarton auf dessen Deckel sie zwei Postkarten befestigt hatte eine zeigte in Schwarzweiß eine ägyptische Sängerin mit einer Art Fez auf dem Kopf wohl eine Aufnahme aus den fünfziger Jahren während die andere farbig und aktuell war ein Werbegag eines kalifornischen Winzers unter der Aufschrift Really Dry Red Wines sah man eine Wüstenlandschaft und im Vordergrund an einem steinernen Tisch einen Orientalen im Burnus mit kurz geschorenem weißen Haar und schwarzem Schnurrbart der auf ein leuchtend rotes Glas Wein blickt ein ausdrucksvoller ernster Mann in meinem Alter etwa und es schien mir nicht zufällig denn vor Monaten hatte ich Sabrina erzählt dass ich jemanden bräuchte um Zutritt zum Orient zu finden und dabei an einen Kollegen vom Middle Eastern Studies Department gedacht den ich endlich ansprechen müsste einer kulturellen Hilfestellung wegen ich glaubte ich bräuchte nur einen Blick (nicht den Inhalt der Schachtel) einen Ratschlag eine Bücherliste aber jetzt benötige ich viel mehr als einen Kollegen nämlich

Hafis

(einen Bruder)

auf einem Holzstuhl vor dem steinernen Tisch das Glas gefüllt mit dem flüssigen Rubin Herzblut des Engels der uns einmal die Augen öffnen wird am Ende des Schlafes Leben ich brauche jemanden der mir das alles zu verstehen hilft eine

Spiegelung (1)

In meinem Glas das Spiegelbild,

das nicht erklärt, wie es entstand.

Ein Ornament aus Zeit, aus Licht,

der vage Puls in meiner Hand.

In meinem Haus ein Skorpion,

der sich den weißen Stachel JETZT

tief in den eignen Nacken stieß,

bis ihn im Schlaf das Flugzeug fand.

Auf einem Himmelsblatt aus Wein

schwebt still von Ost nach West der Traum.

Der Flug, der Stahl, das Öl, der Tod.

Ein Finger schreibt es an die Wand:

Aus Blut wird Glas, aus Glas wird Sand.

Tarik

Schnippe an das Glas es genügt um

auf die andere Seite zu kommen die feine Spiegelfläche löst sich auf und findet

umgekehrt

wieder zusammen wie aus tanzenden Scherben im Inneren des

Gegenblicks der langsam zu sich kommt eben in jenem weißhaarigen schwarzschnurrbärtigen Typ (really dry) dessen Lider sich mühsam heben der auf die friedliche gelöste von rosenholzschwarzen Wellen umflossene Landschaft blickt in der er immer zuhause sein wird ganz gleich wo er sich befindet

Faridas Gesicht

verschwindet noch einmal hinter einem (verdammt subjektiven) Schleier

ich falle zurück um fünf Uhr morgens noch einmal in trüberes stilleres verstecktes Leben sieh auf die Spiegelfläche wie auf Wasser wie auf verschleierte kühl fiebernde Luft in der die Gesichter zu Flundern werden zu anderen Plattfischen

Hafis

glaubte er wäre ein Vogel

aus dem Paradies und sein Körper sei Staub der ihm die Sicht auf jenen Garten Ridhwan nehme auf den goldenen Baum den Juwelenzweig auf dem er sitze

dann ist der Körper meines Körpers ein Fisch im Untergrund der Untergründe dem Wasser nämlich das alles bestimmt vor zehntausend Jahren schon und noch immer lass mich los mein Freund und ich klatsche zappelnd in eine der beiden großen Arterien dieses Landes dessen Grenzen die Engländer erfunden haben (der Großvater meiner Frau lebte in Basra und man fragte ihn wie die Eroberung durch die Engländer gewesen sei aber er hatte keine Engländer gesehen nur englische Flaggen und Schiffe und Uniformen derer sich die Inder bemächtigt hatten) bei denen es immer regnet und deren Land überall von Meer umspült wird weshalb sie nicht so recht begreifen wie angenehm es ist wenn die lächelnden Nachbarn im Norden an der Kehle des Wassers mit den Messern spielen und im Süden das Euter zum Golf zwischen Persien und Kuwait gequetscht wird sie dachten einfach zu viel an Öl und schenkten uns bald Mossul mitsamt seinen wütenden Kurden und 1001 höhere Beamte aus England und schließlich einen neuen König aus dem Hedschas den wir einsichtigst wählten nachdem 10 001 Aufständische das Leben gelassen hatten das Paradies ist so nah bei uns wie im Märchen und wie der Gedanke dass man mit Gewalt jedes Problem in kürzester Zeit lösen kann oder wenigstens

hinüberschaffen

im Paradies jedenfalls fließen die Bäche und wenn wir uns dort treffen wollen dann nimm den anderen Fluss mein Bruder als Fisch als Kampfschwimmer als mit High-Tech vollgestopfter Spürkarpfen der seine Teleskopaugen ausfährt und die zarten elektronischen Fühler durch den Schlamm zieht auf der Suche nach Sprengköpfen und Dosen mit chemischen Waffe nimm den Euphrat durch die Kalkstein- und Marmorschluchten im Norden (aufschäumend eiskalt kochend zwischen Felswänden mit den eingemeißelten Figuren der alten hethitischen Krieger und Könige und den protzigen Reliefschriften immer nur zeitweiliger Eroberungen beides übersät mit historischen Schussnarben die vom Kunstsinn und der Wut der Bergvölker zeugen)

der Euphrat ist der große wilde Mutterfluss aber er wird mir zu fromm in der Mitte wenn er an den auferstehungssüchtigen Leichenfeldern von Kerbela und Nadschaf vorbeiströmt wohingegen ich im träge sich windenden Tigris außerordentlich männliche Phänomene beobachten kann wie das Aufblitzen der Jagdbombergeschütze am 36. Breitengrad entlang der Flugverbotszone (glucksende Vibration des Wassers bei der Zerstörung ufernaher Raketenstellungen) wie den U-Boot-ähnlichen Schemen eines Walfischs der Sorte welche Jonas nach Ninive transportierte (noch findet man dort den Originalschwanz oder -zahn des Tieres) wahrscheinlich war es nur ein Riesenkarpfen wie ich einer bin aufgebläht zu biblisch-koranischen Dimensionen in welchen schon lange der

GROSSE SOHN

und Killer von Tikrit über uns schwebt

über uns auf dem Wasser trudeln jetzt die unförmigen massiven Kalaks aus luftgefüllten Ziegenhäuten wie eine Silhouette SEINER zeitlebens schlecht gelaunten militanten Mutter (sie schrie sie werde den Teufel gebären als ER aus ihr herauswollte) ein falsches Wort über sie und

du badest in Säure

mit unseren Fischlippen sollten wir ihr blankes Mausoleum putzen

das lausige Nest aus Lehmziegelbauten aus dem fast die ganze Bande gekrochen ist die uns regiert Saladin wurde hier geboren und ein historisches Augenblinzeln später ER unter dem Vorbild seines Nazi-begeisterten Onkels immer endet es in Strömen von Blut gib einem wahnsinnigen geprügelten Kind eine Pistole vergiss dass es schlau und skrupellos ist verschmähe es aus der souveränen Perspektive viel klügerer und gebildeterer Parteigenossen bis es dir den Lauf zwischen die Zähne stößt sieh den naiven blauen Himmel durch das Loch in deiner hinteren Schädelwand

sinke in den Schlamm

gleite stumm über die zerbrochenen Skelette durch die Schlingpflanzen die an deinen alten eisernen Schuppen zerreißen in den verzweifelten Windungen des Flusses bis

Licht

in dein trübes Auge strömt und du hinabstürzt durch eines der geöffneten Fluttore bei Samarra (einmal war das Land klug genug einen fünfzig Meter hohen Turm zu bauen um den fünf Mal eine spiralige Rampe läuft einmal war es klug genug mit Öl Wasser zu kaufen zu stauen umzuleiten in riesige Becken zur Versorgung der Denkverbotszone)

ich könnte die zappelnden Beine des Jungen sehen der ich gewesen bin schwämmen wir in den fünfziger Jahren durch den fast noch sauberen zinnfarbenen Strom durch die geschichtstrunken sich windenden Mäander des Wassers bei

Bagdad

als Jungfisch sähe ich den grün bewachsenen Brückenpfeiler der über der Wasseroberfläche in die Sommerhitze taucht wie kleine Frösche klammern wir uns an Steinvorsprüngen fest einer will höher hinauf als der andere unsere trockene warme Jungenhaut reibt sich aneinander mit dem Vergnügen dass der andere lebt Kraft hat wie du und klettert ich sehe meine beiden Propheten an den Stein geklammert den dünnen Ali mit seinem vornehmen ägyptischen Gesicht dagegen Husseins breites gutmütiges Lachen als trüge er schon den künstlerischen Bart seiner Erwachsenenjahre wir sind zwölf Jahre alt die englische Zeit endet gerade denn die Leute sind hier nach vierzig Jahren Ausbeutung und Bevormundung doch etwas wütend geworden sie erschossen den König und seine Familie sie schleppten den toten Regenten durch die Straßen und erkannten den ewigen Ministerpräsidenten den größten Freund der Engländer als er in Frauenkleidern zu fliehen versuchte lynchten ihn begruben ihn exhumierten ihn und rissen die Leiche in Stücke dies war nicht die feine englische Art mein Freund sondern die irre die sie hier sehr unenglisch gefördert haben aber wir sind das schon gewohnt denn

wir sind alte Karpfen geworden

verschrammt mürrisch zäh schlau feig unter Umständen auch schon tot

und ich fächle dahin als 1,80 Meter langer Schabbut und zögen sie mich jetzt heraus bestünde ich auf der ehrwürdig perversen Zubereitungsart bei der man mich mit Zitronenblättern Granatapfelkernen Petersilie und Kreuzkümmel füllt um mich (den Kopf in einem wassergefüllten Gefäß den Bauch mit ölgetränktem Leinen umwickelt den Schwanz in Baumwolle gesteckt) in einem Stück zugleich zu kochen zu braten und zu backen

so fintenreich

erledigt man uns hier

schwimme im Euphrat weiter nach Süden wetteifernder Bruder meine kundige Tochter Muna sollte dir etwas über Babylon und Uruk und Ur erzählen die alte Trauer die toten Libellen des Gilgamesch treiben dir auf dem Fluss entgegen aber

das Paradies liegt nun zwischen uns

das Schwemmland in dem ich dir etwas über Hafis berichten würde auch wenn er kein Iraker war

klingelte nicht mein Wecker in zwei Minuten und stellte ich ihn nicht ab bevor er Farida aus dem Schlaf reißt erwache und erhebe dich Tarik und

wandle in die Küche im Pyjama denn das hier ist

Pyjamaland

am Morgen (schieße fröhlich mit der Schrotflinte in die

Decke) nimm deinen Arztkoffer von der Truhe aber

leise

Sabrina

Mit geblähten Segeln

aus dem Himmel fallen

noch einmal war ich am Meer und dachte an ein mögliches Gedicht Montag am Strand (Montagmorgen am Strand? Montag am Meer?)

dein Schiff

Schwester könnte vom Himmel herabsegeln und

leise

auf dem fast glatten noch graublauen Schild des Atlantik vor Anker gehen ich würde hier am Strand auf dich warten zusehen wie du auf einem kleinen Boot herangerudert wirst von

Mamelucken?

ägyptischen oder nubischen Dienern schwarzen Männern jedenfalls mit gewaltigen schwarzen Armen Seidenjäckchen Ohrringen und Turbanen glänzend geschminkten Gesichtern in jeder Pore

Hollywood

wie ich es von Kindesbeinen an vor dem Fernseher einatmete den unermüdlich flackernden Dunst der tausendfachen falschen Dschinns die nie aus ihrem Glas entweichen

(erstickten sie doch am beißenden Sauerstoff

der Wirklichkeit)

du musstest fliehen Schwester du brauchtest

Asyl

aus nie ganz ersichtlichen geheimnisvollen todernsten Gründen und auf ähnlich unterirdische Weise warst du mit mir verwandt eben eine Schwester (im gleichen Alter ein Zwilling aus einem anderen Körper) die an meiner Seite lebte mit mir zur Schule ging jede Mahlzeit mit mir teilte und in meinem Bett schlief der ich wie einem eigenwilligen stolzen mit Goldkettchen Münzschnüren (völlig lautlosen) Glöckchen silbernen Schleiern verhängten Schatten alles was ich tat vormachen und erklären musste in einem unauflöslichen Geflecht aus Lust und Leid (eine auf mich angewiesene Zeugin für alles und jedes zu haben

das immergleiche stumme aber vollkommen deutliche ablehnende Urteil lastete auf mir denn nichts war dir gut genug und nichts konnte dich beeindrucken)

ein ganzes Jahr lang träumte ich von dir

der arabischen Prinzessin

trug dich mit mir herum wir lebten noch alle (Martin Amanda und ich) zusammen in Amherst ich war elf Jahre alt die Paris-Reise lag noch in der Zukunft ich las zu viel und war zu viel allein ich stieß meine besten Freundinnen vor den Kopf mit

deinem Stolz

oder dem Phantom des Stolzes das ich mir von dir lieh für die ich keinen Namen finden

wollte

an deren stummer störrischer schöner Fremdheit ich litt um sie in mich aufzunehmen um etwas Ähnliches in mir wachsen zu lassen vielleicht hattest du fliehen müssen weil du die Nächste warst mit der ein König Schahriyar ihre letzte Nacht verbringen wollte und ich behütete dich ich schützte dein Leben und las und las um in dem Augenblick in dem er uns finden würde vor ihn hinzutreten und ihn aufzufordern die Nacht mit mir zu verbringen und ihn einzuspinnen in das wunderbare

Garn meiner Erzählungen

aber die Ohnmacht der Stolz die arabische Prinzessin

war ich als

die Angst vor der Trennung von Martin und Amanda der Versuch ihnen zu zeigen dass sie mich verletzen würden

mit neunzehn begreifst du das allmählich es ist von heute aus betrachtet fast leicht

dem Meer den Rücken zu kehren (ein besserer Titel für das Gedicht?)

auf das weiße Gebäude zuzugehen das Sommerhaus das dreimal so groß ist wie unser altes Familienhaus in Amherst und cottage heißen muss da hier noch ganz andere Paläste zu Hütten werden eine flache grasbewachsene Düne steigt (wie der fahle Rücken eines mageren afrikanischen Büffels) gegen eine höhere an auf der Hagebuttenhecken mit grellrot leuchtenden Früchten den Weg zu Schlangenlinien zwingen

von dort oben

sehe ich doch noch einmal zurück Richtung Strand in die vergangenen Tage Silber fliegende Gischt hochschäumende Wellen es war heiß und oft stürmisch ein sprühender energischer Noch-einmal-Sommer in der blendend verschleierten Gegenlichtluft bewegten sich die Schemen der Badenden wie in einer fröhlichen Hypnose (sie hören sich nicht sie scheinen keine Absichten mehr zu haben) ich selbst bin im Vordergrund als könnte ich noch weiter im Vordergrund sein und mich beobachten in den schattenhaften wie betäubten Farben ein schlankes (erwachsenes) Mädchen mit rotem (fast grau erscheinenden) Badeanzug mit nassen Haaren erstarrt in einer schwungvollen Geste die langen Arme halb vom Körper gestreckt und mit gedrehter Hüfte als hätte ich gerade einen Frisbee geworfen hin zu

Eric

der mir in den flachen Wellen entgegenkommt lächelnd mit hängenden Armen und ich erschrecke für eine Sekunde als hätte ich wirklich etwas geworfen das ihn verletzen könnte ihn ins Gesicht treffen oder am Hals den ich küsste wir

versteckten uns manchmal

liegend

hinter unseren Badematten vor den herangepeitschten Sandkörnern vor den Blicken lagen wie in einem Strohkorb den ein riesiger Vogel übers Meer trug schließ nur einmal die Augen Eric

während die eilends herbeigerufenen Bauarbeiter (in East Hampton ist eine schwarz verkohlte Garagenruine recht unpassend) den Schutt beseitigten und leise und diskret in der vornehmen letzten Dorfstraße vorm Strand eine neue schmucke Autohütte (Garagenpalast) errichteten

in diesen zwei Wochen in denen nicht mehr nicht weniger geschah als

der sanfte kaum spürbare

Austausch

des Planeten unter unserem Strandstreifen es

fühlt sich so befreiend und beängstigend an es ist aber doch (zunächst) nicht mehr als eine Absicht ein kleiner Ausbruch ich schwänze nur die erste Woche des neuen Semesters

die Erde wird sich nicht verschieben

sagt Eric

du kennst sie doch

verdammt denke ich es hätte geholfen es wäre besser gewesen wenn wir …

aber du schläfst nicht (und ihr wirklich nie? Schwester?) das erste Mal mit einem Freund wenn du gerade

blutest

es hätte nichts geändert gib es zu es wäre nur etwas weniger verrückt etwas weniger romantisch wie dieses wie todsichere Versprechen auf uns selbst auf eine Intensität und gemeinsame Lust die noch nie da war Schwester es ist wenn du aus deinem Schmerz deinem Stolz

herausgehst

aus dem Winkel

in dem du dich verkrochen hast es ist so absurd so schwer zu sehen wenn dieser Winkel doch ein großes helles Zimmer im ersten Stock ist in dem du zwei Jahre lang wie in einem erträumten oft auch traumartigen Exil lebtest mit Blick zum Meer wie ich es mir als Kind oft gewünscht hatte in unseren Ferien in Rockport

immer weiter am Meer

leben zu dürfen

die arabische Prinzessin

kehrte zurück

in mich in dieser Zeit als ich meiner Mutter Amanda folgte mit dreizehn in Seymours Sommerhaus einzog auf Long Island in dem ich alles wunderbar finden sollte das ist Mrs Donally willst du ein Pferd sie kocht wunderbar sie sorgt für dich und dein Pferd wenn wir beide in New York City sind nein rief ich denn ich will ein Kamel so sieht Mrs Donally nämlich aus ich bekomme ein Kamel das ein Pferd kocht

schon einmal aber fand ich die Kraft von hier wegzugehen als ich nämlich wieder zu Martin nach Amherst zog und wieder ruhig wurde und normal nur

ernster

und deshalb kann ich jetzt leichteren Herzens eine Zeitlang hier wohnen in den Ferien oder am Wochenende und ich kann lange Zeit wieder von hier verschwinden also weshalb

macht es mich so nervös ich

gehe nur für zwei Wochen nach Kalifornien ich muss zur Vernunft kommen ich muss etwas finden das mich wieder auf die Erde bringt (nach diesem Urlaub wenigstens) die ich doch

studiere

Muna

Etwa von unserem lautlosen

Luftschiff aus

Schwester getrieben von

Fantasie und davon brauchst du eine Menge wenn du eine Schwester verloren hast über dir in einem Bett mit gespreizten Beinen kalt das fiebrige weiße Blut der Armee empfangend meine klare geordnete überlegene große Schwester Jasmin die mir so viele Briefe schrieb die in meinem Alter schon nach Paris ging um acht Jahre später als diplomierte Chemikerin zurückzukehren als Verlobte eines älteren Mannes der bereits verheiratet war ich wollte einmal

einen Piloten heiraten den ich in Paris sah nicht in der Luft oder am Flughafen sondern auf einem der Märkte auf denen man Arabisch hört fast wie daheim er beachtete mich natürlich nicht ein orientalisches Kind von elf Jahren er streifte mich nicht einmal

mit seiner blauen Uniform

er ist Franzose Schwester Engländer oder Deutscher Franzose es sind ja immer nur Figuren aus Feuer aus Wasser aus Rauch

im Feuer

unserer Geschichte der Pilot sieht hinab auf das ockerfarbene Häusermeer von Bagdad gespalten vom Tigris wie von einer grauen stählernen Schlange die Kuppeln der Moscheen sitzen wie türkisfarbene Muscheln im Staub unaufhaltsam zieht die Maschine in ihre Wahnsinnshöhe hinauf rüttelt wie ein Bus auf einer unsichtbaren holprigen steilen Piste in lichtblauer Wüste

der Pilot dreht den Kopf mit der funkelnden Sonnenbrille er wirft einen Blick durch das Seitenfenster er sieht

(als einen gefährlichen Traum!)

unser Schiff

in der Luft

nur wir beide stünden an der Reling denn der König wäre ausgegangen um junge Männer (von jungen Männern) zerquetschen zu lassen (das Übliche) er sähe uns im Sommerhimmel flirren das silberne Segel die schmalen silbernen Bänder in unseren weißen leichten Kleidern er spürte die Nachgiebigkeit

der Liebe

denn das hätte einmal sein können (oder auch nicht) ich wäre eine Tänzerin

gewesen

im Innenhof einer alten Karawanserei zum Beispiel die man in ein Restaurant verwandelt hätte tanzte ich bis eine Flut von Geldscheinen über meinen kurzen Schleier meine Schultern meine halb entblößten Brüste meinen schwingenden nackten Bauch segelten (die ägyptischen Filme der sechziger Jahre in Videokassetten versiegelt wie in schmalen Särgen im Kleiderschrank von Farida) der Pilot sieht mich jetzt im Himmel fliegen wie am Vortag im Rauch der Wasserpfeifen im Schweiß

meiner Raserei

ich muss doch auch wie meine Schwester sein ich muss doch auch

mich

lösen können ich verschwimme in der Luft (ebenso das Schiff unsere Dau die fiebrige irrlichternde Kontur meiner Schwester) und der Pilot kann jetzt wieder klar sehen die Instrumente (Ladedruckmesser Höhenmesser Fahrtmesser sanft schwappende Blau-Braun-Drehscheibe der künstliche Horizont sagt Sami hatten wir je einen anderen Schwester kreiselnde blinkende flackernde Elektronik Wasser Treibstoff zitternde weiße Zeiger auf schwarzem Grund)

die Libelle sagt Sami dieses weiße Dings das wie eine Banane aussieht

Turn Coordinator

dreh dich zurück Schwester nimm den Piloten aus der Luft die toten Libellen aus dem Fluss lösche das Flugzeug aus dem Himmel

seit zehn Jahren kann es gar nicht sein dass eine Verkehrsmaschine von Bagdad nach Paris fliegt es gibt Bagdad nicht einmal im Flight Simulator morgens um sieben schaukelt Sami mit schläfrigem Blick über einer Landschaft in Italien vor Rom wie er glaubt über sanften Hügeln ohne Häuser ohne Menschen und Bäume als wäre dort alles wie von einer Wut gelöscht oder mit lehmgelber Farbe überpinselt wie die Straßen von Bagdad in jenem

Sturm

der letzte Woche Sandkörner in jede Ritze unseres Hauses trieb als hätte er einfach durch das Glas der Fenster wehen können gestern putzte ich mit Farida die Küche das Bad und jedes Zimmer aber heute Morgen streicht nur noch ein leichter Wind um das Haus das in einem ruhigen safrangelben Licht liegt das alte schiefe plump vergrößerte Haus meines Urgroßvaters in Betawiyn in das wir vor vier Jahren zogen nachdem Tarik für immer mehr Arbeit immer weniger Geld erhielt und auch wenn Jasmin nicht mehr zu uns zurückkehrte nachdem sie aus Paris kam (mit Kasim der drei Jahre für die Scheidung von seiner ersten Frau brauchte obwohl sie schon längst beschlossene Sache und mit dem Kadi geregelt war) sitzen wir hier enger aufeinander als je zuvor

die helle Neubauwohnung hätten wir auch nicht halten können wenn Tarik wie so viele Ärzte Wissenschaftler Dichter Professoren seine Bücher und die unseres Urgroßvaters verkauft hätte

auf einer alten Decke auf der Erde wie ein fliegender Händler

fliege

weiter mein wirrer kluger kleiner Bruder Sami auf dem gebrauchten Computer den Jasmin beisteuern durfte (sonst nichts außer Bücher und Videokassetten für mich) er klappert auf der Tastatur pfeift er träumt vom Studium in Amerika und den Girls dort er fiele tot auf den Rücken sähe er ein Mädchen wie dich Schwester woanders als auf einem Bildschirm

im Bad

wasche ich mir das Gesicht streiche mit nassen Händen über mein Haar wasche die Arme bis zu den Ellbogen die Füße bis zu den Knöcheln ich spreche die Fatiha ich kehre in mein Zimmer zurück sinke zu Boden auf meinen schmalen hellblauen Teppich atme den Wachsgeruch der Dielen ein es hilft manchmal noch manchmal gelingt es mir noch ohne jeden Zwischengedanken zu beten und ich spreche den Thronvers weil ich etwas Großartiges und Beruhigendes möchte etwas das alles auch die Wunde meiner Schwester

(in ihrem Kopf das was sie verändert hat)

verschließt und den Himmel über Bagdad wieder öffnet während wir nur weiter leben und träumen und schlafen

Gott schläft niemals

Schwester für dich ist es noch die Nacht des ersten Tages die Schattenlinie wandert langsam über das zarte Blau und Weiß der Erdkugel es gibt Paris es gibt New York es gibt Bombay und Peking mein Vater Tarik brachte Sami eine CD von einem dankbaren Patienten auf der man sich Städte in Postkartenmotiven ansehen kann vom Boden aus als wäre man dort auf den Straßen ich betrachte das viel lieber als den Flight Simulator über die Schulter meines Bruders der sonst eigentlich geweckt werden muss

von Tarik der morgens zumeist als Erster in der Küche sitzt Tee trinkt und liest oder gar Gedichte schreibt bevor er zur Arbeit geht als könnte er mit Versen heilen

dein Gesicht sagte er einmal zu mir

macht mich gesund

wir frühstücken Farida besteht darauf dass Sami etwas isst wir gehen zu dritt aus dem Haus die Männer unserer Familie mit keinem rede ich über Jasmin aus Furcht sie fänden nichts dabei oder glaubten umgekehrt den (einflussreichen und gefährlichen) Major angreifen zu müssen was für ein Unsinn was denke ich noch ist die Luft halbwegs angenehm in drei Stunden wird es über 40 Grad heiß sein eine verstaubte Palme raschelt im Wind neben einem Telefonmast von dem zerrissene Kabel hängen der Getränkeverkäufer (SevenUp Mirinda Orangen- und Granatapfelsaft) verscheucht einen zerlumpten Jungen von seiner Auslage ich ziehe mein Kopftuch zurecht hebe die Füße über die inmitten der Gasse laufende Abwasserrinne ich brauche nur zehn Minuten nach Norden zu gehen um zur Schule zu kommen an der Nidhal-Straße trenne ich mich von Tarik und Sami seit wir in Betawiyn leben mit seinen verschachtelten alten lehm- und ockerfarbenen Häusern mit den zu Sitzbänken hochgezogenen Türschwellen den engen Gassen dem ineinander verkeilten Leben sind wir tiefer und vollständiger wie neu

eingeboren

in Bagdad

damals aber waren wir modern und hatten ein hohes Einkommen wir gingen in einen Club ich trug einen kurzen weißen Rock brauste auf meinem roten Fahrrad durchs Viertel ich sollte Tennis lernen und wir fuhren mit dem Taxi auf einer glatten endlos langen Piste durch die Wüste zum Flughafen nach Amman und so

kam ich nach Paris mit elf ins Ausland ein

einziges Mal

Martin

Die University Lodge eine Art Garagenmotel auf einem Grashügel Triangle Street die orangefarbene abwehrende Hand der Fußgängerampel ist hier ernst zu nehmen falls es dir dein Leben noch ist aber hier fehlt nur der Überblick über drei seltsam zusammenlaufende Straßen danach geht alles

glatt und gefahrlos zwischen flachen weißen und backsteinroten Shops Cafés Restaurants die Blue Sky Gallery The Toy Box ein Buchladen ein Plattenladen St. Brigid’s Catholic Church mit dem frei stehenden Glockenturm gegenüber dem Unitarian Meetinghouse

morgens um acht

ist es noch still die Busse die schnaubend und unermüdlich die fünf Colleges und die Schlafstätten der Studenten miteinander verbinden sind noch fast leer

man grüßt mich vor der Feuerwehrstation

noch

bin ich nur der nicht mehr unfröhlich geschiedene UMass-Professor Anfang fünfzig und einigermaßen gut erhalten (wiederhergestellt) und wieder

ahnungslos

auf dem letzten Lauf für mehr als ein Jahr

es ist das Alleinsein mit meinen Gedanken meinem Atem dem rhythmisch pulsierenden Kaleidoskop meines Lebens in der Erinnerung das mir das Laufen so wertvoll macht die letzten unbeschwerten unverblümten Gedanken an die glatten Brustwarzen wie große kastanienfarbene Spielzeughütchen an die Kollegin vom Hampshire College (das rauchblaue Haus in der Spring Street) an der üblicherweise belebten aber ebenfalls noch schlafenden wichtigsten Kreuzung des Orts sehe ich stets (mechanisch eigentlich) nach links in die Main Street hinein zu dem Ensemble aus backsteinroter City Hall und granitgrauer Episkopalischer Kirche das mich mit seinen Steinbögen und Burgzinnen an die Modelleisenbahnlandschaften meiner Kindheit erinnert wohingegen die

Jones Library

mit ihrem wundervoll altmodischen Hitchcock-Film-tauglichen Interieur zu so vielen Erlebnissen in Sabrinas frühem Schulalter zurückführt und ich jedes Mal wenn ich das dahinter liegende kleine historische Museum sehe das ich nie betrat (aufwändig gearbeitete Quilts vermutlich und mit Schnitzereien versehene Walfischzähne alte Wetterfahnen in Indianer- und Adlergestalt Heckbretter Spinnräder Flinten Bärenfallen und sorgsam bemalte Gallionsfiguren die unentwegt in die blassen Meere des Vergessens hinter den staubigen Museumsfenstern tauchen in denen wir achtlos vorbeischwimmen) eine einzige Szene vor mir habe gestochen scharf in

glücklicher Panik

als Amanda elf Tage über dem errechneten Termin

eben hier

wankte und zu Boden ging sich auf den Rasenstreifen setzte bis ein freundlicher dicker junger Bankangestellter von gegenüber um die Ecke lief und mit einem Rettungswagen zurückkehrte

vor neunzehn Jahren

kam hier (nur einen Hügel weiter die Klinik hinter den noch sommergrünen Ahornbäumen und Kastanien) Sabrina zur Welt auf Amandas Bauch ihrer

Mayflower

zitternd hob sie das feuchte Köpfchen und suchte unseren Blick mit einem schwarzen magischen unbedingten Ans-Land-Gehen-Wollen und in diesen Minuten vollkommener

Dreieinigkeit

bin ich ebenfalls von Bord gegangen und angekommen zwischen den Green Mountains und den White Mountains den Kühen von Vermont und den Buckelwalen von Nantucket südlich von HISTORIC Deerfield und malerischem Springfield im eifrig Studenten hätschelnden und quälenden Südende von Pioneer Valley hier in dieser Universitätsstadt in deren Zentrum es ab vier Uhr nachmittags so aussieht als würde man sämtlichen Bewohnern das wirksamste Elixier ewiger Jugend über die Trinkwasserversorgung einflößen abgesehen nur von einigen Alibi-Erwachsenen im besseren Alter und seltsam gefälscht wirkenden Kleinkindern hier kam ich an

wenigstens mit allem was ich liebte und meinem besseren erwachsenen Leben zurechnen konnte meiner Vernunft und der Faszination daran dass ich mit Sabrina nun

endgültig

zur Hälfte in Amerika beheimatet war

zu zwei Dritteln vielmehr denn Amanda war damals noch lebendiges Zuhause ihr sehniger Hals der Schweiß zwischen ihren Schlüsselbeinansätzen ihr selbst nach vierstündigen Wehen noch glattes kühl wirkendes silberblondes Haar das frische helle Meer in ihren Augen eine morgendliche See schon immer hatte sie diese maritime Ausstrahlung für mich du denkst unwillkürlich an einen klaren Tag an trockene Salzkristalle frischen Bootslack gewachste Seile poliertes Teakholz gescheuertes Messing weiße Segeltuchschuhe an die Klarheit und Energie einer Küstenregion wie an den Stränden von Cape Cod oder

auf jenem scheußlichen Long Island eben

wir hätten vielleicht am Meer wohnen sollen nicht nur einige Sommerferien im Haus eines Kollegen in Rockport verbringen aber das ist nur ein besserwisserischer Gedanke aus einer schlechteren Zukunft die wie ein zerfledderter Rabe hinabsieht auf Amanda in Jeans und T-Shirt die Fensterrahmen lackierend die Blumentöpfe auf die Porch schleppend Sabrinas Fahrrad über den Rasen schiebend unter ein Sonnensegel zwischen Garage und südlicher Hauswand das sie selbst zugeschnitten und gespannt hat mit Gartenschere und Strohhut zwischen phosphorgelb glühenden Hecken mit einer grünen BBQ-Schürze und Grillzange zwischen meinen Lehrerkollegen perfekt

falsch

in jedem Bild als hätte sie eine penible Künstlerin (Sabrina als Zehnjährige) aus einem der nie publizierten großen Fotokataloge des Lebens geschnitten als fehlte sie plötzlich auf einer Yacht vor Rhode Island in einem Restaurant auf der Upper West Side bei einem Geschäftsessen in der heimatlichen Kulisse von Palo Alto (die schrecklich genauen Schattenrisse ihrer Abwesenheit) als wäre sie aus dem ihr bestimmten Rahmen herausgetrennt und willkürlich oder gar mit einem gewissen Sadismus unter die Laubkronen auf die Holzveranden vor die Sportanlagen und in die Bibliotheken und Unterrichtsräume der überall auf diese Hügel und grünen Täler verstreuten kleinen Highschools montiert um sie

zu prüfen vielleicht

einer jahrelangen selbstquälerischen Prozedur zu unterwerfen an deren Ende sie immerhin herausbekam wofür sie gemacht war (Küste Stadt Gesellschaft Geschäft) sie die mir zugeredet hatte New York City zu verlassen mit unserem noch ungeborenen Kind aus der Überzeugung heraus dass Neuengland das Richtige wäre dass eine Kalifornierin und ein Norddeutscher sich am besten in jenem weißen und grünen roten und goldenen Ur-Amerika der WASPs niederlassen würden in dem die Puritaner landeten die Winchester erfunden Cambridge und Berlin wiedererbaut der Kabeljau und die höheren Rekruten gefangen die besten Denker und Preiselbeeren gezüchtet die Präsidenten und die Ökofreaks gezogen die Hexen verbrannt die ersten großen Romane und schönsten Gedichte des Landes geschrieben worden waren erinnerst du dich an Woodstock

für mich

für Sabrina (vielleicht)

hatte Amanda recht

selbst hier noch im Wald zwischen 17 000 Einwohnern und 30 000 Studenten

BIS JETZT

in meiner Seifenblase noch intakter Gegenwart in der ich hinauslaufe

westwärts

zum Stadion und zu den Sportanlagen der University of Massachusetts um die ich meine zwei Runden drehe bevor ich wieder Frank Morgans Gartenzaun entlanglaufe die weißen hohen Latten in deren jetzt abwärts flackerndem Raster ich die Standbilder meines Lebens sehen könnte oder nur eine

weiße Wand

weiße Landkarte

Blutflecken auf dem weißen Land die vernichteten Indianerstämme die jahrzehntelang attackierten Siedlerdörfer (Sabrina mit acht oder neun Jahren im Heimatmuseum von Deerfield ungläubig vor der schweren Holztür des so genannten Indian House stehend in deren Mitte zahlreiche Axthiebe die unvergessene Narbe des Indianerangriffs von 1704 hinterlassen hatten ein faustgroßes Auge der Rückblick auf

unerbittliche Kämpfe

unerbittliche

Erinnerungen die Tür

in einer Vitrine

kann nicht mehr geöffnet werden) es gibt kein Weiß in der Geschichte es gibt immer nur ein Ausblenden oder Verengen Kaschieren des Blicks durchaus auch beim Tiefergehen Sich-Vertiefen in die relative Unschuld des 18. und frühen 19. Jahrhunderts ich kam auf Goethe als ich Amanda verlor als sie nach New York City zurückging in das ich einmal aufgebrochen war um radikal im späten 20. Jahrhundert zu leben ein Großstadtleben zu führen aus dem sie mich gelockt hatte (Sabrinas wegen und in der Vorspiegelung einer Familienidylle die sie selbst energischer als jeder andere zu glauben versuchte) um mich dann (kurz nach unserer Rückkehr aus Paris nach jener unseligen unsinnigen Reise zu dritt) in den Hügeln von West-Massachusetts sitzen zu lassen zu versenken wie in der Schlammzeit der

mud season

in der eine mit Ästen und Wurzeln gespickte graue Pampe die Wälder füllt als gäre etwas darin (der schmutzige Gedankenbrei einer künftigen Katastrophe)

nach dem eisigen Frühling in Paris sank ich ins 18. Jahrhundert zurück es war Zufall nicht Amandas nicht meine Absicht ich folgte dem Sarg meines vierundsechzig Jahre zuvor in Wien geborenen Kollegen Sigi Ramsauer eines famosen Klopstock-Goethe-Schiller-Herder-Hegel-Hölderlin-Mannes der nun sanglos dahinging in einem gemeinen beerdigungsüblichen Nieselregen der gegen meine honigfarben getönte Glasglocke (die Erweiterung meiner Sonnenbrille um meinen gesamten Körper herum den Skaphander aus Restalkohol und Guten-Morgen-Drink) tröpfelte ohne mich weiter zu stören ohne mich wirklich erreichen zu können hinter meiner Schutzhülle die aber dann doch

durchbrochen wurde so unmittelbar als hätte sie nie existiert und als würde ich nur dämlich angetrunken hinter einer Sonnenbrille meine geschwollenen Tränensäcke verstecken in schnöder Trauer-Camouflage

die feiste kräftige Hand des Dekans der UMass ging einfach hindurch (ich sah plötzlich die feinen Regentröpfchen auf meinem eigenen Anzug wie die Haut einer schwarzen Kobra) das rosige Gesicht glänzte vor mir auf er verstand sofort alles was willst du ihm schon vormachen seine Urahnen kauften tonnenweise Melasse auf den Westindischen Inseln brannten Rum daraus den sie nach Afrika gegen Sklaven verkauften die sie wiederum gegen Melasse tauschten der

Dekan lächelte im Regen (im Auftrag des Toten wie ich später erfuhr)

er sprach von den Fußstapfen die sich mit gelbem Wasser füllten während der Schlamm unter unseren Absätzen schmatzte wie in den Straßen des 18. Jahrhunderts in das ich mit seinem Händedruck versank als wäre unterhalb des Schlamms aus Whiskey und Selbstmitleid eine Schicht oder Sphäre einer blässeren ruhigeren sanften in gedämpften Farbtönen gehaltenen mit schwächeren Stimmen flüsternden Welt geisterhaft leichter Bewegungen die

Vergangenheit

die mir bislang regungslos und unzugänglich erschienen war jenes noch friedliche schwache noch träumende noch nachdenkliche Deutschland der Klein- und Kleinststaaten leidlich gequetscht zwischen dem zynischen schwulen preußischen Stiefel und den herzlichhochkatholischen Eisentitten der habsburgerischen Mutter jenes pfeifenrauchende Besinnungsdeutschland das erst mit dem harten Fall und Schnitt der Guillotine erwachen musste wurde für mich zu einem überschaubaren Expeditionsraum ich fand mich indem ich immer mehr darin verlorenging und etwas von der knorrigen Ruhe des alten toten Sigi Ramsauer überkam mich bisweilen eine Art Frühverholzung aus der ich langsam wieder Blätter trieb

die Vergangenheit ist erstaunlich

gesund

sagte der Dekan und strahlte als hätte sich gleich auch das Deutschland Wilhelm des II. und gar noch Hitlers und Goebbels’ zurückverwandelt in seine freundliche verworrene genialische Pubertät

nach den Jahren am Amherst College half mir die alltägliche Gegenwart der UMass ganz in die Wirklichkeit zurück eine große fette gewöhnliche Straßenkatze die auf einem flachen Hügel liegt einige massive Bürotürme ein trauriger künstlicher See die alte Kapelle das betonklotzige Fine Arts Center und die frischen Durchblicke auf die Wälder der Umgebung ich las

über Hölderlin und Goethe reiste nach Frankfurt und Weimar publizierte wieder erhielt Einladungen zu Vorträgen schrieb nicht Goethes Lieben sondern Goethe lieben auf Luisas Vorschlag hin

denk nicht über die Frauen hinweg sondern aus ihnen heraus gib ihnen deine Stimme einmal wolltest du doch Schriftsteller werden wirf die Fußnoten in den Papierkorb und sprich mit mir wenn du glaubst du bräuchtest Auskünfte vom anderen Planeten auf deinem Kopfkissen und so begann alles neu das Spiel mit

den Frauen dem Leben der Zeit

gegen die Scham oder Beschämung weibliche Stimmen anzunehmen gegen die mächtige Hypnose des 20. Jahrhunderts gegen die Furcht vor der freien ungeschützten narrativen (irgendwie femininen?) Sprache gegen den (männlichen?) Whiskey

schließlich hast du eine Tochter aufgezogen du weißt wie ein weiblicher Mensch groß wird (prinzipiell und in einem Beispiel wenigstens) und was eine Frau ist (die Professorin legt mir die warmen Fersen auf den Rücken)

Amerika kam zu sich

in den Zeiten von Goethes Lieben

stell dir Krawalle in Boston vor mit Friederike aus Straßburg (eine quicklebendige Pfarrerstochter schleppt ein Transparent in einer Wolke aus Tränengas Stop Bush’s War!) komm zur Tea-Party mit Lotte die das Brot schneidet im Kreise ihrer Geschwister (flieh bevor sie das Messer auf dich richtet) in einem Continental-Congress-Hotel in Philadelphia die Affäre mit Lili aus der Banker-Familie sie wendet sich dir offen und frei zu und bedroht dich mit einem ganzen Leben

also mach dich davon im Jahr der Unabhängigkeit nach Washington/Weimar zur blassen Frau von Stein der Hofdame die mit dreiunddreißig schon sieben Kinder geboren und fortgegeben hat und nun statt derer dich säugt mit ihrer blassen Milch ohne je von dir erfüllt zu werden umgeht sie dich dann höflich nach fünfzig Jahren Bekanntschaft mit ihrem Leichenzug einmal entliefst du ihr nach Italien um endlich (mit siebenunddreißig) die Jungmannschaft zu verlieren und auf den Geschmack der Jungen Schönen Derben Zupackenden zu kommen zehn Jahre nach der Unabhängigkeit wirklicher Krieg und wirklicher Frieden mit Christiane bis zum nächsten Krieg

es gibt eine Dorothy im Grass Root Kindergarten (University of Massachusetts Child Care) die dreimal pro Woche den Herrn Professor verschämt und zufrieden anlächelt als wäre die Arbeit an ihrer sommersprossigen Statue die Ursache seiner keuchenden Erhitzung im Spiel sein heißt immer auch die Fähigkeit zu anderen Spielen in sich zu spüren zwei Jahre lang (in den Schlammjahren aus denen mich der Dekan zog indem er mich im Campuspond der UMass versenkte) sah ich die Frauen gar nicht mehr an mit sechsundvierzig und siebenundvierzig hatte ich abgedankt bis ich mit einem Schlag nüchtern wurde und wieder so lebensfroh und gesellig dass Sabrina zu mir zog um doch in Amherst und nicht auf Long Island ihren Highschool-Abschluss zu machen

Suleika kommt Jussuph niemals näher wir sind

(glücklicherweise)

nicht Goethe und Marianne wir können so viel quälend Besonderes weniger und so viel glücklich Gewöhnliches mehr (Luisa groß und ruhig zwischen ihren hechelnden Studenten spanische Grammatik und lateinamerikanische Prosa erklärend Tapas und Fino auf der Porch sie drängelt mich mit den Knien hinaus als Sabrina mit David ankommt steuert meinen Ford vier Straßen weiter wir haben es eiliger als die Jungen wir sind denke ich viel stärker und deutlicher d a)

der Sultan wider Willen fürchtete die Frauen ebenso sehr wie er sie brauchte kam er deshalb auf den Orient (stickige Patriarchenluft in den Männercafés)

ich laufe im Tempo einer mäßig vorankommenden Pferdekutsche das Deutschland des Jahres 1815 wird erst in 130 Jahren und nur mit Hilfe der Vereinigten Staaten eine haltbare Demokratie entwickeln auf den Leichenfeldern zweier Kriege die vielleicht sogar für Napoleon Bonaparte unvorstellbar gewesen wären der nun gerade seine letzte Schlacht geschlagen hat mit dessen Ehrenlegionsorden sich der Alte schmückt wenn er am Nachmittag im Frack auftaucht um gesellschaftlich aufzutauen auf der Gerbermühle bei Oberrad am Main er ist gerade in den Orden der verrückten Hofräte aufgenommen worden ob orientalismum occidentalem er sieht von seinem Westfenster im Eckzimmer der alten Mühle über den Main nach Frankfurt hin keucht dann die Stiege herunter 66 Jahre alt zahnlos aber wieder schlanker nach vorn gebeugt die beinahe schwarzen Augen der in den Winkeln sinnlich geschwungene an der Oberlippe eingefallene Mund er bekommt einen Turban aus indischem Musselin zwei Körbe mit exotischen Früchten ein Feldblumenkränzchen mit Versen von Hafis und liest später am Abend aus dem eigenen Diwan lächelt und erschrickt über Mariannes Bajaderenlied (der Flammentod ich trage dich auf Armen aus Feuer in den Himmel die Stoffe die einen menschlichen Körper tausendmal schneller als Zunder in eine Flamme verwandeln

kommen erst noch)

beginnt nun bald den lyrischen Dialog mit dem Schauspielerinnenkind der kleinen drallen jetzt dreißigjährigen angeheirateten Ex-Adoptivtochter umsichtig bewirtet vom schöngeistig verworrenen Ex-Bankier und Ehemann

Suleika

Allgegenwärtige, gleich erkenn ich dich

überlebt

und wenn ich Allahs Namenhundert nenne

als Marianne

mit jedem klingt ein Name nach für dich

als fideles altes Frauchen immer noch (aber nie wieder auf Suleikas Höhe) dichtend auf der Gitarre klimpernd (die sie beherrschte nichts ist leicht sagt Sabrina) vor einem Jahr noch saß ich mit Sabrina und Luisa unter einer Kastanie vor der ahistorisch und schmucklos wiedererbauten Gerbermühle die Verhältnisse mit Frauen allein könnten doch das Leben nicht ausfüllen sagte der Alte auf der Kutschfahrt nach Heidelberg sie führten zu ausufernden Verwicklungen zu Qualen und Leiden oder zur vollkommenen Leere schließlich

all diese Pseudo-Nonnen mütterlich Frigiden bauernmagdhaft Derben oder pueril Künstlichen stets auf der Flucht vor der gleichwertigen Partnerin

aus Feigheit sagt Luisa aus Feigheit und Klugheit sage ich wie willst du Goethe werden wenn du bereits 1774 Lili Schönemann heiraten müsstest

im langsamen Pferdekutschentempo umrunde ich die Sportanlagen die noch völlig verwaist in der Morgenluft ruhen und im Sommer erst am Nachmittag zum Leben erwachen dann aber auf eine so geballte und energische Art mit Hunderten von Football und Baseball Spielenden eine Wiese nach der anderen (Männer- und Frauenmannschaften getrennt) füllend so dass man erschrecken könnte aber es ist doch so bei allen großen athletischen Stätten (die mich deshalb schon immer abgestoßen haben und zwar in jedem Land) und wir mobilisieren hier doch für Bildung und Erziehung we live in the heart of America’s education state we stand for freedom and enlightment, social justice and personal responsibility this is where liberal arts education started – and where it’s going this is

Massachusetts

im zügigeren Pferdekutschentempo werde ich überholt von einem Modellathleten mit Pferdeschwanz und nacktem Oberkörper ich höre die eisenbeschlagenen Räder auf dem hellen trockenen Asphalt Bagdad ist noch weit (die dunstige dröhnende sechsspurige Raschid-Straße verstopft mit Hunderten unwillig im Schritt fahrender rostiger verbeulter Autos in die Strommitte einscherenden roten Doppeldecker-Bussen kreuz und quer laufenden Fußgängern auf den Bürgersteigen türmen sich Teppichrollen Möbel Haushaltsgeräte Töpferwaren Kleiderkartons Wasser- und Eisverkäufer schreien und Frauen eilen vorbei mit weißen Kopftüchern und Baumwollkleidern oder in Jeans und Pullover oder verhüllt in schwarze Abayas) die Kutsche braucht kein Benzin im Jahre 1815 brennt die Öllampe noch mit dem Fett der Walfische die erst das Petroleum retten wird bei Kirkuk schlägt Feuer aus der Erde noch fast ungenutzt zwischen den grasenden Schafsherden öffnen sich die glühenden Feueröfen der Bibel in die Nebukadnezar Gefangene werfen ließ

die Schmetterlinge der toten Frauen umgeistern mich

die Flamme des Hafis lockt sie an

ich spüre nichts ich laufe ich bin inmitten meiner Zeit

wie

im Schlaf

Tarik

Über Hafis

kann ich einiges erzählen aber es wird mir gar nicht schön gelingen es ist

wie eine falsche oder gefälschte

Verschränkung von Zeit und Raum (wir sind jede Fälschung gewohnt wir lesen Orwell als Gebrauchsanweisung für den Fernsehapparat und als Wegweiser zum Kindergarten) die poetischen Höhenflüge und die besten Absichten landen und versinken in den Sümpfen des Marschlands in dem sich der Tigris in schweren Träumen verzettelt so gewunden und verworren wie du selbst im Schilf und Sumpfgras deiner Überlegungen begreifst dass du einmal deinen Staat dein ganzes Land erfassen und bewerten musst auch wenn du das nie wolltest in meinem

einzigen und wirklichen Leben

geriet ich tatsächlich einmal in die Sümpfe aber besser wir treffen uns im Vorgriff auf den Raum doch gleich weiter südlich im Paradies bei Al-Qurnah wo Euphrat und Tigris eins werden im Garten Eden als hätte der alte Fisch bei Bagdad den Köchen Grillmeistern Bäckern entrinnen können

durch einen 1000-Kilometer-Flug (genießen wir den Blick hinüber auf die grandiose Faltung des Zagros-Gebirges)

Fisch fliegt weit im Irak

wenn die Granaten einschlagen oder hundert Kilogramm fetter Gittan nebst Leibkoch sich die PRÄSIDENTENMASCHINE nimmt um nach Paris zu eilen wo man ihn flankiert von sonnenbebrillten Leibwächtern über dem offenen Feuer einer Nobelhotelküche nach original irakischer Art für den französischen PRÄSIDENTEN schmort in der Begeisterung darüber dass er unserem NOCHSTELLVERTRETER (Nebukadnezars Timurs Napoleons Hitlers und Stalins auf Erden) einen kleinen Atomreaktor zu unbedingt nur friedlichen Zwecken verkaufte

wie zwanzig Jahre zuvor an die israelischen Freunde die fünf Jahre nach dem Pariser Fischgrillfest den schönen neuen irakischen Reaktor in die Luft jagten aber

das ist lange her wiederum zwanzig Jahre die natürlich nichts bedeuten in der blutigen pulsierenden Lawine der Menschenzeit seit

Adam

in Al-Qurnah steht sein Baum hier kann man uns alte Fische zugleich aus dem Tigris und dem Euphrat ziehen aus der trägen Spiegelfläche des Zusammenflusses über die pechschwarze Kähne gleiten mit fünfzackigen Speeren Dynamitstangen oder Handgranaten fischt man hier da fliegen wir also im günstigen Falle am Stück zum Baum hinüber einem starr und schief stehenden blattlosen verdorrten Halbriesen eingeschnürt von Steinplatten vom Satan fälschlicherweise als endlose Herrschaft bringend gepriesen und doch die Erkenntnis verschaffend die Vertreibung bringend die Blendung am Jüngsten Tag droht seither allen die unsterbliche Herrschaft anstreben (Saddam mein Folter-Freund: das Gluteisen des Engels!)

der gestorbene Baum der Unsterblichkeit einmal war er grün er war schlangenlos im Koran und die Frau verführte nicht sondern aß einfach mit

ohne dass wir wissen ob sich die REDE hier wie ein Gentleman verhält oder Eva auch hier schon nichts zu sagen hatte

er war vielleicht grün in arabischer Doppeldeutigkeit Dreifachbödigkeit bei uns mein Bruder gibt es immer etwas zwischen Wahr und Falsch und das ist dann eine Geschichte

Kan ya ma kan … Es war und es war nicht …

eine Geschichte wie die unseres Lebens in dem die Unsterblichkeit erst unauffällig dann aber mit lautem Türknall verschwindet

der Baum war einmal grün und so kann Schahrasad die Geschichte vom jüngsten Kaufmannssohn und der belesenen Kindergärtnerin erzählen

Farida

hebt das Gesicht im heißen staubigen Frühling in Bagdad unverschleiert zwanzigjährig

die Braue sticht ins Herz

Jahre in der Morgenröte

heftige stille sich in den Unterarm beißende Paradiese die nach Moschus und Orangen duften wie soll ich es sagen mein Bruder ich zerschnitt meine erste Leiche im Anatomiesaal und wurde zur Hälfte religiös denn die Ehe sagt der Prophet ist die halbe Religion (er selbst war also mindestens sechsfach gläubig) ich geriet in jene bedingungslose Haft die meine einzige und größte Befreiung war

Bestimmung

Dein Schlaf ließ meinen Atem stocken,

Sacht umfasst ich deine Wangen,

Als die Schellen deiner Locken